WALTHER VON
DER
/
VOGELWEIDE
Walther (von der Vogelweide)
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DEUTSCHE CLASSlKEß
DBS
MITTELALTERS
MIT WORT- UND SAGU£RKLÄRUNGEN.
BEGRÜNDET
VON
FBANZ PrEIFFEB.
ERSTER BAND.
WALTHEK \0i\ DEIl VOGELWEIDE.
LEIPZIG:
F. A. BROCKHAÜS.
1880.
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WALTllEß VON DER YOGELWEIDE.
HEUAUSGEGEBKN
VON
FEANZ PFEIFFEB.
SECHSTE AUFLAGE,
HERAUSGISGEBKN VON KARL BARTSCH.
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LEIPZIG:
F. A. BROCKHAÜS.
1880,
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OEM ANDENKEN
LÜDWIÜ UHLAND'S
OBWIBUEX.
VORWOET
fUS AÜVLA8H.
Die altdetttsche Literatur besitzt eine Reihe eplsijclier,
didaktischer und lyrischer Dichtungen, die durch ihren poe>
tischen Gehalt wie durch ihre kOnstlerische Form in hohem
Grade wflrdig sinil, dem deutschen Volke der Gegenwart wieder-
um nahe gerückt zu werden. Daß dies bis jetzt entweder gar
nicht oder nicht auf die rechte Weise geschah , ist eine un-
bestreitbare Thatsache. In der That sind , wenn wir etwa
das Kibelungenlied ausnehmen, die Dit litungen des deutschen
Mittelalters für die weit überwiegende Mehrzahl der heutigen
Lesewelt verschlossene Bücher, Bücher, die aui^er den Fach-
gelehrten nur selten jemand anders als etwa aus Neugierde
zur Hand nimmt, um sie dann recht bald und für immer
wegzulegen.
Daß der Grund dieser betrübenden Erscheinung nicht in
Gieichgültigkeit zu suchen ist, dalS im Gegeutheil in Deutsch-
land mehr als in andern Ländern die Lust und Liebe zur alten
nationalen Poesie vielfach lebendig ist, das beweisen die zahl-
reichen Übersetzungen und dei ( n weite Verbreitung. Aus
Übersetzungen lernt man alier den Geist der Vorzeit nur sehr
unvollkommen kennen. Mittelhochdeutsche Gedichte auch nur
erträglich ins Neuhochdeutsche zu übersetzen, ist ein Ding
der Unmöglichkeit: es kann nicht geschehen, ohne daß der
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vin
VORWORT ZUU ERSTEM AUFLAGE.
schönste Hauch und Duft mit unbarmherziger llaud davon
abgestreift wird, und was dann übrig bleibt, ist höchstens
ein mattes Abbild des ursprünglichen Werkes. Zu diesem
aber, zur Quelle, muß die Gebildeten führen, wer ihnen von
altdeutscher Sprache, Kunst und Poesie den rechten Begriff
geben will.
Leider ist in dieser Beziehung vieles verabsäumt worden.
Statt die Leser zu sich heranzuziehen dadurch, dal^ man
ihnen die Wege ebnete, die zu diesen Schätzen fahren, und
die Schranken hinwegräumte, die den Zugang wehren, ge-
schah von ihren Pflegern und Hütern, mit wenigen rühm-
lichen Ausnahmen, das gerade Ciegentheil; nicht mit Absicht,
wie ich glaube, aber aus Uugocliick, aus Verkennung dessen,
was Noth thut, wenn das Altdeutsehe iiieht für immer eine
Wissenscliaft von Gelehrten für Gelehrte bleiben soll. Einst
haben hierüber andere, gewiss richtigere ^Ansichten gegolten.
Als im Beginne dieses Jahrhunderts die wissenschaftliche
Erforschung des deutschen Alterthums, seiner Sprache und
Literatur, ihren Anfang nahm, liefS man nur selten ein altes
Denkmal im Drucke ausgehen, ohne ihm, in liebevoller Sorge
für den der Sprache Unkundigen, Aninerkuugen oder ein
Glossar oder auch beides zugleii li mit auf den Weg zu geben.
Es geschah dies in schlichter einf.ielier Weise: treu und an-
spruchslos gab man das eben erst Gelernte, Gefundene oder
Entdeckte bin, dankbar wurde es aufgenommen und in einem
feinen Herzen bewahrt. Die innere Wärme, die Lust und
Freude des Herzens, die aus diesen ersten, yielfach noch
unvollkommenen Versuchen, die Geisteserzeugnisse der Vor-
zeit der Gegenwart wiederum nahe zu legen, so deutlich her-
Torbricht, wirkte anregend, ja begeisternd und ist heute noch
geeignet, jeden Empfänglichen aufs wohlthuendste zu be-
rühren: ein edler Eifer und W'cttstrcit beseelte und verband
die Lehrenden und Lernenden, deren Kreis sich zusehends
erweiterte, und es ist nicht zu ermessen, wie ermutliitrend
und fördernd diese lebendige, immer mehr sich steigernde
'J'heilnahme auf die Arbeiten jener Männer gewirkt, die das
deutsche Volk aus der Fremde wieder in die Heimat führten,
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VOBWOBT ZUB BBSIBM AUFLAaS.
IX
es sich selbst keimen and au sich glauben lehrten, und
wie mächtig sie zum raschen Aufschwünge der Wissenschaft
beigetragen hat, die vor andern die deutsche genannt wer-
den dart
Bis gegen die dreißiger Jahre hielt nnter den deutschen
Sprachforschem diese löhliche Sitte an, ohwol die erklftren-
den Bei- nnd Zugahen immer spärlicher nnd mit schlecht
verhehltem Widerwillen dargeboten wurden. Von nun an
blieben diese ganz wog und es begann jene Reihe glänzender
kritischer Ausgaben, die in die Abwesenheit aller und jeder
Erklärungen ihren Stolz setzi n und dafür in einem Schwall
ungenieAbarer Lesarten ein seliges Genügen ünden. Die Fol-
gen dieser neuen Weise, die man, im Gegensatz zu jener
frahem sogenannten dilettantischen, die wissenschaftliche, die
methodische zu nennen lieht, liegen zu Tage. Man darf
sagen, daß gegenwärtig kaum jemand mehr ein altdeutsches
Buch kauft und liest, als wer mnlS, d. h. wer durch seinen
Beruf dazu Teranlaßt und genöthigt ist: ein winziges Häuf-
lein von Lehrern und Schülern. Dabin ist es, dank dem in
Deutschland immer noch in Flor stehenden scliulmeisterlichen
Klugel und Dünkel, nach so vielverheitienden Aufaugen, mit
der deutschen Alterthumswissenschaft gekommen.
Es dürfte daher wol au der Zeit sein, dalS die deutsche
Philologie auf der betretenen, zum Verderben führenden Bahn
innehält und andere, wir meinen jene alten, mit Unrecht ver*
lassenen Wege wiederum einzuschlagen wenigstens den Ver-
such macht. Ich habe seit Jahren gegen jenen Yorkehrten
Betrieb gekämpft, nicht mit Worten allein, sondern durch
die Tbat, indem ich durch eine Reihe von Ausgaben alter
Denkmäler praktisch gezeigt habe, wie ich meine, dab mau
es machen müsse, um die Laienwelt wiederum für die alt-
deutsche Literatur zu gewinnen. Obwol jene Werki' nicht
zu den hervorragenderen Erscheinungen auf diesem Gebiete
Bählen und daher selbstverständlich aurli Icein allgemeines
Interesse beanspruchen können, so hat mich doch der Krfolg
gelehrt, daft die jetat herrschende GleichgOltigkeit keine un-
ttberwindliche nnd daß es immer noch nicht zu spät ist,
X
VOBWOB« ZÜB BB8TBV AÜFLAGB.
durch freundliches £Dtgegenkoinine& und sorgsame Berttck*
sichtiguiig der Wünsche und Bedürfnisse der Leser die ver-
scherzte Theilnahme der gebildeten Welt wiederziieiobern.
In dieser Überzeugung habe ich gerne die Hand geboten
zu einem Unternehmen, das sich die Aufgabe gestellt hat, zu
billigen Preisen und in ansprechender Ausstattung der deutschen
Lesewelt eine Auswahl der schönsten mittelhochdeutschen Dich-
tungen in commentierten, mit allen zum Yerstftndniss dienen-
den Mitteln versehenen Ausgaben darzubieten. Daß die Aus-
fahrung eine des hohen Zieles, das wir uns gesteckt, wflrdige
sein werde, dafür bürgen die Männer — lauter Namen von
gutem Klang und bew&hrter Kraft — , die dem üntemehmen
ihre Mitwirkung freudig und bereitwillig zugesagt haben. Ge-
lingt es, was wir zuversichtlich lioffen, unsern vereinten Be-
mühungen, die vielfach herrschende Scheu vor den fremden
und ungewohnten Lauten der alten Sprache zu überwinden,
die Liebe zu den Dichtungen der Vorzeit, die nur schlum-
mernde^ nicht erstorbene, im Herzen unseres Volkes neu zu
beleben und einem größem Kreise als bisher diese Quellen
echter lauterer Poesie dauernd zu erschließen, so glauben
wir etwas Großes gethan zu haben, etwas, das der strengen
Wissenschaft, die stets nur Sache Weniger sein kann, nichts
vergeben, sondern ihr hundertfach zu Gute kommen wird.
Gehoben und getragen von der allgemeinen Gunst, gestärkt
durch den Zufluü frischer junger Kräfte, wird sie vor dem
jetzt ihr drohenden Stillstand, d. h. Rückschritt, bewahrt und
ucuen Zielen und neuen Siegen eutgegengeführt werden.
Ich eröffne unsere Sammlung, die znnftchst das Nibe-
lungenlied, die Kudrun, die Werke Hartmann's von Aue,
Wollranfs Parzival, Gottfried's Tristan, Rudolfs Wilhelm,
nebst einer Auswahl von kleinem Krziihlunf^en und geistlichen
Dichtungen umfassen soll, mit den Oedirhten Walther's von
der Yogelweide, mit dengenigen unter den namhaften Dichtern
also, der um seines ungemeinen Talentes und seiner vater-
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VOBWORT ZUB EBSTBN AUFLAGE.
XI
läiidischen Gesinnung willen vor Allen würdig ist, das Ban-
ner voranzutragen.
Früh schon zog dieser gröüte deutsche Lyriker des Mittel-
alters die Aufinerksamkeit unserer Gelehrten auf sich, und
wie dauernd er sie zu fesseln wußte, beweist die ansebn*
liehe Reihe der ihm gewidmeten Ausgaben, Erl&uterungs-
Schriften und Abhandlungen, Ton denen hier bloß die erste
und die jüngste, die herrliche Schilderung Uhland's (Stutt-
gart IS'22) und das Leben Walther's von Max Rieger (Gießen
1863: diese besonders wegen der gewissenliaften, sorgfältigen
Forsclning) rühmend hervorgehoben werden sollen. Gleichwol
ist Walther nicht so bekannt, als er es zu sein verdient.
Zwar sein Name ist keinem Gebildeten mehr fremd, aber
seine Lieder haben gewiss nur Wenige gelesen, und dann
zumeist nur in Übersetzungen, aus denen ein richtiges Bild Yon
Walther's Kunst nimmermehr gewonnen werden kann. Yer^
lockendes für einen im Altdeutschen nicht vollkommen Be*
wanderten hatten die beiden Ausgaben des Urtextes freilich
nichts an sich, weder die mit fast nur historischen und kri-
tischen Aiiiiierkungen dürftig ausgestattete Lachmann sclie (Ber-
lin 1827, 184o, 185;^) und noch weniger die unlängst erschie-
nene von W. Wackernagel und M. Rieger (Gießen 18G2), die
lediglich Schulzwecken dienen will und daher, aui^er einer sehr
gelehrten Einleitung, nicht ein Wort der Erläuterung enthält.
Aus diesem Grunde wird sich eine Ausgabe des Originals,
die durch einen ausführlichen Commentar das zu leisten sucht,
was die beiden Vorgängerinnen beharrlich von sich gewiesen
haben, wol hervorwagen dürfen. Den Plan dazu hatte ich
schon Tor Jahren gefaßt und auch ohne die Veranlassung,
die ihn nun gereift, würde ich über kurz oder lang zur Aus-
iührung geschritten sein. Eine solche Ausgabe bedarf keiner
Entschuldigung oder gar Kcchtfertigung : sie ist einfach ein
Bedürfniss, dessen lielriediguug das deutsche Volk zu fordern
ein Recht hat.
Alle Welt ist einig darin, daf^ die mittelhochdeutsche
Lyrik, in weit höherem Mai^ als jede andere Dichtart, dem
Verst&ndniss des heutigen Lesers die größten Schwierigkeiten
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zu YOBWOBT EÜB BB8XBM J^VWLAS»,
darbietet Man hat es hier nicht wie in der Epi]^ mit ge-
gebenen Thatsachen, mit einer Beihe stetig fortschreitender
und sich entwickelnder Begebenheiten, sondern mit einem
bunten Wechsel individueller Stimmungen und Empfindungen
zu thun, aus einer Zeit überdies, die der Denk-, Gefühls-
und Sprechweise der Gegenwart viel zu ferne steht, als dali
' sie ohne eindringendes Studium überall erfaßt und begritien
werden könnte. Bei poetischen "Werken dieser Art sind daher
commenlierte Ausgaben geradezu unentbehrlich. Sie zu lie-
fern ist Sache der Fachgelehrten. Wer sie sich, unter die-
sem oder jenem Verwand, dennoch ersparen zu darfen glaubt,
zeigt nur, dalS ihm die eigene Bequemlichkeit mehr gilt, als
die Förderung der Erkenntniss. Diese auf jede Weise in den
weitesten Kreisen zu yerbreiten, ist kein Preisgeben, sondern
eine hohe würdige Aufgabe der Wissenschaft.
Uber iMiiriclitung und Boschafl'enheit «oUlier Commentare,
über die Art und den Umfang der zu gebenden sprachlichen
und sachlichen Erläuterungen werden die Ansichten allerdinirs
vielfach auseinander gehen Aber wer nichts wagt, gewinnt
nichts; gesetzt auch, dai^ der erste Versuch noch unvoll-
kommen bleibt, so wird es uns mit der Zeit, bei fortgesetzter
Übung und gutem Willen, schon gelingen, das richtige Ma6
hierin zu treffen. Welchen Weg ich bei diesem ersten Wurfe
einzuschlagen hatte, war ich kernen Augenblick im Zweifel. Da
unsere Sammlung sich zum Ziele gesetzt hat, die Theilnahme
der (iebihleten für die niitteliiochdeutschc Literatur zu ge-
winnen, genauere Kenntniss der alten Sprache aber nur bei
den Wenigsten vorausgesetzt werden kann, so mußte vor
allem auf jene weit überwiegende Zahl von Lesern Rück-
sicht genommen werden, «die vom Altdeutschen gar nichts
yerstehen». DemgemälS habe ich meine Ausgabe eingerichtet,
so praktisch und dem Verständnisse diensam, als mir nur
möglich war, und dabei alles sorgfältig zu Yermeiden gesueht,
was an die dem Laien unverständliche Geheimsprache der
Schule erinnern könnte. Die Erklärung durfte sich also nicht
auf die seltenen, in unserer Schriftsprache unüblichen Worte
und auf die Ausdrücke beschränken, die, zwar noch gebrauch -
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VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE.
XIII
lieh, ihre Bedeutung vcräiulort liabcii. soiulerii mulMe auf
jede ungewöhnliche AVortforni ausgedehnt werden. Öfter vor-
kommende Wörter und Formen sind in der Kegel nur einmal,
bei ihrem ersten Auftreten im Buche, erklärt Um jedoch den
Leser in den Stand zu setzen, die Stelle zu finden, wo das
geschehen i^, wurde ein besonderes Register aller erklärten
Wörter beigefügt.
Nicht immer sind es nur die AnsdrOcke, mit denen das
Vci btändniss zu ringen hat. Ks geschieht, in der Lyrik zumal,
iiäufig, daß jedes Wort eines Satzes klar und deutlich ist und
(loch der Sinn dunkel bleibt, der nur längerem Nachdenken
und genauer grammatischer Kenutniss sich erschließt. Bei
allen solchen Stellen und überhaupt schwierigeren Satzbildun-
gen wurde von dem wirksamsten Mittel der Erklärung, von
der Umschreibung, reichlicher Gebrauch gemacht
Außer diesen Anmerkungen, die zur Bequemlichkeit des
Lesers unmittelbar unter den Text gesetzt worden sind, gehen
den einzelnen Gedichten Inhaltsangaben voraus, die namentlich
bei den Minneliedern, wo der Gedankenzusammenhang nicht
immer sogleich deutlich zu Tage tritt, unerlaßlicli scheinen.
I^ci den Sprüchen ist dies weniger der Fall; um so nothwen-
diger waren hier sachiiclie Bemerkungen und Aufschlüsse über
die Zeitbestimmung und die historischen Beziehungen.
Noch ein Übriges glaubte ich thun zu müssen. Da zum
richtigen Verstehen richtiges Lesen und Betonen weit wichtiger
ist, als man insgemein glaubt, so schien es mir zweckmäßig,
über die Aussprache und über die Art, mittelhochdeutsche
Liederverse richtig zu lesen, kurze Anleitungen beizugeben.
In der äußern Anordnung der Gedichte bin ich Ton meinen
Vorgängern darin abgewichen, daß icli die laeder und Sprüche,
strenger als bisher, geschieden und zwischen beide Abthei-
lungen in die Mitte den Lcich gestellt habe. Diese Anord-
nung hat sich vor andern schon deshalb empfohlen, weil die
Lieder, mit geringen Ausnahmen, i^icbcslieder, die Sprüche
dagegen fast durchwegs lehrhaften und politischen Inhalts sind.
Von den Liebesliedem gehört ein Theil jedenfalls in des Dich-
ters firüheste Zeit, darum haben sie auch ein Recht, an der
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XIY
VOBWOBT ZÜB BB8TEN AUTLAGB
Spitze ZU Stehen. Die zuerst von G. A. Weiske (im Weima*
rischen Jahrbuch, i, 357 ff.) theoretisch aufgestellte, später von
W. Wackernagel praktisch durchgeführte Anordnung der Lie-
beslieder, die von der Ansicht auj^geht, sie seien ausschließ-
lich an zwei Personen, an ein Mädchen niedern Standes und an
eine Frau von vornehmer Geburt, gerichtet, scheint mir ohne
alle thatsächliche Begründung und läl^t sich mit dem dreißig-
jährigen rastlosen Wanderleben Waltber's schlechterdings nicht
in £inklang bringen. Ich habe daher die Lieder innerhalb
dieser Abtheilnng nach meinem Gutdünken geordnet.
Bei den Sprüchen richtete sich die Anordnung nach dem
Alter der Tdne und erst innerhalb dieser nach der sichern
oder muthmaßlichen Entstchunirszcit jedes einzelnen Spruches.
Zu einer strengen Durchführung der chronologischen Reihen-
folge ohne Rücksicht auf die Töne, wie Simrock sie vorsucht
hat, konnte auch ich mich nicht entschließen, da der hiedurch
etwa zu erreichende Gewinn mit dem Kachthcil, der aus dem
Zerreißen der Töne entspringt, in keinem Yerhältniss zu
stehen scheint Wer die historischen Gedichte nach ihrer
Zeitfolge zu lesen Yorzieht, findet dazu in dem S. 310 gegebe-
nen Yerzeichniss den nöthigen Behelf.
Zum Schlüsse sei mir gestattet, ein Wort des Dankes aus-
zusprechen für die mannigfache Förderung, die mir die Arbeiten
meiner Vorgänger gewährt haben. Sie zu benützen hatte ich
mit dem Rechte auch die Pflicht. Die Art, wie ich dies ge-
than, wird selbständiges Urtheil und sorgsame Prüfung nir-
gends vermissen lassen. Daß ich den von Lachmaiui und
Wackemagel aufgestellten Texten nicht blindlings gefolgt bin,
bedarf wol kaum der Versicherung und wird von Kundigen
nicht übersehen werden. Eine Aufzählung und Rechtfertigung
der von mir ftlr nothwendig erachteten Teztverbesserungen und
Anderes wird seiner Zeit in meiner «Germania» gegeben wer-
den; dort wollen meine Freunde auch ihrerseits den kritischen
Apparat, wozu hier der Ort nicht ist, niederlegen.
Wi£N, 20. Juni 1864.
Fbanz Pfeitvbb.
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9
VOR WOET
ZDR ZWEITEN AUFLAGE.
^^^^'nif]^ über ein Jahr nach ihrem Krscheinen ist die
erbte starke Auflage vergriffen und eine neue nöthij,' jjo-
worden. Wie fest ich auch von der Zweckmäßigkeit des
Unternehmens und dessen Gelingen überzeugt war, einen
80 raschen durchschlagenden Erfolg hatte ich doch nicht er-
wartet: er darf im Gebiete der altdeutschen Literatur, wo
neue Auflagen zu den seltenen Ausnahmen gehören und dann
erst nach Jahren, in großen Zwischenräumen, zu erfolgen
pflegen, geradezu ein beispielloser genannt werden. Eine
glänzendere Bechtfertigung und Bestätigung dessen, was im
Vorwort zur ersten Auflage über den bisherigen verkehrten
Hetrieb der deutschen IMiilologie und deren eigensinnige Ab-
kehr vom Leben und der Nation gesagt ist. konnte ic)i mir
niclit wünschen: nun wird niemand mehr in Zweifel i«ein, an
wem die Schuld lag und liegt, da£> unsere alte Poesie, QAch
ihrer Wiedererweckung aus vielhundertjährigem Schlafe, so
lange die Bolle des Aschenbrödels hat spielen müssen.
Die meisten großem deutschen Blätter, kritische wie po-
litische, haben sich mit seltenem Einmuth aufs anerkennendste
über, das Unternehmen und dessen Ausführung ausgesprochen,
und zahlreiche Zuschriften, die aus der Nähe und Feme von
mir ganz Unbekannten an mich gelangten, ließen mich in
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XVI
YÜUWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE.
oft rührender Weise erkennen, wie groß und nachhaltig der
Beifall war, womit dieser erste Versuch, der Gegenwart die
Dichtung der deutschen Vorzeit wieder nahe zu racken, auf-
genommen wurde. Aber nicht die Laien allein, auch Fach-
genossen, Philologen und Literarhistoriker, darunter Kamen
von berühmtem Klange, Männer, die zum Lesen und Ver-
stehen unserer alten Dichtungen keines Coramentars bedür-
fen, haben unsere Sammlung mit Freuden begrüßt, weil sie
der Meinung sind, daß «was durch sie zur r»elobung unserer
alten Literatur geschehe, zum Verdienstvollsten gehöre, was
man überhaupt seinem Volke erweisen könne». Freilich sind
die so denken und reden Männer, die ein Herz fürs Volk
haben und der Überzeugung leben, daß die deutsche Philo-
logie, wenn sie ihren wahren Beruf erfallen soll, sich, mit
Durchbrechung der kOnstlich aufgefohrten Scheidewände, auf
nationalen Boden stellen mttsse, daÜ dort «die starken Wur-
zeln ihrer Kraft» ruhen.
Anders die s. g. kritische Schule. Für Ansichten und
Überzeugungen, wie die eben berührten, liat sie weder Sinn
noch Verständniss , denn die Wurzeln ihrer Kraft suclit und
Hndet sie ganz anderswo. Darum liebt sie es nicht, dali man
ihre Geheimnisse ausplaudert, und hält jeden Vcrsucli, einen
größern Leserkreis an den Resultaten unserer gelehrten For-
schungen theilnehmen zu lassen und auf diesem Wege für
die alte Poesie zu erwärmen und zu begeistern, für einen
Verrath an der Wissenschaft, als deren Hort und Hater sie
sich betrachtet. Es ist daher sehr begreiflich, d'alS unsere
Bestrebungen keine Gnade vor ihren Augen fanden, ja daß
sie es als ihre Pflicht erächtet hat, dem freveln Beginnen
cntgcgen/utreten und den Kindruck, nachdem er nicht melir
wegzuleugnen war, so gut es eben gieng, zu schwächen.
Eitles Bemühen I Die Zeiten ihrer Alleinherrschaft sind längst
vorbei, und die beiden missgünstigen Stimmen, die sich aus
ihrer Mitte über den ersten Band der Sammlung und über
diese selbst haben vernehmen lassen, werden dem allgemei-
nen Beifall gegenüber wirkungslos verhallen; zeigen sie doch
jedem, dem es etwa noch verborgen war, daß die Schule
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VOBWÜKT ZUK ZWElTJbl^ AUFLAGE.
ZYU
nicht nur keine Alinung bat von dem, was unsere Ausgaben
wollen, sondern daß ihr auch vollständig die Fähigkeit ge-
bricht, in einfacher verständlicher Weise lehrend und unter
richtend Tor die Gebildeten unsers Volks zu treten. Welcher
Leser Ton Geist und Geschmack muß sich nicht widerwillig
wegwenden, wenn ihm in dem als Probe gründlicher £rkl&*
gegebenen Commentar des Liedes Kr. 2 auf vier engge-
druckten Großoctavseiten mit langweiligster Geschwätzigkeit
auseinander gesetzt wird, was in ein paar S&tzen weit deut-
licher und bündiger gesagt werden könnte. Schärfer läßt
sich in der That die Grenze nicht bezeichnen zwischen dem,
was in unsere für ein größeres Publikum berechneten Aus-
gaben gehört, und dem, was etwa in einem akademischen
Hörsaal am Platze sein mag.
Doch darf ich mir hier ein näheres Eingehen auf diese
Dinge wol erlassen. Lieber will ich, statt in unfruchtbaren
Erörterungen mich zu ergehen, meinen Dank hier nieder-
legen far die liebevolle Theilnahme, welche, wie Fedor Bech
und Reinhold Bech stein der ersten,- so Karl Bartsch
und Rudolf Hildebrand der neuen Auflage haben ange-
deihen lassen. In Folge ihrer Bemerkungen und Anregungen
ist hier und da ein Verschen beseitigt, manches schärfer ge-
faßt und in den Anmerkungen vieles thcils gekürzt, theils
erweitert worden, sodaß die zweite Auflage in Wahrheit eine
yerbesserte genannt werden darf. Zu einer völligen Durch-
arbeitung, vielleicht auch theilweisen Umstellung der Sprüche
war es noch su frök und reichte die mir znbemessene kurze
Frist nicht Umsomehr freut es mich, auf ein inzwischen er-
schienenes Buch hinweisen zu können, das meiner Ausgabe
gewissermaßen zur Ergänzung dient. Ich meine «Das Leben
Walther's von der Vogelweidc > von Dr. Rudolf Menzel (Leip-
zig 18Gü). Des Verfassers Absicht war, eine, sämniilichc
Forschungen über Walther umtassenile, abschließende Arbeit
zu licicrn, nnd dies ist ihm sicherlich gelungen. Nur ist er
nach meiner Ansicht in dem Streben nach Vollständigkeit
öfter zu weit gegangen, indem er auf Meinungen und Hypothesen
Bücksicht nahm, die längst verdienter Vergessenheit anheim-
WALVBa» VOM SXE VOOSIiWBIDB. b
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Xnil VORWOET Elm DBITTBV lüFLAGB.
gefallen sind und aus ilirer Ruhe niclit liätten aufgestört wer-
den sollen. Dadurch ist das l^uch, nicht zu seinem Vorthei),
in manchen Thoilcn etwas breit und scliwcrtäilig geworden.
Auf der andern iSeite ist es jedoch mit so viel Warme, Liebe
und Hingebung an den Gegenstand geschrieben und verräth
BO viel gesundes Urtheil , feinen Sinn und Selbständigkeit der
Fonchiuig, daft es in der That einen Fortschritt bezeichnet
und in der Walther*Literatur eine ehrenvolle Stelle einnimmt
Mehrere seiner von den bisherigen Ansichten abweichenden
Zeitbestimmungen einzelner Sprache, auf die ich hier nicht
habe eingehen können, werde ich später an anderm Orte zu
besprechen üelegenheit hndeu,
AYxKM, 15. März 18G6.
VORWOET
»
ZU& DBIXT£li AUFLAGE.
Die Freude, seinen Walthcr in dritter Auflage erschoiiion
zu sehen , hat Franz Pfeitfer nicht mehr erlebt. Wiewol
stärker als die erste, hat doch auch die zweite Autlage in
yerh<nissmäßig sehr kurzer Zeit sich erschöpft, und die
Thatsache, dai^ innerhalb fünf Jahren Tiertebalbtausend Exem-
plare eines altdeutschen Dichters abgesetzt wurden, gehört
zu den erfreulidisten in der Geschichte unserer Wissen-
schaft
Die AuiTorderung der Yerlagshandlung , die dritte Auflage
zu besorgen, rückte mir die Frage vor, inwiefern es erlaubt
und geboten sei, au das Buch eines verstorbenen Freundes
die ändernde Hand anzulegen. Meine Betheiligung an der
zweiten Auflage wies mir hier den richtigen ^Veg. Für diese
hatte ich eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Textver-
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TOBWOBT ZUB DBITTBIT AUVLAOB.
l)esserungeii und Zus&tzen zu den Anmerkungen beigeBteuert.
Wie diesen Pfeiffer mit der ihn auszeidinenden Anerkennung
fremder Ansichten zum größten Theil Aufnahme vergönnte,
80 durfte ich annehmen, daß das, was ich seitdem gefunden^
ebenfalls Beiner Billigung sich erfreut hätte. Wiederholte
Beschäftigung mit dem Dichter und das Erscheinen der Aus-
gabe von V/ilmanns führte zu einer vollständigen Durch-
arbeitung des kritischen Materials, deren Kesultat ich au
anderm Orte besprechen werde. Nur das sei hier bemerkt,
dal^, wie die zweite Auflage an 21, so diese dritte an 24
Stellen größere oder kleinere Veränderungen des Textes durch
mich erfahren hat
Tiefer einschneidend wire die von Pfeiffer selbst beab*
sichtigte (vgl. S. XYII) iheilweise Umstellung der Sprüche
gewesen; sie habe ich daher unangetastet gelassen. Auch an
der Einleitung und au der Abhandlung über mittelhoch-
deutsche Aussprache und Verskunst habe ich nichts geändert,
wenn ich gleich in einigen metrischen Punkten von geringerer
Bedeutung nicht ganz die darin ausgesprochenen Ansichten
theile; nur mußten diejenigen Beweisstellen gestrichen werden,
welche in der neuen Auflage eine Verändening erfahren hatten,
mithin als Belege nicht mehr dienen konnten.
Eine hoffentlich nicht unwillkommene Beigabe der vor*
liegenden Auflage bilden die am Schlosse des Bandes be-
findlichen Vergleichungstabellen mit den übrigen Walther-
Ausgaben; denn da jede Ausgabe eine andere Anordnung und
Zählung hat, so kann man sich nicht ohne Zeitverlust eine
Übersicht derselben verschallen. Die Lachmann'sche allein
enthält den volistäudigeu Apparat, daher ist die Hinweisung
auf diese ganz besonders erwünscht erschienep. Die zweite
Tabelle , welche die Reihenfolge bei Lachmann zu Grunde legt,
läßt namentlich sa Tage treten, welche früher für echt erklärte
Gedichte von einem oder mehrern Herausgebern verworfen
worden sind.
EosTOCK, lö. December 1S69.
Karl Babtsch.
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XX yo&WO&T ZUB VIBBTSN, F&NVTBN ÜHD BBCH8TBV AtJFULOB
VORWORT
ZÜB VIEBTBN AUFLAGE.
Der vierten Auflage von Pfeiffer's Walther habe ich nnr
die Versicherung Torauszuschicken, dalV auch diesmal Text
und Anmerkungen eine genaue kritische Revision erfahren
haben. Die inzwischen erschienene Ausgabe von E. Simrock
(Bonn UB70) bot dazu nftehste Veranlassung. Ich habe der
beigegebenen Vergleiclmngstabelle der Ausgaben auch die
Numniernordming des Simrock'sclien Textes beigefügt, um ihre
Vergloicliung mit der vorliegeuden zu erleichtern.
li£lD£LßF.£Q, 31. JuÜ 1873.
Ka&l jBa&tscu.
TORWORT
RVB FÜNVTBB AÜFLAQB.
Am Texte fand ich in dieser fünften Auflage keine
Aenderungcn vorzunelimen , dagegen haben die Anmerkungen
an manchen Stellen eine andere Fassung und Berichtigungen
crfaliren.
Hbidblbbbo, 5. December 1876.
Karl Babtsch.
VORWORT
ZUB SECHSTEN AUSLAGE.
Auch in dieser Auflage ist unter Benutzung der inzwischen
erschieneneu Waltherarbeiten manches in den Erklärungen
verändert worden, der Text dagegen unverändert geblieben. .
JlEiDBLBBBOy 25. FobruaT 1880.
Karl Babtsch.
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£I>kL£iIL.Nä.
In der Reihe lebendiger Dichtercharaktere. wolvVe ans
dem deotschen Mhiel.il'er henorgegacgen sind, nimmt W .Zi-
ther Ton der Vogelweide eine der ersten, iint-r dcu l-itdoi-
üicLttrir d'if oI'ctj-.v ein. Diesen ho-hcn K-ir^: haln'.:
ihm schon st-ine Zt-ii gcn<: ssrn freudigen Herzens eingeniuiui :
bereitwillig und neidlos reicl.:rn sie ihm den dichteriscb.ou
Ehrenkranz dar. indem sie iLn. nua dem Tode Keiuni.ir's
des Alten, alsdoi Würdigsten erk ^r: :l Anfuhrer und Banner-
träger der S&ngerschar zu scin. >o i cttfried von SUuOburg«
er selbst der Ersten Einer, in jener wundervollen Stelle dv$
Tristan (s. Bedistem*« Aasgabe in DcuUche CUissiktr äts
MiUMUn^ Tn. Band, 479^ ff.)> ^ ^ dss YerstummeD det
Nacbtigill Ton Hagenau beklagt and also fortfährt:
so gebet uns eteliclieu rat!
ein sselic man der spreclie dar:
wer leitet nü die lieben schar ?
wer wiset diz gesinde?
ich waene, ich si wol vindo, 5
diu die baniere fiieren sol:
ir meistoriune kan ez wol,
diu von der Vogelweide.
hei wie diu über beide
mit höher stimme schellet! 10
waz Wunders si gestellet,
wie spsehe s' organieret!
wie si ir sanc wandelieret!
ich meine ab in dem ddne
1 etelic/ttn, irgend einen. — 2 sjjrrc/tr ,{(ir. erklJiro sich (licirathenil). —
3 di€ tieöen »ckar, die uunutliigo Schar der l^aohtigtaieu — Minue»i4n^'er.
— 4 «rbm, leiten, ftthreo. di» getinde^ dieie Oenotseuecliaffc (der StiiiKor).
— 5. 6 ich hoffe cHejeni;ij:e, velcbe das Banner tragen soll, v\oiiI jsu t'unlt'ii.
— 10 mit hoher ttimme, mit einer Stimnio, die aus auderii niüohtig hervor-
tönt. scheUm awr., eiMnen, enohallen laeten.^ll was wundtrs, wie viel
Wunderbares, stellen, anstellen, verrichten. — 12 sp<tht\ kunstvoll. — IS
wunäelieren, verändern, vei wandeln: es ist der kunstvulle Wechnul, die
IfMiIgftatigkelt der Tone und Welten, gemeint. - 14 gekOnC f ttr a6er. —
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iczn
her von Zith6r6ne, 15
dä diu gotinne Minne
gebiutet üf und inne.
diu ist di 2' li6?e k&memrtn,
diu sol ir leiteriime slnt
diu mrlaet Bt ze mmselie wol, 20
diu weiz wol, wfc si suochen sol
der minnen m416dte.
si linde ir cumpante
die müezen sö gesingen,
daz si ze firOnden bringen 23
ir trftren nnde ir senedez klagen.
Aber auch der Kachruhm fehlte Walthcm nicht. Von den
Dichtem der nächstfolgenden Zeit als ihr Haupt und Vorbild
betrachtet und gepriesen, lebte sein Andenken, obwol viel-
fach verdunkelt und sagenhaft entstellt, durch alle Jahr-
hunderte, in den Meistersängerschulen sogar bis zu deren
Erlöschen, fort, und die Gegenwart, vor deren Augen der
Fleii^ unserer Gelehrten seine Werke im alten Glänze neu
wieder hat aufleben lassen, hat nicht gezögert, das Urtheil
der Geschichte in seinem yollen Umfange zu bestätigen.
In der That haben wir allen Grund, Walthern vor Andern
hoch und werth zu halten; steht er doch seinem innem Wesen
und seiner ganzen Richtung nach dem lebenden Greschlechtc,
seinem Denken und Empfinden, näher als irgend ein Dichter
der Vorzeit. Die Gedanken und Anschauungen, die den
Geist und die Seele dieses großen Mannes erföUten und in •
seinen Liedern Leben und Gestalt empfiengen, sind fast die-
selben, die noch jetzt, nach mehr denn sechshundert Jahren
unablässigen, leider wcuig erfolgreichen Ringens und Käm-
pfens, die Gemüther der Deutschen bewegen und durch-
glühen. Allerdings hat auch er, nicht unempfindlich gegen
die zarten Regungen des Herzens, der Sitte der Zeit gemäß.
15 Zithirön] die Insel Cythera oder die Stadt Cythora auf der lusel
Kreta, wo VentiB Aphrodite BTterst landete und ihr Tempel stand. Durch
«Ion Zusatz: ich i7tein>> ab u. 8. w. sagt Gottfried ausdrücklich, daß er
nicht Walther*s Sprüche und politische Qedichte, sondern nur seine
Minnelieder hier im Auge hat. — 17 gebiuietf frebietet. ^/ und inne: auf
and in welchem die Minne unumschränkte Herrsch orin ist. — 19. rliu']
nämlich die Naclitigall vuji der Vogelweide, lid i' = da ze : die ist am
Hofe der Minne Hofmeistcrin. — 20 ze wünsche, so gnt man es wflnschen
kann, auf's Beste. - 'J2 die Liehesmclodie. — 23 cumpant^, Gesellschaft,
Genossenschaft. — 24 müezen, in Wunschsätzen: mögen. — 25 ee /ruuden
bringe», in X^nde ▼•rwandeln.
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xncLBiTuiva. mn
seine Muse und seinen Dienst jenem räthselhaften Wesen
gewidmet, das nicht Er und nicht Sie ist und doch, mit un-
widerstehlicher Gewalt, alle Welt in seine zugleich süßen
und schmerzlichen Fesseln schlägt; weit mächtiger jedoch
und tiefer ergriff und beherrschte ihn die Liebe zur Hei-
mat, zum Vaterlande, für das niemals ein Herz treuer
und wärmer geschlagen. Muthig und unerschrocken setzte
er für das kaiserliche Ansehen, für des Reiches Unabhängig-
keit von fremden unberechtigten Einflüssen sein gewaltiges
Wort ein und zu Deutschlands Ruhm und Preis ließ er seine
feurigsten Weisen erklingen, in Lied und Denkart ein wür-
diger Genosse des theuern, jüngst dahingeschiedenen Sängers,
dessen schon entschwebender Geist sich noch, nicht zufällig,
mit seinem, von ihm so schon geschilderten Vorgänger be-
schäftigte, den er, um der Eigenschaften willen, die auch ihn
zierten, vor allen geliebt hat.
Über Walther's Heimat und Geschlecht herrscht trotz aller
Bemühungen, es aufzuhellen, zur Stunde noch ein fast un-
durchdringliches Dunkel. Von den vielen Ansichten und Ver-
muthungen, die hierüber sind vorgebracht worden, zählt die-
jenige, welche Walther's Herkunft in die Maingegenden Ter-
legt, wol die meisten nnd gewichtigsten Anhftnger. Ich selbst
habe mich hiefür in einem hesondem Antetie (s. meine Ger-
mania , 5, 1 ff.), mit guten Grflnden, wie ich damals glaubte,
ausgesprochen. Jedenfalls hat Walther in Franken längere
Zeit gelebt, dort hatte er ein«i festen Wohnsitz, fühlte er
sich heimisch und fand seine letzte Rohestfttte. Dafi er auch
dort geboren sei, konnte freilich nicht streng bewiesen, son-
dern höchstens wahrscheinlich gemacht werden. Nun bin ich
anch in dieser Bezidiung wankend geworden.
Walther war von edler Geburt Das steht so fest als
irgend etwas, und die dagegen gemachten Einwftnde beruhen
aidTMissrerständnissen oder willtoiu'lichen Verdrehungen. Seine
Zeitgenossen, an ihrer Spitze Wolfram von Eschenbach, dessen
2«eugniss dedialb vom größten Gewicht ist, weil er ihn per-
sönlich kannte, und von den Spätem die meisten geben ihm
das Prädikat hir (Herr), was, weit entfernt eine bloße Höf-
lichkeitsformel zu sein, gleichbedeutend mit miUa, Ritter, ist
und in fröherer Zeit ausschließlich Leuten adelichen Standes
zukam. Bei den Wenigen, die ihn meiater nennen, geschieht
dies in so eigenthOmlich bezeichnender Weise, daß an eine
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XXIV
SlNLEIIUNa.
Absicht, Um dadurch zu einem bürgerlich -gelehrten Dichter
stempeln zu wollen, gar nicht zu denken ist. Wenn Ulrich
von Singenberg in seinem Nachrufe (s. S. 309) ihn msers
Sanges meisterf oder Reinmar von Brennenberg in seinem
Spruche, wo alle übrigen aufgefiihrten Namen ohne jedes
Prädikat erscheinen, minen meister von der Vogelweide nennt,
80 ist ohne Wort klar, daß sie ihn damit nur als meister-
haften Dichter, als ihren Lehrer in der Saugeskunst bezeich-
nen wollen. Noch deutlicher wird dies, wenn er in einem
Athem Meister und Herr zugleich genannt wird, wie vom
Marner: lebV von der Vogelweide noch min meister her Wal-
ther uud in der Uberschrift des Würzburger Codex: hie hebent
sich die lieder an des meisters von der Vogelwcide hem
Walthers,
War somit Walther ohne Widerrede rittcrbürtiger Abkunft,
SO ist auf der andern Seite ebenso «gewiss, dufi er keinem
vornehmen oder auch mir ano!;esehL'UL'u und begüterten Ge-
schlechte, sondern, wie die jMehrzahl der mittelhochdeutschen
Dichter, die sich einen Namen gemacht, dem niedern, dem
sogenannten Dienstadel angeliörte. Au seiner Wiege liat das
Glück nicht gestanden und auch später hat es ihm nie ge-
lächelt: nicht ein Tropten ist ihm, wie er selbst uns erzählt,
aus dessen Füllhorn zu Tlieil gcnvordeu. Darum ist in Urkunden
oder sonstigen Aktenstücken von ihm oder seinem Ges(;hlechte
auch niemals die llede.' j Das Desitzthum seiner Familie, von
dem er den Zunamen empfieng, muli daher ein mehr als be-
scheidenes gewesen sein. Das läßt schon der Name Yogel-
weide vermuthen.
Im Althoclideutschen bedeutet nämlich fogilweida soviel
wie anariinn, einen Ort also, wo Vögel entweder gehegt
werden oder sich zu versammeln piiegen. Ähnlicher Namen,
wie z. B. Vogelhaus, Vogelgarten, Vogelheerd, Vogelhof, gibt
es überall in Deutschland eine grolöe Menge. Es sind aber
alles keine Dörfer, die so genannt werden, uoch sonst grö-
ßere Örtlichkeiten, sondern vereinzelte, zerstreut liegende
Weiler, Höfe, Einöden, in der Regel mitten im Walde.
*) Auch die vor einigen Jahren aufgefundene Notiz in don Beise-
rechnungen des Bisoliofs Wolfger von Passau, wonach WiiUher im No-
vember (\v;ilirscheiulich I20o) /.u Zoiselinuuer bei Wien von dem Bischaf
eiuen Pelzroclc gesclienlct bekam, ist genau genommen kein urkundliches
Vorkommen.
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EINLEITUNQ.
XX7
Auch unter dem Vogelweido, von welchem Walther's Vor-
fulireu den Namen erhielten, haben wir uns demnach keine
grol.)e Besitzung oder gar eine Burg mit ragenden Thürmen
und /innen zu denken, es war vielmehr nur das einfache
Gehöfte eines niedern Dienstmannes in der Lichtung eines
Waldes. In dieser stillen, nur von dem Gesänge der Vögel
unterbrochenen Waldeinsamkeit mag Walther seine Kindheit
verlebt, und dort, im Verkehr mit den getiederten Bewoh-
nern, sei es des väterlichen Hauses oder des umgebenden
Gehölzes, mag die Lust zum Gesänge in dem zarten kind-
lichen Herzen zuerst geweckt worden sein.
Diese schon in meinem Aufsatz tiber Walther nieder-
gelegten Ansichten erhalten durch eine kleine Entdeckung,
die ich gemacht, unerwartete Bestätigung. Was unsern ver-
einten Nachforschungen nicht hat gelingen wollen, bin ich
nun nachzuweisen im Stande: die wiikliche Kxistenz eines
Ortes Vogelweide. Es ist keine späte, unsichere Quelle, aus
der ich meinen Nachweis schöpfe, sondern ein Denkmal,
dessen Abfassung der Lebenszeit unsers Dichters nicht zu
ferne steht. In dem unter der Regierung Meinhard's, Grafen
von Tirol und von 128ß Herzogs von Kärnten (f 1'295), in
deutscher Sprache geschriebenen, noch ungedruckten Urbar-
bacbe, in irelchem die Einkünfte des fürstlichen Hauses in
Tirol yerzeicbnet werden (Original-Handschrift auf der k. k.
Hafbibliothek in Wien, Nr. 2699), finde ich unter der Rubrik:
der aUe gelt (reditus antiquus) im Wibtal 61. 28*^ zwischen
Mittenwalde und Schellenberch anfgefflbrt: datif Vogelweidc
im dem herhisie driu pfunt. Über die Lage des Ortes
kann ein Zweifel kaum obwalten. Schellenberg liegt am
sadlichen Abhang des Brenner, oberhalb Gossensaa, Mitten-
walde zwei Meilen weiter unten im Thal, beide am Eisak:
dazwischen inne, etwa in der Nfthe von Sterzing, im Eisak-
oder obem WIptbal mußVogelweide einst gelegen haben. Einst,
denn jetzt ist der Hof, oder was es war, Terschwnnden und
nur an einem Walde scheint der Name noch haften geblieben
zu sein. In der Gemeinde Telfes (eine Stunde westlich von
Sterzing) findet sich n&mlich ein Wald, der, in zwei Theile
getheilt, Vorder- und Hintervogelweide genannt wird.*)
'*) Mittbeilang des Hrn. Prof. Tlicodor Mairhofer in Brixen, der «af
gütige Verweiulnng mcinr" d Hpu'ch IMuf. Dr. A. Ja^'cr diesen Wiutex am
BSisak mUhsamo Nachfuisciiuugcu dobhaib augeatelit iiut.
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XXTI
BIMI4BITUNO,
Dies Verschwinden erklärt sich leicht: das Gut war eben
• gar zu klein und unbedeutend; denn während die meisten
daneben aufgezählten Höfe und Huben sechzehn , achtzehn, ja
zwanzig und mehr Pfund an jährlichen Abgaben entrichten,
zahlt Vogelweide bloß einen Herbstzins von drei Pfunden.
Daher mag es gekommen sein, daß man es später zu einem
benachbarten größern Gute schlug, in welchem dann mit sei-
nem Bestand auch der Name untergieng.
Auf diesen meinen Fund besonderes Gewicht zu legen,
hatte ich anfänglich, ich gestehe es, nur geringe Neigung:
es wäre doch sehr wol möglich, daß es auch in andern
Gegenden Deutschlands nun ebenfalls abgegangene Ortschaften
desselben Namens gegeben hätte. Genauere Erwägtingen meh-
rerer hierbei in Betracht kommender Umstände haben midi
auf andere Ansichten gebracht. Es sei mir erlaubt, dieselben
hier darzulegen.
Bekanntlich sind unsere großen Liederhandschriften , die
Heidelberger, Woingartner und Pariser oder die sogenannte
manessische, aus kleinern Sammlungen oder auch aus Lieder-
büchern, welche fahrende Sänger sich zu eigenem Gebraucln»
angelegt, hervorgegangen. Hiebei Kritik irgend welcher Art
zu üben, war weder die Sache der Zeit überhaupt, noch
auch der großen oder kleinen Sammler. Daher kommt es,
daß manche Lieder in verschiedenen Handschriften unter ver-
scliiedencn Nanu n stehen, ja daß, wie z. B. in der Pariser,
Lieder do])pelt vorkommen und einmal diesem, das andere
Mal jenem Dicliter zugetheilt werden. In Folge dessen
herrscht über die Verfasser vieler Lieder große Unsicherheit,
die nur durch sorgfältige Forschung und genaue Betrachtung
der Eigenart der betrcfienden Dichter zuweilen behoben werden
kann. Auch Walther ist diesem Schicksal nicht entgangen,
und noch in Lachmann's Ausgabe sind auf die Autorität von
Handschriften hin Lieder aufgenommen, die andere Hand-
schriften mit mehr Recht unter andere Namen gesetzt haben.
Drei Sänger zumal sind es, deren Lieder mit denen
Walther's znm Theil sind Termischt worden. Wie leicht dies
geschehen konnte, wird sofort deutlich , wenn man bedenkt,
daß wenigstens swei derselben mit Waliher in nähern, jeden-
falls geistigen , wahrscheinlich auch persönlichen Beziehungen
gestanden haben. Von dem Einen, von Reinmar, ist e« so
viel als gewiss: die rflhrende Klage über dessen Hingang
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inruuTUNO.
xxvn
(s. Nr. 128) sowie" die darin enthaltenen Anspielungen ge-
statten kaum einen Zweifel, daß er es haaptsftehlicli war, unter
dessen Anleitung Waither in (Esterreich singen und sagen ge-
lernt hat Unsicherer ist dies hei dem aweiten, hei Ulrich von
Singenberg; dagegen hat Walther's Kunst mächtig auf ihn
gewirkt, ihr Einfluß macht sidi in all seinen Liedern he-
merkhar und zu ihm blickt er als zu seinem Meister empor
(S. 309). Findet somit in den gegenseitigen Beziehungen
dieser drei Dichter die theilweisc Vermischung ihrer Lieder
eine ein&che und natariiche Erkl&rung, so dürfte dieselbe
vielleicht auch in Bezug auf den Dritten nicht ganz zufllllig
sein, sondern aus einem fthnlichen Verhältnisse Beider her-
geleitet werden.
Dieser Dritte ist Leutolt von Soven. Die von Soven, ein
altes angesehenes Tiroler Geschlecht, waren Dienstleute der
Bischöfe von Brixen. Ihre Stammburg (das alte ROmercastell
Savione, später Savene, jetzt Sebcu) liegt eine Meile unter-
halb Brixen, hoch auf steilem Felsen am rechten Ufer des
Eisak. Wenn die Angaben Reinmar's des Fiedlers nicht
bloß auf einem Scherze beruhen , sondern ernst gemeint sind,
so wäre Leutolt, von dem nicht weniger als elf Arten lyri-
scher Gedichte , in denen ersieh vorsucht, aufgezählt werden,
einer unserer vielseitigsten und fruchtbarsten Minnesänger
gewesen. Leider sind davon nur wenige auf uns gekommen
und s^bst von diesen mußten mehrere, eben aus denen
VValther's, erst für ihn zurückerobert werden. Dies ist von
Wackernagel und Rieger in, wie mir scheint, überzeugender
Weise geschehen und in ihrer Ausgabe Walther's 8. 259 bis
270 findet sich nun sein Eigenthum, gleich dem des Ulrich
von Singenberg S. 209 — 256, vereinigt beisammen.
Über Leutolt's Lebenszeit herrscht, da sein Name in Ur-
kunden bis jetzt nicht hat nachgewiesen werden können, keine
vOlUge Sicherheit. Doch wird vom Kichtigen kaum weit ab-
irren, wer ihn mit Walther in die gleiche Zeit setzt, jedes-
falls gehört er in der Reihe der Sänger, welche den Höhe-
punkt der lyrisclien Kunst be/cichnen, zu den ältesten.
Waren Walther und Leutolt wirklicli Zeitgenossen und Nach-
barn (Vogelweide lag mit Soven im selben Thale. nur wenige
Meilen davon entfernt), so konnte /wisclion beiilon Iricht ein
persönlicher Verkehr, ein j.^etrc^nseitiger Antrieb und Wett-
eifer im Gesänge stattgefunden und zugleich Aulal^ gegeben
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XZTIII
EINLBITUVO.
lialicn, dal^ ihre gleichzeitig und in derselben Gegend ent»
standenen Lieder in den Aufzeichnungen der Fahrenden ver-
mengt und unter falschem Namen sind eingetragen worden.
Wie wenn die in einem Tone Walther's (s. Nr. 66) ge-
dichtete Strophe:
Hoerft, Walther, wie*z mr st&t,
min trütgeselle yon der Yogelweidel
helfe Buoche ich onde r&t:
diu wolget&ne tuet mir Til ze leide,
künden wir gesingen beide,
deich mit ir müeste bluomen brechen an der liebten beide!
von Leutolt an unsern Dicliter gerichtet wäre? Natürlich tiele
(lies in Walthers Jugendzeit, bevor er sich zur höhern Aus-
bildung in der Kunst nach (Esteireich begeben hatte.
In Tirol herrschte überliaupt um die Wende des zwölften
und dreizehnten Jahrhunderts und bis über die Mitte des
letzten hinaus eine rege Sangeslust, und nicht unansehnlich
ist die Zahl der Sänger, die das kleine Land hervorgebracht
hat. Außer Leutolt sind hier zu nennen der von Rubin (jetzt
Rubein, eine Viertelstunde von Meran bei Oberniais im Etsch-
thal), dessen Geschlecht ebenfalls mit den Bischöfen von
Brixen in Verbindung stand, Walther von Metze [Meiz un-
fern von Seven und Bozen), Wahsmut von Künzichen (ich
• glaube Künzen in der Gemeinde Pfitz bei Sterzing). Auch
von diesen Dichtem sind einzelne Lieder unter jene Walther^s
gerathen. Überdies werden sie Ton Sp&tem zuweilen neben
einander genannt (z. B. von Reinmar von Brennenberg :
Walther van Mesge, Bubtn und einer hiez Wahsmuot, oder
vom Maroer: WaKmuot^ Snhtn)^ wie denn auch in den
größem Liederiiandsebriften sich vielfach eine Neigung zu
örtlichen Gruppierungen bemerkbar macht Wenn daher in
der Weingartner Handschrift an eine Reihe von Sftngernamen
aus Tirol und an Tirol grenzenden Gegenden: Wachsmut, Hilte-
holt ▼on Schwangau, Wilhelm von Heinzenburg (aus Grau-
bandten), Leutolt von Seven und Rubin sich unmittelbar Wal-
ther von der Yogelwelde anschließt, so möchte ich das ebenso
wenig l&r etwas ganz Zufälliges halten, als die Znsammen-
stellung des Leutolt, des Walther von Metze und des Rubin
in der Pariser Handschrift, sondern bin geneigt, darin eine
Bestätigung za finden, daä Walther ein Tiroler und daß das
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BlMIiBITUMec
ZXIX
am Eisak nachgewiesene Vogelweide in der That Waither"»
Geburtsort ist.
niczu kommt noch ein weiteres wichtiges Moment. Als
gewiss darf betrachtet werden, dali die Entstellung des herr-
lichen Gedichtes (Nr. 188), worin er uns mit so ergreifenden
Worten den Besuch im Laude der Kindheit schildert, in
seine letzten Lebensjahre fällt. Lag des Dichters Heimat in
Tirol, so wissen wir dann genau, bei welcher Gelegenheit er
sie wiedersah. Es geschah während des Zuges, der im Juni
1228 dem Kaiser das kleine Kreuzheer aus Deutschland nach
den apulischen Häfen znföhrte, denn in diesem befand sich
nach Rieger s, wie ich nan glanbe, richtiger Darstellung, auch
Walther. Welcher Weg hiebei genommen ward, kann ich
zwar aus Mangel an Quellen nicht gans bestimmt nachweisen^
doch ist es mehr als wahrscheinlicfa, daft es derselbe war,
der von den deutschen Kaisern auf ihren Römerzogen in der
Regel, zuletzt noch von Otto lY. 1^ und Friedrich IL
1830, eingeschlagen wurde: die Straße aimlichy die Ober
den Brenner, dnicih das Eisak- und Etschthal, nach Verona
fthrt Auf dieser Fahrt, die der betagte Weither, wie mir
scheint, nicht sowol in der Absicht, selbst gegen die Hei-
den SU ziehen, mitmachte, als ridmehr um, wie froher
durch seine Sproche, nun dnrdi sein Beispiel die Lauen
zur Theilnahme am Kreuzznge aufzumuntern, und ton der
Sehnsucht getrieben, vor dem Ende noch einmal das Land
seiner Geburt wiederzusehen, hat er das Lied für die Kreuz-
frjirer gedichtet (Kr. 7S), und ihr verdanken wir auch sei-
nen Schwanengesang, in welchem sich, der Sonne ^eich
▼or ihrem Untergänge, die ganze Kunst, Tiefe und Innig-
keit des großen Dichters noch einmal in ihrer ToUsten Flacht
and Schönheit offenbart.
Ohne mir einzubilden, durch die Torstehende Unter*
sndiunf Wahher s Heimat mit unumstößlicher Gewissheit
festgestellt zu haben, glaube ich doch, daß nun fOr Tirol
gewiditigere Gründe als für jedes andere deutsche Land
sprechen. Streng genommen, steht die einzige Stelle« die
voii mir und An<lem als Beweis fär Waltber's fränkische
Herkoofi früher ist aufgeführt worden, mit nnserm Ergeb-
niss nicht eiiimal iin Widersprach. Als er jenen Sprach
wm NOmberger Hoftag dichtete ^Kr. 16 ii. war er bereit»
seit mehrem Jaliren im U*'hitx d»s Yom Kaiser empUL^^
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XXZ BIHLBITUNG.
nen Lehens. Dieses lag aller Yermuthung nach in Fran-
ken. Dort hatte er nan seinen festen Wohnsitz, das Heim-
wesen, gefunden, nach dem er so lange sich gesehnt, daher
konnte er den fränkischen Adel die heimischen Fürsten nen-
nen, mit dem nämlichen Recht, womit ein naturalisierter
Franke dasselbe heute noch thun dürfte. Die Frage nach
der Herkunft bliebe hier wie dort eine offene. Bis zur Auf-
findung neaer Quellen sind wir daher berechtigt, das hier
nachgewiesene Yogelweide im WipUial als Walther's Geburts-
ort zu betrachten.
Also doch ein (Esterreicher! Freilich nicht ganz so, wie
Lachmann gemeint hat, sondern nur in dem Sinne etwa, wie
man heute wol zuweilen den Hans Sachs einen Bai( r nennt.
Die Armuth und Noth, jene Mutter und Erzieherin so •
vieler großer Geister, hat auch dieses Talent gezeitigt, in-
dem sie Waltbern in jungen Jahren aus dem heimatlichen
Thal, wo sein dichterischer Genius zwar bereits die Flü<rel
geregt, aber kaum jemals zu so hohom Fluge sich autVe-
schwungen hätte, hinaustrieb in die Welt, ins öffentliche
Leben, und ihn zwang, sich der Poesie und Kunst ganz und
für immer in die Arme zu werfen. Kurz vor oder nach 1190
mag es gewesen sein, da& der etwa zwanzigjährige Jüngling
das väterliche Haus, das in seiner Beschränktheit dem Heran-
gewachsenen keinen Raum mehr bot, verlie(S und sich nach
Österreich begab, um dort die Ausbildung in der edeln
Sangeskunst zu suchen, deren auch der geborene Dichter
nimmermehr entrathen kann.
Zeit und Ort waren einem solchen Vorhaben so günstig
wie nur möglich. Die schönen Donaugegenden befanden sich
damals in einem so glücklichen und blühenden Zustand wie
kaum ein anderes deutsches Land. Die furchtbaren Ungar-
känipfe, die ehedem unablässig an den Grenzen der Ostmark
getobt, hattoji, wenn nicht ganz aufgehört, doch um vieles
von ihrer frühem Ilofti^ikeit verloren, und an dir Stelle der
allgemeinen Ihisicherheit und VcrwirrunG: war nun, zum ersten
male wieder seit langer Zeit, Ruhe und Friede, Gesetz und
Ordnung getreten. Die bürgerlichen Rechte und Freiheiten
wurden tlicils befestigt, theils erweitert, die Bevölkerung war
in stetiger Zunahme, Handel und Wohlstand in rascln in Auf-
schwünge begrilfen, und in AYien, das nächst Köln schon
damals durch Gröüe und Reich thum als die erste Stadt des
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BI]II*BITUir&.
XXXI
deutschen Reiches galt, entfalteten die Babenbergisclien Her-
zoge ihren glänzenden Hof halt und bildeten dort durch Pracht
liebe und verschwenderische PVeigebigkeit für Poesie, Kunst
und Wissenschaft einen Mittel- und Auziehuugspunkt, wie es
in Deutschland keinen zweiten gab.
In dieses reichbewegte, glänzende Leben trat der schlichte
Sohn der Berge, der außer seinem Talente nichts besaß, was
er sein eigen nennen konnte, dessen «ganzer Reichthum sein
Lied war». Nicht vergeblich durfte er dort um Einlaß bitten,
wo Sänger und Spielleute stets willkoimnene Gäste waren:
das allzeit offene gastliche Thor blieb auch ihm nicht ver-
schlossen: oben fand er freundliche Aufnahme und Unter-
stützung und in Reinmar dem Alten einen Meister, wie ihn
ein angehender Jünger der Kunst nur wünschen konnte-
Die Jahre, die nun folgten, seine eigentlichen Lehrjahre in
der Kunst des Singens und Sagens, waren die glücklich-
sten im ganzen Leben unsers Dichters. In sorgenfreier
äußerer Lage und angenehmer Umgebung, ermuthigt durch
den Beifall, der seinen Liedern in der Nähe und Ferne zu
Theil ward, blickte er frohes Muthes und in gehobener
Stimmung in die Zukunft und niemals ist die Erinnerung
an diese erste selige Zeit der Jugend und der Liebe aus
»einer Seele gewichen.
In diese Zeit seines ersten Wiener Aufenthalts, der mit
dem Tode Herzog Friedrich's I» (1198) einen vorläufigen Ab-
schluß erreichte, fällt ohne Zwdfel der grOlSere Theil der
FrQhlings- und Liebeslieder, der Weehselgespr&che und Rei-
hen, die in unserer Ausgabe voranstehen und deren Zahl
einst leicht eine größere war, als wir jetzt überschauen. Diese
Lieder gehören jsu Walther's schönsten und frischesten. Zwar
hat er, wie wir von ihm selbst erfahren, bis in sein vor-
gerOcktes Alter der Minne gehuldigt und zu ihrem Preise ge-
sungen. Allein zwischen den Liedern der frOhem und denen
der spätem Periode herrscht doch ein fühlbarer Abstand.
Während jene, die sich in Form und Haltung manchmal der
Weise des Volksliedes nähern, durch leichte anmuthige Be-
wegung, durch Unmittelbarkeit der Empfindung, durch rei-
sende Naivetät und eine Schalkhaftigkeit, die sich zuweilen
bis zum Muthwillen steigert, deutlich verrathen, daß sie
einer Zeit angehören, wo des Dichters Herz selbst noch in
rascherem Takte schlug, lassen die andern ebenso deutlich
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EUfLElIUNO.
den gedankenvollen Ernst, die gereifte Erfahrung des männ-
lichen Alters erkennen. Die Yergleichung zwischen Einst und
Jetzt drängt sich ihm, nicht zum Vortheil des Letztern, mehr
und mehr auf und immer häufiger werden die Klagen üher
die allgpiiieino Abnahme der Freudigkeit, über die Verdrossen-
heit der Jugend und der Frauen, über den Verfall der Zucht
und Sitte. Die Wäiine des Gefühls und der Emi)findnng wird
durch das Ilervorlircchen einer kühlem IJetraclitungswcise
vielfach beeinträchtigt und in den Jubel und die Klage misclit
sich die Lehrhaftigkeit, ja selbst die spitzfindige Erörterung,
Elemente, die sich mit dem reinen lyrischen Ton des Liedes
nimmer vertragen. Dieses Vorwalten der Retlexiou verleiht
dem Minnesange ^VaUller*s im AUgeinciuen etwas Unlebcndifres,
manchmal sogar Trockenes, wie es denn nach Uliland's tref-
fender Bemerkung nicht sowol die tiefere und anhaltende
Leidenschaft, die zärtliche Innigkeit, das Versinken in einem
Gefühl ist, was seine Liebeslieder auszeichnet, als vielmehr
der weitgreifeiide Gedanke und die lebendige Gestaltung. Über-
haupt war diesem vielseitigsten der altdeutschen Liederdichter
der Kreis des Minnesanges zu enge, er fühlte das Hedürfniss
einer umfassendem Weltanschauung, er richtete das Lied auf
die wichtigsten Angelegenheiten des Vaterlandes und der Kirche
und bei diesen ist er mit voller Seele.
Ob auch ohne äufjern Anlali, ohne die Stürme, die an der
Neige des 12. Jahrhunderts hereinbrachen und das Reich in sei-
nen Cirundfesten erzittern machten, A\ alther's Poesie diese Rich-
tung, die ihn so sehr von seinen Kunstgeuossen vor und nach
ihm unterscheidet, jemals genommen hatte? Schwerlich. Denn
wie jeder groloe Dichter ist auch er ein Kind seinerzeit und
unter ihren Einflüssen zu dem geworden, was er ist. Wäre
Heinrich dem VI. ein längeres Leben beseliicdcn gewesen und
des Reiches Macht auf dem Höhepunkt geblieben , den sie
unter ihm erreicht, so ist kaum anzunehmen, dali Walther
sich von der Bahn der erotischen und ethischen Dichtung , auf
der alle übrigen Lyriker wandelten , entfernt hätte. Jedenfalls
ist es eine Thatsache, daß der unselige, mit Kaiser Hcinrich's
Tode anhebende Wahlstreit es war, der, ihn aas seiner behag-
lichen Ruhe am Wiener Hofe aufschreckend, aus seinem Geiste
die ersten Funken patriotischer Begeisterung schlug. Die älte-
sten Gedichte, deren Entstehungszeit bestimmt werden kann
(Nr. Sil), fallen , wenn nicht noch in des Kaisers Todesjahr, doch
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BIKLBITUNO.
XZXIU
in den Anfang des Jahres 1198. Mit diesem grof^cii und so
vt rhängnissvollen Wendepunkt unserer Geschichte sehen wir
Walther's Poesie das politische Gebiet betreten und jene Rich-
tung eiiisclihigen, der er durch volle dreißig Jahre unerschüt-
terlich treu geblieben und von der er bis zu seinem Tode nie,
auch nur um eines Fußes Breite, abgewichen ist.
Über die Wahl, die er zwischen den beiden Bewerbern
um die deutsche Krone treffen sollte, war dieser klare, scharf-
blickende und gesinnungsvolle Geist keinen Augenblick schwan-
kend: mit voller Entschiedenheit wandte er sich demjenigen
zu, der durch seine Geburt auf die durch lange Gewohnheit
geheiligte erbliche Nachfolge ein unbestreitbares Recht hatte,
und auf dessen Seite alle standen, welche deutsch dachten
und fühlten und des Reiches Größe und Wohlfahrt über die
eigenen persönlichen Interessen stellton: Philipp von Schwaben.
Noch von Wien aus erhob er seine Stimme zu dessen Gun-
sten, indem er das deutsche Volk aufforderte, Philipp die
Krone aufzusetzen, und als sich durch Herzog Friedrich's Tod
das bisherige Verhältuiss gelöst und seines Bleibens dort nicht
mehr war, begab er sich an des Königs Hof und in seinen
Dienst (Nr. 98). Wie sehr sich Walther, auch aus persön-
licher Sympathie, zu dem jungfu süßen Mann, in dessen Ldbc,
die Zeitgenossen einstinunig sind, hingezogen fühlte, zeigen
die lebensvollen Schihierungen der zu Mainz erfolgten Krö-
nung und der Magdeburger Weihnachtsfeier (Nr. 07. 100)^
und selbst aus dem Tadel über seine Widerwilligkeit im Ge-
ben unil der Ermahnung zur Milde (Nr. 101. 102) spricht un-
verkennbar die herzlichste Zuneigung.
Uber die Dauer dieses Verhältnisses zum staufischen Kö-
nige fehlt uns jede sichere Andeutung. Doch hat es wol
nicht länger gewährt, als unbedingt nuthig war, kaum über
das Jahr 1204 hinaus. Von diesem Zeitpunkt an, wo sich
Philipp s Stellung befestigte, wo es ihm gelang, seiuen Gegner
in offener Schlacht aus dem Felde zu schlagen und die Her-
zen derer, die jenen zuerst erhoben, für sich zu erobern, und
er in Folge dieses doppelten Sieges 1205 nun auch zu Aachen
gekrönt wurde , von dieser Zeit an verstummt auch Walther^s
politische Dichtung, und weder Philippus gewaltsamer Tod (1208)
noch auch Otto's nunmehr einmüthige Erhebung auf den
deutschen Thron und dessen Krönung zum römischen Kaiser
(4. Oct. 1-209) yermochten ihr einen neuen Ton zu entlocken.
WAi<TU£B V05 DKli VOOSIiWÜIDe. •
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XXJOY
EIHLBITUNO.
Erst im Jahre 1210, als zwischen Otto nnd Innocenz der
unheilbare Bruch eintrat, als der kaum zuvor Gesalbte mit
dem Banne belegt wurde und neues schweres Unheil dem
Reiche drohte , sehen wir Walther's patriotische Muse wieder
aufwachen und gegen römische Machtsprüche und Intriguen für
des Kaisers und des Reiches Recht mit jugendlicher Frische
und Kraft sich erheben. Obschon gegen Otto, wegen seines
Charakters und seiner Vergangenheit, nichts weniger als sym-
pathisch gestimmt, schloß er sich ihm, als dem gesetzlichen
Reichsoberhaupt, enge und mit der ihm eigenen Energie an,
und trotz aller persönlichen Unbill, trotz der Demüthigungen
und Täuschungen, die ihm von dem rohen und gewaltthätigen
Fürsten als Dank für seine \Yichtigen Dienste zu Theil wur-
den, hielt er dennoch treu bei ihm aus, so lange er ihn als
den rechtmäßigen Kaiser betrachten durfte. Nachdem mit
der Schlacht bei Bouvines (27. Juli 1212) sein Glücksstern
sich geneigt und er, gebrochen und hilflos ein volles Jahr
lang von der Gnade der ihn widerwillig heherliorgenden Köl-
ner Bürger lebend, immer tiefer verkam, da konnte sich auch
Walther nicht länger mehr der Überzeugung verschließen, daß
Otto nur noch Schattenkaiser, ohne Macht und Bedeutung,
und daß für Deutschlands Heil nichts mehr von ihm zu er-
warten sei. Erst dann fiel auch Walther , der let/ton Einer,
von dem noch im Unglück Trotzigen ab nnd wandte sich dem
neu aufgestiegenen Sterne zu, dem die Herzen der deutschen
Patrioten mit frcudicjer Erwartung entgegenschlugen.
Diesmal sollten des Dichters Hoffnungen, wenigstens was
seine Person betraf, nicht getäuscht werden. Mcht nur daß
Friedrich IT. das ihm von Otto gegebene, aber nie gehaltene
Versprechen erfüllte, und seine grot^en nnd nnlengluircn Ver-
dienste um Kaiser und Keicli mit einem Lehen belohnte, er
gab ihm noch einen weitern Beweis seines ehrenden ^'er-
traueus dadurch, daß er ihm die Erziehung seines unmün-
digen Sohnes, König Ileinrich's V^ll., übertrug, beides walir-
schcinlich auf Veranlassung und Betrieb des Erzbiscliot's
Engelbert, der Walthern während seines Aufentlialts bei Otto
zu Köln mochte kennen und nach seinem wahren Werthe
seliätzen gelernt haben. Freilich machte der störrische un-
beugsame Sinn des verwahrlosten Knaben alle Bemühungen
zu ^^chanden uud nur zu bald w^ar Walther genöthigt, sich
offen von ihm loszusagen. Gleich woi bewirkte dieser Miss-
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BUiLBITÜNOc
XXXV
erfolg in dem ^Toprongeitigen Verhältnisse keine Veränderung;
der Kaiser blieb dem Dichter hold und gnädig gesinnt, und
dieser stand ihm bis zu seinem letzten Athemzugc mit Rath
und That zur Seite, sei es, da(^ er ihm Worte der Ermah-
nimg und Ermuthigung zur Ausdauer in seiner schwierigen
Lage zurief, oder dafj er die verrätlierischen Umtriebe der
emporstrebenden Landesherren aufdeckte und brandmarkte,
oder, wie schon früher, so auch jetzt wieder, mit dem Frei-
muth und der ünerschrockenheit eines Mannes, der von der
Gerechtigkeit seiner Sache durchdrungen ist, die ebenso ver-
\vei*fliche als verderbliche Politik des römischen üofes gei-
ßelte und verdammte.
Wie großen Antheil hieran das Gefühl der Dankbarkeit
gegen seinen kaiserlichen Gönner, dessen Gnade er ein sorgen-
freies Alter zu verdanken hatte, auch haben mochte, so ist es
dennoch nicht dieses, was seine ganze Haltung bestimmte,
sondern ein weit höheres und edleres: die T.iebc zum Vater-
landc. Obschon durch seine Armuth genötliigt, ein unstetes
Wanderleben zu führen und dir Milde von Fürsten und Herren
anzusprechen, so hat er sich doch niemals, gleich so vielen
seiner Zeitgenossen und Nachfolger in der Kunst, zu ge-
meiner Schmeichelei und Wolildieuerci erniedrigt. Im Gegen-
theil tadelte er überall offen und rückhaltlos was ihm niiss-
ficl, und wo seine Rügen und Strafred^'U ungchört verhallten,
da schüttelte er den Staub von den Fußen und zog stolz von
dannen. So an den Höfen in Kärnten, Thüringen, Meißi'u,
ja zuweilen auch am Wiener Hofe. Walthcr zeigte durch sein
Leben und Beispiel, wie man arm und docli unabhängig, wie
man unerbittlich gegen die Kingritie der geisiliclicn Maciit in
die weltlichen licchte und Befugnisse, und doch daneben tief
religi<)s und fromm seiii kann. Wie jeder Arbeiter > eines
Lohnes werth ist, so durfte auch er für seine dem Einzelnen
wie der Gesammtheit geleisteten Dienste Ansprüche auf Dank
und Lohn erheben; aber selbst wenn diese unerfüllt blieben,
ließ er doch nicht von dem als recht Erkannten: hoch über
seinem persönUeben Yorüieil stand ihm die Wahrheit, das
Recht und die Grdl^e des Reiches, das er gegen äußere und
innere Feinde unablässig und mannhaft Tertheidigte.
Und gerade hierin offenbart sich Walther's persönliche Be-
deutung und die Tüchtigkeit seines Charakters. Frei Ton
Selbstsucht und niedrigem Ehrgeiz, begeistert für das Gute
0»
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XXXVI
BIHLBITÜNO.
und Schöne, durchdrungen von der grof^artigen Idee des deut-
schen Kaiserthums und mit all seinem Dichten und Den-
ken den großen Angelegenheiten des Vaterlandes zugewandt,
schritt er voll sittlicher Wflrde und Hoheit durch jene von
gemeinem Eigennutz und unersättlicher Habgier beherrschte
Zeit, auf deren dunklem Hintergrunde sich sein Bild um so
heller und leuchtender abhebt. —
In der Hauptstadt des Frankenlandes, zu WOrzburg, in
dessen Kähe das ihm vom Kaiser verliehene Gut ohne Zweifet
lag. hat Walther seine letzten Lebensjahre zugebracht und
dort ist er, zu Anfang der dreißiger Jahre etwa, gestorben.
Unter einer Linde in dem vom Kreuzgang umschlossenen
stillen ktthlen Grashofe, des neuen Münsters, vordem Lust-
garten genannt, hat dies starke treue Herz den Frieden und
die Ruhe gefunden, welche die Welt, auf der es «nie auch
nur einen halben Tag ganzer Freude genossen», ihm nicht
gewfthrt hatte. Von seinem milden, liebevollen Sinne gibt
ein schönes Zeugniss die alte Sage, welche erzählt: Walther
habe in seinem letzten AVillen verfügt, daß auf seinem Grab-
steine täglich die Vögel gefüttert und getilknkt werden sollen.
Dieser noch im vorigen Jahrhundert vorhandene, nun aber
verschwundene Grabstein trug folgende lateinische Inschrift:
Pascua qui volucrnm vivus, Walthcre, fuisti,
qui flos eloquii, qui Falladis es, obiistil
er^o iuod aureolam probitas tua possit habere,
qui U'pjit, hic dicat: «Dens istius miserere!»
^^'(>it b('^>< r als diese zwar gut f^pnuinti u. aber wodor nach
Form noch Inluilt l)Oton(lLrs irt lun^enon Veiso, scliüiicr auch
als der im Anhang S. 309 mitgctlieilto Xacliruf des Ulrich
von Singonborg, sind die einfachen, aber eben durch ihre
KinfachluMt ergreifenden Zeilen, die ITugv"» von Trimberg ia
seinem Kenner, V. 1218, 1219, unserm I )i( hier gewidmet hat:
H^r Walther von der Vogelweide,
swer des vergsez^ der tset' mir leide.
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Ober mitteluochdeuihühe ausspräche ünd
yersküxst.
I. DIE AÜSSFßACIIE.
Da die neuhochdoutscliü Scliriftsjirache, gegenüber tlem
Mittelliochdeutschen des /.wöltten imd dreizehnten .lalirliun-
derts, uiclit allein in den Laut-, sondern auch in den Quan-
titätsverhältnis:=en niauigfaciie Veränderungen erfahren hat, so
ist es für den der alten Spraelie Unkniuligcn, bevor er ans
Lesen geht, unerlul'dieli , diese Verhältnisse und Unterschiede
genau kennen zu lernen. Dazu solkü ihm die naclibtelieudcu
Bemci'kuiiguii beliiUiicli sciu.
A. VOH DER TOCALBV.
1. Einfache Vocale.
Die Vocale sind entweder kurze oder lange. Jene sind die
ältern, urspriuiLilichin, und aus ihnen halten sich die langen
erst alhnählich entwickelt. Kin langer Vocal ist nämlich nichts
anderes als die Verdoppelung eines kurzen, und der Unter-
schied zwisclieu beiden bezielit sich lediglich auf die Zeit,
in welcher sie ausgesprocluMi werden; mit andern AVorten:
der lange Vocal liat das doppt Ite .Mal) des kurzen. Dies
erhellt aufs deutlichste ans den ältesten hochdeutschen Sprach-
qmdlen des achten Jahrhunderts, wo die Länge des Vocals
öfter durch Verdoppelung des kurzen bezeichnet wird: j(i(ir
(das Jahr), /ec/* (varius, buut), root ^rubor, roth); also genau
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XXXVIII MHD. AUSSPRACHE UND VERSKtNST.
SO, wie jetzt noch in nianclKMi AVurtern, z. B, Saat, See,
Logs. Einfacher und zwcckmäljiger als auf diese Weise und
allgemein wird jetzt die Lange der altdeutschen Vocale durch
den Circumilex ausgedrückt: ä, e, ö, u, und der Umlaut
des ä und ö durch Verschlingung derselben mit e, also cc, lc
(mcere, scIkdic), dies zur Unterschcidunc^ vom Umlaut des
kurzen a und o; welch letztere ä (öfter, ja regelmäßig steht
dalVir e, z. Ii. stat, gen. stete) und u geschrieben werden.
Von diesen langen Vocalen sind i und ü (mit Ausnahme von
düj welches unverändert geblieben, und aus welchem
*nun' geworden) im Neuhochdeutschen nicht mehr vorhanden:
jenes ist regelmätiig in ci (z. B. &?, sij hU^ frl, Ui>, wtpf
ztt = bei, sei, Blei, frei, Leib, Weib, Zeit), dieses in au
(z. B. hüj rüy Ims, mÜ8, hüi = Bau, rauh, Haus, Maos,
Haut) übergegangen.
Schwieriger als die Aussprache der langen Vocale ist für
uns die der kurzen, und zwar aus dem Grunde, weil die-
selben im Keubochdeutscben ihre ursprüngliche Quantität viel-
fach eingehüllt haben und, namentlich in zweisilbigen Wör-
tern, die entschiedene Neigung vorherrscht, alle organischen
Kürzen dort, wo sie nicht durch doppelte Gonsonanz ge-
schützt werden, lang auszusprechen. Der Leser wolle es
daber als ausnahmslose Regel betrachten, daß alle unbezeicb-
net gelassenen, d. h. nicht mit dem Circumflcx versehenen
Vocale kurz sind und daher auch kurz und scharf müssen
ausgesprochen werden, gleichviel ob das Wort einsilbig oder
zweisilbig, oder ob dem Vocal ein doppelter oder bloß ein-
facher Consonant folgt. Also dl, baJ^ schäl, sol, vil, vol wie
unser all, Ball, Schall, soll, voll; bat^ trat, got wie unser
statt, Tritt, Gott; 2ac, tae wie Sack, Stock; sack, ^aeh
gleich krach. Ferner die zweisilbigen geben, schaden, sagen,
voget, maget, körnen, sumer, lesen, treten, biten wie gebn,
sagn, Vogt, Magd u. 8. w. Von der Aussprache dieser letz-
tern wird indes bei der Silbenzählung noch ausführlicher die
Rede sein.
2* Diphthonge.
Die Zahl der mittelhochdeutschen Doppellaute ist eine
weit größere als in der heutigen Schriftsprache; sie beträgt,
wenn von einigen ungewöhnlichem und in unserer Ausgabe
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HHD. AÜSBPBACHB Um TBBSKinrST. ZXXIX
gemiedenen abgesehen wird, acht: et, etr, t>, tu, ou, öu,
tio, üe* Von diesen haben sich im Neuhochdeutschen blolS
die drei ersten, nämlich et*), eu und te ziemlich unver-
ändert erhalten, während ou zu au (vgl. taUf urloup, bourn,
troum, ougen = Thau, Urlaub, Baum, Traum, Augen), uo
zu langem u (z. B. jnio, ettioZ, guot^ iii«iot = zu, Stuhl, gut,
Muth) und ihre Umlaute öu und üe zu äu und langem ü
geworden sind: böume^ stöubelin; grüenCi ffüete = Bäume,
Stäublein; grün, Güte.
Der mhd. Diphthong tu ist seinem Ursprünge nach dop-
pelter Art, nämlich organisch und Umlaut des langen ti.
Erster es geht im Neuhochdeutschen theils in eu (z. B. hiure,
tiuref riuwe, tHuivCf niuivej iuuer — heuer, theuer, Reue,
Treue, neu, euer), theils in ie (z.B. im Freesens der starken
Yerba: kh hiutCj schiuhef giuee = biete, schiebe, gieße),
seltener in langes ü (ich huge^ trixige — lüge, trüge) über.
Was (las beim bestimmten Artikel und in der starken Flexion
des Adjectivs erscheinende, ebenfalls organische in betrifft (im
Nom. sing. Fem. und im Nom. und Acc. plur. des Neutrums:
diu , guotiUf schanin)^ so wird es im Neuhochdeutschen beim
Artikel zu ic (die), beim Adjcctiv zu c geschwächt (gute,
schöne). Das durch den Umlaut aus ü entstandene mhd.
iu ist durchwegs zu äu geworden {miuse, fnuser = Mäuse,
Häuser). In der Aussprache herrscht zwischen dem orga-
nischen und unorganischen iu, da beide auf einander reimen,
kein Unterschied; sie sind schriftgemäß auszusprechen.
Besondere Aufmerksamkeit erlieisscht die Aussprache des
te, das niiht wie im Nculioclulontsclien ein ])1oIj schein-
barer, sondern, gleich den übri^ucn, ein ^virklicll^r Doppel-
laut ist. (Uc, lue, fiiCj wiCj Iiibc , Ii et, Jicz dürfen also
nicht nach neuhochdi utscher AVeise wie langes i: di. Iii, ni,
wi, Libe, L'ul, lilö, sondern müssen diplitliongiseh , d. h. so
ausgesprochen werden, dali man Ik idi' Buchstaben, das i
und r , in derselben N\'ei-e, wie (in, n, ai , in Haus, Leid,
Leute, deutlieli lu»rr. Ein Kliiipe für den Ungeübten ist,
wie die Erfahrung lehrt, die Aussprache des Wortes ie
•) Doc'i hat dieses in den st.irkon l'ra ti ritis der Ablautrcilio i ti i i
eine Veränderung erlitten, indem es entweder zu ie {%. h. »chein, »chrei^
ac/ireip, bifip, ineit, twei.- , «<M'e ss tetaien , sebrie, sehrieb, blieb, mied,
schwieg, stiog) oder rn kurzem i wurde (vgl. gr«i/, r0it, Mf, $n€it, rtit,
tUich SS griff, rittt Utt, schnitt, riß, schlich).
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XL
XBD. AUSSPRACUB UKB VE&äKüMST.
(immer, irgend einmal) insofern, als er stets die Neigung haben
wird, dasselbe nach jetzigem Gebrauche, also wie jr, aus-
zusprechen, was ganz falsch wäre, da ?c nicht auf e, vie, uey
sondern auf gie, hie, nie reimt, somit auch wie diese muß
ausgesprochen werden, und der vocalische Anlaut des Wor-
tes überdies auch daraus erhellt, dalö es vorausgehende aus-
lautende Vocale elidierend in sich auliiehmen kann; vgl. cz
ensayte ir gilete ie stnuler ic(hi 21, 9. ich lebte le icol und
äne nit 42, 1. dac er gestehe ie groczer gehe 83, 2. nnd
brennet in dar umbe itdoch 76, 36. da von gesweic daz
bilde iesä 76, 18.
B. VON SEH CONSONANI£N.
In der Aussprache der Consonanten besteht zwisclien dem
Mittel- und Neuhochdeutschen im Allgemeinen nur ein ge-
ringer Unterschied. Ks sind folgende Puidvte zu merken.
Nach einer allerdings nicht übnall und ganz streu:: beob-
achteten Regel wird in der alten Sprache das inlautende
fc, d, g, r im Auslaute zu t, c (oder auch k) , /, d. h. es
tritt an die Stelb; der Media die Tennis; z. Ii. gen. grabcs,
Ubes, lobes, nom. graj), iip, lop\ gen. eides, nides, tcerdes,
nom. eitj nity wert; gen. slages, tageSy ganges, langes, nom.
slaCj tac, ganc, lanc; gen. hovesy wolves, nom. hof, tcoJf,
Daß der auf den Consonanten folgende Vocal es ist, der im In-
laute die Media schützt, geht daraus hervor, daß b und g auch
im Auslaute haften bleiben, wenn das darauf folgende Wort
▼ocalisch anlautet; vgl. tg üt wol halb ein MmdrWie ö, 7.
manig ander 51, 4. swer mir ist sUpfig aU ein ia 11% 1. Im
Neuhochdeatsclien ist diese Unterscheidung ftußerlich zwar auf
gegeben , aber in der Aussprache dauert sie fort, indem wir zwar
Leib, Eid schreiben, aber glcichwol Leip, £it (= Leibb, Eidd)
sprechen. Bei g schwankt die heutige Aussprache zwischen
g, gg nnd cÄ, vgl. Tag, Berg; Tagg, Bergg; Tach, Berch.
Im Anlaute müssen, da sie in den Handschriften willkflr-
lieh miteinander wechseln und im Althochdeutschen das
erstere weit überwiegt, / und v völlig gleich gelautet haben,
d. h. wie unser heutiges /; dagegen ist das inlautende v
wol etwas weicher, mit einer Hinneigung zu w, ausge-
sprochen worden. Das auslautende c hat, wo es an die Stelle
des inlautenden g tritt, wie gg in dem Worte Flagge (also
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Mnu. AUSSPRACHE UND VERSKÜNST.
XLI
laCj taCf laue = lags:, Tagg, langg), dagegen in wac, hlic,
kraric {gen. na ckes , bltcl:(s, hraiikc,^) wie ck und /: geklungen,
mit dem starken, den oberdeutschen Mundarten jetzt noch
eigentluunlichen Gutturalton.
Größere Schwierigkeit als die eben besprocbenen macht
dem an das Neuhochdeutsche Gewubnien die Aussprache des
h und £r. In Bezug auf das erstere ist zu bemerken, tlalo im
Mittelhochdeutschen das h niemals blolö als grai)bisches Zei-
chen, zur Bezeichnung der Länge eines Vocals verwendet
wird. Vielmehr ist es überall, also nicht bloß im An- und
Inlaute vor Yocalen, wie in haben und tacken, sondern auch
Tor den Consonanten * und t {hs, ht) immer Spirans und
daher hörbar auszusprechen. Die Wörter reht, siht^ niJUy
lieht, wahsen, fürliten, gcworht dürfen also nicht etwa ge-
dehnt: fHf «t*, nH, Hetf wäseUf fürten , gewortj sondern
fflOssen mit der im Neuhochdeutschen üblichen Aussprache
der Aspirata ch: recht j sieht, nicht, Hecht, wachsen, fürch-
ten, geworcht gelesen werden. Umgekehrt wird dem Rich-
tigen nahe kommen, wer die mhd. Aspirata in rechen^ stechen^
dich, sich, sprichet, Sprüche ausspricht wie in nach, noch,
Sache, machen, lachen, mit dem gleich ccft klingenden Quttural-
ton, der den Bewohnern der deutschen Alpenländer noch jetzt
eigen ist.
Ohwol in den Handschriften und, diesen entsprechend,
auch in unserer Ausgabe eine äußerliche Unterscheidung nicht
stattfindet, gibt es doch im Mittelhochdeutschen zwei «-Laute,
die in der Aussprache streng auseinander zu halten sind. Bas
eine s ist dem neuhochdeutschen g yöllig gleich und lautet
wie ts. Es steht überall im Anlaut (zart, zeigen, eom, zuo,
zucken, zunge, zwei), im Inlaut bloß in dem Fremdworte
kriuze (cruz), im Auslaute in diz (wofür viele auch ditz,
ditze), außerdem noch in den Verbindungen Iz, nz, rz: sah,
holz, stolz; ganz, kränz, tanzen; swarz, würz, herze, merze.
Das zweite, wof&r in Lehrbüchern und Ausgaben häufig 3 ver-
wendet wird, hält in seinem Laute die Mitte zwischen z und s.
In der Blütezeit der mhd. Reimkunst, wo voller Gleichklang
oberstes Gesetz war, wurde dies 5 niemals mit z oder s ge-
bunden; wol aber einerseits im 12. Jahrhundert, anderer-
seits von der zweiten Hälfte des 13. ab häufig mit s: gras:
das; wtz: pris; gröz: lös; liz: hüs. Daraus geht hervor,
daß der Laut des 5 von dem des s nicht sehr weit kann ab-
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XLII
MED. AUSSPAACHB UND YERSKUMST.
gestanden haben. Wir dürfen es also gleich geschärftem 8
au>sprcchen, und zwar wie ß in langsiibigen (mäge, fluf,
(jrüezen, üz), wie ss in kurzsilbigen (rfa«, haXy ee; gagzen,
czzetx^ gebizzeiij genozzcn).
Zum Sclilusse noch eine Bemerkung über die anlautenden
Lingualverbindungcn 67, bviy sii , sir, an deren Stelle nun be-
kanntlich schL srhni , sc?tu , schir [k treten ist. Ihre Aus-
sprache mul5 jedenfalls eine der Schreibung entsprechende,
unaspirierte gewesen sein, genau wie sie in allen niederdeut-
sclien Mundarten noch jetzt üblich ist, fil&oaläjen, bmccktn^
sue, swach.
II. DIE YERSKÜNST.
Altdeutsche Verse richtig zu lesrn ist nit lit rrauz so schwer,
als man wol zuweilen darzustellen gesucht hat, aber doch
auch nicht so leicht, als Mancher zu glauben peneigt sein
majr ; es muU eben wie alles gelernt sein, und hit /u ist einer-
seits Kciiiitniss der für den niittclhochdeutsrhen Versbau gel-
tenden lleiH'lii und Gesetze, andererseits einige Übung un-
entbcliriic h. Mit Hille dieser beiden wird sich, auch olme
mündliche Unterweisung, Jeder bald die nöthigc Fertigkeit
im Lesen und ISetonen erwerben, zumal wenn er den hier
zum ersten Mal in umfassender und consequenter Weise an-
gewendeten Zeichen (nämlich dem die Hebung bezeichnenden
Accent, dem Apostroph und dem unter die zu verschleifendcn
Yocale gesetzten Punkt) die erforderliche Aufmerksamkeit
schenkt Überdies bietet der Versbau der mhd. Lyrik in-
sofern veniger Schwierigkeiten dar, als mehrere in der epi-
schen Poesie geltenden Betonungsgesetze darin gar nicht zur
Anwendung kommen und sich die mhd. Liederverse, in denen
schon früh eine Kcigung zur Silbenzählung, zum regelmäßigen
Wechsel Yon Hebung und Senkung, durchbricht und später
zur völligen Herrschaft gelaugt, von den heutigen im Ganzen
nur wenig unterscheiden. Aus diesem Grunde darf ich mich
hier auf die wichtigsten, auch für die Lyrik in Betracht kom-
penden Punkte beschränken. Doch ist es noth wendig, einige
Bemorkungen allgemeiner Art vorauszuschicken.
Im Gegensatz zur antiken Verskunst, welche ausschließlich
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MBD. AITBSPBACHE UND VEBSKUMST.
ZLIII
von der rro^otlie , vom Gesetze der Quantität, belierrscht
wird, hat die deutsche von jeher, seit wir sie kennen, vor-
zugsweise auf der uraniniatischen Betonung, auf dem Accente,
beruht, d. h. der deutsche Vers besteht aus einer bestimmten
Anzahl Fülie, stark betonter Silben, denen in der Kegel
andere minder betonte zu folgen pflegen. Jene nennt man
Hebung (Arsis), diese Senkung (Thesisi; die erstcre wird
metrisch durch den Acutus i') bezeichnet, letztere durch den
(Iravis (). in der Tiegel aber unbezoichnet gelassen.*) Auf
die Quantität, auf die Länge und Kürze der Silben kommt
es hiebei gar nicht an, indem auf der Hebung eine kurze, in
der Senkuncr eine lange Silbe ebenso gut stehen kann als um-
gekehrt; nur das ist nöthig. daß die Hebung aus einer be-
tonten, und zwar hoher betonten Silbe besteht als die darauf
folgeude Senkung. Z. B. Waltlier Xr. 37, 13:
Ich toHe wbl, dag diu Heb^ mde
hin schfknh tctp gbnwchhi toöl:
ieddch swelch wtp U tügendh pfläc,
dag ist dutf der man wünsdikn sdh
Hier finden wir die kurz silbigen Wörter dag, mac, wol,
pflaCf dery sol auf der Hebung, dagegen die langen diu,
ein, swelch, ie in der Senkung; aber jene sind höher betont
als diese.
Dem Verse eine bestimmte Zahl von Silben zu geben, liegt
ursprünglich nicht im Charakter der deutschen Poesie. Nur
die Hebungen werden gezählt, während vor und zwisihen die-
sen die Senkungen theilweisc oder auch ganz fehlen dürfen.
Fälle der letztgenannten Art sind jedoch überaus soltoii, und
auch die Verse mit nur theihveise fehlenden Soiikuiiti(Mi sttdien
weit zurück gegen die Zahl derjenigen, in denen li( bung und
Senkung regelnuUiig wechseln, l ud mit Uecht, th ini die Sen-
kungen bilden ein wes' ntliches Moment im altdeutschen Vei s,
ohne welches er sclnverfällig und von ermüdender Eintönig-
keit würde. Mäfjig und am rechten Orte. d. h. dort ange-
wendet, wo die «'besetze der Uetomuig es verlauLft ii, i-t das
Weglassen der Senkung in der Hand eines mit künbtlerischem
*) Ich habe den Üravis einigeinale bei Wörtern angewendet, auf denen,
obwol tie in der Senkung stehen, dennoch ein Nachdruck liegt; s. It.
135, 11. 178, 4.
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MBD. AÜ88PRACRB ÜND VXB8KUH8T.
Siune ausgerüsteten Dichters eines der wirlcsamsten Mittel,
um dem Verse Kraft und Nachdruck, Wohlklang und Ab-
wechselung zu geben. Das Fehlen der Senkung ist jedoch an
ein bestimmtes Gesetz gebunden, welches verlangt, da(S dann
die erste 8ilbe oder Hebung entweder durch Yocal oder durch
Position (Consonantenverbindung oder Doppelconsonanz) lang
sein muß. Dies ist der einzige Punkt, wo auch im alt-
deutschen Vers das Princip der Quantität durchbricht und
zur Geltung kommt
Aus dem Vorßtehenden ergibt sich von selbst, daß die
Silbenzahl eine sehr verschiedene sein kann. In den viermal
gehobenen sogenannten kurzen Reimpaaren wechselt dieselbe
zwischen vier bis zehn, ja noch mehr Silben und dennoch
sind die Verse alle gleich lang. So haben Verse wie:
inicö lückihti- VeldekoiTs Enoit 8-'), 12.
IdnCf schärf, f/roz^ breit iwv'm 459.
välsciu friuiUachüft Freidauk 45, 8.
mit vier Silben, oder:
ich wdne, friunt Hartman Iwein 7027.
durch ir iren gewin Barlaam 289, 18.
mit sechs Silben genau dasselbe metrische Ma£S, wie:
b% dem hr&mm s%uant ein h6um Walther 3, 10.
mit sieben, oder:
ob ich mich s&^t fOetneii $61 ebd. 36, 1.
mit acht, oder:
die läze euch göt mit fröuden Wfen Tristan 54.
mit zehn Silben, denn in allen sind die vier gesetzlichen
Hebiiiigon entbalten.
Das bisher Gesagto gilt jedoch nur von der erzählenden
Poesie, zunächst den unstrophisclicn kurzen Reimpaaren, dann
auch von der strophischen, aber ui)ge.>iingenen epi eben Poesie.
In der l.iederdichtnng dagegen wurden, wie bereits bemerkt,
schon früh die ^Silben ge/iihlt und gehören fehlende Senkungen
zu den seltenen Ausnahmen. Solche gewährt uns aber gerade
AValther, und zwar nicht bloli in den Liedern aus seiner
trühern Zeit, wie im Tagelicde, Mr. 3: owe das ürlouhes 47,
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MHD. ADSSPRACIUt UKD VBR8KUM8T.
XLV
vielUiclit auch til li^ ist mir ddz 24, sontlorn einige Male
aucli in den spätem Sprüchen bei dreisilbigen Wörtern: ich
bin des miUenläntgrdven ingesinde lOd, 1 und ebenso I T'G, 3;
ferner: als hie vor hi Hnem ßoubereere Gahrehte HO, 2.
Doch stehen diese Beispiele so vereinzelt, dal^ sie der Uegel
gegen aber kaum in ]>( tracht kommen.
Dies vorausgeßchickt kann ich zur Entwicklung derjenigen
Gesetze schreiten, welche in der altdcutschm Mi trik die wich-
tigste Kollc spielen und die lyrische wie epische i'oesie gleich-
mäßig beherrschen. Zuerst
A. VON SSB BSTONVNe.
Hinsichtlich der Betonung gilt im Deutschen das TTanpt-
gesetz, daß die erste Silbe eines Wortes den höch-
sten Accent hat Doch erleidet diese Regel, in der Ly-
rik zumal, manigfache Ausnahmen. Die wesentlichsten sind
folgende.
1. Alle Verba und die von diesen abgeleiteten Suhstantiva
niid Adjectiva, die mit den untrennbaren Partikeln be, «i*,
er, f/e, rcr, ze (zer) znsannnengcsetzt sind, haben regelnnlRig
den llauptton nicht auf der er.>teii Silbe, nämlich hier der
Taitikcl, soiuleru auf der Stammsilbe. Doch gilt auch dies
nicht iibeiall und durchaus, indem die Partikel ge zuweilen
den Ilauptacccnt trügt, jedoch nur hei viersilbigen Fremd-
wörtern, z. B. (lerhlicrct kh''ii)C Iwein 0184. rr iras ab (jc-
brtiitierct Tristan iit'>15. f<us rifrn ttt gaotticret in ebd.
o205. ze Itorr (jipriscmtct vic ebd. 3290. wH f/ölde f/i--
parricrct V\^\i;i\\oh lf'2, 5. Walther gewährt hiefür ebenfalls
ein lieisi)iel: ht'ich ir irhdc gffuiiurct T)!, '2\. Auch in
dem Worte buh rhr liegt der llauptton. den schon (MtVied in
der jetzt üblichen Weise auf die zweite Silbe setzte, hit/zrihi,
durchaus nur auf der ersten, weshalb, um den Leser zu
richtiger Betonung zu zwingen, diese stets mit dem Accent
versehen wurde: bhlerbe. Genau auf dieselbe Weise wird
das Wort Icbeudic betont: und man in ait libcndtc such
79, 41.
2. Die mit den untrennbaren Paitikdu aly im und ur
componierten Wörter nehmen gleichfalls diesen den Iloehton
ab, h&ufig in der erzählenden, in der Liedenlichtung durch-
weg8 die dreisilbigen, öfter auch die ^zweisilbigen, z. B.:
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XLYl
MHU. AUäSPKACHE UND VKBSKUK8T.
c di'mne ich länge Übte also 2, 22.
söl diu liebe an mir alsus zergän 46, 12.
milkst diu ere utnnasre,
da von ich ze jä're würde unwert 63, 1. 2.
vor der barmünge urspringc 80, löO.
6% biese unkrüt dar ünder 124, 9.
Eine beachtenswertiie Ausnahme hievon machen die vier-
silbigen Wörter, indem hier die Accente, mit Überspringiing
der Wurzelsilbe, auf die erste und dritte Silbe gelegt werden;
2. B. dag Ut ein ünsihiiger geiat Iwein 1391. waz söl ich
ünsißUgez wtp ebd. 1468. mir häi diu ünamUge mägi ebd.
5267. diu ünvcrtige TT// ms Barlaam 259, 26. 29. Bei Walther
dreimal: icän ein ünsalegiu krä 4, 29. Hnen ünsißligen Itp
64, 4. af einen hochvertigm tpän 177, 2.
3. Aber noch in andern zusammengesetzten Wörtern zeigt
sich dieser Hang, Hebung und Senkung Silbe um Silbe wech-
seln zu lassen, ein Hang, der zuweilen zu ganz uiinatürlicher
Betonung führt. Ein Beispiel dieser Art aus Walther bietet
auüer dem vorhin angeführten Verse (vor der barmünge ur-
springe 80, 150) der folgende (wo jedoch die überlieferte
Wortstellung die Unregelmäl^igkeit vermeidet):
dag wir vH tümbeu niht mit der amcizen rüngen 187, 24.
Weit h&ttfiger und unbedenklicherer Art sind die Unregel-
mäßigkeiten der Betonung, welche zu Anfang des Verses, in
der der ersten Hebung vorausgehenden Senkung, dem so-
genannten Auftakt, vorkommen, dem überhaupt in der Lyrik
wie Epik eine größere Freiheit der Bewegung gestattet ist.
Ich führe aus Walther an:
herzöge ti: Öaterrtche 108, 9. 152, l.
Wallhcr, du zürnest ane not 77, 0.
Wallhir, ich bultc lieben dir 80, 2.
beitit U)iz iuircr jügent zerge 95, 13.
sündiger itp vcrgczzcn 78, 49.
mehtiger göt, du bist etc. 158, 1.
mdcschäft ist ein selbwdhscn ere 174, 6.
zwischen ztoein freuden 187, 16.
Diese Betonung wird zuweilen schwebende, richtiger jedoch
versetzte Betonung genannt, indem der Hauptton von der
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XHD. AÜSBPIUCHB ÜND YBBSKÜNST.
XLVII
ersten Silbe gegen die Regel auf die zweite verlegt wird, der
sonst nnr der Neben- und Tiefton zukommt
Dies die bemerkenswerthesten Ausnahmen von der Haupt-
regel der deutseben Betonung, dalS der höchste Ton eines
jeden Wortes auf die erste Silbe desselben fällt.
B. HEBUNG VND SENXITHO.
Das zweite, nicht minder wichtige Gesetz lautet dahin,
dal^ die Hebungen sowol als die Senkungen nur
einsilbig sein dürfen. Daraus entspringt eine Reihe von
Erscheinungen, welche die rhythmische Rede von der unge-
bundenen unterscheiden und dem heutigen Leser die meisten
Schwierigkeiten bereiten , nämlich Elisionen, Yerschleifnniren,
Wortverktlrzungen u. 8. w. Von' diesen wird im folgenden
Abschnitt ausführlicher und im £inzoliioii gehandelt werden.
Hier nur so viel, daß gegenüber der Senkung, welche mit
ein paar bestimmten Ausnahmen nicht nur lautlich, sondern
auch graphisch, einsilbig sein muß, die Hebung insofern
größerer Freiheit genießt, als auf ihr in verschiedener Weise
auch zwei Silben statt einer und überdies Kürzungen stehen
könucn, die jener verwehrt sind. Gleichwol ist auch hier,
wie sich zeigen wird, die Zweisilbigkeit nur eine scheinbare
und die Hebung in Wirklichkeit ebenfalls nur eine einsilbige.
G. bilbbkzAhlüitg.
Diese ist bei den mhd. Versen nicht so leicht und einfach
als bei unsern jetzigen. Vielmehr muß man genau zählen
können, da oft zwei Silben nur für eine gelten. Es kommen
hier besonders zwei Fälle in Betracht.
1. Verschlingung zweier durch Consonanten ije-
trenntcr Silben. Wenn nämlich auf einen kur/cii Wxal
oder auf ein unbetontes e ein einfacher Convonant lolui und
darauf wieder ein unbetontes (in diesem Kalle dann stummes) e,
so dürfen beide Silben in eine verschleift werden, d. !i. inner-
halb des Verses dürfen sie es, im Reime müssen sie es
und gelten stets nur als einsilbig. Kinfaclie ronsonanten sind
hier aber alle diejenigen, welche niclit Position machen, also
die Liquiden l, vi, r und h, d, (/, h, s, t, v, z. B-
namef komen^ himel^ stimeri manec, künec, manetii geben.
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XLVIll
MHD. AUSSPKACnE UND VRIISKUNST.
loben; schaden; "klagen j legen , luf/e; aehcu, jeJiot ; lesen,
wesen; scJiate, Inteit, treten; haven, nere ; triiccn, frowe
u. s. w. Einige Beispiele mögen dies deutUcli inacheu.
toaz mügen sie mfr d& vön gesägen?
Bwds sie sägen, ich bin dir h6U 14, 22.
nu enddrf es nieman wünder nhnen ob äne sorge
lebet dag mtn 15, 30.
die h^en j&ient^ man sülez den f rduwen 67, 1.
ein niuwer sümer, ein niuwe ztt 37, 1. 109, 10.
dä si wM, da wönent wol tusent mdn 38, 17.
das s' an den siten iht irre vdr 51, 21*
bite sie das «' ir to^plich güete 53, 17.
dis was ie der vdter gesüle 79, 31.
er^st ieze übr in tool risen geniig 148, 10.
wer sliht den Uwen7 wer sieht den risen'f 181, 1.
Demgcmäl^ haben mugen, sagen u. 8. w. nur die Geltung
einer Silbe und sind einsilbig anszusprechen: mugn, sagn,
nemn, lebt, jchnt, {süVz, sumr, nonnt, sitn, bit, vatr,
leton, risn. Selbstverständlich gilt dies auch fUr dreisilbige
Wörter , die unter denselben Verhältnissen zweisilbig gelesen
werden dürfen:
ich hcüre tu so ril tvgcndc jehen 16, 1.
ir tuet als ein wol redender mdn 16, 11. 24.
der vögele singen 16, 2'?. 4, 4.
diu mir enfretnedet älliu wt^ 15, 8.
also tugndSf rednder, vogle, cn fremdet Gute alte Hand-
schiiften pflegen diese Wörter öfter auch so zu schreiben.
Diesen Yerschleifungen zweier kurzen Silben zu einer, die
auch innerhalb des Verses bei irgend kunstreichem Dichtem
die Kegel bilden, stehen Fälle gegenüber, wo dieselben Wör-
ter zweisilbig gebraucht, d. i. zu Hebung und Senkung ver-
wendet werden, z. B.
däz ich disen siimer allen m^den müog 6, 34.
wäg mac ich nti sagen nie? 14, 5.
als es min kimel welle stn 17, 12.
weder ze höre schämen noch an der sträze 25, 5.
und gät ir äUen hiU mit sümerldten dn 31| äO.
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MHD. AUSSPRAOHB JOKD ▼BB8KU1I8T.
Ja es ist sogar, Yorab in der Liederpoesie, gestattet, Wörter
mit kurzem WonelToeal und folgender Liquida, namentlich
{ nnd r, die nach den mittelhochdeutschen Lantgesetien nur
einsilbig gesprochen und geschrieben werden, zwmsilbig su
schreiben und zu gebrauchen. Von dieser Freiheit madit
Walther nicht selten Gebrauch.
010^ der mkh dä wäen Heu 5, 27.
ich m! äl der wMte swhren üf ir Itp 34, 19.
doM ich min Uit verhäen kdn 51, 2.
9ie Wisent üns gern Mmd und väreni sie ser hiße 113, 6.
ir vtnde ir süU in stne strdse vären lim 153, 6.
nihi «Ifireti, dir smt ^gemissen maki und ewekeit 158, 3.
der s6l mit grimme ervären &Hu künierilche 187, 3.
die mtne gespüen wären 188, 9.
möhf ich die Heben rüse gevdr^n über si 188, 49.
Alle die Wörter also, in denen auf kurzen W^irzolvoca) einer
der aufgezählten Consonanten folgt , lassen Verschleifnng zu
und gelten im Reime stets nur als einsilbige.
Dasselbe kann geschehen in dreisilbigen Wörtern zwischen
zwei unbetonten e, von denen dann das eine stumm wird.
müezegen z. B. hat nach dim strengen Betoniniiisgesetze
auf der ersten Silbe den Hoch-, auf der zweiten d« ii Tief-
oder Nebenton: iuwer müezegen trägt Iweiu 6275. Hier wird
egen als Hebung und Senkung, aber zweisilbig, betrachtet
und ausgesprochen; aber es kann dies epett, weil g ein ein-
facher Consonant ist, auch als einsilbig gelten, und wie geben^ #
legen ausgesprochen werden.
Derselbe Fall tiudet auch statt zwischen zwei Wörtern, wo
zwei nur durch einen einfachen Consonanten getrennte e vw-
sammenstoßen, denn auch hier ist Verschleifnng zuhäs-ig
Walther bietet hiefür zahlreiche Beispiele, die ich säniintlich
verzeichne.
ez sint die (/tdanke des herzen mvi 21, 21.
tüol hoher dätifie der sninitn .nhvi 23, 6.
nii, Miinie, be/rü re tr'z und begeht ine 3o, ;i9.
baz dänne ge^teine dem gölde tuot 37, lä.
SO verioörrtn liehe verhtren .');5, :>4.
sie sin me dein halbe uerzdyct Ö7, 7.
W.UjTHUI TOM OBR ▼OOSLWRIDB. <1
tt MHD. AU88PBACHB UKD VBBSKUNST.
8 ff gewurme deg fleisch verzert 87, 18.
i2tf«er ^Uet frffne der st^t III, 10.
cht tote Mstenltche der hÜbeH 115, 1.
stoer sieh ze f Hunde getokmen litt 175, 1.
im« Wen wändeti tfm6e der pf äffen l$re 132, 3.
und Ware eht nihi wan däz allüne drinne vemUen 145, 6.
dö ich dem künege brdhte des mez 148, 8.
In den Handschriften wird diese Verschleifang, statt sie den»
Leser su aberlassen, zuweilen wirklich vollzogen; vgl.
Philippe setze en weisen üf 8 In, 24.
nü krünibe*z bein^ rit selbe dar 126n, 13.
Auch die Verkürzungen zer = ze der 14, 14. 81i, 17. z-em
a ze dem 177, 7 u. s. w. sind hier zu erwähnen, obwol sich
dieser Fall von den andern dadurch unterscheidet, da(j das
e in ze kein ursprünglich unbetontes, sondern ein unbetont
gewordenes ist
Der seltenste und von . guten Dichtem in der Regel ge-
miedene Fall ist, wenn das erste langsilbige Wort mit einem
Consonanten endet und das zweite mit einem Vocal anfängt.
Bei Walther: tr pfeifen ir ttt verleitet lU, 1, also ir pfäffn
ir sUf wie 138, b: da bt vert imr in stdrl-en hertnen.
2. Versch leifung des auslautenden Vocals mit
dem anlautenden. Diese Vcrschleifung dient zur Ver-
meidung des Hiatus, dem die altdeutschen Dichter im AUge-
• meinen nicht hold sind. Sie geschieht auf dreifache Weise.
a. Am hciufigston bei auslautendem schwachon oder stum-
mem c, das mit dem folgenden Vocal rinc Silbe macht und
unter Umständen ^anz untrrdrückt wird (Syntcresis, Elision).
I Letzteres findet imtiicr dann statt, wenn das Wort in der
* Senkung und das folfjondc in der Hebung steht, mid es
macht keinen Unterschied, ob es ein kurz- oder ein lang-
silbiges ist. Fälle der ersten Art sind: ich traf/' inme herzen
10, 7. daz ich ir Uep geV innhc leit 32, '20. so hnh^ ich
35, 28. ich sa(f lu 39, 7. die Idag' ich 46, 4 u. s. w. Fälle
der zweiten Art bei Walihorsind: grüen^ in dem wcilde und
dnderswd 2, 2. stvcer^ äl^ ein hli 2, 17. ?ü<rr' uns der sü-
mer 2, 21, vti kius* ich deii täc 3, 32. rehV äls den vogeh
Unen 3, 36. hcet^ idi 6, 5. ddz müen' üf 6, 6. swann' ich
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MED. AUSSPHAOBB UVB TIB8KU1I8T.
LI
10, 2. 8oW ich 10, 3. gertC ich 17, 5. tpff* lindle ti;()f (
17, 9. mac^' left 17, 29. c^ann' iemer 26, 33. yrotiio'
46, 1. sehten' linde rHne 67, 26. Ir* «iiuie ^1 66, 15. reht
dann* i 75, 5. hriw^ ünde dam 79, 20. rös* ifne dorn
lOO, 9. In allen diesen und nocli in andern Fällen wnrde Ton
dem mit Unrecht aufgegebenen Apostroph Gebraneh gemacht«
denn es ist für den Leser nicht gleichgültig zu wissen, d&fi
nicht ^em, grüen, reht, sehom, awoft sondern gerne, ffirüene,
rehte, «cAome, sw^ere die richtige mittelhochdeutsche Form ist.
Auch bei dem unbetont gewordenen e in der Präposition ze
wird die Elision stets ToUzogen: s*einm 77, 6. 91, 6. einer
6, 2. 85, 6. Beende 127, 2. i^ihte 18, 26. j'ir 54, 17.
t*&enaehe I26i, 2. andren 89, 10. a^meiate 176t 4. «'arm
1S3, 4. Geschrieben dagegen wird das e in der Regel in
dte Fällen, wenn das Wort, dessen auslautendes e elidiert
wird, in der Hebung steht, z. B. in Nr. 4:
ioünnecUi^ ensprungen 3.
dä em UUer brunne entspranc 7.
miner swmre ich gar vergag 17.
gerne eUefe ich iemer dd 28.
die begonde teA eiden 39.
Tlier ist also zu lesen wünneclich ensprinif/en , bninn ent-
apranc, swcer ich^ ahef ich, hegond ich. Im AlthoclKleut-
schen, bei Otfricd, ist dieser zu verschleifcndr Buchstabe mit
einem untergesetzten Punkte ve^b^ehen. Auch bei Walther ist
dieser Behelf in Anwendung gebracht, aber nicht hier, son-
dern bei dem untei- c verzeichneten schwierigeren Falle. Denn
die eben besprochenen Elisionen bilden so sehr die liegel.
und die Ausnahmen, daß auslautendes e Hiatus macht, sind
bei Walther so selten, dali jeder Leser, einmal darauf auf-
merksam gemacht, sehr bald richtig elidieren wird und es
genügt, wenn die wenigen Aubnaiimetälie veizeichuet werden.
Jbiö sind folgende:
rife ünde sne 2 , 13.
fröuwe, es ist ztt 3, 41.
so süoche ich, fröuwe, iuwern rat 25, 6.
die mit güoter amne äne 113, 2.
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LU
MHD. AÜ88PRA0BX UHD ▼BBBKimtT.
sie sehcnt mich ht in gerne, cUsö tüon ich sie 121, 3.
ob ir der jjf äffen ere iht gerüochet 131, 12.
ich hin ze längs dr^n ge'vissn l jO, 8.
von Kölne! hoe des dag in diu Irde mae getragen 162, 3.
Unbedenklicher und bei allen Dichtem vorkommend ist es,
wenn zwei betonte Vocale, deren erster einfach lang oder ein
Doppellaut ist, Hiatus machen; z. B. dd er 135, 11. da ich
30, 10. 107, 2. dä ist 154, 2. 3. M in 121, 3. hi ir
132, 7. H alaö 72, 7. H ime 113, 7. H iu 20, 3. s6 «n-
ruoche 55, 6. «d ie 123i, 3. «r 59, 23. nik ist 96, 9.
die erde 135, 3. die unhöveschen 108, 7. Ate ergraben
133, 8. ste e^ene 142, 10. stvie er 4, 24. iu tmdertdn
134, 8. diu ere 118, 5. 2:«o im 143, 3. ^mo w/ 27, 32
u. s. w. In beiden B'ällen können jedoch , sobald der Vers,
sei es auf der Hebung oder in der Senkung, Einsilbigkeit
Terlangt, die Vocale miteinander verschleift werden (Syni*
zesis), und zwar in doppelter Art.
b. Wenn es diphthongisch auslautende Wörter betrifft,
s. B.. die ich, wie ist, die er, diu ist, so wird der Aus-
sprache wegen die Verschleifung nicht dem Leser überlassen,
sondern graphisch vollzogen:
von einer maijt't, dieW im ze yiiuoter häte erkorti 100, 2,
ine iveiz niht irol, wie^s dar ümbc si 21, 12,
göt der Waldems sicic'z erge 4, 26. 35, 10.
die^ch minne und ai/it erwerben mdc 11, S.
ine weis ivie^ch^z enccrbvh mdc Gl, 15.
dö götes sün luc'n erde gie 133, 1.
hiebst wöl gdühet 40, 27.
wer sol rUden 'i' hiebst gekldget 67, 10.
Auch der bestimmte Artikel die, diu wird in dieser Weise
Terschleift, z. B.
ist ddz ein minne d*dnder7i suochen sol 41, 4.
dö füorte ich minen krdnechen trit in d'erde 98, 3«
swhine e» drangen sdtite dar 21, 11.
Vgl. ferner 23, 9. 41, 10. 74, 19.
c. Anders bei dd, do, ja, st (illal, dii, nu (seltener bei
bi uud hi, Sit), wenn dieselben die Lange ihres \ocal8 ver*
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HEB. AUSSPRACHE UND VKF.Sr.üNSa-.
LIII
/icrcn und kurz werden. Hier wird die firai»liische Versclunel-
zung nur ausnuliinsweise vollzogen (z. h.ja'n 3, 39. 31, 12.
67, 14. s'ime 3, 52. s'ist 2, 6. 23, 24. 27, 32 u. s. w.
so'nZ, 40. 10, 14. 19, 10. 56, 24. so'st 38, 20. 51, 21.
55, 12. du'n 27, 30. du\s 49 , 3. 62, 24. du'z 13, 19),
in der Regel jedoch unterlassen. Ans diesem Grunde habe
ich mich nicht damit begnügt, den Vocalen in der bi^he^
üblichen Weise das Dehnungszeichen zu nehmen, sondern
habe, zur Erleiclitcnnig des Lesens, unter den zu verschlei-
fenden Yocal einen Punkt gesetzt: da etit>i 13, 28. da en-
zwischen 17, 43. da er 27, 14. 79, 22. 30, G3. ja enger
16, 10. ja etnst 90, lO. swa er 87, 11. sica ez 48, 4. da
ist 21, 17. 39, 39. swa ich 68, 27. — c /c7i 4, 30. si al
46, 31. 69, 12. si enhizzen 34, 10. si entuot 24, 14.' si
tm 26, 30. — do er i, A. 6,21. so euheizct 32, 6. 80 er-
gH 57i, 6. 80 erkande 68, 24. so 79, 60. — do ich 27,
•24. 77, 21. 80 ich 46, 24. 66, 27. 40. so ist 30, 30. 31.
31, 29. 35, 11 a. 8. w. du Atzen 126ii, 13. du enhist
118, 10. du fnsoU 62, 1. nu etdiän 27, 7. nu endarf \by
30. flu enwelh 9, 30. n« fnwirt 76, 10. — du iht 27, 29.
fttt igt 70, 11. 73, 4. 96, 8. 118, ß, — du uns 76, 35.
Verschieden von den im Vorstehenden anfgeföhrten Fällen
der VersclilinKung und Verschleifung zweier Silben zu einer
sind folgende, die ich, als am passendsten Orte, hier an-
reihen will, da sie gleich jenen ans dem Gesetze der Ein-
silbigkeit der Hebung und Senkung entspringen.
1. Von zwei einsilbigen Wörtern büßt das erste seinen
auslautenden Consonanten ein und wird mit dem folgenden
Tocaliscli anlautenden Worte zu 4iner Silbe yerschmolzen:
i'n =1 ich m 12, 6. 13, 6. 21, 13. 40, 18. dir = das er
66, 16. 98, 2. deich = das ich 2, 33. 3, 26. 6, 28. 12, 13.
det«, deistf dUA=idasist 3, 8. 44, 3. 48, 6. ist = es ist
79, 33. deis = das es 21, 18.
2. Anlehnung (Inclination). Einsilbige Wörter werden mit
Verlust ihres au- oder auch auslautenden Vocals mit einem
verausgehenden verbunden; es sind en, es, ist, st, zu-
weilen auch das: der'n 90, 14. eeV 15, 16. die's 31, 18.
sich's 91, 5. mir^s 6, 7. 11, 18. der^s 91, 5. ich'z 3, 43.
6, 8. 17, 40. maw'^ 17, 37. foiVz oQ, 12. er'z IQ, 28. viir'st
53,2. 63, 1. der\st:\, 23. seites'mirA^ 44. vinde s' AQ^ 18.
an'jv := an das 186, 5,
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MHD. AÜ88PBACHB UHD VBR8KUNST.
3. Wortverkürzungen. Dieselben sind verschiedener Art
Die häufigste ist die der beiden kurzsilbigen Wörter aber und
oder, die zu ab und od verkürzt werden:
Jtofst ob dü der zweier niht 14, 29.
ir ist sanfte; ich hin ab üngesüni 20, 16.
wil ab iemaii wesen fro 58, 2.
weder ist ez übel od ist ez güot 51, 1.
od ie so vil zuo z'ime gespräch 76, 15.
od lache ab änderswä 140, 8.
Auch die Kürzung von über in übr ist nicht selten: übr al
78, 6. übr alter 70, 13. übr in 148, 10. übr uns 79, 14.
Sogar zweisilbige Wörter mit langer Penultima können in die-
ser Weise gekürzt werden; am meisten die Genetive des Pro-
nomen possessivum nnd des unbestimmten Artikels:
vil Uhte wUi nUns mündea löp mkns Hirzen sbr 17, 30.
entsWg dins oren pMen 80, 72.
eins Hundes löuf, sina Homez düz 105, 13.
ez giene eins idges — eins keisers bruoder ünde eins
küneges hint 100, 1. 4.
Seltener Prsepositionen:
ünser dUer frone der stet undr Hner übelen troufe III, 10.
Dagegen wird iuufer mit UnterdrOckung des w öfter zu iur
gekürzt:
ddz miies^ üf iur höubet 6, 6.
der keiser toürde iur spileman 36, 38.
iur Hdnt ist krifte und güotes v6l 134, 4.
Alle diese Verkürzungen sind durch die Senkung voraidat\t,
welche außer den bereits angeführten Fällen, nämlich der
Synizese und der Verschleifung zweier einen einfachen Con-
sonanten nmgebenden unbetonten e, endlich dem Auftakt,
worüber sogleich das Nähere, ül>erall auch graphisch voll-
zogene £insilbigkeit verlangt.
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UBD. AUSSPilACHB UNO V£BSKUNST.
D. TOM AUFTAKT,
ünter Auftakt versteht man die der ersten Hebung vor-
ausgehende, den Vers anhebende Senkung (Anakrusis). Diese
Senkung genielSt weit größere Freiheit als die abrigen inner*
halb des Verses vorkommenden, indem sie selbst in der Lyrik
auch sweisilbig, in der ungesnngenen epischen Poesie sogar
dreisilbig sein darf. Im gesungenen Lied oder Spruch ist
zweisilbiger Auftakt jedoch nur dann gestattet, wenn die bei-
den Silben eine Verschleifung zulassen; z. B.
weder ist ez übel od ist ez gttot 51, 1.
si begönden ünder noischen stein 156, 6,
80 gebäre ich aber dem geltche 51,6.
do versüochten in die jüdm ie 133, 2.
Doch sind das Ausiialimcn, in der Kegel ist der Auftakt ein-
silbig oder fehlt er ganz. In jenem l'alle ist der A'ers eiti
jambisclier , in diesem ein trochäischer. Während aber hierin
bei der Epik vollständige Freiheit herrscht, insofern nlimlich
Verse mit und ohne Auftakt beliebig mit einander vcrbiindca
werden oder wechseln können, sind die Liedertöne einer festen
Regel unterworfen, welche von den sich entsprechenden Ver-
sen der Stollen und des Abgesangs, und zwar durch alle
Strophen, in Bezug auf jambischen odc^r trochäischen Vers-
anfang vollkommene Übereinstimmung verlangt. Da dies also-
bald zu erkennen nicht überall gleich leicht ist, so wurde,
um den Leser auf die richtige Betonung zu leiten, hautig
der Accent auf die erste Hebung gesetzt^ z. B.
Ilcrzdichez frouwdin ,
got gebe dir hiute und itmer gtiol!
künde ich baz gedenken din,
des hate ich toilleciichen muot,
todz mac ich nü $agm me?
wan das dir nimm holder ist? otoe da
von ist mir vil toe 14, l iL
und so durch alle Strophen des Liedes,
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LVI MED. AüSSPBACtfB UKD VBBSKUNSt.
Ol) auch die Sprüche unter diesem Gesetze stehen, ikI
mit voller Sicherheit noch nicht ermittelt. Gleichwol ist
dies, wenn auch nicht immer und überall, doch wol häu-
figer der Fall, als man bis jetzt meint, und wenn z. B. bei
dem von Nr. 8*2 — 96 reichenden Spruchtone in den meisten
Strophen die 8. und 9. Zeile trochäisch anhebt, so liegt darin
doch wol etwas mehr als hloßer Zufall, weshalb ich kein
Bedenken getragen habe, gegen die in diesem Punkte sehr
unzuverlässigen Handschriften, dort, wo es ohne Gewaltth&tig*
keit geschehen konntet den Auftakt zu entfernen.
S. VOH BEIHE.
Der Reim ist stumpf oder klingend. Diese AusdrAcke sind
im vierzehnten Jahrhundert durch die Meistersänger auf-
gekommen, und haben, durch die deutsche Philologie wieder
eingeflihrt, die in Deutschland sonst üblichen Benennungen
'männlich' und 'weiblich' jetzt vielfach verdrängt. Danebengibt
es auch gleitende Reime, die auf der drittletzten Silbe mit-
reimen (z. B. ringestm: pfingesten; smderlieh: tounderlich).
Diese Art ist indes selten und kommt nur bei einigen epi-
schen Dichtern vor.
Stumpfe Reime werden gebildet durch eine Silbe mit
betontem Vocal (wil: vil; rot: tot; wip: Up; kram: tanz)
oder durch zwei verschlungene Silben, deren erste kurz ist
{sagen: klagen; leben: geben, vgl. oben S. zxxvni und xlvu)
z. B. Nr. 31, 1 ff.:
Länge ewigen des haV ich gedäht:
nü müoz ich singen aber als e.
dar zuo hänt mich guote Hute bräht:
die mugen mir wol gebieten me.
ich sol singen unde sagen ^
und swes sie gern, daz sol ich tiion, so suln •
sie minen kumber klagen.
Hcfret wunder zcie mir ist geschehen
von ni'mcs selbes arebcit:
mich cnwü ein mip niht.ane sehen ^
die brdhte ich in die werdekeit,
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VHD. AV88PBA0BB ÜFD TEBSKiniST.
daz ir mmt ad höhe stät
ja*n wHg tie ntht, swevm' tcft min singen laet^
dag ir hp eergdt.
Hier entsprechen iu der ersten Strophe die Heime sagen:
khigen denen der zweiten Uät: gät, und umgekehrt ge-
uchehen: gesehen in der zweiten dem gedaJit: brüht ilvv
ersten; die metrische (ieltung ist hier wie dort die nämliche:
es sind stumpfe Reime.
Die klingenden IJeime bestehen in der Kegel ans zwei-
silbigen Wcirtern, deren erste Silbe durch Vocal und Po-
sition laug ist [äe: mere; wcere: irmre; singen: swingm;
Jachen: machen); doch auch dreisilbige eignen sich d.izu,
wenn die erste Silbe betont und kurz, die zweite ein stum-
mes e, die dritte ein schwach betontes eist (mderc: ividere;
lebende: gebende; jagende: tagende), da die beiden ersten
Silben verschleift werden und dann eine durch Position lange
Silbe bilden: nidre: widre; lehnde: gehnde, jugvdc: tagndc.
Bei Walther nur ein einziges Beispiel eines solchen Reimes,
die Infinitivendung -enne: gebenne: lebenne (= gebine:
Icbnne) in Nr. 30, 1, dem in den folgenden Strophen die
Reime beslozzm: verdrüggeUf gdmdm: leiden entsprechen.
Bis in die erste H&lfte des zwölften Jahrhunderts gab es
in der deutschen Poesie nur stumpfe Reime ; so noch im Nibe-
lungenlied, in den Liedern des Karnberger^s und in Sper-
vogePs Sprüchen. Zwar scheinen Verse wie
Ludowig iher tinello^
ther a'it^daaines follo. —
mit allen twsen knftin
bittenies nu druhttn
bei Otfried, oder:
dö tet man Prünhilde hmt mit marenf
dag dd vremde geete kamen waren
im Nibelungenlied, oder:
ich hdn gedienet lange
leider einem manne
beim Spervogel dieser Rehauptunjj^ zu widerspi echcn. Glcich-
wol ist dies nur scheinbar j denn obgleich die vorletzte Silbe
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LVIlt
MED. AUSSPRACHE UND VERSKUNST.
niitroiiiit. so ruht doch der Reim ledig:lich auf der letzten
Silbe; mithin sind es keine kliii£(onden, soiidcrn stumpfe Reime,
nur daß beide Silben zwei Hebungen mit dazwischen fehlen-
der Senkung tragen: snellö; föllö; morm: loccrm; lävge:
manne. Als zweisilbigfo (klingende) Reime wurden sie erst
von der Zeit an hetraclitrt , als durch Abschwächiing der
alten volltönenden Endungen die letzte Silbe ihre Hebungs-
fähigkeit verlor und nur noch die Geltung einer überschlagen-
den Silbe hatte.
Reimsilben, die miteinander gobuiulen werden sollen, müs-
s(*n vollkommenen Gleichlaut haben. Von Heinrich vom Velde-
Uen, der seine Eneit in den achtziger Jahren des zwölften Jahr-
hunderts dichtete, bis auf Konrad von Würzburg (f 1287),
also durch ein volles Jahrhundert, wurde dies Gesetz fast
von allen Dichtern so strenge beobachtet, daß die Aus-
nahmen (bei Walther bloß getan war; genam: spihman
30, 17. :i6. rieh: nch 181), 1) eine kaum nennenswerthe An-
zahl bilden und sich während dieser Zeit eine Reinheit des
Reimes zeigt, welche Bewunderung verdient und in solcher
Vollendung nie wiederkehren wird.
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INHALT.
Seile
Vorwort zur ersten Aullago vii
Vorwort zur zweiton Auflage xv
Vorwort zur dritten Auflage xvui
Vorwort zur vierten bis sechsten Auflage ...... xx
Einleitung xxi
Über mittelhochdeutsche Aussprache und Verskunst, xxxvii
I. Lieder.
Vorbemerkung 3
1. Frühlingssehnsucht 7
2. Wintersüberdruß 8
3. Tagelied 10
4. Tranmdeutung 14
5. Frühling und Frauen 17
6. Liebestraum 19
7. Schoenheit und Tugend 21
S. Ein Kuss von rothem Munde 22
9. ' Unter der Linde 23
10. Ergebenheit und Yersagung 25
11. Wunsch und Gewfthrung 26
12. Unlust der Zeit 28
13. Gegenseitige Liebe 29
14. Schoenheit und Anmuth 31
15. Weibes und Mannes Heil 33
16. Mannesmuth und Frauensittc 35
17. Die herrliche Frau 37
13. Trost im Leide 40
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IiZ INHALT.
Stito
19. An die zudringliGhen Frager ...... .... 42
20. Lob des Sommers 43
21. Die Augen des Herzens . . . 44
22. Beseligong edler Liebe 46
23. Liebesseligkeit 49
24. Das Halm -Messen ' 51
25. Das rechte Maß 53
26. Ungleiche Theilung 55
27. Minne die Herzensbezwingerin 57
28. Gewalt der Minne 59
29. Ungunst des Glückes 60
30. Zwiefache Hut 61
31. Vereitelter Vorsatz 63
32. Lieb' ist zweier Herzen Wonj.e 65
oo. Minne und ünminne 67
34. Walther und Hilteguiide 68
35. Zwang der Hut und dir Liebe . •. . 70
36. Ergebung 72
37. Preis der Liebenswürdigkeit und Tugend 75
38. Die Zauberin 78
39. Deutscliland über Alles 80
40. Fehler und Tugenden 83
41. Geistige Naiie 85
42. Gegen die Lügner ... 86
43. Stiller Haß 87
44. Weise und doch rathlos 88
45. Undankbarkeit der Geliebten 89
46. Verlorene Liebesmüh' 90
47. Beständigkeit 92
48. Der Minne Recht 94
49. Üble Ausrede ... 95
50. Flucht der Tage 96
51. Schüchterne Liebe 97
52. Liebesglaube 100
53. Beseligung der Liebe 102
54. Liebeszauber 104
55. Vier Worte 106
56. Vergänglichkeit des irdischen Glücks 108
57. Liebeshofifnung und Entsagung. I. II lil
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1X1
Seit«
sa. M dn WintoB ll>
50. Oifai üe Söder od Veriiiuider 116
€0l Eriogeae Frcade IIS
€1. ündiidc der Weh 119
e». Ad dk Fm Wdt Iii
63. Ehx^ wilirt tm lingstea 1S3
64. SdNeoheil ohne Ttis«nd 135
65. Trauriger Znstand der WeH let»
66. Y&ün der Zadit ISS
67. AnUmge and Veitheidigimg 130
68. Gote Lebensart 133
69. Weib uLd trau 136
70. Der Mmne Sitte loT
71. Freudlose Zeit loi>
72. Klage über den Verfall der Kunst 140
73. Friihlingserinuerimgen 142
74 Vermächtuiss 143
75. Am Lebensabend 145
76. Der ^Velt Lohn 147
77. Abschied von der Welt 149
78. Kreuzlied 151
79. Im gelobten Lande Ibb
II. Leicli.
Vorbemerkung Itu
50. Leich 167
lU. Sprüche.
Vorbemerkung 177
51. Der Wahlstreit. L II. III 179
82. An Leopold von (Ester reich 185
88. Lob der Wiener Gastlichkeit 186
84. Yorzeidien des jüngsten Tages 187
85. Der Pfaffen Wahl 188
86. Der Hof za Wien 189
«7. Gleichheit tor Gott 190
88. Morgengebet 191
89. Das jüngste Gericht 192
60. Abfindung 103
91. Habsucht 194
ObJer Zust^Mid der Walt . . . 196
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LXU
INHALT.
Seite
93. Jugendlehren IOC
W. Nebukadnezar's Traum 197
95. Saloiiioü's Lehre 198
96. Zuchtlosigkeit der Jugend 199
97. Der Waise 200
98. Neuer Lebensmuth 201
99. Der Hof zu Thüringen 202
100. König Philipp's Kroenung 203
101. Ermahnung zur Freigebigkeit 204
102. Lohn der Freigebigkeit 205
103. Der Fürsten Braten 206
104. Bohne und Halm 208
105. Dank und Glückwunsch 209
106. An den Herzog von Kärnten. LH 211
107. Berufung an Herzog Leopold 2i3
108. An denselben 214
109. Thüxmgen'8 Blnme 915
110. Der nenuBche Stuhl 916
111. Der Yerfittlirer 917
119. Üble Nachfolge 218
113. Widersprach in Wort und Werk 219
114. Boeses Vorbild 220
116. Der wftlsche Schrein 221
116. Der Opferstock 229
117. Wirth und Gast 923
118. Geld geht vor Ehre 224
119. Drei gastliche Höfe 225
190. Höfisches Verhalten 226
121. Verwünschung 227
122. Mannes Lob 228
123. An die Jugend 229
124. Der kluge Gärtner 230
125. Die luif^ezogenen Kläffer 231
126. Gerhard Atze. LH 232
127. Drei Sorgen 234
128. Klage um Rcinmar's Tod. L Ii 235
129. Niedrige Kathgeber 238
130. Sechs Hsethe 239
131. Mahnung und Warnung 240
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IBHALT. LXIU
Seite
132. Doppelzüngigkeit 241
133. Kaisersrecht 242
134. Begrüßung des Kaisers 243
135. Göttliche Botschaft 244
136. Aar und Löwe 245
137. Bekenntniss 246
138. Der Weg zum Himmel 247
139. Schlechte fiatbgeber 248
140. Die falschen L&chler 249
141. Sonderung der Getreuen und Falschen 250
142. Lob des Maßhaltens 251
143. ^Wie man trinken soll 858
144. Freunde m der Noth 353
145. Falscher Rath 854
146. Das Chamäleon 855
147. An Otto nnd Friedrich 257
148. BfUde imd Länge 858
149. An König Friedrich 359
150. Das Lehen 260
151. Großes Lehen, kleiner Ertrag 261
152. Leopold*s Rückkehr vom Kreuzziig 262
153. Vorschlag zur (Jüte 263
154. Kunst der Freigebigkeit 264
155. Das ungastliche Kloster 265
156. Offene und geheime l'eiude 266
157. An Markgraf Dietrich von Meißen. 1. II 267
158. Gottes Unerforscblichkeit 270
159. An den Erzbischof zu Köln. I. II 271
160. An Kaiser Friedrich 273
161. Der Iloftag zu Nürnberg 274
162. Engelbert's Ermordung 275
163. Botschaft an den Kaiser 276
ie4. An die Geistlichkeit 277
165. Wiedervergeltung 278
166. An den Landgrafen von Th&ringen 279
167. Gegen die Feinde Christi 280
168. Jugendlehren 281
169. Fruchtlose Erziehung 283
170. Minne nnd Kindheit 286
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hxiw
IHHALT.
Seite
171. Thorcnreffiment 286
172. Verfall des Reiches und Rechtes . . 287
173. Versagtes Lob 2«8
174. Freundschaft über Verwandtschaft 20o
175. Freundeswankelmuth 291
176. Wie du mir, so ich dir 292
177. Selbstüberhebung 293
178. Kunst zu geben 294
179. Verkehrte Welt 295
180. Der Bogener. LH .296
181. Selbstüberwindung 298
182. Schmach der Feilheit 299
183. Reichthum und Armuth 300
184. Die Lieb ist weder Mann noch Weib 301
185. Macht der wahren Liebe 302
186. UnbeBt&ndigkeit der Welt 303
187. Der große Sturm 304
188. Einst und jetzt 306
Nachruf von Ulrich Yon Singenberg 309
Zeitfolge der bestimmbaren Sprüche 310
Verzeichiiiss der Gedichte nach den Versanfängen . . .311
Wortn-,qbter 317
Vergleichungstabelle der vorliegenden Ausgabe mit denen
von Lachmann, Wackernagel -Rieger, Wilmanns und
Simrock 339
Vergleichung der Lachmann'Bchen Zählung mit den an-
deren Ausgaben 342
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LIEDER.
WAJUmK von DU TOGBbWaiDK.
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VOßB£M£REUNa
Die mittelhochileutschen lyriselien Gedichte zeifallea ihrer
Form nach in Lieder und Leiche. Bei den Liedern unter-
scheidet man cwiBchen Liedern im heutigen Sinne und zwi-
schen Sprüchen. Jene wurden nur gesungen, diese konnten
auch hergesagt oder iccitiert werden; der Gegensatz von Lied
und Spruch ist in der formelhaften Redensart singen und
sagen ausgedrackt.
Unprflnglich bedeutet Lied jede einzelne Gesangs-Strophe.
Bei den ftltesten Minnesingern, z. B. dem Kürnberger, Diet-
mar von Eist, Meinloh von Sevelingen, dem Burggrafen von
Regensburg, ja selbst bei Heinrich von Veldeken ist diese Art
des lyrischen Gesanges noch die vorherrschende, d. h. ihre
Lieder bestanden zumeist nur aus einer einzigen Strophe.
Allmählich wurden zwei, drei und mehr gleichgebaute Strophen
aneinander gereiht und zu einem bald mehr, bald minder in
sich zusammenhängenden Ganzen verbiuiden. Eine solche Ver-
biudung mehrerer Gesangs-Strophen zu einem Liede wurde in
der alten Sprache durch den Plural .(diu Uet) ausgedruckt
Daß die deutsche Lyrik, wie ursprünglich alle Poesie, nie
ohne da^ Geleite der Tonkunst erschien, leliren schon die
alten Bezeichnungen der Form des Liedes; Ton (dön) und
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4
I. LIEDEB.
Weise (wisej. Hierzu gesellt sich als DritieB das W o r t. Wort
und Weise werden häufig zasammen genannt und beide haben
gleiche Wichtigkeit Unter Wort bat man den Text, das
Gedieht selbst, unter Ton die strophische Form, das Maß,
unter Weise die Melodie zu verstehen. Doch wird Weise
häutig auch für Ton gebraucht und umgekehrt, denn beide
stehen unter sich in unlösbarem Zusammenhange.
Die Formen der mittelhochdeutschen Lyrik sind keine
altaberlieferten; vielmehr sind sie, wie diese ganze Dichtart
selbst, recht eigentlich der Ausdruck der dichterischen Indi-
vidualitat. Darum erfand sich jeder Meister nicht nur seinen
eigenen Ton, sondern auch die dazu gehörige Sangweise.
Das also entstandene Lied trug er selbst vor in Begleitung
eines Saiteninstrumentes (einer Geige oder Fiedel): er war
Dichter und Sänger in einer Person. Da aber die öftere
Wiederliolung eines und desselben Tones als Zeichen der
Unkunst galt, und es unerlaubt war, die von einem Andern
erfundene Tonweise anders als etwa zu parodistisehen oder
polemischen Zwecken sich anzueignen, so hören wir die Dich-
ter immer von neuem Sange, neuem Liede, neuem Tone reden
uud sehen sie auch wirklich nach neuen Formen unablässig
suchen. Es darf als Regel betrachtet werden, da6 zu jedem
Liede (bei den Sprüchen herrschte, wie wir sehen werden,
ein anderer Gebrauch) ein neuer Ton, eine neue Weise er-
funden wurde. Daher die erstaunliche Manigfaltigkeit strophi-
scher Formen in der mittelhochdeutschen Lyrik, deren Zahl
sich leicht auf einige Tausende beläuft.
Wie das Einfache immer auch das Ältere ist, so herrschte
im strophischen Bau der älteren Liederdichtung nur geringe
Abwechslung, es fehlen die versehrftnkten Reime, und nament-
lich fehlt die kunstvolle Gliederung, die später in der deut-
schen Lyrik Hegel und Gesetz bildete: noch wandelt sie
deutlich in den Spuren der epischen Poesie, ans der sie sich
eben loszuringen und zu entwickeln begonnen hatte. Bei-
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▼OBBEMERKUNa.
5
spiele dieses älteren einfachen Stils gewähren uns die vier
ersten Ijieder Walther's, unter diesen besonders das vierte,
das sich von der uugesungenen Epik nur durch die geringere
und bestimmte Zeilenzahl so wie durch den regelmäßigen
Wechsel von stumpfen und klingenden Reimen unterscheidet,
im Übrigen aber, in den paarweis gereimten und viermal
gehobenen Versen, ja selbst in den drei gleichen Reimen am
Schlüsse der Strophe, ganz nahe an sie tritt. Was an diesen
Liedern jedoch vor Allem auffällt und sie in Walther's früheste
Zeit weist, ist der Mangel der Dreith ciligkeit. Diese
erst ist es, welche die deutsche Liederdichtung zur Kunst
erhob, und daher mag es kommen, daß sie dem Grundsätze
der Dxeitheiligkeit' während des ganzen Mittelalters, in den
Schulen der Meistersänger noch weit länger, so beharrlich
anhieng, während die romanische zwar viele Weisen von drei-
theiUgem Strophenbau darbietet, im Ganzen aber jene Eegel
keineswegs vorherrschen läi^t.
Wenn jede Kunst, sagt Uhland, far sich schon ihres
Maßes bedarf, wodurch sie eben zur Kunst wird, so kann
die Regel am wenigsten entbehrt werden, wo verschiedene
Künste zusammenwirken. Die Manigfaltigkeit des Minnesangs
besteht nicht in einem willkürlichen und schrankenlosen Er-
guß Ton Worten und Tönen, der Wechsel spielt über der
Regel, es ist die unendliche Gestaltung derselben Grundform.
Daher ist in der kuiistmilßigen Lyrik jede einzelne Strophe
nach einer herrschenden Regel in sich gegliedert. Sie hebt
an und knüpft sich mit zwei gleichen Theilen, bei den
Meistersängen! Stollen oder Auf gesang genannt; sie tönt
aus und löst sich mit einem dritten Theile, dem Abgesang.
Der Ausdruck Stolle ist der Baukunst entlehnt: Stollen sind
zwei gleiche Pfeiler, die ein übergelegter Haiken verbindet.
Dies Gesetz der Dreitheiligkeit, das J. Grimm in seinem
Buche «Über den altdeutschen Meistergesang» (Göttingen 1811)
zuerst aufgedeckt hat, begegnet uns heutzutage noch in der
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6
I. LIEDER.
Tanzmusik, wo die beiden Hauptsätze den Stollen, das Trio
dem Abgesang entspricht Es ist wol anch damals von der
Tonkunst ausgegangen; aus dem Innern des Gedichts hat es
sich schwerlich entwickelt, denn der Inhalt schwebt unabhängig
durch die drei Gliederungen der Form, darin sehr ungleich
dem Sonett, das zwar nichts anderes als eine einzelne drei-
theilig gegliederte Strophe ist, dessen innerer Bau jedoch im
Verlaufe der Zeit eine ganz veränderte Gestalt gewonnen hat.
Um ilie Dreitheiligkeit, dieses wichtigste Gesetz der mittel-
hochdeutschen Lyrik, auch dem Auge erkennbar zu machon,
ist im Drucke je die erste Zeile der beiden Stollen und des
Abgesangs etwas eingerQckt worden.
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1.
frOhlingssehnsücht.
Das Versmaß dieses Lied«, worin der Diclitcr die Zeit lieibel-
wttnsclit, in der di« MädcJien den Ball werfen, ist daktylisch, ein Rhyth-
muB, welcher der Betonung im Mittelhochdeutschen wenig angemessen ist.
Bei den Lyrikern des 12. Jhd. yielftch Im Gebraaeb, kam erspfttor immer
m«br »ufier Übung nni anefa Waltber bat Ibn außerdem nur noch
zweimal (t. Nr. 7 und 173) angewendet. In uuserra Liede jedoch ist die
Wahl dieses Versmaßes so wenig eine unabsichtliche als die lüiilmaligo
Wiederkehr desselben Reimes: man glaubt den Ball zu sehen, wie er
von Hand au Hand fliegt. (Uhland.)
l'ns hat der wi'nter goschädet über al:
beide unde walt die sint beide nü val,
da manic stimme vil suoze inne hal.
biL'iie ich die Diegde an der str&ze den bal
werfen, so kaeme uns der vogele schal.
Möhte ich yersläfen des winters gczitl
wache ich die wlle, sd h&n ich sin nit,
daz stn gewalt ist 8Ö breit und s6 wit;
weiz got, er \kt och dem meien den strlt:
86 Iis' ich blttomen dä rife nü llt.
1 geschadet ist wie f/^s fiat zu lespn ; der Winter hat iin«^ allerwürts
Schaden, Nachtheil sebracht. — 2 val, gen. valir>\*. fahl, enttuibt, — 3 da
imu gehören dem Sinne nacb ausammen: worin, im Walde nämlich.
stimme^ Vogelstimme. ^?/oz 'adv., silß, dasAdj. ist sii^te. /m^ prset. von hei'
lertf erhallen, erklingen, ertönen. — 4 maget , stt. , nicht Magd, Dienerin,
•ondern Jnngfran. an, anf.
6 möhte prset. Ton ntufftn, mügen, können, die Macht haben = franz.
pouvoir, während kunnen^ künnfitt wissen , verstehen , das geistige Können
bezeichnet = franz. savoir; von jenem ist die !M.icht, von diesem die
Xunat abgeleitet: o daft ich die Winteraeit yerschlafeu konnte, ye-
»tt stf., Zeit.* — 7 waeke ich, muß leb waoben. die irti^ adv. acc, dio
Zeit Uber, solang, nit haben c. gon.^ etwas hassen; vi« — des Winters; ntt
hat im Mhd. meist die Bedeutung von (iehässigkeit, Zorn, Ingrimm, selte-
ner Ton Missgunst. - 8 yewnit im Mbd. regelmäßig ein Masc. — 'J </ • /s
gut, wahrlich, och, geschwächt aus of/r/i , auch, schon; es kommt schon
noch die Zeit, di-n stiit lüu, das Feld räumen, vgl. Nr. 3, 46. — 10 äo,
dann. Iis* = Ute i. pru-s. von lesen, zusammnnleten, einaammehi, pflQekeii.
da, da wo <nun Ueif iie^t). Iii =iiget, liegt.
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8
I. LIEDKK.
2.
WINTERSÜBERDRUSS.
Dies Keiinspiel mit den fQnfVocalen, worin der Dichter in launiger
Weise seinem Unrouth Uber den Winter und der Frühlingssebnsacht Luit
BiMhtf ist Tom TruohseA Ton St. -Gallen d. Hagen^t Minnesinger,
1, S98) und Bitdolf dem Sehiviber (ebd. 9, S64) nacbgeabrnt und Aber-
boten worden. Bine geistliche Parodie UelBrte ein OeterreichiMKer Diohter,
der fogen. 8ei£cied Helbling.
Diu werlt was gelf, rti unde blä,
grücn' in dem walde und anderswä:
kleine vogele sungen dä.
nü schriet aber diu nebelkrä.
pfligt s' iht ander varwe? 5
s'ist worden bleich und übergrii;
des rimpfet sich vü mauic br&.
Ich saz üf einem grüenen I^,
da enspruiigen bluomen unde kle
zwischen mir und einem se. 10
der ougenweide ist dä iiiht m6:
dä wir schapel bräclieii e,
da lit nü rife unde sne.
daz taot den vogelliuen w6.
1 waSf war. gelA von heller glänzender, eig. schreiender Farbe, von
grlftn^ einen lantea Ton von tieh geben. Ma, gen. blatte*, blan: die Brde
prangte in hellen bunten Farben. — 3 und 5 jeder Strophe sind ohne Auf-
takt. — 4 tcAnVn. schreien, zumal vom Krrtchzen des Baben und der
Krähe, uehelkrd, die aschgraue Nebclkrähe, die in unecrn Gegenden nnr
in der kalten Jahresreit weilt, daher ein Symbol lies Winters. — h pßrytnii
o. gen., etwas haben, besitzen: hat sie \dio Welt, Krde) nun etwa andere
Farbe? — 6 Oleich, blaß, entfärbt, ührrtirä, gen. ■ijränes. Überaus, über und
aber grau, dttsfeer. — 7 ät9, adverbialer Gen. neutr., deshalb» daher, darum.
Wmp/ni, Busanunensteben, ranseln, nbd. rtkmplbn. e/l, Tentftrkend: sehr,
gar. bra, braue, Braue, Augenbrene: dernm l^t ilch manohe Stinie in
(anmuthige) Falten.
8 le stm., gen. tiwe», nrsprttnglich Monnment, Qrab, dann wie hier
Hftgol f— Int. cliviis). — 9 ensj rini^f/i, hervorspringen; sprießen. — 11 von
der (fiuhcrn) Augenweide ist hier niclits mehr übrig, vorhanden. — 12
schap^'l stn. , Kranz von Laub und Blumen als Koptschmack der Jnng*
frauen. 6r«cAeN, pflücken: wo wir frdher Kränse pflückten.
15 snta, snC schneie, schnell Wie hier tritt hftufig an Imperative nnd
Intcrjecti<»nen das Suffix a als Verstärkung. Die Einfiiltigrn sprechen :
schnei nur su, die Armen (wie ich) rufen: o weh I Jene haben Freude am
SobneefettOber, dieee kUgea darftber. — 17 deshalb bin ieh echwer wie
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9. WINTERSÜBBBDKU8S.
9
Die tören sprechent: «sniä sui
die armen liute: «ow^, owS!»
des bin ich swser' als ein bli.
der wintersorge liän ich drl:
swäz der und der andern sl,
der wurde ich alse schiere frl,
waer' uns der sanier nähe bi.
U
20
15
danne ich lange lebte alsö,
den krebz wolt' ich 6 ezzen rö.
sumer, mache uns aber fröl
dü zierest anc^cr uudo. 16.
mit den bluomen spilte ich dö,
min herze swcbte in sunnen hö:
daz jaget der winter in ein strö.
25
Ich bin verlegen als tlsaü,
min sieht hkt ist mir worden r<i.
süezer sumer, wi bist dft?
jä Siehe ich gerne veltgebü.
e deich lange in solher drü
beklemmet waere, als ich bin nü,
ich wurde 6 münech ze Toberlü.
A
80
35
eiu Stück Blei, liefft es bleiscliwer auf juir. — 18 tfintersnnje gen. pl. statt
des üblichem -s»r<;fn: ich habe drei Sorgen, die der Winter mir verur»
Mcht. Sie sind die sohmale Kost, die freudlose Zeit und die Kälte.
— 19 $wat, was, wie viel Immer. <f, etwa ist, sein möj^e. — 20 frt werden
eine» dinge», von etwas befreit, ledig, orl"3t werden, ahe schiere, alsbald.
— 19 — ^31 wie viel dieser und der ttbrigon (Sorgen) auch sein mögen, ich
wtirde sie rasch los, wenn der Frtthling nahte.
22. 23 eh, eher, e danne, bevor : bevor ich lange auf diese "Weise
leben muchte, wollte ich lieber rolie Krebse essen. — 24 aher^ abermals,
wiederum. — 25 to = l6h , Ivch stni., Gebüsch, Wald (lat. lucus). — 26. 27
xpHte, swebte sind Conjunctive: da, dann würde ich mit den Blumen spie-
len (der Geliebten sie zum Kranze flechten) und mein Herz hoch in der
Sonne, im Sonnenschein, aulschweben. — 27 ho = /locfi, wie ro l6 = r6:h^
inch. — 28 ein »tro, ein Bund. Haufen Stroh, aber auch Strohhalm: der
Winter treibt das Hers In die Enge , macht , daA es sieh in den kleiniten
KftUm zusainmciiziclit.
2\i cerliue.ny in Trägheit versinken, durch Liegen unaiisflinlich wer-
den (vgl. Terl^rene Waare). af». wie, gleidi. — ?.0 sieht, schlicht, glatt, ru
= rlich, rauh, struppig. Für fuir will Beclisleiii (German. XV, -145) mit
Bezug auf den Ver.ileich mit Esau lesen hot. — r>l » ä. wo. — ."12 jä, Aus-
ruf: traun, fürwahr, veltgebü, stm. , Feldbau, Ilistollung der Felder. — 33
dehh =: dafi ich: beror ich. dru stf. — dn'ch^ falle für witde Thiere,
Fessel. — 34 iMsr«, sein mochte, nfi , nun, jettt: wie ich es gegenwärtig
bin. 35 trurde, Conjunctiv, würde. mun'Cl,, Mönch. To'ifrlu. jetzt Do-
brilugk an der Dober, ehemals berühmtes vom Markgraf Dietrich von
Landsherg 1194 (1190) gestiftetes Oittercienaericlotter, nun Stadt im prenft.
Reg. -Bez. FtMlkfnrt. Der Name bedeutet die schöne Wiese, Schönau
(slav. dobry, gnt, schön, Iny, Wiese, Au)i die Gegend ist noch jetzt ver-
rufen ftli traurig und elend.
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10
d.
TAGELIED.
Tagolieder, auch Tageweisen genannt, sind Lieder, die vom Sange,
womit der Wächter den Tag begrilOt , den Namen haben. Bei den Pro-
Tttiualen htütt dieM Gattang tob Liedern tUba (MorgenrOtbe). «Die
Grundform der Tagclieder, wie sie aus der Mehrzahl derselben entnommen
werden kann, ist diese: der Wuchter auf der Burgzinne sieht den Morgen- •
Stern aufglänzen, er kündet mit Sange den Tag und warnt alle, die bei
veretohlener Liebe «eilen; die Sehftne «xechriekl an der Seite de« ent-
scblummerten GelieVten, die Gefohr dringt eie, ihn an wecken, nnd es
eigelit ein Abicbied, süß und scbmenlich zugleich. Die AtttfühniDg
wechselt nianigfach, indem bald dieser, bald jener Theil der gemein-
Bamen Grundlage, bald die eine, bald die andere der betheiligten Personen
herroigehoben wird oder anrflcktritt; Gelang nnd Wecheelrede ilnd in
vielen Liedern mit EraUilang verietst. Sftnger von ernstem Sinne ver-
schmähtcn diese Liederweise nicht: das Anstfißfge <ior«olb<-n ist dadurch
Romildert, daß die Darstellung sieh vorziipswoise auf die Scl)ilderunff der
Gefahr und des Trc-nnuugäschnicrzes nach kui xeni Glücke richtet.» (Uhland.)
Das vorliegende Tagelied fUlt, wie echon der iweimalige sp&ter
von Walthcr gemiedene Beim lieht: nieht aeigt, in seine früheste Zeit nnd
Rcht den Tageliedern Wolfram's leicht um ein Jahrzchnd voraus. Daß
Letzlerer der Erfinder oder doch der Erste sei, der diese Liedergattung
in Ucutachlaud eingeführt, ist eine uncrwiescnc Behauptung.
Kiwentlichen lac *
ein ritcr vil genicit
an einer frouwen arme: er kös den morgen lielit,
do er in durdi diu wölken so verre bcliinen sacU.
diu froiiwe in leide sprach: 5
«we geschehe dir, tue,
daz dii mich last bi liehe langer hüben nieht!
daz si da lieizeut miiine deis niewau senedc leit.»
1 friwentlld cn adv., nac-Ii Art eines friundest wie 9. 13. 35 friuntt
Mtoendinne, Geliebter, Geliebte. — 2 vil, sehr, ymeif SLdj., scbmnok, statt-
lich, auch lebensfroh. — 3 an, im Mhd. sagte man an dem arme, dem bette^
dem grase ligen. ko.i prset. von kielen, merken, sehen, wahrnehmen, den
morgen Ueht, den lichten Morgen, die Xageshelle, das Morgenroth. — 4 äo,
da als. wölken aeutr., daher p1. diu «r, $6 terre von fam her, von weitem.
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8. TAa£Ll£J>.
11
«Friwendinne min,
du solt din trären Itn. 10
ich wil micli von dir scheiden, daz ist uns beiden guot.
ez hat der morgeiisternc gomachet hinne lieht.»
umin fiiunt, iiü tuo des uiehti
lä die rode sin,
daz du mir iht so sere beswa^rost mincn nuiot. 15
war gäbest alsö balde ? ez ist niht wol getäu.»
«Fioiiwe ni!n, daz si: i
ich wil beliben baz.
uü rede in kurzen ziten allez daz dü wil,
daz wir unser huote triegen aber als e.» 20
«min friunt, daz tuot mir w6.
6 ich dir aber bi
gelige, miner swsere derst leider al ze vil.
nü mit mich niht ze lange! vil liep ist mir das.»
McHtnen, leuchten, glänzen, xach praet. von s^hen, sah. — 5 in leide, be«
trObt. — G tce {/cnche/tp dir, weil dir! eine Verwüngchung. — 7 last 2 prre?.
von läu, idztn, lasson. li-p stii., Geliebter, Goliflito. langer compar. dis
Adverbs, niehtt altertbUmliche Form fUr niht^ nicht. — S minne ist im
Mhd. siemlich gleichbedeutend nnd gleichrnnfMiend mit dem heutigen :
Liebe. Es bezeichnet die Liebe zu Gott, zu Freunden tind Verwandten,
bcjonders aber die Frauenliebe in jeder geistigen uud leiblichen liociehung.
Dagegen bedcuft U«b€ den ftUen Dlohtarn die Freude, das Wohlgefallen,
die Lust des Herzens. Darum der beständige Gcvrenf«atz von liebe und
leide, Lust uud Trauer, liep und leit^ Erireulichem und Schmerzlichem.
rf'Wt, zusammongozogeu aus daz i» ■= daz ist. niewan, fauch n/"-, nimoan^i^
nichts al«, nur. *en€d* part. adj. fttr senende^ scbmerxlich verlangend.
11 »ich icMden, tioh trennen, fortgehen, Ahschied ««hmen. tfuot,
gut, nützlich. — 12 hinne adv. = //(<- //ni-, hier innen: der MorRcuatern
erhellt das Gemach. — 13 de» gen. abhängig von nielU: thu daa nicht.
— IS da»t auf daft, damit, iht adT. aoc, irgend, atwa, hier wie hftuflg in
Absichtssätzen in negativem Sinne = niht. hesweerfn, schwermachen, be-
trüben, muo^ GemUth. — 16 war, wohin, gdhen, eilen, balde^ adv., schnell,
rasch, tsol Qttän, gut, recht getlum: ei ist nicht recht, daft da eo bald
•chon Ton dannen eilet.
n dai »t, eo eei's. — 18 baz comp, an wol, besser, mehr; bat be-
liben, läniter dableiben. — 19 wil 2. prtes. neben u ilt , willst: nun mach
es aber iturs mit dem was da noch zu sagen liast. — 20 huote, Uut,
Bewachung: unsere Aufpasser, triegen, botrttgen, tiuachen. at» #. wie
früher. — 22. 23 bevor ich wiederum bei dir lioj?en kann, werde icli
viel Kummer zu leiden haben, tuwre , Schmerz, Leid, rii'r'st = der iit,
deren ist, wird sein. — 24 viU imper. von mvlen, meiden, fern bleiben.
2.'>. 2(; Das (sc. Meiden) wird nur 8o geschehen, daß ich niclits dazu
thun kann, es nicht Ändern kann. Nur wenn es v(dlig unmöi?llch ist,
werde ich nicht kummon. — 20 Jiiene. aus nie und nc. vt-rstUrkte Negation :
durchaus nicht. — *i7. 28 wenn ich aber auch, Herrin, nur einen Tag lang
fem Ton dir bleiben muß, so ist doch mein Hers stets bei dir. — 98 itont,
ältere Fonu fhr ron. — :iO stl,(ii — aufsuchen. — 31 oh, wenn.
zUtf seist: wtiuu du mir anders uuwauUelbar treu bist; in sulchcn ab-
bingigen Sätsen, wo wir den Indic brauchen , pflegt im Mhd. der ConJ.
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12 !• LIBDBB.
•Daz mooz alsd geschehen JU 'vc/^*^ 25
daz ich es niene mac. ^
8ol ich dich) frouwe, mlden ^ines tages lanc»
b6 enkumet min herze doch niemer Tone dir.»
«min f rinnt, nü volge mir:
dü seit mich schiere sehen , 30
ob dü mir slst mit trinwen strete sunder wanc.
der ongenweidel nft kias' ich den tac»
/
<<Waz helfent bluomen r6t,
Sit ich nü hinnen sol? - %
vil liebiii friwendinne, die sint nnmöere mir, v^-'J*^ 35
reht' als don vogellincn die winterkalteu tage.»
«'friunt, dest ouch min klage
uud mir ein weicnde not.
ja'n weiz ich niht ein ende, wie lange ich din enbir.
nü lige ebt eine wilel so'n getset' dü nie 86 wol.» 40
«Frouwe, es ist zlt: .
gebiut mir, 1& mich varn. .^-^^y^^*'"*
jit tuen ich*z durch dln 6re, daz ich von hinne ger: ^
diu tageliet der wahter 86 lAte erhaben h&t.» ^
flcfriunt, wie wirt es rit? 45
d& lAze ich dir den strlt r
6w6 des ürlöubes, des ich dich hinnen wert ^ ' '
von dem ich habe die sMe, der mtteze dich bewam.»
zustehen, juit 1 1 iuwen , in Treuen, »täte, beständig, treu, «und^r toanc,
ohne Wank, unerschtttterlioh« — SS wh dM Aablidbl kim»*^kim99, mh*
ich, Tgl. oben su Y. 8.
38 SS WM hab* ich toib Sommer? «~ 34 «f/, seit, nachdem, da. Afa-
neu» TOn hier weg; von dannen. — 35 tvmuvrp, unlieb, unwerth, zuwider.
— M rehV at»t gerade wie, ygl. 56 und Nr. 39, 34. — 37 ditt^da* ist, —
38 wermde. dauernd, anhaltend, «t^f , Drangial, QnaL — SS ftCn im;
fürwahr, ich weiß nicht, ein ende, genau, vollständig, ^nbir 1. praea. =
fut.. entbehren werde, von enbi-rn, c. Kcn., ohne etwas sein. — 40 eht adv.,
bl()[^, nur; bleib nur noch eine Weile liegen. uf% gttmf ni«: dann
thatest du nie; taste ist die 2. preet. ind. von tuon,
41 es gen. von ez, dessen: dazu ist es Zeit, es ist die hüclistc Zeit.
— 42 gi'hiu', imper. von gfhiett'n ; einem g., jemand verabschieden, ihn zie-
hen lassen, rarn, sieben, fortgehen. — 43 durch diu ire, um deiner Bhre
willen, ger, begehre, verlange: daft leh fort von hier strebe. — 44 »rhabm.
erhoben, bocrotinen. — 45 ttm irirt räl . dafür wird gesorgt, dem wird ab-
geholfen: was ist da zu thun? was läßt sich dagegen machen? — 46 ei-
Ttrni d"n atrit l&n, vom Streite ablassen, Jemand den Sieg fiberlaasen, seinen
Willen lassen: vgl. Nr, 1, '.>. tin, nun s-,. - 47 tirloup stm., die Erlaubniss
gehen zu dürfen; weh daß ich dich muß ziehen lassen, hinnen, dem Sinne
nach zu urloubeit gehörig, einen eine» dimgfwmm. Jemand etwas gawihrca.
— 48 6etoar», schtttsen, htttea.
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S. TAQULIED.
13
Der riter dannen schiet.
d6 sende sich sin Üp 50
und liez ouch s§re weinde die schoenen frouwcn guot.
doch galt er ir mit triuwen daz s' ime vil nähe lac.
si sprach: «swer ie gepÜac
ze singen tageliet,
der wil mir wider morgen beswaeren minen muot. 65
Dü lige ich liebes eine reht' als ein senede wip.»
50 sende prset. von «MM, Bchmerzliche Sehnsucht empfinden. Up
■teht häufig als Umschreibnng an der Stelle des pars. Pron. : da war er
betrübt, schmerzlich bewegt. — blliet, ließ zurück, sent weinde (= weinende),
hef^i^^ weinend. — 52 doch vergalt (lohnte) er ihr durch Treue, daß sie
Bich ihm hingegeben hatte, äa* «' = da» »i. n&he ligen heifit sonit von
Hersen aiigvthnn Min, Im Hensen tragen, was aber hfer nicht an passen
scheint, vielmehr muß es, in Übereinstimmung mit dem Yorbergehenden,
hier gleich nahe bi geiigfn stehen. — 53 $wer , wer immer, te, jemals. —
53-55 das ftllmorgendliohe Tageliedsingen bekttmmert mein Gemfith. — '
55 wider, cremen. — 56<tiM«4Jn «Uein, arelTon, ohne o. gen.; Toa meinem
Lieb yerlasuen.
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14 I. UBDEB.
4.
TBAÜMDEUTUNG.
BttZwaok diMM iMtnigen LiadM ist, dto Bedratang und Antlegong
der Traume zu verspotten; darum werden dem altf n Weibe zwei selbst-
verständliche Wahrheiten in den Mund gelegt: daß zwei und eins drei
und der Daum ein Finger sei. Krfthea und alte Weiber sind übrigens im
dentaelieik Tolksglanben Ton bOiar Yorbedentang (vgl. j. Grimm's MytLo-
logte, & 1077. lOSS).
der sunier komeii was
lind die bliiomeii durch aaz gras
wünuecliche ensprungen,
alda die vogcle sunuen,
dar kom ich gegangen 6
an einen andrer langen,
dä ein lüter biunne enspranc;
vor dem yvixlde \sas sin gauc,
dä diu nahtegale sanc.
h\ dem braunen stuont ein boum,
da gesach ich einen troum.
ich was von der sunnen
gegangen ziio dem brunnen,
daz diu linde mj3eie
mir küelen schalen baire.
bi dem brunnen ich gesaz,
miner swaere ich gar vergaz:
schiere entslief ich nmbe das.
3 wonniglich auT« pmCi « n, ciniunbldliten. — 4 alda, verstärktes lin,
dort, wu. Vers 4 und t> jeder btrophe Jiabeu Auftakt. — 6 dar, daliiu:
ieh kam dorthin gegangen , wo ^6 Tögel «angen , nlmlieh mat eine lanfre
Wiese, /.o"-, pctrflbt ans <}uamy kam, — 7 brunne swm., Quelle. — 8 trat stu
ganc, nahm er si-iiicu J^auf. — 9 nahtegale , Rewöhnlicher nafitegal, abd.
nahtigalä (von nafiC und 'jalan, singen, also: die Naciitsängerin).
II Da erblickte ich einen Traum, hatte ich ein Traumbild. — 14 moere,
bekannt, berühmt, dann herrlich, lieb. — 15 ba:rf, conj. praet. von bem^
hervorbringen: mir Schatten verschaffte, bereitete. — IG Wtite mieh
nieder. — It) umbt da<« darum: deshalb schlief ich rasoh ein.
10
15
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4. TRAUMDBUTUNO.
15
Dö bedühte mich zeliaiit,
wie mir dienten alliu laut, 20
wie min sfele waere
ze himel ftne swsere
und der lip hie solle
gebaren swio er wolle.
dä ncwas mir iiilit zc w6: 25
got der Wälde s, swie'z ergß,
scboener troum enwart nie uid.
Gerne sliefe ich iemer d^,
wan ein ünsseligiu krä,
diu begonde schrien. SO
daz alle krk gedion
alse ich in des güniie !
si nam mir michel wünne.
von ir schrien ich erschnic:
wan daz dä niht steines laC| 35
8Ö wer' ez ir suonetac.
Wan ein wunderaltez w!p
diu getröste mir den Up.
die begonde ich eiden.
Utk lAx » mir bescheiden 40
19 MiHU4» divohto. — 90 alNu kmt, all« Beiehe. — Mm kirnet, im
Himmel. — 33 hie, hier, hicniedtii. — 24 yeOdren, sich gebiüirdcn, be-
oehmen. — 90-84 der äinn iit : als wenn ich JBeherTsuhur der Welt, uud, wfti
Ich anoh aaf Brden thim möchte , doch des Himmels sicher wftre. — >
35 ni/>t ze, Vorstärkiins? der Negation, gar nicht schlecht, d. h. vor-
trefflich: ich befaud mich herrlich, alles Leid war dahin. — 2Ö walden
c. gen., Gewalt haben über etwa«, dafür sorgen, su ie't ergi, wie immer es
kOBunen möge* -~ 27 enwart, ward nicht: einen itchöaeni Traum gab es nie.
28 Gerne hfttte ich ewig da schlafen mögen. — 19 wan, w&re nicht
gewesen, un tt 'i '. verwünscht. — 30 b* 'jvndi> b ''iunde , begunn. scfirtt /i,
kiftchsen. — '4i gedien =: gedtheUf JTortmtng haben, gedeihen: o daß es
allen Xrihen eo ergehen mOehte, wie loh es ihnoi gönne, d. h. daß de
verwünscl>t seien. — nam, benahm, raubto. mic!"l, groß. - :\h tcan
da», nur daß, nur weil, jii/ii steinet, kein Stein: hütte ein Stein da gelegeu,
OS wäre ihr Tud gewesen. — 36 MHonetoOt der Tag der Stthno, de« Qe-
riohtes, der jüngste, letzte Tag.
37 tran, aber, indessen, wunderalt y sehr alt; in dieser Weise tritt
icundfrzurVerstärkungvorviele Wörter : irundfrbalt, wundi rjnh, wunderwol.
38 tröstete mich. — 39 eiden ^ eidlich verpflichten, in l'flicht und Eid
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16
I. UBDBE.
waz der troum bediate.
daz merken wtse llute:
xw6ne und einer daz sin drl;
dannocb seile s* mir d& bi,
daz min düme ein Yinger 8i. 45
nehmen. — 40 bescheii1*'n, auBeiiKiiulergetzen, auslegen. — 42 merken conj.:
darauf mögen klage Leute merkcu, acht geben, nämlioK: wt.,8 nun kommt,
was sie mir (getagt hat. — 43 .ttn. diesor Conjunctiv ist abni»cgig v< n b'^ch^i >*n
in V. 40, nämlich: sie setzie mir auseinaiuler , daC» zwei uuü einer drei
soioii. — 44 dttnaoch, sodann noch: überdirs sagte sie mir noch. — 45 sprich-
wörtliche Redeniarfti vgl. W. Grimm, QtlOM* Cms., S. 57 and Benner 8458-C4.
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i, F&ÜULIMO UND FEAU£N.
17
5.
FRÜHLING UND FRAUEN.
Wit tatnriich und herzerfreuend der FrllliUiig mit all seiner Pfftolit
auch ist. BO wird er doch durch eine edle, «chöne Frau, die zierlich ge-
■chmUckt züchtig dahintchreitet, weit übertroffen« Wer sich von dar
Wahrheit ftbtnengen wolle, möge sieh beim Frettdeafette des Heien ein*
finden: der DIehter let alebl im Zweifel, welchem von beiden er den Vor»
eng geben coli.
86 die bluomen üz dem grase dringent,
same sie lachen gegen der spiledeu sunnen,
in einem meien an dem morgen fruo,
und diu kleinen vogellln wol singent
in ir besten wise die sie kunnen, 5
waz wünne mac sich da genozen zuo?
ez ist wol halb ein himelriche.
suhl wir sprechen, waz sich dorne geliche,
sö sage ich , waz mir dicke baz
in miuen ougenbät getan und tsete ouch noch; gesaihe ich daz. 10
Sw& ein edeliu schcenc fronwe reine
wol gekleidet iinde wol gebunden
durch kurzewile zuo vil liuten gät,
hovelichen huchgemuot, niht eine,
umbe sehende ein wenic nnder stunden: tb
alsam der snnne gegen den Sternen stfct:
1 S6, wenn. — 2 same, sam, (f\e\ch\vie , als wenn lachen conj. --
leohen, lacliten. spileäe =i tpiienäe, funkelnd; vgl. ^'r. 53, 31. — 3 der meie
ewm., Mai, FrUliling. — ioCt#, Melodie. — 6 wünne gen. abh&ngig von
wo:: welche Wonne, da tuo = damit, sicfi qenSten, «ich gleichstollen,
vergleictien. — 8 sich geliehen^ gleich sein, gleichen. — 9 dicke baz^ oft
noch beuer. — 10 nicht nur getban het, iondem noch tbua würde, wenn
ioh ee sehen könnte.
19 wo/ gekleidet, geputzt, in festlicher Kleidung, wot (jehunden^ mit
schönem geltend'^ (zu >n, 14), mit ^chön aufgebundenem, gcst limücktem, mit
Blnmen bekrAnztcm Haar. — 13 durch kurtewilc, wegen (aur) Kurxweil,
ünteihsltnng; in große Oesellscheft. — 14 ko9ettehen, hofgemlfl, fMngebO-
det und gesittet; A. fiScfigemtiOt» in edler sittsamer Heiterkeit, niht eine,
nicht allein = in Begleitung. — 15 undrr ntundtn, von Zeit cu Zeit: zu*
weilen ein wenig sich umsehend, zurückblickend. — 16 alsam, gleichwie.
der urnne^ die Sonne, wie öfter im Altem Mhd«, als MMColinnm s herror-
WALVHBK von OSE TOaibWBIDS. 9
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18
I. LIBDBB
der meie hringe uns al sin wunder,
waz ist dft, 80 wünnecltches under
als ir vil minnecllcher lip?
wir l&zen alle blaomen st&n und kapfen sd daz werde wip. 20
•
Nil wol dan, weit ir die w&rheit schouweoy
gön wir zuo des meien h6c1igeztte!
der ist ndi aller slner krefte komen.
seht an in lud seht an werde firouwen,
wederez daz ander überstrlte, 25
daz bezzer spil ob ich daz habe genomen.
der mich welen hieze,
deich daz eine durch daz ander lieze,
wie rehte schiere ich danne küref
h6r Meie, ir müeset merze sin, 6 ich mine frouwen tU yerlQre. 30
leuchtend vor den .lunprrauen ilire« (iefolffes, das nm üi»' oder hinter ihr
gedacht ist. — 17 ff. wenn eine solche Frau in solcher Weise einhergeht,
dann möge uns der Frühling all seine wunderbare Fülle bringen, was be*
findet sich darunter 8o Wonnevollos als ihre liebreizende Erscnainang? —
20 knpfpti^ offenen Mundes telisnen, gaffen, an iat präpos., nicht ftdr. iMrf,
trefflich.
21 dan, dahin: nun, wol auf, macht euch dahin. tiW/, wollt. —
22 hSckgt^f^ FrendeBfeet. — 99 kre/te, dat. von kr<i^tt Macht, auch Menge,
Scliaar. — 24 schaut auf ihn. — 25 ir?d?r«:, welchf>8 von beiden, /if>rr.itnti'n.
im Kampfe, Wettstreit übertreffen. — 26 ob ich nicht das t)esspre Spiel
•.Partie, fheil) gewählt habe. — 27 AwS. ach. — 27. 28 ach wer (wenn einer)
mich da wählen hieUe, so daß ich das eine für das andere aufgeben müßte,
wie überaus rasch wäre dann meine Wahl getroffen I ~ türf conj. proet.
vi>ii kf'xen, auswählen, aussuchen. — :iO //-r U- /. . rorsonification : ihr müßtot
Märx sein, d. h. ich wttrde euch (so schön ihr aucii seid) eher dem (uu-
freundllehen) Mim gleiehaehteu , als daß loh meine Herrin da TerlOre,
wegen euch aufgäbe. O lor: es wäre noch eher niöi^lich, daß ihr euch in
den März verwandelt, als daA ich bei dieser Wahl nicht meiner Herrin
dtn Vonag Tor «aob gUM.
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«• IiIIBI8TKi.ini.
19
6.
LIEBESTRAÜJVL
Wenn diese fünf Strophen, woran nicht su zweffeln, wirklich ein
Lied bilden (ühland S. 59 nennt es eine Tanzweise, einen lleihen), so
kann nur die unten vorgenommene, auch von Simrock befolgt« Anord-
ttong richtig sein, da sie allein einen logischto Forteehiitt und Znaammeii^
bang gewilivt. In den eiiton vier Stfoplien soliildert der Dfehter ein
liebliches Trauragesicht, in der fünften hofft er, das Traumbild in der
Wirklichkeit zu finden. Die Handschriften stellen die beiden letzten
Strophen am. Das Ganze fttr einen Scherz zu halten, dessen Spitze gegen
die 1n«lteii Fnnenlillte «ntltafl, ist ttbenll kein Gnmd Torluuidta.
"llemt, f)r6awe, disen kränz»,
^86 sprach ich z'einer vol getftnen maget:
«Bd zieret ir den taaz
mit den schcenen blnomen, als ir s' fife traget.
h>et' ich Til edele gesteine, 5
dkz mOes' üf iur houbet,
obe ir mir's geloubet:
8^t mtne triuwe , daz ich'z meine.
Ir Sit sö wol getan,
daz ich iu min schapel gerne geben wil, 10
daz beste daz ich h&n.
wizer iinde röter bluomen weiz ich vil,
die Stent s6 verre in jener beide:
d& sie schone cnspringent
und die vogele singfnt, 15
da sule wir sie brechen beide.«
9 wol getan ^ schOn, Tgl. V. 9. — 4 wenn ihr sie (die Blnmen) auf
(dem Kopfe) tragt: auf enerm Haupte gereicht auch der einfache Blumen-
kranz dorn Tanze zxir Zierde. — 5 ^dete =x rdtli-z; *^nt g^steine bedeutet
schon fttr sich EdeUteine. — 5. 6 besäße ich kostbare Edelsteine, so wttrde
ieh damit eaer Hanpt ■ehmüclten. — 7 wenn ihr mir's glauben wollt. —
% 9^t, (goth. .^r?/.), ccce, sieh, da nimm. Nehmt mein« Yenlehening,
dftft das meine Absicht, mein Ernst ist.
10 t'it dat. plur. des per:«. Pron., euch. — 11 han, habe, besitse. — 19 r/l
tnbst. C> gen.f viel, viele. — 16 aule icir=B$uten wir, wollen wir; das n
oder fn kann in der 1. prres. pl. bei Tnclination des Pron. wegfallen. Das
niumenbrerhen vor dem Walde o Irr auf ferner Aue gilt für bedenklich
und der Ausdruck wird doppelsinnig gebraucht (wie auch die verhttUte
Anepielnng nnten T. M nn« dne IM Kr. 9 s«igt); Roeen leeen snd ein
Knss von rotlum IMunde sind gleichbedeutend (vgl. Minnefaiiga Frftliling
li>ti, Walther J^achm. Iii), i6, JSithart 1, 18. MäU. 2, 173^).
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20 I. LiBDBlt.
^ Si nam das ieh ir b6t
einem kinde tü gellch, daz 4re hftt:
ir Waagen wiuden r6t
same dia rdse, dä si bt der li(jen stftt. 20
do ^chamten sich ir liehtia ongen,
doch neic si mir schöne,
d&z wart mir ze löne:
wart mir^s ibt m^r, daz trage ich toagen.
^ Mich dfdite daz mir nie 25
lieber wurde danne mir ze muote was:
die bluomen vielen ie
Ton den bonmen bl uns nider an daz gras.
seht, d6 muost' ich Ton freuden lachen,
do ich 86 wfinnecUche 30
was in tronme rlche:
d6 tagete ez und muose idi wachen.
^ Mir ist von ir geschehen
daz ich disen sunicr allen meiden muoz
vast' under d'ougen sehen : 35
lihte wirt mir eniu, so ist mir sorgen buoz
waz Ohe si g^t an disem tanze?
frouwe, durch iur güete
rucket df die haete :
6w6, gessehe ich s' under kränze! 40
18 Jtiitf, junges M&dcben. ir%, Ehrgeftthl, Scham. — 21 %ieh €rtehth
men^ in Soham gerathoi; da tehlng ti« ihn lenehtandM Angm Tmeblnt
jiieder. — 22 neic pret. von ntgt^n , sich vernoipend danken, schone, adr.,
freundlich. — 24 was mir dessen etwa noch mebrsu Theü ward, halte ich
geheim, was wdter gaiohab, bleibt m«lii OebcfannlH. Um^m, «dr., b«im-
liob, verhohlen.
25 f. Mich däuchte , daG ich niemals vorher in frendigerer, glück*
Höherer Stimmung war. — l'T />. allezeit, fortwährend. — 2S bt >tnt, neben
ans. 29 90») vor, aus. Aus Freude über dieses wonnevolle Qiaok, das
ndt im TfMine besebeert war, mußte ieb laoben. — 99 mue««, mufite.
84 nuiden — viegeden, Jungfrauen. — 35 v(t.^(' "taste, adv., sehr, ge-
nau. eiMg. tmäer diu ougen oder under ougen, ins Gesicht. — 36 lihte adv.,
▼ielieicbt. tniu, Jene: die ich im Tranme sah. mir ist btto» c. gen., ieb
werde von etwas erledigt, befreit : so bin ich meiner Sorgen, meines Kum-
mers quitt. — 37 waz obe, wie wenn, wer weiß ob nicht. Der auch ander-
wärts begegnende Ausdruck an dem tanze gen deutet auf eine mehr ruhige
Bewegung, versehieden vom rtien, an welchem gesprungen wird. — /rouwe
starker plur., ihr Frauen, iw (wie V. 6) gekflrzt aus itcer, iuwer: um eurer
Güte willen, habt die Güte. — 39 diese Bitte des Dichters, die Hüte auf-
aurttoken, damit er den Frauen ins Gesicht schauen kann, deutet auf die
besonders in (Esterreieh (vgl. MSH 2, 283'*) einst Ablieben, das Gesiebt
verderkonden Schatten hüte (vgl. MSH. 1, U*\ 26*). — 40 o»"^ Ausruf des
sahusUcbtigen Verlang'Mts: ach, erblickte ich sie doch mit dem Kranae ge-
sebmftcktl
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T. SCHCEMHBIT VHP TUGJUii).
21
7.
8CH(ENHEIT ÜND TÜOENB.
Auch in diesem Lied« iit dM YmaMA ein daktyliichei. Die erste
Zeile des Abgeaangs , der eine Art Kehrreim bildet, reimt mit der ent-
Bprechenden der zweiten Strupiie. Solche in verschiedene Strophen ver-
tbailto BaloM lulftm KOrner, vgl. Nr. 11.
mich der stände, daz ich sie erkande,
diu mir den 11p nnd den mnot hkt betwnngen,
Sit deich die sinne sO gar an sie mnde,
der si mich hkt mit ir gOete Terdrungen!
daz ich gescheiden von ir luht enkan, 5
daz h&t ir schcene und ir güete gemachet
und ir rdter mönt, der sö liepllchen lachet.
Ich h&n den müot und die sinne gewendet
ao die yil reinen, die lieben, die guoten:
däz müez' uns beiden wol werden volendet 10
Bwes ich getar an ir hulde gemuoten.
swaz ich ie freuden zer werlde gewan,
daz hä,t ir schoene und ir gttete gemachet
und ir röter münt, der sö liepllchen lachet.
1 Wol mich, wohl mir: Heil der Stunde, erkennen, kennen lernen. —
2 TTMOtf Qeist, Seele, Gemüth: mich an Leib und Seele, betu inyen, bezwingen,
unterwerfen. — »it dfch^ seitdem idi. die tinWt die QedtuikeB. »6 gar,
lo gSiuUeb. wand«, wftndt«, richtete. — 4 güete ^ dmt Gnttefai, Trefffioli-
keit. verdringen einen eines dinges, wegdrängen von etwas: deron sie mich
beraubt hftt. — 5 (bescheiden, sich trennen, losmaohen. — 6 schcene, Schönheit.
9 Diese Zeile sowol als der Anfang klingen wieder ia der tehOnen
Tanzweise ülrich's von LichtenstPin : n-M mich der sinnf, die mir ie ge-
rieten die lere (Frauendicust ed. Liiuhmauu S. 394, Wackernagers Lese-
buch S. 673). — 11 tetar 1. prai. von geturren, sich unterstehen, getrauen,
darfeiu ein€» dingt» an einen mHoten, etwas von einem verlangen, ihm au*
mnthen. Was immer Ich von ihrer GOt« verlangen darf, möge zu einem
guten, uns beide befriedigenden Endo gebracht werden. — 12 frfudfn gon.
plur. von «tca; abhängig: alle die Freuden, die mir auf dieser Welt jemals
■u Th^ wnrdon.
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22
a
EIN EUSS VON BOTHEM MUNDE.
Mtteste ich noch gelehen daz ich die r6scn
mit der minneclichen solde lesen:
80 Wold' ich mich 86 mit ir erkösen,
daz wir iemer friunde mfiesten wesen.
wurde mir ein kus noch z'einer stunde 6
▼on ir rdten mnnde,
86 w9Bt* ich an frenden wol genesen.
1 müeten hat ia Wungohsätzen die Bedeutung ron: mögen, gelehen,
erleben. Möchte ich ea aooh erleben. — 3 sieh «rk69*Ht aioh tranliob be-
^Mchen, nnterhalien. — ft tTtiiMr ttmndä, tiiunal. — 7 so wit* loh in B«>
«ng «nf Freud« gaborgm.
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9. OMTSS DSA LIKOB. . 23
9.
UNTER DER LINDE.
Dai Dichters Wunsch, mit der Geliebtea Blumen la brachen , gioiig
in Brlttllang. Wie es damit gemeint iat, TerrSth diaa raisande, durch
wundorbaren Wohlklang ausgezeichnete Lied, das der Sänger seiner Ge-
liebten in den Mund legt. Auch der Volkspoesie, bemerkt Sirarock, ist
der Kunstgriff nicht fremd, äceuen dieser Art im Munde argloser Mäd-
eben mit dam Zauharlielita dar Untoliiald au umatrahlan. Dia anta Zaila
Jadas StoUan iat daktylUch.
Inder der Imden
An der beide,
d& unser zweier bette was,
dft müget ir vinden
scböne beide 5
gebrocben blaomen unde gras.
vor dem walde in einem tal,
tandaradei !
schöne sanc diu nahtegaL
Ich kam geg&ngen 10
zuo der ouwe :
dö was m!n friedel komen 6.
dä w4rt ich enp&ngen,
hftre frouwe! ^-^^ J, <
daz ich bin sselic iemer mö. 15
kuste er mich? wol tüsentstunt:
tandaradei !
sehet, wie rdt mir ist der munt.
1 Zinrf»' 8\vf. — 2 ön. auf. — 3 f/a , da wo. — 5 leide vgl. lO, —
8 landaradf.i ■, ein Menschen- oder Vögelstimmen nachgebildeter Ausruf,
wie sie in den Tanzliedern und Liedern mit Kehrreim häufig vorkommen.
£• ist nicht erweislich, da& sie aus der romanischen Lyrik entlehnt Bind.
V2 /rfdel, Geliebter, e, vorher, früher. — 14 //-^V, erhaben, voriiclim,
heilig: hl. Jungfrau (Maria). — 16 »tunt , hinter Zahlwörtern: Mal. ander-
•ttuu, aara awaitaa Mal. Ob ar mich gekttaet hat? Ja, wol tausendmal.
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24
I. LISDBU.
D6 het er gemachet
alsö riebe
Yon bluomen eine bettestat.
20
des ydrt noch gelachet
innecllche,
kamt lernen an daz selbe pfat.
bl den rösen er wol xnac,
tandaradei !
merken w& mir*z honbet lae.
25
Das it bi mir lege,
Wesse ez iemen
(na enwelle got!), s6 schämte Ich mich.
30
wes 6r mit mir pflsege,
nlemer niemen
bevinde daz wan er und ich
onde ein klelnez Togellin:
tandaradei!
35
daz mac wol getriuwe sin.»
20 also, verstärkend, im Sinne von: sehr. rfjA*, koetlmr, herrlich,
BcLöu. — 21 bettettat, Ort zum Ausruhen, Schlaf-, Rahestätto. — 22 lachen
c. gen., Uber etwas lachen. - 23 innediche, von Herzen. — 24 daz pfaU
der Pfad, Weg: wenn jemand desselben Weges kommt. — 25 bt dtn r^Mfi!
an den Bosen: da wo die Bosen liegen. - 27 v,irz = mir dat.
28. S9 wflßte Jemand, daA er bei mir gelegen habe (= hat). —
30 wörtlich: nun wolle Gott nicht: das verhüte Gott. — 31 was er mit
mir getban, begonnen. — 32 niemer niemen, nimmer niemand, verstärkte
Neg«tion. — 33 beviiute, exiUiM. toll da« erfahren. wü%, anfter. - 36 ye-
lnu»9t tUTerlftseig, Tarachwiegen.
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10. £aOfiB£NU£lT UND VER8A0UM0.
25
10.
ERGEBENHEIT UND YEESAGUNG.
WnnMb, die Heifigeliebte oft zu seheu, uud Kln-o aber lliia
8p>«digk«it.
Ir vil miiineclicben ougeii blicke
rüerent mich alhie, swann' ich sie sihe,
in min herze: öwe sold' ich sie dicke
sehen, der ich mich für eigen gihe l
eigenllchen diene ich ir, 5
d&2 8ol 8i vil wol geloiibeii mir.
Ich trag' inme herzen eine swaere
der ich von ir läzen niht enmac,
bi der ich yil gerne tougen wsere
beide naht und Ottch den liebten tac. 10
des enmac nü niht gesln,
ez enwil diu liebe frouwe min.
Sol ich miner triuwe alsus engelten,
s6'n 8ol niemer man getrftwen ir.
si rertrHege michels baz ein schelten 15
danne ein loben» daz geloubet mir.
w6, war ombe tuot si daz,
der min herze treit vil kleinen haz?
1 Die liebreizendcu Blicke ihrer Augen. — 2 rueren, treffen, alhie
man hat eich beim Vortrag eine Handbewegung aufs Herz zu denken»
strann', wenn immer, so oft. ti/ie, sehe, erblicke. — 3 suhie, könnte, dicket
oft. — 4 »ich einem Jür eigen jehen, sich jemaud zu eigen geben, erklären,
daA man ihm gans angehört. — 5 eigenHeken adv., alt, wie ein Leibeigener.
— 6 vü irol, Steigerung, sehr wohl.
7 inme — indeiw. — }> der abhängig von niht: die (sc. sirrrre) ich
durch sie. durch diejenige, nicht loswerden kann. 10 beide, uat zwei
oder drei durch und verbundenen Subst., bedeutet: so wol — - als auoli.
11 das kann nun nicht geschehen, meine Herrin will es nicht.
13 iilxus f 80, auf diese "Weise. enyUcn c. gen., Strafe ftlr etwas
leiden, ea büßen müssen: soll dies der Lohn fUr meine Trene seiu. —
14 niemer man, kein Menteh mehr. — 15 vertragen, ortragen, rieh gefallen
lassen. viich*'h baz, weit eher, leichter. — 18 ehifm haz tragen, pr-LioM
Jemand feindlich gesinnt sein. vU kleinen, sehr geringen: die mein licrz
Biehtt weniger alt haAt,
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26
I. LIBDBft.
11.
WUNSCH UND a£WÄHBUKa.
Obwol die folgeudeu vier Strophen durch die überschlagenden Keime
(Köruer) lic : nit; zit mit einander zu einem Ganzen verbunden schei-
ntn, wo Terbietet doeh die Venohiedenlielt de« Inhalts in beiden Stroplien»
pMien ihre Verbindung zu einem Liede. Außerdem ist nicht zu ülicr-
aelien, daß in dem andern Liede die »weiten Stollen in der he. Überliefe*
rnng troohäisch anheben.
Das erate Lied ist ein sogenannter Wecheel« ein Oesprttchslied zwi*
sehen fiitter und Tlraa» worin sie sich gegenseitig ihre Liebe und Kr*
gebenheit versiehemu
(jot gebe ir iemer guoten tac
und läze mich sie noch gesehen,
die'ch minne und niht erwerben mac
mich müet daz ich sie hoere jehen,
wie holt si mir entiiuwen waere, 6
und saget mir ein ander nisere,
des min herze minneclichen kumber lidet iemer sU.
öwe, wie süeze ein arebeit!
ich iiän ein senfte unaenftekeit.
«Got hät vil wol ze mir getan, 10
Sit ich mit sorgen minnen sol,
daz ich mich underwundeu hän
.dem alle liute sprechen wol.
1 frohe heitere Tage. — 4 vtüen, müfjen, bekümmern, verdriefien,
Tgl. das folgende Lied Y. 18. — & holt, gewogen, geneigt. etUriuwen adv.
dat. plvr. mit in, traun, in Wahrheit. — 6 marrf» stn., Geschichte, Erzäh-
lung. — 7 des, worüber, iid n n''-ltchpn kwubi'r , Liebeskummer; vgl. 15, 3.
Weun die 6te Zeile richtig überliefert ist, so ist der Sinn von V. 6. 7 fol-
gender: mich verdrießt, daß sie mich ihrer Neigung versichert und mir
auf der andern Seite einen Bescheid gibt, worüber mein Herz seitdem
fortwährend Liebeskummer empfindet. — 7 welch sülie Mülisal, Qual, vgl,
Nr. 13S', 12: ti ie reine ein name! — 9 ein« angenehme Unannehmlichkeit,
Wort- und Gedankenspiel, wie es zumal Gottfried liebt. — 8. 9 dieser Be-
selieid erfüllt mich sugleieh mit Freude und Leid.
10 ivol einem tuon, jemand gut behaiidrln, gut, freundlich gegen
jemand handeln. — 12 sich underwinden (hier mit Ellipse von de>)^ etwas
über sich nehmen, sieh annehmen. — lo«is nachdem ich unter Anint nnd
awge lieben mnft, hat es Gott gut mit mir gefügt, daft ich dei^enigsn
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11. WUNSCH UND G£WAHBUNO. 27
im wart von mir in allen gäben
ein küssen unde ein umbevähen. 15
seht, dö schöz mir in min herze daz mir iemer nähe lit,
unz ich getuon des er mich bat.
ich tsete'z, wurde mir's diu stat.»
sum Geliebten erkoren, der vou aller Welt gelobt wird. — 14 in alien
gak€H adT. dat. plur., in aller Eile. — 15 umbevähen^ Umllingen, ümarmung.
— 16. 17 etwas, das mich fort und fort tief berührt (d. h. heiße Selmsuchtl,
bis ich seine Bitte erfüllt habe. — 17 'mz, bis. — la ich tale », ich wUrde
M thmi, weirn mir dMu die «tat, die Oel^enheit* würde.
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28
I. hlL'JZVk.
lt.
UNLUST DER ZEIT.
KUge Ober die allgemeine Trübseligkeit und daß es ohne Spott nicht
m«bv gettettal mI» Mk dms Frahsiim hlnsngebMi, wi» ehedim, wo d«r
Olttckllohe seine Fr0hUo1ikett seigen durfte i»d Min Hers dam Frtthling
enlgegei^ubeUe.
Ich wBere dicke gerne
wan das ich niht gesellen h&n.
oft sie ah alle trürent 86,
wie möhte ich'z eine denne l&n?
ich mttese ir vingerzeigen liden, 5
i'n wolle freude durch sie miden.
808 hehalte ich wol ir halde, daz sie*z Iftzen ftne nlt:
wand' ich gelache niemer niht,
wan dk ez ir dekeiner siht.
£z tuet mir inneclicben w^, 10
als ich gedenke wes man pflac
in al der werlte wilent 6.
ouwe i\v\ch niht vcrgezzen mac,
wie rclite frö die Hute ^va^e^!
fr(^ luinde ein sailic man gebären 15
unde spilet' im sin licrze gein der wimueclicheu zit.
sol daz nü niemer nier geschehen,
so mixet mich daz ich'z hän gesehen.
2 nur dm6 loh keine Gefährten hebet^ eher es will mir niemand in
der Fiohlichkeit Gesellst liuft lei^tt ri. — 3 «u, da, weil nun. — 3. 4 wie
künnto ich bei der allgemeinen Traurigkeit allein sie aufgeben, alleiu fröh-
lich sein. — 8 dat oiny^rteigen , das Deuten mit dem Finger, dffenilicher
Tadel: ich niUßte es (liildeti, daß sie mit Fing« rn auf mich leigten, wenn
ich nicht um ihretwillen der Freude eutssgcn wollte. — 6 i'n.Pne = ich
fti, ich rie. - 7 anf diese Weise, so aber erhalte ich mir ihre Gunst, ohne
mich ihrem Hasse auszusetzen. — 8 nierner niht, doppelte TerstHrkte NegOp
tion. — 9 ivan da, auCnr wo. dekein, keiner.
10 inn>- Ikhen adv., tief innerlicli , vdu Her/i'n. — Hofs, wenn. —
12 loiUntf adv., hAufig mit ^verbunden: einst, vordem, vor altMi Zeiten. —
Ift frS] äS die Hss., Tgl. Nr. 96, 13. tmlic, beglückt, glOeklioh. — 16 «jvOii,
hüpfen; «iitgegensohlegen.
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13. asaSNSBlTIGB UMBM,
S9
13.
GEGENSEITIGE LIEBE.
Bitte an die Geliebte, Hin nicht wie bUhttr gleiohgflUig zu Uberseben,
londern ihn, falls sie sich vor den Spähern scheue, ihm offen ins Gesicht
SU schauen, doch durch einen Blick auf die Fuße zu grUCien. Sie, die
er um ihrer Trefflichkeit willen vor allen Frauen liebe , möge sich be-
ttaaen, ob er Ihr etwM gelte: tnr Liebe gehören swei.
Jjin ich dir nnmaere,
des enweiz ich iiiht : ich minne dich.
cinez ist mir sw.Tre :
du sihst bi mir hin und Uber mich.
daz solt du vermidon: 6
i'ne mac niht orlidon
solhe liebe an' giozen srliadon.
hilf mir tragen , ich hau ze vil geladen I
Sol daz sin din hnote,
d;iz din ouge an mich sö selten siht? 10
tuost dii mir'z ze guote,
Boue wize ich dir dar umbe niht:
8Ö mit mir daz houbct
(daz st dir erloubet)
und sich nider an minen fuos, 15
i6 dü baz enmügest: daz fil diu grnoz.
1 unmoere, unwertb, gleichgültig, zuwider. Ob du mich liebst, weiß
Ich nicht, ich aber liebe dich. — 3 al>er einos fällt mir schwer, drückt
mieh. — 4 neben mir vorbei and über mich hinaus. — 5 vermtdeHf uuter-
Immb. 6 erltdtn, ertragen: ohne groften Neehtheil (Sebmen) kann
ich eine solche Liebe nicht ertragen. ~ • ioh bin SU eebwer belaetet,
nimm einen Tbeil der Bürde auf dich.
9 /luote, Vorsicht: thust du das etwa aus Vorsicht (vor den Spähern),
daß du mich so selten anblickst? — 11 te guote, lum Nutzen, zum Vortheil;
wenn es in meinem Interesse geschieht. — 12 wUen c. dat., tadeln: so
tadle ich dich deswegen nicht. — 13 so, in diesem Falle; meide mein
Haupt, cU h. meide es, mir ins Gesicht su schauen, und sieh mir bloft auf
die ViUto. ^ 1$ $^ dü ba9 mnügeu, wenn da nioht weiter (gehen , mehr
thnn) kUBit, im Stande biet.
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30
X. LISDEB,
Swanne ich s' allo schouwe,
dio mir suln von schulden wol behagen,
sö bist du'z min frouwc:
daz mac ich wol äne rüemen sagen. 20
edel linde riebe
sint sie sumelicbe,
dar /,iio tragent sie höhen muot;
übte sint sie bezzer, dt bist guot.
Frouwe, nü versinne 25
dich , ob ich dir z'ihte msere si.
eines friundes minne
diu ist niht, da ensi ein ander bi.
minne eiitouc niht eine,
si sol sin gemeine, 30
s6 gemeine, daz si g6
durch zwei herzen unde niwet m6.
• 17 S^iranne, wann immer, ic/i s' = ich </»>.• loh aile (Uejmjigcn
betrachte, die. — 18 von »eftuld^, aus zureichendem Grunde, mit Becht.
MkagtH, geiallen. 19 du'twmdü ««; wie hier wird httuflg daa Keutral-
prononen a1« ToTltiifer fflelehaam det Prftdicat« oder Snbjeota voran-
gestellt (vgl. Gramm. 4, 222): so auch Nr. 147, 8: i'c/i hin't der nun, 147, 10:
t/U ir'i der bette, jrouue, Herrin, Gebieterin: du stehst hoch Uber allen,
die ioh aah und die mir gefielen. — 20 an« ri^0m , ohne Prahlerei. —
31 edfl^ von edler Geburt. — 22 xnniflich, manclier: dabei »ie\ nicht daa
pMritStive ir. — 2'i lioher muot. stolzer Sinn, gehobene Stimmung. — 24 hez-
»«Ti Ton höherer Abkunft, woriH|>ielen(1 mit guot.
25 nüt nun, nachdem du weißt, was du mir biet, wie hoch ich dich
atelle, besinne, bedenke dich. — 24 t'ifite^ ru irgend etwas, einigermaOen;
mmi^, liob, werth, angenehm: ob ich dir etwas gelte, dir lieb sei. —
27. 28 eines Geliebten (Liebliabers) Liebe gilt nichts, wenn der andere,
entgegengesctste Tlieil fehlt; Spriobwort: aar Irfebe gehören awel.
29. 30 einseitig»' Liebe führt zu nichts, sie muß gemeinsam , gogonseitig
sein. —31. 32 und zwar so gemeinsam, daß sie dringe durch zwei Herzen
und Blobt weiter, d. h. sich auf sw«i Henea beaeturlnk«. «Ii»«!, allere
Form TOD niht (ahd. niowiAt).
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U. SCH(£NU£1I UND ANMÜTH.
81
14
SCHOSNHEIT UND ANMÜTH.
An{ den Vorwurf, daß er soinen Sang (und si-ino Liebe) keiner vor-
nelinieu Frau widme, antwortet der Dichter, daß Schönheit und Beich-
Ihum «euig Werth fttr ihn haben. £r zieht die Antnuth der Schönheit
▼or, ▼«rlangt dasu Trvaa und Betttüidigkeit , olme walelM radh Jene ihm
wertblot sei.
H^rzeliebez frouweltn,
got gebe dir hiute und iemer gaott
künde ich baz gedenken din,
des htate ich willecUchen muot
w&s mac ich nü sagen mft 5
wan daz dir nieman holder ist? 6w6 d& Ton ist mir tU w6.
Sie Terwizent mir daz ich
sö nidere wende minen sanc.
daz sie niht versinnent sich
waz liebe sl, des hubon undanci 10
sie getraf diu liebe nin,
die dä n&cb guote und nach der schoene minnent: w6,
wie minnent die!
Bi der sclioenc ist dicke haz:
zer schoenc nioincn s! ze sjäch.
liebe tuot dem herzen baz: 15
der liebe get diu schoene n&ch.
liebe machet schcene wlp:
des'n mac diu schiene nibt getuon, sin* machet niemer lieben Up.
1 Geliebtes MUilcheu. /r'>uwelin: das Demin. bezeichnet die niedere
Herkunft der Geliebten. — 2 jetst und immerdar Glück, Heil. — 3 könnte
ieh meinen Oedanhen Uber dich einen beseeren Ausdruck geben (als /er««'-
liebst). — 4 irilt>"li fu'n adv. , willig, bereitwillig, mnut Im'ifti eine* din^/eit.
Verlangen, Lust, Absicht haben, etwa« su thuu: dazu wäre ich gerne be-
reit. — 5 mS, weiter. — 6 trau da», auAer, alt daO. Daa bereitet mir
Sohinerz, Leid.
7 verutzen c. dat., einem vorwerfen, tadeln vorweisen, — 8 so Nie-
drigem meinen Gesang weihe, widme. — 10 Ueö*', Aiuimth, Liebreis. Oa^r
eollen sie keinen Dank empfangen; eine Verwünschung.-— 11 gtiraf^ be-
w^e, ergriff. — 12 <7wo^ Geld, Vermögen, Rcichthum.
13 hat. Haseenawerthrs. — 14 yach , jäh, schnell: lasse sich keinor
▼on der Schönheit zu rasch fesseln, dahinreißen ~ 16 git nacAss steht
nach: dia Anmnth geht dar SehOnhalt vor. 17 •ehmn^t^ nnfleetierte Form;
voraehOnt die Fra«. — 18 maoht nlamala anmnthig.
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82
I. LIEDER.
Ich vertrage als ich vertruoc
und als ich iemer wil vertragen: SO
du bist schoene und liäst genuoc.
waz mugea sie mir da von gesagen?
swaz sie sagen, ich bin dir holt
und nim din glesiii vingerlin für einer küniginne golt.
H&st dü triuwe und stsetekeit, 25
so bin ich dtn än' angest gar,
daz mir iemcr herzeleit
mit dlnem irilleiL wid6r?ar.
hftst ab dü der sweier niht,
b6 müezest dü min niemer werden: 6w$, obe das
geschiht ! 80
19 9trlr«t9«Ht evtri^Mi, hingeben, itoih geftdlen lasaen; nKmttoh den
ffppon meine niedere Minne ausgesprochenen Tadel, — 21 du bist schon
und reich genug. — 23 was wissen sie davon. — 23 mögen sie sagen was
sie wollen. — 24 glexUi vin(jTl\n, Finarerring von Glas, im Mittelalter
häufig getragen. Durch den Glasring, den der Dichter dem Goldreif einer
Ftintin vorzieht, ict die Armuth und niedrige Stellung der Geliebten an-
gedeutet.
26 Bist du treu und beatAndig. — 36 din an' ang9U gar, in Bezug
auf dioh ginsHeli unbesorgt, dtn wird dureh den Sats mit da* nfther be»
stimmt. — 27 ipiner, jemals. — 28 mit willen, mit Vorsatz, absichtlich. —
2d nichts Tou den beiden: hast du aber weder Treue noch üeatändigkeit, —
30 so wttneohe loh dich nitmali tu betitaen, eo will ieh nidito vott dir.
Weh wenn das geeohftbe.
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X&. WEIBBS UKD MANNES USIL.
33
15
WEIBES UND MANNES HEIL.
Gesprächslied, Wecliselredo zwischeu üitter und Frau. Er erklärt,
a«r in ihrem roUea Berits Freade, Trost und 6«n1lsreu su finden. Auf
ihre Brwideiang, d»A er um seiner läutern Tuprcnd und Treue willen über
aie gebieten m>S<^e und daß seine Tiiclitigkoit ihm die oberste Stelle in
ibrem Herzen erworben, macht er seinem Entzücken in den Worten Luft,
daß ihm Mannes Heil geschehen und nun niemand sich wundern dürfe,
wenn srin Hers, so nah dem ihrsa, sorglos dahialoh«.
Mich hat oin wünneclicher w&n
und ooch ein lieber friuudes trdst
in seneclichen kumbor bräht.
8ol der mit fireude an mir zergfin,
80*n Wirde ich*8 anders niht erlöst, 5
ez'n kome als ich mir^z han ged&ht
iimb' ir vil minnocHchen 11p,
diu mir enfremedet alliu wip,
wan daz ich s' durch sie ^rcn muoz :
ja ^nger ich anders lönes niht von ir dekeiner, wan ir gruoz. 10
«Mit valscheloser güete lebt
ein man, der mir ^vol iemer niac
gebieten swie und swaz er wil.
Sin staete mir mit freude gebt,
wan ich ouch sin vil schöne enpHac. 15
daz kumet von grözer liebe vil.
I wan« Erwartung, Hoffnung. — 9 ein Ueber /riundes tr6»t , eine au-
Renehme Zuversloht ia Besug auf die SeliObtS. — 3 »eneelich. verliebt: in
Jiiebeskuniiiier ▼ersetzt. — i tergan, vergeben, aufhören: soll der sich mir
in Freude auflösen. — S ich's. ich dessen, davon, nämlich von Kummer.
anders mht, auf keine andere Weise — G-'J i s komnu; denn so, wie u. s. w.,
außer wenn meine Gedanlcen in Bezug auf die Liebenswtlrdige sich er-
fallen, die mich allen Frauen entfremdet, aar daA ioh dieselbea am ihret*
willen ehren muß. — 10 traua ioh Terlaage Toa keiaer ron ihaea einen
andern Lohn als ihren Gruß.
II 9ai$ehelo», ohne Falsch, arglos, aufrichtig, ffüete, das Ontseia. —
13 awie, aus so iri>. wie auch imtnor. — 14 'j>'bcn, Bcbwach .'S, vom gewöhn-
lichen Sturken yeftf'/i ganz vui bcliit'tk lieg Verbuui, begaben: einem mit freud''
p«6«n, jemand mit Freude beschenken (vgl. Gramm. 4, 713. rahd. WB. l.
506) i seine BestAndigkeit erfiUlt mich mit Freude. — 15 tnpßtgtn c. gen.,
fttr jenaad sorg ea: weil aaeb ich etele fteaadlieh für iha bedacht war. —
IS •<! gebOrt sa gr6Hni dM koaimt roa groAfv iaaiger Zaneigaag. —
wALTua voa aaa vooiLwaiDB. s
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84
I. UBOBB.
mir ist an ime , des muoz ich jehen,
ein schoenpz wlbes heil geschehen,
dm saelde wirt uns beiden schin:
Bin tugent h&t ime die besten stat erworben in dem
hersen min.» 20
Die mine freude hät ein wtp
gemachet stsete und ungelöst
von schulden al die wile ich lebe,
genäde sooche ich an ir lip:
enpfähe ich wünneclichen tröst, 25
der mac wol heizen friundes gebe.
ein mannes heil mir dä geschachi
da si mit rehten triuwen sprach,
ich müese ir herzen nähe sin:
nu fndarf es nieman wunder nemen^ ob &ne sorge lebet
6m min. 30
17. 18 in ihm ist mir, daB muO ich gestehen, das größte Qlttok, das einer
Fnn geselitthen kanu, zu Thetl gswwrdcn. — 19 acetde, Ollick, SMt.
•cAfi» werden, sichtbar, offenbar weruen: das GIflok geht ans auf. —
90 tugent, Tflchtigkeit, edle Eigenschaft, sowol in Bezug auf den jirneru
Wcvth als &nßeres Benehmen, l^a^ Stelle.
31 di9 mUuil der vor das Fron. poss. tretende bestimmte Artikel
dient snr Yertttrknng. — S9 ungelöst^ unanfgelöst, nnanflOslieh. — 9S von
$chut(l'''t, mit gutem Grunde, so lange ich lebe, für mein ganzes Leben. —
Si gendäe, Geneigtheit, Gunst, ein dinc suorhfn an einen, jemand um etwas
angeben. — 26 yt^he stf., Gabe, Geschenk, Gunst: /Hundes yebe, Geschenk,
wie es ein Freund, ein Liebender gibt. — 28 mit rehten triuwen, in rechter
Aufrichtigkeit. — 30 dürfen, nüthig haben, brauchen: nun braucht tiob
aienumd su mandern, wenn (daft) mein Hera von Sorgen befireit iet.
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16. 1IAV1IB8K0SH WD VBAVBMBITTB.
85
16.
MANNESMÜTH UND FRAÜENSITTE.
Abermals ein Wechsel. Der Ritter bittet die Frau, da er scholl lO
▼iel Trefifliches von ihr erzählen gehört, um Unterricht und Anweisung
zu einem würdigen Leben. Das ihr ertbeilte Lob bescheiden von sich
«blebttMtd TtrlMigt ti«, «nt dl» Aulelit, di« GMimiung der MinMV
sm «rfüiMi, bftTor ei« ihn flb«r das, wm dut FfEuen gsflUU, «ntonriofato.
Die Männer, erhalt sie rur Antwort, verlangen von den Frauen Beständig-
keit, züchtiges Wesen, freundlichen (rruß un l einen lieblich redenden
Mund. Umgekehrt gefalle den Fraut^u au den Männern : richtige! Urtheil,
auMebtige« Lob und naftTollt Heiterkeit.
Ich hoere io 86 y\\ tagende jehen,
daz iu min dienest iemer ist bereit
enhsete ich iuwer niht gesehen,
das 8ch&te mir an mtner werdekeit.
nü wil ich deste tiurre s!n 5
und bite iuch, frouwe, daz fr iuch underwindet min.
ich lebete gerne, künde ich lehen:
min Wille ist guot| n& bin ich tump, nü sult ir mir die
mftze geben.
«Kund' ich die niäze, als ich eukan,
8Ö wsere ich ze der Nvorlte ein sitlic wip, 10
ir tuot als ein woi redender man,
daz ir sö höhe tiuret minen lip :
ich bin noch tnmber danne ir sit.
nü waz dar umbe V doch wil ich scheiden uns den strit:
1- 10 Tlel Oute« , • TreffllohM Ton «neh tagen. — 9 ttets berett. —
3 iuwer. gen., abhäuKicj von nr'Af, nichts : wüßte ich nichts von euch, halte
ich euob nicht kennen gelernt. — 4 schüfe = schadete: brächte meinem
Wartbe, mrtnar Wardigkeft Naohttaeil. — i detit, datto, nm to mehr.
tiurre = tiircrfr, Ihrerr-', theuror, worthvoller, TOmehnier, edler. — 6 euch
meiner annehmt, um mich zu unterrichten. — 7 ich lebte gern, wenn iclt
(reell t=höfi8cli) zu leben wflßte, es verstände. — 8 tump. jung, unerfahren.
diu niäte^ Art und Weise: ihr sollt mir die Waisa angeben, wie ich leben
■oll, um KU einem würdigen, tugendhaften Menschen mich auszubilden.
9 Verstände ich diese Kunst so ;^"a;, es nicht der Fall ist, so
wftre ich glilcklich. — 10 *e der werlie, aaf dieser iürde. — 11 wie ein be-
redter, arfabrenar Mann. t% Huren, tbeuer maoban, im Werth arböhan :
daß ihr mich so hoch erhebt. — 14 nfi wa: dnr um^f . nun, was thut es,
wa« hat ee su sagen, doch^ dennoch, gleich wul. tchtiden den strit, die
8*
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86
I. ItlBDEB.
tuot ir alr^rst dos ich iuch bite 15
und saget mir der maaue muot, s6 lere ich iuch der
wibe Site.»
Wir wellen, daz dia stsetekeit
ia gaoten wiben gar ein krdne st.
kumt in mit zflhten Bin gemeit,
sö stdt diu lilje wol der rdsen bt. 20
nt merket, wie der linden 8t6
der vogele singen, dar under blnomen unde kl6:
noch baz st&t fronwen scboener graoz.
ir minnedlcher redender munt der machet, daz man'n
kQssen inuoz.
«Ich sage iu, wer uns wol behaget: 25
wan der eikcnnet übel unde guot
und ie daz beste von uns saget,
dem stn wir holt, ob er'z mit triuwea tuot.
kan er ze rohte ouch wesen frö
und tragen gtmüete ze mäze nider unde hö, 80
der mac erwerben awes er gert:
welch wip verseit im einen vadem ? guot man ist guoter
siden wert.»
(zwischen uns bestehende) Streltfrafir« entscheiden, tehlfohten. — 1& alrirtt
= aller efst, zuerst, des gen., abhaii riij; von hit''.- das, um was ich euch
bitte. — 16 muot, die Ansicht, Gesinnung der Männer, leren^ unterrichten,
belehren fibtr «twM. d*r vtbe siY«, die Art der Weiber: wie die Frauen
•s halten.
17. 18 Wir (Männer) sind der Ansieht, Meinung, daß dia Treue, Be*
stündigkcit, die huchste Zierde fttr eacb Weiber sei. krdntj der hdehete,
kuatbarste äuhmuck. — 19 kamt tu, ist euch besohieden; nn gemeit •= gc-
meitheit, Fröhlichkeit, Heiterkeit; mit »ühten, verbunden mit SittBorukeit.
— 20 die Verbindung der Lilie mit der Rose gebrauchen die nihd. Diclit» r,
Walther voran, öfter zur bildlichen Seieiolinung des höclistcu Inbegriffs
körperlicher eowol als eitilioher Beise, Tgl. Mr. 6, 20. 17, 34. 149, 7. —
21 ste, anstelle, sie schmücke. — 23 scficener (jruox . freundlicher, süßer
Grul5. — 24 redender munt , Mund der freundlich zu reden weiß, man n
= man ««•, den Mund.
26 v an der, nur der welcher. — 27 ie, stets. — 28 wenn er es aus auf-
richtigem Herzen thut. — ze rehte, in der rechten Weise. Dieselbe Be-
deatung hat in der folgenden Zeile: ze vtdz^. u-esen, sein. — 30 ynuuete
trag*» (wie anderwftrts holtyemüele ^ höhen muot JNr. 13, 23. Jtai Kr. 10, 18. '
ichame, triuwe, suM tragen), gesinnt, gestimmt sein: ist «ein 8ina weder
EU unterwürfig, noch zu sIoIt: — 31 <'/uerf>^n, erlangen. — 'S2cadfri>, stm.,
Faden. Welche Frau würde ihm das Geringste abschlagen? Ein trefflicher
Hann itt dat Falnttan, BMten, Koatbanten wOrdig: er kann allea ver*
langen.
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17« DIB BBBBIilCliB VBAIT.
87
17.
DIE HERRLICHE FRAÜ.
Der Dichter will die wtindervollo Schönheit (kr Geliebten in pe'nom
Sange preisen. Er beginnt mit ihrem Haupte, das ihm so wonnevoll wie
der Himmel erscheint, aus welchem ihm ihre Augen wie zwei Sterne
iMcbtoa. Von den Augen kommt er ra ihxen Wangen, die Oott mm Lilien
und Bosen gemischt, un 1 whi zu ihrem zum Küssen einladenden Mnnde
über. Zuletzt lobt er Hai«. Hiinde und Füße, und spielt auf ihre verborge-
nen Beize an, deren Anblick in ihm, als er sie einst aus dem Bade steigen
sah, erat Entzücken, dann aber «ehmerzliohe S^hniucht erweckt habe.
Si wunderwol gemachet wtp,
daz mir noch werde ir habedanc!
ich setse ir minnedtchen lip
vil werde in mlnen hAhen sanc.
gern* ich in allen dienen sol: 5
doch habe ich mir dise tz erkorn.
ein ander weiz die slnen wol :
die lobe er äne mlnen sorn.
haV ime wis' ünde wort
mit mir gemeine: lobe ich hie, sö lobe er dort 10
Ir lionbot ist sö wüimonrich,
als ez min himul welle sin.
wem sohle ez anders sin gellch?
ez liät joch himeleschen schin.
Huhtent zw6ne Sternen abe: 15
da miieze ich Diich noch inne ersehen ,
I itNndentol , wanderbar lehön. gemaehet = getan . gescbaffen , ge-
formt. — *i hnl'uhmf; , cig. nimm, empfange Dank: Dank mit Worten. —
3. 4 ich räume ihrem lieblichen Leibe eine würdige Stelle ein in meinem
kunstToIlen Gesang. — MO ich bin gern bereit, allen Frauen an huldigen;
docli habe ich mir diese anscrwfihlt, oin Anderer kennt die Seinige: ich
habe niclits (laßeren, wenn er diese lobt, selbst wenn es mit meiner Ton-
weise uti i uu in< II Worten (meinen eigenen Liedern) geschieht. — 7 dit
schwache i^'orm.
II wünn^nrfe/i . beglückend , erfreuend. — 13 al^ , als wenn, wie
wenn. — 13 Mfomit könnte es sonst vcrKliclien wc: Im? — 14 juc/i, auch:
dient xur Verstärkung, achtn sim.« Qlanz. — ib dä abe, dar ab, daron, dar«
ant» »m6u naac «lem« twm. — 16 du inne, darin, ertehen, sohaaen;
38
I. LIEDSR.
daz li mir 8* alsA n&lieii babe I
86 mac ein wunder wol geschehen:
ich jünge, und tuot si daz,
ond Wirt mir gemden siechen seneder sfihte baz. 20
Got h&te ir wengel höhen Alz:
er streich sö tiure varwe dar,
86 reino r6t , sö reine wiz,
hie roeseloht, dort liljenvar.
ob ich^z vor Sünden tar gcsagen,
sö ssehe ich s' iemer gerner an
dan himel oder himel wagen.
6w6 waz lobe ich tumber man?
mach' ich mir sie ze her,
vi! lihte wirt mlns mundes lop mins herzen scr 30
Si hät ein küssen, daz ist rot:
gewänne ich duz für minen munt,
sö stücnde ich üf üz flirre nöt
und wsere oueh iemer me gisimt.
dem si daz an sin wengel leget, 3d
der wonet da gerne nahe bi:
ez smecket, sö man'z iender reget,
alsam ez allez balsmc sL
spiegeln. — 17 mir »' == mir sie, nSmlich die beiden Sterne (Augen).
fi'i/i':n adv., nahe, haben, halten. — IG. 17 o daß sie mir die Augen so
n»he rUckte, daß ich mich darin sohaaen künntel — 16 tö, dann; iu
dietem Fall könnte dch leicht ein Wunder ereignen. — 19 jungen, jung
werden, und liäufig vor bedingenden Nebensätzen in fraj^endcr Wort-
folge: wenn. — 20 mir gernden atecitenf mir SehnBachtskranken. mir mrt
haz c. gen., ich werde von etwas erlöst, befteit. §en€d€r »ühU^ ton der
Iiiebeekranklieit. auh', gen. süfife.
21 jlit haben eine's dinges, Sorgfalt auf etwas ▼erweuJen. Gott ver-
wandte auf ihre Wangen bo große Sorgfalt, u-engel, stn. demin. von da»
Ufa$^e, — SS streich pmt. von <fKcA«n, streichen, dar, dahin. — 23 rHne,
sohwaehe Form: so reines Roth ete. — - 24 ranHoht, rosig; Uljenrar, lilien-
farbig. — 2') cor sünden, olino mich zu vcrsüiuligen. /«r , init-li getraue,
darf. — 27 himeliragen . das äturubild des großen liftren. — 29 her, vor-
nehm, stolz : erhebe ich sie gar su sehr, en hoch. — 30 so kann es leioht
geschehen, daß mein Lob meinem Herzen zum Schmerz gereieht.
31 kuisen, Kissen, Polster, so nennt der Dichter wortspielond die
rothschwellendon Uppen. — .TJ könnte h das an meinen Mund bringen. —
.13 \if stän, erstehen, sich erheben. n<J/, Drantjsal: so würde icli dieser
Pein, Last ledig. — 35. 36 wem sie das Kisnon (den Mund) an die Wange
legt, der wird sich freudig nalie hin/.uschmief^en. — ;]7 smccken, riechen,
dufteu. töf wenn, iender, irgend, nur. regen, bewegen, berühren. — '
SS aUe», gSnslich, durchatiaj als wenn es darob und dnreh ans Balsam
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17. DIE HfiRRLICQB FBAU.
39
daz s61 si Üben mir :
&6 dicke s6 si'z wider wil, sö gibe ich'z ir. 40
Ir kel, ir hende, ietweder fuoz,
daz ist ze wünsche wol getän.
ob ich da enzwischen loben muoz,
80 wsene ich me beschouwet hän :
ich hfißte ungerne «decke bloz!» 45
gerüefet, de jch sie nacket sach.
sie 8&ch min niht, dö si mich schdz:
daz stichet noch als ez d6 stacb.
ich 16he die reinen stat,
d& dia TÜ ndnnecllche lus einem bade trat. 60
bestfinde. — 39. 40 das soll sie mir leihen: will sie es zurückhaben, po
geb' ich ihr es wieder, d. h. sie suU mich kOssen , ich bin auf ihren
Wnnich stets bereit, die Küsse zurückzugeben, zu erwidern.
41 Irl Bwf , der Hals. ie/U't'r/»v. jider von hciilen, beide. — 42 ze wnn^''hc,
wie man nur wünschen kann, aufs lieste, Vollkummcuste. — 43. 44 wenn
ich daneben ('zwischen Hals und Ful^) etwas loben darf, so meine ich
allerding» noch mehr (weiteres) gesehen su haben. — 45 decke Mo;, Impe-
rativ , deckt das Blnfiet ein Ansdmok au« dem Feclitinitenfieht , Zuruf
des Lehrers. — 47 vitn uiht, nichts von mir, mich nicht, achuz, tiaf, ver-
wundete (durch ihre Bolze). — 48 atic/iet nochf schmerzt noch (wie eiue
Wunde), alt, ans atte, alxo, gans so wie, wie. do, damals. — 49 tohem,
VMiten. die reinen »tot, die reine, lohttne Statte, den Ort, — 50 trat, stieg.
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40
1. LIKDBR.
18.
TROST IM LEIDE.
Tarlel (\oT T'nfreudigkeit unter Jungen und Beichen; Klagen über die
ungleiche Yerthcilung der Glüoksgüter; Heilmittel wider den Kummer
durch Erinnerung an trflffliolie Vrauen und den Frflhling; Bekenntniat,
daft dem Dichter seine CtoUebte lieber sei «It alle« in der Welt. Auf
dieaea Lied beruft aich Weither in Nr.
Wii ab iemen wescn frö,
daz wir iemer in den sorgen iht enleben?
wfe wie tuont die jungen sö,
die von freuden solten in den lüften swcbeii?
i'n weiz anders wcme icli'z wizen sei, 6
wan den riehen wize ich'z und den jungen,
die sint unbetwungen :
des stat in trüren übel und stüende in freude wol.
Wie frd Sselde kleiden kau,
daz 8i mir git kiimber nnde h6ben maot ! 10
80 git 8* einem riehen man
angemOete: 6w6, waz 8ol dem selben guot?
min fron Seide, wie si min vergaz,
daz si mir sin guot ze minem mnote
nien' schriet, si vil gnote! 15
min knmber stüende im dort bt einen sorgen baz.
1 ab, gekürzt für aber; will denn niemand wieder fröhlioh sein. —
2 daß wir niclit immerfort in den Sorgen leben rnttaaen. — > 3 ach, wie
können nur die Jungen so thun. — 4 von, vor, aus. — 5 lof i «n , tadeln,
■trafen, vorwerfen: ich weiß nicht, wem Bnn?t ich die Schuld geben soll.
— 7 unbetwungen , uneingeschränkt, unbehindert: die haben nichts, was
sie bedrängt, einengt, bekümmert. — B des, darum. $t&n mit dat. und
adr., schlecht o.kr i^'it anstehen, zioineu.
9 Wie (eigen, ungleich) die Glücksgöttin doch ihre Gaben austheilt,
bildlich: Kleider aittheilt, die nicht sntammenpaaaeii. — 10 kumber, Last,
Bedriingnifis, lii. r die Last der Armuth , bedrängte Lage. — 11 so, um-
oekehrt, auf der andern Seite, n'xt .s' = gibt sii . - 12 da» ungemuete,
Unmnth. guot, Geld; der Beichthum. — 13 min frou = Madame. —
14 d. i. ze 7Hineni (h6Uen) viuote, hohen, freudigen Sinn. — 15 nicn' = «««'»«
(3 26). schriet, prset. von »chröten stv., schneiden, sntchiieiden ; der Dlch-
ttt Ueibt heim Bilde dea Kieidena} guote iat ironisch gemeint.
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18. TB08T IM LBIDB.
41
Swcf verholue sorge tmge,
der gedenke an guotiu wip — er wirt erlöst —
und gedenke an liebte tage :
die gedanke wären ie min bester tröst. 20
gegen den vinstern tagen hän icb nöt,
wan daz ich mich rihte n&ch der heide»
diu sich schämt ir leide :
8Ö 81 den walt siht gruonen, so wirt s' iemer röt
Frouwe, als ich gedenke an dich, 25
waz din reiner lip erweiter tilgende pfliget,
sö 1& 8t&n ! dft raerest mich
milten an daz herze, dft diu liebe liget
liep und lieber des enmeine ich niht«
dü bist aller liebest, daz icb meine : 30
da bist mir alleine
Tor &1 der Werlte, frouwe, swaz s6 mir geschiht
17 verholne adv., insgetieim, im Stillen, iory, Kummer, tra^je conj.,
trägt. — liehte taye = d\vi sonnigen Tage des Sommers, die Sommer-
freude. — 21 auf die trUlu n (Winter-) Tage ist mir bange. — 93 ff. aber
ich richte mich nach der lleiilo, folge ihrem Beispiel: wenn ich an die
lichten Frühlingstage denke, so schäme ich mich meiner (unnuthigcn)
Trauer, wio die Heide, die roth wird vor Scham, dar» «io traurig war,
wenn sie den Wald grttnen sieht. Dm Heidekraut blOht, wie bekannt,
rothlieh.
26 erw'ii, auserwälilt, ausgeseiehnct : wie kt usi h uml tui^erxlhaft du
bist. — 37 id ttäitf Ufi ab, höz* aof. — 28 du triffst mioh mitten in« Herz,
an die Stelle, wo daa Liebieln liegt. — 99 dem Oieliter genOgt weder der
Positiv noch der Comparativ, er greift gleich zum Superlativ: nicht bloß lieb
und lieber, nein, du bist mir allerliebst, dich allein I ebo ich Uber alleB,
was immev miv auch gesobeben, was daraus entstehen mag*
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42
19.
AN DIE ZUDRINGLICHEN FRAGER.
Den wfthMA Namen der Geliebten n nennen, galt im Hittelalter bei
den deutschen wie bei den proyenzaliFchen Minnesängern für die größte
Ungezogenheit. Der wiederholt an ihn gestellten Fragen der Neugierigen
erwehrt sich der Dichter dadurch, daß er sich bereit erklärt, den Kamen
■einer Herrin an nennen. Sie habe swei Kamen, lautet die epOttieetae
Antwort: Gnade und Ungnade; der eine mache reich, der andere arm;
dieser soll verfallen , wer ihn jener beraube. Er schließt mit dem Wun-
sclie, von den unverschftmten Spttxern und ihrer Uogezogenheit künftig
unbehelligt zu bleiben.
Sie frägent unde frägont aber al ze vil
von niiner frouwen, wer si sl.
daz müet mich so, daz ich s' in allen nennen wil,
so länt sie mich doch danne frl.
Gen&de und Ungenädc, dise zwene namen 6
hät min frouwe beide und sint ungelich :
der eine ist arm, der ander rieh,
der mich des riehen irre, der müeze sich des armen
schämen.
Die schameUtoen, Uesen sie mich Ane n6t,
80*n haste ich weder haz noch nlt 10
nü muoz ich von in g&n, als6 dia zuht geh6t:
ich l&ze in laster nnde strlt
dö saht gebieten mohte, seht, dö schuof si's 9Ö*,
tüsent werten einem nngefliegen man,
unz er vil schöne sich versan 15
und müose sich versinnen: s6 vil was der gefüegen d6.
2 ro», mn, naclu — 3 müot, vordrieftt, Ärgert. — 4 /r», los, ledig, un-
behelligt. — 6 wiewol es GegentfttEe sind. 8 einen irren c. gen., ihn
woran hindern, stören, sich schämen c. gen., sich tiber etwas tchlmen; dem
mttBse /u seiner Beschämung das zweite (die Ungna'lo) zu Thcil w oid n.
8 äne not, unbeläatigt. — 12 icli r&ume ihnen das Feld und überlasse
■ie ihrer Sehande. — 13 ale die Befelile der Zueht noch etwae galten.
schaffen, machen, bewirken. — 14 tcfrten . wehrten, ir^rn c. dat., einen
hindern. — 15 schone sich versan, sich wohl überlegte, völlig zur liesinnung
kam. — 16 auf muoee liegt ein Naciidmck: und war gcnöthigt, er moctiti
wollen oder nicht: so gro6 war damals die Zahl der Wohlgesogenen.
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tu, LOB DI8 80M11BB8.
43
20.
LOB DES SOMMERS.
Bitte Ml dtn Sommer, für dae Lob, dM er ibm spende, hin-
wtederom ihn lu trOttm und ibm di« Giwet der Oeiiebtea susnweDden,
der alle ieiae Oedaaken gewidmet eden «ad fdr die er etete nente Iiob
finde.
Swie wol der beide ir manicvaltiu varwe stät,
so wil ich doch dem walde jehen,
daz er vil mere wünneclicher dinge hat.
noch ist dem velde baz geschehen.
s6 wol dir, sumer, sus getaner enizekcit! 6
sanier, daz ich iemer lobe dine tage,
min tröst, so troeste oucb ralne klage :
ich sage dir, waz mir wirret: diu mir ist licp, der bin ich leit.
Ich mac der guoten niht vergezzen noch ensol,
diu mir sd yi\ gedanke nimet. 10
die wUe ich singe, wil ich vinden iemer wol
ein niuwe lop, daz ir gezimet.
nft habe ir diz für guot (86 lobe ich danne m6):
^z tuot in den ougen wol; daz man sie siht,
nnd daz man ir vil lugende giht, 15
daz tnot wol in den ören. 8ö wol ir des! sö w6 mir, w61
1 Wie gut auch der Heide ihre buute Farbe steht, sie kleidet. —•
9 Seien e. dat., zugestehen. — 4 noch besser iet es dem Felde ^morden.
— 5 em:ektil. Thiitigkeit, Fleiß. Heil dir, o Sommer, solches Fleißes (den
du an Heide, Wald und Feld gelegt hast). — 7 tru^t] wie hier so nennt
Walther auch im nachfolgenden Liede den Sominor tröst, Hoffnung und
Helfer des Mannes, deshalb, weil er es möglioh macht, die Geliebte, die
den Winter Uber fast unzugänglich ist, zu sehen und Ihr zu nahen.
8 Uit, unlieb, verhaßt.
9 ensoi, werde nicht. — 10 nimet, wegnimmt: die meine Gedanken
so sebr in Anspruch nimmt. — . 12 niwoe die nnfleotierte Form. —
1 '1 für guot fiaf'^n, rlii'b nehmen: für jetzt mag sie mit diesem (dorn
folgenden) vorlieb nehmcu, später lobe ich weiter. — 16 sö wol ir des^ Heil
ihr darum.
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44
I. LISDBK.
2L
DIE AUGEN DES HERZENS.
Nor wer die Frauenliebe kennt, weiiS , was reohte Ffwide ift. Da
ohne diese niemand tettgt, so wOnsÄt sie der Biellter bei der Geliebten
2u finden. So oft er auch die Augen nach ihr ausgesandt, stets haben
sie ihm entzückende Botschaft gebracht. Aber es sind nicht die leib-
liohen, eondm die Augen des Henent, die Oedenken, womit er eie
flberall erblickt. Der Dlokter wir» glfiekUoh und reieh belohnt, wenn
Mob lie ihn nnf dieie Weiee , mit ihren geietfgen Angen, sehen nOohte*
Snmer unde winter beide sint
gaotes mannes tröst, der tröstes gert;
er ist rehter freude gar ein kint,
der ir niht von wibe wirt gewert.
da von sol man wizzen daz, &
daz mau elliu wip sol eren und iedoch die besten baz.
Sit daz nicnian äne freude touc,
sö weit' icli vil gerne froude hän
von der mir min herze nie gelouc,
ez ensagte ir güete ie sunder wän. 10
swenne ez d'ougeu sante dar,
seht, 9b br&hten s* im diu msere, daz ez fuor in
Sprüngen gar.
l'n weiz niht wol irie'z dar umbe sl:
8i*n gesach min ouge lange nie :
3 rehier freude ein kint, in Bezug auf walire Freude unerfahren,
nnwisscnU wie ein Kind: wen Frauenliebe nicht erfreut, der weiO nicht,
was rechte Freude ist. — 6 aber die besten am meisten , vor andern. eUiu
nentr. pl. von at. (f(>, nfoht diu, dem Sinne naeb oonstmlert.
7 Sit da:, da, siutoiiial. (ow: pia^s. des anoiii. Vcil-ums (ug> ri, brauch-
bar sein, taugen. Da olmc Herzeustreude (die liebende Frauen gewähren)
der Mann nichts wert)) ist. — 9 getouc preet. Ton Uegen, log. Von der-
jiMiigon, fihor die nu^in Horz mich nie täuschte, sondern stets mit voller
CiewiBSlieit ilire Treflliclikeit verkündete. — 10 xunder wän, gewisslich. —
11 es, das Herz. d'ougen = diu ougen. dar^ dahin, zu ihr hin: das Herz
^ schickte die Augen als Boten aus. — 12 diu mare pl., die Kunde, Bot-
schaft, rar», sich von einem Orte sum andern bewegen, in Sprüngen vorn,
hoch aufspringen (vor Freude, Eutzllcken). <;ur adv., ganz, volliur.
13 Ich weiü nicht recht, wie es damit steht: weiü der Himmel, wie
es ingeht. — U mein (leibliches) Auge bat sie Mhon lange nicht gesehen«»
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91. DIB AUOEN DES HEBZEM6.
45
eint ir mines herzen ougen bi, 15
60 daz ich än' ougen sihe sie ?
da ißt doch wunder an geschehen :
viet gap im daz sunder ougen, deiz sie z^aller zit
mac sehen?
Welt ir wizzeOf waz diu ougen sin,
d& mit ich sie sihe durch elHu laut? 20
ez sint die gedanke des herzen min ,
die d& sehent durch müre nnd onch durch want.
hüeten swie sie dunke guot:
doch 86 sehent mit Yollen ougen herze, wille and al
der muot
Wirde ich iemer ein sd Melle man, 25
daz si mich &n' ougen sehen sol?
siht si mich in ir gedanken an,
86 Tergiltet al mir mine woL
minen willen gelte mir,
sende mir ir guoten willen: mlnen den hab' iemer ir. 30
18I//1, dem Herzen, deissxda» et: fiex yerlieh ihm die Macht, sie ohuo
Augen allezeit zu sehen?
19 Welches die Augen Beien, womit ii. s. w. — 23 hüeten conj, con»
cessivas: mögen sie (die Merkur, Aufpasser) sie bewachen, wie sie gut
dOnkt, dennuch u. s. w. — 24 der muot; das Uemflth.
25. 26 Wirde l prsss. Ton werden, werde, iemer, jemals: werde ich
wol Jemals so giacklioh sein , daA auch sie mioh ohne Augen (d. h. mit
dm Gedanken ihres IlL'izens) sehen wird? - 29. gelle, sf rui t' coüj. optat.,
bei welchem, nach alter Art, das Pronomen gerne wegbleibt: mögu sie
meine Neigung durch die ihrige (duroh Erwiderung) bttoUneu: die meine
gehört für immer ihr.
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46
I. UBDBB.
22.
BKSELIGUNG EDLER LIEBE.
Klftg«, daft die tehOne Jahreueit nlamali die HoffaiingeB erfttUe,
die er tmt sie geaetct habe, und daA seine Freude bloß in der Ein-
bilfhmp bestehe. Nur In gegenseitiger treuer Liebe beruhe das Glück
uni tlie Seligkeit des Manues und Weibes, und ein Thor sei, wer oUoa
Bio lebeu zu können meine. Am Scblugse werden die Fraaen ermahnt,
Ihre Gnaei nieht an Unwürdige wegsawerfen.
Waz ich doch gegen der schcenen zH
gedinges unde w&nes h&n verlorn !
Bwaz kumbers an dem winter lit,
den w&nde ich ie des sumers h§tn verbom.
8US saste ich allez bezzerunge för: 5 *
swie vil ich tröstes ie verltir,
sö h&te ich doch ze freudeii w&n.
dar under misselanc mir ie:
i'n vant sö steete freude nie,
81 wolte mich ^ ich sie län. iO
Miioz ich nü sin iiacL wane fro,
so'n heize ich niht ze rehte ein sselic man
dem ez sin sa^lde füeji^et sA,
daz im sin herzeliep wol guotes gan,
hät euch der selbe freuderichen sin 15
(des ich nü leider &ne bin),
1. 2 Wttz D^tllngfs unde ican^s , wie vlclo ITofTnungen , die ich auf
die schöne Jahreszeit gesetzt. — 3 alle BetrUbuiss. die mit dem Winter
▼erbnnden ist, die der Winter mit tlefa bringt. — 4 dei »ttmer» adT. gen.,
im Snnuner, während des Sommers, verhorn part. prset. von vfrhern,
vermeiden, nicht haben: wäbnte ich tiberhobcn zu sein. — 5 allez adv., in
einem fort. va»<* prsi. Ton setzen; fürset:' i>, proponere, siob TOrstellen,
trösten, UoQnang machen: in dieser Weise hotlte ich immer auf fies-
serung, Ersatz. — 6 veriür conj., verlöre; verlor. — 8 dar under, inzwischen:
bliebLU meine Hoffnaupi n stets unerfüllt. — 9. 10 ich fand nie so dauer-
hafte Freude, die nicht eher mich als ich sie verlassen hAtte: alle meine
Freude war Ton keiner Dauer, «ie nahm frtther ein Bnde ale mir lieb war.
II vnc.'i vä'ifi, aufs OcrathewoM, aufs Ungewisse hin. — 12 so bin
ich nicht wahrhaft glUcIclich. — 14 yan, gönnt} gibt, zukommen iiiiit. -
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S3. BESBUODKO EDLBB UXBV. 47
so'n spotte er iiilit dar umbe luiü,
ob im bin liep ibt liebes tuot :
ich W8ere ouch gerne höhgemuot,
möhV ez mit liebes hulden 8in. 20
Er 8«e1ic man, 8i sselic wlp,
der herze ein ander sint mit triawen bt 1
ich wil das, daz ir beider Up
geüuret onde in höher wirde st.
vi! saelic sin ir j&r und al ir zlt 1 25
er ist onch sselic snnder stHt,
der nimt ir tagende rehte war,
sö daz ez in sin herze g6t.
ein sselic wip, diu sich verst^t,
diu sende ouch guoten wilien dar. 30
Sich wirnet manogcr wol bogf'n,
80 daz er guoten wibeii iiiht eiilebe:
der töre kau sich niht versten,
waz ez im freude und ganzer winlo gebe.
dem lihtgemuoten dem ist ienier woi 35
mit lihten dingen, als ez sol :
swer wirde und freude erwerben wil,
der diene guotes wibes gruoz.
swen si mit willen grüezeu muoz,
der hat mit freuden wirde vil. 40
16 ane stu c. gen.i frei seiu von etwas, es nicht haben. — 17 spotten o. gen.,
über Jemand spolttn. — IS Hfp stn., Q«ltobtft. — 80 kOnnte es mit Erlaub-
niss, mit Zutiinimaog der Oeliebten g«tob«beD: wfirde mir ihre Oanat su
Theil.
21 beatus vir: Heil dem Manne und der Fuiu, vgl. die Anmerkung
■n Nr. 85, 3. — 22 der gen- pl., deren, herte starker uom. pl. — 23 ich wil,
ieh bin der Ansicht, ir bHder <(pssie beide. — 9S «f» eonj. optat., mögen
ihr ganzes Leben glücklich sein • — 2G mmd'^r str'it , ohne Widerrede.
Doch auch derjenige istglUckIich| der die Trefflichkeit zweier treu sich Lie-
benden so beobeehtet, daft es ihm sn Herten geht. — 29 aieh verstan, ver-
stftndi^ sein. — MO einem solchen m(\ge emo treffiiobe Vrmu, die sogleich
verständig ist, freundlich cutgogenkuinmeu.
31 aich begirtf leben: mancher wähnt ein trefTlichcs Leben zu fllbreUf
ohne daß er nm gute Frauen sich kümmere. — > 33 der Thor merkt, weiß,
begreift nicht. ~ 35 lih'gemuot , leichten Sinnes. — £6 tfAf , werthlos, ge-
ring', als fi sol, wie das bei ihm in der Ordnung ist, sich von 8t.dbst vor-
steht. ~ 37. 88 wer aber Ansehen und J^'reude erwerben will, der suche
gnter Vranea Onast ra verdienen. — 39 mft wiUe«, aus freiem Antrieb,
gern grürzen münz, frcundlieh grüßt. <— 40 mÜt nebst i hftnflg 10 viel Wie
undi ^ wird« und /reudt.
48
I. UBDBB.
J& b^rre, wes gedenket der^
dem ungedienet ie vil wol gelane?
ez si ein si, es st ein er,
8wer al86 nunnen kan, der habe andanc,
und d& bl guoten dienest überdht. 45
ein 8»lic wlp dia tuet des niht,
diu merket guotes mannes site:
d& scheidet si die bcesen von.
86 ist ein tumbiu b5 gewon.
daz ir ein tumber Tolget mite. 50
41 /(& hirrtj Attsruf : aoh Gott , Herrgott, gedankt/m «. gen., an etwM
denken: was denkt sich der? — 43 ungedienet, ohne gedient zu haben:
dem es stots mühlos glUckte (der Frauen Gunst zu gewinnen). — 43 ein
si, ein er, ein Weib, om Mann. — 44 undanc , das Gegcntheil von Dank:
iwebe der Frau, die auf diese Weise liebt und daneben treuen Dienst an-
besebtet lIAt. — 48 ▼on den Gnten treimk ti« di« Sohlechten. — 48 gewon
•dJ., gewohnt. — 50 mite votor» o. dat^ begloiten: mit ihr mht, tloh *a
iiu hält.
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S3. I.lKBlIWKfiTflmg.
49
23.
LIEBESSELIGKEIT.
Lied sa Ehren der Herrin, deren Liebe ihn in einen Freudentaumel
and ä&na Anbll«k Iba im kftlton Winter mitten in d«n Mai ▼•rietet.
Ich bin nft s6 relite fio,
daz ich vil schiere wunder tuon beginne.
lihte ez sich gefüoget sö,
daz ich erwirbe luiiier frouwen minne :
seht, s6 stigeiit mir die sinne 5
wol höher daiiiie der saunen schiu. geuäde, ein kuuiginne !
Ich ensach die schoenen nie
86 dicke, daz ich daz et ie verbsre,
mime spilten d^ougen ie.
der kalte Vinter was mir gar unmsere : 10
ander liute dftbte er swsere ,
mir W&8 die wfle als ick eunitten in dem meien w»re.
Disen wQnnecllchen sanc
hftn ich gesangen miner frouwen z'^ren.
des sol si mir wizzen dane: 15
durch sie s6 wil ich iemer freude mßren.
w61 mae si min herze sftren :
waz danne, oh si mir leide tuet? si mac ez wol rerkdren.
2 daA ioh mich eu wunderbarem , nngewöhnlicbem Tbun anf^selegt
fühle. — S et kann leicht geschehen. — 5 die Sinne, der Qeist. — 6 ye-
n'idi' wird in der Anrede sowol bittend als daukeml gebraucht, hier:
•eid gnAditf, d. h. ich bitte, «»ji wird wie Hier öfter Tor den Vooativ ge-
Mtit im wnne TOn o: genad«, Hn taiie uip. ein »u€»er l(p. Tgl. mhd.
Wörterbuch 1, 419
8 verbem, unterlassen, rt ie, auch nur je: ich unterließ es kein ein-
tiges Mftl, 6S geeehah mir immer. — 7-9 loh iah die Scböue nie, ohne
daO mir, WM niemals uutcr1>li<>b , stets die Augen (vor Freude) funkelten.
— 10 gar unnuere. völlig gleichgültig. — enmitten in dem lucien, mitten
im Mai, Früliling.
15 dafiXr soll sie mir dankbar aein. — 16 durch m«, um ibretwilleu. —
17 »fnHf Tersehreu, yerwnnden. — 18 waw danm$t wm thut's, wenn sie
mir auch Schmenliohflt, BetrttbendM sufOgt? f«ritlrM ins OegentheU
verwandeln.
WALTOU VOX i>J» VOOKI«WJIII)S. • 4
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50
"L UBDBB.
Dar enktmde niemaB mir
ger&ten, daz ich adiiede von dem wftne. 20
k6rte ich mlnen mäot Ton ir,
w& fimde ich demie ein a]s6 wol getäne,
diu BÖ w»re valsches ftne?
s'ist schcener ande bas gelobt dan H^tof oder Diäne.
19 /)ar, dahin, dazu, enkunde, könnte, vermöchte nicht. — 20 dafi
ich Ton dem Glauben, der Hoffnung ablieDe. — 21 wendete ich meine Ge-
danken von ihr. — 23 ealschet äne, ohne Falsch. — 24 sie ist schöner und
■teht ia bMMMBt Lob, Bul^ Sil lobeMwAidigw »It Hetou odtr DiMuu
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U, DAS HAUI-MBSSBII.
51
24.
DAS HALM.MESSEN.
Btrahigong dM Uebttkirnnkea Httnint dnieh tili HalaorakeL
In einen zwiTellichen wan
was ich gesezsen und ged&hte,
ich wolle TOn ir dienste fflxt,
wan daz ein trdst mich wider br&hte.
trdst mag ez lehte niht geheizen, ouwft des! 5
es ist tU kfime ein kleines tnestelin,
so kleine, swenne idi'z in gesage, ir spottet min;
doch fröwet sich latzel ieman, er enwizze wes
Mich hat ein halm gcmacbet fr6:
er giht, ich sOle genäde vinden. 10
ich mas daz selbe kleiue str6,
als ich hie vore sach von kinden.
nft hoeret imde merket, ob si'z denne tao:
•si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot.»
swie dicke ich'z tete. so was ie daz ende guot. 15
daz troestet mich: da hceret ouch geloube zuo.
1 iwtvelltch, ttngewisi, vexsweifelnd (an allein Erfolg), uün, Meinung,
Vermnthung; Gedanken. In sweifelnde Oedanken was ich gesezzen, hatte
ich mich gesetzt, war ich vertieft, versenkt. — 3 flaß ich meino Bomühung
um sie, meine Bewerbung aufgeben wolle. — 4 nui:i'r daß: hätte mich
nieht eine freudige Zuversicht zurück (davon ab) gebracht. — 5 so kann
man es eigentlich nicht nennen, ouwe de»i weh deshalb, darum. — 8/rö«
wem, freuen lüttel ieman, wenig jemand s= niemand, er enuri»»« w«$, ühne
ra wissen, weshalb, worüber.
10 er aagt, ich solle noch die Gunst der Geliebten gewinnen. —
11 klein«, fein, aavt. Unter dem Messen des Halmes haben wir dasselbe
Si)iel zu vorstehen, das heute noch unti-r K'-juhrn und Erwachsenen im
Schwange ist und ilariu bestellt, daß cnt\vtU<-'r dm Knoten uder Kinge
eines beliebigen Halmes oder auch die Blütter der Sterublunio (wie von
Gretohen im Faust), ja selbst die Knöpfe an Weste und Bock ges&hlt
werden. Doch ist zu boaehten , daß W. den Reim ein Ueinet ttri nennt,
was die Deutung auf die Hulniknoten iiiisiclur macht. — l'.' hie cri'.
fr&beri tore, gewöhiüicb vor* — 15 wie oft ich auch das Spiel wiederiiolte,
to war die tehlieAliche Antwort stets eine gOnstige. Statt tete vermuthet
Lachmann als ursprüngliche Lesart nioht unwahrsclieinlich frertc . vnti
everen, wiederholen. — 16 seht, das ist mein Trost; Uhzu gehört ailerdtugii
ein (gntar) Olanhe, ISgt der IMobter in launiger wtiM hinan.
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52
I. LIBOBB.
Swie liop si mir von herzen sl,
86 inac ich doch vil wol cilidcii,
daz ich ir si zem besten bi.
ich darf ir werben dar niht nlden : 20
Vn mac, als ich erkenne, des j^aMoiibea nibt,
daz s' ieman sanfte in zwivel bringen miige.
niir'st liep, daz die getrogenen wizzen, waz sie trüge,
wao alze lanc daz iemer rüemic man gesiht.
zein besten, so die Hs., der auch Lacbmaun lulgte. Waokernagel
emendiert tem testen, das bieOe: wenn ich anoh nttr sultttst, als der Leiste,
bei ihr eein kann. Aber auch dies gowährt noch keinm Tollkommcu
paitseiukn Siiiu. Der Dichter will ohuo Zweifel sagen: obwol ioh sie Tun
Herzen liebe, so kann ich es doch recht wohl erira^'en, da(S sie attob noch
Andere in ihrer Nähe duldet, mit ihnen verkehrt: ioh brauche ir werben
dar. ihre Pemflhungt^u um sie, die Huldigun^^en , die sie ihr darbringen,
nicht ungünstig zu betr ichtfu ; denn ich kauu - und habe allen (.rund
dazu — nicht fflauben, dab sie mir so leicht Einer wankend machen köunne.
Mir ist sogar li«b, daß die betrogenen Bewerber wissen , was sie betrogen
habe («nämlich ihre Zuversicht» Lachmant ): nur dauorr es schon allzu
lange, dat^ sie sich die Huldigungen der JPralt 1er gefallen lüßt. — 24 rüemic
man ist Sabjeot, »i Objoct.
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DAS ABCHTS MASS.
53
25.
DAS BECÜTE MASS.
Dfe i/a««, die, gleich anderen Tagendeu, a. B. die Bhra, Bfilde,
Treue v. e. w., bei den nlten Dichtern häufig wie hier penoniAcIert
ertrhoint und um iljre Lehre und Unterweisung angcsranKcn wird, ist die
Kunst, die Eißenschaft des Geietos oder Cieinüilio.s , in TJiun und Lassen
stets das rechte Maij, die riclitige Grenze zu finden. Uiose Kunst galt im
Mittelelter in hSfleohen Kreisen nie da« untrttgliohe Zeichen feiner Bildung
uixi edler nosiunung. Daf Gegeiitheil i«t die (Imna$e, die Maftloiigkeit,
Unbildung, Rohbeit.
Aller werdokeit ein fücgcriime
daz Sit ir zew&re, frouwe Mäze.
er sselic man, der iuwer 16re hkt\
der eiidarf sich iuwer niender iiine
weder ze hove schämen noch an der sUäze, 5
durcli däz so siioche ich, frouwe, iuweru rät,
daz ir mich ebene werben leret.
wirbe icli nidere, wirbe ich hohe, ich bin versßret
idi was vil nach ze nidere lot,
üü bin ich aber ze höhe siech: IJnmäze, ir iat mich
&ue not! 10
Nideriu minne heizet, diu sö swachet
daz der lip näch kranker liebe ringet:
\ fif 'jprinn^ , Zuwegebringerin : die Scliopforin, Urheberin allee
Guten, J'r- lTlichen. — 2 zfu äre. wahrlich, in Wahrheit. ^ 3 er .lalie man}
in dieser VVeit-e wird im Mhd. dem Subst. odor Adj. Itäuflg das l'ronomeitt
▼orgesetzt (z. B. bei Waltiier: er tore^ er youc/i, er Inn*', si xiplic wtpj er
til guoier u. s. w.). wo wir im Nhd. entweder ein naohdrUcklicbes uder*
oder auch «wie, weloh» setzen. — 4. 5 der braucht sich euretwegen nir-
gendwo, an keinem Orle, iveder bei Hofe drinnen noeh auf der Strafte au
schftmcn. — 6 durch dm, deshalb. 7 ebene tkdy., im Gogensatfi zu nidere
txnd hohe f im rechten Ebenmaße der Mitte, werben, handeln, thuu, wer-
ben (hier: nm Minne). — 9 til na 7i, nahesv, beinahe, fe nidere, ze höhe,
durch zu niedrige, zu hohe Werbung. — 10 siech, krank. Unmaze , das
Gegcnthcil von Ma:e, ebenfalls iti rgoniliciert. ir Iat mich äne nut , lalit
mich unbehelligt, in Ruhe! In (iic^i-r Weise wird das Pron. öfter zur Vor-
■tflrkang vor den Imperativ gesetzt: vgL du sende Nr. 80, 65. dA <a. Kr.
93, 3. Minnetangs Frflhliug 92, 21. 35.
11 Die Ausdrttoko aliohe und niedere Minnc> bo/Jchen siel» ebrii-
sovvol auf die Missverhältnisse durch Verschiedenheit des Stande», als am
aneh suwcilcn die sittliche HOho und Niedrigkeit der Personen, der Gesin-
nung nnd Neigung beseichnco. $waehen, erniedrigen. — 12 dtr Up, Um-
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54
I. LIBDBR.
diu minne tuot unlobeliche wL
hdhia mmne heizet, diu daz machet
das der muot näch werder liebe üf swinget: 15
diu winket mir iiü, daz icli mit ir gS.
nu'n weiz ich, wcs diu Mäze beitet.
kumet herzeliebe, sö bin ich verleitet:
min Ottgen hänt ein wip ersehen,
svie minneclich ir rede sl, mir mac wol schade von
ir geschehen. 20
schreibtinfir fttr die Person, krane^ sohwnch, fforin(;r< nnwttrdig. Ueb«, Za-
neiKuiif^. — 13 diu, dioso. Diese Minne hclim. r/t . oliiu- Lob, Ehre einzu-
tragen. — 15 daß dor Sinn, Geist, zu einem würdigen Gegenstand der
Neigung sich anftehwingt. 17 btiten, warten, zögern. Ich möchte wissen,
warum die Maße zögert (mich aus der Unmaße zu retton dnrch ihre Unter-
weistiii','). -- 18 Itpr z Hiebe , Herzensheiffung. verlfiiPt , irre geführt: kommt
die Maiie niclit bald, 8i> folge icli ratlilos meinem Horzonsdrang. — *J0 wie
lieblich I aaß, ihre Bede auch sei, so Icann mir doch Iciclit ein Sobaden
Ton ihr widerfahren, kann sie mir ein Leid zufügen (dadurch, daft mein«
Werbaog um die Itlr mich an hoch Stehende ohne Erfolg bleibt).
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86. DNGLSICUK TU£1LUN0.
55
S6.
UKGLEICIIE TIIEILUNG.
Beschwerde vor dem Thiüiie der Frau Minne, daß sie, die er vor
aller Welt gelobt, ilin mit Holm bthaiidle; IJitte, gereclit zu richten und
aaob die spröde Geliebte mit dem Pfeile zu treffen, womit sie ihn ver-
wnndet, oder aber auch seine Liebetwunde zu heilen. Im andern Falle
drobl dar Diehtor, liiid wir beide geiohieden» Lent«.
ich h&n ir sö wol gesprochen,
daz sie maneger in der werke lobet.
h&t si daz an mir gerochen,
6we danne, so hän ich getobet,
daz ich die getiiirot hau 6
nnd mit lobe gekrcenet,
diu mich wider hoenet.
frouwe Minne, daz sl iu getän!
Frouwe Minne, ich khigc in merc:
ribtet mir und rihtet über mich 10
der ie streit umb' iuwer ^re
wider unstsete iiute, daz was ich.
in den dingen liia icb wunt:
ir lifct mich geschozzen
und gkt si genozzen: 15
ir ist sanfte nnd ich ab ongesont.
1 einem tcol sprechen , Gutes Ton Jenmid vedtB, aussagen, hier: im
Gesänge gefeiert, vgl. 12-<t, 9. — 3 gerocke» jafut* Ton rechen stv., ein Un-
recht bestrafen: hat sie mich dafUr, wie Ar efn Virgchfn. b< «traft. —
4 toben, unsinnig s'-in, rasen: o weh, dann war icIj ein Thor. 6 die,
di^enige. Hurend im Wertbe erhöben, verherrlichen. — 0 mtt lofte kr^entn^
mit dem höchsten Preiae tehmOeken. — 7 wider, eeontra. h<gK*n, mit
Worten verächtlich macbf-n. hcl.miihrm. — 8 das tei euch gethao: be-
trachtet das als eine euch zu^eiugte Bele idigung.
9 mert, nwüi weiter. — lo ^mem nht'-fi , eiaem so seinen Beebt ver-
helfen; über emen rihten , das Crtfifil ubc-r einen sprechen, es an ••in«-rji
vollziehen. — 11 »freit, etntt: der f.rvl% für mre Khre, iiucr Auiielnrii }/<-
kämpft \ m. — 12 gegen Treulose, Wankflmütbige. — 13 tn 'Jt-n diny^n, ut
diiesem Kam^tfe. — 14 Ad/ , zusammengezogen für ha^t. gf$cJto'.sen . mit
dees (Liebe**) Pfeile verwundet. — IS penott^n, ohne B^schldigung, Stiale
B4 leides, «nbeeehidigt, oiiterletst. Zn Satzes, die von awei Personen
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56
I. LIEDER.
Frouwe, lät mich des geniezcn,
ich weiz wol, ir habet sträle me:
muget ir s' in ir herze schiezeiXi
daz ir werde mir geliche we ? 20
muget ir, edeliu künegln,
iuwer wunden teilen
oder die mine heilen?
so] ich eine alsus verdorben sin?
Ich bin iuwer, frouwe Minne: 25
schiezet dar, dä man iu widerstö.
helfet daz ich sie gewinne:
neinä, froawe, daz 8i*s iht eng61
l&t mich in daz ende sagen:
unde engdt si uns beiden, 30
wir zwei sin gescheiden:
w6r soll' in dann* iemer iht geklageu?
Ent^egengeMtstet utsagen, tritt aueh umgestellte Wortfcilge ein, d. h.
pflegt daa zweite Pronomen dorn Verbuin nachzufolgen , \v:ihrond es im
Khd. vorgesetzt wird: z. B. sie utsent uns tem hhnel und varent sie ter
helU Nr. 113, 5. so'tt mir wol und ist in iemer toe Nr. 55, 12. s6 ist si dort
und bin irh A<> Minnesangs Frühling (53, 36. er He in hie und scfiigt er dan
Greg. 2'J28. s6 sint ai n-ot dfn rt 'he und lebfu wir jrernerllche Iwein C406. —
16 tanfte, wohl: sie ist wohlauf, ah, aber: ich aber bin krank, verwundet.
n gtniesen o. gen^ deu Nutzen, Vortbeil woTon haben: laßt ei mir
SQ P^t« kommen (daA ieh im Kampfe fttr eaoli Terwandet bin). — IS
strale stf., Pfeil. — 20 mir 'jeltche, wie, gleicli mir. — 22 teilen, d. h. zwi-
schen ihr und mir: auch ihr die Liebetwnnde, an der ich leide, beibringen.
— 24 v«rdorhtis, sa Grande geriohtet, verloren.
26 tendot Wire Pfeile dorthin, wo man euch Widerptand leistet. —
97 sie, Sieg. — 98 neina, laterjection, verbittendes Nein: sor^jt dafür, daß
•ie ja nicht etwa davon verschont bleibe. — 9i laüt euch sagen , was
•O&st Sttletzt geschiebt. — 30 unde, wenn, engfn. entschlüpfen, entfliehen.
— > 89 wer möchte euch sonst künftig jemals wieder eine Klage (zur Eni»
sobeidang) vorlegen?
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27. MIHNX DIE H£&Z£NSBEZWINaBRIM.
57
87.
MINNE DIE HERZENSBEZWINGERIN.,
Abemudt wvndet tieh der Dtöhtor, da keiner derVreunde »af seine
Klage hören will, an die Minne mit der Bitte, sich seiner anzunehmen.
Sie sei es, die ihn des Verstandes beraubt, ohne den er nichts beginnen
könne; daher solle sie Plate fOr ihn ergreifen in dem Herzen der Ge'
liebten, ihrer Gewalt sei dM nlelit nnmOglioli.
Ich freudehelfelöscT man,
war iimbe mache ich mauesren frö,
der mir es niht gedaukeii kau?
öwe wie tuout die friunde so?
jä friiint ! waz ich von friuiiden saj^e !
h«t' ich dekeinen, der verncenie oucli niine klage,
nu enhän ich friunt, nu enhän ich rät,
nft tuo mir swie du wellest, minneclichiu Minne,
man min genäde hkt.
Yil minneclichiu Minne ^ icli hka
von dir verloren mlnen sin. 10
dü wilt gewaltedichen g&n
in m!nem herzen üz und in.
wie künde ich äne sin genesen ?
dt, wonest an slner stat, da er inne solte wesen:
dft sendest in dü weist wol war. 15
da ^nmac er leider eine erwerben niht, frö Minne: ^wö
dü soltest selbe dar.
1 freudehel/elös, ohne Freude und Hülfe, freod- and hilflos, ein
Ahnlicbee Compositum ist wünne/roudebemdiu heid«^ wie Nr. 82, 10 eine
Hs. liest, nnd lUi^rSsfcarwe Kr. 76, 19. — 8 danken o. gen., für etwas
danken. — 6 ja Freuml, was rede ich vou Freunden! — G besäße ich
einen; dtkHn, irgend einer, ullus. vernement wahruebmeu, verstehen.
— S tuo mir, mach* mit mir, was dn willst, eine* genaäe kabent mit Jemand
Brbarmeii haben.
10 von, wegen, durch, sin, Veratand. — 11 gexcuUecUchen adv., mäch-
tig herrschend. — VZ genesen , leben, am Leben bleiben, hier: existieren.
— 14 du wohnst da, wo er (der Verstand) sein sollte: du hast seine Stelle
eingenommen. — 15 du verscbickst ihn, — wohin, weißt du recht gut (näm-
lich zur Geliebten). — 16 da kaun er leider allLiii, ohne deine HilfC) Sichte
orreicben, ausrichten. selbst, dar, dahin (geben).
5
Sit nie-
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58
I. LIXDBB»
Oen&de, frouwe Minne 1 ich idl
dir umbe d&se boteschaft
gefiiegen dtnes willen vil:
wis wider mich nü tugenthaft. 20
ir herze ist rehter freuden vol
mit lüterlicher reinekeit gezieret wol:
erdringest dü dä d)ne stat,
66 \k mich in, daz mr sie mit ein ander sprechen : mir
missegie, do ich s' eine bat
Genjedeclicliiu Minne, la! 85
war umbe tuost dü mir so we?
du twingest hie, nü twing ouch dk:
versuoche, wer dir widerste.
nü wil ich schouwen, ob du iht lügest,
du'u darft niht jehen, daz dü in ir herze enmügest: 30
ez'n wart nie sloz so manicvalt,
duz ez vor dir gestüende, diobc meisterinne. tuo ül !
b'ist wider di( h ze balt.
17 üenäde^ Erbarmen. — 18 umbe dise boteschaft^ fUr diese BotsobafI,
Sendung (die du an meiner Statt ftberninraiBt). — 19 gefüryen^ maehon,
(laß es geschehe, ' {nes trillf>n, abhftngig von nt: deinen Willen, alle deine
Wünsche ausrichten, erfüllen. — 20 tcin im]jer. , sei. widir micli , gegen
mich, mir gegenüber, twjentha/t , tflebUg» waekev, liOflieh; wie es der
Tugend geziemt. — 21 jreude, hier: wer Freude macht. — 22 lüteritch,
rein, lauter. — 23 erdringen, durch Drängen erreichen: gelingt es dir
dort festen Fuß zu fassen. — 24 mi-^'gen, fehlschlagen.
25 la, laß ab, hör' auf. — 27 itnag — titinc imper. Ton ttoingen,
nöthigen, drängen; dn bedrftnget mich, nan bedränge anch sie. — 99 tugen^
brauchbar sein, nützen: ztx etwas förderlich, bratichhar hint. — 30 dnß du
nicht in ihr Her/, zu dringen im Stande seist. — M rnauicralt. compliciert,
kOnstlicli. — 32 einem vor gestän. vor eiuem stehen hleihin , ihm wider-
stehen, meisffirinn'' , Meisterin der Diebe: die du aiie Diebe flbw-
triffst, üj iuuH, aufwaciieu, utl'nen. bult^ kühn, dreist.
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Sa. eswAiff BEB icnnrB.
69
28.
GEWALT D£B MINNE.
Diese und die folgende Strophe, die, obwul im nämlichen Tone
wie das rorhergehende Lied gedichtet, Uocb damit in keinem Zusammen-
huig« iteben, hUt Simroek Ittr doppelte SchltlMe, tob welchen der eine
vor Bittem und Heirrn, der andere Tor der Herrin gesungen werd.
Wer gap dir, Minne, den gewalt,
dftz dft doch 8Ö gewaltic bist?
d6 twingest beide jonc and alt:
äk für kan nieman keinen list
nü lobe ich got, sU diniu bant
mich snlen twingen, deich b6 rehte hkn erkant,
ir& dienest werdeclichen Iii
dfc vone kume ich niemer: gn&de, kOniginne, 1& mich
dir leben mlne zlt!
1 dtr gtwaltf die Oewalt, Macht. — 9 doch dient in der Frage eil
Verstärkung. — i da für, dawidi r, dagegen, der liaty List, Kunst. —
5 diniu bunt, deine Ban(h>, Fcssflii. — 6 »6 rehtet SO richtig, genau. —
7 wo der Minnedienst aui uiinUgo. ehreovolle Weise angewendet ist. —
8 davon komme, lasse ich nie: laß mein ganses Leben dir geweiht sein.
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CO I* LI£D£B.
29.
ÜKGÜNST DES GLÜCKES.
Klage daß die Glflcksgöttiu , wie er sich auch wend«, ihm beharr-
lich den Kücken kehre, und Wunscli, daß ihre Augen am Nacken stün-
den, damit sie ihn auch wider ihren Willen beachten mUßte.
Irö Soelde teilet umbe mich
und kerct mir den rucke zuo.
da enkan si niht erbarmen sich:
i'n weiz waz idi dar umlie tuo.
si stet niigerne gegen mir: 5
louf ich hin umbe, ich bin doch iemer binder ir,
si'n riiochet mich niht ane sehen.
ich wolte, daz ir ougeu an ir uacke stüenden: so Duieste
ez kne ir dauc geschehen.
1 Frr? S(eldt^, die Göttin des Glücks, Fortuna, ^'l7#n, auBtheilen (ihre
O^ftben, ri<>8chenke). umbi' mich, rings um mich her. — 2 rucke stm.
Kücken. — dabei versteht sie sich nicht darauf flieh zu erbarmen. —
4 tuo ist der Conjunrtiv (Ind.: ich tuon): dar ujuhf: in Bezug darauf. —
5 sie wendet sich mir ungern zu, zeigt mir ungern ihr Antlitz. — 6 hin
umfjc: um sie herum. — 7 hIo geruht nloht nioli ansasdioiu S d€r HaCi
der Nacken, ane danc, wider Willen*
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30. ZWIBFAOBB HUT.
61
90.
ZWIEFACHE HUT.
Kaob einw Etaleltung, ätA die W«lt nichts ErfireoMideret eu bieten
vermöge als Frauen und Frauenliebe, klagt der Dichter ttber den dop-
pelten Verscliluß, der ihn von seiner anKibetiton Ilorrin trenne: dort
mache fremde, Iiier eigene Hut sie unnahbar lur ihn. Beider SchlUssLl
Sil walten, wtre Seligkeit für Ihn. Oleiebviel, die ttoAere Bewachung
vermag keine Trennung zu bewirken: lie teibet (ihre Penon) können sie
einachlieften, meine Liebe su ihr nicht.
Waz h&t diu weilt ze gcbeniie licbers dauoe ein wip,
daz ein st'iiede herze baz ^rofröwen müfie?
waz stiuret baz ze iebeniie daiine ir werder lip?
i'ne weiz niht daz ze freudcn höher tüge,
denne swa ein wip von herzen meinet 5
den, der ir wol lebt ze lobe,
da ist ganzer tröst mit freiiden undeiieiuet:
disen diugeu hat diu werlt iiilit dinges obe.
Min fröuwe ist zwir beslozzen, der ich liebe trage:
dort verklüset, hie verhöret d& ich bin. 10
des einen hat verdrozzen mich nü manege tage,
8^ glt'mir daz ander seneltchen sin.
solte ich pflegen der zweier slflzzel bnote,
dort ir llbes, hie ir tugent,
disiu Wirtschaft nseme mich'üz senedem muote, 15
6nd n»iii' iemer von ir schoene niuwe jugent
1. 3 Me geb^nne, lehfinnc , ererundia = ad dandum , ad vivpixlum.
lieben gen., abliängig von wat iu V. 1. — i »tiuren, hellen. Was weckt,
erhol) t mehr die Lebenslnit? — 4 ich kenne niehts, was mehr zu erfreuen
vermöchte. — 5 denne tifa, als wo, wenn, meinen, gesinnt, zugcthan sein,
lieben. — 6 der ihr durch soin Verhalten zum Buhme poreicht. — 7 yanzer
IrtUt, volle friMuiigfi Zu vcrsiciit, (io\vi!?shi'it. n !i</ei Ifi'fn, durch Zwischen*
lehnen stutzen. — 8 die Welt hat nichts, was darüber |[ienge.
9 swir adr., swiefaeh. bestiezen, einseliliefien. einem Hebe imgen,
jemand innig zugcthan sein. — 10 r»vA7(/<' ■ . in eine Klutiso cinsclilicILen,
uinsperrcu. vertie/fn, //»r, Btolz, vornehm niach<'n. Dort (unti r di-n IJiri-
gOM, auf dem Schlosse) ist sii« unnahbar wegtun ihrer Hilter, hier, wo ich
mich aufhalte, am Hofe, durch ihr stolzes Wesen oder iliro Vornehmheit.
— 11 verdri'ZfH unpersunl. c. Kcn. und acc: das eine (jenes) verdroß »nich.
manege tuw, schon ziemlich lanj,'. — 12 das andere (dieses) erwir kt in
mir schmerzliche, selmsuobtsvolle Gedanken. — 13 fif. wäre mir die Hut
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I. LIBDBB.
Wie wsenet haote scheiden von der lieben mich»
die'ch mit staeten triuwen her gemeinet hkn. ?
BoHche liebe leiden, des verzihe sich:
ich dien' femer üf den minneclichen w&n. 80
mac diu huote mich ir libes pfenden,
da hab' ich ein troesten bi :
si'n kan niemer von ir liebe mich gewenden.
twinget 8i daz eine, so ist daz ander frl.
Uber diese beiden Schlüssel (über üire Per» m luiJ üiro Tugend) anvertr.^ut
(dürfte ich damit schalten und walten, wie mit meinem Eigeuthum), diese
ThätiRkeit, dieioi Amt würde mich «ib allem Sohn«» erlOMn, und von
ühnt Schönheit empflenge ich stetg neue Jusrend.
17. 18 wie kann die Hut, ßewacliung (— die HUter) sich einbilden,
mich von der Geliebton zu trennen, der ich bisher mit unerschütterlicher
Treue sageth»a w»r? — 19 soUch, MtUech, ältere Form von totrfi. Uiden,
Mt machen, Terleiden. tick wfrwke» c. gen., auf etwas Tenfchten: dM
Pfebe sie (die Hut) auf. — 20 vf den utinneciichen tvän dienen, dienen in
der Hoffnung, daß die Liebe Erhörung finde. — 21 p/tndcn c. gen., be-
rauben; mag mir die Hut ihre Pereon ftuoh entsiehen, m» bleibt mir da-
neben doch ein TroBt : von meiner Znnidguog SU ihr kann oüeh niemand
abwendig maclieu. — 23 «i, die huote.
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Sl. ▼SUITBUTBB VOBBATZ.
63
31.
VEREITELTER VORSATZ.
Am Unmufh ftbtr die Unempfindlichkeit der Geliebten , die er doch
danh seinen Gesang Terherrlicht, hatte liob der Dichter zu schweigen
▼oigtnommen. Auf freundliolies Zureden Anderer will er wieder singen
wto IHUwr, Terlaagt ftbtr, daft in, •ein» Klag« «iiittiiniB«!!. Im Tollen
OelttU MiiMr Geltang ile IHchter mncht er eefne Herrin auf die llbeln
Folgen aufmerksam, die aus seinem Verstummen oder trar seinem Tode
fOr sie entstehen wttrden, und eoblieJI^t mit der Drohung einer uooL dev>
bem Züchtigung.
Länge swigen des hkV ich gedäht :
nü nuiüz ich singen ahcr als e.
dar zuo hänt mich guote liute bräht:
die mugen mir wol gebieten rae.
ich sol singen unde sagen, 5
und 8w6s sie gern, daz sol ich tuon: sö suln sie minen
kumber klagen.
Hoeret wunder, wie mir ist geschehen
von mlnes selbes arebdt:
ndch enwil ein wlp niht ane sehen,
die brfthte ich in die werdekeit, 10
diz ir mnot 86 h6he stftt.
ja'n wüs si niht, swenn' ich mtn singen Iftse, das ir
' lop zergät.
1 Ich hatte mir lange zu scliwt igen (nicht mehr zu singen) tot-
genonunen. — 2 aber als e, wiederum wi» iiuher. — 3 guote Hute] darunter
verstand man im Mittelalter so wol arme kranke , als auch ritterbtlrtige,
Leute von »gutem Stande» (vgl. Homeyer's Glossar aom Sachsenspiegel,
S. 43S), liier ist guot jedoch wnl in sittlichem Sinne su Terstehen: treff-
liclio Mensclien. — 4 die können mir noch nielir befehlen (zu thun). —
ö. 6 «oi, werde, will. — 6 gern* begehren, verlangen, ^o, dagegen, ande-
rereeits. «kIm, sollen. Hagm, beklagen, beklagen helfen.
7 tcundrr , Wunderbares. Vernehmt, was mir Sonderbares, Unge-
wöhnliches begegnet ist. — 8 tnines] so eine Iis.; es ist zuweilen vor-
kommende Erweiterung des gen. r/an ; Wackeruagel ergänzt den fehlenden
Auftakt durch tcan (w. von min a. a.). arebeitj Anstrengung-, nämlich daroh
meine Eeinülmng, sie zu verherrlichen, brachte ich es dahin, daft Sie
n. s. w. — 10 in uerdekeit brinyen, zu Ehren, Würden bringen-, in d'r.
in solche. — 12 traun, sie weiß nicht, daß ihr Lob verschwindet, wenn
ich mit meinem Sang anfliOve.
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X. ItlSOEB.
H6ne, was flüeche llden sol,
swenn' ich nü Uze mlnen sancl
alle die b' nü lobent, daz weis ich wol, 15
die scheltent denne An' mlnen danc.
tffsent herzen wurden fr6
von fr gen&den, die's engeltent, scheide ich mich von
ir als6.
Dö mich dühte, daz si waerc guot,
wer w4s ir bezzer dö dann' ich? SO
ddst ein ende: swaz si mir getuot,
b6 m4c si wol verwseuen sich,
nimet si mich von dirre n6t,
ir leben hki mines lebennes ^re: sterbet si mich, so fst
si tot.
Sol ich in ir dieuste werden alt, 2d
die wile junget si niht vil.
80 ist iniu här vil lihte alsö gestalt,
daz s' einen jungen danne wil.
selfiu got, h^r junger man,
sd rechet mich und gät ir alten hüt mit sumerlaten an! 30
13 HSrrei Ansraf: Herrgott I ßüeeh« gwn. pL abhftngig von watt
welche Verwünschungen sie erdulden wird. — 16 Mcheltt'nt, als fut. , die
vrerdea (sie) dann wider meinen Willen schmilheii. — 17. 18 durch ihre
Qunst (d. h. wenn ito mir gewogen wäre und ich ihMn Preis ra tiikgen
fortführe) würden tausend Heizen froh werden, die nun, wenn ich von ihr
mich lossage, darunter leiden (müssen). — 16 die, 8tatt des graiiiinatisch
genaueren cfttt» dem Sinne nach construiert.
20 wer war damals ihr natsliolier als ich ? ~ 31 tflit tin mde, das
ist ausgemacht, steht fest. — 39 ffeA ««roMeitm, erwarten, glanbent so darf
sie überzeugt sein. — 'i3 hcfreit, erlöst sie mich aus dieser Dranf/sal. —
24 ihr Leben hat durch meines Ehre: m6in Leben gereicht ihr cum An-
sehen, Bnhme. »ierben swr., sterben machen, tOdten. *
2G die ivtle , während , in dieser Zeit, jungen , jung werden. —
27 also gestalt (part. perf. vcn stellen), bo gestaltet, beschaffen (d. h. grau).
— 39 selfiu = s6 lielfe in , feierliche Schwurformel , tp Vahr euch Gott
lielfc, bei Gott beschwöre ich euch. — 30 eint» M gam mit einem dinge,
mit etwas über einen kommen, ihn angreifen, diu eumerlaie^ Sommerlote,
der einjährige SchOliling. Peitschet ihr altes Fell mit jungen Baumreisern
(Jungen Birkenruthen ? ). Vgl. acA, der den selben schransen die hut mit
Stäben berte ! Hadamar*s Jagd, 316. Die erste und letste Strophe dieses
Liedes, allerdini^s sehr entstellt, singt der edle Moringer in dem Volks-
liede gleiches Namens (s. Uhlaud's Volkslieder, Ht. 298, Str. 30. 31) bei
i^er BUckkehr to die eigene Barg.
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Sa. LOB* IST 2WUIBB HBRZBll VONNB.
65
9i.
LIEB' IST ZWEIER HERZEN WONNE.
Betrachtung ttber Wesen nnd Begriff der Liebe und Darlegung der
Notiiwendigkeit der G«genlieb«»
baget mir ieman, waz ist minne?
weiz ich des ein teil, sö wüite ich's gerne mö.
swer sich rehte nü yersinne,
der benhte ndch, von wia si tuet sd
# minne ist minne, tuot si wol: b
tnot si w6, 80 enheizet si niht rehte minne. sos enweiz
ich, wie si danne heizen sol.
Obe ich rehte r&teii kiuine,
waz diu miiine sl, sö sprechet denne ja.
miuiie ist zweier herzeu wüuiie;
teilcnt si geliche, so'st diu miuue da. 10
sol ab uiigeteilet sin.
sö eukan ein herze alleine niht enthalden: owc woldest
du mir helfen, frouwe min!
Froawe, ich eine trage ze swiere:
wellest dü mir helfen, b6 hilf an der zlt.
sl ab ich dir gar unmsere, 15
daz sprich endellche: b6 l&z' ich den strlt
1 Kann mir jemand sagen, wai Liebe itt. — 9 wenn loh davon
etwas weiß (au« eif/cuer Erfafiruiig), so wüßte ich gerne mehr davon,
wüßte es gerne ganz. — 4 beriiitrn. zurechtweiHen, unterrichten, ron wiu
(instrum. von «pa«)f wethnlb, warum. — 6 wenn sie wohl thnt, angenelime
Empfindungen erregt. — 6 tr/f. so; in diesem Falle.
7 Ich will zu rathen versuchen, was din Liebe sei: wenn ich das
Bichtiye treffe, bo saut: ja. — 10 theileu sie gleich, <I. h. läßt jedes dem
andern sein ganzes Tiieil werden. — . 12 entJiatäeat halten, festhalten, be«
herborgen: findet aber keine eolehe Theilung statt, lo ist die Liebe für
titk Herz zu groß, kann es sie nicht fassen.
13 die Last, die ich allein /u tragt^n habe, ist mir zu schwer. —
14 an der »tt, bei Zeiten. — Ih wenn ich dir aber etwa ganz gleichgültig
bin. — 16 «ndmek0, günxliob, dentUoh; offen. So gebe ich den Kampf auf. —
WAIiTnBB ▼O» BBB VOOBLWUDB. h
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66
I. IiUDSB.
ande wirde ein ledic man.
dft solt aber eines wizzen, daz dieli rehte lützel ieman
baz dann' ich geloben kan.
Ean min frouwe süeze siuren?
wsenet si, daz ich ir liep geb' nmbe leit? 20
sol ich sie dar nmbe tiuren,
daz si'z widerkere an mlne unwerdekeit?
86 kund' ich unrehte spehen.
w6 waz spriche ich drenl6ser engen ftne? den diu minne
blendet, wie mac der gesehen?
17 ledic. frei: ledig von Liebeabanden , vgl. icfi was ledec vor all'n wtben
lÖnnesangB FrUbliug 8i, 37. — 18 rehUf wahrlich, gewiss. iut:'!i ieman,
wenig Jemand « niemand*
19 swzf, Süßes, miuren, sauer, bit'er machen. Kann meine Herrin
Gnies mit Bösem vergelten, Liebe mit Haß erwidern? — 22 widerkeren,
umkehren, zurückwenden; damit sie es an meiner Herabsetzung ver-
kehre, sie mich dafür herabsetze, erniedrige. — 23 dann habe ich mich
aufs spehen, scharfe Beobachten, nicht Terstaudeu. — 24 6renl6ser oufitp
äiM, iohangloioh ohrenlos und ohne A.ngen; Ohren- ond Angenloser.
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SS. MiivKB UND üinainis
67
88.
MINNE ÜND UNMINNE.
Anf dlMO Stroph«, worin du Beb«iiptuDg, (UA dl« (waIiw) Lieb«
•fladliall t«i, widenprooliaii wlid, bwiifl riah Wftlthtr im Ltod« Nr. 4S.
Swer gibt, daz minne Bünde sl,
der sol tkh. % bedenken wol.
ir wont yil manic kre bl,
der man durch reht geuiezen sol,
nnd volget michel stete and dar zno sselekeit: 5
daz iemer ieman missetaot, daz ist ir leit
die ?al8clien ninne meine ich niht, diu mOhte unminne
heizen baz:
der wil ich iemer sin gehaz.
1 gikt S. pert. pnea. ron Jähen^ ngon. — 2 der «oll «s vorbor recht
Oberlegen. — ^ mit ihr ist verknüpft: sie ist die Mutter mancher Vor-
lüge, Tugenden. — 4 auf die mau (aU Minuer) gerechten Ansprach hat.
— 5 und votget, and folgt ihr. hat «f« im 6«l«it«. — 7 6a«. heisor« «hör. —
8 gehatf foind.
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68
I. LIBDBB*
34.
WALTHER UND HILDEGUNDE.
VOTwAnscIimig denr, dio ihn im Winter nm ttln« Freud« betrogen,
aber sngleioh Bedmem, aiolii m recht flnehen in können. Den Neid
Anderer würde er gering achton , wenn nur diejenige ihn trösten wollte,
die er Uber alles zu lieben feierlich schwOrt und ohne die er weder frob
noch gesund werden kann.
Die mir in dem winter freude h&nt benomen.
sie heizen wlp, sie heizen man,
disiu sumcrztt diu müeze ia bas bekomen.
ouwe daz ich niht iiuochen kant
leider ich eiikaa nilit möre 5
wan daz übel wort «ini8»lic». neinl^, das wer' alze B^rel
Zwöne herzcliche flücche kan ich ouch,
die flüoclient nach dem willen min:
hiurc müezen s' beide esel und deu gouch
gehoercn, 6 si cnbizzen sin. 10
we in denne, den vil armen!
Wesse ich, obe si'z noch gerüwe, ich wolde mich durch
got erbarmen.
M&n sol sin geduUic wider ungednlt:
daz ist den schameldsea leit
swen die bcBsen bazsent &ne sine schult, 15
daz kumet yon slner frQmekeit
S mOge ihnen besser bekommen (als mir der Winter). — 6 übel, böse,
schlimm, unscelic, eine Verwünschung : verdammt, ««/»a, nicht doch, ach
nein. al*e «er«, gar su stark. — 7 ouch» noch. — S näcA dtn willen min,
nach meinem Wnnsch. WIhrend ihm der Flneh untatie sn stark ist, ent-
sprochen die beiden folgenden besser seiner Absicht. — 9 gouch, Kiikuk.
— 10 enbizen stv., essend oder trinkend genießen, speisen. Heuer müsseu
sie den Esel und Kukuk hören, bevor sie den (Morgen-) ImUA genommen
haben, d. h. nüchtern. Vom Kuknk ist der Aberglaube ])ekannf, daß wer
seinen Kuf frühmorgens nüchtern vernimmt, (ia.s ganze Jahr hungern
müsse. (Grimm 8 M.\ tb., S. 64;i.) Über den Esel dagegen und seineu bösen
Angang ist ein weiteres deutsches Zeuguiss bis jetst nicht beigebracht,
wol aber wurde er unlängst aus Aristophanes alt weissagendes Thier
nachgewiesen (s. Rt-rlinor Index loctionuiii, IS'l l 4, S. 7). — 12 wüßte ich.
ob sie Uber das mir zugefügte liüäo iieuo emphuden, so wollte ich um
Gottes willen Erbarmen haben (und die Flache unterdrücken). Die Strophe
ist natürlich humoristisch gemeint und zugleich spottend.
15 wenn irgend einen. — 16 frumekeit, Tüchtigkeit. —
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U, ITALTHBB U5]> HILDSGL^SDB.
69
tröste mich diu goote alleine,
diu mich wol getroesten mac, s6 gaebe ich ambe ir
nideo kleine.
ich wil al der weilte sweren üf ir Up,
den 6it den sol si wol Teniemen! SO
8l mir iemen lieber, maget oder w!p,
dia heUe mfleze mir gexemen.
hk% ri nft deheine trinwe,
86 getrftwet a dem eide ond senftet min es herzen riawe.
Hörren onde friunt, nü helfet an der zit; 85
daz ist ein ende, ez ist alsö:
i'ne behalte mtnen minneclichen strlt,
so'n Wirde ich niemer rehte frö.
min es herzen tiefe wunde
diu muoz iemer offen sten, si eukusse mich mit friundes
munde: 30
mines herzen tiefe wunde
diu muoz iemer offen st6n, si enheile s' üf und üz von
gründe;
mines herzen tiofo wunde
diu muoz iemer oüen stSu, si'n werde heil von lüUeguude.
17 tr6*t« ist ConJ. des Pr«t.: tröstete mich. — 18 da* ntden =s ntt» Haß,
Mitsgimit. iMM, weaiir.
1^ eimnn if den lip siceren, jemand, indem man die Hand auf ihn
legt, schwören. — 2i getemen, ziemen, angemessen sein. Ich leiste der
gansen Welt (jedermann) den feierlichen Ckbwur, den sie wohl merken
möge, daß ich vordammt Bein will, wenn mir j'-mand, gci es Jungfrau
oder Frau, lieber ist (als sie). — 23 tieh^ine, irgeui welche. Meint sie es
nnn irgend gnt mit mir. — 24 »w/ten^ lindern, riiiwe, Ij«id.
Si& an der ttt . bei Zeiten. — 27 den ttrit beltalten , Sieger bleiben :
geh* ieh «as meinem Liebeskampf nicht als Sieger hervor, kann ieh ihre
Liebe nicht erringen. — :i(0 es sei denn, dnß sio mich liebevoll kusst. -
3i Ton Qrund aus. — 34 Uiitegunde] Wenn der feingebildeto Waltber seine
Geliebt« Hfltegnnde nennt, eo kann dies ana dem an Nr. 19 ang<>gebenen
Grunde der wirkliclie Name nicht sein, sondern der Dichter hat, indem
er auf daa zum deutschen Sagenkreis gehöritre Gedicht von Waltlu r und
Hildegunde anspielt, diejenigen zum be^tiMi, die sich jenes unbescheideuo
Nachspüren an Schulden kommen ließen (s. Uhland 17, Simrock 1, U<9). .
~ Die letale Strophe ist durch zweimalige Wiederholung des Ab^vs \nges
erweitert
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73
1. LUtDBR.
36.
ERGEBUNG.
Ermabnang an die Geliebte, den ibm gegebenen Rath, Unbill g»>
duldig SU ertragan, aelbat auoh an befolgtn; ea genttge niebt, gut an
sein, man milBse auoh gut handeln, und der Schönheit und Tugend zieme
ihrer begehre und sie preise. Um den Lohn ihrer Gunst (ihren Besitz)
wflrde Er und wfirde aelbat der Kaieer ihr Spielnuuiii werden. Baa
Yeramaft betreffend iet au bemerken, daA swel Beime, wOTon der erate
am Anfang, der andere am Ende der Zeile steht, bei den lleiatersftngern
Pausen genannt werdoii. Walthor hat diese Versart noch einmal ge-
braucht Nr. 75. — Autlaiiend in diesem Ltede ist das Vorkommen zweier
ungenauer Beime: Ift getor: war und 36 g^Mm^ »piteman, iluk die ein-
sigen , die bei Waltber anautreffen aind.
Ub ich mich selbe riiemcn sol ,
80 bin ich des ein hövoschcr man,
daz ich so maneg(i nnt'noge dol,
sd wol als ich'z geiecheu kan.
6m kloseniere, ob er'z vertrüege? ich waene, er nein: 6
bei* er die Btat, als ich sie li&ii,
bestOende in danne eiu zörnelln,
ez wurde unsanfter widert&n.
wie sanfte ich'z als6 l&ze stnl
däz 6nde ouch m6 vertrage ich doch durch eteswaz. 10
2 dät adv., deshalb, insofern, hövesch. feingebildefc. — 3 un/uofe»
Unsiemliohkeit, Roheit, «fofn. ertragen; sirh gefallen lassen. — 4 so
l0Ot ah, lu Anbeiraclit, daß icli « s so mit zu rflcheii vorim.cliio. — 5 rer»
trüeye} ob dies wol ein Klausuer (ein frommer, von der Welt abgosuhie-
dener Mann) ertragen, ruhig wttrde hingehen lassen? er iMin, er nicht t
nein, gewiss nicht. — (J dif ilat Uahen, gute, bequeme Gelegenheit habeu,
etwas zu thun. — 7 Oe^tuenäe conj. prret. von htstda; mich hestät ein ätnc^
mich befällt, ergreift etwas. torMetta] auch nur ein Itietner Zorn. — > 8 vn-
■iaa/te ^dv.y unsanft, unungenohm. niiUrtiton, heimgeben, vergelten.—
9 seht, wie geduldig ioli ea ertrage I — 10 dies und anderes mehr lasse
ic)i mir gefallen, uii i /war wegen etwas, aus bestimmtem Grunde. Dieser
Grund wird in der folgeuden btrophe angegeben.
könne sie nicht hindern, daß man
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3S. BBOBBUNa.
73
Froinv\ fr habt mir geseit alsö,
swer mir beswsere mtnen muot,
daz ich den mache wider frö:
er schäme sich lihtp und werde ffuot.
diu l^re, ob si mit triuwen si, daz schlne an ia! 15
ich fröwe iuch, fr beswserct mich:
des schämet iuch, ob ich'z reden getar,
U\t iuwer wort niht velschen sich
und werdet guot, so habet ir war.
vil guot Sit ir, wan daz ich guot von guote wil. 20
Frouw', ir Bit schoene und slt ouch wert:
den zwein Bt^t wol genftde bt.
was schadet ia, daz man inwer gert?
joch sint iedoch gedanke fst
w&n nnde wünsch das wolde ich alles ledic \ka: 25
und höveschent mlne sinne dar,
was mag ich's, gebent s' iu mtnen sanc?
des nemet ir Übte niender war,
8Ö b&n ich's doch vil h6hen danc:
treit iuch min lop se hove, daz ist min werdekeit 30
Frouw', ir habt ein vil werdez dach
an iuch geslouft, den reinen lip:
ich waen' nie bezzer kleit gesach,
ir Sit ein wol bekleidet wip.
11 gefeit, gesagt: ihr habt mir gerathf>n , B^sef mit Gntem sn Ter-
gelten, ihn d.-jfür zu erfrcueti (als Dichter, durch moincn Gegang). —
14 es könne leicht geschehen , daü er sich schäme und Kut, freundlich
werde. — 15 schtne , der Conj. imperativisch gebraucht: falls die Lehre,
der Bftth mit aufrichtigem Hersen gegebea ist, «o werde eie an euch
offenbar, to befolgt Ihn telbstl — iß fröwen, erfreuen, Freude machen.
besicoBren. betrübt'u. — 1 7 darüber schämt euch, wenn ich so saj^on darf. —
15 re{.tc//«n, falsch mactien: straft nicht eure eigenen Worte Lügen.
19 wär hohen, recht haben. — 30 wan da», nur daß: ihr seid zwar eahr
gnty aber ich vorlanj^e von Guten atich Gutes, dad sie ffut bandeln.
21 füivt, wiirdij,', gut, vortretTlich, — 1'2 bei der Sclitjnncit und Tugend
sollte auch die Huld sein. — 24 sind ja doch <lie Gedankon frei. — 25 Hoff-
nungen und Wünsche würde ich (meinerseits) fahren iassen, aufgeben. —
?6 hoveichcn. den Hof machen, hofleren; wenn mein Geist eith Ifebevoll
euch neigt, um euch wirbt, sich mit ouc!i beschäftigt, was kann ich da-
für, wenn er euch seinen Sang widmet, euch besingt? — im tihte adv.,
lelohtlloh; nfend^r, nirgends: das beachtet ihr TieUefotat gar nicht. —
t9 ich aber empfange dafflr großen Dank, großen Lohn. — 30 wenn mein
Lob euch, euern Namen, am Hofe preist, dort bekannt macht, so gereicht
das mir aur Ehre, ist nu in Gewinn.
31 le^r/, TOn hohem Werthe, Icostbar, herrlich, dach. Dach, Be-
deckung; Httlle. — 33 an slon/en, ansiehen, anthun, zu »liefen ^ schlupfen.
— 8S mtn' «•<«, l«h glaube nlohtt Jemals ein besseres Kleid gesehen su
74
I. L1BD£R.
sin nnde sselde sint gesteppet wol dar in.
getragene wfi.t ich nie genam,
wan di'se nsem' ich, als gerne ich lebe:
der keiser wurde iur spileman
umb' also wünnecliche gebe.
d&, keiser, spil: nein, herre keiser, anderswo!
40
35
haben. — 35 »teppettj sticken. — 3t> getretene uä/, getraaene Kleider. Im
. Mittelalter war es Sitte, das fahrende Tolk, ciinal die fl^iellente, neben
andern Oaben auch mit Kleidern, alten und neuen, zu beschenken. —
37 aber diese würde ich für mein Leben gern annehmen. — 3B— 40 für ein
so wonneroUes Geichenk (gebe ss g&b^ «firde selbst der Kaiser euer
Spielmann werden. Hier, o Kaiser, spiele auf! Doch nein, thu' es nicht,
geh' anderwärts hin, d. h. komme mir hier nicht ins Gehego. In der Br-
wähiiuii^' lies Kaisers hier einen chronologischen Fintjorzeig auf Kaiser
Heinrich VI. zu erblicken (s. Bieger, Leben, S. 58) ist kein (iruud; son-
dern der IMohter will hier wie anderwftrts nur sagen , seine Oeliebte sei
so schön, daß sie selbst «für den Herrn der Erde nicht zu gering sei«;
vgl. Friedrich von Hausen (Minnesangs Frühling 49, 17): der keittr ist in
otten tandeuf kuti' er 9i tWntr ttmU ir vU rStem mmt, er jmh§ im temre
wol ergangen*
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37. PBEIS DER LI£B£NSWÜBI>I0K£1T UND TUGEND.
75
87.
PR£IS DER LIEBENSWÜRDIGKEIT UND TUGEND.
Definition der Schönheit und Anmiith; diese steht über jener, die
Krone beider aber ist die Tugend. Glücklich der Maun, dem von einer
tagttndhAllaa Fn« Liebt« geMhieht; «elbtt WMin sein« Beirerbiing «r-
folglot blofbt, erhobt rie diMh «einen Werth und Min AaMben.
Ein niuwer sanier, ein niuwc zit,
ein guot gedinge . ein lieber wän,
diu liebent mir enwiderstrit,
daz ich noch tröst ze freiulen hän.
noch fröwet mich ein anderz baz 5
dan aller vogrllino sanc:
swä man noch wibes scliojne maz,
d& wart im ie der habedanc.
daz meine ich an die frouwen min:
da muoz uocli m^re tröstes sin. 10
s'ist schoener danne ein schoene wip:
die schcene machet lieber Up.
Ich weis wol, das diu ]iebe mac
ein schcBoe wIp gemachen wol:
iedoch swelcb wlp ie tngende pflac, 15
das ist diu, der man wonschen sol.
S gf dingt etn., Hoffnung, Zuvemicht. Ihp, angenehm, efllS. —
S nir lifbet *'in dinc , gefallt mir, ist mir au>;enelim. '■'/nci'lfr-ti it , um
die Wette. — 4 tröst Itän te frewieny zuversichtliche Hoffuung haben, daO
etwas Erfreuliches ffetohieht. — 5 bat, beteer, mehr. — 7 mu:, abmessend,
vergleichend betrachtete. — 8 im , dem andern . was ihn mehr als alles
Genannte erfreute, der habedanc. Dank; Lob. I'rois. — 'J an die frouwen
m(n, in Bezug auf meine Geliebto. — 10-12 ' N-icli mehr Trost, als bei
«ihli Sommeraeit and dem bloßen Hoffen, ist an der Geliebten: denn ihre
BdiOnhelt fvt mehr alt SebOnlieit, sie ist Anrauth» (Laehmann): erst die
ABmuth macht fclfin,
IH ff. Ich weiJ^ reclit gut, daß die Anmuth, der Liebreiz, die Frauen
▼Mtchönt (aber damit ist es noch nicht genug, nur) eine tugendhafte Frau
ietes, deren man begehren solL — 16 wünxehen o. ger., etwM ivansehen. —
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76
I. LIBDBR.
diu liebe 8t6t der schoBne bt
bau dan gesteine dem golde taot:
aft j^et, waz d&nne besser si,
hänt diflin beide xehten muot? 20
rie hoBhent mannes werdekeit:
8wer oacb die sflezen arebeit
durch sie ze rehte kan getragen,
der mac Ton berzeliebe sagen.
Der blic gcfruwot ein herze gar| 2ö
(Ion minnecliche ein wip an silit :
wie wolt ir daiine, daz der var,
dem ander liep von in geschiht?
der ist eht maneger freuden rieh,
s6 jenes frendc trar zergiit. 30
waz ist den freuden ouch gelich,
liebez herze in tniiwen stät,
in schoene, in kiusche. in reinen sitcu?
swelch saelic man daz hät erstriten,
ob er daz vor den fremden lobet, 85
80 wizzet, daz er niht entobet.
Waz sol ein man, der niht engert
gewerbes ninbe ein reine wlp?
81 Iftae in iemer ungewert,
ez üuret doch wol 8lnen 11p. 40
17 schaenf, stf., Schniilif it, Di - Annmtli gereicht der Schönheit Stt hOhcrm
Schmuck als der Edelstein dem Gold; aber sagt, was kann et Bettaret
geben, als wenn mit beiden edle Gesinnunt; sich rerbindett — 21 sie (alle
drei mitein.Tn-ior voroinigt) erhöhen den Werth des Mannes — 2.' ff. wer
lim ihretwilku (um eine mit diesen Kigeusclialtcu ausgestattete Frau) die
Liebesmüh (die süeten arebeit. bu£> lal) su ertragen yertteht, der kmnn
stgen, der weiß, was Herzensfreude ist.
97 wtt^ ton wHten, wollen; glauben, meinen, tarn, «ieh befinden. ^
25 — 28 wenn schon der liebevolle Blick ciuer Frau ein Herz zu erfreuen
vermag, wie meint ihr, daß dem zu Muthe ist, dem noch andorea An-
gnetamet von ihnen in Theil wird ? antt^ iet rerblflinter Anedmok fBv
den höchsten Minnesold, wie 7ner in Nr (5, lm. — 2*. :'0 der ist wahrlich
reich an mancher Freude, wenn diu Freude jenes (dessen, dem nur ein
Blick nevforden) verf^angen ist. — 34 erstrtien, erkämpfen, erringen. —
35. 36 der ist nicht von Sinnen (tbut nicht unrecht), wenn er Tor Andern
sein Glück preist
3s yewrö''.^ [irrn , werben , eigentlich Verlangen tragen nacl» Be-
werbung. — 3d. 40 selbst wenn sie ihn gans unerhört lieAe, so wurde ihm
doch eine sololia Bewerbung mn aina tugendhafta FHi« tabr (wol) snr
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17. FBSI8 DVR LIBBBNBWOBDieXBIT VVD TVftBND. 77
er tuo durch 6iner willen sö,
das er den andern wol behage:
86 taot in onch diu eine frö,
ob im dia ander gar versage.
dar an gedenke ein sselic man: 45
dll Itt vil 8»lde und 6ren an.
8wer guotes wlbes minne b&t,
der sdiamt sieb aller misset&t.
Bbve gereioben, leineii Werth erhöhen. — 43 tuot, maeht« — 46 da und
an gehören zuuunmens danm, — 48 mi$$tt&t, Jedeg unrechte Thun, auob
ein kleineB.
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78
1. UBDBR.
38.
DIE ZAUBERIN.
Der Dichter wandert sich, warum er seiner Frau vor andern ge-
lUl«, d» er doeh gar nioht mIiOb Mi «ad anAer teiiicr 0«clDgiB Kunst
nichts besitse , was eine Frau Mulelian könne. Wolle eie eich an dfeeer
statt der Schönheit genügen lassen, eo sei er für immer ihr eigen und
es bedürfe weiter keiner Zauberkünste, ihn an sie zu feueln: ihre Tugend
und ihre Beize seien hinreichend, ihn zu bezaubern.
Mich nimt iemer wunderi waz ein wip
iiu mir habe ersehen,
daz s' ir zoiiber leit an minen lip.
waz ist ir geschehen?
si hkt doch oiich ougen: &
wie kumt, daz s' als übel gesiht?
ich bin aller manne scbceaest uiht.
daz ist ane lougeü.
Habe ir ieman iht von mir gelogen,
8Ö beschöwe mich b&z. lO
sHst an mtner schcene gar betrugen,
wil si niht wan daz.
vie st&t mir min houbetl
d&z'n ist niht ze wol getfta: <
sie betriuget llhte ein tumber wün, 15
ob si'z niht gelonbet.
2 frxeh^n , gewahren; entdecken. — 3 daz totibT neutr., dat totiber
Ugen an einen, ihn bezaubern, es ihm anthuu (hier: durch liebens-
würdiges Benehmen). — 6 übelf schlecht. — 7 idh lila doch nicht der
Schönste aller M&uner. — 8 änt lougtH^ ohne Lengaen, nnlengbar: das
steht fest.
\} Falls ihr jemand von mir etwas vorgelogen hat — 10 so prüfe,
besehe sie mich genauer. — 11 an mtner McAmne, in JSesag anf meine
SohOnheit. — 19 wenn sie ntohta all das, nlehte weiter wiu. — 14 daa
ist nichts weniger «tle lehOn. — 16 eie betrSgt, wiegt aidi la thOriehter
Öelbsttttuschung.
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38. BIB SAUBBRIN.
79
si wont, d& wonent wol tüsent man,
die vil sduBner sint
wan daz ich ein lütsel itioge kan,
so'st min schcme ein irint» 90
fnoge hftn ich kleine:
doch ist 8i gemeine wol
unde BÖ, daz si Tü liuten sol
iemer sin gemeine.
Wil si fuoge für die schcsne nemen, S5
so'st si wol gemuot.
kau si daz , so rouoz ir wol gezemen
swaz si mir getuot.
so wil ich micii neigen
und tuen allez daz si wil. 30
waz bedarf si denne zoubers vil?
ich bin doch ir eigen.
Lät iu sägen, wie'z ümbe ir zouber st&t,
des si wunder treit:
s'i^t ein wip, diu scliuiue und ere hat, 35
da bi liep an' leit.
daz s' iht anders künne,
daz sol man gar übergeben,
wane daz ir wOnneclichez leben
machet sorge und wOnne. 40
19 fuogt', anständiges, gebildetos Tienohmen, Geschicklichkeit, Kunst-
fertigkeit: abgeselien davon, außer daii ich einige Kunst besitze, ist'a mit
meiiittr Schönheit nichts. — > M tff » wf«/, «In "mnd, d. h. gw nichts. —
21 Kunst besitze ich (allerditigs) ein weni(?. — 22 ff. der Dichter will
sagen: außer meiner Bildung und Kunst besitze ich uiolits, was eine P'rau
anstehen könnte; aber diese ist gering und überdies theileu sie viele mit
mir und ich glaube, daA das auch in ZuJcunft so sein werde ; Tgl. IS, 30. 31.
25 Will sie mit der Kunst statt der Schönheit vorlieb nehmen. —
26 woi gemuot t sdelgesinnt: hat den rechten Sinnj ist auf dem rechten
Wege. — ft $$ mm» ir wot ffetemtn , so schickt sich wohl fttr sie , steht
ihr wohl an. — 2"J sich nrirjrn . gich dankend verbeugen. — 31. 32 wozu
bedarf sie dann vieles Zaubers? ich gehöre ilir ja ohnedies zu eigen au.
33 vrie es mit ihrem Zauber beschaffen ist, worin er besteht. — '
34 den sie in Fülle besjitzt. — 3t A ■, Tugend. — 36 /t>p an' Ifit, onge*
trübte Freude, Heiterkeit. — 3s fT. dalj sie außerdem noch etwas anderes
gehlimmes, verwerfliche Zauberkünste) verstehe, das soll mau übergeben,
L SU glauben aufgeben, su behaupten untorlasssn: nur ihr reisendes
Wesen ist es, das mir Schmers und Lust bsraitet. — 89 loms « leaii, nur.
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80
X. LIBDBB.
S9l
DEUTSCHLAKD ÜBER ALLES.
Von der allgemeinen Verbreitung dieses Deutschland» Ehre ver-
kündenden Liedes gibt sohönes Zeugniss eine Stelle im Fraueudieust
(Lachmann*» Ausg., S. 340). Als Ulrioh von Lieobtenstein auf der Bitter-
fabrt, die er all KAnigfu Yeaas tuikeraommeii, gegen Wien reitet « be-
gegnet ihm einer seiner Diener , der ihm erfreuliche Botschaft von der
Geliebten zu melden hat. Der Bote darf den verkleideten Herrn nicht
anreden} er reitet daher bloß hinter demselben her und singt ein Lied»
wodareb er knnd gibt , d«A er gute Bottofaftfl bringt« Diee Xtied iii die
erste Streike dee folgenden Gediehtei. J>a» iiet mir in äa$ Aertt tkmt,
e» tet mir inneclxchen icol , tcanich da von wart freuden voU €9 duht mich
»üete, e» duUt mich guot, von im wart ich vil hochgeviuot, min muot ttuont
^ geding€n ho» nü hart da* litt: dat »prach also. Auf dieses berühmte
Lied beruft eioh Wnltber Kr. 14, anm Beweise, daA niemand bester
von deutscben Frauen gesungen babe als er.
Ir sult sprechen willekomen:
der iu in*re bringet, daz bin ich.
allez daz ir habet vernomen,
daz ist gar ein wint: nü fraget mich.
icli wil aber miete: * 6
wirt min lön iht guot,
ich sag' in vil lilite daz iu sanfte taot. ' * *
seht, waz mau mir ereu biete.
Ich wil tiaschen frouwen sageu
solhiu nuere, daz sie deste baz ^ \\ * 10
al der werlte suln behagen:
&ne gröze miete tuon ich daz.
1 Ibr sollt miofa willkommen hefften. — S alles was ibr bisber ge-
hört habt. — ^ gar ein uunt , gar nichts. — f> mith . T nhu. Beloliiiiing. —
G iälit diese Belohnung irgend gut aus. — 7 so erzähl» ioh euch gar leicht
etwas, das euch wohl thut, angenebm ist. — 8 sebt also sn, welohen
Preis man mir (dafür) hiftc.
^ tiusch , gokür/.t aus diutiach, tiutxch . deutsch. — 9 — 11 loh vrill
<|^ n deutschen Frauen Bolche Dinge vcrküuduu , für die Frauen habe ich
eine Kachricht daß sie der Welt nnoh mehr (als bisher) geCalleu werden.
13 dafür Torlange lob keine groAe Belobnnng. —
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$9, DKÜTSOHLAND OBBB ALLES.
81
w4i Wold' ich ze 16ne?
^ sie sini mir ze hdr:
^ ^ s6 bin ich gefdege und biie sie nihtes Di§r, 15
wan daz sie midi grdezen schdne.
Ich hkn lande vil gesehen ^ ^
unde nam der besten gerne war:
übel müeze mir gesclichen,
künde ich ie min herze briugeu dar, 20
daz im wo] gevallen
wolle fremeilcr sile.
nü waz hülfe mich, ob ich unrehte strite?
tiuschiu zuht gät vor in allen.
Von der Elbe unz an den R)n 25
and her wider unz an der Unger laut
mugen wol die besten sin,
die ich in der werlte h&n erkant
Ican ich rehte schouwen
guot gel&z und Up, 30
sam mir got, 86 swüere ich wol daz hie diu wSp
bejtzer sint dann* ander frouwen.
Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als engel siut diu wip getän.
13 was könnte ich auch verlangen? — 14 /i^'/-. vornelira, hooli. Sie stehen
zu hoch tiber mir, als dai^ ich das, womit Frauen zu belohnen u
(einen Kuss uder andern Liebesbeweis), verlanji^'cn dürfte; darum bin
ich höflich und bitt» ilo um nichts weiter, als daA sie mich freund-
lich grOSan.
17 Umde gen. pl. von ri' abliängig: viele Länder. — 20 f. liiitte irh
es jemält dahin, übers Uerz gebraolu, an aasländischeu bitten Getullen
SU finden. — W der »ite stm. , Sitte, Gebanoh, Volksart. — 33 unreUte
•dT« nnreoht , unrichtig. tmVf/i, mit Worten snwol als nut Waffen
Straten. Was uut/.to mich auch, wenn ich J-'alsthes b -iLiajitete?
"j6 hfr wider, wiederum zurück. — '28 hau eikunt, lioniun golcmt
liabe. — 90 i/«la« stm., Benehmen. 2i) £f. falls ich mich anders auf Beobaoli-
tong Ton edler Bildung und körperlicher Schönheit verstehe, so möchte
ich, Bo wahr mir Gott bi'lfe, wol scliwüren, daß hier die Frauen bes-t-r
sind als anderwärts. Daß hier durch Gegenüberstellung von wtp und
frouwen der in einem besondern Liede (Nr. 6V) behandelte Unterschied
beider ausgesprochen werden soll, lie^jt nicht im Wortlaut dieser St«!!?;
es miiGte heiüen: dann' anderMi d die fiuutoen, und selbst dann machte
der Dichter, der in jener Strophe dem Namen wtp den Vorzug vor Jrouwe
gihi, nur einen trivialen Spaß, den ihm niemand stttrauea wird. — 'il sai/»
bethenemd : ao wahr, mir got so. k^€.
St rMI« mtt» recht, girada so wie. ->
WALTwn VOM SM ToonitWAioa. e
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82 X* LisDKa.
«swer ßie schiltet, der'st betrogen: ^^h^ 35
ich enkan sin anders niht verst&n.
tngent und reine minne,
Bwer die suochen wil,
der sol komen in unser lant : da ist wünne vil.
lauge müeze ich leben dar inne! 40
35 derHt = der ist. betrogen ^ verblendet, bethört. — 36 ioh kann es
nielit ander! auffassen, oder: aonet verstehe ich es nioht.
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fP. FBBLBB JJSD TUGKKDSII,
8;;
FEHLER UND TUGENDEN.
W«r sich am «Um tnffliehe Frau bemaht, dem ziemten riele Tagen-
den. Nur zweier könne «T sich leider rülimen, Schainhafti^'keit und Treue,
und selbst diese gelten jeftst nicht mehr. Aach Ton seiner Herrin be-
haupte man, daft wüm ntobt fws MdttfM mI; doeh kteM «r micbu
T«4eliitw«rlh«i aa ihr fladen, als daft tia aar ihna Vtreaadaa, mSAt aber
ihren Feinden, Schmerz bereite. Daf&r habe sie Schtohail nad Xhra in
TOllem Maße, und das sei das Lobes mehr als genog.
Der alsö guotes wfbos gert, als ich dk ger,
wie vil der lügende haben solle!
n6 bio ich leider niht d4 mite ich sie gewer,
wan obe si ein lüizel wolle.
zw6 lugende h&B ich, der sie wilent nämen war, 5
schäm ünde Iriuwe:
die schadeni uü beide s6re. schaden nü alsö dar!
ich bin nihl niuwe:
dem ich di gan, dem gan ich gar.
Ich wände daz si wgere missewende fri. 10
DÜ sagent sie mir ein ander m<ere.
sie jehent daz nihl lebendes äne wandel si:
so isl ouch miu frouwe wandelbaere.
i'u kan ab nihl erdenken waz ir misacbte,
1. 2 Wer sieb, gleich mir, um eine so treffliche Frau bewirbt, wie
viele gute Eigenschaften sollte der nicht haben! — 3 t'inen viit einem
dinge 'jenem, ihn mit etwas bezalilen, befriedigen. — 4 es wire denn,
daA sie mit einem Geringen, mit Wenigem vorlieb nehmen wollte. —
5 die einet Beaehtung fanden, etwas galten. — 6 schäm. Sehamhaftigkeit.
— 7 diese beiden gereichen einem nun zum Nachtheil, schaden conj.
concess. , mögen sie nur au schaden fortfahren : uiag es immerhin sein. —
8 ieh bin k«tn Heuling, niobt erst -ron beute: kehre mich niebt an die
neue Sitte. Simrock erklärt niuu-e als "karg», unter Berufung auf die Be-
deutung des Wortes in süddeutschen und rheinischen Mundarten. — y gan
prses. des unregelmäßigen Verbnms ^wunen c. dat, günstig sein: wem ich
sugethan bin, dem bin ich's gar, gaaa: d. b« ich werde deswegen jene
beiden Tagenden nlobt fahren lassen.
10 diu missewenätp das Abweichen \ <<m Bess-m zum Schlechtem,
Tadel, MakeL — IS dos wandel (das Neutrum erhellt aus V. 20: ttcfi te.),
▼ertnderaag, T^lar. — > 14 an'tMifd»» aelilacbt aaaleben: waa Böses,
Tadelnawatuas an Ihr itt —
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84
1. L1EDS&.
wan ein vil kleine: 15
si schadet ir vinden uiht und tuot ir friunden w^.
Ut si daz eine,
8wie yil ich suoche, i'n vinde^s me.
Ich hän iii gar gesaget waz ir misse st&t,
zwei wandel hau ich in genennet: 20
nü suit ir ouch vernemen waz si tilgende hat:
der sint ouch zwo, daz ir s' erkennet.
ich Seite iu gerne tüseut: ir u ist niht me da
wan schoene und ere:
die hä.t si beide voUucliche. hat si? jä. 25
waz wil si merc?
hie'st wol gelobet, lob' anderswä.
15 außer eine große Kleinigkeit. — IS t'n vind^i mi, ich finde deBsen
nicht mehr: -wiLter kwm ich, wie viel ich audi luelie, niohU an ihr
finden (was ihr llbel iteht).
2ü Zwei Fehler, nämlich dai^ si« lliren Feinden nichts zu Leide, ihren
Freunden wehe tbut. — 22 iw6 fem., «»Im masc, twei neutr. — 24 außer
8eliönh«it und Tugend. — 85 hai»if betitat aie diese wirklich ? — 97 kMtt
— hier ist. Damit ist sie reichlich gelobt, ein besseres Lob kann man
nicht ersinnen, lobe (ruft der Dichter sich selbst zu) auch anderswo.
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41. QBISTIQB NiEHK,
85
41.
GEISTIGE NiBHE.
Anklang sa dM Themft Tom geittiffen Sohftneii, das im Lied« Nr. 21
behandelt ist.
Uta froQwe ist nnderwllent hie:
86 guot Ist si, als ich des wasne, wol,
waD ich schiet mich von ir noch nie.
Ist das ein minne d'andern snochen sol,
s6 wIrt si vil dicke eilende 5
mit gedanken, alse ich bin. «
min lip ist hie^ sö wont bi ir min sin:
der wil von ir niht, d^st ein ende,
nü Wolde ich, d^r ir tsete guote war
und min dar under niht vergseze. waz Iiilfet, tuon ich
d'ougen zuo? sö sehent sie durch herze dar. 10
1 underwUeiU adv. dat. pl. , von Zeit zu Zeit, zuweilen. Ate, hier;
bei mir. 1— S Ihrer Ottt« trene leb ee tn, daft aveb ele raweilea (in Ge-
danken) bei mir ist, denn ich treiinto micli noch nie von ihr. — 4 ist rfo»,
ist es wahr, riclitig, nothwendig, daß die eine Minne die andere Buchen muß.
— 5 eilende adj., der in einem andern Land, in der Fremde ist; d. b. so
wird sie mit Gedanken ebenso oft abwesend (bei mir) sein , als ich (bei
ihr) bin. — 6 atse, wie. — 9 der, daß er (der $in, die (iedanken). war
stf., Aclitsamkeit. guotr tmr tuon c. gen., mit Sorr-falt auf etwas acht
haben. — 9. 10 mein Wunscn war«. ü«r sin müciite sie immer fest im
Auge haben und dennoch ndeb dmrüW nicht Tcrgetsen.
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66 f. LIBDBB.
42.
GEGEN DIE LÜGNER.
Bedauern, daß die Lügner so offen ihr Unwesen treiben und überall
Verwirrung, Sohaden und Schande stiften.
Ich lebte ie wol und äne nit,
niwan der lügenaTe werdekeit.
daz wirt ein lange wcrnder strit:
ir liep muoz iemer sin min herzeleit,
ez erbarmet mich vil sere, 6
daz s' als oftVnliclie gant
lind nicnuMi guoten iiiibeworren Ihüt.
iiiista'te, scliandc, sünde, unere,
die rätent s' iemer swä man s' luiMon wil.
öwe daz man sie niht vcrmidet! daz wirt noch maneger
frouweu schade und h&t verderbet herreu vil. 10
1 Ich würde stets ansfenehm und ohne Verdruß loben. — 2 niwan,
wäre nicht das Anaehen der Lttgaer, sähe ich nicht die Lügner so in An-
sehen stehen. — 9 das wird ein lang« dauernder Kampf werden, ein
Kampf, der 8o1»ahl nicht (d. h. nie) ausgefochton wird. — 4 was sie er*
freut, wird mich stets betrüben. — b erbarmet ^ thut mir web, betrübt mioh.
— 6 daß sie es so offen treiben. — 7 unt^utorren, nnrerwirrt; unbehelligt.
— 9 fica, Oberau wo. — 10 «t« 9ermtdet, ihnen aus dem Wege geht.
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O. 8TIU.BB HA88.
87
43.
STILLER HASS.
Dar Dichter erzählt, daft man iha wegen des Liedes (St, 33), worin
«r den VAtencbied swiHlteii dftr wahrtn und lUtclien Lieb« dargelegt
hftbe, fasgeheim hasse nnd Torfolge, und bittet die Vrauen, falls er Ter-
trieben wfirde, sieh seiner aiunmehmeii.
Noch dulte ich tougenllchen haz
Ton einem Ti^orte, daz ich wllent sprach.
waz mac ich's, zürnent umbe daz?
ich wil noch jehen duz ich § d& jach.
ich sanc von der rehten minne, 5
daz si wserc Sünden fri:
der Yalschen der ged&hte ich euch dä bl,
und rieten mir daz roine sinne ,
daz ich sie hicze unminne: daz tet icli.
uä vehent mich ir undertäne. als helfe iu got, werd' ich
vertriben, ir frouwen, sö behaltet mich. 10
1 Ifoeh, hier wie Z. 4, verstärkt: nocli ininuu , fortwährond. tougen-
lieh, geheim. — .'l waz mac ich'Sj was kann ich dafür, wenn sie mir darob
sarucn? — 10 vehen^ anfeinden, hassen, ir undertäne » die der Unminne
ergeben sind, Ihr ftObnen. werd'iit Oonjunotir : sollte Scb vertrieben werden.
behauet mich s rettet miob, eig« gebt ilir mir Aufenthalt, Sebuta.
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68
I. LIBDBIU
4L
WEISE UND DOCH RATHLOS.
ndObnlu, lieh tw den liltolMii FE«unden aad Woiivirdveham
ktnflig Imimt in Mht sn nehniMi.
Mac ienian deste wiser sin,
daz er an siner rede vil Hute hfit,
(leist an mir kli'ine worden schin:
ez gkt diu werlt wol halbe an minen rat
ündc bin ich doch verirret, 5
daz ich lützcl hie zuo kan.
ez mac wol lielfen einen andern man:
ich merke wol , daz ez mir wirret ,
und wil die friunt nü baz erkennen mft,
die guotiu mare niht verkerent: wil ieman loser mit mir
reden, i'n mac, mir tuot daz houbet we. 10
1—3 Wenn jemand dadurc^i, dafN Viele atif soine Rede horchen,
weiser werden kann, so hat eioh daa doch bei mir nur ^enig offenbart,
bestätig?!. — 6 fite tuo kan, hierfür, bierfn (an iliun) w«W: obgleich wol
die lialbe Welt sich von mir bolohren läßt, so weiß ich mir doch selbst
kaum zu rathen. — 9 tTkvunen, kennen lernen, lue, küufligliin. — 10 cer-
Aeren, verdrehen, /o^ , unwahrhaft, txttulos. i'n mac, (ich wtrde sagen,)
ich kann nicht, ich habe Kopfweh: to werde ich Kopfweh vorsohütsen.
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iS* Vin>AHKBABmT DBS OBLIBBTIH.
89
45.
ÜKBANEBARKEIT DER 6ELIEBTEK.
Beschwerde über die Undankbarkeit der Geliebten, deren Belohnung
in seinen Augen größern Werth habe als alle Anerkennung fremder, ihm
gltiohgflltiger Fima«n.
Ich gesprach nie wol yon guoten wiben
WB8 mir leit, ich warde frö :
senede sorge konde ich nie vertrlben
minnecllcher danne aM.
wol mich, daz ich in hdhen maot 5
mit mtnem lobe gemachen kan und mir das fanfte taot!
Öwe, woltc ein Sculic wip alleine,
86 getrürtc ich niemcr tac,
der ich diene, und hilfet mich vil kleine
swaz ich sie gelohen mac. 10
daz ist ir licp und tuot ir wol:
wan si vergizzet iemer min, so man mir daukcu äol.
Fremediu wip diu dankent mir tU schöne:
daa sie selic müezen sin!
daz ist wider miner froawen 16ne 15
mir ein kleinez dänkelin.
si habe den willen, den si habe:
min wilie ist guot, und Idage din werc, g6t mir an den iht abe.
1. 2 Nie habft l(A dl« gnton Frauen gerühmt, ohne, wenn ich be«
trübt war, froh zu wcrilen: so oft ich auch in Leid war, das Lob der
guten Frauen machte mich stets froh; vgl. a'io trürie wart ich nii\ swenn'
tc/i toolyetanen sar/i, min amed'-z uni/^mach terffie , Minnesangs Früh-
ling 36, 20. — 4 minneelicher, angenehmer. — 5 wol micft, glUcklichprcisender
Ai&snif : wotil mtr, Heil mir. tn, ibn«n. — € und mir das (zugleich) wob! that.
7 Oue, Ausruf der Trauer: ach wenn nur eine bflCrliche Frau wollte.
— 8 flO würde ich keinen Tag mehr trauern. — > 9 dir ick diene ist Appo-
sition zu totp: wenn die treffliche, der ich diene; aber e« hilft, ntttzt nur
wenig. — 10 xwaz, wia -riel attoh. — 11 äa$f ninilioh mein Lob. — IS wan,
außer} nur daA sie.
14 dat, o daß, daß doch. — 16 dänkeltn, DiminntiT von danCf ein
kleiner Dank. Dieser Dank ist mir aber für den (entbehrten) Lohn mei-
ner Herrin nur ein geringer Ersatz. ~ 17. 16 doch wie auch ihr Wille
(ihre (letlnanng, Absicht?) sein mag: mein Will« ist gut und ich beklage
et bloß, wenn die Werke hinter dem Wollen lurttckbleiben* mir git abe
an «in€m dimge^ mir fohlt es an etwas.
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90
L UBDER.
46.
VERLORNE LIEBESMÜH'.
bellen Pre«nd«i de a™ . T "T' '^"^""'^ »'»^»S
gute. End. uTJÜn. ' ' """^ könie keto
Min frouw' ist ein ungeiwdic wip,
oa« 8 an mir als harte missetuot.
• ^ nff br&ht' ich doch einen jungen lin
in ir dienest nnde h6hen muot.
6^w6 dd was mir 86 wol:
wie'st daz nü verdorben!
waz h&n ich erworben?
anders niht wan kumber, den ich doL
Ow6 miner wQnneclicher tage,
waz ich der an ir versümet h&nl
daz ist iemer mines herzen klage,
sol tlm hebe an mir alsns zergftn.
li'Io ich not und arebeit,
die klag' ich vil kleine:
minc zit alleine,
habe ich die verlorn, daz ist mir leit
^ I'n gesach nie Iioubet baz gezogen:
m ir herze künde ich niht gcs^'hcn.
ie dar under bin ich gar betrogen:
daz ist an den triuwen mir geschehen.
10
15
20
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4$. YEBLOEin LIBBEBMÜB'. 91
ml^Iite ich ir die steraeu gar,
mftnen unde sannen
zweigen hftn gewannen,
daz rar' ir, so |ch iemer wol gevar.
I'n gesach nie sns geUne site, 25
daz b' ir besten friiinden wsere gram.
swer ir vient ist, dem wil si mite
rünen; daz guot ende nie gen am.
ich weiz wol wie'z ende erg&t:
vlnt and friant gemeine 30
der gest^t si alleine,
86 si mich und jene onrehte h&t.
Miner froinvcn darf nilit wesen ieit,
daz icli rite und fra^e in tVemdiii lant
von den wiben , ilie mit werdekcit 35
lebent (der ist vil numegiu mir erkaut)
und die scha^ne siut da zuo.
doch ist ir delieiue,
weder gröz uocli kleine,
d6r Tersagen mir iemer w6 getuo. 40
21 (/jV slcrnivi (jitr, alle, s:umntlicl:e Sterne. — 22 der mä/u', swni.. der
Mond. — 23 »'eigen = »e eiyettf alt Bigeiiihum. yeuuuHent erworbeu. —
M dM wire dM Ihre, gehörte ihr. ao wahr als es mir immer glOcküch
ergehen soll: bei meiner SeligKfu.
25 aus getan, solch, siif int hier Plural; ein solclies Benehmen. —
Sfr—SS ihren treuesten Freunden ist sie gram , feindselig ; mit ihren Fein*
den hftlt sie TertrauUohe Zwiesprache. — 28 einem mite runen^ heimlich
mit jemand flflstern , sich bereden. — 30 vtnf und friunt sind Nomin., die
außer der Construction stehen, und nachher durch <ler aufgcuoniuion wer-
den, gemein« t insgesammt. — 31 «Meine, yerstärktes eine, eine sten c.
gen., Terlassen sein Ton. Von Feinden sowol als Freunden wird sie gins-
lieh verlassen sein, sie wenfen sich alle vrm ilir zurück/ifhen. — 32 pin*'n
unrehte haben^ jeutand aut unrechte, verkehrte Weise behandeln: nicht
llilt wie es xeoht ist, d. h. jeden nach seinem Wortho.
33 wesen ^ sein: braucht nicht leid zu sein. — 34 rite und frage
fragend reite, fragen ton oder auch umb"* einen , sich nach jemand erkun-
digen. — 35 intt icerdek'if . iiuf würdige, ehrenvolle Weise. — 38 ff. doch
befindet sich unter ihnen keine, deren Versagen, Abweisen (Korb) mich
■ohin^nte. Diese leiste Zeile erinnert an das Uhlandisohe: Sie konnten*s
halten nach Belieben, von Einer aber thnt mir*s weh.
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9»
I. UBDXB.
47.
BESTÄNDIGKEIT.
Klage, dtA seine Treue und Ausdauer uubelohnt bleibe, ja ihn wn
Grande rfohte. Hoffkran« und Bitten daft diM «ndtn Warden und ihm der
endliche Lohn nicht entgehen mflchtCt
St»te ist angest unde ein nöt^
Vn weiz nfht, ob 6re st:
si git michel ungemach.
Bit dia liebe mir gebdt,
daz ich Staate wsere bt, 5
waz mir leides slt gesdiacht
l&t mich ledic, Hebe mio fr6 Stsete!
van ob ich si's iemer bsete,
86 ist si stseter vil dann' ich:
ich muoz Yon mtner stsete sin yerlorn, diu liebe en
underwinde ir sich. 10
Wer sol dem des wi/zen danc,-
dom von sttcte liep gcscliiht,
nimt der stcete gerne war?
dem an stajte nie gelaiic,
ob man den in stiete bilit, 15
seht, des stiete ist lüter gar.
also habe ich statte her gerungen:
noch enist mir uiht gelungen.
I Stcete, Ausdauor. Boätündigkeit. n6f, Drangsal, Gefahr. ~ 2. 3 ich
weiß nicht, ob sie auch Khre bringe, aber das weift ich, daß sie grofte
Unruliu, Sorge verursacht. — 4 diuli' fe, «lit; Ueliebte. — 5 stcete ist Dativ:
daß ich mich der Staate aaschlösae, ihr folgte. — 6 wie viel Leid hatte ich
teiidem sn dulden 1 — 7 laßt mich loe. vttn fr6, Madame; fr 6 gekttrst
ans frouy fnmoe. Stcete personificicrt wie die übrigen Tugenden: EhrCt
Maße, Minne. — 8 wart oh. denn wenn, biten c. gen. , um etwas bitten. —
9 weit beständiger, etandhaftcr als ich (nämlich im Versagen). — 10 von,
durch, wegen; so auob Y. 20; es sei denn, daß die Geliebte sieh ihrer
annehme.
II einem danc n-uzen c. gen., jemand für etwas dankm, ihn dafür
loben. — 12 etwa« Angenehmes widerfälirt. — 13 wenn der die Treue gern
beobachtet, sie bewahrt. — 14 gelingen, glücken: der mit Htllb der Be>
ständigkeit nie etwa» erreichte, und den man dennoch an der Bestandig.
keit festhalten sieht. — 16 ganz aufrichtig. — 17 Ar/-, bisher, bis jetzt. —
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47. BBBTÄNDIOKQIT.
93
daz wende, BJjelic fronwe min,
daz ich der valscheu ungetriuwen spot von miuer staete
ilit müeze siii. 20 '
Hsete ich niht mtn freaden teil
an dich, heneliep, geleit,
s6 mOht' 68 irol werden lit
Sit min freade und al mtn heil
nü, dar zao min werdekeit, 35
niht wan an dir einer st&t,
solte ich dan min herze von dir scheiden»
sd mttest' ich mir selben leiden:
das wttre mir niht gnot get&n.
doch sölt dCi des gedenken, ssbUc wtp, daz ich nü
lange komber h&n. 30
Frouwe, ich weiz wol dtnen muot:
daz dft ^erne stsete bist,
daz Lab' ich befunden wol.
ja hät dich vi! wol behuot
der vil reine wibes list, 35
der guot wip behüeten sol.
süs freut mich din sselde und euch din 6re
unde enhän niht freude mere:
nü sprich, bin ich dar an gewert?
dü solt mich, frouwe, des geiiiezen lau daz ich sö rehte
hau gegert 40
19 wenden, rückgängig inaclien : mache daß dus anders wird. — 20 Gegen-
itftnd, Zielscheibe des ttpottes. i/it, nicht etwa.
21 teil Btn., wm einem als Besitz zugetbeilt ist: wm ich an Freuden
besitze. — 22 auf dich gesetzt, gobnut. — 23 so konnte wol Bath geschafft
werden; hätte es nichts zu sauen. — 24 sU n»1, nachdem aber. — 'J.") dui-
iuot ttberdies. — 36 nur »of dir aliein beruht. — 2ä leiden, leid, zuwider
werden. — 99 nicht recht en mir gehandelt. — 30 mein Kammer sohon
lange wahrt.
31 Ich kenne deine Gesinnung reclit Rut. — 33 b^pindt-n, finden, er-
fahren, erkennen. — 34 behuot, behütet, bowahrt. — 35 ihr list, Klugheit:
die unschuldige (angeborne) weibliche Klugheit. — 37 sun, daher. — 38 keine
weitere, darin besteht meine ganze Freude. — 39 wird mir diese Freude
von dir gewährt? — 40 geniexen lan c. acc. der Person und gen. der Sache,
jenumd fiUr etwas belohnen , es ihm zu Gute kommen lassen : du sollst es
mir SU Gute kommen Usseu, daa ich auf so ehrbare Weise geworben habe*
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X. LIEDER.
48.
DER MINNE RECHT.
Diese und die beiden folgenden Strophen desselben Tonei ttnd TOih
Lachmann und don 'Überpotzcrn in verscliiedener Reihonfolge zu einem
Liede yereinigt word> n ; Kiegcr liat die dritte bcsundcrs gestellt. AUo
drei stehen Aber durch ihren Inhalt in keinem Zusauuneuhaug miteinan*
der, daher hier Jede ttr lieb anflriti.
Daz ich dich sö selten grüeze,
frouwe, deist an' alle mlne misset4t.
ich wil daz wol zürnen müeze
liep mit liebe, swa « z von friundes herzen gilt
tiuren unde weseii frö,
saufte züruen, sSre süenen, deis der miune reht; diu
herzeliebe wil alsö.
d das ist meiaerseits dnrohaus keine unrechte Thet. » 3. 4 ick wA,
feh meine: zwei Geliebte dfirf^ nach meiner Ansicht wol miteinander
zürnen, wenn es aus treuem Herzen kommt. — 5. il abwechselnd Trauer
und Heiterkeit, leichter Zorn und innige Versöhnung, das ist das dar
Minne sniutmmende, gebOlirende Beoht, so will ei hersUehe Lieb«.
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49. ÜBLE AÜ8BB1IB,
95
49.
ÜBLE AUSREDE.
Du seit eine rede vermtdcn.
frouwe, des getriuwe ich dinen zQhten wol;
tsetest dü s\ ich wolde's nlden,
als die argen spreehent dft man Idnen sol:
«httte er Steide, ich tnte im guot» 5
er ist selbe wuielic, swer daz gerne sprichet unde nie-
mer diu geliche tuot.
9 dM «rwarle ieh Ton deiner Wohlersogenheit. suhty Artigkeit,
Höflichkeit. — 3 würdest du sie dennoch thun, das wäre mir zuwider,
Terhaßt. — 4 arc, böse, karg: wie nämlich die Knauser reden, weuu sie
lobnen sollen. — 5 wttre er zum Glücke bestimmt, nicht von vornherein
znm Unglück geboren. — 6 diu Instrumentalis, diu ff^ltche , dem eut-
sprechend: wer gern so spricht und doch nie danach thut, der ist selbst
oluia «arid«.
•
96
I. IiIBOEB.
50.
FLUCHT DER TAGE.
l'ne gesach nie tage slichen
so die miiie tuont: ich warte in allez näch.
Wesse ich, war sie wollen strichen!
mich nimt iemer wunder, wes in sl so gäch.
lihte mugen sie zuo deine 5
komeu, der ir uiht sö schöne pfiiget: so \k sie denne
gchlueüi ob sie wizzeu, wenie.
1 sltchen, eigentlich langsam, leise gehen; hier: dahinschwinden. —
3 warten^ acht haben, spähen, schaaen. allet adv. auo., immerfort. —
3 Wesse, wüßte, wir, wohin. — 4 wen, warum: warum «ie to eilig sind. —
5 es ist leicht möglich, daß sie zu einem kommen, der sie nicht so gut
behandelt, wohl anwendet (wie ich). — ti nun so laß sie scheinen (leuch*
tön, tac öfter = sunne) , wenn sie wissen, wem (für wen), d. h. woi :
mögen sie meinetwegen (statt mir, der ich sie gut ansuweuden weiß und
den sie entoiton) drauf Im aolivineii, w«an tto Mob niolit wissen, fbr «<m.
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51. btaUCllililiM:. laKliE.
97
51.
SCHÜCHTERNE LIEBE.
Frage, ob ihm die Kunst, deu Kummer zu verbergen, cum Vortlieil
oder Nachtheil gereiche* and wie es komme, daA er, der so Manchem
tau der Liebauioth geholfen , sich eelbet nicht helfen könne? Aber der
Oeliobtan gege&aber fehle ihm die 0»be der Bede und wisae er weniger
ru sagen als ein Kind; ein Gedanke, der auch Nr. 54 wiederkehrt. Doch
hofft er, daß ihm dies bei ihr. die mehr aaf die gute Gesinnung als auf
Worte sehe, nichts schaden werde.
Weder ist ez ttbel od ist ez gaot,
das ich min leit veriielen kan?
man siht mich dicke wol gemuot:
8Ö trüret manig ander man,
der mlnen schaden halben nie gewan. 5
so gebare ich aber dem geliche
als ich sl höher freuden riebe,
nü müeze ez got gefüegen sö,
daz ich iedoch von v&ren schulden werde frö.
Wie kiiniet, daz irli so inauegcm muu 10
von sonder not geholten bau
und ich mich selben niht enkan
getro'sten, mich cntricue ein wän?
ich meine ein wip. diu'st guot und wol getan:
cliu lät mich aller rede beginnen, lü
i'u kau ab endes niht gewinnen.
I Weder entspricht im ersten Glied einer Doppelfrage genau dem lat.
utrum. — 3 vrht'lr.i^ verbergen, verheimlichen. — 3 f. mich sioht mau oft
heiter, w&hrend umgekehrt mancher trauert, der uiciit die Hälfte meines
Leides au tragen liat. — (' ich jedoch benehme mich so, als wenn ich
reich an hohen Freuden (voller Freuden) wäre. — s mäeten bedeutet in
Wunsebaltsen nicht müssen, sondern mOgen. — 9 iedoehf doch noch.
con tcdren tehüden, aus vollen, triftlgenGrOnden: d»ft ich rechten Grund
zur Vreude habe, werde ist Conjunctiv.
II von »ender r.St helfen^ von Liebesgram befreien. — 13 es sei denn,
daß (.in Wahn, leere Einbildung, mich trüge: daß ich nur durch Selb«t-
tausiltung nucli zu trotten vermag. — 14 meinen, in .Sinn und (Jedank<*u
haben, lieben. — diu' st ~ diu ist. — 15 beyinnen c. gen., etwas antanzen,
beginnen. Sie erlaubt mir alles zu reden, was ich will, ich kano aber
WAIiTHM von OSa VOOBLWSII». 7
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98
I. LTBDSB.
dar umbe wsere ich nü verzaget,
wan daz ein lützel lachet, 86 si mir versaget.
Si Bebe daz b' innen Bich bewar
(si Bcblnet tzen freuden rieb) , 20
daz b' an den Biten ibt irre yar»
s6 wart nie wlp sö minnecUcb:
Bo'st 6t ir lop vil frouwen lobes entwicb,
ist nkch ir wirde g6lürrieret
diu Bchoene , dia sie tizen zieret. 25
kan ich ir denno gedienen ibt,
des wirt bi selben 6ren angel6net nibt.
Swie noch mm freude an zwivel ätät,
den mir diu giiote mac vil wül
gebüezeii, ob si's willen hat,
so'u ruoche ich waz icli kumbers dol.
si fraget mich des jiieman tragen soi,
wie lauge ich welle an ir belibeu:
si'bt iemer mer vor alleu wiben
ein wernder tröst ze freuden mir.
uü müeze mir geschehen als ich geloube «in ir.
Genuoge kunnen deBte baz
gereden, daz sie bl liebe sint:
damit nicht zum Z:< le kominnii, niuitlich nicht <Iazu, ihr ineine Liebo SU
gesteben und ue um die ihrige zu bitten. — 18 itan dat auOar daß
«le: wenn nicht ein wenig lachte, so oft sie mein Gespräch von
diesem Ziel ablenkt.
Ii) f. Sie uobe zu, riaß sie innen sich bewahre (äußerlich scheint sie
fröhlich, lebenslustig): wenn sie vorsichtig ist und sich im Herzen hütetf
daß bie nicht auf falsche Wci;;e kommt, die Sitte, den Anstand nicht ver-
letzt, so u. 8. w. — 21 irre varn, fehl gehen, einen Fehltritt thuu. —
•-'3 et, nun einmal, der (nln das Kntwi ichen, die Fluclit: bo maclit ilir
Itob das vieler Frauen eulweichen, übertrifft es. 24 nac4, entsprechend.
/Urtieren^ fftttem. Wenn der Schönheit, die sie von aufien schmückt, der
innere Werth entspricht. — 26 kann ich ihr dann nur cinigerniaCi ti n\\r]i
ergüben zeigen (al» Dichter, mit lobej, so bleibt bei solcher Tugend mein
Lohn, Dank dafür nicht «ns.
•J3 an tw(vel stan, zweifei liaft, ungewias soin — 30 den zicieel ^ti>-
:en, den Zweifel, die Ungowisshoit, hcl)en, benehmt u. willen haben c. gen.,
etwas wollen, zu etwas entsclilussen sein. — 31 ruocheny achten, besorgt
sein, sich kümmern, ^doln^ leiden, dulden: so ist es mir gleich, was ich
jetTSt leide. — S2 fragen c. gen., nach etwas fragen, sich erkundigen.
Viflleicht ist ft aje ti zu Kfi n ; ii^t.;«' nur t inmal fragen. — [i3 an dnfm
beliöen, bei jemand ausharren, ihm anhängen. — 34. 35 sie ist mir fUr
immer eine beständige unvergingrliche Hoffnnng auf Freude. — 36 mochte
mir doch geschdion, •wie ich es von ihr erwarte.
37. 38 üenuvyc, gur manohe. Viele verstchcu tun so beaaer su reden,
SO
35
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bU SCUÜCUTEBME LIKBE.
99
swie dicke ich ir noch bi gesaz,
86 Wesse ich miiiner danne ein kint 40
und wart an allen mineu sinnen bliut.
des waere ich anderswä bctceret:
dis' ist ein wip , diu uiht gehoeret
und guoten willen kan ersehen.
deu hän ich, sö mir iemer müeze liep geschehen! 45
wenn sie bei der Geliebten sind, da* , vorausgesetzt daA, wenn. — wie
oft ich bisher an ihrer Seite saß. — 40 minner^ minder, weniger: so wußte
ich weniger als ein Kind. — 41 fjUnt , unvcrmögead zu sehen, an »innen
bUnit am Verstände geblendet, vgl. Kr. i^l. 15: an mUen blint. — 42 des,
dadmch. aiäersw&t anderswo, bM etner Andern, hetmreny äffen, betrügen.
— 43. 41 di-jse jedoch ist eine Frau, die nicht (auf Worte) hört, sondern
auf den guten Willen, die redliche Gesinnung schaut. — 45 diesen guten
Willen isFBitze leb, so wahr iob jemals etwas FreondUcUea erwarte, auf
Olttok hoffe.
7*
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100
I. LIBDBB.
52.
L1EBES6LAÜBE.
Gegen die Zweifler, ob der Minnesang und die Liebeskla^cn von
Herzen gehen, und die Betrüger, welche Liebe heucheln und Gegenliobc
mit to Itttttn Worten begehren , daß ein Weib nicht mehr wiaseu kann,
wie die Mtaner es meinen.
Maneger fraget waz ich klage
uude gibt des oinon, duz ez iht von herzen g6.
der verliusrt siiie tocr«',
wand' im wart von roliter liebe weder wol nocli wö.
des ist sin geloubo kranc, : ö
swer gedrehte waz diu ininue bisehte,
der vertrüege miueu saue.
Minne ist ein gemeinez wort
und doch ungemeine mit den werken: dest alsö.
minne ist aller Sa lden hört, 10
äue minne wirdet niemer herze rehte frö.
Sit ich den gelouben Mn,
frouwc Minne, freut ouch mir die sinnet
mich müet, sol min trögt zerg&n.
Min gedinge ist, der ich bin 15
holt mit rehten triuwen, daz ouch mir daz selbe sl:
triuget dar an mich min sin,
s6 ist mlnem w&ne leider lützel freuden bl.
2 ffiht 3. prses. von jehen , sagen , erkl&ren : und belmuptet das Eine,
d. b. in einem fort, iht = nicht. — S stne tage vertiesen^ seine Zeit Ter-
liereu (durch uunützoKeden, unwahrcßelmui>tungcn)- — 4 iranil{,^), denn. —
.'»de«, darum, deshalb, sin ygU/uoe^ »em Glaube an die Wahrheit der
Bängerminne, kranc, schwaeh. — 6 «as, was alles, d. h. was Ittr Lieb
und Leid, hnvhfe— brin^^t ; wie häufig ist hier iler Conjuootiv TOm TOr«
Jiergehüuden nachgezogen. — 7 vertrüege^ licCie gelten.
8 gemHnty allgemein belcanut, gewöhnlich, gcbrUuchliob. — 9 tm»
gemeine^ ungewöhulich : alle kennen das Wort Liebe, aber nur wenige
kennen sie ihrem Wesen nacli. de^t also, so ist es, das ist nun einmal
80. — 10 (lihT .fahlen hort^ Schatz, Fülle, Inbcgrift' alles Gltickes. —
12 nachdem, da. dtn gelouben ^ diesen Glauben. — 14 müen^ müejen^
beschweren, bekOmmern : wenn meine Zuversicht au niehte werden soll.
15 ili'r gniin'j , irnfl'iiuiig, Zuversicht. — 17 tUusclio ich mich darin. —
18 so steht meiner HoiTnung wenig (= keine; wirkliche Freude zur boito.
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52. LIEBBSOLADBB.
101
nein&, h§rre! sMst so guot,
swenne ir güete erkennet min gemüete, 20-
daz si mir daz beste tuot.
Wiste si (ieii willen min,
liebes unde guotes des ward' ich von ir gewert.
wie mölit' aber daz nü sin,
Sit man valsclier miniic mit so siiezen Worten gcrt, 25
daz ein wip niht wizzeii muc
wer si meine? disi'ii not alleine
tuot mir manegtn swaeren tac.
Der diu wip airtot betrouc,
der h&t beide an mannen unde an wlben misseTam. 30
i'n weiz waz diu liebe touc,
Sit eicli friunt gein friunde nibt vor valsche kan bewarn.
frouwe, daz ir sselic sitl
l&t mit hulden micb den gruoz verscbulden,
der an friundes herzen llt ^
bleibt die geboffte Freade unverwirklicht. - 19 f. n>nnä herre, Herr Gott,
das wird nicht soiii, sie i«t »o gut, daß sie mir, sobald ihr gutes Herz er-
kennt, wie ich gegen «ie gesinnt Wn, das Beste thnn wird.
•22 Wüßte sie meine (leriinnunj?. — 21 wie war' dies aher möglich,
naobdem u. s. w. — 27 luetne , aufrichtig liebe. — 2;. tuot , maclit, ver-
nreaeht; manchen trüben Tag.
29 alrerst , zuerst, sum ersten Mal. bctiouc prat. von betnegen^ oe-
trog — 3u beide — und, sowol — als auch. — inissevarn, unrecht ver-
fahren , handeln, sich vergelieu. — 31 touc prset. von HKjen- noch werth
ist — 33 friunt grin friunde, der Liebende gegen die Liebende (und uiu-
gekehrt). — 33 rf«: ir scelic sil, mögt ihr davor bewahrt bleiben, möge die
ikglde euch in ihre übhut nehmen. — 34 vrs'r/.uUlen , Ursache FCin , ver-
dii nen : laßt mir huldvoll uooh den Gruß zu Theil werden, der »u lieben-
dem ilerzeu wohnt.
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102
I« UEDBB.
5d.
BESELIGÜNG DER LIEßE.
Bin fr«inidlfok«r Mtok und Ozofi ▼ob d«r 0«ll«t>ltii vwrsetst den
Dichter in freadige Aufregung und ermutbigt ihn sn weitem Icfthnero
Hoffnungen , deren Erffkllung er TOn der wunderbaren Geweit der Minne
saversichtlich erwertet.
Ganzer freuden wart mir nie 86 wol ze muote:
mir^st geboten daz ich singen mnoz.
88e]ic diu mir daz wöl verst^ ze guotel
mich mant singen ir vil werder gnioz.
diu min iemer b&t gewalt, 5
diu mac mir wol trüren wenden
nnde senden freude manicralt
(iit daz got, daz mir noch wol an ir gelinget,
seht, 86 wsere ich iemer m^re fr6:
diu mir beide herze und lip ze freuden twiuget, 10
mich betwanc nie me kein wip als6.
6 was mir gar unbekant
daz diu niiDiie twingen solde
swie si Wolde, unz ich'z an ir bevant
Süezc Miuiiü, ^it nüch diner hüezen 16re lö
mii]i ein wip also betwungeii hat,
bite sie, daz s' ir wiplich püete gegen mir kerc!
so mac miner sorgen werden rät.
l $e muote icrden c. dat. uud gfiK, Kiwartuug, lioffiiUUg haben zu,
auf etwei. Zu Tollcr Freude war ich noch niemals so aufgelegt. — 2 ich
ftthle mich cum Sange gedrttogt. — 3 Heil ibrl einem «»» tline »« guoU
tfnti'i, jemand etwM su Gutem autlegen. — 4 manen e. aeo. und gen.
(oder c in f. wie bier) , jemand «u etwas ermahnen , antreiben, ic^riier
gruos, theurcr, lieber GruA* ~ b gewall haben eines, Macht haben Uber
Jemand. — G wenden, rflckgingig macben ; ins Gegentheil verkehren.
S (tU, gibt: füj^'t das Gott. — 10. 11 noch nie liat mich eine Frau
deigestalt bozwuiiKi-'" j ^vio diejenige, die den gan/eu Menschen in mir
aUT Freu Ic drängt, h'-rze und Up ist Zusammenfassung den ganzen geisti-
gen wie leiblichen Seins. — 12—14 früher war mir gänzlich unli-nvußt,
dafi die Liebe solche unbeschränkte Qewalt habe, bis ich selbst au ihr
die £i'la]iru Iii; muclitc.
16 t>o kann meiuem Kummer abgeholfen werden. —
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53. BKSELlOUNO DER LIEBE.
108
durch ir liebten ougen schln
wart ich alsö wol enpfarifToii , 20
gar zergangen was daz trCireu min.
Mich front irmcr, daz ich alsö guotem wibe
dienen sol üt ininn<'clicli cn danc:
mit dem trustc i( Ii die kc Irüren mir vertribe
unde wirt min nngcnmctc kraue. 2ö
endet sicli min unf^cniach,
so weiz icli von warluMt dannc,
daz nie manne an liebe baz gescliach.
Minne, wunder kan din giiete liebe machen
und diu twiiij^en swenden frenden vil: 30
wan dii lerest leit uz spihiden ougen lachen,
swa du m^ren wilt din \vunder.>i3il;
dü kanst freudenrichcn muoi
so verworrenliche verkeren,
daz din seren saulte unsanfte tuot. 35
19 durch ihre hellen kuclitciulen Augen hindurch. — 20 fand ich bo herr-
li«^en £mpfang (Aufnahme bei ihr). — 2i gar zergangen , gäuzlidk Ter»
«ebwanden. Mach würden wir einen Sats mit dm erwarten.
93 einem dienen ftf ein dinc^ dienen in der Hoffnung, es zu er-
halten. — meine MissKtimmung, Beirttbnitt Vergeht. — 37 9un warieit,
durch die Wahrheit, in Wahrheit.
99 liebe itt gen.^ abhängig von wunder: dein« Ottte kann ein« Fttlle
von Lust und Freude erwockon, bereiten. 30 ttrhifj^-n stii., Bedrängniss,
hier das Gegentlieil von 'juetf. xrc>'>t<h'n, schwinden machen, vernichten. —
31 ff. denn wo immer du dein wuuderbares Spiel ineren (d. h. eifrig üben)
willst, lehrst du Herzeleid aus funkelnden Augen lachen; umgekehrt
kannst du freudigen Sinn in so verworrener Weise ins Qogentheil ver-
kehren, daA dein Verwanden sngleich wohl nnd wehe that.
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104
I. LIEDER.
54.
LIEBESZAÜBER.
Der Dichter wünscht ein sort-'r-iifreicB Leben füliren zu. können, und
fragt, ob ihm niemand, gegen reiolUiche Entsciiädigung, seine ITreude
borgen wolle* Von der, die er liebt and auf der alle seine Freude ruht,
hofll er doeh noch ein Itäobeln su erwerben; leider benehme ihm, wenn
er sich sum Gespräche bei ihr niederlasse, ein Bliek ihrer Augen allen
Verstand, und die schönste J&ede, die er eich vorher ansgedacht, sei so- .
gleich vergessen.
niTrp got, gesegene mich vor sorgen,
(iaz ich vil wünnecliche lebe.
wil mir iemaii sine freude borgen,
daz i'm ein ander wider gebe?
die vind' ich vil schiere ich weiz wol wä; 6
wau ich liez ir wunder d&,
der ich wol mit sinnen
getriuwe ein teil gewinnen.
AI mtn freude Itt an einem wtbe,
der h^rze ist ganzer tagende vol, 10
ünde ist sö geschaffen an ir Übe,
das man ir gerne dienen boI.
ich erwirbe ein lachen wol von ir,
des muoz si gestaten mir:
wie mac 8i*z behüeten? 15
ich frdwe mich n&ch ir gaeten.
1 gt$eg§nen vor einem dinge, durch Segnen ^r etwas bewahren,
schützen. — 2 lebe conj,, leben möge. — 3 borgen, auf Sicherheit, gegen
Versprechen der Bückgabe anvertrauen, leihen. — 4 i'/u, zusaiumcnge-
zogen aus ich im. ein ander, eine andere Freude; dafür zurückgebe (ala
Dichter, durch meinen Gesang). - & iva, wo. an welchem Ort. — 6 wan,
denn, wunde, , ungewöhnlich gro6e Menge: tr wunder, deren eine Fülle.
flu, dort. — 7 der gen. pl., deren, abhängig von ein teil, mit sinnen,
mit Klugheit, Geschicklichkeit: von denen icli mir wol einen Theil zu
Tersehaffen getraue.
10 der herz ', deren Herz. — 11 und eie ist körperlich so schön ge-
bildet. — 13 ich bringe es schon noch dazu, daß sie mich anlacht. —
14 das muß sie mir erlauben. — 15 bthüttm^ wehren, verbtodern. —
6 nacA, auf. güeteu dat. pL
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54. LI&B£äZAUBEH.
105
Als ich linder wileu z'ir gesitze,
8Ö si mich mit ir reden lät.
sö benimt si mir so gar die witze,
daz mir der Up alumbe gät. 20
swenne ich iezuo wunder rede kau,
sihet si mich einest an,
sö hän ich's vergezzen.
waz Wolde ich dar gesezzen?
17 Al»t wenn, under wUen^ zuweilen, t'irs^s« ir, zu ihr. gesitse, mich
Mts«. — 19 diu wiUt, BewuBttsein , Klugheit, Verstand, Betinnung. —
So olumbe, ringsum: daß eich mein Körper im Kreise dreht, daß mir
■ehwindeliff wiitl. — Sl »«4mo, jetzt, in diesem Augen bliclc wunder red*
kan, eise FQlle von Worten mir sn Gohoto steht, kam, weiA. — 93 Hiu$t
adv., Pin elnsigee MU. ~ 34 was ntttste ee mir nun cüft ioh mieh m Ihr
Umsetzte?
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106
I. LIBDBR.
55.
VIER WORTE.
TToitorer Blick in die Znknnft, ood Hoffnung, durch Gewährung
seiner Wungche, deu Gegnern vrirklioheu Qrund zu Haß und Neid zu
g6b«n. Die Bpitzündige und darum schwer mit klaren Worten wieder-
Bugebend« TJntersoheidonf Bwiichon Vreaadin und Fnui, Freund und Oe-
selle in der dritten and Tferten Stropbe ist mehr der fruMOiitoben nla
der deutsohen Lyrik genfiO.
Die verzagten aller giioten diuge
wjpiient, daz ich mit in sl verzaget.
ich hän tröst, daz mir noch freude bringe
der ich minen kiimber hän geklaget,
obe mir liep von der geschiht, 6
so euruoche ich wes ein boeser giht
Nit den wil ich ienier gerne lidcn:
frouwe, da solt (hi mir helfen zuo,
tlaz sie iiiicli von s( huMen mtlezeu nidcn,
so min liep in herzclcidc tuo. 10
schaffe daz idi fro ge?te.
so^st mir woi und ist iu iemer w6.
Friuiidin unde frouwe in einer wate
wollt! ich an dir einer gernt' selien,
ob ez mir so rehte sanfte t;etc, 15
alse mir min herze h&t verjehen.
l wrzagfifif ein tage yrexden, den Muth verlieren. Diejenigen, die
den Olftttben »n »Uei Gute ▼erloren haben, meinen, auch ich eeho die Zu-
kunft so schwarz. — .'i irS^t, feste Hofftuinff, Zuversicht. 4 dfr mit
Ellipse von die: diejenige welcher. — 6 ruo:hen, Kücksicht nehmen, sich
kfimmern: so kümmere ich mich nicht, was ein Böser sagen mag.
7 NU, Haß, Mi83gun8t. — 8 dazu sollst du mir behildich Sein. —
9 von schulden, mit Grund. — lU iitln liep, meine Freude, mein Glück:
wenn mein Glück (das mir von dir zu Theil gewordene) ilinm (den Nei-
dern) Herzeleid macht. — 11 «c/KUT^t einrichten, machen, «orgen fttr etwas.
13 friundin und frouwe, beide Begriffe stehen nnfleetfert an derSpitze
des Satzes: vgl. 117, 4. 119, 5. waete dat. von u-ät , Kleid, //* einrr w<i (e,
in öiner Person. Mein heißer Wunsch wftre, in dir zugleich meine Ge-
liebte und meine Gebieterin an erblioken, (um su versnoben), ob ei mir
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65. VIER WORTS.
107
friundin dast ein süezez wort:
doch sö tiuret frouwe unz au daz ort
Frouwe, ich wil mit höhen liuteu schallen,
werdent diu zwei wort mit willen mir: 20
so laz öuch dir zwei von mir gevallen,
daz s' ein keiscr küme gsebe dir:
fn'iint und geselle diu sin diu,
86 si friundin uude frouwe min.
so wolil tliäte, als muiu llurz mir gesagt hat. — 18 tiuren, weith mac hen,
verherrlichen, daz ort% die Spitze, das Ende: doch ehrt das Wort Frau
(Henin) bis ans Ende, ist das Ehreuvullste von allen, geht über alles.
19 /ff//"« ist dat. pl. von tfit. Laut. Klanpr. Stimme, mit hShen litt'
itm,ta\t liellem Freiideuruf, vrI. /i6c/,iDi i in Wolt'ram's Tiiurel, Str. 167, 3B.
MAtUUtn^ Ittrinen, lauter Lust sich hingebeu. — 20 mit loUlen, gern. Willst
dtt mir die swei Worte gönnen. 93 swei Worte, wie aelbet ein Kaiser
sie dir nicht besser, schöner zu geben vermöchte. — 2.? g^-i'-Ue, Haus-
genosse, Freund, Oeliebter. Ich erlaube dir, mich Geliebter und Freund
in nennen, ich hinwieder nenne diob Freundin nnd Vttau
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108
I. XJBDEB.
66.
VERGÄNGLICHKEIT DES IRDISCHEN GLÜCKES.
oVom rechten Maü in Travirigkeit und Frohsinn. Man soll nicht
groß thun mit dem Glücke, das einem besonders bei Frauen widerfährt,
sondern sich harmlos freuen ; man soll aber auch nicht trauern , wenn
man giaeklicli Ist, sondorn wohlgemuth lein. Was ihn betrifft, so ist er
sogar wohlgemuth obne Herzensfreude, und vielleicht eben, weil er keine
hat, denn mit Herzensfreude ist immer Hfr/deid verbunden. So aber,
da er beide vermeidet, würde er von keinem Ungemach wissen , wenn ihn
Gedanken nicht verfolgten. Aber oft bemeisteru sie sich seiner so gans,
daß er niehts um sich her Ternimmt and alles ftbexliOrt, was die Leute
ihm zureden. Hier sind keine Liebesgedanken gemeint, sondern Ge-
danken über die Vergänglichkeit und Falschheit des irdischen Glück«,
nach welcliem er sich künftig nicht mehr zu sehnen vornimmt.» Simruck
leb bin ab anscbedellcbe
daz män mir wol ze lebenne gan.
tougenllcbe st&t min herze bö:
vaz t6uc zer werlte ein raemic man?
w6 den selben, die 86 manegen schoeuen lip 5
babent ze bcesen mseren br&ht!
wol mich, daz ich's bi^n ged&bt:
ir sült sie miden, guotia w)p.
leb wil guotes mannes werdekeit
Til gerne beeren unde sagen. 10
swer mir anders tuet, daz ist mir leit:
icb mVz oucb allez niht vertragen.
1 unschedeliche adv., unschädlich. J'ro , fröhlich, unscheddtche fro,
d. h. ioh bin Ärdhlioh, ohne (i;>0 es der Geliebten (durch Prahlerei über
die empfangene Gunst) zum Nachtheil gereicht. — 2 :e leOenue dat. des
Gerundiums: ad vivendum. 'jan, gönnt. — 3 tougenltche adv,, heimlich.
/lO = hoch ; icli bin still vergnügt. — 4 touc. taugt ier tcrrltr. in der Welt.
rüemiCt eitel, prahlerisch. — b s6 manegen sdioenen iip, so manche Schöne.
— 6 ««r bcBfen nmrttny in ttbles Oerede, in eehlironien Buf. — 7 wohl mir,
dafi ich das bedacht habe.
9. 10 Ich bin gerne bereit, von Guten Gutes zu hören un<l zu sagen. —
H Mwer, wer immer: wenn man mir. — 12 vertragen y geschehen , sich ge-
fallen lassen :gleiehwol bin Ich nitiht gesonnen, alles ruhig hinsunehmen. -
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56. VERGÄNGLICUKKIT DKÜ l&DXSCUKN GLÜCKES. 10^
rüemser' uiide lügeiuere, sw& die siu,
den verbiute ich mineu sanc,
iiiide ist äae minen danc,
ub s' also vil geoiezeu min.
Maiieger tiüret, dem doch liep geschilit
icli liän ab ieuitr hohen muot.
linde enhäbe doch herzeliebes uiht.
daz ist mir also lilite guot:
herzeliebes swaz ich des noch ie gesach,
da was herzcleide bi.
liezeii mich gedaiikc fri,
8o'n Wiste ich niht umb' ungeinach.
Als ich mit gedanken irre var,
8Ö wil mir maneger Bprechen zuo:
8^ Bwtg' ich und l&se in reden dar.
was wil er anders daz ich tno?
hflete ich engen oder dren danne dä,
80 kund' ich die rede Terst&n:
8wenne ich ire niht enh&n.
80'n kan ich nein,>so'n kan ich j&.
Ich bin einer, der nie halben tac
mit ganzen freiidcn hat vcrtriben:
swaz ich freuden ie da her gepÜac, 35
der bin ich eine hie beliben.
13 rüematr0j Prahler, wo die auch sein mügcn. — U verbieten, den Ge-
bntueh Ton etwas untersagen: denen verbiete ich, sich meines Sanges ku
bedienen. — lö 16 und es geschieht gegen meinen Willen, wenn sie auch
nur so viel (wobei man sich einß BewegiUkg mit dem Finger SU denken
hat) Genuß, Vortheii von mir haben.
17 lirp, Erftrealiehes. geschiht, geschieht, widerflUirt. — 18 ich aber
liin immer wobig. inuth, heiter. — 19 ob icfi gleidbwol kein iTzeliepy
Herzensfreude, herzliche Neigung, hege. — 20 a'-io, auch ao, eben so. Ithte,
leicht, vielleicht, fjt/ot , kommt mir zu gnt. — 31 awat ich de$y was immw
ich dessen. — 22 da '-i, dabei; damit war verbunden, fiericlrid»^ fom.,
Herzeleid, Liebeskummer. — '2.'> fru los, ledig; in Kulic. — 24 so wuLie
ieh von keinem Kummer.
25 Wenn ich mit meinen (Jcdanken ungewiss bin nnd her scbweiie.
26 samir reden. — 27 dar reden^ drauflos-, fortreden. — 2S was kann er sonet
wollen, dalj ich thuc. — 29 da, dort, wo er steht utiil redet: wären meine
Augen und Ohren anwesend. — 31. 33 indem, da nun aber das bei mir
nicht der Fall ist, so kann ich weder nein noen ja (sagen). — 31 «r< gen.
plur., <Iie ältere Form von b^zicnt sich auf ougen und 6ren.
34 mit ganten jauden^ in vollem, ungetrtihtein ÜlUck. vertriben,
TCrbraobt. ^ 35. 86 was ich ron Vieuden noch hatte, deren bin ieh nun
15
20
25
30
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HO
I. LIEDER.
nieman kan hie freude vindeu, si zergö
sam der liebten bliiomon schiu:
des'n 5ol sich daz herze miu
uiht ät'ueu uäch valschen freudea mS. 40
beraubt, die Bind »uoii noch fort. — 37 Ar>, hier, hittnieden. *i ierge^ sie
vergehe denn; fn «oleben BedinguDgaa^f zen , die «Ine Beidhrtnknnir des
Vordersatzes ausdrücken, pflegt in der Rt^gel die Negation zu steheu
(sPn ztrgi) ; doch kiiua sie aucti fehlen, der Siuu bleibt derselbe. — 3S) des»
iterum. — 40 nikt 9u4t niehi mehr, welter.
t
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•7. LIEBBSBOFFNUNO UND B1IT8AGUNO. I. III
67,
LIEBESHOFFNUNG UND ENTSAGUNG.
L
ICH WIL hü MERE UF IR GENADE WESEN FRÖ.
•
WOngohen und Wibneft, «nfthlt «m der Dichter, sei von Jugend
Mf lelM Ueibtfce Beiehift^uig gewesen, habe oft eetnen Kummer rer-
scheucht and ihn, in der Einbildung wenigstens, froh und glUcklioh ge>
macht. Er zeigt dies au einem Beispiel, und nimmt sich Tor, nachdem
die Trauer Uber die Sprödigkeit ihm nichts gefruchtet habe, es mit der
Heifterkeil su Tersuehen, die Ihr leicht Heber sei , als Jene. Kflmmere sie
■loh um beidei nicht , so gewlhre dooh das eine mehr Yergnflgen als
das andere. Zum Schluß warnt er die Fkauen} ihn nioht lAnger se ge»
nngsoUAtsig wie bisher sa behandeln.
Ich wil nü m^re üf ir genäde wesen M
86 verre als ich vor seneden sorgen iemer mac.
i'n des niht, oh allen liuten si also:
D&ch eime guoten kümet mir ^in s6 boeser tac,
daz ich ze freuden niht enkan. 6
so erget ein scheiden: des pflac ich von kinde gerner
denne ie man.
i'n moche wer min drumbe lachet:
zewftre wOnschen unde wsenen daz h&t mich dicke M
gemachet.
Ich wünsche mir sö werde, daz ich noch gelige
bl ir 86 nihen, deich mich in ir ouge ersehe, 10
1. 2 Ich will nun fi i iit riuii ui der HofFiiunfj auf ihre Uunst miul» der
Freude hingebt n, sofern dies mein Liebeslcumraer suläßt. — 3 ob es allen
Leuten so ergeht. — 4 daß ich zur Freude unfähig bin. »5 s -heidpn, Auf-
legung, Deutung. Dann verfalle ich aufs Beuten und Auslegen, dem ich
mich von Kind auf lieher als irgend jemand hingegeben habe. — 7 ich
kümmere mich nicht, ob man mich deshalb ahslacht. — 8 seware^ wahrlich.
9 werde adv., auf wOrdige, ehrenvoUe Weiss, sur Freude. — 10 oug«
Itt hier der starke Dat. sing.: daA ich mich in ihrem Auge spiegle, TgL
0
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112
I. LIBDBR.
und ich ir alsö vollecUclieu an gesige,
8we8 ich sie deo&e fräge, daz 8i mir's verjebe.
66 spriche ich: «wil du's iemer m6
bcgiunen, dü ¥il snlic wlp, daz dft mir aber tuost
8ö lachet si vil minnecliche.
wie nü, swenii* ich mir 86 gedenke, bin ich von
8chen niht der riche?
Min Ungemach, daz ich durch sie erliten h(in
8wenn' icli mit seilenden sorgen alsö sere ranc,
sol mich daz alsö kleine widor sie vervkn,
hän ich getrüret ane lun und äne dauc, 20
86 wil ich mich gehaben baz:
was oh ir freude lieber ist dan truren? seht, ich wünsche
oucli daz.
und sint ir dennn beide unmcpro .
86 spilte ich doch des einen geruer dan jenes das
gar verloren waere.
Öwfe daz mir so manegiu niisscMrtcn sol! 25
daz klage ich hiute und icmer rehter hövescheit
Kr. 17, 16. — 11 eoUedteken tAr.^ Tollstiadig. «Iii«!» a* getigen^ Aber efneti
sieffen, ihn bewältigen. — 12 so daß sie mir auf jene Frage Antwort gibt,
d. h. mir zusagt, gewährt^ was immer ich sie bitte. — 13 temer me, fortan
nochf fernerhin. — 14 beginnen o. gen., etwas thtm. aher, abermalH, wie-
derum. — 16 wie nun, bin ich nicht der Kelche, d. h. der, dfiii alle
Wünsclio gewjihrt Bind, glücklich durch meine Wünsche, weun ich mir's
in Gedanken auf diese Weise ausmale?
18 ringen^ siob mühen, kämpfen. — 19 lUtint adT., weniff. vtrcan^
wert&htn^ zu Wege bringen, ausrichten, mich vervät Hn iine md«r einen,
jnich nutzt etwas bei einem, einem ^re^^onüber. — 2\ gehaben ^ sich
beueiimen. — IS — 21 wenn mein Ungemach, das ich im li6nigen Kampfe
mit dem Liebesgram um ibretwiUen erduldet habe, mir bei ihr so geringen
Vortheil bringt und ich ohne Lohn und Dank getrauert habe, SO will ich
mich besser benehmen , es mit der Heiterkeit versuchen. — 29 wer weiß,
ob Frohsinn ihr nicht lieber ist als Trauer? Das wäre auch mein Wunsch:
auch ich wäre lieber fröhlich. - 23 f. wenn sie aber pegen beide f^loich-
gültig ist, 80 unterhielte ich mich doch lieber mit der Freude, aU mit
jener (d> r i r lucr), die g.^n/ vergeblich wire. — 84 Bpiln c. gen., eich mit
etwas unterhalten, vergnügen.
95 ff. Der Dichter beschwert sich aber die nnglimpfliche Behandlung
von Seite so mancher Frauen (denn daß diese gemeint -^jud, zeigt der
zweimalige Ausdruck sc/ta/jef); das zeuge nicht von rechter Bildung. Zu-
dem gebe es nur wenige unter ihnen, denen ihr jungfräulicher Krans so
Sit stehe, die so tadellos seien, daß er ihnen nicht ein lange dauerndes
erzeleid bereiten konnte , und fern von ilmen st-in muchie. Nur daß er
so gerne bei ihnen sei, darin liege sein Unulück. Kr sei einmal da (könne
nicht fem bleiben), darum müsse er die üble Behandlung dulden. Doch
würde, wer sich anständig,, höflich gegen ihn benähme, ihn rücksichts-
voller behandelte, f^uli stllifit ehren, sich eines Kranzes von kostbareren
Blumen (aU den gewöhnlichen) würdig zeigen. — 26 üiut« und itmer, Ver-^
8Ö W6?»
15
wün-
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»7. LIBBBSROFVNUMG UHD BNTSAOaNO. I.
113
ir ist joch lützel, den ir schapel st6 wol,
i*ii fünde in doch ein lan^re werendez lieizeleit
und wsere 6t von in aiulorswä.
wan doz ich gerne bi in bin, daz ist der schade: ich
bin eht dä. 30
des niiioz ich missebieten liden.
iedoch swer sine zuht behielte, dem stüende ein schapel
wol Ton Biden.
Stärkung Ton ienier^ sieu, vgl. Nr. 14, 3. — 29 «/ (= 30 «/lOt »ach: und
▼OB deaen ioh aueh «nderwlfftt (fern«) Min, deren Kftb« ieh in«ideii konnte.
I
WALTiritm von Mnt Tnimwntna.
S
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114
1. LIBDBB.
II.
ICH WIL NIHT MERE UP IR GENADE WESEN FrA.
Der J>iehter, der im vorigen Liede noeh «nf die Ghiiist der Gellebten
pehofft hfttte, enteagt nnn dieser Hoffnung, indem er klagt, deft sie dio
erste Hälfte seiner Rede (wol ob ihrer kühnen Anspielungen) misafUlii;
aafgenommcn und ihm sie zu singen gänzlich verboten habe. Er fügt sich
diesem Befehl, indem er Andern überlaßt, jenen ersten Theil zu singen
nnd m sagen: ich fttr mein« Person will den Anstand beobachten und
jedes Extrem vermeiden* Bas Tcrlangt die Ehre, um derentwillen ich
noch ganz anderes unterlassen "wtlrde. Erwächst mir auch daraus kein
Vortheil, steht es so schlecht, unsicher in der Welt, so schließe ich meine
ThUr, ziehe mich von der Welt zurück.
Mir ist m!n örriu rede enmittcnzwci geslagen:
daz t'ino halbe teil ist mir verboten gar,
daz müezen ander Hute singen unde sagen,
ich sol ab iemer iiiincr zübte nemen war
und wünneclicher nutze pflegen. 5
umb' einez, heizet ere, läze ich noch vil dinges under wegen,
und mag ich des nilit me geniezen,
Mi ez als übel fd der sträze, s6 wil ich miue tür be-
sliezen.
1 Srre, compar. von er, früher, entnittentwei ^ mitten emwei in der
Mitte entzwei. — 3 ander Hut»; andere Sänger. — 7 des^ d. h. meines ehrou-
haften Entsagens: wird mir d4s auch nicht mehr sngate angerechnet.
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S8. LOB DBS W1KT£BS.
115
58.
LOB DES WINTERS.
Aufforderung zur Fröhlichkeit unter Rückbezichimg auf das Lied
Nr. 18, desMU erste Zotleu mit dem Tadel über die Trübseligkeit der
JvBgMi «Bd d«r B«leheD bler wiederholt werden. Sommer und Winter
•eien beide Lobes und Ehren werth (vgl. Nr. 21, l. 3). Dooh passe ftf
ein Paar, das ohne Furcht vor Entdeckung die Liebe genießen kann,
besser der Winter, der ewar kurze Tage, dafür aber lange Mächte habe.
siiig' ich, als ich 6 sanc:
awil ab ieman weseii fro?
daz die riehen haben iindanc
und die jungen haben also!»
"Wiste ich, waz in würre (daz möhten sie mir gerne sagen), 5
86 huir ich ir schaden klagen.
Sw& sö liep bl liebe lit
gar von allen sorgen fri,
ich wil, daz dia winterzlt
d^a zwein vol erteilet si. 10
sunier unde winter,' der zweier 6ren ist sö vil,
daz ich beide loben wil.
Hät der winter kurzen tac,
8d bät er die langen naht,
daz sich liep bl liebe mac 15
wol erholn, daz k äk vaht.
waz hka ich gesprochen? öwg, jä bsete ich baz geswigen,
sei ich iemer sö geligent
5 wistf, conj. piiut von wittert; Nebenformen bind icivs«*, weste, wesse.
würre conj. ])rffit. von werf'n, intraos. c. dat., stören, hindern. WUAte iob,
was ihnen fehlte, — das Itönnten sie mir immerbin anrertrauen.
7 8wa tSt wo Immer. — 8 gane frei von allen Sorgen. — 9. 10 er-
teiUn c. acc. und dat., jemand etwas durch IJittieilsspruch zuerkenneu :
d^n beiden kommt, meiue ich, die Winterszeit freilich zugute. — 11. 12 zwar
hat iowol der Sommer als der Winter jeder seine groften TorzUge , wes-
halb beide zu loben sind.
16 tahi prset. von vefifrn . angestrengt thätig sein, sich abarbeiten;
sich Yon der rother ausge bt tudenen Muhe und Angst erholen kann. —
17. 18 doch was sag' ich? ach, ich hätte lieber schweigen eolleBt wenn
ich jemals so liegeu soll (wie ich ee eben geschildert habe).
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il6 1. LIEDEB.
59.
GEGEN DIE NEIDEH UND VERLÄÜMDER.
Gegen die Zweifler und ihre Behauptuu^j, daü uud alle Freude er-
storben and aller Geiang Terttnmmt sei, maeht der Dichter geltend« daA
alles seine Zeit habe: wenn diese kCMnme, werden auch Freude und Oeeang
wieder aufleben. Den Boshaften, die bei den Frauen seinen Sang ver-
dächtigen, entgegnet er, daß er allerdings zwischen Guten und Bösen
unterscheide: jene habe niemand mehr gelobt als er. (Beziehung auf das
Lied Nr. 89.) Daher der Haft und Neid, die sum Giftete sioh aelber Ter-
nnebren , dem Tttehtlgen Jedoeh nicht sn schaden vermögen.
Die zwiv eitere sprechent, ez si alles t6t
und lebe nü nieman, der iht singe.
nü mugen sie doch bedenken die gemeinen n6t,
wie al ditt werlt mit sorgen riuge.
kamt Sanges tac, man hoeret singen unde sagen: b
man kan noch wnnder.
ich h6rte eine kleine vogeUin das selbe klagen
(daz tet sich under):
«ich singe niht, ez welle tacen.»
Die 16sen scheltent guoten wiben mlnen sanc 10
und jehent, daz ich ir übel gedenke.
nü pfiihten alle wider mich and haben danc:
er st ein zage, der d& wenke.
1 ä«r tivitelaere, Pessimist, Schwarzseher. — 2 iht, etwas. — 9 dt§
gemeinen not, die allgemeine Noth (bedrängte Lage des Eeiches). — S Sanges
tac i der Tag zum Singen, vgl. 68, 21; wenn es wieder zu singen Zeit ist,
die öffentlichen Zustände dazu angethan sind, •fingen und sagen ^ dieee
bei den mhd. Dichtern häufig wiederkehrende Zusammenstellung (Tgl.
Walther Nr. 57", 3. 31, 5. 107, 8. 187, 2) bezieht sich auf den Gegensatz
zwischen lyrischer und epischer T)ic!itiing, zwischen Lied und Spruch
(£rzftblung). — 6 man, verbldmt fUr: ich. «punder, erstaunliche Menge,
sehr Tiel. — 7 kleine y die nnfleetierte Form. — 8 Heh under (ttoit, etoh
ducken, verschlüpfen. — 9 rz wUe = es enw^llr , es sei denn, daß es
tage. — Der Sinu der Strophe ist: wie der Yogelsang nicht bei Naoht,
sondern beim Tagesanbruch beginnt, so wird anoh in Deutsohinnd der
Uber der uli'^'Rmcinen Noth Terstummte Oesnng wieder nnheben, wenn
bessere Zeiten kommen.
10 der tSse^ der Treu- und Tugendlose, Böswillige. — 11 einei ubH
gedenken, tibel von jemand reden. — 13 pfiihten und tagen sind conj. oon»
cess., nun mögen sich alle gegen mich verbinden , loh sage ihnen Dank
dnfOr: ein Feigling ist, wer ausweicht, Ausflaehte suoht (wo er Bode
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S9, GSOEN DIB NBIDSB UND VSBLÄUMDBB.
ob wer t in sehen wlben ie gespneche baz?
wan daz ich scheide 15
die guoten von den bcesen: seht, daz ist ir haz.
lobt' ich sie beide
geliche wol, wie stuende daz?
Ich bin iu eines dingcs holt, Haz unde Nit:
so man iuch üz ze boten sendet, 20
daz ir 6t ie so gerne bi d» n biderben Sit
und daz ir iuwern herron schcudet.
ir spehere, so ir niemen stajteu luuget erapehou,
den ir verkeret,
so hebet iuch heim in iuwer hüs: ez muoz geschehen, 2ö
daz ir iineret
verlogenen munt und twerhez sehen.
stehen soll). — 14 ob jemals Einer besser von den deatsclwn Frauen ge-
sprochen habe (als ich)? iper, irgend wer; für etewer^ wie wnz 6S, 48 für
etewas — 15 wan da», nur dalß: aber allerdings mache ich zwischen Guten
und Bösen einen Unterschied: dMhftU» ihr Haft. — 18 tn« aimtndt da»^
wie ziemte, schickte sich daa?
19 eine» dingcs, wegen etwas. JSTa», NU peraonfflelert. JVff, Keid,
Missgunst. — 20 le bol^'n, als Boten, auf Kundschaft aussendet. — 21 f. daß
ihr stets so gerne bei den Tüchtigen seid und dadurch (weil ihr nichts Ta-
dalnswerthes bei ihnen findet) euren Herrn (d. h. der euch als Boten am*
gesandt = der Hasser, Neider) in Schande bringt. — 21 et i>, nun e,ninal,
immer. — "J.i sp^/t^r^f Spion, so, wenn. — 24 verier^n, vom Kechteu ab-
bringen, verdrehen, vcriäumden. 2h »ich hrim h^ben, sich nach Haoae
begeben; es kann nicht fehlen, ausbleiben, daft ihr nicht. — 26 une/en, in
üchaade bringen. 27 verloyenen munt — hat. twrch adj. , gen. ttoerhes,
qner. nktm sui., Sehen, Blick: sehelen Blick = ntt.
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1. LISBKB.
60.
ERLOGENE FREÜDE.
(lostäudniBS, daß er der Welt su Gefallen Freude erheaohle imd
damit sich Belbst und Andere betrogen habe. Erst wenn die Deutschen
wieder gut werden und die Geliebte ihn fUz das Leid euibcUädigt, könne
auoh er wieder froh werden«
Bi den liuttn niemau hät
wjeu' hovelichern tröst denn' ich:
sö mich senediu not bestat,
s6 schine ich geil und troeste mich.
also h&n ich dicke mich betrogen 5
und durch die werelt nianege freude erlogen:
daz liegen was ab lobelich.
Maneger wnnet, der micli siht,
min herze bI an freuden hd.
höher freude hka ich niht 10
und wirt mir niemer, wan alB6:
werdent tiusche Uute wider guot
und trcBStet si mich, diu mir leide tuot,
BÖ Wirde ich aber wider frö.
I Bt ilcn Uutgn, unter den Menschen, vor der Welt. — 'J rr<rn', glaube
ich. lioveltcher trSat ^ hofgemäße Zuversicht. Vor der Welt w» iü sich nie-
mand mit mehr Anstand und Fassung zu b« lu lum n als ich. - 4 ptif,
frühlich, lustig. — G dt/rch die toerelt, um dt r ^\■(■lt, tler Leute willen. —
7 das Lügen war aber löblich, d. h. untadelig, ja rubmlicb.
II »Tin also, außer auf diese Weise, oa sei denn, daß Folgendes ge-
schieht. — 14 aber and voidert wiederum : Verbindung awcier bynonyma
iwt YerttArkung d«t Begriffs.
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61. UNDANK DER WELT.
119
61.
UNDANK DER WELT.
V«raielit auf die irditcbea Freudeii, die nielite sind all Trab»! nnd
Xoth; Klage über den Undank der Welt, die den Thoren bevorzuge und
treuen Dienet anbelohnt laeeej Unterscbied zwiecben Einst und Jetst*
Leider ich muoz mich entwencn
vil maneger wOnne, der min ouge an sach.
war n&ch. sol sich einer senen,
der sich geloubet swes hie vor geschach?
der weiz lützel waz daz si, gemeit. 5
däz ist seneder muot mit gerender arebeit.
unsselic st daz nngemachl
Ich hän ir gedienet vil,
der Werlte, und wolte ir gerne dienen md,
wan daz s' übele danken wil 10
und wsenet, daz ich mich des niht verst^.
ich Version mich's wol an eime sitc:
des ich aller s^rcst gcr, sö ich des bite,
sö git si'z einem tdren k.
Vn weiz wiech'z erwerben mac. 15
des man dä pfliget, daz widerstuont mir ie.
wirbe ab ich sö man e pflac,
1 Heb entioenen c. gen., sich entwöhnen, eig. sich gewöhnen, etwas
entbehren en kOnnen. — ' 9 </^r, deren = die: der Genetir ist nachgezogen
vom Vorhergehenden (socr. Attraction) ; eheiisn 3. 1 <>wr''<— sioa:. — 4 sicft
geloub' Ti c. gen., von etwas abstehen, 03 aufgeben, sich dessen entschlageu.
— 3 ti. wonach soll sich einer sehnen, der das, was einst geschah, anf-
gegeben, der mit der VerganRenlieit abgesclilnsson hat? der weiß wonij?.
was Lebensfreudigkeit ist, sie ist nichts als uniMti i*nligte Sehnsucht und
▼erlangende Mühsal. Verwünscht sei das Ungemach 1
8 IL Ich habe der Welt (der hdfisoben Gesellschaft) vielfach gedient
nnd wflrde es noch femer thnn; aber sie dankt mir Übel dafür und wähnt,
ich merke es nicht. — 11. rJ .>•( ■// rfriten c. i-'t n., etwas wahrnehmen, mer-
ken. — 12 an eime sitef an einem Gebrauch, einer Gewoiinbeit. — 13 f. wenn
ich um das , was ich am beiAesten wünsche , bitte , so gibt sie es einem
Thoren eher als mir.
16 des man da pßiget = die Mittel, die man jetzt anwendet, um es
Ml erwerben, toidtrttuont, widerte mich an. —
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120 I. LIJSDBK.
daz schadet mir Übte, sus enweiz ich wie.
doch verwsene ich mich der Fuoge d&i
daz der uugefüegen werben andersw^ 80
gensBmer si daa wider sie.
18 Bomit weiß ich nicht, wie (ich'c machen, anfangen soll). — 19 r^r
woenen refl. c. gen., vun jemand erwarten. Fuog* ist hier ohne Zweifel
•la Personification aufxafaasen. — 20 dftft di6 ÜVerbunt; der UnanstAn-
digen, Uubeacheidenen anderwärts aingeneliiiMr Mi als ihr gegenüber,
bei ihr.
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62. AN DIE FRAU WELT.
121
62.
AN DIE FRAU W£LT.
Maliniing an die Welt, ihn, der ihr stets treu gt-dient und nie einen
Fuß breit von ihr gewiobeu, zu belohnen; lie könne Miner fernem £i>
fiibtiiheit ftwiA Min. Sie dflrfe nicht hoffaik, ihm sn tatwhlftpfen, aneh
<r köniM sieb wiikden und dMhau. Sohlieftliidi die Bit««, dem Sethe der
Weisen und Verständi^'en zu folgen nnd sich nicht dwch aneiHehrene
Thoren su Grunde richten lu lassen.
^\ erlt, du ensolt niht umbe das
zürnen, obe ich lönes man.
grüeze mich ein wönic baz,
sich mich minnecl leben an!
dü maht mich wol pfenden 5
und mtn heil erwenden:
daz st^t, frouwe, in dinen henden.
Dü h&st lieber dinge vil,
der mir einez werden sol.
Werlt, wicxh daz verdienen will 10
doch solt dü gedenken wol,
obe ich ie getr?ete
fuoz von miner stsete,
Sit dü mich dir dienen biete.
Wie sol ich gewarten dir, 16
Werlt, wilt also winden dich?
wsenest dich entwinden mir?
nein, ich kan euch winden mich.
1 tfmde ila«, deshalb. — 9 wenn ich dich an den (vwdienteu) Lohn
erinnere. — 4 sich, sieh, blicke. — 5 freilich kannet du umgskdirt. gft»-
d«N, berauben. — 6 erwenden, rückgängig machen.
9 d€r eimesy Ton denen eines (wenigstens eines), «erdtfii, sn Theil
werden. — 10 wie \v»M(1o ich mich de««« n würdig zu machen suchen! —
13 f. getroete conj. projt. , trat; ob ich jeuials. — Ii fuoi , einen J?uß breit.
von miner stvete^ wankte; seitwärts trat. — 14 baU 3. prttt. sing.: seit der
Zeit, daß du mich dir zu dienen batest.'
15 gewarten o. dat.. auf jemand schauen, warten , um ihm m dienen
oder SU folgen. — 16 winäe/t, sieh winden, drohen (um eich einer Ter»
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1. MEDKR.
du wilt sere g&lieii,
unde ist vil uniiähon 20
daz ich dir noch süi versm&hen.
I ne weiz wie diu wille ste
wider mich: der in!iie ist guot
wider dich, waz wilt du's mft,
Werlte von mir waii hohen muot? 25
wilt du bezzer wünne,
danne man dir gUnne
freude und der gehelfeii küuac?
Werlt, tuo m6 des ich dich bite:
volge wiser liute tugent. 30
dü verderbest dich d& mite,
wilt dt minneii iören jugent.
bite die alten 6re,
daz si wider köre
unde ab din gesinde l^re. 35
pflichtJing 7.U entziehen). — TO du hast j?roßoBfl«. — 20 nnnnhrn adv. dat.,
unnalie, entfernt. — 21 cersmdhen, verächtlich oder geringfügig ersoliciueit.
$üly werde. Und doch ist die Zeit noch fern, wo ich dir gering tehelney
dtt mich nicht mehr brftuohst, mich entbehren kannst.
22 Ich weiß nicht, wie du gegen mich gesinnt bist. — 23 ich meine
6t gut mit dir. — 84. 25 was verlangst du mehr von mir als freudige, ge-
hobene Stimmnng. — 26 f. verlangst du bessere Wonne, »Is daß man dir
Frcnde gönnt und desv wsn ▼erhelfen Tenteht?
29 Thu's weiter, nni was ich dich bitte. — .^2 du richtest dich da-
mit zu Grunde, wenn du die Jugend der Thoren liebst, d. h. junge, un-
erfahrene Leute (statt meiner) als Rathgeber nimmst. — 35 o^i wiederum,
da$ guinä9 (der Werit) = die hoflsohe Oesellsohaft.
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63. EHRLICH WÄHRT AH LÄNGSTEN. 123
EHRLICH WÄHRT AM LiNGSTEN.
Uuwerth der Ehre, welsher Schand« folgt, uud des Genusses, den
man durch Reue erkaufen muß. Nur wer sich in fester Schanze hält,
nltet in Ehren. Auf das Herz muß man beim Manne ^chen, denn man-
cher scheint von außen gut uud ist doch innen voll Falschheit. In der
enten Strophe v«lit der IHehter offenbar auf ein bestinomtei Liebeaver-
hältniaa, daa ihm nicht ebrenTOll oder anatindig genug tat.
Mir'st diu 6re UDmaere,
d& von ich ze j&re wurde anwert
nnde ich klagende w»re:
«w6 mir armen hiorel diz was vert.ii
al86 hftn ich manegen kränz verhorn 6
und hluomen vil verkom:
}k hrsche ich rdsen wunder, wan der dorn.
Swer eich 86 hehaltet,
daz im nieman niht gesprechen mac,
wtbmecliche er altet: 10
im enwirret niht ein halber tac.
dee ist frö, swenn* er ze tanze g&t,
der herze üf ^re st&t:
w^ im, des sin geselle un^re hä,t.
Man sol iemer frfcgeu 15
von dem man, wie'z umb* sin herze st^t
1 Alir'ii = mir itt. nnmare^ imwerth, gleichgültig. — 2 se >ar«,
Ubers Jahr, wurde ^ conj. unwert^ Teraohtet. — S nnd bei der ich klagen
müßte. — 4 hiure, heuer, vert adv. , im voriK» ii Jahr. — .1 auf diese
Weise, verbern^ nicht haben: ist mir mauclier Kranz entgangen. — 6 ref
korn part. pr«t. von verkieten^ nicht beachten, verachten, auf etwaa ver-
zichten. — 7 traun, ich wttrde der Bosen die Falle brechen« wttre nloht
der Born.
8 sich d«Aalfen, eich bewahren, in der Hut halten. - 9 spreehem c.
dat.. Üblen aassagen, etwas vorwerfen. — 11 den stört nicht auch nur ein
halber Tag. — 12. 13 darüber freut sich, wenn er iura Tanze geht, die-
jenige (Frau, Mädchen), der« n Herz, Sinn auf Ehre gerichtet ist. — 14 Weli
dem, der seinen Gefährten (Freund, Geliebten) in Schande bringt, ihm aar
Unehre goreicht.
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124
I. LIEDER.
swen des wil betragen,
der enruocliet, wie diu zit zergd.
maueger schinet vor den fremden guot
und hat doch valschen muot: 20
vol im ze hove, der beime rehte tuot.
17 betragen (gehört su trage «dv. TOn trmge) unpers. c. acc. und ;,"m.,
langweilen, Terdrießen. — 18 den kfimmert ei nicht, wie die Zeit vergeht,
wie er sie vcrthue. — 17. 18 »Wem eine solche Frage lüstii,' fällt, kümmert
sich nicht darum, ob er gut oder schlecht lebt.» Beuecke. — 2i wer zu
HavM (in Stillen) reelit thut, handelt, dem gebtthrt, da6 et ihm nueh am
Hofe (In der OffentUchlcoit) wohl ergebe.
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64. 8CHCENUE1T OHNE TUQEND.
125
64.
SCHCENHKIT OHNE TÜÜEND.
«
TvftQrige Empfindungeu bei dem Qedanken, da& iu dieser böseu Zeit
die 8«b6ubeit nlohto wMÜa gelte.
Wer gesach ie bezzer jär?
wer gesach ie scliancr wip?
daz entroestet niht ein här
einen ünsseh'gen lip.
wizzet, swem der anegenget an dem morgen fruo, b
deme get ungelücke zuo.
Ich wil einer helfen klagen,
der ouch frende zmme woi,
daz in alsd Talschen tagen
schcene ir tugent Yerliesen soL 10
hie vor w»re ein lant gefröwet vaah* ein t6 schone vIp :
was sol der nt sishcBner Up?
S tmtrmttetf macht nicht froh, gibt niclit freudige Zuversicht, niht
«tu Aar, bUdlieh : nicht im Geringsten. — 4 einen zum Unglück Bestimm-
ten. — i an^penyen] der anegane ist das Vorseiohen, dea ftülniiotfrene beim
Antritt des Weges o lor beim IJepiiin eines Unternehmens entgegenkommt.
Der deutsclie VülkBL^iaube kennt einen guten und bösen Angang. Zu jenem
geliört der Wolf, die Taube, ein Buoklichter, Aunltsigert SU diesem ein
(i eistlioher , ein Hase, ein Blinder, ein Lahmer u. s. w., vgl. Grimm's
Mythologie, is. 1072 ff. — 6 muo ySn, begegnen, widerfahren.
7 ff. Ich will einer (der Herrin eines solchen unxcr/tyen), der ebenfalls
Freude siemte, klagen belfeui daft. — 10 tugent bedeutet hier Kraft, Maoht,
Werth. — 11 Tor Zeilmi bitte eine ao eobOne Frau genügt, ein ganiea
l>and /u zieren. Wm ftber eoU Ibr nun, in dieeen feiecben Tagen, die
9ohöubeil?
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126
X.-LUDBB.
65.
TKAÜRIGER ZUSTAND DER WELT.
Oegen dio Behauptung der Altofi » daA M in der Welt niemals trost*
and freadloaor ausgesehen habe, bat der Dichter heftige Binspraehe er>
hoben. Nun muß er sttgebeOt daA sie recht haben ^ denn die irdischen
Glücksgüter fallen dem zu, der es nicht verdient. Gott hat dem Einen
Geist, dem Andern Gut gegeben; daher sollte man einen reichen Thoren
aindestens nicht höher achten ala einen klugen Armen. Das Lied sohliefit
mit dem innigan Wunsche , Gott mOge der Last nnd Soige «Uar «in Ziel
setsen.
Die grisen wolteii z überkomen,
diu werlt gestüende trüreclicher nie
und hifcte an freuden abe genomen.
doch streit ich zorneclichen wider sie:
sie möhten's wol gewalteu, 5
ez wurde niemer w&r.
mir was ir rede sw&r.
sus streit ich mit den alten,
die h^int den strtt behalten
nC[ wol langer denne ein jär. 10
Min ottge michel wunder siht:
die*z wirs verdienen kunnen vil dann* ich,
daz den sd schoene heil geschiht
86 w6 dir, Werlt, wie kamt ez ombe dicht
ist got solch ebensere, 15
dSr git dem einen sin,
1 ffrtn* 8wm., der Orave, G^ise, Alte, iberkom^ o. aeo., etwas be-
haupten, ei^' ntlich durch Gründe oder T.ist tiberwinden, überreden.—
4 streit prcet. von Uriien^ stritt: doch widersprach ich ihnen unwillig. —
5 yetoalten o. gen., Uber etwas Gewalt haben , es behaupten : sie kttnnteu
das behaupten, aber es würde docli nicht wahr. Dio Hs». haben wol
(iag^it ~ Bohyr eigen i Wackeruagol liest vot gealten. — 7 awdr adj., schwer,
lästig, druckend. — 9 den ^rU MaUem^ obaiegen im Wortitreit, Becht
behalten.
19 wir» compar. zu ühete, wie bas an toolt soblinuner; weniger. Zu
wirs gehört vit. — 14 wohin kommt es mit dirt — 15 e^eiuvrtf, Bben«,
Gleichmachcr. — 16 »in, Geist, Verstand. <—
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fö. TBAÜBIOBR ZUSTAND DER WELT.
127
dem andern den gewin,
86 w.Tne ich also msere
ein richer töre wsere
80 ich äls ich armer bin. 80
Hie Tör, d6 s' alle w&ren frd,
dd wolle nieman beeren mtne klage.
nü i8t in samelichen 86,
das sie mir wol gelonben swaz i*n sage.
nü müeze got erwenden Sft
al unser arebeit
und gebe uns sselekeit,
daz wir die sorge swenden.
oaw6 mOht' ich'z yerenden!
ieh hfta noch ein sonder leit 80
17 f/^iom, Erwerb, Held, Keichtlnim. — 18 al^S merr^, ebenso lieb. —
19 ff. vertheilt Gott die Loose der Mfusclien so. daß er dem Jiinen Ver-
stand, dem AiiiJcrn liciclithurn zu Tlicil wertien läßt, so sollte der reiche
Thor ebenso (d. h. nicht mehr) geachtet sein wie ich in meiner Armuth,
arm wie ieh bfn («ber mit »in begabt). In der Welt ist et aber »nders: man-
eher genießt unverdientes Heil.
23 tn dat. pl., ihnen, »umeliflit! ^ pl. einige, manche. — 24 i'n = ich
in, ich ihnen. — 95 ertMitdfn, rttckgftngig machen: uneerer Mtthsel ein
Ziel setzen. — nwnden, vertilgen, »u niclite machen. — 29 verenden,
abthun, ganz beenden: könnte icli's durchsetzeu (daß alles wieder wftrdc
wie ehedopi). — 80 aber mich drOekt nooh ein besonderes Leid.
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130
f. ZilBDEB.
67.
AKKIiAGE UND YERTHEIDIGUNa
r)in im vorigen Lie«le gegen die Frauen erhobene Anklage wird hier
wiederholt, aber den Rittern in den Mund gelegt. Doch haben die ITrauen
sich vertheidigt und den Männern die Schuld an dem Aufhören der FrOh-
liohkeil sugetehoben. «Die sweite Strophe lIAt tchließen , daA die Henrin
diese Beschuldigungen (ibel genommea und \N'althern Torgeworfen habe,
er Boi mit seinem Preise der Frauen zu Ende, er fange nun an sie zu
schmähen. £r unterscheidet wieder zwischen bösen und guten: jene
könne er nicht loben, für diete lei er an Iiob noob to reieb als je. Ale
Beweis scheint? die dritte Strophe hingestellt, die In der That ein sehr
goRchicktes und verbin dliches Lob der Herrin enthält. Dal nicht gans
orlialtcne Schlußgesetz kelirt wieder zur obigen Reliauptung zurflclc und
räth Frauen und Pfaffen, sich von den Bösen ihres Geschlechtes oder
Standet fem sn halten, damit ai« nicht mit ihnen sn Grande gehen.»
Simrook.
In Betreff des Versmaßes ist zu bemerken, daß hier eine Abweicbong
▼on der Regel stattfindet, indem der Abgesang den beiden StoUen nicht
folgt, sondern Torausgebt.
Die harren jchonl , man sülez den frouwcu
wizen, daz diu wcrlt so ste :
sie sehen niht froelich' üf als e,
sie wellen allez nider scliouwen,
iedoch hän ich die rede gehoerct: 5
sie spicdient, daz in freude stoeret, •
sie sin me dan halbe verzaget
beidiu libes unde guotes,
nicmen helfe in höhes imiotes.
wer sol rihten? hie'st gcklagct. 10
1 Die hfrr^n die Bittor. Über die Betonung ron tüttt e. Binleitung.
— 2 wtzen , strafen, taflelu. Man solle den Frauen den Vorwurf machen,
ihnen die Schuld beiuiesseu , duß es in der Weit so (traurig) ätehe. —•
3. 4 xflien, tßflli*n sind COQjonctivc : die Bitter eagen, daß sie nicht wie ehe-
dem den Blick freudig emporrichten , sondern immerfort uicdersciilagen.
— 5 dit' nde, die Gegenrede der Frauen, eig. Verantwortung vor Gerieht,
ReclitfertiKting. — (> fT. sie sagen, was ihnen die Freude stört, verdirbt, das
sei dies, sie hätten beinahe allen Math, alle Hoffnung in Bezug auf Lehen
und (^nt Terloren. 9 ktlfen c. gen. und dat., einem an etwas behilflich
sein. — 10 Aufforderung: wer wird in dieser gegenseitigen Anklage, Be
BChuldigung, Kecht sy rochen: wo ist der Kichtcr?
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t>7. ANKLAGE UNO VEBTUBlDiaUNa. 131
Ein frouwe wil ze frevelliche
schimpfen, ich hab' ftz gelobet,
si tiimbet, obe si iiiht entobet:
ja'n wart ich lobes noch nie so riche.
torste ich vor den wandelbaren,
s6 lobte ich die ze lobenne wsereD.
d6s enhaben deheinen miiot:
ine gelobe sie niemer alle,
swie'z den lösen missevalle,
sie newerden alle guot.
Ich wdiz sie, diu daz niht enntdet,
daz man nennet reiniu wlp :
sö rehte reine so'st ir lip ,
daz si der reinen lop wol Üdet.
ir engap ir niht ze kleine, 35
der sie geschaof: schcen' unde reine,
d^r diu zwei ze samene sldz,
wie gefaoge er künde sliezenl
^r solt' iemer bilde giezen,
der daz selbe bilde gdz. 80
Sich krenkent frouwen unde pÜEiffen,
daz sie sich niht scheiden länt:
die den verschämten bi gestänt,
die wellent Übte oucb mit in schaffen.
35
15
20
11 /r^velliche dkdr.f vermessen, dM Recht verletzend. — IS Mchimp/en^
•ohmen. Es ist ungerttcfatfertigter, grausamer 8pa6 toh etiler Frau (wenn
■ie tagt), ich sei mit meinem Lob zu Ende. — 13 funiben, unverstSTulfg
■ein: efe ist unverständif; oder gar vou Sinneu. — 14 in der That %\ur ich
an Lob nooh nie so reich. — 15 tonte prset. von turi ^>n, den Muth liaben,
sich getrauen, toandelbierfi, wankelmüthig, tadelusworth. — 17 darauf
mögen sie sich keine Hoffnung machen. — 19 die tSnen^ die Leicht-
fertigen. - '20 sif netrerden, es t^i i (l< iin, daß all" gut, brav werdoii.
21 Ich kenne dictjenige, kenne eine (bestimmte) | die keinen Neid
darOber empfindet, wenn man keaaehe Franen lobt. — 34 ({«r«f, erträgt. —
'_'5. 2ß der sie sclnif (Umsclireibuiig für: Gott), bat sie niclit zu kärj^Uch
(er hat sie ri-icblicli) beilacbt. — 2«i der die beiden, Schönheit und Keusch-
heit, zusammenfügte, wie kunstvoll, harmonisch, hat er das zu thun ver-
standen! — 29. 'iO 'il'/e Stil., das Bildniss. /.i7f/<» glfz(^n, bildlich: ein liild-
niss. eine Gestalt gcliafTen. Solche vollkommene Frauen sollte Gott immer
aehaffen.
31 Hck krenken, kranc d. i. lobwach machen, scbwftchen, ernie-
drigen. — 39 dall ilo aleli (Ton den Loten) nicht trennen laisen. — 33 9rr>
ickamf, der sich su schftmen aufgehört bat ts V. 38 eehamloa. ->
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132
daz zw^ne als edete namen
mit den schamolösen werbentl
sicherlich e sie verderbent,
sie newellen's Bich erschamen. 40
37 name , Stand: Frauen nnd Priester. — 88 tp^rben, umgehen, in Verbin-
dung treten. — 40 »ich ertchamen e. gen., fiber etwas in Scham gerathen:
M Ml denn, daft ti« tohaiurAUlt davon ablMsea.
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6Ö. aUT£ L£B£KäART.
133
ea
GUTK LEBENSART.
«Um Min vnminaigllohes Singen in «ntaehuldigen , rtellt Walther
V. 17. 18 den Satz auf, daß mau sich nach der Welt richten müssp, wio
er schon in dur ersten Zeile sein neuerdings angenommenes unfrohcs Wegen
mit der allgemeineu Abnahme der Fröhlichkeit entschuldigt hat. Er weiß
■ich beides als gute Lebeniait nvssulegen. Die dritte Strophe bedient sich
dei so entritCenen Beohtest nnminniglieh ro tingen; die vierte fährt
darin fort, indem sie eine neue Betchwcrdo gegen die Frauen erhebt: sie
machen keinen Unterschied unter den Männern und werden so Schuld an
der allgcnieiucu Yerderbniss.» Simrock.
Zw6 fuoge l;an ich doch, swie ungcfüege ich s!;
der h&n ich mich von kiiide her vereinet:
ich bin den fr6n bescheidenllcher freude bt
ond lache ungeme swk man b1 mir weinet.
durch die liute bin ich fr6, 5
durch die liute wil ich sorgen,
ist mir anders danne alsö,
waz dar umbe? ich wil doch borgen,
swie sie sint, s6 wil ich sin,
daz sie niht Terdrieze min. iO
mancgem ist nnmsere
swaz einem andern wcrre: der sl ouch bl den Unten swsre.
Ilie vor d6 man so rclitc minncciichen warp,
dö wären mlne Sprüche freuden riebe:
\ fftojtt gute Eigeni'cliafc, Geschickliclilceit, Gewandtheit, ungtfüege^
ungeschickt, plump, unbeholfen. — 2 sich vereinen mit gen. oder einem
dieaeu Casus vertretenden Satze: in den Besitz von etwas kommen, sich
etwas zu eigen machen: die habe ich mir angeeignet, erworben. vonkimU
her» von Kmd auf, iieit meiner Kindheit her. — 'i bt atntiMm, eiuuin nahe
•ein. helfen; c. ?en., in Beeng anf etwas beistehen: leh nehme gerne Au-
theil an der verständigen Heiterkeit der Fröhlic lieii. — 5. ilurc/i, um: um
der Leute willen bin ich froh und traurig. — 7 ist mir anders zu Muthe
als so (wie ich mich xeige, stelle). — 8 wa» dar uiub^, was weiter, was
thut's? hor'j'Ti, Huf T?org nehmen (nämlich Freud uud Leid). — 10 dat
sie meiner nicht überdrussig werden. — 11 unnuvre, gleichgültig. — 12 werre
coiij. prass. ; mir wirret, mich sturt, verdrießt; was einem Andern fehle.
Ks gibt viele, die lilr das Leiden Anderer keine Tliciln \limi> haben, awüprr,
zur Last, Uberlästig: der sei den Leuten, in deren « t«jäolläcl)at't er sich
befindet, auch lustig, zuwiticr.
13 liebreich liandelto, sich liebenswürdig benahm* 14 /reudem
Hektf yeioh an Fx«iidett a Freude spendend.
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lU
I« LIBDBB.
8tt daz diu miiuiecllche mione al86 verdarp, 15
Bit sanc ouch ich ein teil unminnecUche.
iemer als ez daone st&t,
al86 sol man danoe singen:
swenne unfuoge nü zerg&t,
86 siiig^ aber von höveschen dingen. 20
noch kamt freude und sangos tac:
wol im der's erboiten mac!
der'z gelouben wolde,
so f rkande ich wol die fuoge, wenn* unde wie man singen solde.
Ich sanc hie vor den frouwen umhe ir blözen grnosi 25
den nam ich wider mime lobe ze löne.
swa ich nu des geltes sö vergebene warten muoz,
ddk lobe ein ander, den sie grüezen schöne. *
swä ich niht verdienen kan
einen gruoz mit mime sänge , 30
dar wend' ich vil liersclier man
minen nac od ein min wange ;
daz kit : «mir ist iimbe dich
rehte als dir ist nmbe mich.»
ich wil miii lop keren 35
an wipi die kunnen danken : waz h&u ich von den überhören V
Ich sagt! in, waz uns den geincineu schaden tuot.
diu wip gelicheut uns ein teil ze sere,
15 stt daz, seitdem. — 16 ein teil, zum Tlieil. unininnedic/te adv., unlieb-
lieh, tadelnd, scharf, grob. — 17 danne, eben, gerade. — 90 «tf «'^VN
KUipso von »>/<. — 21 Sanges tac, der Ta'^'^, «lin Zeit, wo man wieder sinken
kann. — 22 erbeiten c. gen.. etwas crwuiteu. — 23. 24 wer mir K^^^ubeu
wollte (der sei versichert), daQ ich recht Rat die pMSUehe Art und Weite
verstünde^ wann und wie man Bingen soll.
26 wider, gegen, für mein Lob. — 97 geU , Vergeltung, Besablung,
I.olin, vfi ijchene adv. , vergeblich. — 28 [irüezm ist conj. : derselbe steht,
weil es uugewi&s ist, ob sich ein solcher finden wird. — 31 dar, dahin.
hir$ch sss hiriich ^ ▼ornehm, etols. — 39 itae, der Keeken, dat toange ttn.,
die Wange. Di-neji keine ich stolz meinen Rücken oder eine Seite meines
Gesiebtes zu. — '6'i kit prees. von kuitlen, (juedf/i, sagen : das heißt: es ist
mir so viel an dir gelegen, wie dir an mir: wie du mir so ich dir. — 35.
36 n ich fitp intcrpungieren die Herausgeber stark; dadurch legen sie der
Stelle einen Sinn unter, den sie nicht Iiat: von dem im folgenden Liedo
ausgesprochenen Unterschied von Frau und Weib ist aber hier keine Rede.
Der Dichter Mgt vielmehr: ich will mein Lob den Frauen anwenden, die
zu danken verstehen. — S6 überhSr, flbervomebn, -atols.
37 Was uuA den offenkundigen allgemeinen Reliaden thut. — 3S jjre-
Itchen, gleichstellen, -setzen: die Frauen stellen uns etwas (ironisch»
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68. eUTB LBBBH8ABT.
135
das wir In alsö Uep sin abel alse guot:
seht, d&z geliehen nimet uns firende und 6re. 40
schieden uns diu wlp als 6,
das sie sieh oach liezen scheiden,
das gefromte uns iemer
mannen unde wthen beiden.
was'stöt abel, waz st6t wol, 45
Sit man uns niht scheiden sol?
edeliu wlp, gedenket,
das ouch die man waz kunnen : geliehen s^iuch, ir sit gekreuket.
viel) zu gleich, untcrMcluideu zu wenig. — li'j da:, so daß. also, ebenso.
So dafi sie in ihrer Liebe keinen Unterschied machen zwischen bös' und
gut, — 40 da» gtltchen. dirse Gleichstellung. — 41 niaohtea sie wie f rüher
einen Untenehied unter uns (zwischen Guten und Bösen). — 4< yf/rumt,-,
nützte, brächte Vortheil. — 45. 46 was ist schlecht, was gut, wenn mau
zwischen uns uicht unterscheidet? — 47 oedenketf bedenkt. — 4S wa», etwas.
kumit$mf ▼erstehen, gettchtn Ist oonj. Wenn nuoh sie eneli (Gate und
Bdse) glelohttellMi, bq seid ihr erniedrigt
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69.
WEIB UND FRAU.
DIeeet Lied, worin der Name Weib Uber den Namen Frau geatell«
wird, war uamenttich der Anlaß au dem bekannten 'Streite swiBchen
Frauculob und Regenboge (v. d. Ilagen'f Minnesinger, 2, 345'' f.) ftbcv
den Vorzug von Weib und Frau. «Der Grund dicse^j Vorziiijs el>rt uiisfie
Säuger: er berulit darin, daü in solchem Ges^ensatz das Wort Frau uur
den anfUliffen Vorrang höherer Geburt, der Name Weib dagegen daa
innere Wesen edler Weibliehkeit bedeutet.» tJhland. Klar ist dies in
folgenden Stellen: von geburtr nn f murre i.if .si und von fügende ''in u'p
(Ulrich von Lichtenstein v. d. llagen's Minnesinger, 2, SC*''); man muoz si
eine Jrouwen nennen von ir höhen art — *i ist von fugenden ein guot uip
(Docen'a HiaceUaneen, 1» 110).
Wip muoz 6t iemer stn der wibc höhste name
and tiuret baz dan.frouwe, als ich'z erkenne.
swi nft deheiniu sl, diu sich ir wipheit schäme,
diu merke disen sanc und kiese denne.
under frouwen &int unwlp, 5
under wlben sint sie tiure :
wibes name und wibes lip
die sint beide vil gehiure.
swio^z umb' alle frouwen var,
wip sint alle frouwen gar. 10
zwlvellop daz hoenet,
als under wllen frouwe: wip d^st ein name der alle kroenei.
1 f'Sfisfe die schwache Form =^ hohtter, hocli, au Werth ubertrefiend,
vorzüglich. Der Name Weib ist die schönste Benennung, dio man dem
Weibe geben kann. — 2 tiuret fmt , ehrt mehr, ist ehrenToller. «/.» ieA'z
vrkenrtf, so viel ich weiß, verstehe. — 3 swci , wo irgend, inp/ieit, weib-
liclies Wesen, Weiblichkeit: hier so viel wie: des Namens Weib. — 4 mer-
ken , genau acht geben auf etwas, kies«, w&ble. — h »int, gibt ea. utuotp^
wae den Namen Weib nicht verdient» lehleehtes Weib. — > 0 f/arr#, selten*
im Sinuc von: prar niclit VDrhanden. — 8 't- fiiurr, fatniliaris, lieblich, tran-
licli. — y (loch wie es auch mit allen Frauen stehen mö>;e. — lO Weiber
sind alle Frauen: der Name Weib begreift auch dio Frauen in sich (nicht
umgekehrt). — 11 tmveltop, zweifelhntfr s . zwrideuti^'es Lob. fitrm'n , ent-
ehren. — 12 jrouu e, der Name, die Benennung Frau. J)agegcn ist die Be-
nennung Weih ein Name, der alle (daa gaaae weibUehe Geiehleeht)
dcbmUckt.
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70. DER MINNE SITTB.
137
70.
DER MINNE SITTE.
Der Dicliter tadelt dio Abnoignng dor Mitmc gcpcn das Alter und
den Maniicsernst, und ilire kindisclic Vorliebo für Jugend und Thoren. Ohne
ihr dcu bislicrigeu Dienst ganz aufzukündigen, will er ihn doch fortan
auf das kleinst« MaA betobrinken. In ftlinlieber Weite wie bier Weltber
watf ichon Heinriob ton Veldeken den Frauen vor, daß eie graues Haar
hassen und neues Zinn dem alten Oelde Tonieben (Minnesangs Fiflhling
62, U).
Minne diu hkt einen site,
tlaz si den vrrmiden woldc,
duz gezieme ir baz.
si beswicret mancgen mite,
den si niht beswa?ren solde. 5
wo, wie zimt ir daz?
ir sint vier und zweinzic jär
vil lieber daime ir vicrzic sin und stellet sich vil übel«
sibt s' ieuder gräwez här.
Minne was miti frowe sö gar,
da/ ich w(')l wisl' al ir tougeu. 10
iiu jst mir so geschehen :
kumt ein junger iezuo dar,
sö wird' ich mit twerhen ougeu
schilhend' an gesehen.
armez wip, wes müet si sich? 15
weiz göt wan daz st liste piiiget und t6ren triuget, sMst
doch elter vil dann* ich.
1 der siify Brauch, Qewobnbeit. S dat »i, wenn sie doch. e«r-
tuiden^ unterlassen; aufgeben. — S getCBiue^ geiiemte; stünde ihr besser
an. — 4 mite — da mite, wie Iwein 6500. Erec 1059: damit beschwert, be-
lästigt, bntrübt. — 8 xich stellen, sieb ansteUen} sieh üb0lä tt,f sieb web-
leidig gobäbrden. iender^ irgendwo.
9 frowe^ Herrin , Gebieterin : der Minne war ich so gans orgeben. —
10 riat tou'jrn 6tn. , Geboimniss. Daß ich um alle ihre ITciinlichkeiten
wußte. — 12 iezito, jetzt, rfa'", daher. — 13 iwrch, schief, schel. —
14 »chilhendf, schielend, von der Seite. — IS toes, warum. — 16 weiß Gott,
nur daß (ob^chon ;, sie (Toiletten-) Kttnste ttbt and damit Thoren ti^nscbti
fo ist sie doch viel alter als ich.
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138
1. LIEDBB.
Minne h&t sich an genomen
daz si g^t mit tören umbe
springend' als ein kint.
war sint alle ir witzc komea? 20
ves gedenket si vil tumbe?
8* ist joch gar ze blint.
daz ir rüschen nienen lät
und füere als ein bescheiden wipl si 8t6zet sich, das
ez mir an min herze g&t.
Minne sol daz iiemen iilr guot, 25
under wilen sö si ringet,
daz ich sitzen ge.
ich hän also höhen muot
alse der vil höhe springet.
w6, waz wil si's me ? 30
anders diene ich swä ich niac.
besuoche wa die sehse sin: von mir hat s^ in der wochen
ie den sibeuden tac.
17 »ich an neinen, sich befassen, unterfangeu, uugewüijuen. — 18 mit
tdren, d. i. jungen unerfahrenen (tumben) Leuten. — springen , hüpfen.
— 20 diu uufte, Vorstand: \vo ist ihr Verstand hingekommen? — 21 was
denkt die Thorichtc? — 23 ru$chen^ rauschende, geräuschvolle Bewegung;
doch gübe iiuch rutschen^ wie die Würitbarger Hb. liest, sich hin und
her bewegen, einen guten Sinn, nitnen = niene en, verst&rktes luAI«
Möchte sie dueb ihr gerftaschvoUes Umherfahren lassen und sieh wie ein
verständiges Weib lunvei^'ün. — 24 si stozet .sic/i , d. h. weun sie so blind
und unvernünftig springend umherfährt, wird sie sich stoßen, daü es mir
leid thnt, mich erbarmt.
25 für guot nemen, gut, freundlich aufnehmen: sie soll es mir nicht
übel nehmen. — 36. 27 daß ich, während sie ringt, sich müht, abarbeitet,
mich hinaetse. — SO was verlangt sie mehr, weiter (als Ituhca Muth). —
31 anders gen. adv., außenlem, sonst (d. h. wenn ihr das nicht genügt);
wo ich kann; wo es mir gefüllt. — 32 öesuoclien, suchen, versuchen. Die
Minne mag zusehen, wo mau ihr die sechs Wochentage dient; von mir hat
sie nur noch einen, den siebenten su beanspruchen, d. h. wol den Sonn-
tag, also so gut wie gar nichts, da man weder arbeitet uoeh weltlichen
Geschäften nachgeht, sondern der Rulic pflegt. Vielleicht eine Auspielung
auf das mosaische Gebot, Exodus 20, ü. lü: sechs Tage sollst du arbeiten
und alle deine Dinge beschicken, aber am siebenten Tage iet der Sabbafh
deines Herrn, da aollsfe du kein Werk thnn.
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71. FREUDLOSE ZEIT.
139
71.
FREUDLOSE ZEIT.
Klage über die Verderl.niss der Welt, wo Treue, Zucht und Ehre
reraoliwinde und Gesaug und Schönheit nioht mehr xa erfimatti vafinOgiOii.
Bin« andAM Strophe denelben Tones eteht unter Nr. 8.
Waz sol lieplich sprechen? waz sol singen?
waz sol wlbes schcene? waz sol guot?
Bit man nieman siht uäch freuden ringen ^
Sit man übel &ne Torhte tnot,
Sit man triuwe, milte, zuht und ^re
wil verpflegen sö s^re ,
sö verzagt an freuden maneges muot.
6 %crpfiegtn^ zu pflegen nafhOren, aufgeben.
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140
1. MBDim.
72.
KLAGE Ober den vekfall der kunst.
Bohe Toawttisen habta den edaln QeMog an dm HOfea vtrdrfingt,
Min0 wurde li«gt daiiiieder, die Roheit hat gesiegt. Die dei rechte
Siti^'cn stören, deren ist Jetzt uDglcich mehr, denn die et gerne liüren.
Die so vermessen lärmen, thun wie die Frösche im See, denen ihr Schrcion
so wohl gefällt, daA die Nachtigall davon verstummt, so sie gern«) mehr
■Ange. Man lollte dieier Hoheit Schweigen gehieten und aie tob den
Bnrgen etoften, au den Bauern, Ton denen aie gekommen ist.
Unter diesen unliöfischen Weisen, die in den ritterlichen Gcsanff
eindrängten, ist, wie Uliland schon früher vormuthet und in seiner Ah-
liandlung über das Volkslied näher begründet hat, jene Qattung tou Lie-
dern gemeint, die man nnter dem Namen Dorl]poeeie begreift und deren
Erfinder oder doch Hauptvertreter Neidhart itt. Das Ided gehOrt wol in
dieielhe Zeit mit den Sprachen Nr. 107. 106.
Öw6 hovellchez singen,
daz dich ungefüege doene
Sölten ie ze hove verdringcn!
daz sie schiere got gehoenel
^w6, daz dln wirde alsö geliget, 6
des sint alle dtne friunde unfrö.
daz muoz eht 86 sin, nü st alsö:
fr6 Unfuoge, Ir habt gcsiget.
Der uns freude wider braehte,
diu reht und gefQcge wserc, 10
hei wie wol man des gedsehte,
swfc man von im seile msere !
wser' ein vil hovelicher maot,
des ich iemcr gerne wünschen sol.
frouwcn unde harren zseme ez wol: 15
0W& daz ez nieman tuotl
1 koveltch^z singen = höveicher sanc (s. Mr. 107, 5. 108, 4), ücsuii;;.
wie er dem Hofe, der gebildeten Oeeollsehaft angemessen ist. — '2 uu-
yffüfge, roh, unKeschlaoht. — 4 dm $ie yut yefnene, eine Virwinischiui^^
9Ckiere^ bald. — 5 <jeii(jet, daniederliegt. — > 7 «A/, halt, nun einmal^ nun
Bei es so. — 8 /ro, gekürzt, wie regelmäßig Tor Personennamen, s frouwv.
ün/uog"., personificiert, I nkunst, Koheit.
y Der — wenn einer; so auch V. 33. wider, eurUck. — 10 rC' hte,
anständige Frende. — Ii hei, wie rühmend würde man Feiner gedenken ! —
12 wo immer man von ihm erzählte. — 13 f. das wäre höüsche Ucsinuung,
auf die mein ganset Wttnsehen gerichtet ist. <— 15 hirrtn^ Bitter, dann
anob der hohe Adel und die Forsten.
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n. KLAGE ÖBBA DEN VERFAI.L DKB KUNST.
Die daz rebte singen stoereut,
der ist ungeliche m^re
danne die ez gerne hoerent.
des volg' ich der alten l^ro: 20
ich enwil niht werben ze der mül;
dä der stein sö riuschend' unibe gat
und daz rat sö maiieg^c unwise hat,
merket wer d& harpfen sül!
Die sö frevellichcn schallent, 25
der muoz ich vor zorne lachen,
daz s' in selben wol gevallent
mit als ungefüegen sachen.
die tuont sam die frösche in eime sö|
den ir schrien also wol behaget, 30
daz diu nahtegal d& von verzaget,
sö si gerne sunge me.
Der untuoge swigen hieze,
waz man noch von freuden sunge,
und sie abe den bürgen stieze, 85
daz si dä die frön iht twunge!
wurden ir die grözen höve benomen,
daz wser' allez nftch dem willen min :
bien gebüren lieze ich sie wol sin,
danuen ist s' ouch here komeu. 40
18 deren eind (leider) ungleich mehr. — 20 darum folge loh dem alten
B«th, Spruch. — 2t werben, eich umthun, thfttig Min: vgl. Freidank 127,
25; mich dunkel niht daz iernm sül zr Imn^e harpfen in der mül. Ncidhart
09. 37: xtcat ich ir ges nge, d^'i.il <j<'härph>'( in der mül. te, in. — 23 un-
msef schlechte Melodie.
35 f. Darüber muß ich vor Zorn lachen, daA di^eni'^en, die auf so
fpsdbe Weim Iftrmen, sich selbst wohl gefallen. — SI vertaget , den Muth
SU »innren verliert. — 32 xun^/e, s-aii^'o.
40 Dieser Vers ist Fortsetzung von Y. 33. In dieser Weise wardan
hftnfig Bwei «uammeDgehörfge Sfttse dor^b elnaii ZwitohaDtata gatmiit;
man übcrsetst richtig, wenn man mit diesem anfängt: wie viel wUnlo man
noch vun Fr«nde alngen, wenn einer die Unfuge sciiweigen liieße uud . • •
— 89 Ueut ContiMtion s 6( ätm, — 40 dtmnen A«r«, dalier.
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142
I. UBDBB,
73.
FKÜHLINGSEKINNEBÜNOEK
Ein Frtthlingslied mit wehmüthigen Erinnerungen an entschwunden»
fIrOlillebeM Z«lt, ohne ZwtUU in Weither'* spätem Jahren uud nach einer
■chwsren Knnkheit gedichtet, die er nioht m flbentelien erwartet hatte.
Der rife tet dcB kleinen vogelen
daz sie niht rnsungen.
nü hörte ich s' aber wünnecllche als 6:
nu jst diu heide entsprungen.
dä sach ich bluomen strlten wider den kl^, 5
weder ir lenger wsere.
miner frouwen seite ich disiu msere.
Uns hat der winter kalt uud auder ndt
vil getän ze leide.
ich wände, daz ich iemer bluomen rot 10
saehe an griiener lioide.
joch schäte ez giiotcn üuteu, waere ich töt,
die nach freuden rungen
und ie gerne tanzten unde Sprüngen.
Yersftmde ich disen wanneclichen tac, 15
BÖ wser' ich verw&zen
und wsere an freude ein angestltcher slac:
dennoch müese ich l&zen
al mlne freude, der ich wllent pflac.
got gesegen' inch alle : 20
wünschet noch, daz mir ein heil gevalle.
4 nun prangt die ileide in neuem GrUn. — i toider, gegen. — 6 toeder
ir, welches von ihnen beiden, d. h. Blnmen und Orae wnolieen envridtr'
»tritt um die Wette.
10 ich glaubte , daA leb nlemale wieder. » IS ee wilre doeh wo!
ein Verlust fikr gute Mentcben, wenn ieh (und mit mir mein Gmang)
todt wäre.
15 9tr*{imm, unbeachtet, nnbenntet hingehen Uesen. — 16 vwioaten
part. von verwnzen stv ., verdarnnjen , verwtinsclicn , zu Grunde richten:
10 wäre ich verloren und ca wäre fUr die Freude ein schreckliclier , tödt*
lieher Schlag. '— 18 dennoch, sodann noch: tiberdies mttllte ieh fahren 1as>
■en, dahingehen. — 19 wilentt weiland, einst. -> 21 gewaUmn, sufaUeu.
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74. TnidCHTNlSS.
148
74.
VERMÄCHTNISS.
Um allen Erbttreitigkeiten iiaoli niii«in Tode TOfsubeugeu, verlttgt
der Diohtor In Ironitoher WefM Uber teine bewegliehe und nnbeweglicbe
Habe, indem er sein Unglück den Neidern, seinen Kummer den Lügnern,
seine Thorheiten den falschen Minnern und den Liebesscliraerz den Frauen
▼ermaclit. Doch ist es noch nicht an dem« er kehrt zurück, um zu er-
küren, daO er nun erfahren habe, womit man die Frauen häufen weite
gewinnen könne: nlmUeh dnreh Yereehwttren von Leben und Seligkeit.
Kr besinnt sich aber wieder und vcrwQneebt, inironiieh höhnender Weise,
jeuc, die sich solclicr Mittel bedienen.
Ich wil nü teilen, e ich var,
min varnde guot und eigens vil,
daz iemen dürfe striten dar,
wan den ich^z hie bescheiden vil.
al min ungelücke wil ich schaffen jenen 5
die sich hazzes unde nldes gerne wenen ,
dar zuo min unsselikeit.
mlne swsere haben die lügonserc,
min nnsinnen schaffe ich die mit valsche minnen,
den frowen n&ch' herzeliebe senediu leit. 10
Nü bitet, lät mich wider kernen:
ich weiz der wibe willen wol.
ich h&n ein jehe von in vernomen,
dä mite ich mäuege erwerben sol.
1 teilen f testameutariscli Uber eine Hinterlassenschaft verfügen«
9am, sieben, reisen, abfahren; dieser Ausdruck Tei^lichen mit V. 11
enthält den Doppelsinn von Tod und Abreise (s. liieger S. 65). — 2 varnric
guot. fahrende, beweglicbe Habe, eigen, ererbtes Grundeigenthuni. —
3. 4 damit niemand darum zu streiten braucht, als diejenigen, denen ich
es bestimmte, icmen im abhängigen Satze wie h.'iufig statt des negativen
uieinen. — 5 unjeliicke, das einzelne Misslingon, Unglücksfälle, sclmjffnf
(testamentarisch) vermachen. -- sich w^'nen c. gen., sich gewöhnen, ge-
wohnt sein. — 7 dar »uo, dazu, überdies noch, unttelikeit^ dasUnglttok,
das, fatalistisch gedacht, auf einem titht. — 9 äa* uminnm, dae ThOricht-
sfin: meine Thorheiten vermache ich denjenigen, welche. <f«r naUeh,
Treulusigiieit, Falschheit.
U Nun wartet (bevor ihr euch in meine Habe thellt) nud laAt mich
sttrackkeliren. — IS ef» jehe stf.. Aussage, Aeufterung. —
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144
ich wil 11p und 6re und al m!n heil verswern: 15
wie mac sich deheiniu daune min erwern?
uein ich, weizgot, swaz ich sagel
got der solde rihten, obe er wolde,
die 86 Bwüeren, daz in d'ongen üz geffteren
und sich doch eines stiesen inme ti^e. 20
17 nicht doch, wai immer ich auch da sage, ich werde es bei Gott
doch nicht thnn. — 18 f. diejenigen, die in dieser Weise schwören,
tollte Gott strafen, daß ihnen die Augen aus dem Kopfe führen und
■ie sich (infolge dessen) wenigstens einmml im Tage Anstießen. £»• Aus>
fkhren der Augen ist göttUehe Strafe, die s. B. mi AnnoUed V. 831 (ed.
Benenberger) einen Leugner Gottes nnd Lleterer der Heiligm ttiflk.
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75. AM L£B£N8AB£»0.
145
76.
AM LEBENSABEND.
Wol vierzig Jahro und darüber, Tersicbeit uus hier Waltlier, habe
•r Ton der Minne geanngen. Aber Yorthell habe et Ihm keinen gebracht,
dämm sagt er sich los von ihr: sein Minnesang möge nun Andern dienen,
ihre Huld sei dafür sein Lohn. Noch strebe er mit unverdrossener Em^ij?-
keit nach sittlicher Würde , wie er es von Kimlhcit auf gewöhnt sei; nicht
ganz ohne Erfolg, denn wie arm und gering er auch sei, stehe er doch
in Ansehen nnd Achtung bei den Tttehtlgen. Die Würdigkeit in bewah»
ren bis ans Snde sei das Höchste, Nvas man hienieden erwerben kOnne.
In diesem und dem nächstfolgeudeu Liede dfssplben Tones wird in-
sofern von der Regel abgewichen, als der Abgesang oder der dritte ua»
gleiche Theil in der Mitte swischen beiden Stollen steht.
Ir reinen wip, ir werden man,
ez stßt alsö, daz man mir muoz
er' unde minneclichen gruuz
noch volloclicher bieten an.
des habet ir von schulden grcezer reht dann' 6: 5
weit ir vernemen, ich sage iu wes.
wol vierzic jar hab' ich gesungen oder mö
von minnen unde als iemen sol.
dö was ich's mit den andern geil:
DU enwirt mir's niht, ez wirt iu gar. 10
min minnesanc der diene iu dar
und iuwer kulde st min teil.
4 roUee(€cA«r, in größerer Fülle, reichlicher. 5 dasn habt ihr Ton
Rechts wegon noch größere Verpflichtung als früher. — H wes adv. gen.,
wanun. — 7 uol, leicht, oder ine, oder ujclir, darüber, — 8 unde alu te tuen
«0<« nnd swar wie jemand iuuIj, d. h. gebührender Weise. Darum mache
ieh nmeo mehr Anspruch auf Ehre und Qruß. — 9 damals war ich mit den
Andern fröhlich, lustig darüber (nämlich Uber meinen Minnesang). —
10 nuu habe Ich nichts nielir davon, es i«t ganz euer. — 11 einem dur
ditntHt jemand nach einer bestimmten Bichtuug hin behilflich sein« ^
19 AmMc, Onnet.
WALTBan TON OXB TOttUiWEIfin« Jd
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146
I. LlEDEJi.
Lät micli an eimc Stabe gätt
und werben umbe wcrdekcit
mit unverzageter arebcit, 15
als ich von kindc Iran getan,
so bin ich doch, swie nider ich si, der werden ein,
jreiiuoire in miner nu\zG liö.
ilaz niüet die nideren; obe mich daz iht swache? nein,
die biderben hant mich deste baz. 20
diu wernde wir de diu'st so guot,
daz man ir'z hoehbte lop sol geben,
ez'n wärt nie hovelichcr leben,
äwer so dem ende rehte tuot
13 f. a» Hmt »tobe gan ist bis vor kurzem allgemein aufgefaßt und
flbersetzt worden: wie ein alter Mann, Greis, am Stabe geben. Aber das
passt weder zum Vorausgehenden noch zum Nachfolgenden. An einem
Stabe t,'ohtMi hoifjt hier so vi»^I als zu Fuü tj:chcu und steht im Ge;jjonpatz
ZU Beiten. Wie viel ich auch Andere in meinem luigen Leben glücklich
gemacht habe, mir Ist daTon nichts geblieben. Setst den Fall, daß ich
arm. nicht, w=o es einem Edeln ziemt zu Pford , sondern (gleich einem
Sänger der niedersten Art) su FuIj, mit unverdrossener Thätigkeit, wie
ich von Kind auf gethan, am Ehre ringen müßte, so bin ich doch, wie
crerin<4, niedrig ich auch sei, der Werthen (Edelu) einer, und in einer
.Stellung, hoch genug, um meiner JJrscheidenheit zu genügen — 19 iitü^t,
ärgi-rt. die nidert'n^ die niedrig, gemein Denkenden, »wache, erniedrige,
herabsetze. — 21 diu toernät Wirde, der dauerhafte Werth. — *wcr *6
s als wer, als wenn einer«
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16. D£& WELT LOHN.
147
76.
DER WELT LOHN.
Wftllfa«r rlliUt lidi svr IvtittD Fallit. Mit dem Wuniohe , daß es
•eliier Seele wobl ergehen mOge, eateegt er der irdieohen Tmrgtngliolien
Liebe , um sich nun der göttlichen ewigdaueruden susuwenden. Klage
tiber den Unbestand und Undank der Welt, die außen schön und innen
bohl und leer seii was sie früher gegeben , nehme sie vriedor zurück und
fttr den, der taniendmal Leib and Seele lUr eie gewagt, habe aie bloß
Holin nnd Spott. Der IMohter sohlleAt mit der Drohnng, daA die Beibe
aneb bald an lie kommen werde.
Min sele müeze wol gevarn !
ich liän zer werltc manegen lip
fjemachet frö , man iinde wip :
künd' ich dar und er mich bewarn !
lobe ich des libes minne, dois der s6lc leit;
si gibt, ez si ein lüge, ich tobe;
der wären minno gibt si ganzer stsetckeit,
wie guot si si, wie s' iemer wer.
lip, \k die minne, diu dich lät,
und habe die stseten minne wert :
mich danket, der dü hast gegert,
diu Bi niht visch uiiz au den grat.
Ich bäte ein schoenez bilde erkorn:
6w6 daz ich ez ie gesach
od ie sö vil zuo z'ime geßprach !
ez hat schoen* ünde rede verlorn.
1 Meine äeelc möge nxit fabreu (d. h. zum Himmel, nicht zur Hölle).
— 2 xfr werlity in der Welt, manegen Up^ manchen. — 4 verstOnde Ich
mich dabei nur selbst zu «iohern. — 7 sie sagt, daß nur die walire (gött-
liche) Jjiebe von lieatauci sei. — 8 wer, dauere. — 11 mich dünkt, die
Liebe, nach der du verlangt hast. — 12 visch um nn ürn urät, sprichwürt-
liche , auch sonst im Mittelboobdeutsohen begegnende Bedensart : gans,
durchaus Fisch sein. Hier: die (Irdlache) Liebe ist nicht rein von fleisch-
Hoher sinnlicher Lust, nicht durchaus echt. \ Innt <//• ri öu<t'\ diu -it -h
ld( . « j i»t niht «itcA um an den grät , Mone^s Schauspiele des Mittelalters,
1, S18. Umgebehrt wird von Maria getagt , sie sei Hteh un» an den grat
(Tgl. Mhd. Wörterbuch, 1, 567).
13 da» bilde, die äußere Bekleidung, UUUu eines Wesens, J^^rschei-
nnng. — IS «d die Anmeik. an Nr. 56, lH, —
10*
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I. L11U>£E.
dä wollte ein wunder inne, daz fuor i'ne weiz war.
da von ^^esweic daz bilde iesä:
sin liljeiösevarwe wart so kaikervar,
daz ez verlos smac unde schin. 20
min bilde, ob ich bekärket bin
in dir, so lö. mich üz also,
daz wir ein andor vindcn frö :
wau ich muoz aber wider in.
Worlt, ich hän dinen Ion ersehen; 25
swaz dii mir gist, daz nimest du mir:
wir sclu'iden alle bloz von dir.
schäm dich, sol mir also geschehen.
ich luiu lip unde sele (des was gar ze vil)
gewäget tüsentstunt dnrch dich. 30
nft bin ich alt und liä^t mit mir diu gamijclsiil.
ist mir daz zurn , sü laclicst diu
nü lache uns eine wile noch:
dfn jämcrtac wil schiere komen
und nimct dir swaz du uns hast benomen 35
und brennet dich dar umbe iedoch.
17 das Hild war von einem wunderbaren Etwas bewohnt; das eutüob, ich
weiß nicht wohin. — 18 infolge dessen verstummte es. iesä, alaogleioh*
— 19 lUJfrSievarwe (Tgl. su Kr. 27, 1), ein doppeltet Gompo^ttun: an«
Lilien und Boten gemitebte Farbe (wie Milch und Blut), k^kenar^ Icer-
korfarhij,' , faljl. — -0 smac unde sc/itn , Duft uiul (ilanz. Dftft tnau unter
diesem üiide, wie üieger S. 77 will, den schönen Leib der «inet gelieb-
ten, nun gestorbenen Frau, an Terstehen habe, ist an besweifeln. Kaeh
Simrock bt-zelelniet das Bild des Diclitt>rs eigenen Leib, in den er h< '\ der
Auferstehung wieder zurUckkehreu nxxib (Z. 24). — 21 bekärket, eingekerkert.
— 84 tn, d. )i. in dae Bild; denn flkr immer kann ieh nicht ans meinem,
Lebenskreise heraus.
30 gewäget, aufs Spiel gesetzt, tusenf^tunt , tausendmal, dich} d. h.
die (Hof»)WeU. — 31 gampHspU, Scherz, Spaß, Poasenspiel, von gampen
(auch ffumpen)^ hüpfen, springen, eoberjcen. Die junge Welt versteht ihn
nicht mehr, spottet seiner. — H Jamertac^ Tag des Leidens, der Klage.
wil, wird. «cAiert, bald, rasoh. — 36 damit ist die Glut der HöUe gemeint.
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Tl. AB8CBIBD VON DER WKLT. 149
77.
ABSCH1£D VON D£K WELT.
Der Teufel hat ein Wirthsliaus, genannt Welt; für die Frtnuicn, die
man darin genossen, muß man ihm am Eudu die Zeche bezahlen. Dies
itt hier dargestellt in einem Zwiegeiprftoh switchen Weither und der
Welt, die als Aufeuthaltsort und zugleich als der Inbegriff irdisoher
Freuden und irdisclu'n Sinnes gedacht ist. Als letzterer erscheint sie
personificiert. Daß die Welt von vorn schön und liebreizend, von rück-
wärts aber häßlich und grauenerregend sei, ist eine alte vielvorbreitute
Allegorie, die in mhd. Zeit iweimal, in einem epischen Liede des Gnotnre
d. Hagen*e Minnesinger, 2, 41 f.) und in der Erzählung «Der Welt
Lohn» von Konrad von W^ürzburg zu poeti^^chcni Ausdruck crt-lanj/t ist
Dieser legt dem Diener der Welt einen bekannten Diohternauieu bei,
Wimt von Grafenberg. W. Waekemagel hat es wahrsoheinlich zu machen
getaeht, daft hier eine Verwechslung mit Walther stattgefunden und daD
deeieil beide Lieder (Nr. 76 und 77) die erste und nächste Veranlassung
zur ganzen Sage gegeben haben (s. Zeitschrift fUr deutsches Altertbnm,
6, 151 ff.).
Fr» Werlt, ir 8ult dem wirte sagen,
daz ich im gar ycrgolten habe:
min grözitt gülte ist abe geslagen,
das er mich Ton dem brieve schabe.
8wer ime iht sol, der mac wol sorgen: 5
d ich im lange schuldic w«ere, ich wolte d z*einem Juden
borgen,
er swtget onz an einen tac:
sö wil er daone eine wette hftn, 86 jener nibt vergelten mac.
«Walther, dfi zürnest &ne nöt:
dü solt bt mir bolihen hio. 10
gedenke weich dir ereu bot,
waz ich dir dines willen lie.
2 im gar vergolten , ihn gän/.lich bezahlt. — 2 gülte ^ Schuld, uiff
Blnhen, erstatten, abtragen. — 4 dat, sagt ihm, daß. Ar/e/, Urliunde,
Schuldbrief, x 'hah' jt, kratzen, radif-n-ti : von dem hihee xrhabrn, vom
Schuldbrief ausloschen, tilgen. — 5 wer ihm etwas schul lig ist, dem kann
wol bango sein. — 6 i'tinem Juden borgen, von, bei einem Juflen Geld
entleiben. — 8 eine tosrftf etn.» ein Pfand. Wehn jener nicht bezahlen Itann,
dasn aufier Stand ist, so Terlangt er dann ein Pfnnd. d. i. die Seele.
U weich — ir /: i /i. Diese Colittact ioti stellt schon hei Otfriod, T, 3,
29. II, 8, 18. — 12 läten, sulassen, geschehen lassen: wie oft ich deinem
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150 I- LIEDBB.
als dö mich dicke s^re bißte.
mir was vil inncclichou leit, daz dü daz ie s6 selten tsete.
bedcnko dich, din leben ist guot: 15
sö dü mir rebte widersagest . so wirst du niemer wol
gemuot.»
Fr6 Worlt, ich hSin ze vil gesogen,
ich wil entwoiien, des ist zit.
diu zart hat mich vil nach betrogen,
wand' er vil süezer freuden git. 20
do ich dich gosach rcht' nnder ougen ,
do was din schouwen wünnen rieh , des niuoz ich johen
al sunder lougea :
doch was der schänden alse vil ,
do ich din hinden wart gewar, daz ich dich icmcr schel-
ten wil.
«Sit ich dich niht erwenden mac, 25
BÖ tuo »loch ein dinc, des ich ser :
gedenke an manegen liebten tac
und sich doch nnder wilen her,
niuwan sö dich der zit betrage.»
daz t8Bte ich wunderlichen gerne, wan deich fürhte
dine läge, 30
▼or der sich nieman kan bewarn.
got gebe iu, frouwe, guote naht: ich wxl ze herebcrge
varn.
Willen nachgab, ilili «rfttllte. — 13 u're, inständig, bmte, batest. —
16 du fuhrst ein «n^nehmeB Leben. — 16 rehte voidertQggn^ wirklich Fehd«
ankttnden.
17 Die Welt ist InCi ;ils Muttor gedacTit, Walther als Säugling.
vilt zu lang. — lö entwonen, sich entwöhnen, ablactari. — 19 der *art^ müt-
terliche Liebkoaung, Zärtlichkeit. Hl n&eh, nahezu. — 20 <t, d. f. der »ort.
— 2l undpr oi((j' n. ins fiesicht. — 22 dtn »choHu en, dein Anblick, at sundrr
louyen, ohne alle Widerrede. — 23 der schänden <itse vil, so viel des
Schminliehen , S c h e u 0 1 i c ]i e n .
25 fi-irr/ide 'I , zur T'mkohr bewegen. — '-"^ ''''man, nur. mich be-
trayel c ucn., icii einpfinde I.aiiguwoile, Verdrtilj über etwas. BloD wenn
dir die Zeit lang wird. — 30 wiindcrliclfn adv., wunderlich, sehr, überaui.
ivan deich, nur daß ioh, aber ich. diu Idy^» Hinterhalt, Fallstrick. —
32 guott naki, alt allerietster Abiehied , wie apAter noch im Vollcalied. t«
kereberg« varn, da« Nachtlager aafsachen, sur Bohe aieh begeben.
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78. KREÜZLIED.
151
78.
EREUZLIED.
Ich habe die beiden nachfolgenden Kreuzlieder an den Schluß dioser
Abtheilung gestellt, nicht nur, weil ich nun für erwiesen halte, dal^ sie in
de« Diebten leiste Jahre fallen, sondern weil tie mir durch ihren Inhalt
den schicklichen Übergang einereeits snm Leich, andererseits zu den
In'storischen Gedichten, den Sprüchen, zu bilden scheinen. Von dorn c rsten
meint Rieger S. 41, es sei im Sommer l2l'S auf dem Zuge des Kreuzheeros
nach den apulischen Häfen, vor der Ankunft am Meere, das andere nach
der Ankunft in Palästina, doch vor der Oflbiung der heiligen Stftiten ge-
sungen. Obwol ich in Bezug auf jenes Grund zu haben glaube, Bieger's
Ansicht nicht zu verwerfen, wird es mir docli beim zweiten, je öfter ich
es lese, um so unwahrscheinlicher, daß es im heiligen Laude gedichtet
ist und auf Waltber's Anwesenheit daselbst einen sichern Schluß gestattet.
In welchen Jubel wtkrde der Dichter, wftre seine Sehnsucht wirklich er-
ftkllt worden, ausgebrochen setnl Statt dosseu erhalten wir eine kühle,
trockene, schwunglose Erzählung vom Lnhnn uud Leiden Christi, die nicht
nur an Gedankenroichthuin und dichterischem Gehalt weit liiuter die
Kreuzlieder anderer Dichter zurücktritt, sondern auch mit der ergreifen-
den Herzlichkeit und der webmuthsyollen Resignation i die alle Gedichte
aus des Dichters letzten Jaliren durchsieht, in schvelendem Widersprache
steht. Man kann Rio^ar hcistimmon, wenn er das gSuzliche Zurücktreten
des persönlichen Denkens und Empiindcns in diesen Liedern dadurch zu
erkUren sucht, daß Walther sie s6 hat dichten woUen, daß jeder Pilger
sie lieh aneignen und aus s^nimi Innern naelMingai konnte. Hält man
aber eine solche Objcctivität in damalivjer Zeit für möglich, so ist obige
Annahme in Betreff fler Art unil Zeit der Abfassung gar nicht mehr
uöthig: ohne den i'uii vuu der Stelle zu rubren, konnte der zurück-
bleibende betagte Sftnger sie sur Aufmunterung und Erbauung der dahin
siehenden Kreusflshrer gedichtet haben.
^ il süoze wsere xninne,
berihtc kranke sinne;
gOt| durch din aneboginne
bewar die kristenheit !
din kunft ist tVöuebsere
5
1 tp«r«, wahrhaft. Der heilige Geist, der die Liebe ist. — 9 be-
rififp/i, zurechtweisen. Iranhe sinru^ einen schwachen Geist. — '.i anehe'jinne
sm., Beginn: bewahre, o Gott, die Christunlicit wegen dessen, in wrlclicm
du uns zu lieben angefangen hast, thuch den du Mensch geward« n bist.
Mit litn an>'''f<j''nr\>- ist aui di<' .M r ii^cliwi rdunj.? Gottes, seinen Eintritt in
die Welt, diu OHeubarung uei öuweu, wahren Miune ningedeutet. — 4 6e-
wom, schütsen, retten. ~ 5 kun/t» Ankunft; deine Menschwerdung, frönte
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152
I. LIBDSm.
übr al der werltc swsere:
der weisen barmenaere,
hilf rechen disiu leit !
erloeser üz den Sünden,
wir gern zen swebenden imden , 10
ans mac din geist enzündeu,
wirt riuwic herze erkant.
dtn bluot h'&t uns vergozzcu
den himel üf geslozzen:
nt lOBsen imverdrozzea 15
daz ^rebenide lant;
yerzinsen Up and eigen:
got 8ol uns helfe erzeigen
üf den, der manegen veigen
der Bftle hftt gepfant. sro
Diz kurze leben verswindet,
der töt uns sündic vindet:
swcr sich ze gote gesindet^
der mac der helle engän.
b1 swsere ist gn&de fanden:
nü heilen Kristes wunden,
sin lant wirt schiere enbunden,
dfist sicher sunder wän.
küngin ob allen frouwcn,
1& wernde helfe schouwen;
dln kint wart dort verhouwen,
sin menscheit sich ergap:
25
30
bmr«, herrlich, erhebend. — 6 tioasrf^ Druck, Leid. — 7 dtr weist^ die Waise.
6affWft<rr«, Erbftrmer. — 10 mi*<6«n, «ich hin und her bewegen, diu ünätf
die Woge. Wir verlangen zum wogeiidpii Meor, Bohnen uns nach der
Seefahrt ins gelobte Land. — 13 wenn das Herz reuig gefunden wird. ->
13 im.« MTffOtten partic. Satz, fttr nns Tergotsen. — 15 ftfa^n, Ton den Fesseln
befreien: nun wollen wir lösen. — \>> ^refjfrndf, ehren-, rulnnvoll; die Hss.
lesen herebenuie ^ was kaum richtig ist, eher herceOernde^ bedauernswerth,
vgl. Lobgenng 45, 10. — 17 verzinsen, als Zins hingeben , snhlen : bringen
wir Leben und Gut zum Opfer. — 18 soU wird, arteigen, erweisen, darthun:
leisten. — 19 »/< g(^gt>n. rfig^ adj. . zum Tode bestimmt Gegen den, der
manchem dem To<le Verfulli n-'n dio Seele gepfäudet, gcraulit hat (der Teufel).
22 findet, trifft uns in ijUuden. — 23 »ich getinrien »t eineint sich in
das Gefol«re eines Andern be'.eben, als Diener sich ihm ansehliefi«n. —
85 EUgleich bei der Noth wird ancli die Ililfo gefunden: vgl. wo die Nnth
am hex listen, da ist die Hiir am uäciisten. — 2G heilen, heilen wir, iai^t
uns heilen. — 97 enbinden, losreißen, befreien. — 28 »und-'r trän, gewiss
lieh, ohne trügerische Ilufifnung. — 30 laß uns dauernde Hilfe f^i hon. —
31 verhouwen t hauend verwunden, tüdten. — 32 die Menschheit (Christi)
gab sieh hin: leistete keinen Wideietand. —
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78. KRBUZLI£0
158
sin geist müez' uns gefristen,
(laz wir die diet verlisten.
der toiif sie seit unkristeu: 35
wan fürhtent sie den stiip,
der ouch die Juden villet l
ir sclirien lütc erhillet :
inanc lop dem kriuze erscliillet :
.erloesen wir daz grap ! 40
Diu menscbeit muoz yerdcrbcn,
saln wir den \6n erwerben,
got Wolde durch ans sterben,
sin tröst ist üf gespart:
sin kriuze vil gehöret 45
h&t maneges heil gcmöret;
swer sich von zwivel köret,
der hat den geist bewart.
sündiger lip vergezzen,
dir sint diu jär gemezzen: 50
der t6t h&t uns besezzen,
die veigen &ne wer.
nü hellen hin geliche
d& wir daz himelriche
erwerben sicherliche 55
bl dulteclicher zer !
got wil mit beides handen
dort rechen sinen anden:
33 g^fristen, am Leben, bei Kräften erhalten. — 34 dat , auf dnß, daniii.
geiites; hier dit; Hoidcnschaft. vrlisti'n, tiberlisten. — Ab der touf,
die Taufe, das CbriBtentburo. »ie sHtt nennt sie. d^r unkristen^ NichtChrist,
Heide. — 86 wo», warum nleht; doeli wenl^ «ine Präge al« Hne AnfTor-
deruni?. (fpr xtap] der Stah ist das Wahrzeichen der richterlichen (Sewalt,
mit dum Stab hegte der Richter das Gericlit und an den Stab wurde ihm
gelobt (vgl. stabfn Nr 126', 16 und Grimm'a Kechtsalterthilmer, 8. 761). —
37 Villen, eigentlich dao Fell ah/.iehen, schinden; dann rstäupen, Bchlagen,
zOchtiuen. — 38 erhallen, ertimen. — 39 rrschellt-n, erschallen.
41 Diu inftttc/teit , das Menschliche, Irdische in uns, der Leih. —
44 v/ getpart, aufgehoben, zurückgelegt (als ein Schatz, far die Nachwelt,
für uns). — 45 gehöret, geheiligt, heilig. — 46 hat das Glück von vielen
vermehrt, manchem zum Heile gereicht. — 47 zwtnl — leligiösc Zweifel.
— 4H lier geist, die Seele. — 4'J eergetten, gedankenlos. — 6u gim^tt^Hf ge-
zählt. — 51 bftitten, umstellen, belagern. - 59 die wehrlos dem Tode Ver-
fallenen. — .53 'j'it'/ic firU.'n, übereinstimmen; dann hcdcutet aber h^U^-n
auch sich schnell bewegen, eilen, yHic/ie , alle zugleich, iusgesammt, und
liier ist wnl die letalere Bedeutung anzunehmen: niin laßt uns inüge-
sammi dorthin eilen, wo. — 56 dulteciich , geduldig. iHu ter ist das wofür
man lehrt, Aufwand, Unkosten: mit geduldiger Hingebung. ^ 58 der ande^
Zorn, VerdruA: dma Leid, was man ihm angethan. —
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tM T. LTBDBS.
sicli schar von manegen landen
des lidlegalstes her! 60
6ot, diDe helfe uns sendet
mit dlner zesewen hende
hewar uns an dem ende,
s6 uns der geist verl&t,
vor helleheizen wallen, <>5
daz wir dar in iht vallen!
cz ist wol kunt uns alten,
wie jsemerllche ez st&t,
daz höre lant vil reine,
gar helfelds und eine. 70
Jerüsaldm, nü weine,
wie dln vergezzen ist!
der heiden überhöre
h&t dich verschelket söre.
durch diner namen öre 75
lä dich erbarmen, Krist,
mit welher not sie ringen,
die dort den borgen dingen,
daz s' uns alsö betwingen ,
daz wende in kurzer frist! 80
09 schar coiij. praes. von xclarn , sich in Srhar. u abthcilon , or>1non. —
GO hei legeist, Coutractioa für heüecgeist: das lieer des heiligen Geistes, da«
Kreuslieer.
G2 zexewe, adj., roclit. hfindf, dat. von fianf, TTand. — 04 f;ci<tt, ScpIc. ,
— 65 der tcal. das Anikncheu. Wogen: vor der Lohe des liöUischen P^otiers.
— G6 i/it = niht. — 70 helfelos, hilflos, «fn*, allein, Terlassen. — 73 diit
überhire, Überniuth. — 74 vprxchelken , versc/ioU fn , zutn scfiatc^ Knecht,
machen. — 77 — 79 ringen, dingen, betuinyen siiul Conjunctive. — 78 der
borge ^ Bürge, diu borge, Aufscliub. ding-n c. dat., mit jemand unterhan-
deln, •dfn borgen dingen kann schwerlich etwas anderes heißen als: den
Waffenstillstand miterliaiideln.« (Benecke, Mhd. Wörterbuch, l , 164.)
,7. Poters (im Programm von Leitmeritz lS7l) will die Lesart von A Imt-yt-n
festhalten und es im Anschluß an Stalder's Idiotikon 1, 202 durch Fratzen'
geticht, HoohsnuthtteullBl (auf die Heidon bezogen) erklftren.
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t9. IM OBLOBTEN LANDE.
155
79,
IM OELOBTEK LANDE.
alrßst leb' ich mir werde,
Sit min sündic oiigo siht
lant daz höre und onch die erde,
dem man vil dor eren ^\ht.
mir'st gesclielicn, des ich ie bat: 6
ich bin Ivonien un die stat,
da got meuneschlichen trat
Schoeniu lant rieh unde höre,
swaz ich der noch hän gej^ehen,
SU bist dii'z ir aller ere. 10
waz ist Wunders hie gescliehen!
daz ein maget ein kint gebar
h^re übr aller engel schar,
was daz niht ein wunder gar?
Hie liez er sich reine toufen, 15
das der mensche reine st;
dö Hez er sich hie verkoufen,
das wir eigen wurden frt.
anders wieren wir verlorn,
wall sin sper, kriuz* unde dorn: 20
w6 dir, heiden, deist dir zornl
1 ätriit s aüerSrat. ▼ersttrktef irst. Ntin erst hat das Leben Werth
für mich. — 3 = da: //»V»' tanl. — A jehi'n c. dat. und ßen. , von jeinaiul
etwat sagon: das man so sehr rühmt und preist. — 5 mir ist zu Theil ge-
worden, wamm Ich stets gebeten habe. — 7 Menne$cMie/»en adT., menioh-
lieh, als Mensch, trat, wandelte.
8 Af-r«, herrliche. — 10 so bist du die Krone ihrer aller, über alle
erhaben, — 11 wie viel Wunderhnns ist doch hier geschehen I
15 er reijMy er der Keine, Makellose. IS wir eigfi, wir Unfreie,
Leibeigene. — 20 ttnn, wäre nicht: ohne seinen Speer, das Kreuz und die
Dornenkrone (die Marter, die er Kir uns erlitten), wären wir verloren —
21 der heiden} darunter verstaud tnau im Mittelalter namentlich auch die
Mohammedaner, mir ist $om, teta «rsttme mich, gerathe in Zorn.
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1Ö6
X. LIEDBB.
Do er sich über uns wolde erbarmen)
hie leit er den grimmen töt,
er vil riche übr uns vil armen,
daz wir koemeii üz der nöt. 25
daz in dn dos niht verdröz,
dast ein wunder alze gröz,
aller wunder übergeuöz.
Hinnen fuor der sun zor hoUe
von dem grabe, da er inne lac. 80
des was ie der vator geselle
und der gt'ist, den nirman mac
sunder scheiden: est al ein,
sieht und ebener danne ein zeiu,
als er Abrahame erschein. 35
Do er den tievel do freschande
daz nie keiser buz gcstrcit,
dö fuor er her wider ze lande,
do huop sich der Juden leit,
daz er herre ir huote brach 40
und man in sit lebendic sach,
den ir hänt sluoc üude stach.
Dar n&ch was er in dem lande
▼ierzic tage: dö fuor er dar,
dannen in sin vater sande. 45
sinen geist, der ans bewar,
den Bant' er hin wider ze hant.
heilic ist daz selbe lant,
slh nam ist yor gote erkant.
2S ührrgi'n 'z , d.T seinesgleichen niclit hat.
2y hinnen, von hinnen. — 31 darin war «ein etoter Begleiter, Ge-
none, der Vater und der heilige Geist. — 33 sunder scheiden, absondern, los-
trennen, est — r^ ,\t. al ein, alles eins: sie bilden Eins. — 34 «/^'//^ einfach,
gerade, eben, gieirli, glatt, der zein, Rohr, Stab, Gerte. — 35 Genesis cap. 18.
36 gescii'-'iden , zu Schanden machen. — 3S zurück nuf die Erde. —
39 »ich heben, a&hebeu, anlangen. — 40 daß er wie ein Fürst, iiebieter,
ihre (Grabe8-)Hut durchbrach, trotz ihrer Wache todi Grabe erstand. —
42 ituoc unde sfu'/i, geschlagen und gestoclien hatte.
44 dar, dannen, dahin, woher. — 45 sande ^ gesandt hatte. — 47 hin
widtr, hierher BurOck.
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T9. IM GELOBTEN LANDE. 157
In diz Innt h&t er gesprochen 60
einen angcsliLhen tac
da diu witwo wirt geroclien
tmd der weise klagen mac
und der arme den gewalt,
der da wirt mit ime gestalt. 65
wol im dort, der liie vergalt!
Unser lantreht»re tihten
fristet d& niemannes klage, .
wan er wil ze stunt dk rihten,
80 ist an dem lesten tage: 60
und swer dlieine schult hie Iftt
unverehenet, vie der st&t
ddrt, da er pffint noch bflrgen h&t!
Ir enlät iuch niht verdriezen
daz ich noch gesprochen bän,
sö wil ich die rede besliozen
kurzlich, und iuch wizzen län:
swaz got mit der werelt ie
wunderliches noch begie,
daz huop sich und endet hic.
Kristen, Juden unde heiden
jehent, daz diz ir erbe si:
50 Hn«H tae $prechtn^ «inen bMtfmniteB Termlii snr Gerfebtsrerhand-
long ansetzen. — 51 anyesltch, an;,'stvoll, Angst erregend: den iiingsten
OeriobtBtag. — 53 der weise, orbus. — 54 der yewalt, Vergewaltigung. —
^fH$talt part. praot. von x(''ii>'n, amMlttn; diamuiBn ihm hier ▼•rübt. —
56 9€rg<itf, bezahlt, gebüßt hat.
57 lantrfhtiKre , judex terrae, tihten, das Erfinden, Urtlieüssi>ruch;
invistiaohe Spitzfmdigkfitcn, Erfindungen. — bSJritten, aufschieben, bintan-
nalten. — 59 «« stunt, sogleich, auf der Stelle. — 6'2 unperebenet , anaus-
geglichen, onberichtigt. — 6.1 wie wird der dort ttehenl Daß man dem
jüngsten Gericlit weder Pfänder iincli Bürgen stellen koniu', sondoni jedi r
ftir seine Sünden selbst eiusteheu müsse, ist eine sprichwörtlich oft (auch
bei Walther Nr. 89, 5) Torkommendo Kcdeaeart (s. Simrock 1, 219).
64. 65 Wenn euch, was ich Vtishtr gesprochen habe, nicht zu laof?
wird. — 68 — 70 die wunderbaren göttlichen Geschicke der Welt nahmeu
hier (im gelobten Lande) ihren Anfang, hier worden sie aaeb enden«
65
70
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158 I. LISDBR,
got inücz' ez ze n hte scheiden
durch die siue luiraeii dri.
al diu werelt stritet her: 76
wir sin an der rchtcn gor,
rcht ist daz er üus gewer.
Ii kämpft, streitet um das Erbo: richtet ihren Streit hierher, auf
dieM« Land. — 76 diu gtr^ dM YerlnagMi, Bogehren: unser Anspruch ist
der berechtigte, darum ist es in der Ordnung, daft er ihn uns erfliUe.
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II.
LEICH.
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YORBEMERKUNa
(nach L. ÜHLAND.)
Von den Liedern durchaus verschieden und eine eigen-
thümliche £r8cheiniiiig im Gebiete der alten Kunstformen
sind die Leiche (vgl. darüber Jac Grimm, «Über den alt-
deutschen Meistergesaug»), S. 63— 70, 181 f., 191), Gedichte
gröf^ern Umfangs, in denen mancherlei Töne in buntem
Wechsel zu einem weithin gezogenen Ganzen verbunden sind.
Doch ist auch hier die schon bezeichnete Kichtung der deut-
scheu LiederkuQSt nicht verleugnet, indem nicht etwa durch
das Aushalten oder Wiederauffassen gleicher Reime die ma-
Tiigfaltigen Theile zusammengehalten werden, sondern der
Zusammenhang nur im Bau dieser Theile beruheu kann. So
wenig man berechtigt ist, diese Gedichte für Werke regel-
loser Willkür zn erkl&ren, so schwieng ist es gleichwol,
ihre Regel und Grundform zu erfassen. Verschiedene Töne,
willkürlich zusammengereiht, würden wieder als Einzelnes
auseinander fallen ; irgend ein Gesetz der Verbindung , wenn
auch tiefer liegend, wodurch die einzelnen Theile zum (Janzeu
werden, ist daher künstlerisch nothwendig. Sich mit der
Einheit des Inhalts zu begnügen , passt nicht für jene Zeiten
WALSIIU VOS OBE VOOtLWStDK. 11
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162
II. LXICH.
uml am wenigsten für diese Gedichtart, welche eben im In-
halt 80 zerflosBen ist. Auch hier Termißt man die nfthere
Kenntniss der Musik und des Tanzes, wodurch sich manches
aufhellen möchte. Dennoch liegen Wahrnehmungen vor, die
zu weiterm Krfunde führen können.
Man bemerkt in den Leichen zweierlei Bestandtheile, einen
gemessenem und. besonders gegen das Ende hin, einen freiem.
Jener bildet sich aus Reimgebänden, welche niemals zur drei-
theiligen Strophe werden , aber sich, wie Stollen eines Auf-
gesangs, wiederholen und zwar in mehrfacher, theils unmittel-
barer, theils durch andere Töne unterbrochener Wiederkehr:
denn statt der Lösung in einen Abgesang springt der Leich
zu neuen Aufgesängen über oder es entfalten sich die den
andern Bestandlheil ausmachenden licimfolgen von freierm
Ergüsse. Diese als Abgesang des n&chstforgehenden Auf-
gesangs zu betrachten, scheint nicht zulässig, denn Torerst
würden die frühern Aufgesänge, denen sich kein solcher
freierer Theil anschloß, doch nicht abgesungen sein, man
mttlSte denn wieder einen Aufgesang fftr den Abgesang des
andern ansehen, auf beide Weise würde man aber nur sehr
unklare und unförmliche Strophen herausbringen; sodann
macht es sich bemerklich, daß gescblossene Strophen Über-
haupt nieht zu Stande kommen sollen: nicht bloß stellt das
fortwährende Aufsingen durch die mehrfache Wiederholung
der gleichen Geb&nde und durch die Anreihung neuer sich
*
nachdrQcklich hervor, sondern wir können auch keinen sol-
chen Abschluli in der Mitte des (Jedichtes annehmen, ohne,
dieses filr eine leblose, bloß mechanische Zusammenschiebung
verschiedener Töne zu erklären. Sollten selbst vollständige
Strophen sich vorfinden, so werden uns doch diese, so wie
sie sich wiederholen, ebenfalls zu Stollen.
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YOBBBMBSKÜMO. 16B
\
Die Form der Leiche scheint durchaus im Grftftem auf-
gefaßt werden zu müssen: niclit der einzelne Aufgesaug
löst sich im einzelnen Ahgesang, sondern was sich in son-
stigen Liederstrophcn klar und leicht abersichtlich im Ein-
zelnen darlegt, die Zusammensetzung aus dem Gleichen,
Gemessenem, und dem Ungleichen, Freiern, ist bei den
Leichen nur im Ganzen und durch dieses zerstreut vor-
handen, eben in den bisher bezeichneten zweierlei Be-
standtheilen, die sich auf das mauigfaltigste ablösen und
▼erwehen.
Im Übrigen bildet diese Gedichtform keine Glanzseite
der mittelhochdeutschen Lyrik: künstlich in ihrem Bau und
zugleich ungebunden im Baume, führt sie selbst treffliche
Sftnger ins Weitlftufige und Leere. Auffallend ist es, daß
sie dennoch schon frühzeitig vorkommt. Schon in der alt-
hochdeutschen Periode geschieht ihrer Erwähnung, und wirk-
lich haben sich aus dieser Zeit einige Leiche erhalten, wenn
auch deren Zahl keine so große ist, als man da und dort
anzunehmen scheint, denn nicht jedes nnregelm&iSig gebaute
Gedicht ist darum schon ein Leich. Auch in den volks-
mäßigen Epen des I J. Jahrhunderts finden wir sie öfter
erwähnt, so im König Rotber (ed. Rückert V. 172. 176.
3512. 2522) und im Nibelungenliede (ed. Bartsch Str. 2002.
2007); sie werden gefiedelt oder geharft. Bogreiflich ist
aber hier nicht von unserer künstlichen Form die Rede,
die Bedeutung ist allgemeiner und bezieht sich zunächst
auf das Spiel. Im Althoehdeutschen bedeutet nämlich leich
modus, Chorus, psalmus ; gothisch ist laiks Tanz, von laikan,
springen. Hiemach ist also leich nrsprOnglich Spiel, ge-
spielte Melodie.
Dieser Bestimmung für das Saitenspiel ist auch die spä*
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164
II. LEICH.
tere besondere Art, die sich den allgemeinen Namen an-
geeignet, treu geblieben. Ulrich von Liechtenstein meldet,
wie er einen Loich mit hohen und schnellen Noten gesungen
habe, wofür ihm mancher Fiedler gedankt und der auch gut
zum Siggen war (Franendienst ed. Lachmann 8. 432, 14 ff.).
Mehrere Leiche schließen damit, wie die Saite oder der
Fiedelbogeu zerspringt (Ulrich von Wintersteten, Minnesinger
ed. V. d. Hagen 1, 142; der Tanhauser, ebd. 2, 85^). Zum
Tanze bestimmt zeigen sich viele Leiche durch den Inhalt,
wie durch ausdrückliche Benennung [so wolde ich frcelich
singen den kinden diaen r eigen: MSH. 1, 137^. gerne ich
sunge dien, die singent und hringent disen sane dwrh ir
ere für: chd. 1, 14G''). In dem Wechsel der Töne erkennen
wir die Irrg&nge des Heigens, in dem raschen Reimschlag
den Auftritt der Taiteenden {springent hüheche trite: ebd.
1, 147*). Lebendige Handlung ist besonders in solchen Tanz-
leichen, die der S&nger mit Liebeaklage anhebt und dann,
das mnere Ltid niederdrftckend , sich in die Wirbel des
Tanzes wirft: iSwaz ich gesinge, daz frönt mich in herzen
nihtf ich tanjse, ich springQ^ e daz mir lie^ von ir geechiht
(Hemrich von Sax: MSH. 1, 91*; vgL ebd. 1, 138^).
Dieser sichtbaren Verbindung des Leiches mit dem Tanze
thut es keinen Eintrag, daß er sich, frühe schon, auch
anderartigen Gegenständen zugewendet. Wir finden nicht
nur Leiche, die gänzlich der Liebesklage gewidmet sind,
sondern auch mehrere geistliche, und am Schlüsse statt des
lustigen Heia heil ein frommes Amen. Frauenlob hat sogar
das Hohe Lied zu einem Leiche bearbeitet. Man hat auch
solche fremdartige Dinge doch mit dem Tanze zu vtrhindeu
gesucht. In den wunderlichen Leichen des Tanhauser (MSH.
2| 81 fiP ) wird bald der Herzog Friedrich von Gilsterreich
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yOBBEMERKUNO.
165
gepriesen, bald das Lob aller milden Fürsten gesungen,
bald ein Liebesabenteuer erzählt, bald allerlei Gelehrsamkeit
in Erdkunde, Fabellehre und Rittergedichten possenhaft aus-
gekramt, zum Schlüsse aber folgt gewöbnlit Ii noch der Auf-
ruf zum Tanze und die Darstellung des letztern in raschem
Sprunge der Zeilen. Glücklich ist der Übergang Ton der
Aufzählung fabelhafter Frauen zum Lobe der eigenen, wie
sie unterm Bosenkranze am Beigen geht (MSH. 2, 86*). Ein
andermal ist die Erzlihlnng seltsam mit dem Tanze yerwoben
(ebd. 2, 88). Mau sieht in diesen Leichen den Vorsinger
oder Sprecher heraustreten, er hält seinen Vortrag, den die
Gesellschaft ruhig anhOrt; sowie er aber bei den raschem
Gängen angekommen, wird alles lebendig, und wirbelnd
schlingt sich der Beigen. £iu Leich Konrad's von Würz-
burg, worin geklagt wird, daß der Gott des Streites den der
Minne verdrängt habe, endijj^t gleichfalls mit der Aufforderung
zum Tanze (MSH. 2, 312 ff ).
Zu den wenigen geistlichen Leichen gehört der nach*
folgende Walther's. Kaehdem sich der Dichter, unter Be-
rufung auf das apostolische Glaubeuäbekeuntniss, als gläu-
bigen Christen zu erkennen gegeben, wendet er sich an den
dreieinigen Gott, mit der Bitte, sich des schwachen sün-
digen Menschen anzunehmen, damit er der Bosheit und dru
Lockungen des Erzfeindes nicht erliege. Sodann wird — und
dies bildet den Hauptinhalt des Leiches — die jungfräuliche
Mutter Christi und ihre Fürbitte bei ihrem Sohne angegangen,
auf daß er sich des Geschöpfes seiner Hand erbarme und
die Beue, die von Sünden reinigende, in sein Herz sende.
Die Bilder und Gleichnisse, die er hier zum Lobe der hei-
ligen Jungfrau verwendet, sind kein £igenthum des Dichters,
sondern Gemeingut der ganzen christlichen Welt; aber in
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n. LBIOH.
dem Takt und Geschmack, womit er aus einer Überfülle
solcher Attribute seine Wahl trifft, verräth sich sein unge-
meines Talent, das sich dann in seiner vollen Größe aeigt,
wenn man mit dem Leiche, seiner maßvollen Haltung und
der darin sich offenbarenden tiefen Frömmigkeit, die goldene
Schmiede des Konrad von Worzharg oder den, fälschlich
dem Gottfried von Straßburg zugeschriebenen, Lobgesang
auf Christus und Maria vergleicht.
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80.
L E I C H.
6ot, diner triiiitate,"
die ie beslozzen häte
din fürgedanc mit rate,
der jchen wir mit driiiiige:
diu drie ist ein eiuunge ,
fiin got, der hoho here.
(sin ie selbwesendiu ere
verendet niemer mere):
der sende uns sine lere,
uns hat verleitet sere
die sinne üf manege sünde
der i'uräti) üz helle abgrüade
6
10
3 der furydanc, das Vnrausdonkcn. — 4 der trinitäte jehcn , pro-
flteri trinitatcin, un die l)reifultigkeit Klauben; bekennen, daß sie ist.
driunge, Vordreifaclinng. — 5 dm J;-t. , l)reilic'it. i'inuri'je, Einheit. —
6 der hohe lieft; ist Apposition wie Tristan ei yut , der rtche und
unten V. 79: '•m yut , dt r ie gcive^ende. — 7 selhu-esende , durch sich seihst
seiend; houor •obstantialis. Der Sinn von V. 1—7 ist; Oott» An deine
Dreifalt>$:;keit, die dtireh ▼orbedSehtigen Rethaehluft von Jeher in dir ver-
einigt war, glauben wir mit Verdreifachung: die Dreihcit ist eine Einheit,
^khx hoher huhrcr Gutt, dessen durch sieb selbst seiende Ehre nie ein
Ende nimmt. Es ist dies eine poetische Umschreibung einer Stelle des
apoPtoli^^chen Glanbensbekenntnisf'eB : ich pluube, daß die drei Nani» n vm
(jott sind, der von Ewigkeit lier war und immer sein wird, ohne Anfang
und ohne Ende. - 10 vt rleiten, irreführen. — 12 Aeffe ist gen., abhängig
von abgründ« stn., Abgrund : der HöUenfUrsi. —
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fl. LBICII.
Sin rät und bloeiles fleisches gir
die liäiit geverrtt, ht'rro, uns dir.
Sit disiii zwei dir sint zc halt 15
und dü der beider hast gewalt,
S6 tuo daz dinem iianion ze lobe
und hilf uns, daz wir mit dir obc
geligcn und daz diu kraft uns gebe
so starke statte \vi(h'r>tr(:be, 20
Dä von din nanic si gOrct
und ouch din lop genieret,
da von wirt er gunerct,
der uns du sünde leiet
Und der uns üf unkiusclie jaget. 86
stn kraft von diner kraft verzaget,
des si dir iemer b)p gesiiget
und ouch der reinen süezen niaget,
von der uns i.^t der sun bi taget,
der ir zo kinde wol hehaLret. • 30
Magt unde muotcr, sch'iuwc der kri>tonheite not,
dü blüendc gcrte Arones, üf gender morgenrOt,
Ezechißles porte, diu nie wart üf getan,
durch die der künec lierlü he wart üz und in gelan!
alsd dia sunnc schinet durch ganz geworhtez glas, 35
also gebar diu reine Krist, diu magct und muoter was.
n f^'tde. schwach, gebrechlich, diu yir, BcgiPrdp. — 14 >;-v>'rift , eiit-
ftiut, ouirronidet. — 15 disitt zwei, des Teufola Kutii umi unsere Begierde.
6atf, keck, dreist; vg^. Nr. 27, 32: sisi aider ätcU bal(. — 16 beider
gewaltig biat. — 17 zum Buhme deinet Namens. — 18. 19 oft« I/mji, diu
Oberhand gewinnen, siegen. — 20 itoete, ausdauernd, diu vittf^xtrebe^
Widerstan lski ;ift. — 21 ^vtVt/ zusaininengezogr-n aus vi'i lierrlicht. —
'i'i rr^ der Tuulel. guniret = yeunirti, gescliandet, bcachimplt. - 25 diu
unki'tsehty Unkeusehheit, unreine, sündhafte Begierde ftberhaupt. Jag^n
zu ctwu? (iriiiigen, treiben. - • ''^'a-j^n, 7U Tage k"iiinn'n. sich zei-
gen, erscheinen. — ;{> Maua als Jungfrau und Mutter gleicht der (iorte
Aaron's, welche, obgltüch dürr, dennoch grQnte, blühte und l^'i Uchte
truir, nrtch 4 Mos. J7, 8. dir moryenrot niasc: Maria ist nicli dem
Ilulicn Lied fi, 9 die Morgeurutho, die deu Tag vcrkünilut. — 'SA. 31 die
Pforte dt 8 Tempels Regen Sonnenaufgang, die Verschlüssen war uud
Uurcii welclie nur der llcrr eingicng, nach Ezechiel 44, 1. 2. — 35 gc
teorkt part. prsBt. von würken ; <j<iriz geworht, nnTerletzt. Wie die Sonne
durch Glaa scluint, ohne es zu verletzen, so ward Maria von Gott
durchdrungen i ein im Mittelalter allbekauntes, beliebtes und oft an-
gewandtes Bild sur Btseicbnung de* Wtindeia toh der jungfriuUchcn
BnipflUtgu!«!, —
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90. LEICn.
169
Ein bosch der bran, dä nie niht an besenget noch
verbrennet wart:
griien' unde ganz beieip sin glänz vor tiures Üammu
und unverschart.
daz ist diu reine maget alleiue, diu mit magetlicher art
Kindes muoter wonlen ist 10
an' aller manne mitewist
und wider menneschlichcn list
den wären Krist
gebar, der uns liedähte.
Wol Ulis, daz si ie {jetrucc 45
der unscrn tot ze lüde sluoc!
mit shiem bluote er abe twuoc
den ungefuoc,
den ßven schulde uns brähte.
Salomönes h6hes trönes bist dü, frouwe, ein sclde
hSre und ouch gebieterinne; 50
balsamlte, margarite, ob allen magden bist dü, ma-
get, ein maget, ein kQniginne;
gotes amme, ez was din wamme ein palas, d& daz
lamp vil reine lac beslozzen inue.
Dem lambe ist gar
gelicb geyar
der roegede schar : 56
die nement sin war
37 bofch Btm. neben buscfi . der Bn- Ii. niht. niclits = da an nie niht.
ht'tnigMt Teriengen. — 38 gan»^ unverletzt. Vor den Feaerdammeu blieb
■ein OUns grQn and unberfllirt. mnter*ef,art part. pnst. Ton 9€rnchtrten^
verletzen. — S9 magetlich, jungfräulich, art, (rcschleoht, dann Art und
Weise, Zustand* — 41 diu viitewut von niitf wesen, beisein, beiwohnen, cou-
•ortium. In einem ungedruckten Melker BraohstUck heiAt diu tüete
mitot^r r'r meinft, diu uns da 6» b^uUit ist, dm x' an*' mannet luitewist
(ines aunes gena:*, diu vor und sU doch tuayel iiuts und immer ist du ende,
— 4H der liat^ Klugheit, Kunst. — 44 bedenken c. acc, sich jemandes an-
nebmen, für ihn sorgen. — 46 der, denjenigen der. — 47 tufuoc prsst. von
Ueohen. waschen, abwaschen. — 48 der unijefiioc, Oberlast, ffroQe Bürde
(der .Sünden). — 5ü diu seid'', ahd. ■<iili<//t , .uliihi , doniicilium, t;iberna-
oolujn, Wuhnsita: eine herrliche Wohnung für Salomon's erhabenen
Thron. — über die aymbolieotae Vorstellung von Maria alt Thron Salomon*s
vgl. Piper in den .Talirbücliern für Kmi5=.twissoiiscliaft 97—137. — • hl ha'
samUe, balsnmus, Balsambaum , eine Öftere Benonnuna der Maria (v^l.
Eccles. Jl, 20 und Germania 23, 39); ebenso margarite tti., die Perle. Da,
o Junprfrau, bist eine Jungfrau über alle Jungfrauen; vgl. jitag-'t aller
meide (Goldene Schmiede, S. XL. 31). — 52 amme, nutrix. diu wamme,
wambe , Uterus, Schoß, pala», Palast. — SS gar, ganz. — 54 geltch gevar
adj., glelchfärbig ss weift wie ein Lamm. — 56 die schauen darauf; vgl.
Apoc. 14, 4: virgitiii enim nnU, hi »equuntur agnum quocunqut itrit. Phy-
•iologot : 9on diu volgtn wir dem lam*« «war t> kirit, —
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170
II. LEiCn.
und köreiit 8 war ez keret
Daz lamp ist Krist,
der war got ist,
da von du bist 60
iiü alle frist
gehoehet und gehtTCt.
Kö bite in, daz er uns guwcr
durch dich des unser dürfte ger:
dü sende uns tröst von himel her: 65
des wirt din lop gemeret.
Dü niaget vil unbewolleii,
der Gedoonps wollen
gelicliest dü bevollen,
die got begöz mit sime hinieitouwe. 70
Ein wort ob allen wortea
entslöz dlns 6ren porten,
des sfleze an allen orten
dich YAt gesüezet, süeze himclfrouwe.
Daz üz dem werte erwahsen sl, 75
daz ist Tor kindes sinnen frl :
ez vuohs ze worte und wart ein man.
dft merket alle wunder an :
ein got, der ie gewesende, wart
ein man näch menneschllcher art 80
Swaz er noch wundere ie begie,
daz hftt er überwundert hie.
des selben wundernres hüs
was einer reinen megedc klüs
64 diu dürfte^ htlfsbeiiüi Itige Lage: was unsere Noth crheiBcht. —
67 unbttwolUn , unbefleckt, von beuetlen, sich im Kothe wälzen, verunrei-
nigen. — 68 Mnrift ist das Iiammfeli Qedeon's, welohet ftllein vom Thau
befenehtet ward, -wfthrend alles andere trocken blieb, nach dem Bnolit
«Jer Kicliter R, 37. Z^. — (''♦ f"DoUf'n adv., diiroliaus, »änzlich. — 72 fntslie»
iettf aufschließen, Offnen. Maria emptieug nach einer im Mittelaltur all-
f^eroein verbreitetMi Voretellung (das Wort) dnreh das Thor ihres Ohres;
V.;!. Walther cd, Iiaclmiann 3ß, 35 f., Konrad's G-ldmo Schmiede,
1-76 ff. u. 8. w. — 73 des, dessen, diu suete, die bülii^keit. ilai ort,
Spitse, JSndO; durch und durch. — 74 tüeten, süet« machen. — T.> irort,
Logos, erwähnen^ entstehen, hervorgehen. <(, sein roi^. — 76 kindischen
Sinnes ledig, nicht kindisch gesinnt. — 77 toorte , wortspielend, hier im
.Sinne dog joliaiinL'iscIu'n 'o/o?. — 79 ie g^wesendf , von jeher sei' nd. —
80 auf mensciüiohe Weise, nach Art der Menschen. — 82 iUtwwunder»,
durch Wunder ttbertreffen: die« ist von allen Wundem, die er Jenuüa
getban, das größte. — S8 mmdtrmn^ Wundtrtbatar. MU» Wohnung. —
84 klüs, Klause, Zelle. —
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80 LEICH.
171
wol vierzic wochen und nilit 85
jin' alle Sünde und änc we.
Nü biten wir die muoter und ouch der uiuoter barn,
8i reine und er vil giioter daz sie uns tuon bewaru,
Wan äne sie kan niemen noch hie noch dort genesen :
und widerredet daz lernen, der muoz eiu töre wesen. 90
\\ ie mac des iemer werden r^it,
der uinbe sine missetät
niht herzelichor riuwe hät,
Sit got enhciiie siuide lät,
Die niht geriuwent z' aller stnnt 95
hin abe unz üf des herzen grünt V
uns ist daz allen vil wol kunt,
daz niemer sele wirt gesunt,
diu mit der Sünden swert ist wnnt,
si'n habe von riuwen heiles funt. 100
Nü ist uns riuwe tiure :
sie sende uns got ze stiure
bi sinem minnefiure.
sin geist der vil gehiure
Der kan wul herten herzen geben 105
gewsere riuwe und lichtez leben :
dä wider solle niemen streuen.
Swa er die riuwe gerne weiz,
Uä machet er die riuwe heiz ;
S6 änc we., ohne Sohmerscn. — 87 harn stm. etu. von bern , tragen, gebah-
ren : Kind. — S8 tuon ''/''i/ a/ « = Bcliützon, Schutz gewähren, tuon ist colü«
Frühe« Vorkommen des später so ttberhand&elimenden auxiliarcu tuon ;
▼gl. Parsival VI, 338 ennehumpfleren tuon und Orimm*8 Orainmatik, 4, 9<1.
— S9 n . h — nocli weder — noch. g''nesen, gerettet worJen. — ','0 u i, /,•/■-
reäfn, widersprechen, leugnen. — ^1 ez wirt eines titn'jet rälf dalUr kauu
gesorgt werden : wie kann dem jemals geholfen werden. — 94 enhein^
kein, nullus. (dt, erläßt, vergibt. — 9S nach den Negationen viciwr, nifi
bleibt der Artikel weg: nie eine Seele. — lOü es sei denn, daO sie das
heil, die Bettung, Erlösung, finde, die aus der Beue kommt, eine Folge
der Keuo ist. — 101 tiure, selten: mir itt tiure, ist schwer zu erl.niij?en,
die Reue ist selten bei uns, wir bereuen selten. — 102 diu xtiun-, Hilfe,
Unterstützunf?. — 103 6« c. d;it., durch. Tiiinn>'/iur, Liebesfeuer = der hei-
lige Geist. — 104 gehiure, lieblich, schön. — lOti gewofre, a4j** wahrhaftig«
wfthv. bell, erlenelttet, Irrthninffrel. — 106 wo er weiß, dsA die Berne
gern ist: in einem snr Beue geneigten Hersen. —
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172
II. LEICH.
ein wildcz herze er also /aiiit, HO
daz ez sich aller sündeu schämt.
Nü sende uns vater unde sun, den seihen preist her ahe,
daz er mit siner süezen fiuhte ein dürrez herze erlabe.
Ünkristenlicher dinge ist al diu kristenhcit so vol.
SWÄKristentiiom ze siechliüs Iii, da tiiot man im niht wol. IIb ■
In dürstet sere nach der lere, als er von Körne
• was gewon :
der im die schaucte und in da trancte als e, da
wurde er varnde von.
Swäz im leides ie gewar,
daz kam von simonie gar :
nü ist er also friunde bar, 120
daz er'n getar
niht sinen schaden gerüegen.
Kn'stentuom und kristenheit,
der disiu zwei ze samene sneit
gcUche laue, gelithe breit, 125
liep linde leit,
der wolte euch, daz wir trüegen
in Kriste kristenlichez leben. sit er uns hät üf ein
gegeben, so suiu wir uns niht
scheiden.
HO mtdef ungezfthmt, zügellos, taiitf, zfthmt. — 113 diu ßuhttt^ die Fencli«
tigkeit. erlaben, er<iuicken. — 114 itnkri.itPitlic/i] danintor vorstand ri):\n im
Mittelalter, wie zum Tlieil uoch jetzt, alles Uurechte, Unnatüiiii lic. —
115 Kriüentuvvi niasc ist hier persönlich gedaclit. siechhus, Kranki uliaus,
Spital: wo die Cliristliohkeit, Chriatenlieit» krank ist, da geht man nicht
gut mit ihr um. -> 116 In, nftmlich den kri»t*ntuom. geunn, gewöhnt: d. h.
wie er sie von Rom zu eropfan^^en gewöhnt war. — 117 rffV , wer, wenn
einer, schände couj. prst. von schenken ^ einschenken, trancte^ tränkte.
DaTon wttrd0 er varntie, gehend, also: gesund, wie wir von Kranken sa-
»,'(■11 • käme wieder auf die Beino. — US <jeicar prret. von 'jfwencn. Was
immer ihn (die Ciiristeuheit) betrübte, beunruhiK'te. Seine ganze Krank-
heit kam, rührte her. — 119 .«mioniV, die Sunde, die derjenige begeht drr
mit geistlichen Gütern nnd Ämtern Handel (»der Krwerb treibt, benannt
von Simon dem Magier (Aposiclg. ö , 14 tT.), der die (iiibu des lieili^en
(ieistes von den Aposteln erlcaufen wollte. — l20 nun ist er, davon konmit
es, daft er. friunde har , von Freunden entblößt. — 121 daA er os nicht
wagt. — 1S9 gerüetjfu, gerichtlich anieigen , gerichtliche Klage erheben.
— rJ4 iffr , derjeiiiu'o der — Gott. :e sanfni' sin,lfn, zuschmiden. « l>io.
ganze Christenheit bollte auch das wahre Christenthum haben und zwar in
Werken und Worten (i. V. 139). Als G«itt beide int Leben rief, da hat
er eines so hing und breit tfesclmitten als das andere, denn sie solltexi
^in Kleid bilden, damit, wer dan eine tialic, auch das andere nicht ent-
behre.» (Simrock 1, 22i.) Das Bild bezieiit sich auf die Sitte des Mittel«
alters, das Gewand aus Stoffen verschiedener Farbe zusammen zuRetaen
und so suzusohueiden, daß die Theile unter sich abstachen. — Vib vj «in
(f€b€n, suMmmengeben, Tareinigen, lu einem ▼•rbindon. Dem Diohtar
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so. LBICR. 173
swelcb kristen kristentuomes giht an werten iinde an
werken niht, der ist wol halp
ein beiden.
nü ist ab uns ir beider nöt: daz eine ist än' daz ander
töt: stiure uns got an beiden 130
Und gebe uns rät,
Sit er uns hat
sin hantgetat
gelieizen offenbare.
Nü senfte uns, frouwe, slnen zorn, 135
barniherzic muoter üz erkorn,
dCi frier rose sunder dorn,
dCi sunncvarvviu khire !
Dich lobet der hohen engcl schar:
doch hrähten sie diu lop nie dar^ 140
daz ez volendet wurde gar.
Swaz sin ie wurde gesungen
in stimmen oder Ton zungen
üz allen ordenungen
ze himel und üf der erde, 145
des mane wir dich vil werde
Und biten umV ünser sOnde dich,
daz dü uns slst gensediclicb,
Sö daz din bete erklinge
vor d^r barmünge ursprfnge: ISO
füllt das riini. Reicli (Beutsoblftnd) Und die Christenheit in dkien Bc-
gn£[ xusammeu. — 12d voleher Cbrilfc s.ob zum Cliristeiithum bekennt
mit im Worten xmd nicht mit den W«rk«n. hHden itm., Heide. —
ISO nun bedürfen wir abor (um rechte Christen zn sein) ihrer beider,
der Worti! und der Werke, denn das Eine ist ohne das Andere todt.
%tiuren, untcrBtützcn, fördern. — 133 hantgetat stf., Werk der Hand
= Geäcliöpf. sin ist hier nicht etwa der gekürzte Acc. statt sine,
sondern der Nominativ, der bei den activen Veibis h'-iten und nennen
im Mhd. öfter erscheint-, vgl. Nr. 131, b, und Grammatik, 4, 591. 592.
— 137 äü fritr r$\t iundfr dorn] Uber diese dem Mhd. eigenthUmliclie
Art TOn doppelter Kation in pleonattitcher Zaeunmenttellung privati«
ver Adj. mit privativen Präpositionen, vjil. W. Wackernagel in Hoffmaun'a
Fundgruben, 1, 270. &oie ohne Dorn (eigentlicli ohne der Sünde Dorn)
lielAt dio lietUge Jnngflran Im Mittelalter, wie tie ancSi Tanbe ohne Gallo
tri iKinnt wird. — 138 st/nn<Tar, soimenfarbig. — 140 dar, dahin, sow. it —
141 wurde, würde. — 142 wie viel auch dessen (des Lobes). — 14 J i"; u// '»
ordemti^^'i m sind die Chr>ro der Engel oder Oeteter gemeint. — 146
maner=manen. — 140 hrt^, Bitte. — 150 6apmif»pe, Brbanuttng, Barmherxig-
keit. der urtprinc, Ursprung, Quell. —
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174
11. LEICH.
sö hau wir des gcdinge,
diu schulde werde ringe,
Dk mite wir sero sin beladen,
hilf uns, daz wir sie abe gebaden
Mit staete werader riuwe umb' unser missetät, 155
die äne got und äne dich niemaa ze gebeune hat.
151 da* gedingtt Uoffaung, ZaTaraicht. — i&2 ringe, leicht. — 154 abe ba-
den, dnroh BAd«ii •bwateh«ii. ~ 155 tmtt vumde^ baitl&di? dauernd. —
156 die, welche, nimllcb Reue, ime per, mit Aotnmbme Oottet.
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lU.
SPRÜCHE.
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YOEBEMERKDNa.
Daü das Mittelalter den Spruch als besondere lyrische
Gattung betrachtet habe, kann mit Tftlliger Sicherheit nicht
behauptet werden. Gleichwol besteht zwischen Lied und
Spruch ein unleugbarer Unterschied; ihn zuerst erkannt und
aufgedeckt zu haben, ist ein Verdienst Simroek's. Schon in
der Art des Vortrages unterscheidet sich der Spruch vom
Liede dadurch, dat> er nicht wie dieses gesungen, sondern
hergesagt, und nicht in Begleitung von Musikinstrumenten,
sondern Sprechweise vorgetragen wurde. Mit dieser Vortrags-
weise im genauesten Zusammenhange steht die meist lang-
gestreckte Versart und der minder kunstvoll geregelte me-
trische Bau der Sprache. Zwar ist im Allgemeinen auch der
Spruch dem Gesetz der Dreitheiligkeit unterworfen; doch
finden hier weit häufiger Ausnahmen statt als beim Lied und
dann sind diese Ausnahmen ganz anderer Art. In fünf
Spruchtönen Walther's erscheint untheiHger Aufbau der Stro-
phen (Nr. 81, 106 — 122, 137 — 153, 158 — 1G7, 173 — 185),
und diese fünf Töne umfassen nicht weniger als sechzig, also
reichlich die H&lfte der gesammten Sprüche.
Ein weiterer wichtiger Unterscliied zwischen Lied und
Spruch besteht in Folgendem. Während bei den Liedern
s&mmtliche Strophen eines Tones in der Regel nur ein ein-
ziges Gedicht ausmachen, gewöhnlicli also jedes Lied seinen
eigenen, sonst nicht wiederkehrenden Ton hat, findet bei den
WAXiTKBB VOM «IB VOABLWaiOB. X)
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178
Sprüchen das Gegeutheil statt. Hier hangen nämlich die
Strophen eines Tones unter sich so wenig zusammen, und
sie betreffen so yerscliiedenartige Gegenstände, daü jede ein-
zelne Strophe ein selbständiges in sich abgeschlossenes Ganzes
bildet. Gehören auch einzelne davon näher zusammen, so
▼erhalten sie sich, nach Simrock's treffender Bemerkung, doch
nur etwa wie eine Reihe Sonette über denselben Gegenstand.
Endlich unterscheiden sich Lieder und Sprüche auch durch
ihren Inhalt. Jene sind, wie es das echte lyrische Lied stets
ist, fast ausnahmslos Minnelieder, sei es nun, daß sie, mit dem
Wechsel der Jahreszeiten anhebend, den Frühling begrül^en
und das Scheiden des Sommers beklagen, oder, ohne Rück-
sicht auf die Natur, sich mit dem innersten Zustand des Her-
zens beschäftigen: ja selbst in die religiösen Lieder, zumal
die Kreuzlieder, mischt sich das niiuuigliche Element. Um-
gekehrt sind die Sprüche zumeist ethischen oder auch, wie
namentlich bei Walther, politischen Inhalts, sie ergehen sich
in Betrachtungen über Menschen und Dinge, ertheilen Lehren
und Ermahnungen, spenden Zuständen und Personen der
Gegenwart Loh und Tadel.
Bei der aui<gesi)rucheuen is'eigung zur Be^bchaulichkeit und
Lehrhaftigkeit, die einen so wesentlichen Grundzug im Cha-
rakter des deutschen Volkes bildet, darf man sich nicht wun-
dern, daß die Spruchpoesie eine so bedeutende Stelle in der
Geschichte der altdeutschen Litteratur einnimmt. Schon einer
der ältesten deutschen Lyriker, der Spervogel, war ein Spruch-
dichter, und im 13. Jahrhundert gewann diese Dichtart so sehr
die Oberhand, daü sie die Liederdichtung nahezu überwucherte
und daß es, wie z. B. Reinmar von Zweter und der Maruer,
Säuger gab, die fast nur Sprüche dichteten.
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f
81.
DER WAULSTBEIT.
I.
Kaeh dem Tode K. Heiurich's , der «m 98. Sept. 1197 in der
Mfito d«r Jahre zu Messina starb, brach ftber Deatiehlud, wo nuter
Friedrich I. oad dMien Sohne Buh« und Ordniuig gehenrseht hatten,
Zwietracht und Unglück herein, deren TerderLliche Folgen noch heute
uuverwunden sind. Da der kurz zuvor auf den päpstliclicn Stuhl erhobene
Innoctiuz III. den dreijährigen Sohn Heinrich*«, l'riedrich II., den die
Dentechen som Könige gewfthlt hatten, nicht aneifcenoen wollte, eo be-
warben eich Philip Ton Sehwaben, des Kindea Oheün nnd Barbaroeea*«
jüngster Sohn, und Otto von Braunschweig um die Krone. Die Verwir-
rung war ungeheuer, in einem furchtbaren Kampfe ward das Ueich ver-
wttstet, sein Gut vergeudet, seine Kraft gebrochen. lu diese Zeit fallen,
neben einigen andern , die nachfolgenden SprOohe toU ernster Klage.
In dem ersten, von allen bestimmbaren Gedichten Walther's das
älteste, erblicken wir unseru Dichter in sorgenvolles Jsacluk'nken ver-
sunken, wie CJut, Ehre und Gottes Huld zu gewinnen und miteinander
in Einklang zu bringen seieu. Das Ergebuiss ist kein tröstliches, denn
Friede und Becbt, die Jene schdtsen sollten , sind selbst sum Tode ver-
wundet.
In dieser Stellung, mit ühergeschlasonem iJciu und in die Hand ge-
scbmiegtem Haupt nachdenklich auf einem Steine sitzend, ist Walther iu
der Weingartncr und Pariser Handschrift abgebildet. Solche Stellung
galt Ton Altere her fftr ein Zeichen rublg nachdenkender BesebauUchkeit
(8. J. Grimmas Eeohtsalterthttmor, S. 763); im Earlmeinot (ed. Keller) wird
Karl der Große genau so geschildert: dö (jeink Kurl der göde sitzen mit
sinen besten toitzen under Gdlien sal up einen stein, üp einander lachte /c
ttme beiut neder negede he tinen nacken, in de hand ladkte he Hne backen^ 48, 5'J.
Ich saz üf eime steine
und (labte bein mit beiue,
dar üf sast' ich den ellenbogen;
ich hete in mine hant gesmogea
1 stein f Fels. — 3 dahte^ das rückumgelautete Pxset. von decken,
•bcsBO S eaUt Ton tetteiu — 4 gesniogtn part. pnst. tob wHeijen, sinouc : ge*
12* •
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180
UL 8PBU0BB.
\
xii!n kiime and ein min wange. ^
d6 d&hte ich mir vil ange , >»tM^ ^ '
J^Avr ves man zer werlte solte leben«
dekeinen rkt kond' ich gegeben,
wie man driu dinc erwürbe, ^t^^
x^'y^ der keines niht verdürbe. 10
diu zwei sint 6re und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuet; .vv^«^
daz dritte ist gotes bulde,
* der zweier übergulde. ^
die Wolde ich gerne in 6inen schrln. l
jli leider des'n mac niht gesln, »r^-w^*^
daz guot und werltlich 6re
und gotes bulde m6re c^,*aa*
zesamene in ein herze kernen. l.L^
stig' unde wege sint in benomen: ^ ^•'•'^^^ 20
untriuwe ist in der s&ze, ^i/^J^y».^ %
^ewalt vert üf der stri\ze,
irid' unde reht sint sere wunt:
diu driu enhabeut geleites niht, diu zwei euwerden 6 gesunt.
»Chmiegt. — h daz wanye stn., die Wange. — 6 ange adv. lu engcy dicht
an-, umsohUeaeud, dauu bildlich: mit äagstUoher Sorgfalt. — 7 wes adv.
gen., weshalb. — 10 der gen. pL, deren , ron denen, Mbatnglg von Mnt*
und dieser (ien. von niht: 8o daß keines derselben. — 11 diu zwei, «wei
davon, varnäe (unflectierte Form) guot y bewegliche ( hier = vergftng«
lidie, iwIlTOhe) Habe = Eeichthum. — 12 was (auf beide, Sre und guof,
SU beziehen) oftmals, das eine dem andern, Schaden thut. — 14 diu über-
- - gutde, was mehr gilt: die mehr werih ist als die beiden andern. — 15 scfirin,
Schrein, Truhe: die wollte ich gern in 6inen Kasten, d i. das Herz (näm-
lich thun, oder beisammen haben). — IB mere , jemals wieder. — 20 be-
nemen, entziehen, unmöglich machen: Weg und JSt g sind ihnen Terlegt.
— 21 diu säte, der Hinterhalt: die Untreue lauert im Hinterhalt, im Ge-
heimen, die Gewalt fahrt auf offener btraße. — 23 sere wunt , schwer ver-
wundet. — 24 da» ff^eHe, Geleit, Schutz. Jene drei, nämlich Ehre, Out
und Gottes Huld, sind schtitzlna. der Gefahr proisgegobrn, wenn nicht vOf-
her l'xiede und ßeuht hergutiielit werden uud die ätrafie freiinachuu.
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•1. DER WAHL8TBBIT. Tt.
181
Am rauEcliPiiden Strome stellt Waltber hier Bot rachtungen an über
den Uiibestaud im Lebeu des MenschengesoblechteB. Zwar herrsche unter
allen lebenden Weten Feindschaft und Fehde; aber In tflnem gelte festes
Recht: Wild und Wurm und Vogel Streben nach Ordnung und eelbsi die
Macke habe ihr Oberhaupt, nur flontRches Land Btclie herrenlos. Die
Aufforderung, Philipp die deutsclio Krone aufzusetzen und die Mitbewer-
ber sarttcktreton tn beißen, weist diesen Spruch in den Zeitraum zwischen
seine Wahl und KrOnung, 6. Mftn bis 8. Sept. 1198.
Ich h(' •rte ein wazzer diezen
und sach die visclic fliezen;
ich sach swaz in dpr worlte was,
velt nnde walt , loup rör und gnis;
swaz kriurhet unde fliugot 5
und bein zer ordoii biiig(!t,
daz sach ich unde sage iu daz:
der kcinez lehrt ane haz.
daz wilt und daz gewürmo
die stritent starke stürme, ' 10
sam tuont die vogel nndcr in; ' .
wan daz sie habent einen sin: nrv^vwV
^ sie diuhten sich ze nihte, i,v^%'yvCi-/.UiV<4 -
sie schliefen starc gcrihte: .u. jV»^^^
sie kiesent künege uiid<; reht, 15
sie setzent harren unde kneht
86 wft dir, tiuschiu zunge, '>\*\^'*^<v
wie 8t6t dln ordenunge,
daz nt diu mucke ir künic )iät
nnd daz dln 6re alsö zergät! 2(i
1 wazter, Fluß; nihd. jlut bedeutet Strömung. diPien «tv., tosen
rauschen. — 2 ßtez"» , vom fließenden Wasser getrieben werden; schwini-
men. 6 auf den Jb'ttßeu einhergeht. — 8 dn- / ^ keines von ihnen.
*a«, ireindsonaft. — 10 starke stürme, gewaltige Kämpfe. - li «m, ebenso.
WMtertn, unter sich. — V2 aber darin sind sie eines Sinnes, einhellig. —
13 <ff»A<e» ist CoDj. des Prat.: sie würden sich vernichtet dünken, wenn
sie nicbt starkes, d. h. gegen alle AngrifTe gesicliertes Recht schüfen, ein-
setzten. — Hj.*^- ./> wenn sie nicht. - IT sunge, Spraohc, Nation,
Volk: deutsche Sprache =Deut8chland. — » f f i .
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182 XU. 8PRÜCBB. - L
bekerä dich, beköre!
die zirken siot ze höre,
r*>'*\k'' armen künege dringent dich:
i'^ PliilInnA aotvA on wMfinn Af iin<1
Philippe setze en weisen üf und heiz sie treten hinder sich!
21 bf'kfrä dich, kehre uml WttgBn des anslautenden a vgl. üio Anmerkang
zu Nr. 2, 15. — 22 der zirke swm., Zirkel, goldener Reif als Kopfschmuck
der Fürsten, te hire, zu stolz, hochmttthiK : 'die einfaclien Furstenkronen
(Fürsten) sind (gegenüber der Küninskrone, Reichegcwalt) zu übermüthig
geworden. — 23 die armen Au/fytfJ damit sind die Bewerber um den deut-
lichen Thron gemeint, Ton denen keiner mit dem atanflsehen Philipp aa
Macht und Kcichthum s ch niesstn konnte ilringi'n, drängen. "J4 en
gekürzt aus den. der weise, der kostbarste Edeltttein in der deutschen
Kaiserkrone, den der Sage naeh Hersog Krnst aus dem hohlen Berge mit-
gebracht liat; den Namen führt er. weil ihm an Größe und Werth kein
anderer gle:chkommt, er also der Einsame, Verwaiste ist. Orphanus, sagt
Albert der Große, est tajiis, qui in Corona romani fmperatorix e$; , neqne
unquam aiibi visus est: propier quod etiam orphanus vocatur. Vgl. Bartsch,
Herzog Emst, S. CLX ff. Philippe ist DaÜT: Deutschland wird aufgefor-
dert. PJiilipp zu krönen. P:tbei ist zu bemerken, daß Philipp als Bruder
des vorigen Kaisers und als Keichsvorweser die Kleinodien in Verwahrung
hatte. Ale Wa1ther*i Wnntoh nachher in Krfttllnng gieng, freute er eioh,
wie BOhön die Krone dem kaiserlichen TTnupte l'hilipp's stehe. das
edle Gestein und der junge König einander ualouchteu und nun der Waise
aller FQreten Leiteteni sei (t. Mr. 97.). kindtr tich^ surdck.
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81. DER WAHLSTRKIT. III.
188
lU.
Nach 0. Abel's Untersxjcliung (Zeitschrift für deiitsciiea Alterthum, 9,
13s — 141) ist dieser Spruch in die Zeit bald oder unmittelbar nach der
Bannnng K. Philippus, in den Sommer 1901, so setsen. Welther gibt uns
darin eine kurze Übersicht vom Verlenfe des durch die Doppel wähl Phi-
lippus und Otto's vfranlaßtpii Krieges, wie durch <Hc Tiifriyufu des römi-
schen Stuhls der Bürgerkrieg entzündet und zu der verderblichen Hüho
geiteigert worden sei, daß die Gotteshäuser zerstört und Leib und Seele
getOdtefe würden. — Simrock eetst Mch dieeen Spmeh ine Jahr 1198.
9 man und u the ist gen. pl. tougen stf. oder n. , Geheimniss. Ich
sab mit meinen Augen die Geheimnisse der Männer und Frauen, d. h.
elh-r Welt. — j liff/'-n] «< Pabst lunocsnz III. spielte in liv/u\^ auf die
dottttcbe Keiserwahi ein so feines Spiel, daß, wie er selber schreibt, bis
snm Trfthjehr 1199 beide Könige sion seiner Gunit rtthmen konnten nnd
in Deutechland laut die Ilcde «ieng, nicht auf die Wohlfahrt des Reiclica,
sondlBTn anf seine Erniedrigung und Zerrüttung habe er es abgcsi hcn.» —
6 zwene küne>je] unter dleeOn beiden betrogenen K^^nigen sind nach O. Abel
nicht Otto und IMiilijip, sondern die hriden St iuf*'r Philipp und Friedricli,
der zum König erwählte Sohn Kaiser Ilt inrich's VI., zu verstcfien. — 7 di'f
meiste, der größte. — iJ sic/i zweien, sich trennen, entzweien. 8 — 10 aus
dem Zwiespalt zwischen Pfaffen und Laien, d. i. geistlichen und weltlichen
Fttmten, in der streitigen Konigswahl, ent!>praug der heftigste Kampf, der
jemals früher oder sjtiiter wir. -- 11 vor hedrutet den Vorzug: über. — •
12 iip unde sele, d. b. jener durch die Laien (die f ttrsten). diese durch die
aeistliohkeit. — 18. 14 die Pfaffen kämpften heftig, doeh ward die Zahl
der Laien größer. — 16 diu st6te^ das prii - torliche Ifauptgewand ; S.vnibol
der geistlichen Gewalt. — 13—16 als die stauiiaclic Partei immer entschie-
dener die Oberhand gewann nnd Otto*s Unterliegen noch unTOrmeidlicb
Ich sach mit mlnen ougen
man unde wibe tougen,
d& ich gehörte und gesach
swaz iemen tet, swaz iemen sprach,
ze Rdme hörte ich Hegen
und zwöne könege triegen.
d& von huop sich der meiste strit,
der ö was oder iemer slt,
daz sich begonden zweien
die pfaflen unde leien.
daz was ein nöt Yor aller nöi:
Up unde söle lac d& töt.
die pfaffen striten söre:
doch wart der leien möre.
diu swcrt sie legeten demider
and griffen zuo der stöle wider:
15
10
5
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184
III. 8PBÜCIIS.
sie bienen die sie wollen
und iiiuwet den sie selten,
dö störte man diu gotcshüs.
ich hörte verre in einer klüs
vil miclicl uncreha^rc :
da weinde ein klosrn^ere,
er klagete gote siniu leit:
«öwe, der b&best ist ze juiic:
20
hilt, herrc, dtner kristeiiheit! "
erscliien , da leiste die pübstifche Partei die weltlichou Waffen, mit denen
sie nichts ausrichtete, nieder und griff wieder sn den geitUiohen, »wn
Baunfluche. — 17 bienen prst. des at. Verboms bannen, fticn? eie bannten.
Das bezieht sich auf den vom Cardinallegaten am 29. Jtrni 1901 über Phi-
lipp und Feine Anhiui^ier verhängten Bann. — 18 nimrrt (alul. niowiht),
nicht: und nicht denjenigen, den sie sollten, nämlich Otto, der nach Wal-
ther*8 Ansieht den Bann allein verdient hfttte. — 19 stSrtt^ serstOrte. got9*-
hus, Kirchen und KhVstiT. — 21 diu ungebcerf . üble? Gebährden , Klasse.—
23 ein klöst nar' ] Uber diesen Klaasner, den Walther noch an zwei andern
Stellen nennt (s. Nr. 114, 10. 165, 1), ist schon viel liin- und hergerathen
worden, ohne daß die Frage zn einem sichern Entscbeid gebracht wäre,
llliland (S. 2;i) faßte den Namen allegoriscb auf und meinte, er bedeute
die vormalige strenge Frönnnigkeit im Gegeiibatzi^ zu der nunmehrigen
Entartung des geistlichen Standes. J. Grimm dagegen vermuthote in ihm
eine historisehe Persönlichkeit und rieth anf Qnsitherae de Mapes oder
Iloinricus Septimcllen^is. >.'i ui rdingä suchte J. O. Opel in einer besou-
dern kleinen Schrift (Min guoter klöseueare, Halle 1S6Ü) wahrscheinlich zu
machen , da& damit ein ausgezeichneter Sirchenfürst und eifriger An-
h&nger der kaiserlichen Partei, Konrad, von Gehurt ein Herr von Kro-
sigk, gemeint sei, der von 1200—1208 IJiscliof von Halberstadt war, dann
resignierte und sieh aln Mönch in das Kloster Sichern (Sittichenbach) bei
Eisleben zurückzog und dort am 11. Juni 1225 starb. Aber diese Ansicht
kann vor dem Alter des vorliegenden Spruches niclit bestehen. — 24 öwe^
der bäh'st jvf junc] Pal^-t innocenz III. war bei seiner Wahl (S. Jan.
119S) 37 Jahre alt. Dies für einen Pabst jugendliche Alter wurde in atan-
ilsehen Kreisen mit eeinen reformatorlielien Pltaen nnd seinem getrält-
thiitigen Vorgehen gegen die weltliehe HMht in Verbindung gebracht
(s. Opel, S.
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82. AN LEOPOLD YOV (BSTB&REICU.
185
82.
AK LEOPOLD TON (BSTERREICH.
Mit diesem Spruche beginnt der bis Nr. 90 reichende Ton. der wahr-
scheinlich zu Eliren Herzogs Friedrich des Katholisclien von tEesterreicb
erfanden wurde. Mit dieiem Gönner (f April 1198 in P»llrtinft) war dtm
Dichter vieles m Grabe gegangen (vgl. Kr. 98). Besten Nachfolger, Leo-
pold Vn., war, anfänglich wenigstens, minder gnftdig gegen ilin gesinnt.
Darum mahnt er ihn hier, seine gegen alle Welt so niildreiche Hand auch
für ihn zu öffnen. Die Mahnung blieb vorerst fruchtlos, und der Dichter
verlieü Wien, um sich Philipp von Schwaben ansuwenden. — Simrock be-
deht alnuntliche iu diesem Tone gedichteten Sprttche auf Friedrich den
Katholischen. Aneh Bechstein besieht diesen Sprach auf Friedrich.
Mir ist verspart der saelden tor:
da sten ich als ein weise vor,
mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe.
wie mühte ein wunder groezer sin?
ez regeiit bcidenthalben min, &
daz mir des alles niht enwirt ein tropfe.
des fürsten milte üz Österriche
treut dem süezen regen geliche
büidiu Hute und ouch daz lant.
er ist ein schoene wol gezieret beide, 10
dar abe man bluomen briehet wander:
und braeche mir ein blat dar undef
diu sin vil milte rlcbiu hant,
sö möhte ich loben die süezen ougenweide.
hie hl sl er an mich gemant 15
1 verspart , riUkuingelautetes Part. pr^t. von rersperren, wie r^r-
brant von verbrennen, der scelden tor, das ülücksthor; vgl. Grimm's My-
thologie, 824, Zeittchriftf.d. Alterthum, 2, 535—537 und Uennania, 8, 417.
t<£ldf ist hifr abstract genommen, steht dalier im Plur. — 2 ich stin 1. prses.
ind. wie oen, ich stehe, der wetse, die Waise; vater- und mutterlos, ver-
WtAwi. 9 beidenthalben adv.dat.pl., zu beiden Seiten. 6. iu(n. rechts und
links von mir. — 7 diu mitte, Freigebigkeit, Die mhd. Sprache hat dieXv'ei-
gung von den Eig« iniamen der Appellativen der Fllrtten und Kdeln die
Apposition ihres Landbesitzes durch eiu ancUros Wort oder melirero zu
trennen ; vgl. Nr. 162, 2, 3. — 11 bluomen ist gen. pl. : eine Menge von Blu-
aien. — 12 dar under , daswischen. — Die Zeilen 6, 7, 14 erinnern an die
Sprüche Salom. IC, 15: wenn des Königs Angesicht freundlich ist, das ist
Leben, und seine ünade ist wie ein Abondxegen. — 15 hie tn, hiermit,
hierdurch.
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186
III. SPRÜCHE.
83.
LOB DER WIENER GASTLICHKEIT.
LftOpold's Ungunst gegen Wallher war von ktiner langen Dauer»
Schon zwei Jalire später erblicken wir ilm winfleruni zu Wien, in lioher
Freude Uber die verschwenderische Freigi>bii.'keit des jungen Fürsten.
Es war wol %et Gelegenheit des Fettes zu Pfingsten (28. Mai) 1200, wo
der MJährige Hentog mit groftem Pomp das Schwert nahm. Von Leo-
pold's Milde gegen die Fahrenden, sowie seiner Geschicklichkeit in Kün-
sten und StaatBgeschäften, wissen aueh andere Dichter zu erzählen, nicht
minder die Chronisten, die ihm die Beinamen gloriosus und libeialis geben.
Ob ieman spreche der nü lebe,
daz er gessahe ie groBzer gebe,
als wir ze Wiene haben durch 6re enpfangen? .
man sach den jungen f&rstcn geben
als er niht langer weite leben. 5
d& wart mit guote wunders ii\ begangen.
man gap d& niht bl drizic pfunden:
sflber alse ez wsere funden
g&p man hin und rlche wät;
ouch hiez der farste durch der gernden hnlde 10
die malhen sam den stellen Iseren,
wan ors, als ob ez lember wseren,
Til maneger dan gefüeret h&t.
ez*n galt d& nieman siner alten schulde:
daz was ein minneclicher r&t. 15
1 0'^ mit folgehdem abhängigen oonjunct. Satze: Gibt es wol einen
Lebenden, lebt wol jemand, der spreche, er habe jemals größere Schenkung
gesehen. — 2 diu gebe, Gube, Geschenk, Beschenkung. — 3 alx = dnnne als,
als wie. durch er«, um Ehre zu erlangen, d. h. /u des Gebers eigener
Eture. — 5 a/«=obi vgl. Nr. 17, 13. — 7 die PriBposition beseiohnefc
hier die angeführte Zanlangahe. — 9 hin fffbfn, wegsolienkcn. — 10 nm die
Zunciis'uncr, Tiiebo der Kegehrendon zu gewinnen; äi" 'j'riid/>n sind die nach
Lohn verlaugeaden Säuger und Spielleute. — 11 diu malhe swf., Tasche,
namenttieh für Bftwaaren. Prorianttaeehe, hier also wol Futtersack, sam,
sogleich mit. Er vcrsclunkte Pferde und Futter. — 12 ors, durch Um-
stellungaus ros, iiuss. le/n'ier pl. von lainp, Lamm. — 13 dan, von danneu*
— 14 es bezahlte da niemand seine alten Schulden, das was er von früher
her etwa schnldij? war. Im Mittelalter war es bei den Festlichkeiten vor-
nehmer Herreu Sitte, die Spielleute mit Pferden und Kleidern zu beschen-
ken und ihnen in ihren Quartieren die Pfänder zu lünen, d. h. ihre Zechen
au befahlen. Der Gen. Mchulde hängt von einem zu ergänzenden niAt ab.
— 15 «In mimuet^h§r rat, eine llehevolhi Sntsehlieftnng. r^, Sutsohluß,
sowol eigener, als auch Befolgung eines gegebenen Bathes.
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84. TOBZBICHBM DBB JÜNOBTBK TAOE8.
187
84.
VORZEICHEN DES JÜNGSTEN TAGES.
Ungewflliuliche Naturer cbeinungon , Kometen und Sonnenfintter*
nisse hat das Volk von jelicr als Vorzeichen des nahenden Weitendes
aufgefaßt und mit der Uberhauduehmondon Versunkenhcit der Welt iu
Verbinduag gebracht. Von solchen Zeichen berichten die Chronisten zum
J. 1907 mit fiwt d«nMlben Worten wie Walther im folgenden Spruche, den
O.Abel a. a. 0. mit Recht in diese Zeit setzt. Ea gehe nun in Erfüllung,
was die Heilige Schrift (Marc. i:i , 12. Mattli. 21, 23. Luc. 21, IG. Apoc.
6| 12. 8, 12) prophezeie. Daran knüpft der Dichter die Ermahnung, sich
anfknraffen und der allgemeinen Tmrderbnira su etenem.
wachet! uns get ziio der tac,
gcin dem wol aiigcst haben mar
ein icglicli kristen, judeu unde huidcu.
wir lian der zeichen vil gesehen,
dar an wir sine kunft wol spehen, 5
als uns diu schrift mit warheit hat bescheiden.
diu snnne hät ir schin verkerct,
untriuwe ir sämen üz gererct
allenthalben zuo den wegen:
der vater bi dem kinde untriuwe vindet, lo
der bruoder sineni bruoder liuget,
geistlichez leben in kappen triuget,
die uns ze liimel solten Stegen;
gewalt get üf, relit vor gerihte swiadet.
wol üfl hie ist ze vil gelegen. 15
1 stfo gen , nahen. — 9 gein dtm , im Hinbifelc anf den ; dem mit
Bangen enti/eKcneelien darf. — 3 = die gan/.o Welt. — 5 diu knnft . dal
Kommen, Ifahen. »pehen^ auskundschaften, erkeiincu. — 7 vgriSreH,
umkehren, ▼erftndem, ins Gegentheil Terwandeln. d^n $eMn 9«rkSr«n,
sich verfinstern. — 8 r>'ren, in Körpergestalt oder in Tropfen fallen
lasten; tu rSren, ausstreuen. — Ü iwo, auf, au die Wege. — 10 6», au. —
11 ein^'m liegen, ihn anlügen. — 12 gfistlvhet leben in kapp«n^'Kl09tBr-
p'eistlichkeit. diu kapi>e swf., langes Überklcid mit Kapuze, Chormantel,
Kutte. — 13 Stegen, den Steg fuhren, leiten, den Weg bereiten. — 14 uj
<;»•«. aufBteigen, die Oberhand gewinnen. — 15 gch'gen \y\vi. praJt. von tigen,
müßig liegen bleiben: hier iat schon zu viel versäumt worden. Der Dich-
ter meint, dnft et di« hOehete Zeit wti, d«r Gewalt zu tteneni und dae ge-
beugte Beoht wieder anfinrichten.
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188
UL 8PBÜCUJB.
85.
DER PFAFFEN WAHL.
Nach O. Abel RChort dipser Spruch, mit seinen starken Anpfriffen
auf die weltliche Herrschaft des Pabstthums, in die Jahre 1212—15, wo In-
noeens m. wai der Höh« Miner Macht und Walttaer noeh vat Seiten
Kaiser OttO*e gegen Friedrich II. stand, der bei seinem ersten Auftreten
von seinen Gegnern PfafTenkönig genannt ward. Das Gedicht enthält die
dem Engel in den Mund gelegte Silage Uber Coustantin's Sobeukuog an
den römischen Stuhl.
Konc Constantin der gap 86 vil,
als ich ez in bescheiden wil,
dem etool ze Rdme: sper, kriuz* unde kröoe.
zehant der engel lüte 8chr6:
«6w6) 6w6, zem dritten w6! 5
6 stttont diu kristenheit mit zfthten schdne.
der ist nü ein vergift gevallen,
ir honec ist worden z'einer gallen:
daz Wirt der werlt her nftch vil Icit.»
alle fursten lebent nü mit 6ren, 10
wan der hoehest' ist geswachet.
daz hkt der pfafTen wal gemachet,
daz si dir, süezer got, gekleit.
die pfaffen wellent leien reht verkdren:
der engel hht uns w&r geseit. 15
.*? sper , kriut' undr kronf : damit sind die ^farterwc^kzcupo Christi
gemeint, deren Besitz nach (h>r Ansicht dos Mittelalters der Kirche au
Macht und Ansehen verhalf; v^l. Nr. 1G3. — 4 zehant, sogleich (als dae
geschehen war), xrhre, schrie, rief. — 5 teiu dritten (nftnilich rnnle). -
t; schSn»' adv., herrlich. — 7 fiiu veryift, Gift. Diese Erzilhlung beruht auf
alter Sage. In einer Wiener Handschrift des 12. 1.3. Jhd. (s. Massmaun's
Kaieerobronik , 3 , 866) heißt es : legitur oiiod eo du quQ a Constantino äi-
tata e$i eecletia, auttita est vor angeliea dreaiT* mhodi« infunum estvenennm
in ecclfxia, ijuin iKajur Pst diynitdtf , utim r r rli/ion^.y) — 11 iran, nur. (/*'r
h€eh€U\ das lieichsoberhaupt. yeswachet, erniedrigt. — > 13 gt-klnt, geklagt. —
14 M«H reM, das Recht der Laien, den Kaiser wfthlen au helfen, perkim,
umdrehen, verdrehen. — IS hat war geteit, bat wahr gesprochen, die
Wahrliett gesagt.
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86 DBB HOP ZU WIEN.
189
86.
DER HOF ZU WIEN.
Et ist nicht mit voller Sicherheit su sagen, in weiche Zeit dieser
Spruch f&Ut, der den grellen Wechsel der Dinge, dMi VeilUl des einst
■o beitera und priohtigen Lebens am Wiener H<rfe ediUdert. Während
T.achmann und Wackernagel ihn gleich nnch dem Tode Herzog Friedrich's
(119S) möchten entstanden sein lassen, was allerdings nicht wohl glaub-
lich, setzt ihn Bieger (S. 27, 28) iu das Jahr 1217, als eben Leopold mit
dar Blüte des fluterreiohisohen Adele die lenge Torbereitete Krensfnhrt
angetreten hatte , und betrachtet ihn , unter Besiehung auf Nr. 110, ale
ein humoristisches Klagelied, das Walther, als neuer Ankömmling, der
kleinen sparsamen Gesellschaft, die damals den Wiener Hof ausmachte,
zur Erheiterung vorgelegt habe.
Der hof ze Wiene sprach ze mir:
«Waltlier, ich solto lieben dir,
nü leide ich dir : daz müeze got erbarmen.
min Wirde diu was wilent gröz,
dö lebte niender min gcnöz 5
wan küuec Artüses hof: so we mir armen!
wä nü ritter uude frouwen,
die man bi mir solte schouwen?
seht, wie jämerliche ich ste!
min dach ist fiil, so risent mine wende: 10
mich enmiunet nieman leider.
golt, Silber, ros und dar zuo kleider
diu gab ich uiide liäte ouch me:
nu'n habe ich weder bciiapel noch gebende
noch frouwen z'eiuem tanze, öwel» 15
2. 3 einem Heben und leiden, einem lieb und leid (zuwider) sdin, ge-
fiillen und missfallen. — 5 nttn gen6$t meinesgleichen. — 1 wä »d. wo
(sind) nun? — 10 rts-^n . fall« !j , zrrfalleu. — 13 oncft. noch. — 14 dm ge-
ben'tff eigentlich Baudwcrk, Haarbänder, dann aber Kopfputs der Frauen
aberhaupt. «cAapd und gtOende werden immer ale Hanptbild für höfischen
Glani gebraucht.
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190
m. 8PRÜCBB.'
87.
GLEICHHEIT VOR GOTT
«Der Umgang mir den Miobtigen hat datUrtbeil des Dlohtert ftber
die wahren Toraflge der Mensehen keineswegs getrabt. Br sucht diese
nicht in der Geburt, sondern spricht sich kräftig über den Ursprunsf
aller Sterblichen aus gleichem Lehm und über ihre Gleichheit Tor dem
höchsten Herrn aus.» U bland.
Swer ane vorhte, hörre got,
▼il sprechen diniu zehen gebot
und brich et diu, daz ist niht rehtiu miane.
dich heizet vater maneger vil:
swer min ze bruoder niht enwil, 5
der sprichet starkiu wort üz krankem sinne.
wir wahsen üz gelichem dinge:
spise fr um et uns, diu wirt ringe,
s$ si durch den munt gevert.
wer kan den harren von dem knchte scheiden 10
swa er i'r gebeine blözez fündc,
und hffite er ir joch lebender künde,
so gewürmc dez fleisch verzert?
im dienent kristen, Juden unde heiden,
der elliu Icbendiu wunder nert. 15
1 diu vorhte t die Furcht. — 3 rehtiu = u}äriu^ wie eine Hs. liest. —
4 maneger Hlsswü maneger ^ sehr Tiele. — 5 nikt en»it, nteht anerkennt
als nrnder. — S gfarkiu wort, bedeutende, gewaltige Worte, sfarc ist hier
dem A./a«c = schwach gegenübergestellt: üs krankem ainnf, mit schwa-
chem Oeiste, nicht in der rechten Meinung. Es ist hier namentlich der
biblische Spruch gonieint: Liebe deinen Nächsten als dich selbst. — 7 wir
Menschen sind aus gleichem Stoffe gemacht. — S/rumen, fördern, vor-
wärts bringen, zum Vortheil gereichen: die Speise nährt uns, wir gedeihen
dabei, wirt ringe, wird leicht, klein; verzehrt. — 10 tcheiden, uuterschei»
den. — 11 bl69e$ der starke Acc. von hlSi, nackt, entblAftt (vom Fleische).
— 12 und, am Anfange des Conditionalsatzoa in fraj^ender Form, lebender
ist gen. pl.st> nud beide von künde abhängig; künde haben c. gen.,
Jemand kennen: hfttte er sie auch im Leben gelöinnt. ~> IS detssdat, —
14. 15 aus diesen Zeilen leuchtet Walther's Duldsamkeit und milde Ge-
sinnung auch gegen Nichtohristen , die er alle als Geschöpfe von Gottes
Hnnd erbwnnt.
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8». MOBOBNOBBBT.
191
88.
MORGENGEBET.
Bitte SU Gott und iusbosondere su ührintus, ihn, wohin er auch
kebre, In teineii Sehuts su nehmen, in denelbeu Welee, wie der heilige
Engel (Onbriel) mit Uim, dn er in der Krippe lag, gethan hatte.
Mit saelden müeze ich hiute üf stdn,
got h^rre, in diner huote gfen
und ritcn, swar ich in dem lande k^re.
Erist herre, lä an mir werden scbin
die grozen kraft der güete din 6
und pflic min wol durch diner muoter ere.
als ir der heilig cn^'cl ))flsege.
und din dö du in der kripfen laßge,
junger monsch und alter got,
demüetic vor dem esol und vor dem rinde» 10
und docli mit sa^ldenricher liuote
pflag ir und din Joseph der guote
wol mit triuwcii sunder spot :
als ptlig ouch min, daz au mir ikt erwiude
daz diu vi) götelich gebou 15
2 unter deiner Obhut, üeiiicm Schutze. — 3 su-ar. wohin immer.
hirent gehen, kommen, eine Richtung nehmen. — 4 <ä. Imper. von /an,
taten, schxn werden, sichtbar werden. — 8 knpfe cwf., Krippe, laege. lägest.
— 9 als Mensch war Christus in der Krip))» jung (ein Kind), als (lOtt alt,
von Anfang an da. — 11 und doch, obschon. ObgU^ch ihr beid« bcliou
unter der glücklichen Obhut Joeepii's wäret. — 13 alt der Gute wird Jo-
seph Tonugewelie beselchnet, rgi. Hoffmann'a Fundgruben, 1, 142, 81.
iJs. 'J9. ~ 14 erwinde , alilassc , luifhöre. Ebenso nimm auch du mich in
deinen Sohnts, damit dctu göttliches Gebot, das jedem Muuscheu einen
Scbutiengel satheilt , au mir nicht anerfttllt bleibe.
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193
m. BPBÜCBB.
89.
DAS JÜNGSTE GERICHT.
f
J)ie Bntotehung dieses Spruches, worin der Dicliter, uuter Anrufung
d«r heiligen Jangfirau um Hilfe und Beletand, auf dM beTOnMlMiide Oe*
vioht hinweist, wo Jeder für sich selbit einstehen muß, flUlt, dei vef^
waadtea Inhalte wegen, wol in dieeelbe Zelt mit Nr. 84.
Ich hom des die wlsen jehen,
das ein gerUite sal geschehen,
das nie deheinez m6 wart als^ streuge.
der rihter spridiet 8& sehant:
«gilt Ane borg und luie pfant.» 5
d& wirt des mannes r&t yil kurz und enge.
daz hilf mir, frouwe, hie besorgen,
stt daz dort nieio&n wil borgen,
dürch die hoehsten freude dln,
die dir der heilig engel z*6ren briihte, JO
d6 er dir den ze tragenne knnte,
d& von sich al dln £reude erzunte
und unser wemdez heil sol sin.
der dir der freude von alr§rst gedMite,
des trdst si an dem ende min. 15
& ane borg und äne p/anf^ v^I. die Anmerkung zu Nr. 79, 69.-6 da
sioht es mit <iom Rath, der Hilfe, die der Meuscli in sicli selbst findet,
mit seiueu Ausdüchten, schleclii au8 , ist der Menschenwitz zu Ende. —
7 besorgen, für etwas sorgen. Mit dieser Stelle vorgleiche man die ver-
wandte in Nr. 77. — U kuMt«, verkündete. — 12 «rzunte, entzündete. —
13 und mit Ellipse TOn <f#r. — 14 der dir gegenüber znerst die Freude
aussprach, lU-r t räte Verkünder dcreelben war. — 7—15 di r Dicliter richtet,
unter Berufung auf die Freude, welche die Botschaft des Engels in ilur
erweekte, an sie die Bitte, ihm rar Tilgung seiner Sflnden bebilfU<di an
sein. Gott, der ii>r die Frettde Ton Anfang an aucedaeht, mOge ihm an
seinem Ende bciätchon.
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90. ABFlNPUMa. i^^^
90.
ABFl^sD UN Ct.
In diesem and dem folgenden Spniohe behandelt Wnither das Thema,
dnft Beichtham ohne Oottesfdrobt und Tugend keinen Worth habe. Wer
anf Erden diese ttber jenem Teroachlässige, habe «eintn XiOhn dabin.
Waz Wunders in der werlte vert!
wie manic g&be uns ist beschert
von dem, der uns üz nihte h&t gem&chet!
dem einen git er scboenen sin,
dem andern guot und d^n gewin, 6
daz er sieb mit sin selbes guote swacbet.
armen man mit guoten sinnen
861 man für den rieben minnen,
ob er 6ren nibt engert.
ja enist ez nibt wan gotes halde und 6re, 10
dar n&cb dia werlt sd s^re yibtet :
swer sieb ze guote als6 verpflibtet,
daz er der beider virt entwert,
der'n babe oucb hie noch dort nibt lönes mere,
wan sl ebt guotes hie gewert 15
1 vam» sich bewegen: wie viel Wunderbares geschiebt nicht auf der
Welt. — 3 ut 7iifift\ aus nitlits. — 4 <-!,ifn,'r sin, feiner Sinn, Verstand,
Weisheit. — 5. G dem AndL-rii gibt er lieiclithuin, von dem er aber keinen
andern Gewinn hat, als daß er sich mit seinem eigenen Gute erniedrit^t. —
8 /für, eig. über ihn hinaus = mehr als. — 9 ob, wenn: im Falle der niclit
nach Tagenden strebt. — 10 Gottes Huld und Ehre sind die beiden ein-
zigen (liitcr, iKicli ili'iifii d'u- Welt /u ringen liaf. Vgl. Nr. 91, 7 und Keitiirid
von Brauuschweig v. lUl'JG £f. — 12 sidt »a einem vtrpßihten, sich mit ihm
verbinden, sich verbindlieh machen. — 13 fnlwm o. gen., etwas nicht ffe*
währen. — II — 15 wer sidi aber dem irdisrlion Gute »o hingibt, unt< rt! miig
macht, daß er jener beiden verlustig geht, der empfange denn auch weder
hier auf Erden noch durt im Himmel einen weitern Lohn, sondern habe
hienieden sein Theil erhalteni
waiiTBna vok d£b voqblwkiosl 13
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lu. sPKÜcins.
91.
HABSUCHT.
Swer houbetsande und schände tuot
mit slner wizzend' umbe guot,
wie sol man den ffür einen wtsen nennen?
swer gaot von disen beiden h&t,
swer'z an im weiz und sich's Terst&t, 5
der sol in z'eincm t6ren baz erkennen.
der wise minnet nibt 86 s6re
&lsam gotcs hulde und 6re:
sinen Up, wip unde kint
diu Iftt er § er disiu zwei Verliese. 10
er t6re, er dunkei mich niht wise.
unde euch, der sin ^re prlse:
ich wsen', sie beide t6ren slnt.
er gouch, swer für diu zwei ein anderz kieset
der ist an rebten witzen biint. 15
1 /loi/f'etsünde , peOOfttum capitale, TodsUiule. ncfiande, schämeiis-
werthe That. — 2 diu wi$fMd4, das Bewußtseia, Wilsen, mit 10., wiaseut-
lich. umbe guot, um dei Oelrfei, Vorthells willen. — 3 für, alt. — 4 sieh
Juich sündhafte und ttoshrlicho Huiulluii'^fou (Int ei\v..rben hat. — ,*) an
einem witan, wissea, daA es an ihm ist, eres bcäiut: und wer irgend das •
▼on ihm wei6. sieh verstan c. gen., etwas bemerken, erkennen. — 6 »'tintm
tt'rt'n erkpiinen. für einen 'l'horon lialtcn, als solchen orkcnneu. 6«;. eher,
lieber. — 10 in' t , verlalöt, gibt er auf. — 11 er töre , er gouch] vgl. die
Anmerkung zu Nr. 25. 3. — U jouch. linstard: Thor, Narr. — 15 an M''7jf/i,
an »innen btint, eine bäußi^e Hodensart zur Bezeichnung des mnngelbaftcn
VerSUodes Thor; T3I. Nr. ^1, 41.
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92. ÜBLER ZUSTAND DER WELT.
195
92.
ÜBLER ZUSTAND DER WELT.
Klage, daa Zvebt, Bbre, Treue und Wahrlieit and mit ihnen die
Freude aus der Welt rergchwinden, ein Thema , das Walther aaf manig-
fache Weite behandelt hat.
Sd w6 dir, Werlt, wie Abel dü st^st,
wa^ dinge dü alzan begast,
diu Tön dir sint ze lldenn* ungenseme!
dft bist Yil n&ch gar ftne schäm,
got weiz daz wol, ich bin dir gram: 5
dtn art ist elUu worden widerzseme.
waz kren hast miz her behalten?
nieman siht dich freuden walten,
&ls man ir doch wilent pflac.
wS dir, wes babent diu milten herze engolten? 10
für die lopt man die ariren riehen.
Wcrit, da st^st sö lästerlichen,
daz ich es niht betiaten mac.
triw* unde w&rheit sint vil gar bescholten:
daz ist euch aller dren slac. 15
1 So tr«t Interjection der \ erwüuachung mit einer Ellipse (etwa:
geschehe) und dem Dat. der Person, oder auch Acc. der Pereon nnd Oen.
der Sache. «6^/, schlimm: wie schlimm steht es mit dir. — 2 din^^«, gen. pl.
alsan = allei an, immer fort, immer noch, allet ist aJv. acc. — 3 un-
genceviff Widerwillen erregend; ze lUlenne^ zu ertragen. — 4 vil ndcb^ bei-
nahe, nahesn. — 6 ar<, Wesen, Benehmen, teidertceme , miisfiillig, ver-
haOt. — T un$ her, bis dahin, usque adhue. behalten, aufheben, bewahren;
iit ah ieiiian fiinne, der sine sinn»' her behalf i'n /<a^>e: H. v. Morungen
(Minnesangs Frühling, 129, 2b), — 8 walten o. gen., etwas besitzen, haben. —
10 enpatem e. gen., Strafe, Sehaden Ton etwas haben, fttr etwas bOßen
müssen. — 11 die, nicht die Herzen, sondern die Milden, FreigeM^j:oii.
für bezeichnet einen Vorzug: vor diesen, Uber diese, arc, karg, knau-
serig. — 12 lästerlichen adv., schimpflich. — 13 betiwten , anoh bfdtuten,
deuten, auslegen; beschreiben. — 14 b>s<heUen, bescliimpfon. oif^piitlich
durch Worte erniedrigen. — 15 i/ac, bildlich: tüdtlicner bchlag ; wie eren
slac , erscheint auch /reudem^ mMo Uac Ittr Yamichtting dar Bhre, der
Freude, des Olacks.
II«
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UI. 8FRÜCHB.
93.
JÜ6ENDLEHREN.
Erraalinuuf? an die Jugend, das GeM weder zu selir zu lieben noch
auch zu gleichgültig dagegen su sein, sondern das rechte Maß, die ver-
nUnftig« Mitte au halten awlaoheii Yenchwendang und Geia.
June man, in svvelher uht dü bist,
ich wil dich leren einen list:
du la dir niht ze we sin nach dem guote:
lä dirz ouch niht z'unmaere sin.
und volges du der lere min, 5
so wis gewis, ez frumt dir an dein muote.
die rede wil ich dir baz bescheiden,
last dii dir'z ze sere leiden,
zcrgät ez, so ist din freude tot:
wilt aber du daz giiot ze sere miunen, 10
du maht Verliesen sdle und ere.
da von so volge miner lere :
leg' üf die wäge ein rehtcz 16t
und wig ouch dar mit allen dinen siuueD,
als ez diu Mäze eht ie gebot. 15
l diu a/it, Art, Geschlecht: wes Standes du auch bist. — 2 der Usi^
Knnst. — 3 laj vgl. Nr. 25, 10. 80, 65. >« we. zu leid: laA di«ll aiobt
zu heftig verlangten; quäle dich nicht zu sehrums Geld. — 4 unmceret un-
werth, gering geachtet. — 5 und in relativem Sinne: wiederum; wenn.
volgf"< . ältere Form statt volgest. — (j wix imper. von wf^m : sei. an dem
rtiuote. au der Gesinnung i Seele. — S leiden f mir leidet ein dinc, es ist mir
zuwider, Terhaßt: nftmUeh ao, daß da es wegwirfst. ~ 9 ternan, xuBnde
^'flii 11, ein Ende nehmen: geht es dann verlor<'n, so i«t es aus mit deiner
Freude, dann bist duder Armuth und borge vorfallen. — II maht 2. prss.
ind. von mugtn^ kOnncn: so kann es geaobehen, daß da — 18 da* tSi,
Gewicht. — 14 wiy tttiper. von veycn, wAgan; dar w,, aawilgen: wftg* es
hin und her.
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M. IfBBUKlJ>NXZAB'8 TRAÜM. 197
94.
NEBUEADNEZAR'S TRAUM.
Anknüpfend an Nebukadnezar'a Traum von dem Bilde aua Gold,
iSilber, Erz, Eisen und Thon (Daniel Cap. 2) klagt der Dichter Uber die
snnehinend« YoneUivmtTtmg d«r Welt und bittet Oott, su Terhtttan, dftA
ditt Boten noeh bOtwe Kinder nnd Bvben gewinnen.
Ez troumte, des ist manic j&r,
ze Babilöne, das ist wär,
dem künege, ez würde ie boeser in den rieben.
die nü ze vollen bopse sint,
gewinnent die noch boeser kint, 6
• j& htoe got, wem sol ich diu geliehen?
der tiefei wser' mir niht sö smaehe,
quieme er dar, da ich in gessebei
9km des boesen boeser barn.
Ton d&T geburt enkumt uns frum noch ere: 10
die sich selben s6 verswach ent
unde ir bösen boeser machent,
än' erben müezen sie Yervam.
daz tugendelöser harren werde iht m^re,
daz 8oU dü, h^rre got, bewarn. 15
1 daa ist lange her, vor vielen Jahren. — 4 xe volf^n, vollstündi;?,
vollkommen. — 6 diii, nämlich diu kint: womit loU ich diese vergleiulieu,
wie sie bildlich bezeichuen? — 7 imakä mdj,, TerftbaoheuungswUrdig. —
8 käme er dahin, wo icli ihn sehen könnte, fjuceme, die ursprüngliche Form
von kceme. — 9 besser compar. , böserer. — 11 sich verswaclfn , sich ernie-
drigen. — 12 fias bösen, das Schlechtsein: ihre eigene Bosheit durch bösere
Kinder noch ttborbieten. — 13 ohne Erben, vervam, dahinfahren, wie
•enterben, dahinsterben. — 14 daft die Zahl der untogendhaften Fürsten,
Bitter irgend sunehme. — Ift beu>ar»f Terhindern, Terhilten.
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lU. 8PBVCH&
95.
S A L 0 M 0 N'S LEHRE.
Tadel der Väter, die, uneingedenk des Salomonischen Spruche»
(Proverb. 13, 24). die Erziehung ihrer Kinder yernachlässigcu , und ernste
Warnung an die Jungen, nicht su Tergesmn, daft ancU sie einst alt wer-
den und ihre Kinder ihnen heinifireben werden, was sie an den Eltern ver-
brochen.
Die vätcr liänt ir kint erzogen,
dar an sie beide siiit l)Ctrogen :
sie brechent dicke Salomönes lere.
der sprichet, swer den besmen spar,
daz der den sun versüme gar : 5 •
des sint die ungebatten gar an' ere.
bie vor dö was diu werlt sö schocuc,
nü ist sie worden also boene.
des eiiwas nibt wilent e:
die jungen liant die alten s6 verdrängen. 10
nii sj)ottet albc dar der alten !
ez wirt iu selben nocb behalten.
beitet unz iuwer jugeist zerc^e :
swaz ir nii tuot, daz recbent iuwer jungen,
daz weiz ich wol und weiz noch mS. 15
l erzogen^ nämlich so, d6r Art erzogen, daft. — 4 iler hrsfiin^, besme swm.,
Besen, Küthe. — 5 ver$ümen, vernachlässigen, und dadurch zu Schaden
bringen. — 6 tlfs, darum, ungebatten, wol: nichtsnutxiff, vom Verbuin
hatten, helfen, nutzen, vgl. iler unf>>iff>- , homo ueqti.inj (8. fiiimm, Deut-
sches Wörterbuch, 1 , 1157. 1158). Aliulichcu Sinn wUrde die Lesart der
Pariser Hs. gewähren: ungebaehent uuausgebacken , unfertig, ungezogen,
vgl. Scilineller's Rairisches Wörterbuch, 1, 144, Wie kram's Rollwagen-
buchlein (od. Kur/), 58, 8: «ein uu.i,'ebackner (roher, grober) Bayor->, und
Germania 14, Udl. — 8 htene, hochfahrend, UbertnQthig, spottäuclitig. —
10 die Jungen sind es, die die Alten so beiseite crcschol)en Iiaben. —
11 al^e dar, nur so zu. — l'J dauselbu wird eucli selbst noch uut'i» wahrt,
wird encli selbst noch blähen. — U tteite», warten.
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96. ZUCIITLOSIOKBIT JDBB JUGEND.
199
96.
ZUCIITLOSIGKEIT DER JUGEND.
Heftige Stnfrede gegen die jQngeni lUiter, denen robe« Renehmen.
Plrechheit in Thun nnd Reden nnd UbermUthig« Beleidigung der Frauen
vorgeworfen wird.
Wer zieret nü der ercn sal?
der juncrrn rittor ziiht ist snial ,
Sö pfl('.L,uMit die kuclite gar uniiövoscher dinge
mit Worten und mit werken ouch.
swer zühtc hiit , der ist ir ^^ouch. i»
uemt war, wie gar iiiituogo tür sich dringe!
hie vor do berto man die jungeu,
die da i)flägen frecher zungeu;
nu ist ez ir werd« keit ;
sie st'hallent undc sclieltent reine frouwen. 10
we ir Iiiuten unde ir liaren,
die niht kuiinoii iVo gebäreu
sunder wibe lierzeleit !
da mac man siuule bi der schände schoiiwen,
die maueger Cit sich selben ieit. 15
1 der iren sal\ eren ist geu. pl., vgl. die AnmtMkiing zu 82, l. —
9 tmai. dttnn, geriug, lilein: ihr Anstand hat abgenommen: vgl. winfer^
dtn gfwalt ist irord>'n xrnnt, neigt sich zu Ende (v. d. Haj^jcn. Minnesinger,
1, 24). — 3 kni'/tt^ Knappe, der juuge Edle, der sicli zum lütter bildet, eh*
er den Ritterschlag empfangen, unköcf^c/i. ruli, gemein; vgl. Nr. U6, 3. —
6 /ur xich dringen, vorwärts dringen, sich ausbreiten, um sich greifen. —
7 hertf prmt. von bTu, seid i'„'en. — » fre:h, frech, vermessen: die da
unverschänjic Kcden fulirttn. - J nun ri clmen sie es sicli zur Elire, siud
Stola darauf, brtXsten sich. — 10 schallen ^ überroUthig lärmen. — 11 läuten
dat. pl. von hfit. Haut. Im Mittelalter icralt als allgemeine Formel: die
Strafe :rf'>t zu rr'>'it nn 1 H.n:ir, für Stäupen und Tluai ab!<iliiioiiIrn . was
als eiuu der eutclirencstcn Strafen betrachtet wurde, vgl. ürimm, Deutsche
Rechtsalierthttmer, 703 ff. ~ 12. 13 die nioht fröhlich sein liOnnen , ohne
die Franon au betrAben. — * 15 Uit, legt.
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m. BFBÜCUE.
97.
DER WAISE.
Blefltr Spinell woftidt die Beihe ron Oedlehten, die voxiiigtweiM
«tjm Preise K. Philipp'a in einem wol zu dieiem Zweeke erfondeneii Tone
gesungen sind. Derselbe reicht bis Xr. 101.
Der ahochschwebondo Jubel», der in diesem Gedichte sich aus-
•prioht, «die »elige Freude über die aumuthige Erscheinung des jungen
süßen Mannet» seteen es auOer Zweifel, daft Waltlier Jene erat Mm 8. Sept.
1198 zu Mainz vollzot^eiso Krönung besingt, als Philipp noch in enter
Jugendblüte stand, und dafi i r als Augenzonge si)richt. «Das atigcn' lime
üild, das er von seiuem Könige gibt, bestätigen die Worte des Geschicht-
schreiben Barlduwd von Ursperg. Nack dessen Besclireibung war Phi-
lipp ein Hann Tonsehöner edler Gesiohtabildnng, blondem Haar, mittlerer
Große, zartem KOrperban.» ühland.
Diu krdne ist elter tlan der künec Thilippcs si :
d& muget ir alle schouweii wol ein wunder bi ,
wie 8* ime der smit sö ebene habe gemachet.
sin keiserllchez houbet zimt ir alsö wol,
daz sie ze rehte nieman guoter scheiden sol. 5
ir dwederez daz ander nibt enswachet.
sie liuhtent beide ein ander an,
daz edele gesteine wider den jui gen man:
die ougenweide sehent die fürsten gerne,
swer nü des rlches irre g^ , 10
der schouwe, wem der weise ob slme nacke std:
der stein ist aller fürsten leitesterne.
1 rfiilippt's hier wie aueli Nr. 100, 3 ist der Nominativ und «war
die abgeschwächte lateinische Endung -«s. ai conj., so nach dem Compar.
wie im Frans. — 3 tnit , Goldschmied, eben« adv., eben, recht, passend.
} :unt ir. passt zu ihr. — 1—4 rlbwol die Krone älter als K.iuig Phi-
lipp, d. h. lange vor ihm und nicht lur ihn erst gearbeitet worden, so ist
doch wunderbar, wie sie ihm passt, als wäre sie eigens Ar ihn ge-
macht. — 5 rehte^ mit Keclit. nioitan ^i/n'-rj ;/»(>r,-r ist hier der Gen.
pl., wie mau jetzt wol sagt: niemand Fremd» s, llekauntes, amlers; vgl.
<iaz voi nieman puoter klayn Wigalois 180, !(>. '-'58, M. — 6 </«?<•./> r. keines
von beiden. Keines von beiden gereicht dei^ Audern zur Unehre. —
7. 8 Eines erhebt den Olauz des Andern. So auc-h Tristan luysl: da
luhte^uolt und»' golt, d,r zirk--l xinde holt, cnwidfrst/il einander an. 6689:
nu Ivhten ditiu der toerc, heim unde heUsöerc, sc/tiU und« Aosen cinandtr an.
— 10 wer unsicher, schwankend ist in Bezug auf das Reieb oder den
Kaiser: nicht weiß, wen er als Kaiser betrachren soll. -11 über »/• /v s.
uu P"^' ^^^^ Aachen mit falschen,
Philipp zu Mainz mit den echten Reichskleinodien gekrönt worden; man
sah das als sehr wielifi'? an, denn die Fürsten folgen dem, der die detitsclic
Krone (die Krone Karls d. (ir.) hat. — 12 der, dieser. letteMeme swm.,
i.i itsteru; eig. Polarstern, auch MeerKtern, trenannt, nach welchem die See-
talirer sich richten.
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98. NBUBR LBBKNBMUTU. 201
♦
da.
NEUER LEBENSMÜTH.
Daß Friedrich's von (Estervrtch Kftolifolger, Leopold, anfänglieh
unserm Dichter nicht beaondera j?owogen war, wissen wir bereits aus
Nr. 82. In Folge dessen verließ Walther (Esterreich und fand, wol noch
Im nftmliehen Jahre (1198), neue Untorkniifi iMii K. Philipp. Diese gUn^tige
Wendung eeiner Lag«, die indes ebenfftlle Ton keiner langen Daner war,
verkQndet er uns mit freudigem Herzen, indem er eine Schilderung der
früheren gedrückten Stimmung, in die ihn der Tod seines Gönners ver-
setzte, vorausscliickt.
Do Fridericli üz (KsteiTiche alsö gewarp,
der an der sele genas und im der lip erstarp,
do fuorte er minen kraneclientrit in d' erde;
dö gieng ich slichend" als ein pfäwe swar ich gie,
daz houbet lianlite ich nider unz üf niiiiiu knie. 5
Uli rihte ab ich ez üf nach volkm werde:
ich bin vil wol ze tiure komen .
mich hat daz riebe und ouch diu kröne an sich genonien.
wol üf, swer tanzen welle nach der gigeu !
niir'st miuer swsere worden buoz: 10
alrerste wil ich ebene setzen minen fuoz
und wider in ein höchgemüete stigen.
ft
1 alin r/fwarp, es so weit brachte, daliiu kam. — 2 der ä dat fr^
rrn der sei« yenas , die Seele rettete; weil er auf der Kreuzfahrt im gelob-
ten Lande, also in göttlichen Diensten starb. — 3 unter krawchcnfrit
(auch kranwh^ssehfif) yerstand man im Mittelalter einen hoefimüthigen,
fjiespreizten Gun)? nach Art der Kraniche, in d' erde, in die Erde: er
(tuuipfte, demUthigte meinen stolzen Gang, Übermuth. — 4 »liehen (vgl.
Nr. 100, 7), leise schreitend gehen. «I«, wie. «loar, wohin immer. -
.S A(in//</'. rückumj»>latitetes Prset. von /f/iA-^n, hängen lassen. — *) nach vollem
werde, inciuer vollen Wtirde, Standesehre gemäß — 1 ze fiurr k-omen, einen
eignen Herd erhalten; vgl Nr. 149, 3: gerne wulde ich — >•{ *-iijftn nitre
erwärmen. — 8 rtche. imperium, aber auch Imperator, also mit kröne
synonym. — 10 meine Noth igt beseitigt, hat eine Eudc. — U alrerste adv.,
jetzt erst kann ich ruhig und bequem auftreten. — 19 Hat höchfitmuete,
erhöhte, freudige ätimrauog.
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III. 8PB&CHB,
99
DER HOP ZU THÜRINGEN.
Dieser ergötzliclieu Schilderung von dem Lärmen, Dffaigeii und
Zechen am thüringischen Hofe liegt nach Rioger (S. 9) der misslungene
V«naeh zn Grunde, am Hofe des freigebigen und sangesfrohen Land-
grafen Hermann ansokommen. Des TergeliUehen Dxingens mttde, wandte
er sich dem Könige zu. Dies maA iwieehen Walther*B Abschied von Wien
und seiner Aufnahme bei Philipp geschehen sein; aber die Abfassung fallt
etwas später, als Walther das Ziel ecinpr Wünsche bereits erreicht hatte.
Aach Wolfram von Eaciienbach klagt (Parz. VI, 526. Wilii. 417, 26) über
das tumultnariaohe Gedränge an diesem Hofe unter anedrOeklicher Be-
rufung' auf ein verlorenea Lied Wa1ther*s, der deshalb singen rofleae:
guoten iac^ bm' unde guot.
Vcr in den ören siecli von ungesühte si,
(laz ist min rät, der lä den hof ze DüriDgcn .fri :
wan kunict er dar, d6swär er wirt ertcerct.
ich hau gedrungen, unz ich niht nie dringen mac:
ein schür vcrt üz, diu ander in, naht unde tac 5
gröz wunder ist daz ieraen gehoerct
der h'mtgrave ist so gemuot,
daz er mit stolzen hehlen sine habe vertuet,
der iegeslicher wol ein kempfe wsßre.
mir ist sin liohiu fnore knnt: 10
und gulte ein tuodor gnotes wincs tüsent pfunt, •
da stüende och niemer ritters becher Isere.
l^ungfsGhft\ stu., bo^e Kiankhi'it: v^,'I. A. Höfcr in Germania 14,501.
— Z dexwar , das i^' wahr, Büiheuerung: waluliuftig, wahrlich, fricertf«,
«um Thoren niaehen: der wird vollends dumm gemacht. — 1-3 Wer etwa
eine böse Krankheit an den Ohren hat, dem ratljo ich von dem Thüringer
Hofe fem zu bleiben, ihn zumoid<'n, sonst wird er närrisch (oder ganz
taub?) — 4 driiif/pn intrnns., sich dr.lngen, vgl. Germania 10, 143. — g wr*
tuoH, nicht in ubd. Sinne: durchbringen , vtrKt uden, sondern vcrzt liren
anfbrauchen. —9 iegettich pronom. adj , quisquo, jeder, kempff swm. der
«ur Entsclieidung einer Snche im Zweikiimpf A ntVestollte, also auserwfthl-
ter, vorzügliclier Kiimpfer. — lu /More, was varn macht, Art zu varn. also
Lebensweise.
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100. KÖNIG PUlLiPP's iUlCENUIfO.
203
100.
KÖNIG PHILIPP'S KRGENÜNG.
Der Magdeburger Hoftag, von dem dieser Spruch handelt, f&lU »ttf
dan Weilinaebtstag dM J. 1199. Waltber, der bei d«r Feier anwesend war,
zeigt uns «in einem farbenhellen Gemälde, den altdeutschen auf Gold«
«rund ahnlich, den KirrlipaiiR Philipp's mit seiner Gemahlin, der griechi-
schen Irene, und dem Gefolge des thüringischen und sächsischen Adels.r
Uhland.
Ez gienc, eins tagcs als unser hßrre wart gebom
von einer mäget, die'r im ze muoter h&te erkorn,
ze Megedeburc der küuec Philippes schöne.
d& gienc eins keisers bruoder unde eins keisers kint
in ^er wM, swie doch der namen drle sint: 5
er truoc des rlches zepter und die kr6ne.
er trat yil lise, im was niht gäch,
im Bleich ein h6chgeborniu kttniginne n&ch^
r6s^ ftne dorn, ein tübe sunder gallen.
diu zuht was niener anderswä: 10
die Düringe und die Sahsen dienden alsö d&,
daz ez den wlsen muoste wol gevallen.
4 ein$ kei$er$ bruöder n. w. Philipp, selbst Kaiser (weil er noeb
nicht in Rom gosalbt war, hier nur König genannt), war Kaiser T[ein-
rich'a VI. Hruder und Kaiser Friedrich'» I.Sohn, verfinigte also in seiner
Person (trat, Kleidang) drei Namen, dreifache Würde. — 5 rwie doch, ob-
gleich. — 7 (rffen, auftreten, echreiten. /r»', leiclitanftretend , langf^am
gehend, und ydch, eiii«, rasch sind Gegensat/e: der kaiserliche Anstand
verlaugt gemessenen Schritt; rasche ungestüme Bewegungen widerstreben
überhaupt der höfischen Sitte und Etikette. Xn derselben Bedeutung iit
in der folg. Zeile attich gebraucht, das Prset. von »Itchen, vgl. Nr. 98, 4. ~
8. 9 fin i ochfjehorniu küniijinne\ Irent? , friü-er Verlnhte Tancred'a von Si-
cilien, der gegen Heinrich VI. unterlegen war. Tochter des bjrzaut. Kaisern
laaalE Angelus, snPflngtten <9&. Mai) 1197 auf dem GuntenlA bei Augsburg
mit Pliilii>p getraut. Pie erhielt in Dcutseli bind, wo man sie um ihres zar-
ten junglräuiichcu Weauns willen ungemein verehrte, den Namen Maria,
daher sie der Dichter Rose olme Dorn und Taube ohne Galle nennt. Bei-
namen , die sonst nur der hl. Juntflrau /ukominen (vgl. Nr. .'•0, 137). —
10 niener — nifndt'r, niigentis: war duit in reichsten) Maße vertreten. —
11 auf dem mit außerordentlicher Pracht gefeierten ][(;ftag fand sich der
•Acbsische und thüriugiache hohe Adel (Bernliard von Sachsen u. w.)
in großer Zahl ein, um Philipp seine Huldigung darzubringen.
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204
m. SPRÜCHE.
101.
ERMAHNUNG ZUR FREIGEBIGKEIT.
t(Der Dichter bognügt sich nicht, Philippen zum Throne berufen
und auf demsulbeu begrüßt zu haben. Er gibt dem neuen Könige in die-
■tm and dem folgenden Sprache OXr, 103) noeh dae Büttel an, eeine Herr-
schaft ma befestigen und aussubreiten. Diese Mittel findet er in der
Milde, der dankbaren Freigebigkeit gegen diejenigen, die sich dem Könige
veraöhnt und verpflichtet haben, der rückhaltlosen Ausspendung vou
Gaben und Ehren. Die Geschichte beweist, daß Philipp wirklich in die-
sem Sinne handelte, nnd durch seine Gaben an Geld nnd Linderelen
Feinde au beseitigen undAnh&nger zu gewinnen sachte. Seine Freigebig-
keit war so groß, daß er damit nicht, wie Alexander, alle Reiche gewann,
gondern selbst die anererbton Lande nur noch dem Namen nach beliielt.
Der vorliegende Spruch Walther's zeigt, daß er es dessenungeachtet nicht
allen recht su machen und sich Tor dem Vorwurf der Widerwilligkeit im
Geben au schtltsen yermochte*» Uhland.
Philippes, kiinec, die nähe spelienden zihent dich,
dii'ii sist niht dankes milte: des bedunket mich,
wie dü dä mite verliesest michels mdre.
dü möhtest gerner dankes geben tüsent pfunt
dan drizec tüsent äne danc. dir ist niht kunt, 6
wie man mit gäbe erwirbet pris und 6re.
denk' an den milten Salatin :
der jach, daz kOneges hende dürkel soiten sin,
sö wurden sie ervorht und ouch geminnet.
gedenke an den von Engellant, 10
wie tinre man den löste durch sin* milten hant.
ein schade ist guot, der zw6ne frumen gewinnet.
1 na/if sp<'heiiilpn , die genau Eeobachtcnden. z'ihen , zeihen, be-
schuldigen. — 2. 4 dankts gen. adv., au.s freiem Wilku, Antrieb. — 3 mi-
cAd^igcn. adv., um virles. — A gerner., lieber. — 5 än^ danc, ungern, wider>
willig. — ö durkel, dun hlöchort, um r\-\< Hel i, die »ialu-n durchzulassen. —
9 erpor/tt, gefürchtet. Em solcher Au»:<pruc!i .Saladiu's (f 119:?) wird histo-
risch sonst nirtjcuds erwähnt, aber er ist bezeichnend für einen Fttrsten,
dessen Freigebigkeit wie Hochherzigkeit im ganzen Abendlande sprich*
wörtlicli gewesen war. Von der Freigebigkeit Richard'a Löwenherz da-
gegen, der in der folg. Zeile als Beispiel aui^^t stelU wird, wußte seine Zeit
weniger zu erziihlen; aber tbeuer genug war allerdings das von Leopold
geforderte Lösegeld : es betrug 150000 Mark. — It durch , wegen , um
willen. — 13 der /rum^ der Nutzen, YorthelL
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102. LOHU DKa FB£10i!JiIQ££IT.
205
102.
LOHN DER FREIGEBIGKEIT.
Mit dteiem Gedieht« beglimt ein netter Ton, der Ui Nr. 104 geht
and TOtt Slmrook der swette Philippeton genennt wird. Bieger (B. 11$
12) glaubt darin die Sachlage Regen Endo des Jahres 1204 zu erlconuen,
als die meisten und wichtitrsten Anb.'inj^er Olto'a thoils freiwillig, theila
durch Waffengewalt gezwungen, sieb Philipp angeschlossen hatten und
nun In der fthliohen Weite wollten gcfeeaelt eein. Der Toreoigehende
Sprach (Nr. 101)-lftUt iedenfaUe etWM epftter.
Philippe, künic here,
sie gebent dir alle heiles wort
und wolden liep näcb leide.
oft hftst dü guot und 6re,
daz ist wol zweier kttnege hört: 5
diu gip der Milte beide.
der Milte lön bt s6 diu s&t,
diu vOnnecUche wider gät
dar n&ch man sie geworfen h&t:
wirf von dir miltecliche ! 10
swelch kOnec der Milte geben kan,
si git im daz er nie gewan.
wie Alexander sich versan !
der gab und gap, und gap sMm alliu rlche.
2 heile» wort geben ^ begiackwttnschen. -~ 9 and wflnschten für das
(• rduMctp) Unangenehme erfrout, entscliadigt r.n werden, die deine Feinde
wann, buulieu jetzt VersölmutiK. — 4 nun Ijast du Geld und Elirengaben
und Würden (die du vertbeilcn kannst). — 5 tweier küncje hört} d. b.
jedes für sich schon ist der hört, wäre der Schatz eines Königs, reichte
fär einen König hin. — 6 dfr Milte] es erscheint mir nothwendig, die Milt«
hier personiticicrt aufzufaHsen ; gib, üherlal^ sie (das Gut und die Eiire)
ihr Bur Vertlieilung. <— 7 gleich der Saat. — ö toider gdt^ aufseht. — 9 dar
nackf je nachdem, geworfen, ausgestreut. — 11 der Mitte Ist dat. — 12 das.
was. — 13 wie überlegend, klug, war Alexander; indrir. er mtUe war, be-
lohnte die 3iitt9 ihn. Alcxander*8 des Gr. Freigebigkeit int historisch und
ward von den deottchen Stogem vielfach gepriesen.
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206
ni,-8PRÜCBB
103.
DER FÜRSTEN BRATEN.
Diflsar Spraoli, «if waleli«ii Wolfram ron BtekcBl»»eh im WUhelm
anspielt (hir Vog^lwrid von braten sonc 986, 19), wird Yon einigen als ein«
Mahnung an Otto IV. In trachtet; «o von v. d. Hatten , Wackernagel und
Bieger. Der let/tcr«; glaubt, er müsse in einer Zeit gedichtet sein, die
IlUr Otto kritisch zu werden begann, gegen Knde des J. 1S12, kvn vor
oder iMeh der Wfthl Frledrieb's IL (S. Bee.)- loh beiweUle Jodoeh, dAA
Walther einen zur Rttge Philipp*! erfundenen Ton auf Otto würde an-
gewendet Jiabcn , und von doin , was man zur Stütze obiger Deutung aus
dem Spruche herausgelesen bat, kann ich nichts dariu finden. Vielmehr
bin Ich, s. Th. mit Lachm*nn (zu 17, 11) und Simroek (Walther, 3. Ausg.,
8. 126), der Ansieht, d«A des Oleiehnlss an Philipp, oder an seine Um-
gebung , zugleich aber auch mit scharfer Spitze gegen die Beichsfürsten
gerichtet ist, doren unbefriedigte Habsucht dem Kaiser mit Absetzung
drohte. Unter den Kücheu verstehe ich uäuilich die Reichshofbeamteo,
deren Blaflnfi auf die Beichsangelegcnhelten« Staatsgesch&fte , Belebnon-
gen u. a. w. bekannt, aber gleiohwol nooh nlobt hinreichend gewArdlgt
scheint. Walther mag auf die beiden vorhergehenden Sprüche in Er-
fahrung gebracht haben, daü die Kückhaltung Philipp's im Ertheilen von
Ehrengaben n. s. w. weniger aus eigener freier Entschließung als auf Be-
trieb der Hofbeamten gesehehe: daher wMidet er sich an diese, unter Hin-
weis anf die möglichen &beln Folgen.
Die Erwähnung von Spissbratpu , der in Griechenland zu dünn ge-
schnitten ward, ist nicht, wie Lacliinann meinte, ein allgemein gehal-
tenes Beispiel (ein solches würo Waltheru am allerwenigsten zuzutrauen),
sondern besieht sich, was schon Koberstein (Wartbnrger Krieg, 8. 3S)
mit gutem Grand vermuthet hat , auf ein bestimmtes , in Mscher Erin-
nerung haftendes Ereigniss aus der grircliisch-byzantiniachen Oeschichte.
Es ist eine Hindeutuug auf lii'' Vntrcibuiig un<l Entsetzung des Kaisers
Isaak Angelus, sowie aut die ibciluug des byzantinischen Kciches durch
die Fürsten nnd Anführer des Krensheeres im J. 1304. Diese Anspislnng
wird noch deutlicher und alle Zweifel über die Entstehungsseit des Spruches
und seine Beziehung auf Pliilipi' wenlen schwinden, wenn man sich er-
innort, daß Philipp durch seine Vermählung mit Irene (s. N. 100) der
Schwiegersohn eben jenes letzten griechisch- byzantinischen Kaisers
Isaak Angelus war. Was Walther hier befürchtet, ist allerdings erst splter
eingetroffen, aber iu ähnlicher Weise wie damals das griechlsobe Ist
aoch das deutsche Boich in Stücke gegangen.
Wir snln den kochen r&tcn,
Bit es in alsö lidlie 8t6,
das sie sich niht versftmen,
2 mir atdt hohe, kommt mich hoch, tbener sa stehen: nachdem 68 80
kvitiioh m\i ihnen steht. —
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103. D£R PURSTEN BRATEN.
207
(laz sie der fürsten br&ten
nii sniden groezer baz dann' 6
doch dicker eines dümen.
6
ze Kriechen wart ein spiz versniten
daz tf't ein liant mit argen siten.
si mühte ez iemcr hän vermiteu.
der brate was ze dünne:
10
des muose der lierre für die tür,
die fürsten säzen ander kür.
der Uli daz riebe also verlür,
dem stüende baz, daz er nie spiz gewüaao.
5 ba* zur Verstärkum; des Coniparat. — fi. 6 doc-li wciugslens um einen
Daumen dicker als früher. — 7 spiz 8tm., sowol Bratspieß als Spisebrateu.
hier in letzterm Sinne, versntden , zerhauen, zerschneiden, in einzelne
Theile. Wie bekannt ward das byzantiuisobe Keiob durch die Kreuzfahrer
19M in Tiele größere und kleinere Reiche, Ffireteiithümer und Herrtohaflen
zertheilt. Das I?ild läßt an DtMitlichkeit iii, Iits /u wUnachfii (kbrirj. —
8 arc. böse, geizig, karg, die haut ist das iCreuzlieur , das sich durch die
PlQnaerunff des eroberten Konstantlnopet und telne tchamloie Habgier,
die auch des Heili}/!?ten nicht schonte, ein unauslöschliches Brandmal
aufdrückte. — \) sie iüitto das Hollen bleihen lassen, es w:iro hosser unter-
1>liebaa. Biese von schnöder Habsucht geleitete Theilung ziemte aller«
din<j;8 am wenitj^ten dem Heer, das unter dem Zeichen d»i8 Kreuzes zur
Belreiuni^ des hl. Landes uusKozogcn war. — 10 der Braten (oder die ein-
zelnen Theile desselben) waren zu klein. — 11 darum wurde der Kaiser
Tor die Tbitr gesetst, Tertrieben. — 12 die li'üriiten versammelten sich zu
einer andern, neuen Wahl. — 13. 14 wer nun die Krone auf dleee WdM
▼erlOre, dem wäre beteer, er htttte aie nie gewonnen.
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208
m. SPAÜCHB.
104.
BOHNE UND HALM.
Nach Laclimana's \'ei muthuug ist die Deutung des fulgcndon Spruches
dieie. Bin Tadler hatte Walther*« Lied ▼om Halm-Meaten (Nr. 24) ver-
höhnt; etwa in dim Sinne: Waltlier's Halm sei keine Bohne werth, die
man dagepen schnn ehor bcsingin kr-iinte. «Was, sa-^t der Dichter, ist
an der höhne zu loben? Sie ist Fastenspeise , vor und nach der liimmel-
fahrt faul und von Anfang voll WClrmer ; dagegen Halm, Korn und Strob
gut und erfrenlieh und sn Jeder Zeit brauckbar; aber vor der Bohne muß
man ein Vaterunser beten, um ihrer los au werden.»
az eren hät frö Böne ,
da/ man so von ir singen sol?
si rehtiu vastenkiuwe !
s'ist vor und nacli der none
vil ful und ist der wibel vol 6
wan erest in der niuwe.
ein halm ist krcftec unde guot:
waz er uns allen liebes tuot !
er freut vil mauegeni sinen muot.
wie danne umb' sinen sämen ? 10
von j?rase wirdet halni ze stro:
er machet manic herze frö,
er ist guot nider unde h6.
frö Büue — libera uub a malo. äincn.
1 gemeint ist die Saubohne, die, nocli ehe sie reif ist, von Würmern
benagt wird (Germania IM, 47). — :^ kiuup stf., oij^entlicli Kiefer, Rachen;
dann Speise, Fraß. — 4 nJ/t«, der Himmelfahrtstag, so genannt von der
neunten Stunde (drei ühr Nachmittag!)), in welcher Christus freu Himmel
gefaliren sein soll. — 5 uubi'l stin., Käfer, Kornwiirm, Milhe. —iiffh/ niiiicf
stf., Neuheit, Frische, Unreife: vgl. daz ir dä wellet .mident das i/tt noch
in der niuwe, Konrad*s troj. Krieg, 22372. Also: wenn sie noch i|rar nicht
reif, weiHj sin nur erst (noch) fris^rli ist. l'> wio «trlit es erat mit Rt'inoni
äaniüu, dem Korn? — 13 nider unde hu, unten und oben, als Struh und
• als Korn.
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105. DANK UND OLÜCKWUNSCH.
209
105.
DANK XTND GLÜCKWÜNSCH.
Mit diesem Spruch, dessen Ton tich von dem vornusgchendttn durch
leichte Veränderung des Ahgesangs unterscheidet, beginnt ein neuer Ab-
schnitt in Walther's Herrendienst. Naob Künig Philippus Ermordung war
setn«m Gegner Otto lY. das Beioh unbestritien ragdUlen. 1209 erhielt
ex auch 4le Kalterkrone, «ber toben ISIO traf ihn »der Bannsfmbl. Als er
zu Anfang I3t2 aus Italien zurackkehrtOf hielt er zu Frankfurt einen
Keichstag, wo sich die beiden hier genannten Fürsten mit ihm gegen den
Pabst verbanden. Der Meüiner, der Waltheru von Frankfurt — Franken
sagt der Diohter — ein Qeaobeaik, ein Liebt, von Seiten Henog Lndwig^s
von Baiern mitbraobte, war Ifarkgraf Dletrioh IV. (regierte von 1195—
1220). So, in Übereinstimmung mit Andern, Simrock (3 Ausg., S. 327).
Doch darf nicht verschwiegen werden, daß keine Gewissheit besteht, ob
der hier ohne jeden Beisatz geuauute Ludwig wirklich der Baiernherzog ist;
daft ferner eine Handsohrfft Uet statt Uekt liest und da6 es sehr anffallend
ist, hier nicht, wie man erwarten soUte, dem Geber, sondern dem Über-
bringer den feurigen Dank darbringen zu hören. Holtzmann hat eich
(Germania, 1, 250 25)7) für die Lesart Uet erklärt und wahrscheinlich zu
machen gesucht, duß unter diesem vom Meißner gebrachten Liede ein vom
I»andgrafem Ludwig von Thflringen handelndes Gedieht au Torsteben sei.
So ansprechend diese Vermuthung ist, so steht ihr doch vorläufig noch
das Bedenken entgegen, daß der Ausdruck: da: vert son Ludew^t in dem
von Holtzmann angenommenen Sinn unbelegbar ist.
Mir hkt ein liebt von Franken
der stolze Missen aere brlLht,
daz vert von Ludewfge.
i'n kan im's niht ge danken
86 wol als er min hät ged&ht, 5
wan deich im tiefe nige.
künd' ich swaz ieman guotes kan,
daz teilte ich mit dem werden man:
der mir sd bdher 6ren gan,
1 licJtf sowol als dif in Xr. 1^0, 4 f,'i'nann!c kfrze werden von Ver-
schiedeneu auf verschiedene Weise erklärt: theils als symbolischer Ge-
brauch, daß der Oeber sam Zeichen der Begabung eine Kerse bfs com
Beechciikteu gelien läßt, theils als wirkliclies Gescluiik, das an Dicnst-
mannen auagetheilt wird. — 4. 5 ich kann ihm nicht so dufur duukcn,
wie seine freundliche Gesinnung es verdiente. ~
WAbTBBR VOV DBE .VOOUiWaiOB. 14
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III. 8PRÜCHB.
got niüeze ouch im die sinen iemer meren. lO
zno flie/e im aller sidden fluz,
iiilit wildes midc sinen schuz,
sin'> hnndes louf, siiis hoiiics duz
erhelle im unde erschelle im wol nach erenl
12 ni/it wildes, nihil ferarum. — Iii der du:, der Scliall. — 11 ff. vgl. Ger-
▼•lin (▼* d. Hagen*« Minnesinger, 3, 37): aHer mi l ien flui d«r niüfi« in ir
htr%^ ßiften. — 13 zu luuj gehört in der folKendon Zeile erhelU: es wird
damit <icr helle, rechtzeitige Anschlag des Spürhundes, das weit hörbare
Kl:iff''ti der verfolj/enden Sloute genuMiu, was zusam neu mit Wem Sr hallo
des Hifthorns die Uenensfreude des Jt^ers ausmacht, TgL Uhland iu der
Qasmaaia 1, lt. 18. — 14 iiäeA er««, so daft aa tbm Ebra bringt odar wie
es seiner Ehra gebührt.
t
*
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106. AN DEN H£tt£00 VON KÄRNTEN. I. 211
106.
AN DEN HERZOG VON KÄRNTEN.
L
Barch diäten Spruch wird ein neuer Ton eingeleitet i den Simroek
ich glaube ohne zureichenden Grund, den zweiten Ottenton nennt. Er
reicht bis Nr. 122 und wird zumeist zur Küge, uamentlicb zu Rcharfeu
Sprüchen gegen Born yerweudet.
Die Tier snnloliit folgenden Strophen (Nr. 106—108) eind in Kirn-
ten und wahrscheinlich vor 1211 gedichtet. Sie haben das Gemeiniame,
daß h)c der Abwehr unwahrer Schmähungen und Verdäclitii^ungon qeltea.
Der edle Kärntner, dessen Gaben Walther oft empfangen zu haben be-
kennt, ist Herzog licriihard, der von 1202 — 1250 regierte. Au seinem Hofe
ist ee dm Diohter nicht wohl geworden; ZerwQrfiiiete mit dem Here«^,
Verläumdungen von Seite seiner Beamten uud Zurücksetzungen aller Art
verleideten ilim den Aufenthalt und weckten die Sebnaucbt nach dem
wonniglichen Uof von Wien.
Der Sinn dea ersten Spruchs ist frdgender. Bernhard ist tinwillig
Uber Welther, well er glanhi, deft der Diohter ihm sllme und ihm die
Schnld wtmilder Behandlung zuschiebe. DerReriog hatte ihm neue Klei-
der versprochen, die ihm aber sein Kämmerer vorenthielt. Qegen dieien
eolle er seinen Zorn richten, sie seien beide ohne Schuld.
Ich h&n des Kerendseres g&be dicke enpfaDgen:
wil 6r durch ein vermissen bieten mir alsö diu wangen?
er wsenet lihtc, daz ich zürne: nein ich niht.
im ist geschahen daz noch vil manegem milten man geschihtl
was mir lihte leide, dö was ime noch leider. 5
d6 er mir geschaffen häte kleider,
daz man mir niht engap, dar umbe zürne er andersw^.
ich weiz wöl, swcr willeclichen sprichct ja,
der p;t?be ouch gerne, und wiero oz danne da:
dirre zom ist &ne schulde weiz got unser beider. 10
2 ein im Gegensatz zu dicke: ein einziges, vennisaen, Vorseheui
HissveTStindnIe«. einem diu wangen Meten ^ Jemand Ton der Seite, echel,
ansehen, sich von ihm abwenden. Tgl. Nr. (58, 32 — x-h.rfen. bestellen;
geschahen y zu geben befohlen. — 7 er riciite deu Zoru auderswohin. —
9 und, wenn, da, vorhanden. — 10 an diesem ZerwQrfniss sind wir beide
weiA Gott uneohuldig.
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212
lU. BPBÜOBB.
IL
Einige feile Hofschranzon in der Umgebung deB Herzogs suchten
den Dichter, indem sie eeinem Get^ang eine falsche Deutung gaben und
ihn verd&cbtigten, um die Gunst ihres Herrn su bringen. Waltber be-
klagt doh dttftbtr b«l letetttm und fordert Ihn wut, die Sadie Mlbil nlher
SV prlLfMi.
1*11 w^z wem ich geliehen muoz die hovebeUeii,
wan den miusen, die sieh selbe meldent, tragent sie schellen,
des leckers «her», der minse klanc, kamt s' As ir klfis,
s6 schrien wir ?il Uhte: «ein schale, ein schale! ein müs,
ein müs!»
edel Kerendsere, ich sol dir klagen s6re, 5
milter fürste, marterere umb' 6re,
i*n w6iz wer mir in dlnem hove verhöret mtnen sanc
llkz' ich ez niht dnrch dich und ist er niht ze kranc,
86 zwinge im einen swinden widerswanc.
vräge, waz ich habe gesungen, daz er mir'z verkdre. 10
1 hoce''''!!,'] i,fU>^ Hwm., Hund, mit veräclitlichera Kebenliegriff ; hoveb^Ue
also wol eine «ohimpfüche Benennung fUr Höfling, Hofschranze. —
9 mrtdtn^ TerralbaD. «Wie «Ine Maua, dar man eine Schelle ang^nnden
Imt , sich selber verrftth, so braucht ein Lecker (Schmoiclilor) nur sein
dliMistfertiges 'Herr' zu sagon und luan merkt gleicli , daß es ein Schalk
ist, der redet.«» WuckernageL — 4 ein mtiSj ein mi/.i] dazu halte man fol-
gende Stelle aus Wiudek's Sigmund ''Wiener Handschrift, Bl. 299^): teann
Hu (die feilen Dirnen) des äbendes der yasaen loufen^ »ehriyent die kna-
ben: »ein müs, ein mds! wil'* iemant kou/'-nf» — 6 viarteraeri', der Marter
leidet, eich mttht, plagt (um die Ehre). — 8 sohone ich ihn nicht um deinet-
willen und l«t er mir nicht su aehwaoh, au gering, an Terichtlich. —
'J Alliteration, v^:l. Nr. 164, 5. widtr^tcnnc. das Zurili kBohwingen: 80 ▼er-
setze ich ihm einen raschen Oegenschlug, zahle es ilua heim; vgl. Kr. 165, &.
Dae Fron* ich iat au ergänzen. — lo erkundige dich, was loh denn (eo
Sohlimmea) geaungen habe, dafi er ea mir Terkehron, ftbal anliegen kOnne.
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107. BKRÜVÜMO AN HERZOG IiBOPOLD.
213
107.
BERUFUNG AN HERZOG LEOPOLD.
Wallher erkennt, daA bei dem einreii^enden Verfalle der Zucht und
Kunst ohne Sobiife und Oewalt nieht mehr darcbsukommen ist. Die
Verdächtigungen seien empörend ; wenn es indes sein müsse • so könne
auch er damit aufwarten. Doch will er vorerst noch dort seine Klajfo
erheben, wo er singen und sagen gelernt: in CEsterreichi finde er dort,
hei Leopold, Hilfe, lo sei sein Unmuth wieder besänftigt.
Nü wil ich mich des scharpfen sauges ouch geiiieten;
da ich ie mit vorhten bat, da wil ich nü gehiotoii.
ich sihe wol, daz man herren giiot und wibcs gruoz
gcwaltecliche und unge/.ogenliche erwerben muoz
singe ich minen liövcschen sanc, so kh\geut si'z Stollen: 5
deswär ich gewinne ouch lihte knollen;
Sit sie die schalktit wellen, ich gemache in vollen kragen,
ze Österriche lernde ich singen unde sagen,
da wil ich mich allererst beklagen :
viüd' ich an Liupolt höv(^schen trost, so'st mir min muot
cntswoUen. 10
1 scharpfy scharf, schuciUend. sich genieten c gen., sich befleißen. —
2 wo ich stett) nur furclitsam gebeten habe, da will ich nun befehlen. —
5 Slolle'] damit ist wol einer von den uuliufischen VerUclirern seines (Ge-
sanges am Kärntner Hofe geraeint. — G der knoUe swm., uulörralicher Aus-
wuciis, tumor; kn. yiuvinnfn, bihllich : vor Zorn aufschwollen, zornig wer-
den. — 7 krage swm.. Schlund, Hals, liacheu: nachdem sie Bosheit
wollen, to stopfe ich ihnen den Bachen voll, sollen sie vollauf haben. —
tOa'i.bei. niunt , errate Stimmung, Zorn. «nftwciKe», abschwellen: so
legt sich mein Zorn.
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2U
Iii. SP&ÜGHB.
108.
AN DENSELBEN.
Walther Terwüiiteht fbierlieb dto StOMr des hOfiaeben G«uakg«t und
der Freud«. Trots eeiner lange gefibtea edela Ximti eehe er eieb bei
Hdfo vordrängt und geschwächt; seine einzige Hoffnung beruhe auf Her-
zog Leopold: wenn dieser nicbt Hilfe schaffe, lo werde auch er leinen
Sang Terkehren.
In mmune dämme l ich wil beginnen , sprechet limen
(daz ist guot für ungelücke und fttr des tievels s&men),
daz ich gesingen müeze in dirre vlse alB6,
swer höveschen eanc und freude stoere, daz der werde unfrö.
ich h&n wol und hovelichen her gesungen: 5
mit der höyescheit bin ich nft verdrungen,
daz die unhöveschen nft ze hove gensemer sint dann' ich:
daz mich ^ren solte, daz unfiret mich,
herzöge (a österriche, fOrste, sprich!
du enwendes mich's alleine, s6 verhöre ich mtne zungen. 10
1 In numnif dumme, altheigebraobte and rolksmäüig gewordene Za-
samroenaiehung und Umwandlung ron: im nomine äomim\ als Segens- nnd
Verwnndemngsruf. -—5 woi , gut, trefflich, schön, hoveltchen adv., hof-
geiiiiilj. A<r, bis daher. — 7 <jen>T/tf , gralus. — 10 08 sei denn, daß du
mich (iavuu abtiäUstt so singe auch ich unhöAsch: da allein kannst es
▼erbindern, daft.
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109. TUÜ&IMOEM^S BLU^.
S15
109.
THÜRINGEN'S BLUME.
Wir finden hier Wftlthern im Dienste des Landgrafen Hermann Ton
Thüringen, wohin er sich wahrBcheinlicb von Kärnten ans , wo seines
lileibens nicht länger war, gewendet hatte. Nach den daselbst gemach-
ten bi.teru Erfahrungen, auf die hier deutlich angespielt wird, freut er
sich endlich bei dem Fürsten Aufnahme gefunden xn haben, dessen
Milde, hestftndiger alt hei andern und keiner Laune unterworfsn, sich
im Sommer nnd Winter, Jetst wie frttlier, imTerftnderlioh gleieb Ueibt.
Ich bin des milton lanlgraven ingesinde:
ez ist min site, daz man mich iemer bi diu tiurstea viade.
die andern tursten alle sint vil milte, iedoch
BÖ stoetecliclien niht: er was ez e und ist ez noch,
da von kan er baz dan sie derniite gebaren: 5
er enwil dekeiner lüne vären.
swer hiure schallet unde ist hin ze järe boese als 6,
d^s lop gmonet unde valwet sö der klS.
der Dürnge bluome schtiiet dorcli den snd:
sümer und winter blüet sin lop als in den Arsten j&ren. 10
1 daz ingesinde , Hofdienerschaft; Diener. — 2 bei den Trefflichsten,
Besten. — 4 sfiLtfclilifri udv., au'^dauerml, dauerhaft. — 5 kan, versteht,
weiß, dermite yeharerit damit, mit der Milde umgehen. — 6 diu lünet von
tuna, die Mondphase, Weohsel; Laune, varen e. gen. , naoh etwas trach-
ten, streben. Er will airh nicht nach dem Montlwfchsel richten, gibt sich
keinen wechselnden (iemUihsstimtnungün hin. — 7 schallen, UbermUthig,
ttppig leben, hin te järe^ Obers Jahr, ö vxe, karg. — 8 valwen, fahl wer*
den, welken. — 9 -i'-r f .'uoma swm., die lUmno. Dtumg«^ DürifUfft gen. pL
TOB Dürinc, der Tiiurmgor. schinet, leuchtet.
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216
III. SPBÜCOS.
HO.
DER RCEMISGHE STUHL.
«Pabst Innocenz III. wird mit Sylvester II., vorher Gerbert genannt,
verglichen, der von 999—1003 auf dem päbstlichen Stuhle saß ttud wegen
•einer oatarwisseuscbaftlioben und mechanischen Kenntniteo Ittr einen
8chW»riikfineaer e»lt. Wenn dieser (den neeh bekeanter Sage der T«nfet
holte) nur sich selbst, durch seine 2ia>li1>erei , ins Verderben gebracht, so
bringe der jetoige Pahst mit sich die grase Chrietenheit zu. Falle.» Uhland.
Der stuol 26 It6ine ist allererst beribtet rehte
ä\s hie vor bt einem zouberaere G^rbr^hte.
der gap zu valle niwet wan sin eines leben:
s6 wii sich dirre und al die kristenheit ze valle geben.
wan rüefent alle zungen hin ze bimele wäfen 6
und frägent got, wie lange er welle slafen?
sie widerwUrkent siniu werc und velscbent slniu wort:
stn kamertere stilt im sinen himelhort,
sin süener roubet hie und mordet dort,
sin lürte ist z'einem wolve im worden under sinen sch&fen. 10
1 atUrSrst. nun erst, h^rihten, wohl verschen, bcsetz'-n. — 2 gleich-
wie vorher, einst. 6». mit, durch. — 3.4 »«/—Fall in die Holle, ze vallf
g«ö«n^ ins ewige Verderben Sturzen, niwt teau, nichts als. — 5 wan, quin,
warum nicht. Warum r»ifen nicht u. s. w.; vgl. Mhd. Wörterhnch, 3, 499.
500. wäfen, Hilfs- und Wehruf. — 6 xla/' n , nach alttestamentlicher Aus-
drucksweise (Psalm 44, 'J4) = ruhig zusehen. — 7 widerxcürken . entgegen-
wirken, hintertreiben, vereiteln. — 8 «In kamtrare^ Schatameisterssder
Pabst. ktmettort, der Schatz göttifclier Qnade, welchen der Pabst auf
Erden verwalten und austlioilen sollte, den er aber zu seinem eigenen
Nutzen verwendet. — 9 iuenett Jäichter, Mittler, Friedensstüter: der Frie-
den stiften, also Mord nnd Raab hinauebalten sollle, ttbt beide« eelbit.
«
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III. DBB TBBVfiHBKB.
217
III.
DER VERFÜHUER.
Widtr d«n AbUOhandel und die Simonie unter Pftbet Innoeens. Unter
deu Bischöfen und edeln Pfidfen, dl« hier nnfj^efordert werden, sich den
päbstlichen Verführungskünsten zu entziehen, wird die höhere deutsche,
unter den Cardinäleii die römische Geistlichkeit verstanden. Die Schluß-
zeilen scbilderu die Bereicherung Borns im Gegensätze zu dem Verfall der
dentedMu Kirete.
Ir bisehoT* imde ii ideln pfaffen, ir alt verleitet,
s^t wie ittch der bebest mit des tievels stricken seitet!
saget ir mis, das er sant P^ers slüzzel habe,
86 saget, war umbe er sine Ure von den buocben schabe?
das man gotes gäbe iht koufe oder verkoufe, 5
das wart uns verboten bl der toufe.
nü töre ^Vz in sin swarzez buoch, daz ime der hellemör
h&t gegeben, und üz im lese 6t slniu rör.
ir kardensele, ir decket inwem k6r:
ünser alter fi*ön§ der 8t6t undr einer übelen troufe. 10
l verleiten, irre führen. — 2 selten, stricken, fesseln; ahd. der seito,
laqucus , beseidön , inlaqucare, bestricken. - 4 stnc ler>' , S. I'etri Vor-
schriften ; vgl. Acta Apost. Ö, 20. von den buochen »chabeUf aus den ÜUchern
(der Bibel) tilgen. — bgote* gäbe, donnm dei, nicht allein die Saeramente,
•onderu alle andern kirchlichen Wohltliaten. — (*> 6<, beschwörend: so
wahr wir Christen sind. — 7. b et'i=eJit es: nun möge es ibn auch loliren;
nun mOge er ans ihm zuoammenleeen. »warz^z buoch . Zauberbuch , aus
dem die Sohwarzkim-^t, die Ni;?roniantie, j^elcriit winl. der /i> ll>'riiur , der
Teufel. — 8 j'or ist bchwierig zu deuten, aber aul ilus i:'ol>;ende, auf die
Bedeckung des Chors durch Schilfrohr, hat es kaum einen Bezug; eher
aind Bohrpfuifeu gemeint, womit man lieiohtgläubigen etwas vorpfeift,
Künste, die zur Bethörung Schwacher aus SSauberbüchern gelernt werden.
— n tu wem kör, eueru Chor, die römische Kirche, schützt ihr vor Sturm
und Aegen. — 10 aller Jr6ne=jr6ne iiiler ^ der heilige, der Hochaltar: dur
wichtigete Theil fflr dat Oanse; die Kirche. Daaaellie Bild, das Walther
hier braucht, steht schon unter den Vorwürfen, welche die Wälschen gegen
den Papst Johannes XII. (deu K.. Oitu im J. 963 absetzte) erhoben haben:
teste» mmi ianeite apottolorum «MfMÄcv, quas non stitlatim pluviam, sed tot um
in'rinsecus supra ipsa «•tiam »acroiomota aUaria imbrtm odmittunt (n. Lach«
maun's 3. Ausg., S. Iii/,
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218
112.
ÜBLE NACHFOLGE.
Mit bitteror Ti oiiio beschuldigt der Dichter den Pabst, an dem gegou»
wurtigeu unbehagliclieu Zustand der Christenheit schuld zu sein, indem
er durch seinen uuväterlichen Vorgang die Gläubigen zur üabsucht, zu
Lug und Trug verleite.
\y ir klagen alle und wizzon tloch nilit waz nns wirret,
daz uns der babcst. unser vuter, albus hat verinet,
nü gät er uns doch harte väterlichen vor:
"wir Tolgen ime und komen niemer fuoz iiz sinem spor.
nü merke, werlt, waz mir dar ane misse valle. 5
gttset er, sie gitsent mit im alle,
liuget er, sie liegent alle mit im sine lüge,
und triuget er, sie triegent mit im sine trüge,
nü merket, wer mir daz verk^ren mOge.
SOS Wirt der junge Jüdas mit dem alten dort ze schalle. 10
1 WM ttns In Verwirrung bringt, stört, fehlt. — 3 /^arie väterlichen,
gplsr vateilicli, naturlich ironisch zu verstehen. — 4 wir folgen ihm (wie
gute Kinder), niemer /uo», keinen Schritt, daz spor, die Spur, Fuß.
stapfen. — 5 dar an«=an dfeeem vftterltchen Verhältniss. - 6 yli%i-n, hab-
Hicri'.' sein, Kfi7. n. von git, Halisucht, Griz. — 8 diu tr,i'i>- stf.', Betrug.—
ii nun gebt aclit, wer mir dies übel auslegen, verdrehen könne. — 10 auf
diese Weise wird der neue Verr&ther, gleioli dem ftlten, tdUttU, ins
berede kommen, sich verrathen.
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113. WIPEBSJPBUCH IN WO&T UÜJ) WBBK.
219
118.
WIDEBSPRÜGH IN WORT UND WERK.
Wie das schlimme Beispiel der Geistlichkeit auch die Laien irre
machen und verderbea müssoi fUbrt der Dichter in den beiden folgenden
Sprüchen weiter aua.
Diu kristenheit gelepte nie sö gar n&ch wftne:
die sie dft Uten solten, die sint guoter sinne luie.
es w9Br* ze vil und tsste ein tnmber leie das.
sie sflndent ftne vorhte, dar umb' ist in got gehaz.
sie Wisent uns zem bfmel und v&rent sie zer belle: 5
sie sprecbent, swer ir werten volgen welle
und nibt ir werlcen, der st &ne zwlvel dort genesen,
die pf äffen solten kiuscber dan die leien wesen:
an welben buocben b&nt sie daz erlesen,
daz sieb sö maneger filzet wa er ein scboenez wip verrelle? 10
1 nit »6 gar, nie so sehr (wie jetzt), nach toant* , aufs Ungewine,
ohne zu wissen, wie es kommen wird, wo es hinaus soll. — 2 guter Ab«
sieht, Gesinnung bar. — Z es gen., dessen. Das wäre xu stark, telbtt
wenn es ein einfältiger, unerfahrener Laie thate. — 4 yeha-^ feind. —
5 uns weisen sie cum Himmel , sie fahren zur Hölle. - 7 dort genesen,
jenseits gerettet. — 9 erlesen, herauslesen wo steht das in der Bibel?
— 10 sich ßt$e», lieh mit Eifer auf etwas Terl^en. verpelUn, au Falle
bringen.
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220
III. SP&ÜCBS.
114.
BCESES VORBILD.
Swelch herze sich bi disen ziten niht verk^ret,
Sit daz der bäbest selbe dort den ungeloubon meiet,
da wont ein sselic geist und gotes minne bi.
nü seht ir, waz der pfaffen werc und waz ir 16re si.
Mes dö was ir lere bi den werken reine: 5
uü sint sie aber anders sö gemeine ,
daz wir s* unrebte würken sehen, unrehte hoeren sagen,
die uns guoter l^re bilde sollen tragen,
des mugen wir tumbe leien wol verzagen:
waen' aber min guater klAsensere klage und s^re weine. 10
1 sich verkeren, sich vom Rechten abwenden, in Unglauben verfallen.
— 2 stl , nachdem, da. dort, in Rom. — 3 da bt wont ^ dem wohnt bei,
inne. — 5 ede», vordem. 6t, mit, sammt. Zugleich mit den Werken: Wort
nnd Werk gleich rein. — 6 nun sind sie aber in anderer Weise derart
Kcmeinsam: stimmen Wort und Werk darin überoin, daß wir sie, die uns
mit gutem Beispiel vorangehen sollten, Bclilecbt reden und schlecht handeln
seilen. — 9 fut»öe, ungelehrte. — 10 ab«r, wiaderum. Über den ÜStmmr*
vgl. die Anmerkang au Nr. 81"', 23.
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lU. BSB wXlBCHB 8CBHSIK.
221
115.
DEB WILSCHE SCHREIK.
DiMtr und d«r folgend« Bpnieh Üdlea Int J« ISli. •Mm J*1ira tov-
her erließ Innoccnz zu besserer Förderung der Krouzzüge eine Verfügung,
man solle in allen Kirchen OpferstOcke (truncos) aufstellen, um darin Bei
steuern zur Wiedererlangung des heiligen Landes zu sammeln. Der Stock
solle drei Scbldster haben und die Sehlttttel dain einem Priettor, einem
Laien und einem Ordensgeistliohen anvertraut werden; die Verwendung
des Geldes aber sollte nach dem Gutbefinden derer geschehen, denen die
Sorge dafür Ubertragen vrftre. Waltlier erblickt jedoch in dieser Anord-
nung nichts als Habsucht: der Pabst wolle nur deutsches öilber iu seinen
wälttihen Schrein eohütten.» Simrock S, 145.
Abi wie kristenllche der b&best unser lachet,
8wenne er sinen Walhen seit, wie er'z hie habe gemacbct.
daz er d& redet, er^n solle es niemer h&n gcdäht:
er giht: «ich hän zwSn' Almau under ^ine kröne br&hti
daz si'z riebe stoeren, brennen unde wasten. b
al die wile fülle ich mine kästen.
ich hän s' an minen stoc gemcnt: ir guot wirt allez miü}
ir tiutschez silber vert in minen welschen scbria.
ir pfaffen, ezzet hüenr und trinket win
und lat die toBrschea tiutscbeu leien • • • . vasteu.» 10
1 Uber uns lacht. — 2 der Walchs gen. des WalAe$, der Gallier, Ita-
liener, Wälsche. Mit Hohn und Selbstgef&Uigkeit Mtlhlt, wie er ei hier,
in Deutschland, zu Stande gebracht. — 'd es , dessen; daran. — 4 zwen
Alman] verächtlich: zwei Deutsche, nämlich Otto und Friedrich II. —
5 itOBren^ in Verwirrung bringen, tvasten , vastare , verwüsten. — 6 al
«pil« , während der Zeit, inawiachen. — 7 gentent pari. lurat. von meneiif
TorwArt« treiben, fOhren, namentlich Toa Pferden und Zugvieh. —
10 tmrtek, tmrueh «dj., thAricht.
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222
lU. 8PBÜCUE.
116.
DER OPFERSTOGK.
««Noch nachdriickliclicr ala im vorigen Spruche sagt Walther in die-
ser an den Opferstock gerichteten Anrede: der Stock sei nur ausgeschickt,
ob er in Deutschland gutwillige Thoren finde, die den Fabtt'bereicbern,
denn int heilige Land tn Gottes Hilfe werde des Silben niebt Tiel ge-
langen.
Von welcher Wiikang diese Sprüclie waren, wie sie siclx sogar bis
Aber die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet haben, bezeugt Tho-
BMMin von Zerclftre , ein frianlisoher Dichter, der in seisem 1915—16 ge-
dichteten •WftUohen Gast* (ed. Bflekert, 11163-11950), natarlich Ton
wel Aschern Standpunkt, bemerkt: Schwer habe sich Jener gnte Knecht am
Pa)»3t vergangen, der gesprochen, derselbe wolle mit dem deutschen Gut
nur seinen wälscben Schrein füllen. Dichter sollten wie Prediger ihre
Worte wohl in Hnt haben,* da6 man sie nicht Terkebren kOnne. lOt di^
ser Mnen Bede seien Tansende hethOrt worden, dsA sie Gottes nnd des
Pabstes Gebot ftherhOrt bitten*» Simrock a. a. O.
Sagt an, h6r Stoc, hät iiich der bäbest her gesendet,
daz ir in riebet unde uns Tiutseheu erniet unde pt'eudet?
swenn' im diu volle mäze kumt ze Lateran ,
so tuot er einen argen list, als er e hat getan:
er seit uns danne, wie daz riebe ste verwarrcn, 5
unz in erfüUent aber alle pfarren.
ich Wien' des silbers weiiic kumet ze helfe in gotcs lant:
wan grözen bort zerteilet selten pfaffen hant.
her Stoc, ir sit üf schaden her gesant,
daz ir üz tiutseheu liuteu suochct tccrinu' unde narren. 10
1 her StoCt truncus, personiüciert, wie her Meie Hi. 5, 30 u. s. w. —
2 datf auf daß, damit, rtehen^ reich, ermen, arm maoben. — 8 diu volle
viat^ , das gef-lllt.. Maß, die große Monge Geldes. — 4 tuot, vollführt. d,^r
li-it, Kunststück. — 5 vertoarren, dialektische, vorzugsweise österreichische
¥orm ^cerioorren, — 6 aber, abermals. Bis er aus allen Pfarreien at>er>
mala (gleich einem unersättlichen Schlemmer) gefttllt wird. — 8 ser/sttea,
ansthellen. — 9 «/ schaden , zum Nachthoil.
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117. Wl&IU V»D UAST.
223
117.
WIRTH UND GAST.
Walther ist des iinstotcn Iioimatloten Wanrlorlcbens mfhlo pewnrden,
e" verdroßt ilin , immer die (iastfreundschaft Fremder in Anspruch neh-
men zu müssen und niemals selbst als Hauswirth Gäste empfangen zu
könnei^. Br tehnt lieh nach einem Heimweten und wendet lieh deshalb
bittend «n K. Otto. Nach der Anspielung in der letzten Zeile geschah
die« zu einer Zoit, als schon der Gcs;cnkönig, der ihm Scbaoh bot, aaf
dem Plane stand (•. lUeger S. 23), also im J. 1212*
«Sit willekomen, her wirt!» d^m graoze muoz ich swigen:
«sH villekomen, h6r gast!» so miioz ich sprechen oder nigea.
wirt unde heim sint zwAne anschamellche namen :
gast linde hereberge mnoz man sich vil dicke schämen,
noch müez' ich geleben, daz ich den gast ouch grüeze 5
s6 d&z er mir, dem wirte, danken müeze.
«stt hlnaht hie! Sit morgen dort! » waz gougelfuore ist daz?
«ich bin heime» ode «ich wil heim», daz troestet baz.
gast imdo sdilush kumt selten &ne haz:
ir büezet mir des gastes, daz in got des schftches bfieze. 10
1 wrV/, Hausherr, Wirth dea Hanse«. ^ 1. 9 der Sinn iat: werde ie«;
als Wirth begrüßt, so muß ich RcJiucii^cn u. s. w. , d. h. ich \vcrde nie
als Wirth, stets nur als Gast, Fremdling begrüßt, weil ich kein eigenec
llcimweaen habe, in welchem ich als Wirth G&ste empfangen könnte. —
2 nuifn, sich dankend verneifjen. — 3 daz heim, 'ias eiRonc Haus, Heim-
wesen. uu.%C''ianiflt :/i, dessen man sich nicht schämen muß; wahrend u. s. w.
— 4 Wegen der Oonstruction des Satzes vgl. die Anmerkung au Nr. 119,5.
— ö möchte ich's noch erleben. — 7 hinaht, Contraction aus hia naht:
diese (die kommende) Nacht, gougelfuore. daa Treiben eines Gauklerr,
Jongleurs, Spielmanns: was ist das für ein Gauklcrlcben ? — 8 liPtme, fwim,
SU und nach Uauae. — 9 »chach atn., Schach, an« Aa«, beliebt, willkommen.
— 10 /r &üe»et imper.«6K«««r fr. buete» e. dat. und gen., befreien, erlOaen
von etwas. Das GoirenUberstehen der beiden Könige Otto und Friedriok
wird dem Schachspiele verglichen : der Dichter wünscht jenem , daü ihm
dieser kein Sehaoli biete. Ineae Zeile drflckt genau daaaelbc anr, wis ir
Mr. 149 V. 10.
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ni. SPRÜCHE.
118.
GUT GEHT VOR EHRE.
Klage über den zuuehmendea Uaug uacii Gelderwerb. Einst liabe
man die Ehre dem Gelde vorgezogen: nun herriohe dieses nnd habe den
Vortritt m jener bei Fnraen und Füreten. Ihm miftt der Dichter die
Sebald bei an dem tnrarigen Zaitead dee Belchei.
Ich hän gemerket von der Seine unz an die Muore,
von dem Pfäde unz an die Trabe erkenne ich al ir fuorc:
diu meiste menege enruochet wie sj erwirbet guot.
sol ich'z also gewinnen, so ganc släfen, hövescher muot
guot was ie gcnaeme, iedoch sö gie diu ere 5
vor dem guote; nu ist daz guot s6 h^re,
daz ez gewalteclichen vor ir zuo den frouwea gät,
mit den fttrsten zuo den künegen an ir rät.
8ö w6 dir, guot, wie roemisch riebe st&t!
du enbist niht guot, dü habest dich an die schände ein teil
se stoe. 10
1 gemerket, beobachtet, wa^nr^^nommen. Muort, die Mar in Steier-
mark. — 2 P/ät , gen. Pfades, l'udus, der Po. Trabe^ die Trave. fuore,
Lebensweise. — 3 liiu vi^tste menege, die Mehrz:ilil kümmert tiicli nicht, es
ist ihr gieiohgfllttg, auf welche Weise sie Geld erwirbt. — 4 a/«o« auf eben
iolobe Weite, ganc impcr., geh. — « kire, romehm; eile« behemchend. —
7 vor ir, vor der P'hre (den Vortritt hat). — 10 du enbitt ntht guot, Wort-
spiel: Gut, du bist nicht gut, schändest deiuoo Namen, habest, hftUst.
ei» Ml t« »ir«, etma gar sa viel, eehr.
*
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119. DBBI GASTLICHE HÖFE,
225
119.
BREI GASTLICHE HÖFE.
Der Diclitor ii«nat In lobender Wtttstt dreier FUrtieii Hdfe. So lange
er dieve weiA, darf et ihm um Unterhalt nicht bange eein: er findet dort
etets eine gedeckte Tafel. Der Spruch fällt nnch Wir ersehen
daraus, daß er bei Flurzog l>oopold den höfisoUen Trost, uro den er in
^x. IÜ7 gebeten, wirklich guluudeu iiutte.
Die wile ich woiz dri liove s6 lobelichcr manne,
so i>t min win gelesen uiitle süset wo! min |)t"aüue.
der bideibe patiiarche misse wende fri
der ist ir einer, so ist min hövescher trost zehant da bi
Liupolt, zwir ein fiirstc, Stire und Österriche. 5
niemen lept , den ich zuo deme geliclie:
sin lop ist iiiht ein lobolin: er niac, er liat, er tuet,
so ist sin v(>ter als der miltc Weif gemuot:
des lop was ganz, ez ist nach töde giiot.
mir'bt vi! uimut, duz ich durch liaiidcluuge iht verre striche. 10
1 Die wtle, lo lange. — 2 gelesen t d. h. bereit, im Keller, susen,
tauten, vom Knistern der Bratpfanne. Der Sinn ist: so kann et mir
weder an Speise noch Trank felileu. — 3 inismrende frt, tadel-, makel-
los, vgl. Nr. 40, 10. Unter dera biedern Patriarchen ist (traf Uertholü
von Aadeebt (gemeint, seit 1218 Patriarch, von Aquileja, politisch vielfach
thiili!», von (lri £»or IX. pehannt , f 12.'>1. Nach der jotzt nnf^ofundencn
Notix im R» isultuch Wolfgers von Passau, der 1204 — 1213 l'atriarch von
Aquileja war, wird man eher an diesen als an Berthoid denken dtlrfen
und daher den Spruch vor 1218 setzen. — 5 «wir ein fürste, zweimal ein
Fürst, nämlich von Steiermark und üilsterrtrich ; beide letztere Namen
stehen uiiil I i iert, wie .'/a<.' und /^ei ' h. r^/r Sr. 117, 4. - /''.'«cA'' conj., ver»
ffleicbeu kOuate. Ich weü^ keinen Lebenden mit ihm zu vergleichen. ^
7 lo6«ltii, Meinet Lob. Dat Lob, das ich ihm spende, itt kein halbet, ton-
dern ein ganzes: nicht nur i«t er reich uud kann fjeben . sondern er ifibt
auch. — 8 sin veter} darunter ist sein Olieim (Yatersbruder), Herzog Hein-
rich, gemeint-, er wolinte in Mödliug bei Wien und f 1323. der milte Wtif]
Weif VI. ((i. r letzte) von Baiern, I 1191 /n INTommingen, wo er seit 20 Jah-
ren ein scliwelgeris^ches Leben gelührt uud boine ifroßt'U Güter in Italien
und DoutBcliland vergeudet hatte. — 9 ganz ^ vollkommen, und ist näcl<
t6de ffiMX. und ttbexdauert seinen Tod. — 10 mir itt unnot, ich habe nicht
nOthiir. wi0fc kandelunge , um Bewirthnng wiUeD. f«iT« Urtehmt In die
Verne tohweifont weit gehen.
WALTBU TOM r.BB TOunliWlCinB. Ift
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22G
III. 8PBÜCHB,
120.
HÖFISCHES VERHALTEN.
In dieRftm Spruche, der nach der Rückkehr Leopold'a aus Pulästina
1219 gedichtet ist, wird die Kargheit des österreichistchen Adels gerügt
und von dieMm TarUngt, dftfi er ilch naeh dam Hanog niobt bloA im
8p«ran, aondarn »ueh im Gaben richten aolla.
Do Liupolt sparte üf gotes vart, nf kiinftig' §re,
sie behielten alle samt, sie volgten siner lere:
sie zuhteii üf, ul'^ain sie iiiht getörsten geben,
(läz was Inilieh, man sol iemer nach dem hovc leben,
daz s'in an der milte iht überhoehen wollen, 6
wol in des! sie täten als sie selten:
die In^lde üz Österriche heten ie gehoveton muot.
sie Itt'liielten durch sin ere, daz was guot.
nü geben durch sin ere, als er riü tuot !
si'n leben nach dem hove nü, so jst eniu zubt beschulten. 10
1 t// goU» vart, fUr den Krenisng und die damit zu erwerbeude
Ehra. — 3 i^nfT tfre^ eeinetn Bnitpiel. — .t ^/ »ucken, sarttekhalten ; »Ie
ob 8ie nicht zu pelipn wa^^nn diirltt-ii. — 4 inilich, recht, in der Ordnung.
nach dem hotf U h^n^ das Jjebea uach dem Hofe eiurichten. — 5 fV// — mht.
ubfrh<Kh«n, llberbieten, •treffen. — 7 g^hovter */<uo(, höflsohe, hofmäßige
(lefliiiiiuni^. — S („^halt^n, sftaren. durch sin <»/v, um sein Ansehen nicht
zu Hc-lmialoin. — y {jefjen coüj. opt., nun mögen sie aber auch geben. —
1U wenn sie nun nicht ebenfallä dem Hoispiele Leopnld's folgen, so it-t
jenea (l'rtthere) höfliche, rttokaiobtavoUe Benehmen lierabgesetst, verkleinert
emiu s j€niu.
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m. YSawQMSGHUNO.
227
121.
VERWÜNSCHUNG.
Walther läßt ant in dieier Strophe einen hflbschen Blick werfen lu
den vertraulichen Verkehr zwischen ihm und Leopold. Der Herzog hatte
ihn in den Wald gewünscht, d. h. vom Segen des monschlichen Fleißes,
vom Sitae d«r GuUnr und des geselligen YnkehreB weg in di« tob Meniehen-
h»nd Boeh «nberfthrt«, nnnngabaute Wildnisi , in das harte Leben roher
Bauern. Der Dichter entgegnet, indem er mit Scherz und Wortspiel den
WiiTi^^ch zurUokgibt (s. Waokernegel in der ZeiUohrift f. d. AUerthum,
2, 5a7 fif.).
Herzoge üz österliche, ]K mich b! den liuten.
wünsche mir ze veUle, niht ze walde, ich'n kan niht riuten.
sie sehent mich bi in gerne, alsö tuon ich sie.
dü wünschest underwilent biderbem man, du'n weist niht wie.
wünsches dü mir v6n in, so tuost dü mir leide; 5
vil sselic sl der walt, dar zuo diu heide:
diu müeze dir vil wol gezemen. wie hM ät nü getftn,
Sit ich dir an dtn gemach gewünschet hka
and dft mir an min nngemach? 1& stftn!
wis dü von in, lä mich bt in, 8d leben wir sanfte beide. 10
1 In tiutm und watt Ist Waokemaflrcl vertnoht, ein Wortspiel mit *
Lfufpolf und Walther zu erblickoii. — 2 wliiische mich auf bebautes Feld,
dahin wo Mensoben hausen, rmien^ reuten, den Wald ausroden. — > ä tuon
▼ertritt im Mittelhochdeutsohen sehr faiuflg daa vorausgegangene Verbnm,
hier also — sehe. — 4 flu wünschest zuweilen einem braven Manne, dn
weilit selbst nicht was. — 5 von in, von ihnen, den Leuten, weg. teidf,
Üblus. (i Waid und Heide passen ftkr dich; vielleicht eine Anspielung
2iuf Leopold's Jagdlust, ^^celic Formel des ablehnenden l^ankts. Vgl.
Kudrun 12-' «, 1. IT.i'.i, 1. II. Krnst 4Wl B. — 7 f. wie konnt«;8t du mir Un-
angenehmes wiinBoh<:n, nachcloin ich dir Angenehmes gewünscht hixbe? —
fftmach ist Anuehmliohkeit, üe<iuemlichkeit; ungemach daa Gegenthoil.
— 9 <d Wan, hör* auf. ^ 10 uns, sei: bleib da Ton den Leuten. Banjif^
angendim, beliagiioli.
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228
ni. 8P&ÜCHB.
122.
MANN£S LOB.
Der Werth des Hannes beruht nicht auf körperlicher SchönTieit,
sondern auf innerer Tüchtigkeit. Nicht nach dem äußern Scheine soll
man die Menschen loben, sondern in ihr Hers schauen muA, wer sie
kennen lernen will.
An ▼Ibe lobe 8t6t wol, daz man sie heize sclioeiie:
manne 8t6t ez Abel, ez ist ze wich und oftc hoBne.
k&ene und milte und daz er dar zuo stsete sl,
80 {st vil gar gelobet, den zvein st^ wol daz dritte bt
wil ez itt niht versmlthen, s6 wil ich'z iuch l^ren, 6
wie wir loben suln und niht untren,
ir müezet in die liute sehen, weit ir s* erkennen wol:
nieman üzen n&ch der varwe loben sol.
vil manic roAre ist innen tugende vol:
w6 wie wiz der herzen sint, der sie wil umbe k6ren! 10
1 Belm Lnb der Frauen pasat et lieh. — 2 dem Manne, wich , ein
bis jetzt unerklärtes Wort. Lachmann meinte, es «olle ueich oder toSx
heiDc'u; wich oder iciech ist, wie mir ein Zuhörer aus 8t. Paul in Kärnten
mittheilt, ein noch jetzt dort übliches Wort nnd bedeutet, zunächst von
Speisen, unangenehm sUßlich, dann aaoh von Mensolien; elißliob, fade,
stntserhaft. Acene, kränkend, -rerletsend. — 4 wenn man Ton ihm rafft,
daß er u. r. w. . das ist vollauf gelobt. — 5 wenn es euch nicht verdrießt,
Kuwider ist. — 6 wie wir loben sollen, daß es nicht zur Unehre gereicht. —
7 erkennen f riohtlg benrtheilen. — 8 n&eh der varwe , nach dem inftern
Schein. — 10 der kerten^ nftmlich der Mohren, ders wer, wenn einer.
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U3. JL» DIB JUO&MI>.
229
123.
AN DIE JUGEND.
Ermahnung an dio junpre Welt, sich Zügel anzulegen und das Trach-
ten nach irdisclieu GJücksgUtern, die nur auf Erden erfreuen, aber jen-
seita dtr Beel« su imai«nrltondem Leid gereichen, nicht sa tief Wvnel
fassen zu laaten, londem naeh Tngtad, Oottesftircht und Aehtong rot
der Keligion zu «trebea, und allem dtetein dnieh Ywahning der Frauea
die Krone anfauaetsen.
Vil tumbiu werlt, ziiich dinen zoiiin, wart' umbo, sich!
wilt (lü län loufen dinen muot, sin sprunc der vellet dich:
derst manicvalt in dinem herzen lunbe hört,
der freut dich hie und ist ein werendez leit der scle doit.
lä rehten sin den boesen muot von dir vertriben; S
dü minne got, so maht du wol beliben;
wirp umbe lop mit rehter luot^e, und wellest dii gencsea;
den b(jü.<cn r.Tten solt du gar unheimlich wescn j
geloube swaz die i)faiTen guotes lesen,
wilt du'z daau' aliez überguldeu, so sprich wol von wiben. 10
1 tump, unerfahren, jung, tumbiu u;^r/r = junges Volk, Jugend.
tiMcA« zieh, halt an. Ifach ritterlicher Anschauung ist der junge Mann
reitend gedacht, wart' umbe. schau um (dich). — *J mw/t, Sinn, Gedanke.
Vellen, zu Falle bringen — 3 flrr\t, nämlich der Sinn ist in deiueni Hor-
sen TieUach auf Gelderwerb gerichtet. — 4 der ^ der hört, — Ö bttxbtn,
bestehen. — 7 und. wenn. — 6 unhtimUeh^ unvertraulfoh. — 9 gvvte»* d. h.
nicht alles, was sie verkündigen, nur da^ Gute. — 10 üi-ergiitden , Uber*
golden und dadurch den Werth einer Sache erhöhen, u^t/i, gut.
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III. SF&ÜtUB.
124.
DER KLÜGE GÄETNER.
Von diesem uud dem nftohtten Spruche meiat Uieger (S. 15) , daß
•i« ■ich »ttf dto VerhiltiiliM dM Kirntuer Hofet besiaheu. Ist dies ricli-
tig, so f«U«n Tor die Strophen Nr. 106^108, denen sie glelobsnm nur
UialeituQg dienen.
lu dem folgenden Spruche verhüllt sich uuter dem (ileichiiis» vom
klugen G&rtueri der das Uakraut ausbrccheu boüc, damit et» nicht die
odeln Klinter ftberwnchere imd ersticke , die Mahnung an einen FOrsteuy
■einen Hofttnet su siebten.
gaoter haade würzen sint
in einem grftenen garten
bekliben, die 8ol ein viser man
nilit Iftsen unbehuot.
er sol in spilende als ein kint 5
mit ougenweide zarten.
d& lit gelöst des herzen an
und git ouch höhen muot.
8i bdbse unkrüt dar under,
daz breche er üz besonder • 10
(l&t er'z, des wirt ein wunder)
und merke, ob sich ein dorn
mit kundekeit dar breite,
daz er den fürder leite
von siner arebeite: 15
s^ist anders gar verlorn.
1 u-urzp 8wf., Kraut: Kräuter von guter, edler Art. — 3 6tfto*6e»pnvt.
prait. des starken Verbums ötkttöM, prst. btkieip, Wurzel fassen , wach-
sen. — 4 unbehuot^ ohne Aufefcht, unbeachtet. — 5 apHn, scherzen, als
ein kmt, wie, gleicJi einem Kinde. — 6 mit ouyenwfidf^ indem er ihm Augen-
weide, das wua temo Augen erfreut, darbietet, einem »artea^ jemand liebe-
voll und wohlwollend behandeln, wie man Kinder thut. — 9 0»»»^ bmst»,
— 10 betuufier, jedes einzeln. ~ 11 unterläßt er's, so wird dessen eine
große Menge, nimmt es überhand. — 12 iiwrke, achte darauf. — 13 kümie-
kfit, Schlauheit, List, dar tniU, duliiu (gegen die guten Kräuter) eieh
ausbreite. — fürder leiten, weg-, ablenken. — l.S von shicr arehfitf, von
dem Gegenstand seiner Sorgfalt, — lü itn, uaiulich die Arbeit, Mühe,
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I3ft. DIK UMQKZOOKNXM KLÄJ^FEB.
231
125.
DIE UNGEZOGENEN KLÄFFER.
Wuuaob f daft die vorlauten äohwätzer uud Kläffer, die alles Uber-
■ohTeien and deu wolilgezogenM Mann und •einen Sang nioht mebr sn
Worte kommen leteen, vom Uofe entfernt werden möohteu.
Uns irret einer handc diet:
der uns die fürder ta3te,
86 möhte ein wol gezogener man
z€ hove haben die etat.
die l&zent sin ze spräche niet 5
ir drüzzel der*8t sd drsete,
kund* er swaz ieman guotes kan, *
daz hülfe niht ein blat:
«ich 6nde ein ander tAre
wir dcenen in sin Are, 10
daz nie kein mOnich ze köre
86 86re ni6 geschrei*»
gefbeges mannes dcenen
daz 8ol man wol beschcBuen:
maet aber des narren hoenen — 15
hie g6t diu rede enzwei
1 einer hande diet, eine gewisse Art von Leuten. — 2 fürder twn^ weg-,
fortschaffen. — 5 -iw» gen., vou niet (niltt) abhäugig: uichta v(in ilnn = ilm
nicht, zf- Spruche, zu Worte. — 6 der drünel , Mundhöhle, liubsei ; vci-
Ucbtlicb von Menschen: Mund, tirutte, eilig, sohuelL — 7 wüßte einer
auch noch eo viel , verstünde er et noch so gut. — nikt ein blat . gar
nichts. — 9 das wttrde nicht hindern, dafi sie sagten: wir wollen ihm in
die <JluLn Rchreiüu u. ». w. — l(i ilti-ufn, tuiK'ii, kliuKOU lassen. — 11. l'J ni«
und tue gehören zusammen: nie zuvor, nie bis dabin. — Vi yetchrei, ge*
schrien hat. — 13 da» äamen^ dae Singen. — 14 beechfenen* eeluntteken;
freundlicli anneJimen. — 15 beschwert, «luült aUor «Icr Übentiuth , die ün-
voiscbamtlieit des Isarren. — Iti hier geht Uic Kode ausBinander, zu Ende;
der Dichter nnterbricht eich lelbst und will nicht auseyreohen » was ef
hat sai;en woUeu.
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m. 8P&ÜCHB.
126.
GERHARD ATZE.
I.
Walther hat sieh von Kirnten, wo et ihm, wie wir getehen, nicht
Iftnger hf lia,'te, nach Thüringen gewendet. Dort kam er mit einem Bitter,
Namens Gerhard Atze (urkundlich 1196 nachgewiesen), in einen Streit-
handel. Dieser hatte ihm zu Eisenach ein Pferd, im Worthe von drei
Marken, enchoasen. Walther klagt beim Landgrafen auf Entschädigung,
der Bich jener durch eine wunderliche Aasrede entlieht.
Mir li&t hdr G^rhart Atze ein pfert
erschozzen z'Isenache.
(laz klage ich dem, den et best&t,
der'st unser beider voget.
ez was wol diier marke wert. 5
uü hoeret fremede sache,
Sit daz ez an ein gelten g&t,
wä mit er mich nü zöget
er seit von grözer swsere,
wie daz min pferit msere 10
dem rosse sippe wsere,
daz im den vinger abe
gcbizzeii hat ze schänden,
ich swcr mit briden banden,
ist iemau der mir Stabe?
3 den fr bfsfat^ dem er zusteht, angehört, dessen Dienstmann er ist. —
4 voget. advocatus, Aeciitsbeiatand, Herr. — 6 fremede suche ^ seltsame,
sonderbare (iesohiohte. ^ T an ein geUen, ane Zaiilen. — 8 togen^ hin-
ziehen, hinhalten. — 9 er erzählt von großem Schmerz (der ihm zugefügt
worden). — 10 p/erie , ältere Form von pferf. tncen' . trcfflicli . werthvoU,
edel. — U sippi' adj., blutsverwandt. — 13 :fl schänden^ zu einer Schande,
so daA er geschändet (TersttimmeU) ist. — 14 mit Uid^n handln xucm^ ein
feierlicherer Schwur als blo0 mit der rechten Hand; vgl. Grimm's Rechts-
alterlhümer, 110. — 16 der Kid wird auf des Hichters Stab, das Attribut
seiner richterlichen Qewalt, abgelegt, einem staöen, einem einen solchen
Bid duroh Vorsprechen abnehmen.
daz sie sich mht erkauden:
15
V
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m. eSBHABD ATZB. II. 233
IL
oWalther rächt sich In diesein , einen nencn Ton (bis Nr. \^0) e!n-
Mtenden Spruch, »n Gerhard Atze fttr den Verlust des Pferdes und für
die Ausrede, die er Torgebredit: d» er bqii kein Pferd meliT hat, so frlgt
er seinen Diener, ob er auf Herrn Gerhard sn Hofe reiten wolle; der Die*
ner findet ein so wunderliches Pford auch panz annehmlich. Znlrt/.t
meint Waltber aber doch, es würde wol am besten sein, wenn jener auf
Sclmstexs Bappen hinreite.» Simrock 2 , 153.
Eit ze hove, Dietcrich.
«herre, i'n inac.» waz irret dich?
•Vn hän niht rosses, daz ich dar gerite.»
ich lihe dir einz, und wilt du daz.
«herr', ich gerite al deste baz.» 5
üü staut also, noch eine wile bite:
weder ritcbt gerner eine guldin' katzen
od einen wunderlichen Gerliart Atzen?
«semir got, und aeze er heu, ez wüere ein fremedez pfert:
im geilt diu ougcu unibe uls einem afteii, 10
er ist alsam ein guggaldei gescliafien:
den selben Atzen gebet mir her , so bin ich wol gewert.»
uü krümbc'z bein, rit selbe dar, sit du Atzen hast gegert.
2 «ich kann nicht.» was hindert dich? — 4 ich würde dir, wenn
da*s willst, eines leihen. <— 5 ieh wfirde um so besser reiten, das wAre um
so besser. — 6 bleib stehen, warte noch ein wenig. — 7 weder, utrum, vgl.
SU Nr. 51, 1. — 9 seniir = sam mir: so wahr mir Gott helfe, fremede wie
oben: sonderbar, seltsam. — 10 umbe ydn, rollen; er verdreht seine Augen.
— 11 al*am: vgL 141, 9. guggaldei, Kukkuk, ein in seiner s weiten Hälfte
noch rtthseihnftes Wort (Tgl* Mhd. Wörterbuch, 1, 22). — 19 gewert, ntm»
lieh der Itiite. — 11 daz bi'in krümbin, das Bein zum Gange iu Hcwogung
setzen, gelien. «f '6r', selbst, allein (d. h. ohne Pferd) : weil dn ein so wun-
derliches Pferd wie Atze ist verlangt hast, mußt du zur SL-afe selbst, zu
Fuß, an den Hof gehen. Denn Atse ist nioht einmal au einem Pferd so
brauchnu.
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lU. 8PBÜCHB.
127.
DREI SORGEN.
Drei Dinge siiul e», die den Dichter uioht ruheu lassen, bis er sie
gewinnt. Dm eine ist Gottes Huld, das uidere die Neiguug der Geliebten,
d»B dritte, das sieh ihm mit Uureeht Umge euteogen, ist der wonnigliche
Hof Bu Wien. Der Spruch filUt in die Zeit «einea KUmtner oder Thü-
ringer Aufeutlialtee.
Dri sorge habe ich mir genomea:
möht' ich der einer z'ende komon,
66 wiRre wol getän ze mincn dingen.
iedoch swaz mir da von gescliilit,
i'n scheide ir von ein ander nibt: 6
mir mag au allen drin noch wol gelingen.
gutes hulde nnd miner frouweu minne,
dar umbe sorge ich. wie ich die gewinne;
daz dritte liät sicli min erwert unrehte manegen tac:
daz ist der wüunecliche hof ze Wiene. 10
i'n gehirme niemer iinz ich den verdiene ,
Sit er sö maneger tagende mit sö stfeter triuwe pHac:
mau sach Liupoltes haut da gebeu, daz si des niht erschrac.
2 «« ende komen o. gen., mit etwas ins Heine kommen* — 3 so stünde
meine Sache gut. "~ & ir Ken. pl. (der »orgen) , abhftngig Ton niht: doch
trt'unc ich sie nicht von eiuaiider: ich will sie alle dn'i zu!<:xniiiioii. — 11 f/f-
hirnien, ablasüüii , ruheu. — 13 da& sie darob ntoht ersclirak: uline einen
Zuck SU thuu , ohne iuue sa halten: TgL %niUe äne riuwe, Jfireo 11734. liitf
triuwen uüUe ä»' aäeretih Parzival XVI, 1149.
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128. KLAOB UM BBIMMAR'S «OD. I. 235
128.
KLAGE UM REINMAU'S TOD.
I.
Uer Säuger, dem der ergreifi-nde Nacliruf Walther's gilt, ist Iloin-
in&r der Alte, die Nachtigall von Uugeuuu, dcreu Veratummea auch Gutt-
fried TOB 8traAbi»g in Jen«r berOhmt^n Stelle dee Tritten (ed. Beoheteiu
4777 ff.) beUegi. Belnmar lebte, wie wir eue seiuer rtthrenden Todten-
kla$;^e um deu 1194 gestorbenen Leopold VI. vou CEsterreich (MinnfHangs
Früliling, S. 167, 31 — 168, 29) wissen, am Wiener Hofe und dort wird ihn
Walther während leiDes Auieuthaites daselbst kennen gelernt haben.
Unter den iltem Meietem ist er der berflhmteete, and die hohe Stellnng.
die ihm swei lelbst so ausgezeichnete Dichter, wie Walther und Gottfried
einräumen, eine wohlverdiente, denn «er vor Allen steigt nieder in das
innerstu GcmUth, und wie kein Anderer hat er den Ausdruck der lautern
Liebe, der ausdauernden Treue, der zärtlichen Klage, de» ergebenen Dul-
den! • (Uhlend). Sein Tod muA, neoh der Erwfthnnng im Tristan an
■ehlieAen, Tor 1907 erfolgt sein.
0w6 daz wlsheit unde tugent,
des mannes schoene noch sin jugent
Diht erben sol, sö ie der lip erstirbet!
daz mac wol klagen ein wlser man,
der sich des schaden versinnen kan. 5
Reinniär, waz guoter kiinst an dir verdirbett
dü solt von schulden iemer des geniezen,
daz dich des tages wolte nie vcrdriezen,
du'n sprseches ie den frouwen wol und guoten wibes
siten.
des suln sie iemer danken diner zungen. 10
und hastest niht wan ^ine rede gesungen:
3 erben iutrans., sich vererben. — 5 der den Schaden ermessen Kanu.
— 7 ron »chuidffi, mit (irund, Becbt. — 8 da& du nie einen Tag vergehen
ließest, ohne von den Frauen Gutes sa reden. — V und ffUoUn wtbe» »tttn
leUit in der Haudsohrift und ist von mir erg&nsU —
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236
in« 8PBÜ0HB.
osö wol dir, wip, wie reine ein nam!», du lisetest au
gestriten
ir lobe, daz elliu wip dir iemer gu&den sollen biten.
12 (las hier erwähnte Lied Kclnmar'» ist erhalten (MinoMMIgt Frfihliag
8. 165, 10 ff.). Die betreffende Strophe lautet:
86 wol dir, wip , wie reine ein nam !
wl« •■Ufte er doeh s*er1cennen nnd ze nennen ist I
ez wart nie iiiht sc"» lohe-am,
swA du's an rehte gttete körest, sö dü bist.
dtn lop mit red«» niernsn wol Tolenden kan.
8WG8 dft mit triiiwcn pfligeet wol, der ist ein ••lio man
und mac vil gerne leben.
dft gUt ftl der werlta höhen muot : maht dft oueh mir ein w6nie
frettde geben ?
12 nnt^ xtrtfn m. dat.. für ctvrae etreiten. — 1^ pinrm gna/lfn hiffn, bitten,
daA ihm Gnade zu Tlieil wird: hier in Bezug auf die ewige Gnade.
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126. KLAGE UM REINMAirS TOD. U.
237
n.
Aus den Ein'jfangszeilen dieses Spruches hat man, wol mit Recht,
geschlusseu, daß beide Dichter nicht in vüllig gutem Veruchmen mitcinattder
gtttenden bftlMn. Die politfieha Biehtnns Waltber^s noohto dem »flllea,
in Min Innem TerMnkten Minnesänger ividen'ireben. Indessen isl es
nicht sowol seine Person, die er heklagt, als die edle Kunst, die mit
ihm tu Grabe gegangen, der süße ]>icflcnnun(l , der sicli nun für immer
geschlossen. Gern h&tte er ihm Gesellschaft geleistet, denn lang werde
ftoeh wiin Geeang niofat metir daveni.
Deswär, Reinmar, dü riuwes mich
michels harter denne ich dich,
obe dCi lebtes unde ich were erstorben.
ich wil'z bi mincn triiiwen sagen:
dich selben wil ich lützel klagen. 5
ich klage din edelen kunst, daz s' ist verdorben.
dü kündest al der werlte freude mören,
s6 du'z ze gaoten dingen wollest keren.
mich riawet din wol redender munt und dtn vil saezer sanc,
daz der verdorben ist bi mlnen ziten. 10
daz dü niht eine wile mohtest biten !
sö leiste ich dir geselleschaft : min singen ist niht lanc.
din 861e müeze wol gevarn und habe din zunge danc.
1 Dfawar, wahrlich, rlwen» dauern, sehmersen. riuw^» nnd 3 lebten,
ältere Form für riuwest , lehtat. — 9 mich U gon. adv. , um violes. harter
schwerer; mehr. — II biien stv., pnst. biten: warten. — 12 Ui$U couj
priBt. = <eisf<f«, würde ich dir leisten.
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Ul. SPRÜOBB.
199.
NIEDRIGE RATHGEBER.
Kftoh BtegaE*« ftbenea9»nd«r Aiisftthraiig (8. 45^59) 1111t dlM«r
Spruch, worin der Dichter Klage führt, dafi nun Leute von niedrif^er (to-
bnrt als Rathgeber an den Hof gezogen, die Hohen, durch ihre Geburt
dastt Berufenen, aber vor die Thür gestellt werden, in die Zeit vom Som-
mer bis Sept. 1990 «ad ist gegen E. BMnrioh VH. geriohtet, du di«
StfitM tSniu Ton den Beiohtfllitten »bgewandtm PoUttk Im Homnatuide
suchte und sich, unter Ausschluß des hohen Adels, mit BiMHitlfttttMl dM
Beiches and des staufltolien HausM umgab. VgL Hz. 173.
Swä der höhe nider gat
und ouch der nider an höhen rht
gezucket wirt, des ist der bof verirret
wie sol ein unbescheiden man
bescheiden des er nibt enkan? 5
sol er mir büezen des mir niht enwirret?
ez stßnt die höben vor der kemenäten,
sö Silin die nidern umb' daz riebe räten:
swä den gebrichct an der kunst, seht, dü, tuont sie nibt md,
wan daz si'z umbe werfent an ein triegen; 10
daz l^rent sie die fürsten iinrle liegen,
die selben brechent uns diu reht und stcerent unser 6:
nCt sebet, wie, diu kröne lige und wie diu kircbe stö.
S turk^n, mit Gewalt empor-, hernnHehen. dt» iat^ dadurch Ist, so
ist da<iuich. — 4 unf}fa< /ifi{/frt, unverständig^. —* A bf$chciafn. auflegen, Bc-
boheid geben \x\» v etwas, mkan, nicht weiß, verstellt. — 6 soll er mir
heilen, was mich nicht beschwert? — 7 diu knitendtet eig, heiabares mit
einem Kamin Tersehenes Oemaeh , dann insbesondere auenPttrstensimmer,
wo ßattiBverhandlungen stutttuulf n , oftor auch geradezu für Rath ge-
brauoht: se kemenäten gSn. — lu wenu dicau die Kuust (das Wissen) im
Ntiche Iftßt, so wissen sie nichts weiter zu thun, als sum Betrug die Zu>
tlueljt zu nel)nieu. — lO Kiuhf werffn, umdrehen. — 11 rfai, nämlich trügun
uud liigeu li;hreu »ie die Fürsten. — 12 und stiPrent umer e] die« ^huiht
Uieger (S. auf BugiinstixuiiK der damala wuchernden Ketzereien be-
aiehen au müssen. « bedeutet aber auch altherkömmliches Keoht nnd Ge-
Mtai sie bripgen nuaere alten Geaetse and Gewehnlieitsreolite in Vev-
winaug. Diea pMst Tollkommen an der ftbrigen Deutung des Bpniehea.
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130. 8BCH8 RiBTHS,
239
SECHS RiETHE.
■pfpRer Spruch steht mit dfm Torhergehenden in iinzwe:fftlh»ftor Vcr-
binfiuiig. Kr lohrt, woran man die guten und «chlprhten RatliL,M"her er-
kennen könne, und warnt, daü de^ Beginn, der zu böBem Ende führe, nie*
mal« gut m mIb pflege.
Ich muoz Terdienen swachen has:
ich wil die harren lören daz,
wie 8' iegellchen i&t wol mügen erkennen.
der guoten rete der sint dri;
drt ander boese Btfint dik b! 5
ser linken hani \ki iu die sehse nennen.
frame und gotes hulde und werltlich 6re
daz sint die guoten, wol im der sie 16re!
den möhte ein keiser gerne nemen an stnen hcehstea Ht,
die andern heizent schade Sünde und schände. 10
da frk^nne s' hl der sie 6 niht erkande:
man hceret an der rede wol, wie'z umb* daz herze st&t:
daz anegenge ist selten guot, daz bcesez ende h&t.
1 Ironisch: man muß 99 mir hoch anrechnen, wenn ich die lütter,
den bohen Adel lehre. — 4—6 «Die An, wi« Walther beiderlei Käthe ein-
atidpr entgegensetzt, daß die guten zur rofhtpn, dio hfisrri zur linken Hand
stellen, hat sowol in «inem durch alle Zcittu und über alle Welt ver-
breiteten beidnltchen Glauben als auch in <lleichnis?pn der h. Schrift ihren
Ursprung und ihre Erklärung.» (Simrook 2, 175.) — 7 der frume, Nutzen,
Vortheil: hier das Gemeinwohl. — 11 wer sie nicht schon frtther gekannt,
solle sie daran erkennen, bämlieh n. a. w. — IS äa» aneffengef Anfang,
Beginn.
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III. SPRÜCHE,
13L
MAHNUJSG UJSD WARNUNG.
]>i«8«T Sprach geht wi« alle folgenden dleiet Tone« (bis Kr. 136) aof
K. Otto IV., dem lich Walther nach Philipp*e Tod and nachdem Otto am
11. Nov. auf rlotn Reichstage zu Frankfurt einstimmig ^viodc•r erwählt
worden war, als rechtmäfjigem König zuwandte. Am 4. Oct. eriiielt or von
Pabst lunoceius III. die Wuihe als rümiaoher Kaiser. Das gute Einver-
nehmen swifOhen Kaltw «nd Pabit lOite eieh jedooh bald in heftige
Zwistigkoiten aof^ und als Ötto im Noy. 1210 mi^ Heeresmacht in Apulien
einbrach, traf ihn alsbald der päbstliclie Bannstrahl. Mit dem Kaiser
wurden auch alle seine Anhänger excomrnuniciert. Aber "Walther fürchtet
den Bann nicht: in drei scharfen Sprüchen erhebt er sein gewaltiges Wort
Ar den gesalbten Kaiser nnd sein gutei Beoht.
Im ersten erinnert er den Pabst, er selbst sei es ja, der jenen zum
Kaiger geweilit; er selbst, der bei Strafe des Bannes befohlen, Otto aU
den einzigen rechtmäOigen Kaiser und Herrn anzuerkennen. Das solle
er nicht vergessen, wenn ihm das Ansehen der Kirche am Herzen liege.
Her bübest, ich mac wol jijenesen,
wan ich wil iu gehorsam wesen
wir hörten iuch der kristoiilicit gebieten,
wes wir dem keiser solten pflegen,
dö ir im gäbet gotes segcn. 5
daz wir in hiezon herre und vor im knieten.
ouch Bült ir niht vergezzen,
ir sprächet: «swer dich segene si
gesegenet, swor dir iluoche si verfluochet
mit fluoclie vollemczzen >» 10
durch got, bedenket iucli da bi,
ob ir der pfaü'en 6re iht geruochet.
1 genesen^ gerettet, d. h. (durch den Bann) au meinem Seelenheil
unbeechAdigt bleiben. — 3 wan, denn. — 4 pßeyen c. gen. and dat., einem
etwas gewähren, leisten. — t". hirre] über den Nom. neben ketten vgl. die
Anmerlcung zu Nr. 80, 133. — 10 vollemetzrn, mit voUgemesseuora , voll-
wii^tigem Fluche. — il durch yot, um Gottes willen. — 18 wenn ihr
anders ench am dae Ansehen der Oeiatlicblceit etwas kümmert.
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132. DOPPELZÜNGIGKEIT.
2U
ia2.
DOPPELZÜNGIÜKEIT.
Iii diesem , aa den vorliergeheudeu sicli uuiuittelbar aitsoUlieUeuUcii
Spruche bttleaohtet und verhObut Waltber denielben, ffir Laien unfaQ-
liohen Widersprach, daA man Otto erst als den recbteu, von GoU gegebe-
nen König bezeichnet habe und nun ihn mit dem Baiine bele^'e. Er will
wissen, mit vselclu-m der beiden Aus=^prücho sie betrugen beiea, mit dem
alten oder dem ueueu, denn eiuer duvuu sei gelogeu
dar umbe wundert mich niht vil:
uns leien wundert umbe der pf äffen Ure.
sie Irrten uns bi kurzen tagen,
daz wellent s' uns nu widersagen. 6
nü tuon'z durch got und durch ir selber ere
und sagen uns bi ir triuwen,
an welher rede wir sin betrogen:
volrecken uns die einen wol von gründe,
die alten ode die niuwen. 10
uns dunket einez si gelogen:
zwö Zungen st&nt unebene in einem munde.
2. n darüber wundere ich mich nicht sehr, wol aber wundern wir
Laien uns Uber den Unterricht, die Anweisung der Geistlichkeit. — 4 bi,
▼or. Wae eie uns erst kOnlioh lebrten, das wollen sie uns nun wi<ler-
rufen. — 6. 7. 9 tunn, sac^n, volrecken conj. opt. , mrtgen , sollen sie thuu
u. 8. w. durch got] um Gottes und ihrer eigenen Elire willen. — 7 (,% ir
triuweii] als Betheuerung. hti ihrer Wahrhaftigkeit; Ehre. — 8 <i« welhfr,
in Bezug auf welche. — ^ tolrecken, ganz und YoUständig erkUren, ahd,
rae/ian , rechan . sagen , erklären, die einen , ntmUch reif«, die alte oder
die neue, von 'jrundtt ^ou Grund aus, grttudlich. — 13 un9b0M adr., uu-
passend, schlecht.
WAblUEft VOM ü£ft VUOELNYUIDB. 13
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242 III. äPKÜcuE.
133.
KAISERSRECHT.
ZurückweiBUnff der päbstlicheu Eingriffe iu die Gereohtsame der
wflltllehen Macht, unter Anffthniiiff d«s Ausspraohes Christi (Lue. 10, SO ff.),
dem Kalter su geboi wae des Katsere, und Gott was Qottei iet.
Do gotes sun hie'n erde gie,
do versüochten ia die Joden ie:
sam t&ten s' eines tages mit dirre frage.
sie fr>en, obe ir friez leben
dem riebe ibt Zinses solte geben? 5
dö bracb er in die buote und al ir I&ge.
er iescb ein münizisen,
er sprach: «wes bilde ist bie ergraben?»
cides keisers», spr&cben d6 die m^rks§re.
d6 riet er den unwisen 10
das sie den keiser liezen haben
sin küneges rebt und got swaz gotes wsere.
1 hie'n = hie en, hie in: hier auf. — 2 ie , Immer, stets. — 4 teben^
Lebensweise, Laye: ob sie iu ihrer freien Stellung. — 5 dem riefte = ^3.1'
ser. ifit Zinses, etwas uu Zins, irgend einen Zins. — 6 brechen, durch*
brechen, in dat. pl., eis, iiineu. diu kuote^ Umstellung. Bcwuchang; lag^^
Hiuterlialt. Das Ganze ist ein Bild aus der Fechtkunst. Er vereitelte
ihre Nachstellung und durchbrach ihio Fallstricke; vgl. Nr. 79, 40. —
7 lesch prset. von eischt'» , fordern, verlangt^. munizUen, kleine Münze,
abd. müHiziaar^ siclus, ciue hebräische Münze, vier Drachmen werth. —
8 we» bildet wessen Bild, ergraben, kOnttlerisch in Stein oder Metall gra-
ben, gravieren. — 1) merk- i rc. Autj-.issor : die ihm eine Falle legen wollten.
— lu der unwise , der Unkluge, Thor. — 12 künetfttf weil der Kaiser als
dentsoher König das MUnzrecbt auatLbte. da» reM, hier: Gebttbr, was
einer su fordern das Aecbt hat.
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134. BEQAÜ88DKO JD£8 KAlSEftS.
243
134.
BEGKÜSSUNG DES KAiSEKS.
Als Otto im Nov. 1211 in Apuliea die Nachricht erhi;»lt, daß in
Deutschland die pftbstliche Excommuuication gegen ihn verkUadet werde
and in Folg« datten der Abfkll der dentochen Fftrsfen drohe, brach er
naoh Deutschland anf und kam im FrQhjahr 1212 nach Frankfurt, wo er
am 4. Mäiv, einen großen Iloftag hielt und namentlich den Herzog Lud-
wig von Baiern und Markgraf Dietrich von Meißen au sich und seine
Sache fesselte.
In dem TorUegenden Sprache begroftt Weither den Kaiser, indem
er ihm sumft, daß er nun yolle Macht habe, zu strafen und zu belohnen,
und ihn schließlich der Treue und Ergebenheit der deatsohen Fttieten,
vorab des Meißners, versichert.
Her keiser, stt ir willekomen!
der küneges name ist iu bonnmcn:
des schinet iuwer kröne ob allen krönen.
iur hant ist krefte und gaotes vol,
ir wellet übel oder wol, ft
BÖ mac 8i beidiu rechen uude lönen.
dar zao sag' ich iu msere:
die fürst cn sint iu undertän,
sie habent mit zühten iuwer kuuft erbeitct;
und ie der Missensere 10
der'st iemer iuwer äue wän .
von gote wurde ein engel e verleitet.
2 Der Köüigsname ist nun von euch genommen, d. h. ihr habt ihn
mit dem Namen des Kaisers vertauscht. — i darum 1 euchtet — 4 iur =a
iuwer, eure, kre/te gen. sing, von Ira/t^ Maeht. — .'> ir weitet, ob ihr, wie
ihr nun wollt. — 9 aie haben ehrerbietig eure Ankunft erwartet. — 10 ie,
stets; vorab.
16*
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244
III. sraücu£.
135.
GÖTTLICHE BOTSCHAFT.
Die bald«! folgenden Strophen gehören jedenfeUe in dieeelbe Zeit,
in das Frühjahr 1212, »als Otto's Macht noch kaum eischüttert und dae
gegen ihn heransiehende Gewitter erat eine kleine Wolke »diien«. (Rie>
ger, S. 17.)
In der ersten tritt Walther ala Abgesandter Oottea nnf, nn dem
Kaiaer die TOn der damaligen Zeitatimmtiag wieder iehliaft ergriffene
Sache dea hL Landea ans Herz an legen.
Uör keiser, ich bin Mnebote
und bringe iu boteschaft von gute:
ir habt die erde, er hät daz himelrtche.
er hiez iu klagen (ir sit sin voget;,
in sincs sunes lande broget 6
diu heidenscbaft iu beiden lasterliche.
ir muget im gerne rihten.
sin sun, der ist geheizen Krist,
er hiez iu sagen, wie er^z verschulden welle
(nü lät iu zuo z'iu pflihten): 10
er rillte iu da er voget ist,
klagt ir joch über den tiuvel üz der helle.
1 f rnni'hoff, in der RccHtsspraclie eine liohe, unverletzliche Gerichts-
persoti, hier jedoch, wie auch die foli^jeude Zeile lehrt, nuutius dominicus,
Abgesandtv^r des Herrn, Herrenhote. — 3 euch gehört die Erde, ihm das
Himmclrcic ii. — K er hiet^ er befahl = er läßt, voy^t. das lat. advocatus,
Schirmherr; .Stellvertreter. — 5 hroyen , sich überinüthig erheben, «roß-
ihun, trotzen. — G luKirrtir/n- adv., schimpflich: auf eine euch lieide be-
schimpfende Weise. — 7 gerne zu eurem eigeuen VortheiL — 7. ll einem
rihten, Bfoht «chaffsn« aum Beebt verhelfen. — 8 und sein Sohn Jeane
Christus läßt euch paQt n. — U rers -fiul'i^ii. einp ScluiM ahtrav^en , vergel-
ten. — 10 jatti/itrn iiHruns.: laßt ihn eucli veri»llicl)tet weiden. — 11 er
rikte (die rus. und llerunt^gehcr rihht) con|., abhängig von er Inn iu
saften: er werde euch Kecht »chaffon dort, wo Er gewaltis^' sei (jenseits). —
VJ Joch CO uj. , veratärktes auch; bolbst wuuu üir über dcu Teuful Klage
erheben würdet. »
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18& AAB UND LOWB.
24&
136.
AAR ÜND LÖWE.
Ermahnung an den Kaiser, DeattcbUinds inncrn Frieden rxi befcnti-
gon und dio ganze Christonheit zu vergöhnon. Das verherrliclic ihn und
▼erdrieße die Heiden. Er habe zwiefaclie Kaisfrstiirke : des Aares Mildo
und dat LOwen Kraft: diesen zweien vermöge nichts zu widerstehen.
Her koisor, sweiine ir Tiuschea Iriile
ppniachet sta-to bi der wide,
so bietent iu die fremedoii zini<TCtt ere«
die sult ir nenuMi an' areheit
lind süonot al die kristcnlioit : b
daz tiuret iuch und niiiet die lieiden serc.
ir traget zwei keisers ollen:
des aren tugent, des leweii kraft,
die sint dez herzeiolien an dem schilte.
die zw6ne hergesellen, 10
"wan wolten s' an die heidensclmft!
waz widerstüende ir mauheit unde ir miltc?
l Tiufch^n dat. pl., den J)eutBchen. — 2 stotff, dauerhaft. — wiiie^ wit,
Striek nua gadrebten Befsern zum Btnden und Hängen; gehietmt oder ««r-
hieten h( dfr wide, stehende Formel: l)Pi der Straf*» des Hänjfens — 3 <f
freni'dfn zuJirji'n, die ausländischen Spiaclien = Volker: so setzt ihr euch
bei den Nachbarvölkern iu Ansehen. — 4 die, A, i. die Ehre, das An-
sehen, nn' arebeif, ohne Mühe, mühlos. — 5 »üenm , versöhnen: ihr sollt
der Christenheit den Frieden geben. Der Wechsel von xntn mit infin. zum
Iniper. ist hnutitr. — tj tiiir>>n. im Werthe erhöhen, verlierrliclipn, tnüfit,
MUbe, Sorge machen, beschweren; verdrießen. — 7 tUen stn. (daher iwi),
Kraft, Mannbeit. — 8 daa Wappen Otto's IV., daa er bei eeiner KrOnvnit
au Bom im Schilde Itthrte , waren drei Löwen ntid ein halber Adler.
9 fi^Bt geschwächt aus dat. herzeichen ^ Feldzeichen, Fahne, aber auch
Wappen. — 10 h«rg«a^U€, Kampfgenosse. — 11 wan wolten s\ o daß, wenn
sie nur wollten (auf die ITeidenschaft los). — 18 manhnt bezieht sich hier
auf den liowon, lullte (Kreif^ebigkeit) auf den Adler, der der Sage nach
seinen Kaub nie ganz ver/eiirt, sondern kleinern Vögeln inuner einen
TheU d*TOA liegen läßt. Vgl. Oetmani» 5, 99.
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246
m. sprOcbs.
IST.
BEEENNTNISS.
Diese Strophe leitet einen neuen, bis Nr. 153 sich erstredtonden
Ton ein , der von Simrock ohne Bticlilioltit^* n firund König Friedrichston
genannt wurde. Mit weit luelir Kecht konnte mau iliu K. Otto's Eügeton
heißen, da die tneittea Spvflohe , ftuch wo dio.penönlii^en Beideliaageti
fehlen, gegen diesen geiiehtete Scheit • nnd Strafreden eind, und in den
drei oder vier Kötii^ Friedrich hetreffenden Strophen das dieHem aespen*
dete Lob den Tadtl Ütto's noch verschärft und erhöht. Mii Ausnal rae der
beiden letzten fällt die Mehrzahl dieser Strophen ia die Jahre 1213—1215.
Walther bekennt im ersten Sprache offen seine Undankharkett gegen
Gott, seine Lieblosigkeit gegen den Nächsten nnd smn TlnTermOgen, den
XU lieben, der ihm Böses thut.
Vii wol gelobter got, wie selten Ich dich prIse!
Sit daz ich von dir beide vort h&n nnde wise,
w6 wie getar ich sö gefrevein under dime rise?
Vn tuon diu rehten werc, i'n h&n der w&ren minne
ze mlnem ebenkristen, htoe vater, noch ze dir: 5
86 holt enwart ich ir dekeinem nie s6 mir.
fr6, vater unde sun, dln geist berihte mlne sinne!
wie solte ich den geminnen, der mir fibele taot?
mir muoz der iemer lieber sin, der mir ist guot.
vergib mir anders mlne schulde, ich wil noch haben den
maot 10
1 Vil wot gelobter ^ hocligelobter. — 3 wort unde wise, eig. Text nnd
Melodie, hier: die Gabe des Dichtens nnd Sinfjfens. — 3 rftur, wage ich
e» , darf ich mic h erkühnen, /rei-^'ia, verinesst-Mi , frech handeln, Recht
und Gesetz verlot/en. ri^ wird in den Reclitsalterihümern durch sceptrum
übersetzt: duch bedeutet rii auch Ruthe; also entweder: als dein Vasall,
der Wort und Weise von dir zu Lehen hat, oder: als Untergebener, den
du tjeden Augenblick) /u /lu htiu^i ii die Macht hast. — 5 . zu, gegen. —
tier thfnkns(*'n swm., Mitchrist, der Nächste. — 6 «d mir, wie mir. Jr6,
Herr; vgl. sprechet atte vrS herre vrS Renner 18960. dtn peftt betfeht ileli
auf Gott, in wclclii-m mit dem hl. Geiste Vater und Sohn eins sind. 6««
rihte^ bringe auf den rechten Weg, belehre. — 10 anders, sonst, im übrigen:
meine andern SSUnden. Ich bleibe, insofern uamlich, daß ich den liobS)
der mir (iut<'«< , tuul ih-n lia'^se, der mir Bose» thut, bei meiner bislterigeii
(iesinnnng, werde es damit halten, wie bisher.
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138. DER WEG ZUM HIMMEL.
247
138.
DER WEG ZUM HIMMEL.
Klage, daß Mord und Brand« Waohar, Neid, Haft und Habtacht
den Wog zum Himmelreich «nslohet maehtn and den Menachen hindern,
bienieden fUr daa Jenteita an aorgen.
Die wtsen rätent, swer ze himelrlche welle,
daz er vil wol bevor bewarte und oucb bestelle
den wec, daz ieman drüfe habe, der in her wider velle.
ein sehter heizet mort, der sch&t der str&ze s^re;
d& bi vert einr in starken bennen, der'st geheizen brant ; b
sö sprechent s' einem wtiocher, der h&t gar geschant
die selben str&ze. dannoch ist der wegewerender mcre:
nit unde haz die hftnt sich üf den wec geleit
unde diu yerschampte unm&ze gitekeit.
dannoch s6 rennet maneger für, des ich niht hftn gcscit. 10
i bevor , vorher, bfwarten^ ahd. biwarten , ovitare, prospiccre, cai-
Tere, angeUächs. beoeardjan, custodire. bestellen, in Stand setzen. —
3 iitnan, daß etwa jcrrinnd = damit niemand, haben, sich aufhalten, her
wider Vellen, zurrickwcrf'en. — 4 echter. Voifolgor, Feind, besonders auch
der in der Acht ist, exlex ; Wegelagerer, Stra^euräuber. 9chäi=3chadet •
— 5 bennen dat. pl. von ban stm. , Bann. Dabei geht, befindet aioh ein
anderer, schwer Verpönter, Verurtheilter. - G so, hier im Sinne von des-
gleichen, apnchen mit dem Dat. der Person und Acc. oder Nom. der
Sftcbe (dea beigelegten Namena): nennen, einen Beinamen geben: einen
andern heißen sie Wucher, geschayit , pescliändet ; unsicher gemacht. —
7 der toeyeioerenäe , der Wegversperrcndo , Wegelagerer. — D oi i sc/iumpt
Sart. von ior»ehament der sich nicht mehr schämt, das Schämen verlernt
at. acbamlos. tmmat€zdi.= unmceze, unmäßig, übermäßig, gitekeit, Geiz,
Habsucht. — 10 tfonnocA, noch dann, überdies, für rennen^ vorbeireiten,
rennen.
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m. 8PB&CHB.
m
SCHLECHTE RATHGEBER.
Verwtinscluin«? der Rathgeber holion und uiedern Stande?, d p ihron
Herrn zn Lug nnd Trug anleiten, und ihn hindern, gegebene Verspreclien
SU arfttllen. Zaaammengehalten mit andern spätem Sprächen Ist kein
Zweifel, da6 hier die ümgebang X. Otto*a gemeint ist; diesen »tlhtt
mochte er zwar nooh aohonen , aber die Schonung ist wenig selimelohel-
haft für ihn (vgL Bieger, S. 34).
hr schale, in swolhem namcn er si, der dankcs tricge
sinen harren unde im rate daz er liege,
erUmen müez' i'me sin bein, swenn' er'z ze dheime rlite biege!
sl aber er s6 her, daz er zem räte sitze,
86 wünsche ich ime, daz ime sin ungetriuwe zunge erlame. 5
die selben machent uns die bfderben &ne schäme.
8ol Hegen mize sin, sö pflegent sie schemelldier iritze.
wan mfigen in ritten, daz sie läzen in ir kragen
86 valsch geheize, od n&ch geheize niht versagen
und gäben, S d&nne deme löbe der k&lc werd' abe getragen! 10
1 »ehale, eigentlich Knecht, dann boshafter, falscher Mensch, in
xwvlhem namfn (ddor (eben, wie eino Hs. liest), wea Ranges, Standes er
auch sei. danken udv. gen., aus freiem Willen. — 2 li^ge coiu.| lüge. —
3 «fa> ttehi »em rate hif(ffn steht hier im Gegensatz zu: zfm, rat« $itt«n;
unter Jonen sind die Riitlie niodorn Stande^?, die vor don Pürsten stehen
tnüsseii, unter diesen die vorncliinen gemeint, die sitzend an den Bera-
tliunKeii tlioilneliinen dürfen. — (i dne sc/iame, schamlos. Diese sind schuld,
daß die braven, tüchtigen (Fürsten) die Scham Ton sich werfen. — 7 diu
loitze, Klugheit, seheiuell h, pcliämenswerth. — 8 wan, quin: warum kön-
nen sie ihnen nicht ratl.en. daß sie in ihrem Hals stecken lassen. —
)i da» geheittt das Versprechen; oder dann, wenn das Versprechen ge-
macht, nicht Tersagen, d. h. hftlten, was sie Tersprochen. — 10 bevor dem
Loh die Tllnelio allgetragen i-^t ("Wiu kernagel : ehe das Lob unscheinbar
und häßlich wird, wie eine gcsclicuerte Wand), mit andern Worten: si«
•ollen geben, boTor dae liob sich in Tadel Terkebtt.
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140. DIS FALSCHSM LÄCHLER.
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140.
DIE FALSCHEN LÄCHLER.
Gegen die enteiteten Hofscliranzen und falschen Heuchler, die ins
Geticht lleheln und firmmdlieh tbnn, innen tibw toU Haft und .Bos-
b«it lind.
friundes lacben sol ftin ftne missetät,
lüter als der ^bentrdt, der kündet liebiu msere.
nü tao mir lächeliche od lache ab anderswil:
8wes mont mich triegen wil, der habe sin lachen da,
von Mm. nsem* ich ein -wktez nein für zwei gelogeniu ja. 10
1 /o/) = Dirli(erproi9. hoe^ttivte ftdj.f treu dem Hofe powidmet: mpin
Lob würde dem Uofe nie entgehen. — 2 wo man zuweilen handelte , wie
ee dem Hofe siemt. — 8 gewi*t«n »dj., Tontindii?. da» gerate, Hilfe, Bei-
rath. — 4 grusfin, grausen, grauen. Inchcnt an. anli4clipln. — h fivn^'jf/i.
■Oft wie Honig sein. — 6 dne imssetäf, ohne falsche, unreclite That; ohne
böM EHntOrgedanken. —7 dbentrot stm., das Abendroth. Uebiu ntarre, an*
genehme, ertreuliche Rotscliaft, i\. Ii. c^utp? W^iti-r für den folgenden Tap;
ähnlich ist es mit dem Lachen eiuei* wahrliuti« u J- reniiiles. — 8 laclidlcii»'
adv., freundlich: handle so gegen mich, wie dein Lac hen es verheißt, oder
lache dann andcrw&rtt, gegen andere. — 9 der behalte sein Lachen für
sich. — 10 von dem wftre mir ein wahre« Netn lieber; vgl. Friedrieh von
ja dat krenkt>t küneye und tntjreuwet mir den muot (▼. d. Hagen's Minne>
Singer, 3, 73«).
5
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Ul. 8P&ÜCHS.
141.
SONDEKÜNG DER GETREUEN UND FALSCHEN.
Wuutoh, da6 Gott als eiu gereciiter Bicliter nicht erst jeur-eits, son-
dern hieoiedeii tehon cU« Getreuen Ton den Feleehen avsseheiden nnd
die<e mit einem Schuidenmal kennzeichnen möchte, und Bedauern, daA
er den, der sich einem wie ein Aal aus der Hand windet, mit seinem
Znri)o verschone. Des Mannes Gesinnung soll fest sein wie ein Fols und
au L'reucn grad und eben wie ein Pfeil.
Sit got ein rebter rihter heizet an den buochen »
des solt' er üz siner milte des geruochen
daz er die gar getriuwen tz den val sehen bieze suochen«
jocli meine ich hie: ne werdent dort vil gar gesondert,
(loch so^he ich an ir eteslichem gerne ein schänden mftl. 5
der sich mir windet üz der hant reht' als ein &1,
öwö daz got niht zomeclichen s6re an deme wundert!
swcr samt mir var von hüs, der var ouch mit mir hein:
iles mannos muot sol veste sin alsam ein stein ,
üf triuwe sieht und eben als ein vil wol gemachter zein. 10
1 rtn den fn/ochcn, in der Bihel. — 2 doshalb solllo er in seiner Milde
^orulun, darauf bedacht »ein, dafilr sorgen. — 4 ich meine nämlich hier,
auf Erden. - :* an ir fitcslichem, an einigen von ihnen, da: inät, Merk-
mal, Zriclun der Schande. — 7 wundern, Wunder thun. — 8 samt ^ mit.
/irin, hi'iiu, nach liuuse. — 9 vestf , fest, unerschütterlich. — 10 ü/ triutct,
in Ber.ug auf Treue, .ilcht, gerade, das Gegentheil von kri/mp» «ol ge-
machet ^ gut, sorgfältig gearbeitet, der sein^ Pfeil, FfeiUcliaft.
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143. LOB OES MASSHALTEMS.
251
142.
LOB DES MASSHALTENS.
Hier ist üs uicht mehr die Uiugebuug das ivaiscrs, soadcrn Otto
■elbst, Aber den der TielüMb ron ihm getftusehte Dichter die rolle Zornee-
schale ausgießt. Seine Zeitgenossen schildern ihn xwar als tapfer, ja toll«
kühn, daneben aber als sittenlos, roh, undankbar und grausam. So tritt
uns sein Bild aach aus den folgenden, nur wenig verhüllten Sprachen
entgegen.
In dem ereten lobt Walther die HftAigkeit, indem er die Nachtheile
dn Unmäüigkeit, namentlich der Trunksucht hervorliebt, die sn ürerel-
hafiem Thun und ungebührlichem Benehmen gegen die Ofttte verleite.
Ich trunke gerne d& man bt der m&ze schenket
tinde der nnml^e niemen niht gedenket,
Sit si den man an Ube, au gnote und an den 6ren krenket
si schät euch an der sMe, hcere ich jehen die wlsen:
des möhtc ein ieglich man von stnero wirte wol enbern. 5
liez' er sich vollecltche bt der mäze wem,
zS mdht' Ime gelücke, heil und sselde und 6re üf risen.
diu mftze wart den liuten dar umb' üf geleit,
daz man sie ebene mezze und trage, ist mir g*seit:
nü habe er danc, der si ebene mezze und der sie ebene treit. 10
1 tränke conj., tränke, bt der maze^ in Begleitung, mit Beobachtung
des Maßes. — 2 unmate, Unmiißigkoit: und niemand an Üi.orstlireitun«
des richtigen Maßes denkt, — 3 krenktt , schwäclit. ö v,an = Crast.
6 vollauf, aber doch das rechte Maß nicht überschreitend, wrn geben
— 7 k/ risen, nieder, iierab, zufallen. — St// geleit, ▼orgeschrioben auf-
erlegt. — 9. lOebenf adv., gerade, gleichmäßig. — lO ntt habe er 'äunc.
Dank, Freie, Heil ihm. '
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in. 8PRÜCHB.
143.
WIE MAK TRINKEN SOLL.
Slrafrede gegen Übermaß im Trinken. Einr-m tilchtisen Manne stellt
M ttbel an, wenn »eine Zunge vom Weine lallt und er sich, statt seine
Fttfte KU btaitelien, mnA fOhran und tragen Ussen. Wer so trinkt, daß er
weder sich noch Gott erkennt , der bricht die göttlichen Gebote. Danrai
•olle niemand Uber Durst trinken.
Er hkt niht wol getranken der sich Obertrinket,
wie zimet daz bfderbem Tn&n, daz ime diu zungc hinket
▼on wine? ich wsene er houbetsünde und schände zuo im winket
im zseme baz, möht' er gebrochen sine fOeze,
daz er &ne helfe bl den liuten möhte stftn: 6
swie sanfte man in trOege, er möhte lieber gän.
SU8 trinke ein iegesllcher man, daz er den durst gebüeze:
daz tuot er &ne houbetsünde und äne spot.
swelich man getrinket, daz er sich noch got
erkennet, sO hfct er gebrochen ime sin höch gebot 10
9 Mnken, lahm sein; von der Zanffe ^der Rede: lallen. — 9 m sich
einladet, lockt. — 5 äne helfe, ohne Stütze. — 7 den durst büezen, dcu
Durst löschen. — 9 swelich^ ältere Form von aweich: wenn ein Mann so
trinkt — 10 <m«, d. i. Gott. A^cA, Torsfiglieli; heilig.
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144. VaSUWDB IK DSE KOTH.
2&3
FREUNDE IN DEK NüTil.
\Varnung, dea zuverUssigeu Irtuud nicht durcli übermüthi;;e Bc-
liandluug und durch Bevorzugung Fremder su yerletaen, et könnte tonst
getehelMD, daft, wenn et Leben und Gnt tu wagen gilt, der Fxennd-
tebtfltbnsd sieh lÖtt. Die Tage der Koth fahren den Menschen tum
. gebornen Freunde zurück: treue Freundtchaft und erytoUtOd Schwert
muäseu in der Gefahr sich bewähren.
8wcr sUetes friundes sich durch übermuot beh^ret
und er den slnen durch des fremeden ere imSret,
der möbte ersehen, wurd' er von sinem hoehem ouch ges^ret,
daz diu gehalsen friuntschaft sich vil lihte entrande,
swenn' er sich libes unde guotes solde umb' in bewegen. 5
ich hän vereischet, die der vvenke haut gepflegen,
daz sie der kumber wider üf die erbornen Munde wände,
daz sol von gotes 16hen dicke noch geschehen:
ouch bdrte ich ie mit volge des die Hute jehen:
«gewissen friuut, versuocbtez swert sol man ze not ersehen.» 10
l «j'cA beheren c. geUy tich über jeinaud erhüben. — - 2 den si/itn,
seinen Angehörigen; Bintsureund? durch des fremeden irtt um einen
Fremden zu ehren, uniren, Bchmähen» erniedrigen. — 3 «tmAm, gewahr
werden, erfahren, von sinem /tt£/ter/i, von einem, der hölier, vornehmer ist
als er. gebetet, verletzt. — 4 ge/iuhen part. dc3 sturkeu Verbum hahen^
hiets^ ye/ialsen^ umarmen: die durch Umarmung besiegelte Freundtcbtdft.
entrande,, rUckumgelautetes Priet. von «•'i/rmaen, auftrennen, auflAsen. —
5 ttbes, Lebens, m'',*/* bewcyen c. gen., sieh entsch Ingen , dahingehen. —
6 vereisclien ^ ausf" rsclien , dureli Fdrsclu a erfahren. tr' iik>> ^en. pl. von
itaic.* die solche Untreue geübt haben. — 7 erOorn, der ungoborne. i'/ —
walkte, in ihnen sarttckttthrte. -> 8 von ffotes Wien, durch göttliche Ver-
leihung (Zulassung, Fügung?); l'p wi'lf ytiut 'la: ist con <jot^ ein (t'h'ii,
MSH. *J, 174^. — U mit lül'je jeheu c. gen., etwas d irch Zustimmung bokr;if-
tigea, beiätimmea. — yewis^ zuverlässig < - rj-A^r, erprobt. Das hier
von Walther angeführte Sprichwort ist ein allgemein bekanntes , z. W.
Freidank: geu/isse /riunt, versuochtiit surert diu *iut *• naste yoUles wert. i^j.
18 (vgl. W. Grimm'a 1. Autg., S. XCIX).
25d
lU. BPftüCBB.
145.
FALSCUEK RATH.
T)er PicVitcr erzählt, dulj er zwei Preunrh' hatte, die au(jeu olmu
Falsch Bcliieiicii, im Herzeu aber nicht ganz fest waren, weshalb sie ihn,
«1« ihr« TrtnA die Probe bestehen tollte , im Stiebe gela^iteo.
Ich wil niht nie den ougeii volgeii noch den sinnen,
diu rieten mir un zwei , daz ich diu solde minnon
diu beidiu wären üzen äne valsch geworht , doch iuueu
da wart ein wönec in geleit , daz was niht stretc :
des vielton sich ir ecke , dö sie solteu hän gesniten. 5
und wa'ie eht niht waii daz alkine drinne verniiteu,
so wahren s' alhMithalben alse ganz an ir getaute,
daz sich ein iogeslichcr niöhte läzeu drau.
öwe daz ich der trüge ie künde an in gowan!
wie übel ich mich des schaden schäme und in des lasters gau ! 10
3 gewortit, gewürkt, Komacht, gescliaffen. — 4 doch in ihrem luuern
lag etwas weniges. — 5 vivlteu pl. des Pra;t. von vuUen , sich umbiegen,
krfUnmen. diu ecke, die Schneide des äuUwertcs. — 6 w&re nur dies einf
sieht gewesen. — 7 ganz, voTlkominen. diu ;/tiuf, Handeln, Thun, Be*
schaffenheit. — 8 sich an dnen lazen, sich auf jcniaml verlassen. 9 diu
trüge f Betrug, kündet Kunde, Bekauntschaft. — 10 wie bitter bescliämt
mioh mein Schade und betrftbt mioii ihre Schmach.
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14«. DAS CHAMiLBON.
255
146.
DAS CHAMÄLEON.
Unter diesem Beispiel von einem Ungeheuer, das einem bösen Manne
mit faUchera Lächeln, Leimtückischer Bosheit, Doppelzüngigkeit u. s. w.
gleicht, schaint mir nur schwacU ein Angriff auf K. Otto TerhUllt, eia
Angriff, d«r dem BnuAe mit ihm unmittelbar ▼orangieng oder folgte.
Binen bösen Mann nennt Walther d«i Kaiser offen in Nr. 147.
Ich bän gesehen in der werlte ein michel wunder,
waer'z üf dem mer, ez diuhte ein seltsaene kunder:
des ist min freude erschrocken und min trüren worden munder,
daz glichet einem bcesen manne, swer des lachen
strichet an der triuwen stein, der v ludet konterfeit. 6
er bizet dft sin grinen niht hat widerseit ;
zwö Zungen, habent kalt und wann, die ligent in sime rächen;
in sime sflezen honege lit ein giftic nagel;
1 UHtuder, Gegüustand der Verwunderung, ein wunderhares -Ding,
Oeeehftpf. — 3 sritaeeney selteam, wundersam, kunder stn., Unthier, Unge-
heuer, vgl. kuntf'rhiMit: selbst :iiif dem Meer (wo es doch vielerlei Unge-
tliüiue — inerwuiidfr, nioustra niuiiua - g^l't) wurde es seltsam dünken,
auffallen. — 3 <<M, darüber: das hat meine Heiterkeit getrübt, nu-ine Trauer
geweckt. — 4 des, dessen, d. i. des bösen Mannes. — 5 dt>i triuwfn stein,
der Probierstein, der Stein, an dem nmn durch Streichen die Echtheit
edler MetuUo — liiir der Treue - ei|)r->ht. /.n iif>'//''it stu., nachgemachtes,
uueobtes, gefäiiohtcs Gold, vom lat. coutrafactus, franz. ooutrefait, electmm.
— 6 grinen, knurrend oder weinend den Mund yerzlehen: er beißt, ohne vor-
her tlurch Knarren die l'^ehde angelaiml'urt zu Jiaben. 8 na^/t l, uiigiiIa-=
angel, btacliel. — 10 spuren, eigentlich der .Sjiur nachgehen, auf die äpur
kommen, swalwemat/et , wörtlich: Scliw albenschwanz; eine schwierige,
noch nicht befriediu' ii«! < rklurte Stelh-. W. (iiiinm hat ühersotzt: «So hebt
das IJuK'L'iieuer die llaiui, kelut »le .lulwuii-, und ni.u hl einen Schwalben-
Bcliwaiiz, d. h. der Bös» schwort, dali er nichts l^ust-s im Schilde führe.
In der Volkssprache heißt uiiniUch noch jetzt einen Schwalbenschwans
machen so viel als beide Finger ausstrecken, einen Eid ablegen.» Diese
binurt.'iche Erklärung steht jedoch mit dem Wortlaut der Stelle in un-
lösbarem Widerspruch. W. Waokeroagel hat (2, 172) eine andere Deu-
tung Tersueht: «So wie man dem argen Treiben eines Boppelsüngigen
aof die Sf'Ur kommt, so wendet er die Hand nach Gauklers Art und zei^t
etwas gau^ Inächuldi es und Gleichgültiges.» Aber dafür wäre doch
Sohwalbeusch wau/. ein sonderbarer unnachweislicber Ausdruck. Auch
würde, eiuniul erkannt, wediT hier die Veratelliing noch durt die Rc-
theuerung iiauui noch etwas fiommcn. diu iichtigu Übcrlieteruug des
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UI. 8PBÜCU£.
sin wolkenlosez lachen bringet scharpfen hagel.
8wä man daz spürt, ez kert shi baut und wirt ein swal-
weuzagel. 10
Spruches bietet die einsige Pariser Uandsobrift keine Gew&lir und Audu-
nin^vorschläKO werden erlaubt sein. Bech vemiuthet eins tooloes zayet
und voiweist auf Altd. Blütter, I, S. 11, 19: indo lupi speres caudam cum
videris aures. loh möchte statt «j kert »in hant lesen : rirt $%n küt, und
»corpentaget statt swatutensageis wenn man seine DoppelzUngigkeft merkt,
i'8 also sich in seiufr wahren Natur erkannt sieht, wirft es seine Haut
(Hülle) von sich und zeigt sich iu seiner wahren Skorpiousgestalt. Der
Vergleich des iSkorpions und seines giftigen Staebels mit böser 2«!aelir«de
und heimtttciüBolier VerUumdung ist bekannt.
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W7. AN OTTO UND FRIEDRICH.
257
147.
AN OTTO UND FRIEDRICH.
Die tief© Missstimmuag über Otto und seine L'ingebung, die wir
ibn in den bisherigen Strophen mehr oder weniger deutlich haben aus-
■preehen hören, so wie die niehterfUlten Yeripreebmigen, von denen dltf
fnlRenden Sprüche reden, bewogen unsem Dichter, den kiaeerliehen Hof
zu verlassen und sich dem Sterne des neuen Königs zuzuwenden. Ob
diei, wie Bieger S. 25. 26 meint, schon im Sommer 1214 oder erst nach
König Friedrich's erneuter XrOnnng m Aachen (2ö. Juli 1215) geschah,
durfte mit Sioherheit kaum zu entscheiden sein.
Im folgenden Spruche sagt Walther dem Kaiser förmlich seinen
Dienst auf und vorkündigt seinen Übertritt zu König Priedrich. Jener
hntte ihm, wol auf die Bitte in Nr. 117, sein Wort gegeben, ihn seiner
Annitth au entheben. Das Versprechen blieb indes unerfüllt. Waither
ist des bOsen Herrn aatt und glaubt sich berechtigt, den bessern aufku-
suchen, den er bisher ans poUUsoher Gewissenhafligkeit Tersohmttht hatte.
Ich h&Q h6m Otten triuwe, er welle mich noch riehen,
wie nam ab er min dienest ie 86 trOgeltchen?
od waz best^t ze lönne des den künec Friderichen?
min vorderunge ist üf in kleiner danne ein bdne,
ez'n si sö vil, ob er der alten spräche wsere fr6. 5
ein vater Urte wllent sinen sun alsö:
«sun, diene manne bcBstem, daz dir manne beste 16ne.«
h6r Otte, ich bin'z der sun, ir slt der boeste man,
wand' ich 8Ö rehte boesen htoen nie gewan:
her künec, slt ir'z der beste, slt in got des Idnes ganl 10
1 hern Ölten] es ist beniorkenswertb, dafi der Dicbfer, der nnn in
Friedrich den rechtmäßigen König erblickt, Otto mit einfachoni Iltirr an-
redet, triuwe, das gegebene Wort, feierliches Versprechen- Olto hat mir
versprochen, ric/fn, reich machen. — 2 dienest stn.. wie trügerisch nahm
er aber stets meinen Dienst hin, wie schlecht vergalt er ihn. — 3 mich
iHMtit einen dingen, es geht mich an, also; was geht das den Kaiser Fried-
rich an; er hat keino Vciiflichtung, mich zu belohnen, d. h. zu «ahlen,
was Otto trUgeriscli mir versproulieu hat. — 4 vorderunge, Forderung, An-
spruch. 4/ in, an ihn. bSne. sur Beadchnung von etwas Werthlosem,
Nichtigem. —5 e»'n st s6 vil, oa sei denn so viel, insofern: es wäre denn!
daß er an meinen alten (frühern) Sprüchen ein Wohlgefallen hätte (und
dafür mich belohnen wollte). — 7 manne gen. pl., der bOseste, der beste
der Männer. — 8 ich bin» der aun] vgl. die Anmerkung zu Nr. 13, 19.
10 her künec, K. Friedrich. Da euch Gott zu lohnen vergönnte, nämlich
euch so mit Beichthflmem bedachte, daA ihr geben konnte
WA&TBBB VOV »BB TOaiLWIlOB» 17
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UL SPHÜCnB
148.
MILDE UND LÄNGE.
»Noch anschaulicher, als im vorigen Spruche, mißt Walüicr hier
die beiden Könige mit dem Maüstab der Milde gegen einander ab uud
selgt, wie der junge Friedrich eeinem Gegner über*! Haupt gewaohsen «ei.
Znm Verständniet dteeei CMiohte muß bemerkt werden, doA Otto duroh
hohen Wuchs ausgezeichnet war, ja daß nach der Ursporcjci Chronik seine
Starke und iiolio Gestalt ein Grund war, der die l'iirsteu bewogen hat,
iliu zum Throne zu berufen.» Uhlaud.
Ich wolte ern Otten milte nftch der l«ige mezzen,
dö h&te ich an der miltze nucn ein teil vergezzen:
wser' er 86 milte als lanc, er iiete tagende vil besezzen.
yU schiere maz ich ahe den Up n&ch slner kre:
do wart 6r vil gar ze kurz als ein verschroten werc, 5
miltes muotes minre vil dann' ein getwerc,
und ist doch von den jären, daz er niht enwahset mere.
d6 ich dem künege br&hte dez mez, wie er üf scbözl
sin junger Up wart beide michel unde gröz.
nü seht, waz er noch wahsel er 'st ieze übr in wol nsen
genoz. 10
1 rrn c'i kürzt aus heru , Kern f— herren). nach der lenge^ nach der
Größe und Hohe, des Körpers nämlich. — 2 a« der mäze, am Maß; der
Dichter will sagen, er habe in Bezug auf das Verhältniss, die Proportlou,
sich u'L'irrt. ein teil, etwas, einigortiiaßcu — sehr. — 4 a'>€, wiederum, noch
einmal. — 5 rerschroten stv., zerschniiiilcn, fehlerhaft sclmeiden. toerc, Ar-
beit : etwas Gemachtes, aus Holz oder anderm Stolle (Jetortigtes. — (> miiiie
»ilt weit minder, kleiner an milder Uesiunung. — 7 ton den jären» in dem
Alter, so alt. 9 det met, das Maß, nämlich du Ehrenmaß: den Maßetab
der Ehre anlegte, v/ schiezin, in die Ilölie scliießon. — 9 inioh^ unde
gros, stark und groß. — 10 waz er noch wah$e, wie viel er noch wachten
werde. Friedrich, geb. 26. Dec. 1194, itand nm dieee Zeit in leinAm Sl.
Lebensjahre, risen genos . einem Bieten gleich: «r ragt jetxt tcbon Uber
Otto wie ein Kiese emxior.
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149. AH XÖMIO VBIBDBICH.
259
149.
AN KÖNIG FRIEDRICH.
Die in Nr. 117 au Otto gerichtete, von diesem unbefriedigt gclassunc
Bitte trSgfe der Diobter nui In noch dringenderer Weite dem König Fried-
rich Tor. Be iet keine gemeine Habencht die ihn su diesem Sehritte drängt^
sondern die bittere Armuth und Noth. Sein Vcrlangrn pclit nach einem
Lehen mit genügendem Auskommen, nach einer Heimat, die ihn in sei-
nem Alter des Anklupfeus an fremden Thüreu Uberhebe.
Diesen Sprach hnt ülrich von Singenberg, Trachseß von St.-Oallen,
parodiert: er richtet seinen Sang an den Vogt der Welt, den König des
Himmels, und stellt dem miFslichen Loose Waltlier's sein pigones boliag-
liches niul unabliänei^' f« Tjrlon gcgpnübor und liittet (iutt, ilmj dieses
zu erhallen (s. die Ausg. vou Wackernagel und Kicger, S. 211).
\on Rdme voget, von Polle künec, l&t iuch erbarmco,
daz man mich bl richer kuiist alsus siht armen,
gerne wolte ich, möhte ez sin, bl eigem fiure er warmen,
zahl vie^ch danne sunge Ton den vogelilnen,
▼on der beide und von den bluomen, als ich wllcnt sanc! 5
swelch schoene wlp mir danne gsebe ir habedanc,
der lieze ich liljen unde r6sen üz ir w&ugel schluen.
sus käme ich spMe und rite firno: gast, w6 dir, w6!
86 mac der wirt wol singen von dem grüenen kl6.
die ndt bedenket, milter kOnec> daz iuwer n6t zerg6! 10
l 9oget von Rome^ römisclicr Sclurnivogt — Kaiser. Pulle, Apulicn. —
2 ormtn^ arm sein. — 4 min, luterjeclion gleich aAC, /iW,- wahrscheinlich
roman. Ursprungs . wie • <^ '> « wohlan , frisehanf (vgl. Oramm., ?t, 300). —
8 so aber bin ich ein uuf^lui kliclior Gast, icli Kommt? spät in die Herberge
and roui^ friih wieder ausrciteu. — U «o, umgekehrt kauu der Wirtb, Haus«
herr. — 10 anf daA auch eure Koth ein Ende nchmo: daA ihr (durch Be-
«riltignng eurer Feinde) au einem ruhigen, behaglichen Leben kommt.
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III. SrEÜCHE.
150.
DAS LEUEN.
Das rührende Lied howi ^jto des Kuuiys Hltz; der \\'unsch des Dich-
ters wurde erfüllt, jubelnd vurkündet er seine Erhoruug uad erhebt die
Milde dei nenen Herrn ebeneo Uunig nnd tehmeiobelhttfl auf Kotten d—
elten (s. Rieger, S. S6).
Ich hau min k'hen, al die wcrlt ! ich hau nüu lehea!
uü eiitVirhte ich iiiht den hornunc an die zehen
und \Yil alle boese herren deste minre vlehen.
der edel ktinec, der milte künec hat mich beraten,
daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hän. b
min' näligebüren dunke ich verre baz getan:
sie Sebent mich niht mer au in butzen wis, also sie taten,
ich bin ze lange arm gewesen an' mi'iien danc,
ich was sö volle scheltcns, daz min ätem stanc:
daz hat der künec gemachet reine und dar zuo mineu sanc. 10
1 ai die werltj hört es, ihr J^eute alle. — 2 der /lurnunc, Februar, bild-
lich fQr Frost, Vroitbeulen. te/te swf., die Zehe, an die lehen^ u&mlich
zu bckcmmen. — 3 bmi« hSrren: Anspielung auf K. Otto. — 4 beraten^ mit
dem Nöthigsten ausrttsten, Tersehen. — 5 den sumer adv. acc, den Som«
mer über. — 6 meinou Nachbarn erscheine ich nun weit schöner. — 7 d>-r
buiUy Larve; Popanz, in buUen wtt, wie eine gespenstige Schreckgestalt.
— 9 $6 tolle tehelten» , to TolI rem Sohimpfen. äa% atein stn., der Athem.
Dies ist mit IJhland von der bieherigeu Verbitterung des Diclitera in
Oemüth und Lied zu verstehen: er blickt damit auf die Keihe der herben
und Btrafendou SprOohe ttber Otto und eeinen Hof anrttok, die wir eben
kennen ^jelernt balTu (Uiegor, S. 2«. 27). - 10 da»^ auf den ganzen vnr-
hergeheudeo i^atz zu bezieben : nuu habe der KOnig durch seine JBelehnunu
Bowohl ihn selbst als auch seinen Sang wieder reiner, freundlieher gemaclit
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m. GROSSES LSHBN, KLE1M&R ERTBAw.
261
151.
GROSSES LEHEN, KLEINER ERTRAG.
• GiansMid war dia Belehnnng nicht ausgefallen, wie dieser Spruch
leljrt, wol ohne daß Friedrich dafQr konnte. Das Lehen war zu dreißig
Mark Rente geschützt, trug aber soviel wie nichts ein. Ganz so schlimm
wird M indat niobt gawmen teiii, alt aa dar lanniga Dichter, da dia
Qalatllchaa dan Zahatao ainfordam, darttallt.» Biagar, 8. ft.
Der ktinec mtn hfirre l§ch mir gelt ze drlzec marlcen:
des enkan ich niht gesliezen in den arken
noch geschiffen üf daz mar in kielen noch in barken.
der Dftme ist gröz, der nuz ist aber in solher mäze,
daz ich in niht begrifen mac, gehoeren noch gesehen. 5
wes sol ich danne in arken oder in barkea jehen?
nü rfcte ein ieglich friunt, oh ich ez halte od ohe ich*z läze.
der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht:
sie prüevent in den arken niht, da fnsl euch iht:
n6 prfleven her, nt prOeven hin, so*n habe ich drinne niht 10
1 der ffHty EinkAnfkaTon liegenden Ofltem. t«, von, gegen: ron un*
ffcfllhr Marken. — *J davon kann ich nichts, arkf, Geldkastpn, Truha. —
3 Schiff. — 4 t» aalher mäz", derart, so gering. — 5 beynjt'n^ graifan,
fassen. — 6 was aoll ich dann sagen, angaben, daß in den Truhen odar
Scliiffen ?ei , oder: »wie soll ich angeben, was ich für volle Kisten und
ganze bchiftsladungen von Reichthuineru habe?» (Lachmaun.) — 7 halt^
wiertdi*', beliulto oder aufgebe, festlialte oder fahren las8«3 (uämlioh den
ffHt = das Lehen). — S der pjajitn disputieren] damit ist die von der Kirche
▼erlangte Beiet^er an ainem nanen Kreuzauge gemeint: im J. 1216 er*
neuerte der Pabst die frühere Aufforderung und setzte den zwanzigsten
Theil des Einkommens fest, der spätestens bis sum Mai 1217 ge^iahlt
Warden aoUte. In diasa Zeit milt tinaar Spruch, ei* wiht^ etwaa Oaring-
fügiges = nichts. — 9. 10 prüfvn conj. bedeutet sowol wahrnehmen,
bemerken, als auch berechnen, zählen; in Z. ^ steht das Wort in ersterm.
la Z. 10 in latatarm Sinna. — 9 anOer aa aal atwaa da.
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m. sp&OcHB.
152.
LEOPOLD'S RÜCKKEHR VOM KR£UZZU6.
• £a ist natarlich, daß der Genuß, im eignen Hause sein ei^n^r
Herr zn ppin, mit der Neuheit an Reiz verlor und das bewerte reiche
Leben, das Waltlier so lango geführt, ihm wieder in verlockendem Licht
enobien. Darum darf man sich nicht wundem , dem neuen Wirthe h6ch-
•tens ein paar Jahre apAter wiederum ale GasI an begegnen, freilich nur
an dem Orte, den er wie eine Heimat Hebte: dem wonniglichen Hofe zu
Wien. .. (S. Riogcr, S. 27.) Schon im Frühjalir 1217 salien wir ihn dort
(8. Nr. 86. 120), als eben Herzog Leopold sich zum Kreuzzuge rüstete,
und wir finden ihn noch da bei desten EAckkelir aus Palästina im Som-
mer oder Herbst 1219, WO er ihm ans der Mitte seiner ünterthancu einen
feurigen Gruß eiitgegcnsondot und ihn ermahnt, den durch die Kreos-
fahrt erworbeneu Ruhm zu Hause nicht aufs Spiel zu 8i>tzen.
Herzöge üz Östorriche, ez ist iu wol ergangen
und alsö schöne, daz uns muoz nach iu belangen.
Sit gewis, swenn^ ir uns komet , ir werdet höhe enpfangen.
ir Sit wol daz wir die glocken gegen iu liuten,
dringen undc schoiiwen, als ein wunder komen st. 5
ir komet uns beide Sünden und«' schänden iri;
des suln wir man iuch loben und die frouwcn suln iuch triuten.
diz liebte lop volweget heime unz üt' daz ort:
Sit uns hie bfderbe für daz ungefüege wort,
daz ieman spreche, ir soltet sin behben mit ören dort 10
2 .?( Af*v.' a<lv., herrlicli, glücklich, helangen, verlangen. — 3 wenn
ihr zu uns zurückkommt, //o//^, auf ehrenvolle Weise. — 5 drhujrn^ sich
drSnifen. a<«, als ob, wie wenn. — *> frei sowol von Sünde als Ton
Sehando; crsteros bezieht sieh auf die reinigen<lo Gottesfahrt, letzteres
auf (iie im heiligen Lande bewiesene Tapferkeit. — 7 wir man, wir Manner.
t/ iit>' n, liebkosen. — 8 volw'''jenf in seinem vollen Werthe anschlagen, voll-
ständig abwägen, heime adv. , su Hause, daheim, da» ort, das kleinste
unter den Gewichten. Zeigt durch euer Benehmen sn Hanse, daft ihr
dieses gliinzondon T-obos \v. rth seid, rechtfertigt es Iiis -um letzt»-!) (^upiit-
chen, wsigt es vulUtUudig auf. — 9. 10 begegnet, beugt vor durch euer
tüchtiges Benehmen dem harten Worte, daß jemand äuOem kOnntCi ihr
hKttet besser in Palttstina einen ehrenvollen Tod gefunden.
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153. VOBSCHLAO ZUB GÜTB.
268
153.
VORSCHLAG ZUR GÜTE.
Schon bei der Künigskrönang zu Aachen am 25. Juli 1215 hatte
Friedrich den Kreussag gelobt. Der Ausfahrung stellten sich Jedoeb
allerlei Hindernisse entgegen. Unterm 19. Febr. 1220 schrieb er an Pabst
Honorius III., daß er auf tlcn eben zu Nürnberg und Angsburj? (Oct. und
Dec. 121'.') K'^^ialtenen Hoftagon dio Fürsten habe schwören lassen, ihn auf
den Kreuzzug zu begleiten, und daü er auch selbst zu dessen Aulritt be-
reit lei ; doeh h^ er bei der eingetretenen Lauheit und mangelnden Be-
reitschaft der Fürsten die Besorgniss« sie möchten ihm nieht folgen, wes-
lialli er deu Plan gemacht habe, sie vorangehen zu la'^s^n und selbst
naclizukommcn (s. Böhmer's Regesten , Nr. 324). Wie trefilicli Waltlur
Ober die Stimmung der Fürsten gegen den Kreuzzug und 1 riedrich selbst
unterriebtet war, lehrt der ▼erliegende Spruch, der ohne Zweifel bald
nach dem Nürnberger Hoftag und «war in Franken entstanden ist.
Ir forsten, die des kflneges gerne woeren ftne,
die volgen mime r&te: ich'n r&te ia oiht n&ch w&ne.
weit ir, ich schicke in tüsent mile und dannoch roe für Trtoe.
der helt wil Eristes reise varn: swer in des irret,
der hki wider got und al die kristenheit get&n. 5
ir yinde, ir sult in sine str&ze varen l&n:
w&z ob €t hie heime iu niemer möre niht ge wirret?
belibe er dort, des got niht gebe, sö lachet ir:
kom' er uns friunden wider heim, s6 lachen wir.
der msere warten beidenthalp, und habet den r&t von mir. 10
1 Ihr Fürsten, die ihr des Eöniiors gerne los und ledig wAret. -
2 volgen conj. upt. , mögen folgen. Die Kcction diosoB Satzes ist von dem
Zwischensatze abhängig, nach tcdne , aufs (ieratliewol. — 3 Trä'i^y Traui
am Adriatischen Meer bei Uari, von wo die Krcu^^tahrer häufig ausliefeni
und zudem noch weiter Uber Truni hinaus. — 4 Kriates reisen Kreuz/ug.
Wer ihn daran hindert. — 6 seinen Weg ziehen lassen. — 7 wa$ oh ^ wer
weiß, ob: vielleicht ist er euch hier daheim nie mehr hiuderliclj. —
S. helthe, kom' conj. pries. : für den Fall, dafi er dort bleibt (fällt) oder
xurfiekkommt. — 8 was Oott Tcrhüte. — 10 der mtere, der Kunde, Bot-
schaft = des Ausgangs wollen wir beiderseits warten; das ist mein Baih
an euch.
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III. 8PBÜCIIR.
154.
KUNST DER FKEIGEBIGKEIT.
Wie schwer es sei, iu der Freigebigkeit den recbUn VN cg xu treifen.
Daz milter man gar w&rhaft sl,
gcschiht daz, dä ist wunder bi.
der gröze wille, der dä ist.
wie inac der wesen verendet?
deswär da linket witze zuo 5
und wachen gegen dem morgfMi i'ruo
und anders manec schrener listy
daz ez iht werde crweiidet.
der als6 tuet,
der sol den muot • 10
an rinwe selten keren.
mit Witzen sol er'z allez wegon
nnd Vd'/.c got der sselden pflegen:
so sol man siegen
nach lange wernden drcn. 15
l. 2 gar wärko/t t ganz, durc'iaas wahrhaft. Unter den erlanbtfD
Lügen wird dIeLuire d«s Freigebigen immer erwähnt: dermitfe kann nicht
immer alles Versprocheue lialten, er muß zuw. ilon zunj littgner werden. —
4 BttsgefUhrt, yollbracht werden. — H daß es (d. ii. das was er versprociien
oder flieh su geben vorgenommen bat) niebt etwa erwendet ^ rttck^tagig
gemacht, hintertrieben, vereitelt werde. — 9 — II •wer dies thut. liat nicht
nüthig seine Gedaukeu auf Trauer zu richten: braucht nicht bctiubt zu
•ein, wenn er seiu Vorhaben nicht ganz ausführen kann; 12. 13 besonnen
nnd verständig soll er alles erwägen und über den Erfolg Gott walten
lassen. — 14 «o, auf diese Weise, »tegt-n nach, Steg oder Weg bereiten,
um sa einem Dinge au gelangen.
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ISft. DAS UMOilSTLICnB KL08TBB.
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155.
DAS UNGASTLICHE KLOSTER.
Walther macht sich Vorwürfe über seine Unselbständigkeit, daß er
Bo viel auf Aussagen Anderer gebe. Da habe man ihm die Gastlichkeit
▼OB Tegeraiee gerflhmt: bei einem Betuohe daeelbst habe er aber mit
Watter vorlieb nehmen und also von des Abtes Tische tcheiden massen.
Zu welcher Zeit das geschah, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln, wahr-
scheinlich zwischen I2l2— 17j vgl. die Anmerkung zu Z. 10. Die berülnnte
Benedictiner-Abtei I gestiftet 736, aufgehoben 1804, liegt ein paar Stunden
teitwirta ron der Ton TOls Uber Mietbaoh nwcih Botenheim führenden
Straße am See gleichet Naroent in Oberbaiem.
Man seit mir ie von Tegersß,
wie wol daz hüs mit Sren sie.
dar kArte ich m^r dann* eine mile von der sträze.
ich hin ein wunderlicher man,
daz ich mich selben niht enkan 5
▼erstän und mich sd tiI an fremede liute Iftze.
ich sdtüte 8' niht, wan got gen&de nns beides,
ich nam dft waszer:
als6 nazzer
muoste ich von des müneches tische scheiden. 10
1 />, immer. — 2 s= wie «roß seine husere sei, d. i. die sastfrrund-
liche Bewirthung. — 5 daß ich auf mi-inen eigenen Verstand sei wenig
gebe. — 7 »ehiUt $* a »ehilte nämlich die fremden Leute; ich will sie
nicht eehelten, aondem, ▼lelmehr n. i. w. — 8 nam = erhielt, watzer,
nämlich statt des Weines; zugleich Anspielun« auf tlit; Sitte, duss man
vor dem Kssen Waaser zum Beinigeu der Uände bekam. — 9 natter stark
fleotiertnr Nom. des AdJ» na». — 10 mineeA] «nach Kalter Otto ZT. Ge-
branch nennt Weither den Abt tehleohthin einen M Onch» (Simrock 2, 159).
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UI. SPRÜCHE.
156.
OFFENE UND GEHEIME FEINDE.
Gleioh aaeh dem Uber K. Otto TerhSogten Bann« fiel Landgraf Har-
mann von Thftringen von ihm ab und zoipte aicli unverhohlen unter «»ciDan
eifrigsten Gegnern. In den beiden folsendon Jaliren, I2l2 und 1213, to«
Otto Biegreich gegen ihn zu Felde; jedoch erst 12 IG, kurz vor seinem Tode
(Ende April} zeigte sich Letzterer zu einer neuen Aussöhnung und Yer^
billdang bereit, und in diese Zeit setzen Lachniann, Wackernagel n. A.
unscrn Spruch, wUirend Bieger 8. 19—23 ihn, allerdings rait beachtens-
werthen Gründon, auf eine frühere unbekannte und erfolglos gebliebene
Annäherung des haudgrufun an Otto im Summer 1213 bezieht.
Walther legt ein gutes Wort ^n Iftr den Landgrafen: er sei doch
wenigstens ein offener Feind gewesen, also um vieles besser als seine
feigen heimlichen Gegner, deren Untreue zuletzt nur dadurch ans Tages-
licht kam, weil sie einander selbst betrogen und verriethen. Unter diesen
versteckten Gegnern Otto's sind nach Bieger die Fürsten von (Esterreich,
Mainz, Speier n, A. gemeint, die von Anfang ffir Friedrich gewirkt, aber
naob Otto*s Bftekkehr aus Italien wieder Treue geheuehelt hatten, nm
frttber oder spttter, wie es ihr Vortheil mit sieh brachte, offen absufkUeu.
sol d(T keiser liere
fürbreclien durch sin ere
des lantgraven missctät,
wau der was doch zewarc
sin vieiit oft\>iibärc. 5
die zagen triiogen stillen rät ,
sie swnorcn hie , sie swuoren dort
und j)ruüftcn iingetriiiwcn mort:
von Konie fuor ir scheiden.
ir dilf enmoht' sich nilit vcrhcln , 10
si betronden under zwisclien stein
und alle ein ander melden,
seht, di'ep stal diebe.
drö diu tete liebe.
2 fürbrfchf'n bedentft als trans. zum Vorsi lioin , aiisLicht bringen:
hier jeduch kann der Sinn des Wortes, wenn iiiclit \ erderbniss vuriiegt,
nur sein : nachlassen, nachsehen, l^cchstetn ((rerman. Xll, 47('>) sclilügt
vor 9trgt»$en. — 6 der gage, Feigling, rai trayen, Plftue, AuschläMO
machen. ttitU^ geheim. — 8 prüefen, anstiften. — 9 ihre Sohmähnngen
giengen von Born aus. wurden von dort ans hcfriebon. — 10 der ilvj =r
äiube, diupe, stf., Diebstahl, verfie-'nt verbergen. — 11 under ztoixchen^
vnterdes. — 13m#lrf«ii, yerrathen. — 13 der Dieb bestahl den Dieb. —
14 diu ihn. Droluini». Die Drolumtr (die Furcht vor dem Kaiser) machte
die FreunUauhaft, bewirkte, daß sie ihm (scheinbar) freundlich und er-
geben waren.
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1&7. AN MARKGRAF DIBTBICH TON MBI88SN. I. 867
157.
AN MARKGRAF DIETRICH VON MEISSEN.
I.
]>ie freni dlioben Besietaungen Walther*» sum Markgrafen Dietrich
von Meißen und sein falienfeatee Vertrauen auf eeine Treae gegen Kaiser
Otto haben wir sclion aus Nr. 105 und 134 kennen gelernt. Die beiden
nachstehenden Sprüche belehren uns, daß Walther in Dietrich's Diensten
gestanden bat, sie zeigen aber auch, daß das Verhiiltuiss bereits getrübt
und gelockert war. Naeb Bieger 8. 13. 16 bat dasselbe h5ebstens Tom
Sommer i'Jll bis snm Herbst 1213 gedauert, wo der Markgraf, die hoch-
tönende Versicheruni? seines Dichters ZU Scbandea machend, sich der
staufischen Sache anschloß.
Fttr Walther's vielfache in seinen Angelegenheiten ihm geleisteten
Dienste bat ihn der M^ftner nicht nur nicht belohntt sondern ihm sogar
die Anerkennung dafür verweigert. Den Lohn will der Dichter gerne fah« ,
ren lassen, aber auf diese kann er nicht verzichten. Kr verlanLjt das ihm
vorenthaltene wohlverdiente Lob und droht, falls das, was «lio Schicklicli-
keit erbeische, nicht bald geschehe, mit Widerruf beim Kaiser und dem
Publikom.
Ich hftn dem Missensere
geffleget manic msere
bas danne er nü gedenke min.
vaz sol diu rede beschoenet?
möbt' icb in baben gekroenet, 5
dia krdne wsere biute sin.
hnV er mir d6 gel6net baz,
icb diente im aber eteswaz:
nocb kan icb schaden vertrlben.
ist aber er sO gefttege nibt 10
I. 9 Ich habe dem Meißner manche Bot-^chaft ausgerichtet, maucho
Sache zu seinen Gunsten gefügt, ausgemacht, manche seiner Angelegen»
liciten ))p«sor anordnet, als u. s. w. Es scliiMut mir dies «-ine Anspielunj?
aut das dem Markgrafen in Nr. 134 gespendete Lob zu sein. — ;S gedenke
conj., au uiob denkt, Regen mich gesinnt ist, mir es lohnt. 4 tiexchirnen^
beschönigen: warum soll ich es nicht offen sagen? — 5 wenn ich (alh in)
ihn litttte krönen können. — 7 dö, damals. — U noch habe ich die Muciit,
den Schaden abauwenden. — 10 gefwge^ artig, höflich. —
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268 lU. 8PBÜCUB.
daz er mir bieto wandcls iht,
da läzen wir'z beliben.
■waz vll verdirbet
des man niht enwirbetl
11 teandel, Schadenersatz, Vergükang •Ines Unrechts. — 12 so latten
wir^s bleiben , d. h. to bleibt der Schaden navertrieben. — i3 waz. wi«
doch, wie sehr; vgl. waz märe iit mer Marstlien gebet Bolandslied, V. 1030. —
14 (i,-s — des daz (Attraction , von dorn was): wie violes vcrdir1>t, geht
stt Grunde, TerloreUi um da« man sich nicht bemUhtl Vgl. Hätzlerin
8. 1S5, Z. 117: 9Ü dinge wrdirhet de$ nutn nit wtrbtt.
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IftT. AH MABKOBAF DIBXSIOB TOH MBISSBN. II«
269
II.
Por Misscnsere solde
mir wandeln, obe er wolile.
min dienest läze ich allez vam,
niewan min lop alleine,
deich in mit lobe iht meine, 6
daz kan ich schöne wol bewarn
lobe ich in, s6 lobe er mich:
des andern alles des wil ich
in minueclichc erläzen.
sin lop daz inuoz ouch mir gezcmen, 10
od ich wil minz her wider nemen
zc hove und an der strazeUy
80 ich nü genuoge
warte siuer fuoge.
1 «Olef«, ea w&re billig, seine Schuldigkeit. — 2 wandeln, für ein Un-
recht Ersatz , Vergütung leisten. oOe er wultl^, wenn er den guten Willen
hätte. — 3. 4 auf die Anerkennung meioer geloieteteu Dienste will ich ver-
zichten, nicht aber auf die meine« (Dichter-) Lobes. — 5. 6 ich werde
mich hftti-n, ea aohOn bleiben laaaen, ihn künftig wieder stt loben. —
9 viinnecliche, liebevoll, gütig, uachsichtip — S ff. soin Lob gebührt auch
mir, muß auch mir zu Theii werden, oder ich widerrufe das ihm gespendete
am Hof (beim Kaiser) nnd vor der ölTentllehlceit, wenn ioh nvn lange genug
auf seine llöflichkoit /.'« wartet habe, mit andorn Worten: wenn er nicht
bald thut, was die äciiickliciikeit von ihm verUugt, so widerrufe ich u. s. w.
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270
UI. SPBÜCUB.
158.
GOTTES UNEKFORSCHLICHKEIT.
Diese Strophü leitet einen neuen, walmcheinlich zu Ehren iles Erz-
bilcliofs Engelbert von Köln erfundenen Ton ein, der sich bis Nr. 167
erstreckt.
Von Walther's tief religiöser Überzeugung gibt uns dieser Spruch
ein schönes Zeugnis«. Wir selien ihn hier vor Gott sich niederworfon,
als dem Unbegreiflichen , den zu erforschen alle MUbe bei Tag und bei
Nacht verloren ist, den keine Predigt und keine Olaubenssatzung erklart
(vgL UhUmd, 8. 152).
Mehliger got, dü bist 86 lanc und bist 86 breit:
gedseht' wir d& n&ch, daz wir unser arebeit
niht vlOrn! dir sint beide ungemezzen maht und 6wekeit.
ich weiz bl mir wol» swaz ein ander auch dar ambe trabtet;
86 ist ez, als ez ie was, unsem sinnen unbereit 5
dü bist ze gr6z, dü bist ze kleine, 66t ungeahtet
er tumber gonch, der dran betaget oder benahtett
wÜ er wizzen daz nie wart gepre^jet noch gepfahtet?
2 gedcBht] bei AnUluniug des Prou. wir kann das Flexions*ii, oder
auch wie hier -^n, wej;jfallcn. da näck^ dem entsprechend. Möchten wir
das in unsern Gedanken doch stets gegenwärtig luibeii , damit wir unsere
Muhe und Arbeit nicht verlören. — 3 viürn = cerlurn, verlustig gieugen.
Deine Macht «yid Ewigkeit ist nnermeftlieh. — 4 mir, durch mich, von
mir ans; wie viel auch ein anderer, umhe ein dinc (ruhten, auf etwas
sinnen und denken, sich in Gedanken mit etwas beschäftigen. — 5 unhereit.
unzugänglich. — tl uny- ilitet von a/iten , ausdenken, aussinnen, also: mit
Gedanken noch nicht erfaßt, ermessen: unerfaAlich. — 7 dran, damit,
darOber. bttwjtn und benähten ^ Tag und Nacht Aber etwae sunrlngen.
— 8 pfahten, in GoBct/.csform bringen, TPn p/eütt %%Ut paetu»^ pa^uut,
Ulaubenssatzungi Dogma.
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15». AV OBN BBSBUOHOF VOM KÖLN. I. 271
159.
AN DEN ERZBISCHOF VON KÖLN.
I.
Xngtlbwtr aiu dem Qaeebleobte der Orftfen von Berg, eett 12M Br»*
bi&chof von Köln, war von Frie<1rich II. während seiner Abwesenheit tn
Italien m Ende 1220 oder Anfang IL'21 zum Reiclisverweser und zum Vor-
mund des sarückbleibendeu jungen Königs Heinricli ernauut worden, den
tr epftter, mm 8. MaA 1993* m Aachen krOnte.
Waltber beglQckwttnscht hier den Kirchenfttrsten, rtthmt seine Ver-
dienste um das Keich, führt ilm als Fürstenmeister, als KöniRS]>fleger und
Bhrentrost des Kaisers auf und sum Schlüsse noch in Bczieluuig auf die
Heiligen Ton Köln, als Kämmerer der hl. drei Könige und der elftauscnd
Jungfcnnen.
Von KOlne Werder bisdiof, Bit von schulden M:
ir habet dem rlche wol gedienet unde alsö,
das iuwer lop da ^wischen sttget unde sweibet hö.
8l iuwer werdekeit dekeinen bcesen zagen sweerei
fttrsten meister, das sl iu als ein unnütze dr6. 6
getriuwer kttneges pfleger, ir sit h6her miere,
keisers dren tr6st baz danne ie kanzelaere,
drier kOnege und elnlif tiUent megede kamersere.
1 Ihr habt ürsnoh«, fröhlich au sein. — S da emwUcheut mitUerwefl«.
sttgen , steigen, swrificn, Bich scliwinj^ou . sclnveben. — 4 möge auch, ge-
setzt, daij euio Würde einem bösen FfiL^üng beschwerlich sein sollte, so
betrachtet eine uneehSdlichi' , uhnm ichtige Drohung. Es sind die
gphoimen Ft iiuiu des Kaisers und des Kciches gemeint, zu deren Darnieder-
hultung Engelbert hier autgefordert wird. Wie sehr sich Walther getäuscht,
wenn er den Haß für unwichtige Droliungeu hielt, zeigt des Erzbischofs
gewaltsamer Tod, s. lir. 162. — 9 /ürtten meuter , Farsteneryeher ss Vor-
mund. — 6 <r «ff A^A«r inare^ seid von hohem Rnf, seid hoehberfihmt.
1 kriter$ Sren trosl . Sclnitzcr des kaiserlichen Ansehens. Mit dem Kölner
Srsbisthnm war die Wurde eines Er/kanzlers des apostolischen Stuhls
und des hl. röm. Reichs in Italien verbunden; also: besser denn Jemals
ein Ersbischof von Köln in seiner Stellung zum Boichc. — 8 einUf^ elCi
kamtrßfret der die Schätze derselben in seiner Verwahrung hat.
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272
n.
Daft WaltlMT sa dem KOlaer Knbltehof In ntticra peraönll^ra Be-
siehangen «ta&d, konnte man tohon lingtt ans den an dieeen gerlohtetoa
Sprüchen cntnehmon. Xun darf es lo ziemlich als ausgomacht betrachtet
werden, dai^ Kaiser Friedrich auf Engelbert's Betrieb uusern Dichter mit
der Eniehung seinet Sohnea Heinrich (geb. 12l'i) betraute. Wie schwie*
flg diese Aufgabe war, werden wir ane den folgenden Sprüchen erlkliren.
Hier Temehmen wir seinen enten Nothschrei, womit er den Belebe-
Verweser und Fürstenmeister um Ifilfe anruft. Unter den drei Arten des
Sanges, von denen Wultlier spricht, sind nämlich nach RIeger's sinn-
reicher Deutung (S. 32) drei MethoJen der Erziehung au verstehen, mit
deren keiner tioh an ditw tverhem dingen d. b. bei einem io eehwie-
Ilgen SSOgling nnd einer so mietUohea Umgebung — etwat auaiiohten lieft.
Ich traf dä. her vil rehte drier slahte sanc,
den höben nnd den nidern und den mittelswanc,
daz mir die rederichen iegesliches sagten danc.
wem könd' ich der drier einen nü ze danc gesiugen?
der höhe der ist mir ze starc, der nider gar ze kraue, 5
der mittel gar ze spa^he an disen twerhon dingen,
nü hilf mir, edeier küneges rät, da enzwischen dringen,
daz wir als e ein imgehazzet Uet ze sameue briugeii.
1 da Äer, bis dahin, drter »Iahte ^ dreierlei. — 2 der hSfte, der
nider und dT ifii'(>'lui"!nc nind Ausdrücke der Fechtkunst, die hief auf die
Dichtkunst im ^iuue der liohen, mittlem und niedern Tonart augewendet
werdMI* ' 8 r««fe;-CcA , redefertig, beredt. ie<jexltches geu, ^ abhängig vou
dane iagen; für jeden derselben. — 6 twerh adj., quer^ verkehrt, tpathe,
kanstreicta. — 7 hilf mir, zwiteben diesen drei Arten dnrcbsnkommen. —
8 da<, damit, als e. wie früher, uniichazze! , unmissfllllig. te »ainene brin-
g€H, gemeinsam zu Stande bringeu. Aus dieser Zeile erhellt, daß Engelbert
schon frftber dem Dichter in seinen BrsiehnngsnOtben zu Hilfe gekommen
war.
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1«0. AN KAI8BB FRIBORICB.
278
160.
AN KAISER FRIEDRICH.
Walthfir redet Fricdricli liier zum ersten Mal nls Kaiser an; der
Spruch ist daher nach dessen Krönung lu Rom, am 22. Nov. 1220, gedichtet.
Er dankt Uun ffa. ein aus der Ferne gesendetes üeschenk und schildert
den Bindnick, den diese Onnatlieselgiuig »nf die dem Dichter abgeneigte
Umgebung am Hofe KOnig Heinrick'i machte. . .
Von Rdme keiser hftre, ir habet alsö get&n
ze nünen dingen, das ich in muoz danken l&n:
i'n kan in selbe niht gedanken als ich willen häu.
ir habet itiwer kerzep kOnclecUchen mir gesendet
diu hftt unser hftr . besenget "an den br&n
unde h&t'ondh uns der ougen tII erblendet,
doch h&nt sie mir des wlzen alle vi! gewendet:
BUS mSn fhnn und iuwer ^fe ir Schüben h&t geschendet
« dingen^ in meinen .\nReiej?enheiten. umot danken län,
dem Fernen den Dank ausdrücken lassen , vermuthlich durch Engelbert.
- 1 iuwer kersen] vgl. die Anmerkung zu Nr. 105. 1. kündeclichen, listig, klug,
geschickt. — & besenget^ versengt, an den dran, an den (Augen-) Brauen.
•Die stach nns Miett in« die Angen.» (Laehmann.) — 6 «Und viele Augen
sind blind geworden von dem Schein der Kerze... — 7 «W. ni^rsteus haben
alle eineu großen Theii des Weißen (im Auge) au mir geweudeto, d. h.
.sie haben mich mit eobelen, neidischen Blicken ftngoeofa«at. ^ 8 «So hat
mein Natsen und enn Gnade ihr Solüelen, ihren Neid au Sehanden ge-
macht. » *
WAVftBMM von DSft ▼oQni.WKOB. 18
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ni. SPRUCHS.
161.
DER HOFTAG ZU NÜRNBERG.
Der Hoftag, von welchem dieser Spruch erzählt, wurde von Könij?
Heinrich YII. am 23. Juni 1224 zu Nürnberg abgehalten. Unter dem Vor-
•ite des Kölner Enbischoft and in Gegenwart Tieler hoher Betohtflliaten
weltlichen und geistlichen Standes fiud ein Gerieht statt und wurden
Rechtssprüche gefällt. Außer dem guten Gerichte, womit er Engel-
bert ein Conipliinent macht, fand der Dichter wenig zu loben, wol aber
geißelt er mit spüttisoheu VV orten die Kargheit des dort anwesenden frän-
kischen Adels.
. Sie ir&gent mieli vil dicke, waz ich habe gesehen,
swenn' ich von hove rite, und waz d& si geschehen,
ich lüge ungerne und wil der w&rheit halber niht verjehen.
ze Ktterenberc was guot gerihte, daz sag' ich ze mttre:
umbe ir milte fr&get Yamdez toIc, daz kan wol spehen. 5
die Seiten mir, ir malhen schieden dannen Isere:
unser heimschen forsten sin sA hovebsere,
daz Liupolt eine maeste geben, wan daz er gast dft were.
2 so oft ich von der feierlichen Versammlung der Fürsten, vom
Hoftag, weRrttite; wie man sagt: wenn ich vdin Kathhaus komme. —
S Uigi conj. prst., löge. Ich möchte nicht gerne lügen und ebenso wenig
nur die halbe Wahrheit sagen. — i«s m«rtf »agen^ Antwort auf eine Frage .
geben, etwas als Neuigkeit inittheilen. — 5 ff. wie es mit ihrer Freigebig-
keit beschaffen war, darum befragt die Fahrenden, die können das am
besten beurtheilen: die erzählten mir, Hio hätten mit leeren Taschen von
dannen ziclion müssen, (denn) uusero heimischen Fürsten benähmen sich
so sehr der liolsitte gcjniiti, daß Leopold allein hätte geben müssen, der
üinsige Fri igtH, ige gewesen sein würde, wenn er nicht Gast da gewesen
wäre. Die Äußerungen, die Walther liier den Fahrenden in den Mund
legt, enthalten bittem Spott gegen die unhOfische Knauserei der fränki»
gehen Füraten. Im Mittelalter erwartete man von einem an einen frem-
den Hof gcladeneu Gaste nicht, daß er dem Volke Geschenke machte,
sondern der Wirth that es an seiner ätelle. Leopold wird als Gast, von
dem koino milden Gaben zu erwarten waren, den heimischen Fürsten, uora
um Nürnberg angesessenen liehen Adel, gegenübergestellt, deren Aufgabe
es nach höfischem Brauclic gewesen wäre, die Fahrenden zu bedenken,
denn sie wnion in der Nähe SU Hausc, und au ihnen «ar es, die PAiohten
eines Wirtlieä zu erliillcn.
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IffS. AUF BMGSIABBT*B TOP. 275
ISS.
AUF ENGELBERT'S TOD.
Alt Befditrerweser war Engelbert bemflbt, mit Bmit und Gawistoi-
hafUgkeit seinei wichtigen Amtes zu waltmi. Mit rücksichtsloser Stienge
trat er den Übergriffen und Gewaltthätigkciteu der Großen cntf?egcn und
suchte Beoht und Ordnung im Beiche wiederherzustellen. Durch dies«?
Bettfeboiifeii maohke er sich Tiele Feinde nnd fiel am 7. Nov. i225 durcb
die HOiderband eeinM Neffen Friedrieh Grafen von Isenbarg* W&hrend
man ihn alsbald ftr einen Mftrtyrer erklarte und spater auch heiHg
■pracb, ward der Mörder erst ein Jahr nachlier aufgegriffen und erliit
gerade am Jahrestage der Beisetzung Engelberts die Strafe des £ades,
weleh« der Dichter In Z. 7 nnannfahend findet. Daimni ergibt sidh die
Abfaisnngsteit der Todtenklage Ton selbst.
Swes leben ich lobe, des töt den wil ich iemer klagen.
86 w6 im, der den werden fürsten liabe erslagen
von Kölne ! ow6 des daz in diu erde mac getragen!
Vd. kan im nach slner schulde keine marter vinden:
im waer' äl ze seiifte ein eichin wit umb' sinen kragen, 5
i'n wil sin euch niht brennen nocli zerliden noch schimlen
noch mit dem rade zerbrechen noch ouch dar üf binden:
ich wart' allez,. ob diu helle in lebende welle slinden.
1 Swes, cujascunque: wessen Leben leb lobe, dessen Tod n. s. w. —
3 owe desy weh darüber. — 4 keine seiner Schuld cntsprechLudc Marter. —
5 etn eic/tin totV, ein aus £ichenzweigen gedrehter .Strick, vgl. die Anmer-
kung SU Nr. 1S6, %: ein Strick um seinen Hals w&re eine allzu gelinde
Strafe für ihn, — 6 zrrti'h'n, Olifd um (ilied zerreißen = viertheileu. —
t( ich warte immerfort ob iliu nicht. .\tin<ien^ verschlingen.
18»
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276
III. sraücHE.
163.
BOTSCHAFT AN DEN KAISER.
Kaiser Friedrich hatte sich durch Vertrag \üin .Juli 1225 gegenüber
dem pftbetUehen Stuhle Terpfliehtet, die oft Tenproebeiie, aber immer
wieder aufgeschobene Kreuzfahrt vom nächsten August an ümerhalb swei
Jahren anrutretcn, bei Strafe der jetzt schon ausgesprochenen Excommu*
nication. Glcichwol drohte auch diosiual die Ausführung an der Theil-
nahmlosigkeit der Fürsten und an dem Übeln Willen der Geistlichen xu
seheitem. Barauf besietaen sieb die 3-~S des Torliegeaden Spruebes,
in welobem der Oiohter den Kaiser aufmuntert, sich nicht länger beirren
SU lassen , sondern mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Fahrt
frisch zu unternehmen. Die Abfassung fällt wol Jedenfalls noch toi
Uonorius' III. Ableben (18. März 1227;.
Bot', Si^gc dem keiser sines armon manncs rät,
daz ich deheincn bezzern weiz, als ez nü stät:
ob in guotes unde liute ienian erbeiten lat,
s6 var er balde und kome uns schiere, läze sich niht toercn,
irr' etelichen oiich, der got und in geirret hat, 5
die rehten pfaffen warne, daz sie niht gehceren
den unrehten, die daz riebe wa.'nent stoeren:
scheide von in, oder scheide alle von den koeren.
1 Bot' KUrzunir für hote, armtn mawie»'] der armman ist eonat Ba>
nennting unfreier Diciistleute, hier wol in stricter Bedeutung: armer
Üieii^tniann , Lehenstriigcr , oder dann Ausdruck der Unterwürfigkeit. —
2 tili >'i nu fläf , in Anbetracht der Verhältnisse. — 3 vorausgesetzt, daft
man ihn nicht auf Geld und Mannschaft warten läßt, beides leistet. —
4 so zögere er nicht länger, die Fahrt ansutreten und kehre rasch wieder
zurück und lasse sich nicht zum Narren halten. — 5 denj t'iii jen, die Gott
und ihm (In Betreff der Kreuzfahrt) hindernd in den Weg getreten, ver-
gelte er mit Gleichem. — H warne, warne er. geharen o. dat., auf einen
höron , seinem Bath und Beispiel folgen. — 7 glauben in Verwiriung
bringen /.u können. — 8 kor, Chor in der Kirche, wo die Geistiiclikeit
ihreu Sitis hat. Uienach: entweder trenne die Guten TOB den BOeen oder
treibe sie alle miteinander von ihren geistlichen Sitscn.
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m. AN DIB eSUTLICUKBIT.
277
164.
AN DIE GEISTLICHKEIT.
Mftlmniig an die 6«ittliehkeit, snr Mildthfttigkeit gegen die Aimen,
BQr alten Einfachheit des Lehens und Beiaheit der Sitten aaifloksnkehren.
Die Anspielung auf die Bodrängniss des BeiohoB Z. 7 bezieht Rieger S. 3f5
auf die bereits erfolgte Bxcotnmunication Friedrich'« durch Gregor IX.
(29. Sept. 1227).
Solt' ich den pfalTcii raten an den triuwen min,
86 sprjEche ir hant dem armen zuo: <«se, daz ist din!»>,
ir zunge sungc und lieze ir liczen mancgcm man daz sin;
gedaehten ouch , daz sie durch got e warn almuoseuaire.
dö in gap örste geltes teil der künic Constantin, 5
hset' er gewist, waz da von übelcs kiinftic wtere,
wsen' s6 hscic er underkomen dos ricbcs swtere,
wan duz sie do waren kiusche und übermüete la^re.
1 (in den triuwen min, bei meiner Treue; luu-li meinem Gewissen:
wenn ich ihnen einen wohlmeinenden Hath geben dürfte. — 2 »prcBChe ir
Aa«i<. epriehen sie, indem ihre Hand spendete. aS^ sieh da, da hast dn.
— 3 ir zunge sunge, so begnüjjten sie sich Messe zu sincfcn. ir Hirzen,
Zauberkunst : so ließen ihre Bethörungs-, Verfuhrungskünste jedem Manu
das Seine (d. h. seine Frau). 4 g^dcefiten} mein Rath wäre ferner, daft
sie auch daran däcliten, wie sie einst aus Liebe zu Gott vom Almosen
lebten. — 5 e/<^ , zuerst, erstmals, yelt = ffülte^ Ertrag, Einkünfte, geltes
teil, Antheil an den Einkünften von Otttern und Grundstücken. König
Constantia's Name ward von den Gegnern der Geistlichkeit wenig geseg-
net, denn ron'ihm leitete sie ihren ganzen Roichthum und ihre Macht
Iior, vgl. Nr. 85. — G lim/fic, koinuicnd: wie viel Schlimmes daraus ent-
springen werde. — 7 so hätte er, glaub' ich. underkomen c acc, zwischen
etwas kommen, et durah Daswischentveten Terhindeni. — 8 wan da$j nnr
daß: aber damals. kiu$ek«t enthaltsam, diu ubermüit«, der Übermuth.
Ucre, frei von.
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lU. SPaÜCBB.
165.
WiEDEKVERGELTÜiJÜ.
Walther legt hier dem alten Klausner die BpfürcMung in den Mund,
die deutschen KircbenfUrsten möchten such dieimalf durcU den über Kal-
ler Friedrich verhängten Baun eingeeohUchtert, Tim dietem wie «inet von
Philipp abfiillen, nnd Terbiadet damit die Brobvng , map werda Reprasa«>
lien ttben und Kirchen* nnd Klostergdtar' einstehen.
Min alter klösenoere, von dem ich sö sanc,
(lA uns der erre habest also sere twanc,
der fiiihtet aber der goteshüse, ir nieister werden kraue,
er seit, ob sie die guoten bannen und den fibclen singen,
man swpnke in lihte engetrene den vil swiiKkn widerswanc: 0
all plrüenden unde au kirclien müge in inisseliugen:
der s! vil, die dar üf i«'/.uo haben gelingen,
daz sie guot verdienen umb' daz riebe in liehten ringen.
3 der irrt, Comparativ vuu fy-, der frühere (aus ahd. Sriro)\ es ist
damit der Fabat Innocens III. uud leine Bannun« Philipp's gemeint, auf
die der Dichter sich hier deutlich bezieht, vgl. Nr. 81'", 22—25. —
:{ <ihei , wiederum (wie früher), der yot^shuxe, für die (iotteshausor (Bis-
tiiUmer und Klöster), meuter , Herren, Obern: ihre Vorsteher möchten
•ich schwach seigen. — 5 vgl. die Anmerkung «u Nr. 106 ", 9. — 7 d^,
deren. — 8 in liefi't'n ringen, iu glänzenden (Panzer-) Ringen, R'ns^'harnisclien.
Der Sinu von V. 5—8 ist: der Klausner sagt, wenn man die Guten mit
dem Baune belege und den Schlechten Messe singe (sie ungebannt las^e),
so solle man ihnen den Schlag rasch zurückgeben (= Gleiches mit Glei-
cliom vergelten), wobei sie mit ihren l'friindeu und Kirchen übel weg-
koninieu mochten; denn die Zahl derjenigen (Laien) sei groß, die darauf
huHeu, in glänzt iuh r Wa£fenrü8tung (durch Kriegsleistuugen) vomBeiche
(ss Kaiser) mit Outcrn belohnt xu werden.
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166. AN BBH LAHBQRAVBS VON THfoiNGBN.
279
IG6. •
AN DEN LANDGRAFEN VON THÜRINGEN.
Aufforderung an die Bätbe des Landgrafen Ludwig von Thüringen,
Ihren jimgeii Herrn rar Thelloehme am Kreoirage ra bewegen. Der Zn-
iprach blieb nicht ohne Erfolg, denn unter den wenigen Reich sfQrsten^
dio sich am 8. Sept. 1227 mit dem Kaiser zu Brindisi einschifften, befand
«ich der Gemahl der hl. Elisabeth, freilich um wenige Tage später zu
Otranto der anter den Kreuzfahrern ausgebrochenen Seuche xum Opfer
SU fallen.
Swer an des edeln I&ntgrtkTen rkie sl
dardi ßlne hövescheit, ^ st dienstman oder frl,
der mane in nmh* min l^ren 86, daz ich in spür äk bt.
min junger hftrre ist milte erkant, man seit mir, er sl stsete,
dar zuo wol gezogen: daz sint gelobter tugende drl. 5
ob er die Vierden* togent willecllchen taste,
86 gienge er ^bne und d&z er selten missetrsdte:
wiere unsfimic: süme schlit dem snite und sch&t der ssete.
2 durch stne /lovesc/ieit] d. Ii. wer immer wegen seiuer feinen Uil-
duug oder der daraus entspringenden Stellung am Hofo in der Lage ist,
dem Landj^rafen rathen zu dürfen. Wird, was die bisherigen Heraus-
geber tliaten, ich aber niclit für richtig halte, hinter si ein Komma ge-
setzt, 80 ist der Sinn der drei Worte ein anderer, sie werden dann Bei
ihrer Höfischheit beschworen, den Fürsten zu ermahnen. — 3 der mane
in umb' mtn leren, der treibe ihn an, fordere ihn auf, meiner Lehre,
Unterweisung zu iDlgen und z\v:u- sn, dalj ich den Erfolg seiner .Matmung
wahrnehme. — 5 gelobter ^ preis würdiger. — 6 willeclichen adv., willig, eif-
rig. — 7 «ml dat, umsohreibende Fortsetzung einer rorhergehenden ab-
Iiängigen Verbindung = franz. et que. ifi<^r(rpt*'n , fohl treten. — H un.
aümtCf nicht saumeeiig. diu suiue. Säumigkeit, das Hinlialtcu, Zögern:
die jflngere Form sümung« setzt die Hs. wie in Wernher's Mana 367 Feif.
(Germania (>, 119). dt^r snit , die Ernte, der socte dat. von sat , die S.uit,
Aussaat: das Aufschieben, das zu lauge Warten schadet der Kriitc und
der Saat-, darch sein Zaudern bringt er sieh um den Erfolg und dessen
FrUehte.
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280
III. 8PRÜCUE«
167.
GEGEN DlE FEINDE CHRISTI.
Als Kaiser Friedrioli , von den deutschen Beichsfürsten mit nur ge-
ringen Streitkräften ausgerüstet, im Juli oder Aucrust 1228 die Kreu/.falirt
endlich antrat, suchte der Fabst dieselbe auf alle Weise zu hintertreiben.
Ja er eoU ihm die Abreise bis nur Beinigung vom Kirchenbanne habeu
untersagen lassen. Auf der Überfahrt naeh Syrien sofarieb der Kaiser ui
alle Beichsgetreuen , wie er die Saehe des heiligen Landes aufs ernst-
lichste sich liabe angelegen sein lassen, daß jedoch der Tabst, statt ihn
dabei zu unterstützen, ihn excommunicicrt und ihm die noch kürzlich
nachgesuchte Aussöhnung verweigert habe ; ja dall der Pabst sogar die
Leute der Kirche wider ihn su den Waffen rufe und mit dem für den
^[reuszug gesammelten Geldo Söldner gegen ihn unterhalte. Dies alles
habe ihn jedoch vom Dienste Christi nicht abhalten können. SchlioGlicli
ermahnt er sie, den Dienst des heiligen Landes auch ferner zu fördern
und das Betragen des Pabstes su missbilligen (Böhmens Beg. 639). In
der Brr^uug des Gemttihes über dieses Schreiben, dessen Verkttnd^ng
in Deutschland vielleicht mit den Nachrichten über den am 18. Jan. 1929
stattgefundenen Einfall des päbstliclien Heeres in Apulien zusammentraf,
scheint mir der vorliegende Spruch gediclitet, worin der Dichter mit
flammenden Worten des Himmels Bache auf die christlichen Feinde det
heiligen Landes herabruft. Daft er in Syrien selbst entstanden, wie an-
genommen wird, ist durch nichts su erweisen.
Bich, hfirre, dich und dlne maoter, megede kint,
an den, die luwers erhelandes vinde sint:
an dtner r&che gegen iu, hörre vater, niht erwint!
dü weist wol, daz die heiden dich niht irrent alters eine:
]& dir den kristen zuo dem heiden heide alsö den wint. 5
dise sint wider dich doch offenltche unreine,
wan sie meinent dich mit ganzen triuwen kleine:
jene unreiner, die'z mit in s^ stille habent gemeine.
1 Rieh inii^er. von ? rflchen. Jiit'ycde kint , Sohn dpr Jnnf:fran.
~ 2 erbelanty ererbtes, durch isirbschaft als Eigeuthum zugefallenes Land
=s Palftstina. — 8 erwint imper. ron er winden, anfhOren, nachlassen.
4 alters eine adv., auf der Welt allein, einzifj allein, panz allein. — 5 fa
tiir^ zu ergänzen ist der inf. wesen, sin. also Jen wint, so t^eriii}^, so leicht
als den Wind: achte beide fUr gar nicht$i, mache keinen Unterscliicd zwi-
schen ihnen. — 6 ojFenlic/ie adv., offen, öffentlich, unreiw] Juden, HcidCD,
alle Uugetauftcn galten im Mittelalter fUr unrein, weil sie nicht durch die
Taufe gereinigt waren; hier steht jedoch das Wort im Sinne von: nicht
gut, schlecht. — 7 meinen c. acc, sich zu einem liinncigen, sich ilun ge-
neigt fOblen. kleine, wenig = gar nicht. — 8 aber jene sind noch Tiel un-
reiner, rz (/'-niet'jie hoben mit einem, mit einem Oemeinscliaft haben | ge-
meinsame bauhe wachen. iiiUe, im StUlen, Geheimcu.
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168. JUGBMDLEHREN.
281
168.
JU6EKDLEHREN.
Wir orblicken hier unBcrn Dirhtor als Zuclitmcistcr , wie er den
Jungen, zunächst dem seiner Pflege anvertrauten König Heinrich, ans
Hers legt, die Zunge , die Augen und Ohren vor allem Bösen Ui itroiger
Hut SU hftlten. Die Art, wie diM gatohieht, ist eine ebenso originelle
als neehdrflekliebe , und das Sprüchlein mit seinen kurzen troohäisohen
Vorsen. die vermöj?e des kunstreichen Satzbauos plcichiiiäßi;: nach vorn
und rückwärts gelesen werden können, vortrefflich geeignet, sich dem
kindlichen Ged&chiniss einzuprägen. Es wird in das Jahr 12S0 oder 1221
fallen.
Nieman kan bchei tcu
kiiules zuht mit gerten:
den man z'eren brin£?en mac,
dem ist ein wort als ein slac.
dem ist ein wort als ein slac, . 5
den man z'eren bringen mac;
kindes zuht mit gerten,
uiemaa kan bebcrten.
Hüetet iuwer zungen,
duz zimt wol den jungüu ;
stöz den rigel tiir die tür,
hl kein boese wort dar für.
lä kein boes»? wort dar fiir,
stöz den rigel fiir die tur:
daz zimt wol den jungen,
hüetet iuwer zungen.
Hfletet iuwer ougen
offeob&re und tongen:
l&t sie guote site spehen
und die boBsen übersehen; 20
t behertm^ erh&rten , fest, daverhaft machen. 9 tuht, Ersiehnng.
gtfttt Ruthe. — 4 für den liat ein W^rt dieselbo Wirkmi^ wie ein Schlag.
9—12 JTast mit denselben Worten ermahnt der Winsbeke seinen
Sohn Str. 24: «un, dü sott dtaer nmgt» pMt^t ^ dm angen
(der Angel) rar: si Lat dich anders under wg«» der Srtn und d€rsinH§ bar»
schiuM rigel für und nim ir war.
19. SO anf gute Sitten achten und auf die bösen nicht merltcn.
10
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282
III. Sr&ÜCUK.
und die bcesen übersehen
lät sie, giiote site spehea:
offenbare und tougen
hüetet iuwer ougen.
Hüetet iiiwer ören,
oder ir Sit toren:
lät ir boesiu wort dar in,
daz guneret in den sin.
daz gunßret iu den sin,
l&t ir bcesiu ^vort dar in, 30
oder ir sit tören:
hüetet iuwer öreu.
Hüetet wol der dricr
leider alze frier:
Zangen ougen ören sint 35
dicke schalchaft, z'eren bliiit.
dicke schalchaft, z'ercn blinl
Zungen ougen ören bint:
leider alze frier
hüetet wol der drier. 40
25 ^gl. Wmsbpkc Str. 2:5, C: «««e r§d0 dir z'Srrn (ragen, eo«
tn dtn State* herte buch: toHt d& din rfr«, aU maneger tuot , den vHsche-
laren (•teten dar, 96 teirsi d& teUen vol gemuot. — 28 ffuniret — grnnire\
rarunelirt.
34 /ri, frei, ungebunden. - schalc-hajt^ boshaft, »um Itöseu ge-
neigt, und bUnd fttr die Ehre, dM Gute.
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te9. FBUCHTL08E BBZ1S1I0N9. 283
169.
FRUCHTLOSE ERZIEHUNG.
Hit wdohan Erwarlnngwi W«ltli«r sein neuei Amt »ngetrotan habou
mas und wie viele Mühe er sich auch gab, das in ihn gesetzte Vertrauen
SU rechtfertigen, als Erzieher hatte er kein Glück; seine sonst so er*
probte Kunst ließ ihn hier im Stich und blieb, selbst mit Hilfe Eagel-
bart'ti dem niilaiiksaiiie& und ausgearteten Jungen Eönigstohn gegeattber
erfolglot. Mit nnmuthigen Worten rückt er ihm hier seine Unverbeverlich>
keit vor, erklärend, nicht länger Schulmeister bei ihm sein zu wollen.
Das geschah , da Walthcr (s. Nr. 161) im Juui 1224 noch in Hoinrich*B
K&he war und — gewiss nur in seiner Eigenschaft als Prinzenerzieher —
den kOnii^ehen Hoftagen beiwohnte^ Iran Tor oder, wie mir wahreohein«
lieher, naeh Bngelbert*e Ermordaag, 1995.
Selbwahsen kmt, dü bist ze knunp:
Sit nieman dich gerihten mac
(dtL bist dem besemen leider alze gröz,
den swerten alze kleine),
nff sl&f inde habe gemach.
ich hka mich selben des ze tump,
das ich dich ie sd h6he wac.
ich bare dln ungefüege in fHundes schdz,
min leit bant ich ze beine, '
mlnen mcke ich n&ch dir brach. 10
nü sl dln schaole meisterl^s an miner stat, i'n kan
dir niht
1 SelbwaJiten , ohne Zuthuu Anderer, wild aufgewachsen, kruntp^
krumm, bildlich ; uubiegsam, halsstarrig. — 9 gtriMtn, gerade biegen, leu>
kcn, erziehen. — 3. 4 der Küthe bist du entwachsen, zur Führung dos
Schwertes noch zu klein. Heinrich war 1225 vierzehn Jahre alt. — 5 so
schlaf und mach' es dir bequem: so will ich dich in Ruho lassen. —
6. 7 ich komme mir selbst einfftltig, dumm, vor, daß ich dich jemals so
hoch stellte, eo Tfel auf dieh hielt. — 8 unge/üege, Ungezogenheit. —
9 beine binden, für unhcdi ntt nd luiltcn , sicli nichts aus etwas machen
(vgl. Mhd. Wörterbuch, 1, loo. Grimm, D. Wörterbuch, 1, 1384), also:
meinen Kummer sohlng ich in den Wind. — 10 ich arbeitete mie hdeinot-
wegen ab. — 11 meisterl6», olmo Meister, Lehrer. anin(ncr xtat, statt mei-
ner: habe statt meiner, deines bisherigen Meisters, künftig keinen, i'n
koM dir nikt, ich bin dir nioht gewaoheen, vermag alchte Ober dich. —
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III. 8P&ÜCHE.
kao ez ein auder baz, mir'st liep swas liebes dir dH von
geschiht.
doch weiz ich wol, swä sin gowalt ein ende hat , (h\ stet
sia kirnst noch suuder obedach.
12—13 gelingt «t «inem Andern besser, so soll mir lieh sein, was dir J^n*
jfcnehmes daraus erwächst; doch bin idi überzeugt, daD d rt , wo seine
(icwalt aufhört, auch aeinu Kunst schut/.los ist, daß Bcinc Kunst nicht
weiter reichen wird als seine (juwalt, dn&, falls ihm keine größere Macht
Uber dich eingeräumt wird, auch seiu« Kunst uichla nusrichteu wird. ->
13 Noc/'i auch da noch.
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170. MIMNIS UND KINDHEIT.
170.
MINNE UND KINDHEIT.
Auch dieser Spruch, worin die Frauen ermahnt werden, ihre Gunst
alcbt an mireifa Knabttn weffzawerfen, ist gegen König Heinrich gerichtet.
Ob diese WarnuDg, wieRieger S.35 ▼ermuthet, imallgemeliieiidenFiüAtieii
gilt, die der ausschweifende Jttngling mit telnflm Blinnedienste verfolgte,
oder ob es, wie Daffis S. 21 darzuthun suchte, seine uachhcrigc Gemahlin
Margaretha von (Esterreich von der Eingehung des Eiiebuudes absahal-
ten bestimmt war, ist mit Sicherheit niobt zu entscheiden.
Diu minne lat sich nennen il^,
dar si doch uiemer komen wil :
si ist den tören in dem munde zam
und in dem herzen wilde.
hüetet ir iuch, reinen wip! 5
vor kinden berget iuwcr jä,
sone wirt ez niht ein kindes spil:
iiiinii' unde kiiitheit sint ein ander gram,
vii dicke in schcenem bilde
siht man leider valscheu lip. jq
ir sult e spehen, war umbe, wie, wenn' uude wä reht'
unde weme
ir iuwer minneclichez ja so teilet mite deiz lu gczemo.
sieb, Minne, sich, swer ais6 spehe, der si din kint, so wip
sö man. die andern du vertrip.
3 si = ihr Name, sie selbst, tarn, gezälimt, fügsam, anwidersnän.
stig, wie ein gezähmtes Wild. Die Minne lHHt sieh von Thoren wol im
Munde ftihren, ihren Herzen aber bleibt sie wilde, d. i. ungezähmt ent
flieht, laßt sich nicht fangen; vgl. Nr. Its4, 4.-7 hütet euch, ihren Zu-
muthungen Gehör zu geben. — 8 gram, feind. Ein Zeugniss fttr diesen
Spruch gewährt Eudolf von Ems in seinem Wilhelm: nu sU ir doch ein
ander f/raiii, frS Wnne und ouch diu kintloU, alt uns rneister Walther $eit
von 'hr Voyhreid^- : (hr .um:, -faz ir heide teuerer '/ar ein ander gram,"
9. 10 unter schöner äulierer Hülle sieht man oft faisches, trügerisches We-
"".y ^ Hexameter von den Kategorien: quisf quid?
auca.
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in. srBÜCBS.
17L
THOR£liR£GIM£NT.
In dieser Strophe, deren Eingang an Ubland't Gedicht «Die Wan-
derung » etinnert» klagt Walther, dmA aim dte StlUile leidet leer etehea,
auf denen Weielwft, Adel nnd Alter einit nichtig geeeeeen und deren
Stelle nun reiche Dummköpfe eingcnomincn haben ; deshalb hinko nun
das Recht und traute dio Zucht und kranke die Scham. Der Dichter
bricht seine Klage ab, obwol er noch allerlei zu klagen hätte. Mit
Bedit hat Daftte 8. 95 aneh diesen Sprach anf X. Heinrich nnd aetne Be-
gleruDg besogen, schon die Tonweise macht dies wahrtoheinlich ; ich
glaube, daß er in das J. 1229 fällt, als Heinrich, nach seiner Emancipa-
tion , der alten eriirohten lliithc sic h entledigt und mit Leuten niedern
Staudas uud zweifulhafccu liufes umgeben hatte. Unter den Stühleu, die
jetst leer stehen, können nur die Biehterstühle, wie unter dem Bing nur
die Gerichtsverhandlungen gemeint sein. Dadurch stellt sieh der Spruch
wie der Zeit so auch dem liilialt und den Besiehungen naoh unmittelbar
neben die folgende Strophe Nr. 172.
Ich was durch wunder üz gevaniy
d6 vant ich wunderlichiu dinc:
ich yaut die stüele leider Isere stän,
d& wisheit adel und alter
üf gewaltic s&zen 6. 5
hilf, frouwe maget, hilf, megcde bam,
den drin noch wider in den rinc,
la sie niht lange ir sedeles irre gän.
ir kiimber manicvaltor
der tuot mir von herzen we. 10
ez hat der tiimbe riche nü ir drior stuol, ir drior gruoz.
öwc (Uiz man dem einen an ir ilrier btat nü nigen muoz!
des hinket relit und trüret zuht und siechet schäme, diz
ist min klage; noch klagte ich gerne mö.
1 ^ureh wundert um Herkwfirdiges m «lUiren, aus Keugterde. —
7 dririy dreien. ~ 8 ir sfdetes irre ydn , ihres Sitae 8 , der Stühle verlustig
sein. — 11 yruoi = Titel. — U hinki Hi lahm seitt, bildlich: nicht recliteu
Fortgang haben.
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ITt. T«BFALIt PX8 BEICHS8 UND KBCBIX8. 287
172.
VERFALL DES REICHES UND RECHTES.
Rückblick auf eine entaohm^ndcne glacklichere Zeit, als DeaUoli*
land mlchtlg dastand, toii seinen Nachbarn geachtet und sogleich ge>
rarchtet. Damals saßen die Alten, die Weisen und ErTabrenen, im Rathe
und die Jugend handelte, vollzog ihre Beschlüsse. Nun sind an die
Stelle jener juuge unerfahrene Bichter getreten; was daraus entstehen
werda, sei Mdit an «rmMsen. Der Sprach wird von Rieger S. 55, wie
leb glanbe mit Recbt, auf HeinricVs Beglening und Umgebung besogen.
▼gl. Nr. lS9t. — Dar Bhjrthmtts ist ein daktylischer.
ich sach hiQ vör eteswdnne den täc»
dütz imser Idp was gemdine allen z6ngeii.
8wä Ulis kein lant iender n&he gelaci
daz gerte süone oder was betwungen.
rlcher got, wie wir n&cli 6ren dö rungen! 5
d6 rieten d'alten und täten die jungen,
nft also tombe die rihtsre sint
(dfs blspel ist niht ze merkenne blint),
w&z nft geschehe dik von, m^ister, daz vfnt
1 eleswenne, manchmal, einmal. — 2 da& unser Lob allen Sprachen
gemeinsam war, Yon allen VOUcem allgemein verkOndet ward. — 8 imder^
irgend, alle die angrenzenden Länder ringsum. — 4 begehrte Sühne,
wünschte im Frieden (mit uns) zu bleiben. — 6 d'nUen, die Alteu. -
7 nun aber unsere (obersten) Ki( hier oder Rütbe so jung und unerEahren
sind. — 8 6»,«/>{?/, Fabel, l'araljel , Gleicliniss. 6Im^ , dunkel , trübe, hier
in passivischer Bedeutung: dies Glcichniss ist unschwer zu errathen. -
9 ui'-isfer hier im Sinne voti: dcr Weise, Kandige, Bintichisvollo. äaspinf,
dos finde, crrathe.
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888
JIl. STBUCBB.
173.
VERSAGTES LOB.
5Tif «lio'fm Sprtich, oder richtiger Lied, denn die %'ier ersten Stro-
phen bildea olute Zweifel ein Ganzes, bcgiunt ein ueuer Ton (bis Nr. 185).
•Dt« milde, betohauliobe'Ruhe, die in dleien Sprttohen taerneht»« raaohl
et wahnclieiolioli , «daA tie gans'dee Dichtere bOhern Jahren angehören»
(Rleger, S. 56).
Der Inhalt der uaclistehenden Strophen bezieht sich deutlich auf
die Befreiung des heiligen Landes, den Kreuszug von 1227—28. Der
Dichter beginnt mit Ootfe nnd wendet iioh dann inr heiligen Jungfrau
mit der Bitte, das Begonnene an gutem Bnde au fahren. Kit den Bngeln
dagegen iet Walther unzufrieden, er macht ihnen yon;\-ürfe und versagt
ihnen das Lob, weil sie sich bisher so lau gezeigt und den Heiden r.xi
schaden unterlassen haben. Walther scheint sie als ungetreue, saumselige
Lehena* oder Dienetlente an betrachteut deren ea damals ao vide gab.
Der anegenge nie gcwan
uiid anegenge machen kan,
der kan wol ende machen unde än' endo,
si't daz allez stet in siner hende, '
wer wsere danne lobes sö wol weit? ö
der si der erste in niiner wise,
sin lop get vor allem prise:
daz löp ist sselic, des er gert.
Nü loben wir die süezcn maget,
der i'r suu nienier niht versaget. * 10
si ist dos nuioter, der von helle uns löste,
däz ist uns ein tröst vor allem tröste,
6 »pi<»*, Ton, Weise, Melodie, Lied.
^ ß. "Ein vor/.Uglicher Grund des Mariendienstes im Mittelalter lag
(und liegt iiocli honte) in dem Glauben , daß Gott keine Fürbitte «einer
Mutter unerliört la^sc. Schön fülirt Meister Stolle (v. d. Hagen*8 Minne-
Siuger, 3, 3*') dieses aus: wer sie daran mahnt, dal^ sie Christum gebar,
dem wird geholfen. Mehr noch ist ihrer Gnaden, wenn lie daran ge-
mahnt wird, wie ihr wehe ward, als lie ihn ans Krena schlugen. Wer sie
aber der großen Freude mahnt, als ihr Sohn vom Tode auferstand, der
macht sicli von seinen Sünden frei.» Uhland. — 11 «Im, dessen, de^oui-
geu. — 12 eor, aber. —
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179. VERSAGTES LOB.
289
daz man da ze himol ir wilkii tiiot.
IUI dar, die alten mit den jungen,
däz ir werde lop gesungen! 15
s'ist guot ze lob^nue, wau s'ist guut
Ich solte iueh engel grüezen onch,
wan daz ich bin niht gar ein goueh :
waz habet ir der beiden noch zerstu ret?
Sit iuch nieman siht noch nicinan beeret, 20
säget, waz habet ir noch dar zuo getan ?
möht' ich got stille als ir gerechen,
mit wem solte ich mich besprechen?
ich wolte iuch herren ruowen läu.
H6r Michah^l, her Gabriel, 25
hÄr tiuvels vient Raphahel,
ir pfleget wisheit, Sterke und arzcnic;
dar zuo habet ir engelkoere drie,
die mit willen leistent iwer gebot.
weit ir min lop, 86 slt bescheiden 30
linde schadet alrörst den beiden:
lopt' icb iuch 6, das wsre ir spot
14 n4 dar, wol an, fHfloh auf, nnn snl die alten Ist Voeatlr. Vgl. Psalm
148, 12, sencs cum junioribus laudeut nomen domfni.
19 noch, bisher. — 22 wäro ich wie ihr im Stande, GoU ohue Lärm,
Aufheben , zu rtcban , so würde loh gar kein« Worta maohen und aneh
euch, ihr Herren, unbeliplliirt lansen.
26 tiuvelx vicnt mit Bezug auf Tobias 8, 3. wo Rapliacl deu JJämon
bindet. — 27 Die Stärkn gellt auf Michael, die Weiiheit auf Gabriel, die Heil-
kunst auf Kiiphael. Vgl. do geschuof (]ol teware dri mgel hire. der «in«
heizet Michaliei der ander heizet Gabriel, der drite ist »etoärtt ein medici-
iiare, Raphahel genennet : von der gnade er uns kündet, so ku ndet MichahSl
ää Ut, da» ffote niht gelkhes si, Qabriii von »iaer eterke; Diemer'i Ge«
dichte, 9, 24 ff. Diese dr«i Eigeusehaften der Erzengel entspreehea denen
der DreieiniKkeit : der Gewalt des Vatnrs, der Weislu^'t des SoIhhb, iler
Güte des heiligen Geistes(vgl. Simrook, 2, li^l, vgl. auch Germauta 22,430 fg.).
— 98 engelkmre als Armeen. — 99 mU wiUfn, barettwillig. — 30 bnekeiHm.
ventindig. — 32 früher, b«Tor ihr etwa« gagan die Heiden gethan.
WALTHBS ▼OV DSB TOOSIiirSXOS. 19
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2U0
in. SPRÜCHE.
174.
FREUNDSCHAFT ÜBEU VERWANDTSCHAFT.
Vorzug der i<'reuud8cliaft vor der BlutsverwandUchafti jene muA
man v«Tdi«&eii, iHeM ftllt einem von «lAbtt su. Obiie Preande bat selbst
kOnlgllehe Abst«mm«iig keinen Werth.
Man höchgcmäc, an friunden kranc,
daz ist ein swaclier liabcdauc:
baz gc'hilfet friuntscliatt änc sippe.
lat einen sin geborn von küneges rippe
er'n habe friunt , waz hilfet daz? 6
mäcscbäft ist ein sclbwalisen ere,
s»") muoz man friunt verdienen sere.
in4c hilfet wol, friunt verre baz.
1 hSehgeniäe ndj.« der Toroehine ma^e, BlntsTerwandte bei. krane,
schwach ; arm. — 3 xippe stf., inutsvcrwandtBL-haft. — ß ein $elbwn/isen
ere^ eine ohne Zuthuu gewordeue, vou selbst zugelalluue Ehre. — 7 so,
dagegen.
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m. FBBUNDBB WAKKBLUUTH.
291
175.
FREUNDES WANKELMUTH.
I«ob dflr tmuen, UMnchaiterllohMi FrenndtobmÜ, mit einem Seiten*
bliek waf tniurige Erlkhnuigeii in Betreff waakelnifitbiger Freaode.
Swer sich ze friunde gewinnen l&t
und ouch da bi die tugende hat,
daz er sich &ne wanken lät behalten,
d6s friundes mac man gerne schöne walteu.
ich hän eteswenne friiint erkorn 5
sö sinewel an siner statte,
swie gerne ich in behalten haete,
daz ich in muoste hän verlorn.
H behalten, rein, unTerletzt erhalten. — 4 schSn« wüten o. gen., sorg-
fültig Mber otwai wachen, «ut behandeln. — 6 sinrwff. rund, wie oino Kucfel :
■o nnbestftndig. — s dafi ich ihn (dooh) habe vuriioreu, uufgeben, auf ihn
«•fsleblen nttsseu.
19*
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292
III. Si'KÜCUK.
176.
WIE Dü MIR SO ICH DIR.
Vurwahriing ge;^en den Vorwurf dor Unbeätaudigkeit, wenn mna
einem Uuzuverlässigeu Gleiches mit (xleicbem vergilt.
Swer mir ist slipfig als ein ts
und mich üf hebt in bftlles wis,
sioew^lle ich dem in slnen handen,
daz sol z'nnstsete niemen an mir anden,
stt ich dem getriuwen friunde bin 5
eiplffitig unde wol gevieret
sires mttot mir ist s6 vich gezieret,
nü 808 nt sA, dem walge idi hin.
1 'lipfig, Bchlüpirigj glatt, wie Eis. — 2 in balle* tot«, nach Art eines
Balles, wie einen Ball. • S ifnewHlfn^ rnnd wie eine Kugel, ein Ball,
werdf'ii : wenn ich dem wie eine Kugol in der Hand mich zusammeuballc.
- 4 als Lubestiindigkeit. anden . rügen, vorwerfen. — 5 «»/ , da, uach-
iein. — 6 einlcttig, von einem und deiiiselbuu vollen Oewlclit: imver-
änderlich. vieren, viereckicJit am inander, lest 7'i<!iiijmenfügen , fj^vieret^
bildlich: fest, wie ein aus C^uadern ausgelulirter Bau. — 7 we»si'n Gesin-
nung, mir ^ mir gegenüber. r/cA, bunt, verschiedenfarbig: in vrrsohiedo»
nen Farben weokseindi verilnderlich. — ^ walgen, wAlzen, rollen (wie eltM
Kugel).
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177. 8BLB8TÖBBBHBBÜNO.
293
177.
S£LBSTÜB£EH£BUNG.
Ein Gleichnis?. Wer nach dem Umiif'>^'l ichcn strebt, der wird g6-
demttthigt und läuft Gefalir, su Terlieren, was er hat.
Sich wolte ein ses gesibent b&n
&f einen h^cbvertigen wlLn :
suB strebte ez s^e nfcch der fiberm&ze.
swer der mftze brechen wil ir str&ze,
dem gevellet lihte ein engor pfat. &
höchyertic ses, nü stant gedriet!
dir was zem sese ein veit gefriett
nü sminc dich an der drten stat
1 «in «e«, die sechs Augen auf dem Wülfel, »ich tibenen, anr Sie-
ben machen oder werden, einer Zahl, die anf Wflrfeln nfoht TOrkommt.
— 2 in liofTärti'-reni , liliornidtliigem Wahn. — 4 brechen, nntrTlu ci-Iu ii,
Btören: wer der Maije den Weg verlegt, dem wird sehr leicht ein enger
Pfad an Theil: wer nach dem Übermäßigen strebt, mnft sieh Meht mit
Wenigem begnügen. — 6 gedrUty in Dreizahl : zur Strafe des ITochmuths
wird die Sechs 7.ur Drei herabgesetzt. — 7 ein Feld ftei gemacht : du hattest
freien lUnm, um sccii» /u sein. — 8 smiue äiek, schmiege dich susammeu,
dneke dich an die Steile der drei (Augen).
294
III. SPBÜCaB.
17a
KUNST ZU GEBEN.
Ermahnung, lieber /ehti l?itten rtb/nschlagen , als ein Venfkrtehen
sa geben, das man nicht erfüllen zu kuuuen im voraus weiß.
Swelch htoe nieman niht versaget,
der ist an gebender kunst verschraget,
der muoz iemer nötic sin od triegen.
sehen versagen sint besser danne ein Hegen,
geheize minner unde grfleze baz, 6
weir ^r ze rehte umb' 6re sorgen:
sw^s er niht mfig* üz geborgen
noch selbe enhabe, versage doch daz.
2 if^benfie ütm/u/, Kunst au geben, versehrag^m, durch Balken, Plan-
ken einschlicScn: dem ist die Kunst des Gebens verschlossen, verwehrt,
der vorsteht iiiclit freif^i big zu sein. — 3 noric, liO>lräa>;t, dürftig. — S <j*
hetien^ verheißen, versprechen. — 7 tl« borgen^ auf iSicherheit entlehnen. —
8 dM soll er dooli (li«^«r) vorsagen.
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17». VSRKEBRTS WELT.
2d5
179.
VERKEHRTE WELT.
Gegen die Verkehrtheit, über die Schranken der Natur und des
Staudas hinauszustreben and das sein zu wollen, was man nicht sein
•oll und kann.
Unmäze, nim dich beidiu an,
manlichiu wip, wipliclie man.
pfafliche ritter, ritterliche pfaffen.
mit den solt du dinen willen schaffen,
ich wil dir sie gar ze stiure geben,
und alte jüncherren für eigen;
ich wil dir junge altherren zeigen,
daz sie dir twerhes helfen leben.
1 sich an nemen c. acc. , sich aneicrnen , übernehmen. — 3 ähnlich
Äeiumar von Zweier (t. d. Hägen s Miuutsinger , 2, 101"): halp ©/fcA,
Aal/» fhon ist weder visch noch man. — ho/münchen, k'o^ternff rn disen
hfiden voir ich irleb'-nze rehtewol bescheiden^ ob^sie sieh woUen taten vin-
deny da sie te rehte sotten tcesen: in kfoestern miinche tutn genesen^ $9 »wn
dti k09M »ich ritter undervoinden. — 4 mit donen kannst du thnn was
da wiUst. — 5 stiure, StüUe, Hüfe-, als Hilfsmann schmft «um Kriege. -
8 twerhe* adv. gen., quer, verkehrt, helftn Conjanctiv.
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296 ni. SPRÜCHE.
180.
DER BOGNER.
L
D«r Bogner, dem Walt her diese beidea Stroplien widmet, ist Oraf
Dietlitr n. von KatienttllMbogto. Br nahm 1S19 cIm Xreni, ww »ber
•ehon 1223 wieder daheim ; ob «r niriclioh im heiligen Luide ivnr, weiA
nien nicht. Er starb nicht lange vor 1245. « Die Bogner waren von alters
her Vasallen der Würxbnrger liiscliöfc filr die BesBungor Cent, in welcher
«ie später Stadt und Schloß Dannstadt gründeten. Diether II. hatte seinen
gewöhnlichen Site enf Schlott LIehtenberg im Odenwalde. Pie Sprflebe
pMMo daher zu Walther's Anfenthelt in WOnbnrg* (Bieger, S 56).
W.ilther preist des Bogners Milde und ist ihm ergeben, obwol er
nie etwas von ihm empfangen hat. Resser abnr, statt pciue Geschenke
an Wildfremde wegauwerfen, schiene ihm, wenn er die höfischen Meieter
wann hielte, die Ihn mehr ni Bhien brächten, nie tnuiend Sohwitier.
Ich bin dem Bogensere holt
gar ftne gäbe und fine solt.
er ist milte, swie klein^ ich's geninze:
8d nieze es aber ein Pölän oder Riaze,
d&z ist 41lez äne minen haz. 6
in brsebtp ein meister baz ze miere
danne tüsent snarrcnzsere,
tsst' ^ den hovewerden baz.
8 nwi« kleine^ wie wenig anch; ob leb gleteb nieble. — «t Mer und
4 gen. von er. - 4 die Namen Pole und Reuße (Kusse) scheint Walther
hier im selben Sinne su brauchen, wie tonst Grieche: cur Beseiehnang
elnee Wildfremden. — 6 •« meere bringen o. aee. , ee dabin bfiagen, dan
man von ihm erziihlt: bekannt, berühmt maohen. — 7 enarTMMBr«,
Schw&tser. — S der hovewerde, der des Hofes wiUrdig ist.
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180. DER BOGNKB. U.
297
Die Ermnhnntig des Dichten war nicbt Tergeblich. Der Bosrntr
beschenkt ihn mit einem Diamant, wofar er ihn aU einen Bitter preist,
der aieht Tom außen, dem ftol^ern Glänze nach, MMidtni iniMtt Mbön,
d. h. tngtadhall Mi.
Ben diemaot, den edeln stein,
gap mir der schoensten ritter ein:
&ne b^e wart mir diu gäbe sine,
jä lobe ich niht die schoene näch dem schtne:
milter man ist schoene nnd wol gezogen,
man söl die inner tfigent tz k^ren,
sö ist daz üzer lop n&ch 6ren
sam des von EatzeneUenbogen.
S ein, aiiMr. — S diu b«t$, Bitte. — 6 £s keren, nerauskehren. —
T dUB tet miMli dM i«a«r» Iiol» «ia «bfraToUet, geraiebt aa wat Bhra.
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296
III. Si'RUCHB.
181.
SELBSTÜBERWINDUNG.
Wer aich selbst bezwingt und bezähmt, vollbringt eine elienso große
That, als wer Löwen und Kiesen tödtet; erborgte Zucht und Scham können
aar «lue Welle blenden.
Wer sieht den lewen ? wer sieht den risen?
wer überwindet jenen und disen?
das toot jener, der sich selbe twinget
und alliu slnia lit in hnote bringet
tz der wilde in stoeter zflhte habe. 5
geliheniu zuht und schäme vor gesten
mügen wol 6ine wlle erglesten:
der schln nimt dr&te üf und abe.
4 da* lit, das Glied. — 6 diu wüdf^ Wildheit, unbäudiget, xttgel«
lotet Wesen, diu habey der Hafen, Port: wer sein gantes Thun und
LMteu vor dem Sturm <lpr lioidenscliafton in den sichern Hafen bestän-
diger Zucht rettet. — G yeltheniUi geliehene, erborgte, vor gasten ^ vor
Fremden. — 7 ergUtten^ erglänzen. — 8 deren Glanz nimmt vnaeh in nnd
ab. flackert un^^ewiss, trügeritobi hin nnd her, wie ein im Brlfitehen
noch anfflaninieniies Licht.
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189. SCHMACB J>MR J^lULU&iT.
182.
SCHMACH DER F£ILH£IT.
Ennahnang an die Fna«n» ihn Ottnrt lieber sa ▼enehenkea, «Is
■ie am geriDgen Preis wegnigebM.
Wolveile unwirdet manegen Up.
ir werden man, ir reiniu wlp,
niht enslt durch kranke miete veile.
ez muoz sfire sten an iuwem heile,
weit ir iuch vergebene vinden Ito. 5
z^nndanke veile unwirdet m^re:
di M 86 swachet inwer 6re,
und ziubet doch ftf snuehen w&n.
1 woJviU nnd cfU'' in V. sind Adi^ctiva, die fQr die Abstracta
Wolilfeilhcit und Fuilheit (Käuflichkeit) btcheu. unto'n den , veräclitliub
machen, entehren. — h durch kranke miete^ um Roringen, schnöden Lohn. —
4. & ee muA each sehr gelingen, glttcken, euch zum Heil gereichen, wenn
ihr euch umionst (gratis) finden laßt. — 6 f. noch mehr als Käuflichkeit
um geringen Lolin eriJiedri:,'t »'8, dort feil zu sein, wo man keinen Dank
erntet i dAbei leidet eure Klire und wird ehreuriilirigem Verdachte oder
•Dtehre&den Yerdiebtigungcn ausgesetit.
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III. 8PAÜCUÜ.
183.
REICHTHÜM UND ARMÜTH.
Zu großer Reiclithum und zu große Armuth wirken beide gleich
tchftdiiclii jener weckt den Übermuth, diese drückt den Geist
Swelch mim wirt toe rnuot >e rieh,
wil er ze säte striuzen sich
üf sine rlcheit, sö virt er ze h^re.
ze rieh und z'arm diu leschent beide s6re
an sumellcheii Haien rehten muot. &
s^k Oberic rlcheit zühte slucket
and Aberig armnot sinne zacket,
dft danket mich enwederz gaot
1 äne muot, ohne Geist, Gesinnung: wenn ein Kesinnungsloser Mann
SQ reich wird. — 9 $ieh striutent sich spreisen, in die Brnst werfen. —
3 ze Lere, zu stolz, Iioc* nvitliicr. — 4 leschen triins., anslö?chen. — ^ überiCy
übergroO. slttcken, versctiliugen. — 7 zucken, rauben, wegnehmen, ent»
siehen. — 8 «nwedtrs, keines von beiden.
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184. DIB UBB* IST WBDBR MAKV NOCH WBIB. 801
184.
DIE LIEB' IST WEDER MAKN NOCH WEIB.
Di« Frage, ob die Minn« Mmiii oder Weib, Er oder Sie eei, iet Ton
den mhd. Dichtern öfter aufgeworfen worden (vgl. Woltravi'e Titurel,
Str. 64; Ulrich von Liechtenstein, Frauciulienst od. Laohmann, S. 434);
hier finden wir die Antwort, daß sie keines von beiden sei und keiner
geschaffenen Creator gleiche.
Diu miirne ist weder man noch wip,
si- liät noch sMe noch den Up,
si gelichet sich dekeinem bilde:
ir name ist kunt, si selbe ist aber wilde
ünde enkan doch nieman äne sie A
der gotes hulden iht gewinnen.
si kam in valsches herze nie.
2 weder Seele ikkL Körper; Ähnlich J)ante in dem Sonett: «molti
volendo dir che fosse Aniure»: ma io dico ch' Amor 7ion ha auatanta »f i
Cosa corpurai ch' abbia ti<mra ~ 4 ihi Ntune iet bekannt, aber ihr Wesen
Iremd, anbcgreiflidi : i^L Mr. liO, S«
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302
III. SPUÜCliB.
185.
MACHT DER WAHREN LIEBE.
Versiolierung , daß die wabre Liebe, die mau aber von der falscbou
geiiftii nfltM luitwtebaiden lerntn, «iik« ▼eradalnd« Knfl bMiti« und
■albit im Himmel willkommen eei.
Ez ist in unscrn kurzen tagen
nftch minne valsches vil gcslagen.
swer aber i'r insi'gel rehte crkaiide ,
(lern setze ich mine würheit des ze pfaude,
wolte er ir geloitt' volgen mite, b
daz in unfuoge nilit ersliiege.
minn' ist ze himole sö gefüege,
daz icli sie dar gcleites bite.
1 in unsern kurzen tagen, entweder in neuester Zeit, oder in diesem
ktir/en KrdeDlc])cii. — 2 der calsch, falaulies Geld: es iRt viele« f&lsclilieh
für Miiiue ausgegeben worden. — 3 insigel, Stempel, (jojiräge. — 4 war hei
Wahrhaftigkeit, de.^, dafür — 6 daß er der Hoheit nicht zum Opfer fiele.
— 7 ge/üege, passend: passt so sehr für den HiromeL — 8 daA ich sie
bitte, meine Fahrerin dahin sein au wollen. djtO ioh mir aar Geleit*
goberin wAhie.
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166. UNBESTÄNDIGKEIT DEK WELT.
303
186.
UNBESTÄNDIGKEIT DER WELT.
Klage, daü treue Freundschaft in der Welt immer seltener werde,
ja daß Treue, Zucht und Ehre, ohne Erben zu liiuterlabseu, dahinsterben.
Er ist ein wol gefriunder man, alsd diu werlt nü stftt,
der ander zweinzic m&gen 4inen guoten friunt getriuwen h&t;
der hffite man hie vor wol ander fünfen fanden dri.
BÖ w6 dir, Werlt! dü b&st sd manegen wandelbemden site:
er armet an der sftle, der dir volget onz an'z ende mite b
und der dir aller dlner fnore st&t mit willen bl.
wir klagen alle daz die alten sterbent unde erstorben sint:
wir möbten balde klagen von schulden ander nöt;
daz triuwe , znbt und ^re ist in der werlte t6t.
die liute l&zent erben, dise drI sint iLne kint 10
1 tool gefriunt, mit Verwandten, Freunden gut ausgestattet. Wie es,
nun einmal in der Welt stellt. — 4 waiidMamde^ Anderungf B5i«t her-
vorbringend, verüinlerlich , böse. — 5 nrmm, arm werden. — 6 Juore, Le-
bensweisu; in allem deinem Thun and Ijasson. n,it willen, freiwillig. —
8 baMe, adv., kUhnlich. Wir hätten kecklich Ursache über Änderet, Sonliin-
meres zu klegeu. — 10 liute, Menachea. latent» lateen zurück.
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304
UI. SPBÜCBX.
187.
DER GROSSE STURM.
Dirsp vier Strophen, die zusammen ein Ganzes bilden , sind, vielleicht
wie Riegt r 8. 40 f. meint, im Frühjahr 1227, unter dem Kindrucko der
trttbeu Ahnungen vor dem nahenden Weitende gedichtet, die damals wie-
derum alle €lemfitlMr bewegten. Der Dichter benlltst diese Sttmnnog, am
mit Hinblick auf den gesnukenen Zustand des Bilches und unter Auf-
zählung alles dessen, was in Deutschland schon verabsäumt wurde, den
Blick nach Jenseits zu lenken und die Unschlüsaigen aar Tlieilnalime an
dem iu Aussiclit stehenden Kreuzzug ansusporneu.
Owe! ez kumt ein wint, daz wizzet sicherliche ,
da von wir hoeren Leide singen iinde sagen:
der sol mit grimme ervaren cUiu künicricho,
daz beere ich waller unde pilgerine klagen,
boiime, turne Jigent vor im zerslagen, 5
starken waejf^t er diu houbet abe.
Dü suln wir fliehen hin ze gotes grabe.
Owe, waz eren sich eilendet tiuschen landen!
witz^ unde manheit, dar zuo Silber unde golt,
swer diu beidiu h&t, belibet der mit schänden, 10
wie den yergat des himeleschen keisers soltl
dem sint die engel noch die frouweu holt:
armman se der werite tind wider got,
wie der fürhten mag ir beider spott
1. 2 In der Verkündigung des kommenden Windes, Ton dem man
feingeu und sa;,'cn hört, erblickt Kieger S. 29 eine Berufung auf die viel-
fach in Prosa uud Versen beschriebenen Yorzeiolien des ittogsten Tages.
Die eine dieser AnUselehnangen, die noeh aus dem 19. Jhd. stammt, lult
an zweien der fünfzehn Ta>?ii den Wind als zerstörende, liäumo. Berge
und Burgen brochende Maclit eingreifen. Zu bemerken ist übrigens, daß
die Ghxoniken von einem großen Sturme im Deoember 1227 ersfthlen. —
iervareu, durchziehen; durchbrausen. — 4 wall'-r, Wallfahrer. — 6 icaej^n^
wehen: das Dauerh ifteste, FestgegrUndetste ist von keinem Bestand mehr,
kommt zu Fall. — 7 darum sollen wir su Gottes Grab uns flflohten.
B sich eilenden, sich iu die Fremde begeben, entfremden: wie sehr
nimmt Deutschland ab au Ehre und Ansehen (vgl. Ühland, 8. St8). — 9 Ver-
stand und Tapferkeit. — lU bleibt der zu seiner Schande (vom Ereuzzuge)
surttok. — 11 mich vergat «in dinc, es gebt an mir Toxbei, entgebt mir. —
13 armman, armer unglUokUolitr Xeuiob. «e, in.
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187. DBR OR088B 8T0BM.
305
Owdf wir mOezegengen, wie sin wir Tersezzen 16
zwischto zwein frenden an die jsemerllchen statt
aller arebeite Hten wir vergezzen,
tlö ans der sumer sin gesinde wesen bat.
der br&bte uns varende bluomen unde blat;
d6 troug uns der kurze yogelsanc. 90
wol im, der ie n&cb stseten freuden ranc!
Owe der wise, die wir mit den grillen sungen,
dö wir uns solten warnen gegen des winters ziti
daz wir vil tumben mit der ämeizen niht rangen ,
diu nü vil werde b! ir arebeiten liti S&
daz was ie und ie der werlte strtt:
tören scbulten ie der w!sen rkt;
man siht wol dort, wer hie gelogen tifct
15 müetfgenge swm., iMUl^iggäcger, gebildet wie irreginge; die I'c^se-
ruDg itt von Bartoeh, die Hm. lefen mütttgtn Uute, verMtttnt, eich faUch
Setzen. — 16 wie wir jetzt 9at?< n: zwischen zwei StOhle niedersitzcn. Aus
Trägheit haben wir die Huld der Engel und Frauen, der Welt und Gottea
Gunst Terschent. — 17 «Jl«r areboit«^ aUer Mühsal, — 18 da* g«tind«t
Diener, Haus^onoRsr : da ima der Sommer zu sich einlud. — IH varrnde.
kurzdauernd, raacli dahinschwindend, vertjänglich ; dieselbe Bedeutung
hat in der folg. Zaile dfr kurte. — 21 Heil dem, der stcta naeta daaer-
haften Freuden gerungen ; fQr sein Seelenheil gesorgt hat.
93 dtr vsU*, der Sangweisa, Melodie; die wir den kurzen Sommer
über mit den Grillen sangen. — 23 salten, hätten sollen, »ich warnen, sich
vorsehen, vorbereiten, itisten. — 35 die nun ehrenvoll, herrlich neben
don, waa «Tarbeltet, erworben hat, rahl. — 26 wtd Ie, Je und Je —
immer. — 97 «c&kI/«« prist. von «cAetfra, achmiben. — S8 der/, Jeuelte.
VaiiTBBK VON Dcn ▼OOr.i.WRIBK 20
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306
III. RPaüciiic
188
EINST UND JETZT.
Dies ichOnste und gedankeuvollste von »llen Gedichten Walther*«
mag den \vürdi>?en Schluß hilcien. Mit tiefachnierzlicber Empfindung lou't
der Dichter hier die Nichtigkeit des Irdischen dar. Nach langer Abweseii
heit das Land »einer Gebart wiedersehend findet er alles umgewandelt-,
•r wird an der WirkUehkett irre , Ihm ist Jetat das Leben wie ein Traum.
Lautes Wehe erliebt er über die Verderbniss und den Unbestand der
Welt. Er will sich hinüberretton in das Heilige (vgl. Uhland, S. 145). Über
die Eutstehungszeit läßt die Z. 26, worin deutlich auf den im Sept. l227,
über Kaiser Friedrich verhängten Bann Uezug genommen ist, kcinoti
Zweifel.
war sint vers wunden alliu mtniu j&r!
ist mir min leben getroumet oder ist ez w&r?
daz ich ie wände daz iht wsere, was daz iht?
dar n&ch h&n ich gesl&fen unde enweiz es niht
nü bin ich erwachet und ist mir unbekant 5
daz mir hie vor was kttndic als min ander haut
liut unde lant, d& ich von kinde bin erzogen,
die sint mir fremde worden, rcht' als ez sl gelogen.
die m!ne gespilen w&ren, die sint traege und alt;
bereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt: 10
wan daz daz wa/zer fliuzet als ez wilent fldz,
für wär ich wände, min Unglücke wurde gröz.
mich grüezet maneger träge, der mich bekande 6 wol.
diu werlt ist allenthalben ungenäden vol:
als ich gedenke an manegen wftnnecllchen tac, 15
1 war, wohin. — 3 war das, von dem ich etets glaubte, daß es etwas wftrc,
wirklicli • tw.is. - 4 dar nach, nicht rein temporal zu nehmen, sondern mit
causaler Färbung. — 6 kündic, bekannt, wie der einen Hand die andere.
10 «wat einst nnangebatitcs Feld« also Wiesengrund, war, ist etzt
reitet, d. h. unigt liroohen in .\ckfr, der Wnld ist umgebaven» : Jac. Grimm
— 11 wan dat» uur daß: flOsse nicht das Wasser, wie es ehedem gefiosseu
farwahr ich glaubte u, s. w. — 12 wurd'' ist Conjunctiv. — 13 träy€ adv.
trftg, lässig, aügernd. — 14 ungenddf, Trübsal, Missgesohick. —
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188. XIH8T ÜMD JETZT.
307
die sint mir enpfallen gar als iu daz mer ein slac
iemer m^re, ouwei
Ow6 wie jiemerllche junge liote tnotit!
den unTil rinwecllche ir gemfiete 6 staont,
die kunnen nü wan sorgen: ouw6 wie tnont sie sd?
Bwar ich zer werlte k6re, dä ist nieman ftt:
tanzen, lachen, singen zergftt mit sorgen gar.
nie kristenman gesach sö jnmerllche scbar.
nü merket, wie den Iroawen ir gehende st&t;
die stolzen ritter tragent dörperllche w&t.
ans sint unsenfte brieve her von R6me kernen:
nns ist erloubet trüren und freude gar benomen.
daz müet mich inneclicben (wir lebten ie vil wol),
daz ich nü für min lachen weinen kiesen soL
die wilden yogelc betrüebet unser klage:
waz wanders ist, ob ich d& von vil gar verzage?
waz spriehe ich tumber man durch minen boesen zom?
swer dirre wfinne volget, der hät jene dort verlorn
iemer m6re, oawöl
Owe wie uns mit süezen dingen ist vergeben! 35
ich sibe die galleu mitten in dem honege sweben.
tBtnp/atUn, bildlich: verloren gehen: die sind mir entiohwunden , ser-
ronnen. Wie ein Schlair ins Meer, in den Bach oder iiig Wasser, ein bei
den mhd. Dichtern öfter vorkommendes Bild liir otwaa echnell Vorüber-
gehendes, spurlos Verschwindendes. Jac. Grimm (Deutsches Wörterbuch,
:i, 1709, und Kede Uber das Alter, S. 49) hält an der handschriftlichen
Überlieferung .//ac fest und erklfirt dies durch B'lagge: die ins Meer fallende
Flagge, an der das Schiff nun voiüberrauscht. Ich kann aber die dafür
▼oxgebracliten Gründe nicht sutreffend finden und weit schöner, dich-
teriiehev, alt da« Bild der rom M»8t des segelnden Schiffes niederfallen-
den Flagge (beiläufig,' bemerkt ein Wort, das in älterer Zeit nur in den
Dialekten der seefaiirendcn Nordländer voikuiumt) scheint mir die Ver-
ffleichnng der irdischen Freuden und ihrer Vergänglichkeit mit den Wellen*
kreisen des Meeres, die, ohne eine Spar su hiaterlMien, dnhintterben. —
17 iemer niere, für immer.
IS Joemerliche Hdy.y kläglich, /uonf, sich gebttbrden. — 19 unvil, selten
SB niemftlf, riuw€Cliche, bekikmmert, betrUbt: denen sonst ihr Gcmüth nie
bekOmmcrt wnr. — 30 die Terstehen nnn nichts als zu sorgen. — 21 wohin
immer in der Welt ic h auch komme. — 23 krittenman. Christenraensch. —
24 äat gebende , der Ko|)lputz der Frauen. ~~ 25 dörperikä. dörfisch, bftn*
rieoh. — 96 untenjt«^ nnerftreulieh. 6ri>ve. Bannbriefo, •bullen s» bme. <—
23 müety betrübt, qnftU mich, innecltchen adv., von Iferzen. — 29 ktigen^
wftiilen: daA ich nun das Lachen mit Weinen vertauschen soll. — 90 U>itd4
heiHt elles, was im Walde lebt, im Gegeuthell xu sam, dM bei den Men-
schen lebt: selbst die dem Mensclien fremden \N a!'h Tl'^ I trauern mit nnt.
— 31 cerza'jf-n. muthlos werden, verzwef'elu. — 33 uine wunne, dieser,
der irdischen Wonne und Freude.
35 vergeben t vergiften: wie sind wir mit den Süßigkeiten (dieser
Walt) vergifteti —
«0*
20
25
ao
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308
III. 8PRÖCHB,
diu wcrlt ist &z6a schoene wl^, grflen' ünde r6t
und innen swarzer varwe, vinster sam der t6t
swen si nü habe verleitet, der schonwe stneu trdst:
er wirt mit swachcr bnoze grözcr sünde erl68t. 40
dar an gedenket, ritter, .ez ist iuwer dinc:
ir traget die liebten belme und manegen berten rinc,
dar zao die vesten schilte und diu gewihten swert!
wolte got, wser' icb der sigenOnfte werti
s6 wolte ich nötic man verdienen riehen solt. 45
jocb meine ich niht die huohen nocb der harren golt:
icb wolte selbe kröne öwecHcben tragen;
die möhte ein soldensere mit slme sper bejagen.
möbt' icb die lieben reise gevaren über sft,
86 wolte icb denne singen «wol» und niemer m^re »ouw^», 50
niemer mtoe «onw6i»l
S7 irf«, grüen' undt rot, d. b. sie spielt in bnnten, Terlockonden Farben. —
* 3'' 'itiHirzer rarir" priodicativer (Jen.: die Welt ist inuen von schwarzer
l'arbe. — 39 dem wUl ich Trott, Hilfe, Rettung seigen. — 40 er wird
dnreh geringe, lefoht« BnSe Ton großer, tehwerer Sfinde erlflst: WftUher
moint durch die Kreuzfahrt. — 41 iuver diu:, eure Sache; eucli, ihr
Bitter, liegt es ob (den Kreuzzuff zq machen). — 42 rinc, Stahlrinc, Bing-
panzer. — 43 diu geiathten »uteri] im Mittelalter wurden den lilttem bei
Gelegenheit der Schwcrtnahme die Schwerter geweiht und j^eaegnet. —
44 tigenun/l stf., eigentlicli Siegitahme; Sieij. Wäre ich würdig, an dem
siegzei^en (KreusOZuge 'l'heil zu nehmen! — 4H>oc/', wahrlich, /luoöe.
Hube, mantQS, ein Grundstuck von 30— 40 Morgen Landes; hier =: Lehn-
gttter. — 48 sotdenrrrf, ein Krieger, der um Sold dient: im (Gegensatz zum
Ititter, der sich im Krif^« selbst vcrkosiigt. Der Dichter will su^en, daß
er nicht um Herrensold und irdischer Öütjsr willen an dem Kreaszuic
thellnehmen mOehte, sondern wegen det himmlleohen Lohnet, den aneh ein
armer SöMnrr olme andere NVaffon als Beinen Sy^ocr prwoiitpn kötmte —
4U die lieban reise über se^ die willkommene, erwünschte Kreuzfahrt Ubers
Meer.
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NACHAUV VON ÜLBICH VON SiNQENBKEO. 300
NACHRUF
TOir OLRICB TON BINGBNBBBO.
ülfieh TOB Singeubetg, dar ssiiieni Vorbild und Meiiter (to uenut
er ihn auch in der su Nr. 149 angeführten Paro(Hc) dies kleine Denkmal
der Liebe und Verehrung setzte, trug gleich seinen Voreltern das Truch-
BeAarat der Äbte sa St.-Gallon und erscheint von 1209—1228 mehrfach
itt UrkoBden. SeiB Staamsohloß Siugeuberg lag auf eiBem graneu Hüg«i
an dem Ufer der Sitter nuweit Biaeboftiell im CaBtOB Thurgan. Auf der
Stelle der bis auf die letzte Spur ▼erschwundenen Burg, wo sein lieblicher
Gesang einst erklang, rausclien jetzt hohe Linden und Eichen (vgl. Laas-
berg'ä Liedersaal, 1, V). Ulrich's Lieder sind nun, von denen Waltlier't:
aoigeaeliiedeB, Ib der Aoegabe tob W. Waekeraagal uBd X. Bieger
8. S99-t56 TOreiBigt.
Uns ist unsers Sanges meister an die vart,
den man h von der Yogelweide nande,
diu uns n&cb im allen igt vil anverspart.
was frumet nd swaz er ^ der weite erkande?
sin höher sin ist worden kranc. 5
nü wflnschen ime durch slnen werden hdveschen sanc,
Sit dem stn freude sl ze wege,
daz sin der sfleze vater n^ch gen&den pflege. i
1 Der Meiiter unaeres Gesangea, der Liederkuaat: der Erate unter
VBt Ljrikera. — S unverspart , nicht erapart: Ae Fahrt, auf der wir alle
ihm BachfolgPii müssen. — 4 was nützen ihm nun alle seine Ijcbenserlah-
ruBgen und Kenntoiase, all seine Weltweiaheit. — A sein hoher Geist ist
achwaek geworden, itt dahin, entflohen. — C fiti WHnnefien, nun wollen
wir ihm wünschen. — 7 sU dem = sit diu. vf' da:, da, nachdem, ze ttfye,
auf^dem Wege, weg, fort: nachdem aeme (irdische) Freude dahin iat. —
S nach y^natfeii. mild, gnftdig: aieh leiBer gnädig anuehmea mOge.
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ZEITFOME
OBR BBSTIMMBABXK BPBÜOHB.
1197. Nr. 81>,
1198. Nr. 81". 82. 97. 98. 99(?).
1199. Nr. 100.
1200. Nr. 83.
1201. Nr. 81".
1204(?). Nr. 102.
1206(?). Nr. 128.
1207. Nr. 84. 89.
1210— 1211. Nr. 106—108. 124. 125. 131.
1211— 1213. Nr. 157.
1212. Nr. 105. 117. 134. 136. 136
1212— 1215. Nr. 85.
1212— 1217. Nr. 155.
1213. Nr. 115. 116.
1213— 1215. Nr. 137—148.
1215(?). Nr. 103.
1216(?). Nr. 149— löl. 166.
121 7(?). Nr. 86.
1219. Nr. 152.
1219—1220. Nr. 119. 120. 121.
1220. Nr. 153. 160. 168.
1221. Nr. 159.
1224. Nr. 161. 169. 170. 180(?).
1225. Nr. 162.
1227. Nr. 163. 165. IG7. 173. 187.
1228. Nr. 78. 79. 188.
1229. Nr. 171. 172.
1229—1230. Nr. 129. 130.
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J)KR
VBRZEICHNISS
GEDICHTE liAUU DEli Y £ K 8 AM F Ä M G £ N.
Mr.
Ahl wie kristenllcbe der b&best unser lachet .... 115
Aller werdekeit ein füegerinne 25
Ane liep 86 manic leit 66
An wlbe lobe 8t6t wol, daz man sie heize schoene . . 122
Bi den liuten nieman h&t 60
Bin ich dir unmere 13
Bot', sage dem keiser slnes armen mannes rkt . . . .163
Daz ich dich sd selten grüeze 50
Daz milter man gar w&rhaft sl 154
Den dlemant, den edeln stein 180"
Der alsd gnotes wibes gert als ich d& ger 40
Der anegenge nie gewan 173
Der hof ze Wiene sprach ze mir 86
Der in den dren siech von ungestthte sl 99
Der kflnec, min h6rre, Uch mir gelt ze drlzec marken 151
Der Missentere solde 157"
Der rlfe tet den kleinen vogelen w6 73
Der Btttol ze H5me ist aller tat berihtet rehte .... HO
Dtewär, Reinmftr, dü riuwes mich 128**
Die grlsen wellent'z aberkomen 65
Die h6rren jehent, man sülez den frouwen 67
Die mir iu dem winter freude hant benomeu 34
812
VBBZEICHNIBS DBB GEDICHTE
Nr.
Die v&ter hänt ir kint erzogen 95
Die verzagten aller guoten dinge 55
Die wile ich weiz dr! hove so lobelicher manne . .• . . 119
Die wisen rätent swer ze himelricho welle 138
Die zwivelgere sprechent, ez si allez töt '^9
Diu kristenlieit gelepte nie s6 gar n5ch wäne 113
Diu kröne ist elter dan der kimcc Philippe» si . . . . 97
Dill miiine ist weder man noch wip li*4 ^
Diu minne lät sich nennen dä. HO
Diu werlt was gelf, röt uude hlk - "
Do der sumer komen was
Dö Friderich üz Q^sterriche alsö gewarp 98
D6 gotes sun hie'n erde gie . . . . ' 133 ^
Dö Liupolt sparte üf gotes vart 120
Drl sorge luibe ich mir genomen 127
Dü solt eine rede vermiden 49
Ein niuwer snmer, ein niuwe zit 37
Er hat niht \vol getrunken, der sich i\bertrinket . . . . 143
Er ist ein wol getViundcr man, also diu werlt nü stät . 18t *
Er schale, in swelhem namen er si, der dankes triege . 13« * ^
Ez gienc, eins tages als unser hßrre wart geborn ... 10
Ez ist in unsern kurzen tagen 18
Ez troumte, des ist manic jär S
Ez wsere uns allen einer hande saelden not l ^
Friwentliclien lac
Frö Sffilde teilet umbe mich i;
Fro Werlt, ir sult dem wirte sagen "^a
Ganzer treuden wart mir nie so wol ze muote * •^t..*
Got, diner trinitäte
Got gebe ir ienu r guoten tac - u*r
Got git ze künege swen er wil
Got weiz daz wol, min lop waer' iemer hovestjete . . . |
Her bähest, ich mac wol genesen i
Her keiser, ich bin frönebote | ^^^^
H6r keiser, sit ir willekonu ii Ä ■
Hör keiser, swenne ir Tiusclien frulc 9 v
llerre got, gesogene mich vor sorgen ^
Herzeliebez frouwelin
Herzoge üz Osterriche, ez ist iu wol ergangen .... k
Herz ge iiz Osterriche, lä mich bi den liuten ... ^J*^
ich bin als unschedeliche frö "'"^^^ '^-^V^j
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der
314 VRRZEICHNISS DER GEDICHTE
Nr.
Mac iemaa deste wlser sin 44
Maneger fr&get, waz ich klage .53
Man b6chgem&c, an friunden kranc 174
Man seit' mir ie von Tegers^ 155
Mehtfger got, dü bist sö lanc, d& bist s6 breit . . . .158
Mich htt ein wünnecllcher w4n 15
Mich nimt iemer wander waz ein wlp 38
Min alter klösensBre, von dem ich s6 sanc J65
Min frouw' ist ein ungensedic wlp 46
Mtn frouwe ist underwilent liie 41
Minne diu hd^ einen site 70
Min sele müeze wol gevarn 76
^lir hat ein lieht von Franken 105
Mir hat her Gerhart Atze ein plert 12G
Mir ist min erriu rede enmitten zwei geslagen .... 57"
Mir ist verspart der saelden tor 82
Mir'st diu ere unniaere 63
Mit saelden müeze ich hiute üf stun 88
Müeste ich noch gclebeii daz ich die rosen 8
Kemt, frouwe, disen kränz 6
Kieman kan heherten 168
Koch dulte ich tougenlichen liaz 43
Nil alrerst leb* ich mir werde 79
Nu sing' ich als ich 'e sanc 58
Nü sei der keiser kere 156
Nü wachet! uns gel zuo der tue 84
Nü wil ich mich des scharpfeii suuges euch genieten . 107
Ob ich mich selbe rüenien sol . 36
Ob innan spreche der nü lebe 83
Owe daz wisheit uiidt; tugent 128'
Owe! cz kumt ein wint, daz wizzet sicherllche .... 187
Owß hovelichez singen 72
Uwe war sint verswunden aliiu miniu jär 188
Philippe, künic here 102
Philippes, künee, die nahespehenden zihent dich ... 101
•Kich, hßrre, dich und dine muoter, i|iegede barn . . . 167
Hit ze hove, Dieterich 126"
Saget mir ieman, waz ist minne . . • 32
Sagt an, hi r Stoc, hat iuch der bähest her gesendet . 116
Selbwahsen kint, dü bist ze krumu Iß9
Sich wolle ein ses gesibent hän ./ 177
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VACH DBN Y£R8A1IFÄMG£M. 315
Kr.
8ie ir&gent mich vil dicke, waz ich habe gesehen. . . 161
Sie frftgent onde Mgent aber alze vil 19
Sit got ein rehter rihter heizet an den buochen. .141
«Sit willekomen, hir virt!» dem graoze muoz ich
swigen 11"^
Si vunderwol gemachet wlp 17
S6 die blnomen üz dem grase dringent 5
Solt' ich den pfaffen räten an den trinwen min .... 164
Sö wÄ dir, Werlt, wie übel dü st^st 92
StiBte ist angest unde ein not 47
Sumer unde winter beide sint '^l
Swä der höhe nider g&t.
Swä guoter hande würzen sint i - 1
Swelch hörre nieman wil versagen 178
Swelch herze sich bi disen ziten niht verhöret .... 114
Swelch man wiit ane muot ze rieh . . 183
Swer an des edeln lantgr&ven r&te sl u;6
Swer äne vorhte, hftrre got 87
Swer giht, daz minne sünde si 33
Swer houbetsünde und schände tuet dl
Swer mir ist slipfig als ein is 176
Swer sich ze friunde gewinnen l&t 175
Swer staetes friundes sich durch übenniiot bclieict .144
Swes leben ich lobe, des tot den wil ich iemer klagen. 102
Swie wol der beide ir manicvaltiu varwo stät 20
Under der lindon 9
Unmäze, nim dich beidiu au 179
Uns h&t der winter gcschddet über al 1
Uns irret einer liande not i'-^5
Uns ist unsers Sanges meister an die vart 309
Vil süeze w«ere miuue 78
Vil tumbiu werlt, ziuch diuen zoum, wart' iimbe, sich. 123
Vil wol gelobter got, wie selten ich diili j)nse .... 137
Von Kölne werder bischof. sit von srluilden Irö . . . 159'
Von Röme keiser here, ir liabet also getan lüO
Von Röme voget, von PüUe küuec, lat iuUi erbarmeu . 149
Waz eren hät frö Böne 104
Waz h&t diu werlt ze gel)enne 30
Waz ich doch gegen der scliueuen zit 22
Waz sol lieplicb sprechen? waz sol singen? 71
Waz Wunders in der werlte vert 30
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816 VSBZEICHNISS DER OBDiCUTK NACH DEN .VBRSAKFÄNGEN.
Kr.
Weder ist ez übel od ist ez giiot 51
AVer gap dir, Minne, den gewalt 28
Wer gesach ie bezzer j&r 64
Werk, du ensolt niht umbe daz 62
Wer sieht den lewen? wer sieht den riseu? 181
Wer zieret nü der eren sal? 96
Wil ab ieman wesen frö 18
Wip muoz et ierner sin der wibe höhste naine. .... 69
Wir klagen alle und wizzen doch niht waz uns wirret . 113
Wir suln den koclien raten 103
Wöl mich der stünde daz icli si erkande 7
Wolvcile unwirdet manegeii lip 182
Zwo fuoge hau ich doch, swie uugcfücge ich . . . . 68
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WORTREGISTER.
A Sufßm t, ]».
ab, abe=«b6r 18, 1. Stf, 69, 35.
148, 4.
abe-baden 80, 164. -gAn 45, 18. -«Ia-
hen 77, S. «tragHi 199. tO.
ftbentröt, der 140, 7.
aber 2, 24. 31, 2. 57, 14. 116, 6.
abgründe, daz 80, 11.
M 66, 31.
aht, diu 1.
«hier, der 138, 4.
aldA 4, 4.
aldareh H, 9.
al ein 79, 3.
alhie 10, 2.
»Ueine 46, 31.
alltnnsllt 66, 2G.
allez adv. 17, 38. 39, S. 30, 3.
a. her 35, 36.
Alman 115, 4.
almnosensere 164, 4.
alrArat, alrAst 16, 15. 53, 3». 79, 1.
alrdrste 98, 11.
all, alte wl« lem» 9, 39. 19, 11. alt
o6 83, 5. 153, S. wit 17, 48. 41, 6.
foenn 54, 17.
alaam 5, 16. 17, 38.
•Indes, 5. US, 4. «.dar 95, 11.
a. in:rrc 6.% 18. w^rstärkemd 9, 30.
alsunder 77, 39.
»lius 10, 13.
alten 63, 10.
alter, der III, 10.
alter seine 167, 4.
althdrra 179, 7.
alanbe 54, 90.
alzan 92, 2.
ameize, diu 187, 34.
amme, din 80, 59.
au, ane, ai/f 1, 4. 9. 2. b^i 107, 10.
in 3, 3. an-gän3I,3. -gesigen 57,
11. -komeu c. acc. 35, 33. -la-
chen 140, 4. •nenen 70, 17. 179, 1.
-sloufen 3G, 32.
ande, der 78, .S8.
anden 176, 4.
ander 37, 98.
anders adv. n, 13. 70, 81. 137, 10.
a. niht 15, 5.
anderswA 36, 40. 51, 42.
Ane 13, SO. A. dane 39, 8. -Bin
22, 16. m, 1.
anebeginne, daz 78, 3.
anegenge, das 130, 13.
anegengen 64, 5.
«nge adv. Sil, 6.
anger, der 2, 25.
äugest 14, 35.
angettlieb adj. 75, 17. angesl. 79*,51*
arbeit, arebeli 11, 8. 81, 8. 134, !&
136, 4.
i arc 92. 11. 103, 8. der arge 49, 4
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818
ABKB — BILNB
«k«, diu 151, S.
«mit ftrarar man 168« 1.
armen 149, 2. ft.
armman 187, 13.
«rt, diu 80, 39. 93,
Atw, OArluurt 126, 1.
bal, der 1, 4. in balle« wts 176, 12.
balda ad9, 3, 18. 186, 9.
baliamlte, diu 80. 51,
balBme, der 17, 38.
bau adj. 27, 32. 80, LS.
Inui, d«r 138, 5.
bannen -itv. 81 in, 17*
bant, daz 28.
bar 8U, 120
hmtB 4, 15. «. bertu
barke, diu 151, 6.
barmenare, der 78, o.
barmunge, diu 80, 150.
bftrn, der, das 80, 87. 187, 1.
baz 3, 18. 33, 7. 91, 6. b. gesogen
48, 17. mir wirt bas 17, 20.
bedenken 80, 44.
bedfthte 4, 19.
beK^n, sich 22, 31.
beginnen 51, 15. 57, 14.
begonde 4, 3<>.
begrifen 151, S.
behagen 13, 18.
behalten 43, 10. 92, 7. 1>(), 8. 175, 3.
■ich b. 63, 8. die suht 57, .S2 ;
den ttvlt 34, 37. 65, 9.
bebAren, eich 144, 1.
beherten 168, 1.
bebUeteu j4, !&•
bebnot 47, 34.
beide 9, 5. 10^ 10. 88, 30.
beidenthalbeu c. gen. 82,. 5.
bein 139, 3. 169, 9.
beiten 25, 17. 95, 13.
bekftrket 76, 31.
bek^^rfi «in, 21.
beklemmen 2, 34.
bekllben 134, 3.
belangen 152, 2.
bellbcn 51, 83. 123, <*.
benähten 158, 7.
benemen 34, 1. 81i, 30. 134, 2.
berAten 150, 4.
bereiten I83b 10.
beribten 32, 4. 78, 2. IST, 7.
bern 4, 15. 96, 7.
beecheiden stv. 4, 40. 74, 4. 129, 5.
beecbeiden adj. 66, 30.
beBcheidenliob 68, 3.
bosoheinen 35, 39.
besobelten 93, 14. 120, 10.
beaebcmen 125, 4. 157i, 4.
beschoawen 15, 10.
beseme, der 95, 4. 169, 3.
besengen 80, 37. 160, 5.
beeetsen HO, 1.
besitzen 78, 51.
bcsliezen 30, 11. 79, 66»
besorgen 89, 1.
beepreoben 178, 25.
best&n, mieh beet&t 36, 6. I36l, &
147, 3.
bestellen 138, 3.
baeten, sem b. 24, 19.
beiunder 12 u lO.
beauochen 70, 32.
beswseren 3, 15. 36, 16.
betagen 80, 39. 158, 7*
bete, diu I80n, 3.
betiuten 92, 13.
betceren 51, 42.
betragen, mieb betrftget e. ffen, .«^5,
27. 63, 17. 77, 29.
betriegen 39, 3.'i. pr<B». betringe,
preet. betrouc 52, 29.
betteetat, diu 9, 21.
betwingen 7. 2.
bcTinden 9, 33. 47, 33.
bevollen adp, 80, 69.
beTor 138, 2.
bewieren 35, 39.
bewarn 3, 48. 78, 4. 94, 15. tehöne
wol b. 157II, 6.
bewarten 138, 2.
bewegen, aioh 144, 8.
bezzer 31, 20.
bezzeruDge, diu 122, 5.
bl, »ei, «n, nahe 6, 28. 0, 25. 47, 8.
84, 10. gegen 68, 7. mit 110, 2.
vor 132, 4.
biderbe 39, 21. 75, 20. 119, 3.
biegen 139, 3.
bien = bi den 72, 39.
bienen 8Uii, 17. s. bannen,
bieten, an-, darbitten 39, 8. lOHi, 3.
bilde, das 78, 18. 138 8. b. gfeseo
67, 29. 80.
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BILLICB — DÜLTECLICH
319
billich 120, 4.
binden 5, 12. 169, 9.
bispel, dms 178, 8.
biteu c. gfn. u. a-C. 47, 9.
biten 74, U. laSu, 11.
bU 2, 1.
blat, Diht ein bL 12», A.
bleich 2, 6.
bll, daz 2, 17.
blint, an »innen 51, 41. an witeeii
91, 15. S6 merkeime 173» 8.
blcBde 80, 13.
bl6z 87, 11.
bluome, der 109, 9.
Bogenflsre, dar 108i, 1.
b6]ie, diu 147, 4.
borg, der 89, 5. 78, 78.
borgen 54, 3. 68» 8. 77, 7. 88, 8.
boaeh, dar 80» 87.
bflsae 109, 7.
bösen, daz 94, 12.
böte, ze boten aendan 59, 30.
boteaehafl. diu 27. 18.
br4 2, 7. brän 160, 5.
brechen 2, 12. 133. ö. 169, 10. 177, 4.
breiten 124, 14.
brief, der 77, 4. 188, 98.
brogCB 135, 5.
brunne, der 4, 7.
bttesen 51, 30. 117. 10. 143, 7.
baooh. BiM 110. 4. 141. i.
buoz. b. werden 6, 36.
bUrge. der 79, G3.
buize der 150, 7.
dA 1, la 4. 7. di abe 17. 15. dä
her 159n , l. d4 iune 1.8. da
n&oh 158. 2. d& zuo 5. 6.
dach S8. 81.
dahte prat. von decken 81i. 8.
dan 5. 21 83. 13.
danc, 4ue d. 31. 16. 101, 5. d. ha-
ben 142. 10. d. wissen e. dat,
47. 11.
dänkelln. daz 45. 16-
danken 27, 3.
danke« atlt. gen 101, 24.
danne 68, 17.
dannen 3. 49. 7J. 40.
dannoch 4, 44. l.SS, 10.
dar 4. 5. 68, 3t. 70. 19; 80. 140. dar
an 47, 39. 158, 7. d. n^ch 102. 9.
d. nnder 92. 8. 35, 10 82, 19. d.
zuo 47, 24. 74, 7.
da8t=daz ist 66. 28.
daz, auf dafi, damit 3, 15. 35, 4(.t
86. S6.
daz 8* = daz tl 3. 59.
dehein 34, 23.
deich = daz ich 2. 33. 66, 11-
deisadas ist 8, 8. 48, 6.
deiz = daz ez 21, LS.
dckeiu 12. 9. 27, 6.
dennoch 73. 18.
der 79, 9. gtn. J»fair., <f«r«ii 3. 23.
dör = daz er 41, 9. 98, 3.
dor mite 109, .*>.
der*8t = der ist 3. 23. 39. 34.
des €^9, gen, 9, 7. 3, 13. 36, 2
döst = das ist 3. 37. 66, 98.
deste 16, 5. 75, 20.
dcäwAr 99, 3.
des s das 87, 13.
Di&ne n. pr. 23, 24.
dicke .'■), 9. 10, 3.
dieniant 183il, 1.
dienen, üf e. dat. SO» 96. 58, 92.
dar d. 75, 11.
dienest, daz 147, 2.
diet, diu 78, 34. 125, 1.
diesen 81ii, 1.
dinc 26, 13. 59, 19. 160, 9. 188, 4.
tlin,tjon 78, 78.
disputieren 151, t^.
diu, di€te 95, 13.
diu'stsdiu ist 51, 14.
dö 2, 26.
doch 16, 14. 28. 2.
doln 36, 8. 51, 31.
doanen 12.S 10. daz d. 195, 13.
dörperlich 18S, 2.i.
d raste adj. 125. ü.
drftte adt. 181. 8.
drl 177, 8.
drie, diu 80, 5.
drieu 177, 6.
drin^ Sin» 93. 96» 6. 99, 4. 1S9. 5.
dritte, zera dritten 85, 5.
drlungc, diu FO, 4.
dr6, diu 156, 15.
drA, din 9, 33.
drtl/.zel, der 124, 6.
düf, der 156, 10.
dftlite 6, 25.
dulteelicb 78, 56.
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820 DURCH ^ VRKLTHOE!;
dnroh, um- willen , wegen 3, 4S* 93i
IC. 25, ß. 68, &. S3, S.
dürfen 15» 30.
durfte, dim 80, 64.
IHlrinc 100, 11. Dfiringm 99^ 2.
dürkel 101, 8.
duz, der 105, 13.
du'ssdft e« 13, 19.
d««d«r 97, 9.
e adr. 2, 22. 9, 12. »ubtt, 129, 12.
eben adj. 97, 34.
•bennre, d«f 65, 15.
•b«ne adv, 85, 7. 97, S. 14S, 9.
e\)Pnkrigten, der 137, 5«
ecke, dia 145, 5.
•del 18, 91.
6dM 114, 5.
oht 3, 40. .•>7, 80, TS ^•
eioblu 162, 5.
eiden 4, 89.
«igen Atf/. 10, 4. 79, IS. ««^r. d»
e. 74, 2.
eigenllchen adt. li>, 5.
ein vor dem Vocati9 93, 6. einer
haiidc 35, t.
eine 3, 5G. 5, 14. 1?»f, 11-
etneit 54, 99.
einlif 159i, 8.
einlcetic 17f),
eiauuge, diu 80, 5.
eiMhen is:t, 7.
Elbe, diu .'{9, 25.
eilen, <la/. 136, 7.
eilende adj. 41, 5.
ellendMi, sieh 187, 8«
elliu «om. oe«. pl. neutr, Mm «tte;
n/tcr.
em/.okeit 20, 5.
en JhtfOtionifpartikH.
enssden Siii, 24.
cnbcni 3, 39.
enbinden 7i<, 27.
enbir «. enbern.
enbSzen 31, 10.
endarf 14, 3Ü.
ende, ein e. 3, 39. 31, 21. 34, 26.
se e. komen 127, 2.
•adellcbe adv 33, 16.
•ner 6, 36. 130, 10.
enfremden 14, 9.
eng&n 78, 24.
engegeue 165, 5.
engelkAr 179, 28.
Kngellant, der von 101, 10.
cngelten 10, 13. 31, X8. 92, 10.
enheiu SO, 94.
enmitten 98, 19. e. swel 57ii, 1.
entnügen 13, 16.
enpfilhen, empfangen 15, 2&.
enpiallen 188, 16.
enpflegen 15, 15.
cnriiochen 63, IH.
üusol 20, 9.
euspringeii 2, 9.
enthftldeii 89, 13.
entonc 13, 29.
entrenneu 144, 4.
entriuwen 11, 5.
•nteUeieii 78, 14. 80^ 79.
entawellen 107, 10.
entwenen, sich 61, 1.
entwern 90^ 13.
entwlob, der 51, 33.
entwinden 62, 17.
ent^onen 77, 18.
enweder 188, 8.
enwiderstrit 87, .1.
enzttnden 78, Ii.
enswei 125, 16.
enswiieben 17, 48. 159i, 3-
er alt Verstärkung vor adj. und tmhH.
2">, 3. 36, 5. subst. 22, 43.
erbarmen unpert. 42, 5. 79, 2?.
erbeiten 68, 22. 163, 8.
erbeUtnt 166, 9.
erben l2Si, 3.
erblonden 160, 6.
erboni 144, 7.
erdringen 37, 35.
6re, diu 6, 18. 88, ». T9| 10.
155, 3.
drebemde 78, 16.
erfOrhien ini, 9.
erg&n, ergfin 4, 26.
ergeben, eich 78, 32,
ergleaten 181, 7.
ergraben 188, 8.
rr)ii'bcn 3, 44.
erhellen 78, 38.
erholn, sich 58, 16.
erkennen 7, 1. 89, 98. 44, 9i 91, 6.
122, 7.
erklingen 80, 149.
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BBKÖBBN — OEIiiCHB 321
erkösen, sich 8, 3*
erlaben 80, 113.
erlamen 139, 3.
erlAzen 157ii, 9.
erlesen 113, 9.
erlidrn 13, 6. 66, 2.
erliegea 60, 6
«rkeaer, der 78, 9.
erloubcn 13, 14.
ermoii HC, 2.
uru Hi>f 1.
ftire, der 57n, 1. 165, 2.
erschameii, sich 6, 21. 67, 40.
erscl ollo.n 78, 38.
erbciireckeu 127, 13.
ersehen 17, 16. 38, 1. Sl, 44. 144, 3.
erspehon 5l>, -3.
örsto ("lo. lOi, 5.
ereterbeu I2öi, 3.
eretrlten 37, 34.
erteilen 58, 9.
ertöreii, ertoeren 66, 11. 99, 3.
ervarn 187, 3.
ervorht 101, 9.
Crwahsen 80, 75.
erweit 18, -JtJ.
erwendeu ü:', ü. 65, 25. 77, 25. 154, 8.
erwerben 16, 31.
orwL'rn 74,
erwindon 88, 14. 167, 3.
erzeigen 78, 19.
eniehen 95, 1.
erzUnden S9, 12.
es 1801, 3.
esel unde gouuh 34, 9.
6Bt s es ist 79, 33.
öt = eht 51, 23. 571, 39. III, 7.
eteslich 141, 5.
eteswenne 140, 2. 172, 1.
etewu 36, 10.
9, V.
g&be^ diu gotet g. 110, 5.
gäch 14, 14. 100, 7.
g^khen ado. in allen g. 11, 14.
gäben VI09. 3, 16.
gftmpelepil, das 76, 3L
gan 40, 8. s. gannen.
gauc, der 4, 8.
WALTBU TOS SKH VOOKIiWBIDB.
gano imp. 90» gAa 118, 4.
ganz 30, 9. 80, 35. 38. 119, 9. 145, 7.
gar 7, 3. 21, 12. 23, 10. 40, 8. 77, 2.
gast, der 117, 2. 161, 8.
gcbserde, diu 14?), 3.
gebaren 4, •>4. 51, 6. 109, 5.
gebe, diu 15, 26. 36, 39. 83, 3.
geben «lov. 15, 14.
gebende kunst 178, 2.
gebende, daz 8G, 14. 188, 24,
geberu, gebältren; öfter.
gebieten 3, 43. imp. gcbiut.
gebrechen 129, 9.
Miebüezen a. büezen.
gebüre, der 72, 39.
gedagen 65, 5.
gedauc, der, Gedankt t Sft9r,
i^edauken s. danken,
gedenken c. gen, 23, 41.
gedien 4, 31.
gediuge, daz, der 22, 2. 37, 2. 53,
15. SO, 151. 165, 7.
gedrlet s, drlen.
gefriunt ad}, 186, 1.
gefröwen 30, 3.
gefrumen 68, 43.
gefaege 19, 16. 157z, 10.
gefüegen 27, 19.
geftioge adv. 67, 2s.
gehaben, sich 57, 21.
geUalseu 144, 4.
genas ad), 33, 8* 113, 4.
geh eise, daz 139, 9.
geheizen 17S, 5.
geboret 78, 45.
gebirmen 127, 11.
gebiore 69, 8. 80, 104.
gehcenen 72, 4.
gchcBren c. dat. 163, 6.
gehöret 120, 7.
geU 60, 4. 75, 9.
gein — gegen 84, 2.
geist 78, 48.
geistlich, g. leben 84, 12.
gekleit = geklaget 85, 13.
gelachen I'J, 8.
geläu 8U, 34.
gelAs 39, 30.
gcleben 81, 1.
gelegen part. 84, 15.
geleite, das 8 Ii, 24.
gelesen part, 119, 2.
gelf 2, 1.
geliohe ad9. 36, 20. diu geliobe4d^ 7.
21
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322
OELIohBN — OEWALTBK
g«llefaeii 68, SB. liob g. S, 8. du
g. 68, 40.
geliegen, prant, gelouc 21, 9.
geligen 72, 5.
gelihen purt. 181. f,
gelingen 47, 14.
geloben, loben 67, 18,
geloube, der 24, Iti.
geloit1»eii, lieh, «. gm, 81, 4.
gelouc «. geliegen.
gelt, das 68, 2J. 151, 1. 163, 5.
gelton 3, h% 83, 14. daz g. I26i, 7.
galabde, daz 139, 9.
gelust, der, WohlyefaUen 184, 7.
gemaoh, daz 121, 7.
gemaoheii 17, 1.
gemeine adj. adv. 17, 10. S9, 22.
52, 7. .S9, j(. g. ein 13, 30. g. ba-
Oeu 16?, S.
gemeit 8, 8.
gement «. menen.
{»emezzen 78, aU.
gemUete, daz: g. tragen 16, 30.
gemttot ad$. 119, 8.
genAde, diu ir>, 24. 83, 6. 87, 9.
27, 17. 1281, 13.
genAden 155, 7.
gen»deeUoh 80, 148.
geuseme 108, 7.
geuemen, nehmen 36, 36.
geueson 8, 7. 87, 13. 80, 89. 131, 1.
genietea, »ich 107, 1.
gcnifzcu 2G. 17. 47, 40.
geuöz, der ä6, ö.
geuOzen, sieh 5, 8.
genosten part, 86, 18.
geunoe acö'. 5it 37.
genuoge adv. 151ii, 13.
gepttege», pflegen 53.
ger, diu 79. 75.
gerivte, daz 140, 3.
Görbrelit n. pr. 110, 8.
g8ret = gefiret 80, 21.
G4rli«rfc Atae 186. -
gerihte, daz 161, 4,
gerihteu 169. 2.
geriten 126X1, 4.
getiuwen 34, 18.
gern c. 'jfn. 3, 43.
gernde, der 83, 10.
gerne 80, 108. gerner 101, 4.
gerochen part. 86, 8.
gerte, diu 80, 32. 168, 8.
geittegen 80, 122.
gernochen «. raoobeo.
geiach prcet. von gesehen 81, 14.
peschach, geschah.
geschaffen l26ii, 11.
geeohant 138, 6.
gescheidcn = scheiden 7, 5.
geschenden 79, 37.
gescbiffen = verschißen 151, 3.
geeohr8 185, 18.
gesegeneu 54, l.
gesehen = sehen.
gezeit = gesaget 36, 11.
geeelle, der 12, 8.
geselleschaft leisten 188l^ 13.
gesin 10, 11.
gesinde, daz 187, 18.
gesinden, sieh 78, 83.
gesingen = sintjen.
gesit/.en = sich seUen 54, 24.
gesmosen 8li, 4.
gesprochen = sprechen.
gespil, der 188, 9.
gestolt part. 31, 27. 79, hb.
gesUn, einffion vor g. 27, 38.
geeteine, das 6, 5.
gestön = stehen 55, 11.
gestrlten, kämpfen 79, 37.
gesnnt 81i, 24.
geswlgen 76, 19.
getän 3, 16.
getar m. turren.
gei&t, diu 145, 7«
getato S, 40.
getragen 80, 45.
getreffen U, 11.
getreten » treten 68, 18.
getrinken = trinken.
getriuwe 9, 36.
getroesten ~ trcesten.
getronmen s tronmen.
getrüren = trüren.
KCtrüwen, trauen*
geturren 7, 11.
getwere, das 148, 6.
gevallen 73, 31.
gevar 80, 54.
gevam = Tarn 76, 1.
gCTerret 80, 14.
gevieret s. vieren.
gewäget 76, 30.
gewalt, der l, 8. 28, 1. 79, 54. g.
haben c. gen, 53, 5.
gewaltccUche adv. 27, 11.
gewalfcen e. gtn, 65| 5.
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OVWAB — HBSSBIOHBlf
328
gewur 80f 118.
gewtere 80, 106.
gttwarten 62, 15.
gewenden 30, 39.
gevrem 40, 3. 47, 89-
gew«rp, der 37, 38.
gewerren Si), 118.
gewesende 80, 79.
gewlhtitt swert 188, 42.
gewin, der 65, 17.
gewinnen 17, 32.
gewis adj. 144, 10.
gewisi pari, wn wissen 164, 6.
gewizzen adj. 140, 3.
gewon 22, 49. 80, 116.
geworlit 80, 35. s. vrilrken.
gewönne, das 87, 13.
gczemen 15, 27. 34, 22. 38, 17.
gezlt, diu 1, 6.
giesen <>7, 29.
glht 3. prmt, eo» jeben 33, 1. 82, 3.
gir, diu 80, 13.
glt = gibt 18, 11.
gltekeit, diu 138, 9.
gttsen 112, 6.
glesln 14, 24.
got: gotes hüs Slm, 19. 165, 3.
gotei Tart 120, 1.
gottoh, der 34, 2. 96, 5.
gougelfuore, diu 117, 6.
grA, grau 70, 7.
gram 170, 8.
gr&t, der 76, 12.
grim, der, oder diu grimme 187, 3.
grimme adj. 79, 23.
grlnen, das 146, 6.
grlse, der 66, 1.
graonen 18, 24.
gruoz 16, 23. 63, 4.
grftien 140, 4.
gllete, diu 7, 4.
gugRaldei I2>iir, 11.
guldin, golden l26n, 7.
gülte, din 15, 11. 77, S.
guQ&ret 80, 23.
gunnen 22, 14. 40, 8.
guot adj. 3, 11. 20, 13. 31, 3. 56,
20. 70, 25. se gaote tttoa 13, 11.
gnot, das 14, 12. 18, 12. 811, 11.
habe, diu, der Haf-'n ISl, 5.
habedane, der 17, 2. 37, 8.
haben, haU^n 17, 17. 35, iSt
hal 1, 3. «. hellen.
halm, der 9.
halsen 144, 4.
halten 151, 7.
hän 6, 11.
handelunge, diu 119, 10.
hanhte ». beuken.
hant: einer hande 35, 1. 125, 1. mit
beiden banden swern l26l, 14.
hantRet&t, diu 80, 1.13.
h&r : niht ein hkt 64, 3. büt und h.
t. hftt.
harte ndc. 112, 3. harter l28ii, 2.
baz 10, 18. 14. 13. Sin, 7. 117, 9.
130, 1.
heben, aieh 59, 25. 79, 39.
hei 35, 7.
iieide, diu 1, 2.
beiden, der 80, 12d.
heil adj, 34, 34.
heil, daz 80, 100. 108, 2«
heilegeist 78, 60.
heim adv. 59, 25. 117, 8.
heim, das 117, 3.
hcime (idv. 63, 21. 117, 8. 153, 8.
lieiinesch 161, 7.
bein adv. 141, 8.
heiaen 25, 12.
H616ne n. jir. 23, 24.
helfe, diu 143, 5.
helfBlös 78, 70.
helfen 3, 83. 67, 9.
belle, diu, Hölle 80, \%
hellebeiz 78, 65.
hellem6r, der III, 7.
hellen 1, 3. 78, 53.
hcndc s. hant 78, 62.
henken 98, 5.
her adv, 30, 23. 47, 17. 108, 5. her
wider 39, 26. 138, 3. Id7n, 11.
her, daz, Iloer 78, 60.
hör, bdre adj. 9, 14. 17, 29. 39, 14.
b8r vor Bigtnnamen » h8rre.
höre adv. 8 In, 22. 118, 6. 183, 3.
liereberge, diu 77, 32.
liören 80, 62.
hergea^le 136, 10.
hÖrllrhe adv. 80, 34.
b6rre, Hüter 67, 1. 72, 15. 130, 2.
alt Ausruf 31, 13.
h8noh 68, 31.
herte adj.. hart 80, 105.
heiseiehen, das 136, 9.
21*
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524
BEBZSLBIDB — JBHBN
henelttlde, diu SC, 22.
herzeleit, das 56, 22.
horzplich 34, 7.
lierzelicbe, diu 25, 10.
heneliep 56, 19.
hi« 4, 21. 30, 13. 56, 37.
hien = hie in 133, 1.
hie'Bt = hie ist -10, 27. 67, 10.
Hilteffundtt n. pr* 34, 34.
himelfrouwe, diti 80, 74.
hina-lhort, der l U», 8.
himeltüu, dnz bO, 70.
bimelwagen, der IT, 27.
In: hin ze j;\re lOH, 7. In'n (fcben
83, 9. hiu umbe 29, 6. hiu wider
78, 47.
hlnaht 117, 6.
binden 77, 24.
liinfler, h. sich Slii, 24.
hinken 143, 2. 171, Vi,
hiniio 8, 12.
binnen 3, 34. 79, 29L
hiure 34, 9. G3, 4.
hiuto: h. und ieraer 3S, 2. 57, 2ü.
h6 3, 27. 56, 3.
]i6oh 1.3, 23. 69, 1. 143, 10.
höchpeborn luu, 8.
höchjjeinäc 174, 1.
hdchgemttele 98, 13.
höcligemuot 5, 14. 23, 19.
höchtfezlt, diu 5, 33.
höebverUo 177, 3.
hof : so bOYe 36, 30.
höhe mit. 25, 9. 152, 8. mir itAt
höhe 103, 2.
hoehen 37, 21.
holt 11, 5. 137, 6.
hoeno g.i, 8. 122, 3.
houe^eu 140, 5.
bcsnen 36, 7. 69, 11. das b. 135, 15.
hornune, der 150, -j.
hört .^2, 10. Iü2, 5.
huubet, daz 4G, 17.
houbeteande, dia 91, 1.
hoyebierc 161, 7.
hovf'hello 10'. II. I.
hovcliuh uU, 2. 72, 1.
hovellcben adt. 5, 14. 108, 5.
hövesch 36, 2.
hövusoheit, diu 57, 26. 166, 3.
hövuschen 36,
hovest»te adtf. 140, 1.
hovewert a4$, 180l, 8.
btteteu 31, 33.
hnlde, dia 12, 7. 33, 30. 75, 12.
hnlfen p/ur. pr<t /. ton belfen 35, 8
huobe, diu 1S8, 45.
huote, diu 3, 20. 13, 9. 133, 6.
htll, das 80, 83. 155, 3.
btkt 31, 3. bftt und bAr 96, 11.
i h 8' r-t ich sie 13, 17.
ie 3, f.3. r, 27. 134, 10. 187, 86.
icdooh 21, 6. 51, 9.
I icgealicb 99, 9.
j iemen 9, 29. 74, 3.
; ienier 12, 17. 46, 11. i. mö 57, 13.
66, 2. i. Diöte 188, 17.
iemitlen 66, 37.
iender 17, 37. 172, 3.
ienoch 3:), 9. 47, 40.
iesä 76, 18.
lesob «. eisoben.
ietweder 17, 41.
iezuo TU, 12. Ifi.i, 7.
iht 2, 6. 3, IJ. 142, 2. = niht .S2. 2.
i*m SB ieb im 54, 4.
in dat. pl., ihnen 65, 23.
in ein, hinein 27, Vi. 80, 34.
in allen gäben 11, 14.
i'n ^ io)i in 65, 34.
i'n, i'no 12, 6.
ingesiode, daz lO.'t, 1.
inme in deme 10, 7.
inno 1, 3.
inuocliche ade. 9, 23. 188, 28. in-
necllchen 12, 10.
innen 132, 9.
ins:-» 1, 185, 3.
irre: i. ft6n 171, 8. i. varn 51, 31.
irreu c. acc. und gen. 19, 8.
ttensob n. pr. 136i, 3.
iu dat. des pers. Pron , euch 6, 10.
iur 8 iawer 6>.38. 134, 21.
j4 Ausruf 2, 32. 32, 41. ««6«/. 14C,
10. 170, 13.
jagen 80, 25.
jsemerllche adv. l«'^, 17.
jÄmcrtac, der 76. 34.
ja'u = j4 ne 3, 39.
jAr; S6 jAre 63, 2. 109, 7. Ton den
jären 148, 6.
jeben 10, 4. 20, 2. 79, 4. 80, 4.
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JOCH — Ld
325
joch l.\ 12. 57, 27. 188, 4».
junchörre, der 179, 5.
jungen 17, 19. 31.
kalo 139, 10.
kamtrttrtt lio, 8.
kanzellsere I59i, 7,
kapien 5, 20.
kappe, diu 84; 19.
karkervar 76, 10.
KatzeneUcnbogen, der von ISCnx, 8.
kein 172, 3.
keiierlleta 97, 4.
kel, diu 17, 41.
kemenäte, diu l29, 7.
kempfe, der 99, 9.
ktoen 80, 57.
Kerendrere, der lOS, 1.
Uerze. diu 160, 4.
kiel, der 151, G.
kieaen 3, 3. 69, 4. 188, 29.
kindos spil, daz 170, 7.
kint (5, 18. ein k. an freude 21, 3.
von kinde lier 68, 2. 188, 7.
kintbeit, dto 170, 8.
klt prcBi. von quodcn 68, 34.
kiusche adj-, h^usch 113, 8.
kiusche, diu, Keuschheit 37, 33.
kinse pras. von kfesen 3, 82.
klapen 31, Ci.
kleiden 18, 9.
kleine 21, 11. adv. 34, 18. 45, 9.
57, 19. 167, 7. xe kl. 67, 25.
klösensere, der 3G, 6. 81m, 22.
klü«, diu 80, b4.
kneht, der. Knapp« 96, 3.
knoUe, der 107, 6.
Kölne, bischof von K, 159l, 1.
komeu 163, 4.
k6r, der III, 9. 163, 8.
kös praet. von kleten 3, 3.
krä. diu 4, 29.
kraft, diu, gen. krcfte 5, 23. 134, 4.
krage, der 107, 7.
kraue 25, 12. 52, 5. 174, 1. kran-
ker sin 87, 6.
kranechen trit, der 98, 3.
krefte «. kraft.
krcnken 68, 48. 142, 3. «ioh kr.
67, 31.
Rriecheu,zo Kr., Griechenland 1U3, 7.
kripfe, din 88, 8.
Krist, ChrUtua 80, 43. Erittes reite
153, 4.
kristen, der, Chrf$t 80, 129.
kristenlicit, diu 80, 118. 136, 3.
kristcnliche aifr. 115, I.
kristenman, (K r 1S4, 23.
Krittentaom, rior, personi/. SO, 115.
kriuze, daz 85, 3.
kröne, diu 16, 18. 85, 3. = Kaiier*
thum 129, 13.
kroBnen, mit lob« kr. 26, 6.
krüraben ILTai, 12,
krump IGi», 1.
kumber, der 14, 3. 18, 10.
kam« adv., tnit MShtf kaum 55, 23.
künde, diu 87, 12.
kündeclichcn artr. IGO, 4.
kuudckeit, diu 124, 14.
kunder, das 146, 2.
kündic 188, 6.
kUnec, König.
kuuTt, diu 73, 5. 84, 5.
können 1, 6. 68, 36. 169, 11.
kunst, diu 17^, 2.
kunterfeit, daz MG, 5.
kür conj. proil. von kiesen 5, 29.
kUr, diu 103, 12.
kurz: in kurzen tagen 185, 1.
kurzewlle, diu 5, 13.
kttssen, das, ÜT/nen 17, 31.
1& »//i/jT. von ]\n 27, 25.
laclielajre, der 140, 4.
lächeliclio ad». 140, 8.
Ucben e. ffen» 9, 22.
Inden 13, 8.
lA^e, diu 77, 30. 133, 6.
läu = Uzeu 3, 10.
langer 3, 7.
laut 4, 20.
lai.tgr.ive 109, 1.
iantreiiloire 79, 57.
Itere 164, 8.
läst 2. pra-.i. ron 14zen 3, 7.
laster, daz, Schnnde 19, 12.
lasterlioho, -liehen 135, 6. 92, 12.
lAsen, erben 1. 186, 10. varn 1. 151,
7. verlauf n, zurück'amfn 3, 51.
ertateen 80, 94. zulassen 77, 12.
sich an einen 1. 145, 8. 155, 6.
18, der 2, 8.
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32S LBBSN
leben, frles 1. 133, i. geitülditts 1.
84, 12.
lecker, der 108n, 3.
Icdio 32, 17.
Idhen, gotos 1. 144, 8.
leide ad9., »ehmerzlieh. weh 60, 13.
leiden 30, 34. 47, 88. mir leidet ein
dinc 9.i, 9.
leider, wie nhd,
tele, der, Laie Bim, 14. leien reht
86, 14.
leisten, iHg nhd. I2?ii, 13. $iH Ge-
bot bejolgtn 173, 2».
leit «ulj. SO, 8.
leit, daz 3, 5.
leit = leget 15, 3.
leiten 124, 14.
leiteeterae, der 97, 19.
lenge, diu 148, 1.
16re, diu6-», 20. 111,4. 120.2. 133,3.
l£ren IG, 16.
lemea 107, 7.
letehea 183, 4.
lesen, pflücken l, 10.
lest, lettt. jüngst 79, 60.
leyre, der, L5^e 181, 1.
Udea, leiden, erleiden, ertragen 93, 3.
liebe, diu 3, 8. 38, 10.
liobeu, einem 86, 2. mir liebet 37, 3.
liegen, lügen 31, 9. 6u, 7. einem L
84, 11. subst. 178, 4.
lieht adj. :i, 3. 6, 21. 18, 19. 80, 106.
lieht, daz iU5, 1.
Uep a<//. 3, 8. 37, 9. 38, 38. 140, 7.
188, 48.
Uep, daz, Geliebte 3, 7. 23, 18.
treude, Lust 55, 10.
Uet, dac 169n« 8.
liesen, daz 1G4, 3.
ligen, Heyen; oft.
lihen, leihen 17, 39.
Uht adS, 33, 36.
llhte ade. 6, 36. 36, 38.
llhtgemuot 22, 35.
lilje, diu 16, 20.
UljenTmr 17, 34.
li^erOeevarwo 76, I9.
linde, diu «ir/. 9, i.
link 130, 6.
Up, der 3, 81K
lise, icli, 1. prmu to« leien 1, 10.
Ilse a«/». 100, 7.
Ust, der 28. 4. 47, 35. 80, 42.
93, %
— ILSRB
lit, daz 181, 1.
11t =r liget 1, 10.
linlitett 97, 7.
Liupolt n. pr. 107, 10 /.
liut, liute, Leute 186, la
Ii Uten, läuten 152, 4.
16 2, 25.
lobelich 60, 7.
lobelln, das 119, 7.
loben 17, 49. eubsl, 10, 16.
lOn, der 102, 7.
lönen, belohnen 49, 4.
lop, daz, Lob.
löl adj. 59, 9. 67, lt.
loesen 78, 15.
löt, daz 93, 13.
louf, der 105, 13.
lottfen 193, 9.
lottgen, daz 3S, 8. 77, 39.
loup, daz Slii, 4.
Ludewio n. pr. 105, 3.
Ittft, der ISO, 5.
lüge, diu 112, 7.
lügensere 42, 2.
lüne, diu 109, 6.
Itta ad»,, lata 3, 44.
ICiter fidj., lauter, Uar, rein 140, 7.
laterlich 27, 22.
lUtzel, l. ieman 24, 8. 32, 18. 66, 15.
ein 1. 40, 4. 51» 18.
mac prcBS. ton mOgen, kS»men 3( 96.
niäc, der 186, 2.
machen, hervorbringen, bewirken.
meget, dia 1, 4.
magetlich 80, 39.
maht: dü maht, du kaniut 93, 11.
maht, diu 158, 3.
mfti, das 141, 5.
malhe, diu 83, 11. 161, G.
man, der, JfaiM, in der Regel un-
flectiert.
mftne, der 46, 99.
7«anec, manic, manch 3, 7 ß.
inaneu 53, 4. 166, 3.
manheit, diu 136, 12.
manievalt 90^ 1. 97, 3L
manlicb 179, g.
maro, diu l26l, 5.
maere adj. 73, 36. I26i, 10. alsO m.
63, 18.
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*
üm, dM 11, 6. pl. diu m. 31, 12.
M bOBsen mseren 56, 6. höher
msre sin ]59i, 6. ze m. sagen
Itil, 4. m. brmgeu ISOii, ö.
mwgulte, dia 80, 51.
martersre, der IO611, 6.
nftze, diu 16, 8. 29. 75, 18. 116, 3.
142, 1. 148,2. 151,4. per$on. 25,3.
m« 3, 11. 14, 5. ntött, 74, 13.
megede kint s Christus 167, 7.
Megedeburc n. pr. 100, 3.
mehtic 158, 1.
mttio, der 5, 8.
meinen 30, 7. 61, 14. 167, 7,
meist adj. 8 Im, 7.
meister, der 165, 3. 173, 9.
mfllttoriiiiie, diu 37, 88.
meisterlös 169, 11,
meit, diu 6, 34.
■MldttA 106n, 3. l«6, 13.
menege, diu 118, 3.
menea 115, 7.
in«im«8oUich adj. 80, 42.
nuuuiMebllcben ad». 79, 7.
meiuelieU 78, 33. -il.
mer, daz, Meer.
ai4re ade., mehr, länger, ferner 26, 9.
iD4r«B 53, 32. grofiv iDocAtfi», er-
hSktn 105, 10.
merktere l;j3, 9.
merken 69, 4. 118, 1.
mene, d«r 5, SO. ,
mes, das 148, 7.
mezzen 37, 7.
MichabSl n. pr. 173, 25.
michel 4, 34.
michels adv, gen. 10, 15. 101, 8.
I28ii, 2
mlden, meiden 105, 12.
miete, dfn 39, 5.
mlle, diu, Meile 155, 3.
milte, diu 82, 7.
milte adj,, freigebig; oft.
milteeUohe «d». 103, 10.
mUttiteh 33, 13.
min gen.. mein; oft.
miune, diu 3, 8. perton. 26, 8.
minneelicli adj. 10, 1. 45, 4. 83, 15.
minnecltohe ado. 157u, 7.
minnefiur, daz 80, 103.
miuueu, lieben; oft.
miimer comp, adj.^ mlsder 51, 40.
miure 148, 5.
minnetanc, der 75, 11.
— HlcB 327
ariare «. mlaaer.
mir »' = mir si 17, 17.
mir'at = mir ist 63, 1.
mir'z = mir daz 9, 28.
mlnebietea 57, 35. 31.
missog.'Vn '-'7, 24.
misseiiogeu 22, 8.
MIssensre, der, n. pr. 157l^ 1.
aiisseetikn 40, 14.
roisaetät, diu 37, 48. 140, 6.
missetreten 166, 7.
aiitwtoea 46, 8.
miMeveUea 87, 13. nAst, 35, 3.
missevarn 52, 30.
miaaewende, diu 40, 10. 119, 3.
ailt imper. 90m aitdian 3, 34.
mit prcep. 22, 40. 58, 57,
mite adp. 70, 4. m. rünen 46, 27;
teilen 170, 12; yolgen 22, 50 u. s. w.
mitewitt, diu 80, 41.
Büttelmae, der 159ii, 2.,
mitten adp., mitten 188, 36.
mühte conj. praet. »on mUgen 1, 6.
morden itO, 9.
morgea, der 3, 3.
inorgenröt, der 80, 32.
morgeusterue, der 3, 12.
mort, der 138, 4.
maeke, diu 8 Iii, 19.
müen, müejen 11, 4. 19, 3. 53, 14.
136, 6. 188, 28.
mttese conj. p/wt. nn mUesea 5, 30.
mfiesegenge aiotn. 187, 15.
mttezen 8, 1. mögen 85, 21. 51, 8.
mügen 1, 6. 9, 4.
mül, diu, ÜühU 73, 31.
munder 146, 3.
mttnech, der, Mönch 3, 85. =s Abt
155. 10.
mfiaistsea 138, 7.
Maore, diu, Fiußname 118 1.
muoge pTitt. von müezcn 6, 32.
muot, der 3, 15. 7, 2. 16, 16. 21,
33. 93 , 7. 133 , 8. 183, 1. muot
haben c. gen, 141, 4. ae muote
werdeu ä^l, 1.
muoten 7, 11.
Bifti, dia. Manu 106n, 4.
nae, der 89, 8. 68, 38.
nftch adv. vil ndcli 25, 9. — prmp,
51, 24. 54. 16. 105, 14.
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4
328 vAOExs
nacket adj.. nncht 17, 46.
nftgel, der 14G. S.
Bfth« adj, 2, 21. — t, SS. 11, 6.
101, 1.
n&hen ade. 17, 17.
n&hgebüre, der If.O 6.
Bfthteg«!, -gale, diu 4, 9. ^.
name, der ng, 1.
narro, der 11«, m.
naz arf^., no/J 155, 9.
ne «<i9. Ntgaüon 36.
nftbelkri, dla 9, 4.
neic prcft. von BtKen 6, 22.
neigen, sich 38, 29.
nein: n. ieli 74, 7. n%utr, 140. 10.
neina 34, 6. 52, 19.
nemen 4, .34. 155, 8.
nennen 91« 3.
nem, «öftr«», erfiattm} o/t,
newart, uard nicht 4, 27,
newas, uar nicht 4, 25.
nlden 49, 3. subst. 34, IS.
nider adij, 75, 19. ad: 38, 8.
nidere adv. 25, 9.
nie, nt«, durchaus nicht i ojt,
nieht 8. 13.
aieman, niemen 9, 82.
niemcr 9, 82. n. man 10, 14. n.
niht 12, 8.
niender 36, 28.
niene 3, 26.
nienen 70, 23.
uiener 100, 10.
niewaa 3, 8.
niesen iSOi, 4.
ntgen c. dat. 6, 22. 117, 2.
niht c. ye/i. 4, 35. ntutr. 90, 3.
nlt, der 1, 7. 55, 7. 69, 19.
niuwan 42, 2. 77, 29.
ninwo ndj. 40, 8. $ubst. 104, ß.
niuwet, niwct 13, 32. 81m, lö.
noch 66. 36. 48, 1. 178, 19. noeh —
uoeh 80, 89.
Ü6ne, diu iü4, 4.
nöt, diu 3, 3ö. 17. 33. 19, 9. 47, 1.
59, 8.
nOtic ad}. 178, 3.
nü 2, 30 34. 12, 3. 80, 8. nü dar
173, 14.
Ntterenbero n. |>r. 161, 4.
numme, in n. dumme 108> !•
fOLTjH
ob, obe eoi^., «mit 9,81. S9, 7. 88. 1.
90, 9.
obe prasp, e. <faf., über 30, 10.
obedach. das 169, IS.
obo ÜK'on -^n. 18. 19,
od, Ode = oder.
offenb&r, -bAve näm, 80, 44. 168, 28.
offenllche adn. 42, 6. 167, 6.
ofte or/p., oft.
ordenunge, diu 80, 144.
tee, das, Ohr.
6ren1ÖB adj. 32, 24.
ors, daz 83, 12.
ort, daz 55, 18. SO, 73. 152, 8.
Otte n. jir., OfA>.
onch, auc/i, nocft 84, 7. 86 13.
ouge, daz, Auge, nnder ougcn 6 35.
ougen weide, diu 2, 11. 8, 32.
194, 6.
ouwo, diu, Au 9,' 11.
ouwö, öwö 5, 27. 24, 5.
owi 2, 16.
palas, der, Pa\n»t 80, 59.
Patriarch e, der 119, 3.
pfaffp, der, Prif^ter; oft.
pfaflich aäj. 179, 3.
pfahten 158, 8.
p&nne, diu 119, %
pfant, daz 89, 5.
pfarre, diu 116, 6.
pliat, das 9, 24.
Pfät, drr Po 118, 2.
pfÄwe, der, Pfau 98, 4.
pfenden 30, 27. 62, 5.
pferit, das 1261, 10.
pflegen c. o^'n. 2 5. 181, 4, mit
einem pfl. 9, 31.
pfleser, der 159i, 6.
pflibten 59, 12. 135, 10.
pfrüendo, diu 165, 6.
pfuut, daz 99, 11.
Philippe« «. pr. 97, 1.
Itilf?erin, der 187, 4.
Pölän, der Pole lOSi, 4.
porte, diu, Pforte 80, 33.
predjen, predigen 158, 8.
prls, der, Lob, Ruhm.
pri^^en 137, l.
prUcven 151, 9. 10. 156 8.
PttUe n, pr, 149, 1.
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KACHE — SCHELTEN
329
räche, der 146, 8.
rtehe, diu l€7, 5.
Baphahdl n. pr. 173, 86.
rat, daz, Rad 72, 23.
rät, der 83, 15. r. trageu 159, 6.
r. werden 3, 45. 66^ 8. 80» 91.
rechen M» S. 167, 1.
rede, diu 67, 6,
rederich 159u, S.
regen 17« .^7.
r^enen 82, h.
reht .itn. 16, 29. 87, 3. m, 12.
rebte adw. 32, 18. r. als 3, 36. 39, 34.
BeinmAr n. pr. I98ii, 1.
reine affj. 17, 2.1. 49.
reise, diu 1S8, 48.
rennen, wie nhd. 138, 10.
riren 84, 4.
ricli intper. von rechen IfJ, 1.
rieh, rlehe, mächtig, reich 9, 20,
rlclie, daz = imperator 98, 9.
riehen 116, 9. 147, 1.
rlfe, der, Iie>/ 73, 1.
rigel der ms, 14.
ribten, einem und Uber einen 26,
10. c, dat, ISS, r.
rimpfcn 2, 7.
Bin, der Rhein 39, 25.
rinc, der 165, 8. 188, 41.
ringe atf/. 80, 159. 87, 8.
rintjpn 25, 12. 57, 18.
rls, daz 137, 3.
rise, der 148, 10.
iteen 86, 10.
rllen, reiten ; oft,
ritterlich 179, 3.
riuten l2l, 3.
riuwe, dia 84, 94.
riuwecllche 1«^, 19.
riawen 12Sii, 1.
riuwio 78, 13.
Biue, der, n. pr. 180t, 4.
tt 2, 23.
Börne, Rom 8lxu, 5.
rcsmeioh 113, 9.
rAr, daz Iii, 8.
roBseloht 17, 24.
rouben, rauben, berauben llO, 9.
rft 2, 80.
moke, der 169, 10.
rücfon, rufen 17, 46. 110, 5.
rüemnre, der 56, 13.
memec 94, 94. 56, 4.
rOemcn i:^ 90.
rUeren iQ, 2.
rünen 46, 98.
moehen 31. 55, 6.
I riiowp. diu, Ruhe 1.54, 11.
ruoweu, ruhen 173, 24.
rftsohen 70^ 93. 79, 99.
■aeh prmt, tton Mhen, %tth 3, 4.
Sache, diu, Reehttgaehe l96i, 8.
Sahae n. pr. 100, 11.
I sal, der ören a. 96, 1.
Salatln n. pr, 101, 7.
ssBlde, diu 15, 19. 89, 1. perton.
18, 9.
saeldenrich 88, 11.
8«Iekeit 33, 5.
saslic 12, 15. 173, 8.
8Kte s. sAt.
Salomön «. pr. 80, 50.
«am prepp. 83, 11.
sam, same 5, 9.
85im :59, 31.
' same, der 108, 2.
I «amen, se lameue Sit, 19.
j samt 141, 8.
sano, der, Ge^nug- öfter.
sanfte adj. 26, 16. 39, 7. adv. 121, 10.
tangei tac 5», 5. 68, 91.
sastc pr^rt. ton setzen 22, 5. gii, 3.
sät, diu, ^/en. aaete 166, 8.
s&ze, dm 81 1, 21.
•Ohaben 77, 4. 170, 4.
schÄch, fli r 117, 9.
schade, der, Schaden; oft.
schaffen 55, 11. 74, 5. lüGii, 6.
schal, der; se schalle werden ll2, 10.
schale, der 1.19, l,
schalchalt lb8, 36.
schalkeit, diu 107, 7.
schallen 96, 10. 109, 7.
schäm, diu 40, (!. 66, 39.
schamelös 19, 9.
schämen, sich 18, 23. 19, 8. 66, 32.
schände, diu 91, 1.
fCliapol, <!:iz 2, 12. 57, 97.
scharn, sich 78, 59.
scbarpf 107, 1.
Schate, der, Sehaiten 4, 15.
Bchätfi ~ Rcliadete in, 4.
scheiden 3, Ii. 16, 14. 87 10. tubit.
57, 6.
Mhelten 31, 16.
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8CHEMEUCH
8PATB
•chemelich 139, 7.
»ohenken 80, U7.
•ohiere adp, 9, 20.
scliillien 70, 14. 4ltM, Ittt, 8.
•chimpfea 67, 12.
•chln, der 17, 14. 35, 11. 76, 20.
laOn^ 4. ■ohln werden IS, 19. 88, i.
•eliliulen lf^2, 6.
sohtnen3, 4. 36, 15. 50,6. 109,10.
Ml|6a« «Ii». 6, 22. 9, 5. 9. 152, 2.
t. pflegen 85, 8; «ich TertiBaen
19, 15; walten 175, 4.
Bchoeue adj. 16, 23. 90, 4. = schoe-
nei 38, 17.
■c]i«»ae, dia 7, 8^ 87, 19.
Bchonwen, daz 77, 22.
schrien 2, 4. prcBt. 90hH 85, 4.
iuM, 7B, 88.
»ohriet proet. vo» eehxOtea 18, 15.
Bohrin, der 81 r, 15.
schrdten 18, 15.
eehulde, diu SO, 49 j von schuldeu
13,18. 51,9. 55,9. 1981, 7. 1581,1.
schulten s. schelten,
sö interj. 66, 4. 164, 2.
iedel, der 171, 8.
•egeneii VM, 8.
seheu 3, 3u. daz 69, 37.
»eite = sagte 40, 23.
eeiten III, 9.
selbe 27, 16. 36, l.
selbwahscn 169, 1. 174, 6.
selbweseude 8U, 7.
•elde, din 80, SO.
selfiu 31, 29.
selten 137, 1.
tieltSKne 146, 2.
temir l98ii, 9.
•eneclich 15, 3.
sende prat. von leiien 3, 50.
tenede adj. 3, 8.
•enelich S(S 16.
•eneii, sich 3, öO.
senftu (xHJ. 11, 9.
senfteu 34, 24.
■8r, das 17, 30.
■8re ade. 3, 51. 34, 6. 77, 13.
86ren 23, 17. 144, 3. iuM. 53, 34.
ses, daz 177, 1.
■81 6, 8.
•etzeu 17, 3. 81 ii, 16.
si su>>.il. 22, 43.
sibeneu, sich 177, 1.
•ich imper, 9cn sehen: Heh 82, 4.
sicherllche udv., zuverlätriff»
•Ide, diu, Seide 16, 32.
■tooh 95, 10. 17, 90.
ileehen 17 1, 13.
siechhüs, daz 80, 115.
sigeutmft, diu 188, 43.
ttb« 1. prm», wn eehen 10, 9.
Simonie 80, 119.
sin, der 7, 3. 27, 10^ 54, 7.
sin suösi. 144, 8.
■inewel adj. 175, 6.
sinewellon 176, 8.
singen 164, 3. s. nnde Mgen 59, 5«
sinnelös 35, 12.
•innen 85, 7.
Sippe, diu 174, 3.
Sippe adj. 1261, 11.
Sit 3, 34. 114, 2. 8. daz 21, 7. 68,
15. s. nft 47, 94.
Site, der 16, 16. 89, 99. 70^ 1.
sitzen 4, 16.
siuren 32, 19.
slae, der 99, 15. 188, 18.
eläfen HO, G.
slahte, diu, Jrt 159n, 1.
sieht 2, 30. 79, 34. 141, 10.
sUchsn 50, 1. 98, 4. 100, 8.
sliezeu 67, 28.
Blinden 163. 8.
slipäc 176, 1.
slnoken 183, 6.
srnac, der 76, 20.
smsehe adj. 94, 7.
smal 96, 9.
sraeoken 17, 27.
smiepen, sich 177 8.
smit, der 97, 3.
smino t. smiegen.
snarrenzsere, der 1801, ?•
sni, sniä 2, 15.
sniden 80, 124.
snit, der 166, 8.
86 1, 10. 5, 1. 18, 11. 59, 23. 187,
6. 86 - 86 170, 13. SO W« 99 1.
86 wol 20, 16. 36, 4.
soldennre, der 188, 47.
Bolich 30, 19.
soln 6, U. 10, 3. 81, 5. 6. 85, 5.
8olt, der 1801, 2.
sorge, diu 18, 17.
sorgen 68, 6.
spsehe adj. 159X1, 6*
sparu 120, 1.
sp&t» ad9* 149, 18.
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SPBHEN — 8 WIKGEN
331
•pehen 84, 5. lOi, i. i6l, 5.
•pthcr«, dn 59, 23.
•per, daz 85, 3.
■pileman 36, 38.
»piln 2, 26. 5,2. la, 16. 57 , 24.
124, 5.
spiz, der 103, 6.
8por, dai 112, 4.
tpreoben 138, 6. c. dat. CS, 9.
6«, 21.
•pringen "o, 19.
Spruch, der 68, 14.
•prunc, der 21, 12. 123, 2.
•pfink 146. 10.
Stäben c. dat. I26r, Ifi.
Btän 18. 8. 121, 9. mir stit 16. Sl.
108, 2.
»Up, der 75, 18. W, 87.
■tarc 80, 155. 81 ii, 10. 87, 6.
etat, ditt 11, 18. 15 , 20. 169, U.
St. haben 86, 6.
tteto adj. 3, 31. 80, SO. 186, 2.
stsete, diu 47, 1.
BtsetecUcben adp. 1Q9, 4.
stsotokeit 16, 17.
Stegen 84, 13. 154, 14.
stein 8lJ, 1. Müfihiein 12, 28.
stellen, sich 7ü, 9.
■teln, Mtehten llO, 8.
steppen 36, 35.
sterben suv. 31, 24.
Sterne, der 17, 15.
■Ue, der 81i, 20.
tilgen 159i, 3.
stille adj. 167, 8. adw, 156, 6.
stimme, diu 1, 3.
•tfnkea 150^ 9.
Stire n. pr. 119, 5.
stiure, diu 80, 102. 179, 5.
stiuren 30, 4. 80, 130.
Stoe, h6r 116, 1.
■tote, diu 81 III, 16.
Stolle n. pr. 107, 5.
stoeren 67, 6. 72, 17. 8I111, 16. 115,
5. 129, 12.
Stösen, Bich 70, 24. 74, 20.
strftle, diu 26, 18.
streben 80, 107.
■triohen 17, 22. 119,10.
strlt, den str. Un 1, 9. 8, 146; be>
1) alten 34, 27.
striten 39, 23.
etvimen, sich 183^ 2.
*trd^ das 2, 28.
stant 8, 5.
storm, der 81», 10.
sflenen 136, 5.
Büener, der 110, 9.
saeze 32, 19. dia s. 80, 78.
•Uesen 80, 74.
sügen 77, 17.
suht, diu 17, 20.
sOme, diu 166, 8.
tiunelioh 18, 22. 65, 28.
samer, der 2, 24. 150, 5.
sumerUte, diu 31, 30.
sumers 22, 4.
snmenlt 84, 8.
Sünden ll3, 4.
Sander adj. 65, 30. — ade. 79, 33.
^praep. 3, 31. 21, 10. 22, 26.
78, 28.
sundern 141, 4.
sunne, diu, Sonne,
sunnevar 80, 138.
taoehen, an einen 14, 24.
Buone, diu 172, 4.
suonetao 4, 36.
suoze adv. 1, 3.
SO« 12, 7. 82. 6. 46, 25. 47,
87.
sftsen 119, 2.
8W& 30, 7. 42, 9. 58, 7. 69, 3.
■wach 130, 1.
•vaohen 25, 11. 66, 29. 7S, 18L
86, II.
■walwcuzagei Hb, IQ.
swanne 10, 2. 18, 17.
8 war pron. 98, 4.
8w4r adj. 65, 7.
»mmn'adj. 6S, 12. diu sw. 3, 23.
76, 6.
swarz, swarzez buoch III, 7
Bwaz 2, 19. 45, 10.
Sweben 78, 10.
Bweiben 159i, 3.
Bwelch, swellch, weteker immer 87,
34. 143, 9.
•wenden 65, 23. 58, 29.
•wenken 165. 5.
Bwenne, wenn irgend;
8 wer 3, 53. 56, 11.
•wem 84, 19. 126i, 14.
swes 162, 1.
swie 15, 13. 100, 5. •wie's 4, 26.
swlgeu 31, 1.
•winde Qdj, 165, 5.
•wingen 106iit 9.
332
TAC — ÖF
tac bO, 1. S. tinen t. •preoUen
79, 50.
Ugellet, das 3, 44. 54.
tUMlAfmdei 9, 8.
tanz, an dem tau« gön 6| 37.
tar ». turren.
taste 2. preet. ind. 3, 40.
Tegersö n. pr. 155, 1.
teil 47, 31. «in t. 32, 9. 63, 16.
148» 2.
teilen 3«, 83. 39, 1. 35» 80. 74» 1.
tief adj. 34, 29. adv, tief« 105, 6.
tievel, der, Teufel,
tihteii, daz 79, 57.
tlure 69, 6. 80, 101.
ttnren 36, 5. 55, i^. C9, 2. 136, 3.
tlarr« comp, von tiure IG, 5.
tinsoh, titttsch 39, 9. 81 ii, 17.
tob«n 26, 4. 87» 8^.
Toberl ö n. pr. 2, 3 >.
tor» der etciden t. 82» 1.
tOre» der 91, 6.
toren 168» 4.
tceresch 115, 10.
ta»rinr.e, diu 116, 10.
totste praet. von turren 67, 15.
ton, daz, Thau.
touc jinva. von tugen 81, 7. 53» 31.
touf, lior 78, 35.
toufe. diu III, 6.
tongen adv. 6, 84.
tovgen, daz, diu 70, 11. Slin, 3.
to'i?onlich adJ. 43, 1.
tougenliclie ade. 5C, 3.
Trabe, diu, Flufinam* 118, 3.
trAge adv. r<\ 13.
tragen, iiaz 10, 18; premüete 16, 30;
liebe .^0» 12; höhen muut tr. 13,
28.
trahten umb* ein dino 158, 4.
Trftne n. pr. 153, 3.
treütiu 15911, 1.
trenicen 80, 117.
treten If-O, 7.
triojren 3, 20.
trimt4t 80, 1.
triuten 153, 7.
trinwe, diu 34. 23. 147, 1 der triu-
wen stein 146, 4. an den triuwen
164, 1. bi ir tr. 132, 7. mit tr. 3,
81. tX tr. 141, 10.
tr6st,.der 15, 3. 80» 7. 87, 4.
55, 3.
trossteliu, daz 24, 6.
trouc pf>Tt. von trl^en 187, 20.
troufe, diu III, 10.
tronm, der 4, 11.
trüge, diu 112, 8. 145, 9.
trütfellclien a<1t. 147, 3.
trüren, trauern,
trOreelieh ad). 65, 3.
tftbe, diu, Taube.
tugen, tügen 21, 7. 27, 29.
tugent, diu 15, 20. 61, 10.
tagentlinft 37, 30.
tumben C7, 13.
tump 16, 8. 123, 1. 161), 6.
luon, das vorhergehende Verbum ver»
trtt>ntd 131» 8. t. bewam 80, 90.
turn, der, Thurm 1S7, 5.
turren 7, 1 1. 17, 25. 137, 3.
tüsentstunt 9, 16.
twaben 80, 47.
twerch 59, 27. 70, IS. gt». Odo»
twerhes 179, 8.
twingen 28, 3. suhst. 53, 29.
twuoo prcBU 9o» twahen 80, 47.
übel adJ. 34, 6. III, 10.
Übel, übele a iv. 38, 6. 66, 16. 92,
1. ü. gedenken 59, 11. sich CU
•cbamen 145, 10; «teilen 70» 9.
übergeben 38, 38.
übergi-nöz, der 79, 33.
übergr& 2, 6.
flbergulde, dln 81i, 14.
tibergüldcu 123, 10.
überhfir 68, 36.
uberhöre, diu 78, 73,
UberhoBben 130, 5.
«tberio 183, 6.
Uberkomen 65, 1.
Obennäice, diu 177, 3.
übemQete» diu 164, 8*
überniuot, der 144, 1.
übersehen 22, 45.
Uuerstriten 5, 25.
11b«rtrinken 143, 1.
überwundern SO, 82.
Üf, gefffn 78, 20 an 147, 4. Of göu
84» 14; legen 142, 8; riten 142, 7;
•cbi««enl48, 7; spam78,41; atAn
17, 33; tragen C, 4 ; zucken 120, 3.
üf schaden 116, 9. Of ein geben
8U, 126.
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UMBE
— ÜZEB
333
ambe 27, 18. umbe das 4, 18.
62, 1.
ombegAn 72, 23. 13611, 10.
uinVevähoii, daz 11, 15»
umbe werfen 129, 10.
anbehuot 134, 4.
nnbereit 15S, 5.
uubescheiden 129, 4.
unbetwungcn IS, 7.
«iktMwellea SO^ 67.
uiibowomn 49, 7.
tmd, undo; «r«»« 17, 19. 93, 5.
123, 7.
undanc, 4er 32, 44. 183, fi.
flnde, diu 7S, 10.
onder pntp,: nnder ongen 6, 35.
77, 21.
nnderkomen 164, 7.
anderlei ucn 3o, 9.
ander stunden 5, 15.
undertän, der 43, 10.
ander taon, sieh 59, 8.
onder wegen Uzen 57it, 6.
underwtlen, -wUent 41, 1. 54, 17.
in, 4.
anderwinden, eieh 5, 13. 16, 6.
underzwischen 15G, l2.
unebene adv. l3i, 13.
uuärc, diu 144, 3.
nnAren 59, 86. S*^, 93. ICS, 33.
anfuo^e, diu 3G, 3. 7^ 8.
mngeahtet 158, 6.
nngebsere, diu 8liii, 21.
ungebatten 95, 6.
nngedicnct 22, 42.
an^redult, diu 34, 13.
ungefUege adj. G8, 1. 72, 3. — diu
u. 169, 8.
ungefaoo, der 80, 48.
ungeliazzet HSii, 8.
ungellcho adv. 72, 18.
nngelönet 51, 37.
ungelAst 15, 22.
ungeloube, der 114, 2.
ungelUcke, daz 74, 5. 103, 8.
ongemaob, daa 181, 9.
ungemeine 52, 8.
ungemezzen 158, 3.
ungemüete, daa 18, 12.
nngenAde, diu 138, 14.
ungennedic 4ß, 1.
ungenseme 92, 3.
Uuger «. pr. 39, 26.
nngerne 17, 45.
ungosühte 99, 1.
ungetnnt 36, 16.
nngeteilet 33, ll.
nngetrinwe 47, 10.
ungewert 37, 39.
ungezogenllche ado, 107, 4.
unheimlich 133, 8.
«nhrtvesch 9^5, 3. 10'*, 7.
ouböveecbeit, diu Oii, 3.
nnkiniohe, dia 80, 35.
unkristen, der 78, 35.
unkristcnlicli SO, 114.
uulübellcbe ado. 25, 13.
unnnre adJ. 3, 35. 13, l. 23, lO.
t>3, 1. 68, 11. 93, 4.
unmAzo adj\ 138, 9.
uuoidze, diu 2;i, 10. 142, 3.
nnminne, diu 33, 7.
nnminnecltche adv. 68, 16.
un nähen udc. 62, 3ü.
uauöt 119, 10.
unnütae 159i, 5.
unrchte r,9, 23.
unreine lt",7, 6.
uusselekeit 74, 7.
unstelie 4, 39. 31, 6.
unaanite ade. 36, 8. 53, 35.
unschamelic}! IK-, 3.
uuscliedellohö adv. 56, 1.
anaenfte a<U. 188, 2G.
Unsen ftekeit, diu 11, 9.
unsiiinen, daz 74, 9.
unsticte 2ü, 12. 116, 4.
nnsAmio 166, 8.
untriowe, diu 81i, 21.
unvordrozzen 7*,
uuvcrebenet 79, 62.
unreraehart 60, 38.
unverspart x. 8. 309, 3.
unvil 1S8, 19.
unwerdekeit 32, 22.
nnwert 63, 3.
onwlp, daa 6^ 5.
unwirden 182, 1.
uQwis adj. 133, 11.
nnwlee, dia 73, 33.
unz II, 17. unz her 93, 7.
urluup 3, 47.
ursprinc, der 80, 150.
üa, tlae, au»{ o/t» ts bofgen 173« 7
kören 180n, G.
özen adv. 122, 8.
üzer 18011, 7.
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334 VADEM — VIL
vadem, der 16, 32.
Taht prceU wn Tohten 58, 16.
▼al adj. 1, 9«
▼al, der: ze valle geben 110, 4.
valsoh, der 185, 2. valsohes Aoe
93, n.
Tttlachelös 15, 11,
valtcn 14f). 5.
valweu 109, 8.
▼4Mn 109, 6.
varn 3, 42. 21 , i2. 37, 27. 90, 1.
varndo 80, 117 * v. bluoman 187,
19; guot 74, 1. 8I1, 11.
TATt, diu 120, 1.
▼»rwe, diu 122, 8.
vapte adv. 6, 35.
vastenkiawe, diu 104, 3.
▼ftterllohen atfo. llS^ S.
TÖch 122, 2. 176, 7.
vfihen 43, 10.
vehten 5^, 16.
Teige adf. 78, 90. 59.
▼eile 1S2, 3.
▼eilen 123, 2. 137, 3.
▼elsclicn 36, IB.
▼eltgebU 2, 32.
verbern 2.^ 4. 23, 8.
verbieten 56, 14.
verborn 22, 4. 63, 5.
verderben 26, 24.
▼erdcr1<0Ti nwo. 42, 10.
▼erdriezen .30, 14.
verdringen 7, 4.
vereineD, eich 68, S
vereischen 144, 6.
verenden 65, 29. 80, 8. 154, 4.
▼erg4n, mleh Tergftt 187, 11.
vergeben e. dat, 188, 134.
verpohene adv. 68, 27. 162, 5.
vergelten 79, 56.
vergezzen 7R, 49.
Tergift, diu 85, 7.
verholn 51, 2. 156, 11.
yerh6ren 30, 13.
verholn« ad*. 18, 17.
verhouwen 78, 31. 188, 10.
verkfiren 23, 18. 44, 10. 59, 24.
85, 14. den echin v. 84, 7. sich v.
114, 1.
verjeben 55, 16.
verkiescn 63, 6.
verklüseu 30, 13.
verkom 63, 6.
verlftn 78, 64. 80^ «.
verleiten 25, 18. 111, 1.
verliegen 59, 97.
Verliesen 5, 30. 99, 6. 59, 8.
verligon 2, 29.
verlistcn 78, 34.
verlflr ». verlieten 99, 6.
vbrmldon 13, 5. 49, 10. 70, 9.
vermissen IO61, 2.
vernemen 27, 6.
verpflegen 71, 6.
verpflihten 90, 12.
verre adv. 3, 4.
▼erren 80, 14.
venagen 16, 39. «ufrsf. 46, 40.
verschämt 67, 34. 138, 9.
verschelkeu 78, 74.
verscbragen 178, 9.
veraehrOten 148, 4.
verschulden 52, 34. 135, 9.
versören 25, 8.
▼ersinnen, sich 13,25. 19, 15. 103,14.
▼ersitzen 187, 15.
versiafen 1, 6.
▼ersm&heu 62, 21.
vertnlden 66, 14.
veraperren 89, 1.
veretAn, rerstön, sieb 22, 29. 61, 11.
91, 5. ze guote v. 53, 3.
vereftmen 78, 15. 95, 5.
▼erauochen 27, 2S. 133, 9. 144, 10.
verswachen, sich 94, 11.
verswern 74, 15.
vert 68, 4.
vertragen 10, 15. 14, 19. 36, 5. 56, 19.
vertriben 56, 34.
vertuon 99, 8.
vervfthen 57, 19.
vervarn 94, 13.
vervelien 113, 10.
verwsenen 61, 19. 31, 22.
verfrarren 116, 5.
verw&zen 73, 15.
verwlzen 14, 7.
▼erworrenliche ade. 53, 38.
versagen 55, 1. 72, 31. 188, 81.
verzihen 30, 25.
verzinsen 78, 17«
veste adj. 141, 9.
vielten «. valten.
vieren 176, 6.
vil 2, 7. 3, 2. ze vii 77, 17. vil
Uhte 17, 30. vil n&oh 25, 9. 77,
19. 99, 6. TÜ wol 10^ 6. — 9tAtU
c. gm, 6, 19.
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YILLSW — WALTHBR
S35
▼Ulan 78, 37.
Tliig«rUn, dfts 14, 24.
vingerzeigcT), das 12, 6.
yinster 18, 21.
▼Int, Ttent 40, 16.
Visoh unz an den grAt 76| IS.
fiuhte, din 80, 113.
fiur, daz 98, 7.
▼Mhen 15U, S.
fliezen 81ii, 2.
Alz, der 17, 21.
fllxen, sich 113, 10.
▼Ittren 158, 9.
TOgellln, das, Vöglein i), 84*
▼Ogelaanc, der 187, 20.
TOget, der 126i, 4. 135, 4. der ▼.
TOn BOme 149, 1.
▼olc, varndez v. 161* i*
volenden 7, 10.
▼olfüegen 152, 8,
▼olge, div 144, 8.
▼olgen 33, .'>.
▼olle a>fj. 150, 9. zo vollen 94, 4.
▼ollecliciie ade. 57, 11. 75, 4.
▼ollemenen 181, 10.
TOlrecken 132, U.
von, vor, am 6, 29. Ib, 4. um, nach
19, 2. wegen, durch 27, 10. 47, 10.
SO. 101, 11. TOD« 8, 38.
vor 17, 25. Über 1T3, 18. vora
34, V2.
vorhte, diu S7, 1.
▼orderimge, diu 147, 4.
Mgw öl, 38. Ton, «mb* einen 46,
84.
Franken n. pr. 105, 1.
freeh 96, 8.
fremede ad$, Ar. SMhe 1361 6s sunge
136, 3.
freudehelfelöB 37, 1.
ftendenrlehe 68^ 14.
frevelUche acT». 67, 11.
freveln 137, 3.
fW adj, 168, 34. c. gen. 19, 4. 56, 23.
M werden 3, 30. frl eonder 80^
137. frl von 80, 76.
friedel, der i), 12.
Eriderich, künec 147, 3. heisoge
- tM Oeterrlidie 98, 1.
frlen 177, 7.
friBt, diu 78, 80.
fristen 79, 5S.
frinnt, der 3, 13.
Mnntaohafl, diu 144, 4.
Mwendinne 3, 9.
friwentllchen adv. 3, 1.
frö adj. dat. pl. frön C8, 3.
frö = frouwe vor Eigennamen 27,
16.
frö, Herr 137, 7.
fröne adj. III, IG.
frönebsere 78, 5.
f^6nebote^ der 133, 1.
frou, min frou 18, 13.
frouwe, diu 3, 27. 13 19. 46, 1.
70, 9.
fronwelln, das 14, 1.
früWGn 24, 8. 36, 16.
frurn, frume, der 101, 12, IfiQ^ 8.
frflmekeit, diu 34, 16.
flniiBen 68, 48. 87, 8.
fruo ade., früh 154, 6.
füegen l'tli, 13.
füogerinue, diu 25, 1.
fllenn 88, 18. 98, 8.
m adj. 104, 5.
funt, der 80, 130.
fuodcr, daz 99, 11.
ftaoge, diu .18, 19. 61, 19. 68, 1.
faore, diu 99, 10. IIS, 3. 186» 6.
fuoz, der 112, 4.
fOr 15, 25. 91, 3. 92, 11. fHi bre-
chen 156, 3; eetsen 23, 5; rennen
138, 10.
fürder: leiten 134, 15; tuen 135, 3.
furgedanc, der 80, 3.
furrieren 51, 24.
Artte, der: forsten meister I59i, 5.
w& 2, 31. •'>4, 5. w& na 86, 7.
wachen 154, G.
w&fen interj. 110, 5.
wAgp, diu 93, 13.
wAgen 76, 30.
wahsen 80, 77. 87, 7.
wahter, der 3, 44«
wsejen 187, 6.
wal, diu 85, 12.
wal, der 78, 65.
Walch, der 115, 3.
walden 4, 26.
walgen 176, S.
waUtore, der 187, 4.
walten 93, 8. 175, 4.
Walther n. pr, 77, 9. 86, 8.
336 WAHMB
wMBina, diu 80, 53.
wan ade., außer 4, 29. 37. 9, 35. 78,
36. 79, 20. quin 110, 5. 139, 8.
waa daz 4, 35. 36, 20. 59, 15.
«an SB wand« S4, S. 131, 2:
w4d, der 15, 1. 21, 10. nAeh wAn«
'J2, 11. 113. 1. 153, 2.
WKU' !^Ü, lU.
wanc, der 3, 3L 144, 6.
wand, wände cmualpait. 52, 4.
wände prcBt. von wenden 7, 3.
Wandel, daz 40, 12. 157J, 10.
wandelbttre 67, 15^
wandelbernHe 186, 4.
wandeln 157ii, 1,
wane 38, 39.
wange, das 6S, 32. 81 1, 5. I06i, 2.
w&ngel, daz 149, 7.
war (vIp. ^^. 16. 1S8, 1.
war, diu U, b. w. nemeu 22, 27.
wAr aäj, w. haben 36, 19. w. sagen
85, 15.
w»re adj. 78, 1.
w&rhaft adj. 154, 1.
wArheit, diu 53, 26. 185, 4.
warnen 163, 6. sich w. ls7, 23.
warten 50, 2. 123, 1. 162, 8.
war zuo 35, 5.
wa« prast» von weeen, «ar; oft,
wa«ton 115, 5,
w&t, diu; yen, wsefce 36, 36. 55, 13.
100, 5.
was $ub»t, 68, 48.
waz pron. waz ob 6, 37. 35, 3().
153, 7. w. dar umbe 16, 14. .68, 8.
wazzer 81 ii, 1.
wA 9tn, 80, 66. adv. 3, 21. 4,
25. wA geiolieben 3, 6. w^ inon
32, 4.
wec, der, Weg; öfter.
weder 51, 1. 73, 6. wedeis 5, 35.
wcgtu 154, 12. 169, 7.
wegewercnde 138, 7.
weich = was loh 77, 11.
Weiiide 51.
weise, der 78, 8. 79, 53. 31iJ, 24.
82, 2. 97, 11.
weis got 1, 9. 70, 16. 106t, 10.
Weif n. pr. 119, 8.
wellen, wollen 16, 17. beheutpten 22,
23. = werden 76, 34.
wein, wählen 6, 27.
weit = u olU 5, 21.
wenden 47, 19. 53, 6. 108, 10. 160, 7.
— WINDEN
I w6nee 145, 4.
I wenen, sich 74, 6.
wengel, daz 17, 21,
wer, diu 78, 52.
werben 67, 3t. 72, 2t 08, t.
werc, daz 14S, 4.
werde "<ir. 57, 9.
werdeclicheu ade. 28, 7.
werdekeit, diu 25, l. 31, 10.
werfen 102, 9.
werlt, diu, zer Werlte 7, 12. 16, 10.
al diu werlt, Ausruf 150, 1. Volk,
Uentchtn 123, 1.
wem 3, 47. 19, 14. 66, 12.
wernde 3, 28. 7x, 30. 51, 35.
werren 44, 8. ÖS, 12.
wert adj, 5, 20. 38, 2l.
wert, der 98, 6.
wes wie. gen. 50, 4. 75, 6. 81l, 7.
I weseu, je/rt, werden 16, 29. 154, 4.
wea«e conf. prmt. eon wissen 9^ 29.
wette, daz 77, j^.
wibcl, der 104, 5.
wicii 122, 2.
wider 3, 55. 26, 7. 68, 26. 72, 9.
w. bringen 24, 4; g4n 103, 8; k6->
ren 32, 22.
Widerreden SU, 90.
widersegen 77, 16. 132, 5.
: widerstftu 61, 16. 136, 12.
widerstrebe, diu SO, 20.
Widers trlt, der 37, :s.
widenwane, der 106iu, 9.
j widertuon 36, 8.
widerwUrken luO, 7.
widerzMme adj. 92, 6.
Wiene n. f»r. 83, 3. 86, 1.
wif? imp^r. von wegen 93, 14.
wiht, ein w. yar nichts 151, 8.
wil, wittMt 3, 19.
wilde adj. 80, 110. 184, 4 188, 30.
wilde, diu 181, 5.
wUe, diu 1, 7. 31, 26. 115, 6.
119, 1.
wilent adv. 12, 12. 73, 19.
Wille, der: willen haben 51,30. mit
willen 14, 28. 22, 39. 186, 6. n&oh
dem willen min 34, 8.
wlUecllohen mdv, 14, 4. 106i, 8*
166, 6.
willekomen 117, 1.
wiUio adj. 35, 22.
wilt, daz 105, 12.
winden G3, 16.
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837
wint, der 167, 5.
wint, ein w. 38, 20. 89, 4.
•winterkalt adj. 3, 36.
wi&t«rsorge, diu 2, 1$.
wüktoislt» diu M, 9.
wtp, dMt, WHbi ^ft, wlbM heU M,
17.
wiplieit, diu 69, 3.
wlplioh adf. 179, 2.
wilde, diu 75, 21.
Wirde, ich: l. prm»* •©» werden
31, 25.
wirret, mir w. 90, 8. 44, 8.
wirs 65, 11.
Wirt, der 117, l.
wirt«ciiuft, diu 30, 19.
wie tmper. von wesen 97, 90. 93, 6.
wl8, diu 150, 7. 170, 2.
wlae, diu 118, 6. 187 1 28. 5, 5.
wleen 113, S.
Wiste praet. von wi/zcu 59, 9»
wit, diu 136, 'i. 16'J, 5.
Witze, diu 70, 20. 54, 19. 139, 7.
154, 5.
wiu 32, 4.
wize, daz 160, 7.
wlzcu 13, 13. 18, 5. 67, 9.
wissen 91, 5.
wizzcndc, diu 91, 2.
wol adv. 75, 7. 108, 5. 123, 10.
wol dau 5, 21. W. mieh 7, I.
45, 5. wol gebunden 5, 12; ge-
lobet 137, 1; gemuot 38, 26. 51,
3; getftn 3, lü. 6, 2. 9, ge-
sogen 66 , 39; w. reden 16, Iii
epreehen 11, 18. 96« 1« tuen 11,
10. 32, 5.
wölken, dftz 3,
wolkenlde adj. 146, 9.
woHeUe 189, 1.
wort, das 80^ 75. 77. w. onde wlse
173, 2.
wunder, daz 5, 17* 15, 84. 81, 7.
99, 6. 194, 11. 146, 1. dureb w.
171, 1.
wunderalt adj. 4, 37.
wundersre, der 80, 88.
'wuBderUoh adj, I26ix, 8. 155, 4.
wunderlichen adv. 77, 30.
wundern 132, 3. 141, 7.
wundertpil, das 53, 81*
wnnderwol 17, 1.
WAKTSVE TO« ABB TOOBLWSIBn.
wünne, diu 4, 84. 183, 88.
wünuecllche ade. 4, 8«
wtknnenrlch 17, 11.
wünsch, der 17, 49.
wttnschen 37, 16.
wunt 81r, 23.
wuocber, der 138, 6.
würde conj., wütAt 9, 35.
•wOrken 145, 8.
würre conj. praet, von werren 58, 5.
würz, diu 124, 1.
zac^e, der 156, 6.
s4hl 149, 4.
zam 170, 3.
zamen 80, 114.
sart, der 77, 19.
snrten 124, 6.
ze: ze bimel 4, 23. se eamene 159xi,
8. ze wö 93, 3. ae, gegen, unge-
fähr 187, 5. 151, 1.
zebant adv. 85, 4.
zÖbe, diu 150, 2.
zeichen, duz 84, 4.
sein, der 72, 84. 141, 10.
semüu, ziemen, looht eaut^ent 5ft«r,
zer, diu 78, 56.
sergiu 93, 9. 15, 4. 56, 37. 149,
10.
zerliden 162, 5.
zerslaben 187, 5.
serstceren 173, 19.
serteilen 116, 8.
seeewe adj. 78, 62.
zestunt (idü. 79, 52.
zew&re 25, 2. 57, 7.
sieben 188, 8.
zieren 2, 25.
zlhen 101, 1.
s'ihte 13, 26.
snr 8s se ir 54, 17.
zirke, der 81ii, 22.
ztt, diu: an der zit 34, 25.
ziuch imper, oon sieben 198, 1.
sogen 126t, 8.
som: mir ist z. 79, 2l>
surnecllchen adv. 65, 4. 141, 7.
zOrnelln, daz 36, 6.
souber, das 38, 3.
louberwe, der 110, 9.
39
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338
ZOUM — ZWd
zoum, der 123, 1»
neken 129, 8. 183, 7.
snht*, diu 49, 2. 19, ll. 100, 10.
168, 2. mit zUhten 16, 19
sauge, diu 8I11, 17. 146, 7.
sao, M 84, 0. sttO gön 64, (. 8^ 1.
suo sUr 35, 38.
eflrnen 77, 9.
swei neutr, 36, 22.
zweien, sich 81xii, 9.
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115.
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